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Laura D.

Bis es Klick macht

Vorwort

Bis es Klick macht. Ein wohl gewählter Titel, vor allem wenn es sich um ein Thema handelt das in der Gesellschaft mehr unbeachtet als beachtet wird. Jede und jeder kann in diese Falle tappen. Einfach so. Denn wir leben in einer Gesellschaft, die von Äußerlichkeiten und deren Darstellungen geprägt ist. Überall werden wir von Bildern und Darstellungen überhäuft. Und alles sieht perfekt aus. Ohne Makel. Am besten ohne Makel. Und genau hier liegt das Problem. Immer mehr Menschen geraten durch diesen Wahn in die Teufelsspirale der Magersucht. Magersucht, welch schreckliches Wort für eine wirkliche Krankheit. Es ist eine wirkliche Sucht. Ohne sich selbst zu reflektieren rutschen immer mehr Menschen und besonders Jugendliche in die Falle dieser Sucht.

Nennen wir es doch beim Namen. Es ist ein gesellschaftliches Problem. Und dieses Problem kann Jede und Jeden treffen. In jede Familie einziehen. Niemand ist davor geschützt, weil wir in einer völlig absurden medialen Welt leben. Alles und wirklich jeder Moment eines Lebens kann der Öffentlichkeit mitgeteilt werden. Schon mit 9 - 10 Jahren laufen Kinder mit ihrem Smartphone umher und sind über die sogenannten „Social-Media“ mit vielen verbunden. Das nennt man heute „Sozialkontakte“. Während früher sich jeder persönlich verabreden musste, oder sich per Telefonanruf miteinander verband, ist heute alles per „Kurznachricht“ machbar. Genauso ist es mit den Mitteilungen, wie man sich fühlt, was man gerade macht, oder wie man aussieht. Jeder noch so unbekannte Pseudo- Promi verbreitet sein Aussehen in den sozialen Medien. Oder das Fernsehen macht mit seinen Sendungen, wie man sucht ein Supermodel, ein Muss wie man aussehen soll schon fast zum Zwang. Gut, hier kann man erwähnen, dass man als das nicht nachmachen muss oder sich so etwas nicht ansehen muss. Doch die Realität sieht einfach anders aus. Aus diesen medialen Zwängen kommen viele nicht mehr heraus. Man will dazu gehören und da ist ein perfekter Körper einfach ein Muss. Aber Schuld sind nicht nur die Medien oder sozialen Netzwerke. Sie sind ein Teil des ganzen Problems. Magersucht und seine Folgen führen zu massiven gesundheitlichen Problemen mit Langzeitfolgen. Nur darüber reden möchten weder die Betroffenen, noch die Gesellschaft hinhören oder hinsehen.

Genau deswegen möchte ich mit diesem Buch und meiner Geschichte, einer wirklich betroffenen jungen Frau, dieses wichtige Thema bekannter machen und Jugendliche davor bewahren, in den gleichen Teufelskreislauf zu geraten.

Meine Geschichte ist echt und tatsächlich so passiert. Sie ist aus meiner betroffenen Sichtweise geschrieben und soll einen tiefen Einblick in ein solches Leben geben und auch nichts beschönigen. Ebenso habe ich mich bemüht aus der anderen Seite auf dieses Problem zu schauen und zu verstehen, warum eine Gesellschaft hier immer wieder wegsieht. Es ist ein Versuch junge Menschen davon abzuhalten, sich immer nur an Äußerlichkeiten messen zu lassen oder gar in die Spirale der Sucht zu geraten.

Wenn ich es schaffe, dass nur wenige junge Menschen wieder mehr Sinn ohne Wahn des Gefallens zu leben und das Thema Magersucht und ihre Folgen öffentlicher werden, habe ich viel erreicht.

Schauen wir also nicht weg, sondern trauen uns über ein Thema zu schreiben und zu reden, dass viele betrifft, aber kaum einer wahrhaben möchte.

1. Kapitel

Sucht.

Wenn man sich mit dem Thema „Magersucht“ beschäftigt, dann fällt einem sofort das Wort „Sucht“ ins Auge. Ist das Verweigern von Essen oder das Erbrechen von Gegessenem, also die Bulimie, tatsächlich einfach nur eine Sucht?

Mit diesem Buch will ich keinen medizinischen oder psychotherapeutischen Aufklärungsauftrag erfüllen. Vielmehr geht es mir darum, das Problem aus verschiedenen Sichtweisen aufzuzeigen.

Die eine Sichtweise, ist die einer betroffenen jungen Frau, die alles selbst erlebt hat. Die andere ist die, fernab dieser Erkrankung einen Blick darauf wagt. Gesamt gesehen will ich das Thema in die Öffentlichkeit bringen und junge Menschen davor bewahren in diese Sucht und Erkrankung zu geraten.

Denn diese Sucht ist eine Erkrankung, und führt neben dem massiven Gewichtsverlust, zu weiteren Erkrankungen des Verdauungstraktes und besonders der psychischen Situation.

Viele von Ihnen werden sich fragen, wie man denn überhaupt in eine solche Sucht geraten kann. Es ist doch heutzutage gar nicht mehr nötig in so etwas hineinzugeraten.

Das stimmt. Doch es gibt eine große Menge junger Menschen, die aus verschiedenen Gründen in eine solche Spirale hineingeraten. Gründe gibt es genug. Und wenn es keinen Grund gibt, dann schauen wir uns einmal genau an, was „Sucht“ überhaupt bedeutet.

In gewisser Weise kennen wir alle Süchte. Der eine ist Nikotinsüchtig, ein anderer Alkoholsüchtig, ein anderer Spielsüchtig, wieder ein anderer Sport süchtig und so weiter. Die Liste ist unendlich lange und auf fast alles anwendbar.

Niemand ist davor geschützt nicht doch süchtig nach etwas zu werden.

Führen Süchte zu einer Erkrankung oder sie schränken unser Leben sehr ein, dann wird es offensichtlich. Alles was davor passiert, wird von uns allen akzeptiert und toleriert. Niemand macht sich große Gedanken, ob die eine oder andere „Schwäche“ uns oder anderen schadet. Erst wenn das Kind im Brunnen liegt, wie es ein Sprichwort sagt, dann wird etwas getan.

Doch was wird wirklich getan, wenn wir oder unser direktes Umfeld nicht betroffen sind?

Nichts.

Man schaut dezent weg oder begründet sein wegschauen damit, dass man sagt: „Es ist ja demjenigen selbst seine Schuld“. Das ist legitim und es schützt uns selbst. Aber eben nur so lange, wie wir selbst oder ein Angehöriger nicht doch betroffen ist.

Bei dem Thema „Magersucht“ ist wegschauen nur noch dann möglich, wenn die Folgen kaum sichtbar sind. Sind sie sichtbar, dann ist es meistens schon zu spät und der oder die Betroffene ist in der Spirale des Verderbens schon mittendrin.

Magersucht ist kein Neuzeitliches Phänomen. Das gab es immer wieder in der Geschichte.

Dabei spielten früher schon gesellschaftlicher Druck eine große Rolle.

Ein sehr bekanntes Beispiel ist Kaiserin Sissi von Österreich. Sie wollte mit aller Gewalt ihre kindliche und schlanke Figur niemals verlieren. Beobachter aus der Zeit berichten von wahren Exzessen der Kaiserin, wenn es um ihren Körper ging. Nicht nur, dass sie jeden Morgen zwei Stunden für anziehen und zurechtmachen brauchte, nein, sie hatte jeden Tag ein acht Stunden Pensum an Sport und Bewegung sich selbst auferlegt. Dazu gehörten stundenlange schnelle Spaziergänge, die ihre begleitenden Bediensteten, schlichtweg zur Erschöpfung brachten. Daneben absolvierte sie ein tägliches Trainingsprogramm mit Leibesübungen, wie es damals hieß. Selbst bei Essen lief sie um den Tisch herum, um ja kein Gramm zuzunehmen. Das ist sicher ein kaum bekanntes Bild dieser „Traumfigur“ Sissi, aber sie ist ein Beispiel für die Sucht mit dem Gewicht. Und solche Beispiele gab und gibt es reichlich in der Geschichte.

Heute sind es nicht viele andere Gründe wie damals. Man will in einer Gesellschaft akzeptiert werden und koste es eben die Gesundheit.

Dieses Phänomen „in der Gesellschaft akzeptiert und anerkannt werden“ ist ein Menschheitsproblem. Denn mit dieser Akzeptanz bekommt man ein vermeintliches Gefühl von dazu gehören vermittelt. Dabei spielt die Äußerlichkeit eine große Rolle. Und dieses äußerlich perfekt sein führt in diese Sucht, die Magersucht.

Viele von Ihnen werden jetzt denken, dass man sich in seine Rolle zwingen lässt. Das stimmt. Ich gebe Ihnen vollkommen recht. Man lässt sich in diese Rolle und auch in die Sucht zwingen. Nur diesen Punkt zu erkennen und dagegen zu steuern, wird verpasst und aus einer Rolle wird eine Sucht. Wie in meinem Fall.

Sie können jetzt auch urteilen und sagen: „Niemand muss süchtig werden und sich so gehen lassen“. Auch da gebe ich Ihnen recht. Man muss es nicht, doch es geschieht millionenfach. Die Süchte sind vielfältig und manche offensichtlich. Magersucht ist erst dann sichtbar, wenn alles zu spät ist. Zu spät für den Betroffenen und doch immer wieder schaffbar, dort raus zu kommen. Das war nicht immer so. Im Laufe der Zeit hat sich das Bild der Magersucht auch gesellschaftlich verändert.

Während früher fast ausschließlich wohlhabende Menschen von dieser Sucht betroffen waren, waren die Ärmsten grundsätzlich von Hunger und Untergewicht betroffen. Nur diejenigen, die es sich leisten konnten, mussten sich Gedanken um ihr Aussehen und Gewicht machen.

In der modernen Zeit, und hier spreche ich von der Zeit ab 1960, kam ein völlig neues Phänomen hinzu. Der Wohlstand für fast alle. Doch seit circa dreißig Jahren hat sich das Bild nochmal verändert. Durch die mediale Verbreitung wurde der Wahn der Schönheit nochmals gesteigert. Zu diesem speziellen Thema werde ich später näher eingehen. Nur sollte ich hier schon erwähnen, dass seitdem die Zahl der magersüchtigen Menschen in den Industriestaaten um ein Vielfaches gewachsen ist. Ein riesiges Suchtpotential ist entstanden. Und hier will ich das Wort Sucht mit voller Absicht gebrauchen, denn es wurde regelrecht eine Suchtwelle.

Sie geschieht erst im versteckten und wird dann immer deutlicher.

So wie es die andere Seite gibt.

Junge Menschen, die mit großem Übergewicht, aufgrund falscher Ernährung und Bewegungsmangel ebenfalls süchtig sind. Diese Diskrepanz können Sie selbst, wenn Sie durch eine Stadt laufen, gut beobachten. Dort begegnen ihnen junge Menschen die extrem dick sind und genauso das Gegenteil. Abgemagerte junge Menschen, in der Hauptsache Mädchen und junge Frauen, die in kleinste Kleidergrößen passen. Hier läuft ein riesiges Suchtpotential durch die Städte.

Mir ist es wichtig, dass die Gesellschaft wieder mehr auf die Menschen blickt und auch in seinem eigenen Umfeld achtsamer wird. Auch wenn mir völlig klar ist, dass gerade in der eigenen Familie, aufmerksam machende Gespräche zu diesem Thema schwer möglich sind, da sich die betroffene Person niemals dazu bekennen möchte. Doch es ist wichtig, dass man den Anfängen wehrt und nicht lockerlässt.

Ich, als selbst Betroffene möchte mit meiner Geschichte genau diesen jungen Menschen Mut machen sich zu öffnen. Gespräche zuzulassen und sich selbst genauer zu betrachten, und das im wahrsten Sinne des Wortes.

Aus meiner eigenen Erfahrung möchte ich Euch sagen: Leute, es ist eine Sucht und aus der kommt man nicht einfach so raus. Auch wenn Ihr es denkt und vielleicht ganz oft versucht habt. Es ist nicht einfach, doch es ist möglich. Lasst Euch von der Familie und Freunden helfen. Geht und sucht Euch professionelle Hilfe. Es ist ein Teufelskreislauf und den zu durchbrechen ist nicht einfach. Lasst Hilfe zu. Denkt ein bisschen darüber nach, dass Euer Zustand gesundheitliche Schäden hinterlässt. Schäden außerhalb des Gewichts. Diese können weitreichend sein und Euer ganzes Leben sehr verändern. Je früher ihr Euch helfen lasst, desto größer ist die Chance, dass Ihr ein gesundes Leben führen könnt.

Deshalb ist es mir so wichtig über dieses Thema zu schreiben, denn diese Magersucht hat mein eigenes Leben nicht nur verändert. Nein, es hat großen Schaden angerichtet. Schäden an meinem Körper und meinem Innenleben. Es sind Schäden, die aus der Sucht entstanden sind.

Jede Sucht hinterlässt irgendwelche Schäden. Körperliche Schäden kann man meist in irgendeiner Form wieder in Ordnung bringen, doch es gibt die tieferen Schäden. Die in einem Selbst. Und auch diese Schäden werden zu einer Sucht. Man provoziert diese Veränderungen durch sein Handeln. Man macht es bewusst und unbewusst. Sie entstehen und jeder selbst merkt es. Doch man schaut weg von sich. Am Anfang ist das Wort Sucht für dich als betroffenen Menschen nicht da, denn damit müsstest du dir Schwäche eingestehen. Doch du selbst entwickelst diese Sucht vermeintlich aus Stärke. Besonders die Magersucht gehört zu diesem Phänomen. Man kann etwas erreichen, was vielen nicht gut gelingt, du nimmst stetig ab und zeigst es damit allen, die mit ihrem Gewicht zu kämpfen haben. Du bist ein Held, eine Heldin. Mit jedem Gramm und Kilo zeigst du der Welt, was du im Stande bist zu können. Sucht? Nein, für dich ist es eine Erfüllung. Bei mir und vielen anderen kommt dann hinzu, dass man Sport als Ventil und Möglichkeit nutzt, um das Ziel besser zu erreichen. Sport ist keine Sucht. Sagen alle. Stimmt, wenn du das normale Maß nicht verlässt. In dem Moment, wo du nicht mehr verstehst, dass dein Kopf sich nur noch um Abnehmen und Sport dreht, hast du ein echtes Problem. Dann wird es zur Sucht und das ist so. Magersucht geht in vielen Fällen auch ohne extrem viel Sport. Die Menschen, und hier sind es in der Hauptsache Mädchen, ziehen sich zurück und hungern vor sich hin. Hier kommt eine Komponente ins Spiel, die ich im nächsten Kapitel näher betrachten möchte. Das soziale und heutzutage mediale Umfeld. Eine sehr wichtige Komponente in diesen Zeiten, denn vieles dreht sich um dieses Thema: Gefallen. Aber wem will man eigentlich gefallen? Das ist bei der Magersucht gar keine echte Frage. Denn befindet man sich in diesem Teufelskreislauf, ist das Wem gar nicht mehr wichtig. Die Waage entscheidet die Richtung. Und es gibt nur eine Richtung. Es muss immer weniger Kilogramm auf der Anzeige erscheinen. Es ist die Sucht nach dem Weniger und immer leichter werden.

Es dreht sich die Spirale um einen. Sie dreht sich unaufhörlich und du selbst nimmst nichts mehr an Warnungen und Hinweisen wahr.

Darum wende ich mich mit diesem Buch an Euch alle. Lasst Euch nicht auf diese Teufelsspirale ein. Sie zu durchbrechen braucht größere Kraft, als die die es braucht um hinein zu geraten. Achtet auf Euch und auf die Hinweise von Menschen, die Euch nahe stehen. Nehmt es ernst, wenn jemand der Euch mag sagt: Vorsicht, du veränderst dich zu deinem Nachteil. Bleibt bewusst für Euch selbst.

2. Kapitel

Das soziale und mediale Einwirken.

Wir Menschen sind soziale Wesen. Eine Tatsache, die sich kaum leugnen lässt. Ohne soziale Kontakte werden wir nicht glücklich oder können uns zu einem Menschen mit all seinen Stärken und Schwächen entwickeln. Auch wenn man sich im Laufe des Lebens für ein Leben ohne große Familie oder Gruppe entscheidet, sind wir doch soziale Wesen. Berichte von sogenannten Eremiten, die sich irgendwohin verzogen haben und dort irgendwie gelebt haben, sind sicher interessant, aber für die Mehrheit der Menschen schlichtweg nicht vorstellbar. Soziale Kontakte haben wir schon vor der Geburt. Im Mutterleib bekommen wir vieles mit, was um die werdende Mutter herum passiert. Geräusche und Emotionen nehmen wir wahr. Auch wenn wir im Bauch der Mutter kein großes Mitspracherecht haben, so bekommen wir doch vieles mit. Nach der Geburt werden diese Kontakte immer wichtiger. Sie sind das Lebenselixier. Wir saugen diese sozialen Dinge regelrecht in unserem Gehirn auf und verarbeiten sie. Sie beeinflussen immer mehr uns als Mensch. Erst unbewusst, dann immer bewusster. Mit jedem Tag unseres Lebens werden diese Einflüsse anders verarbeitet. Wir entwickeln uns mit diesen Einflüssen. Ob wir das wollen oder nicht. Sie prägen unser Leben. Und das nicht zu kurz. Wir werden regelrecht zu sozialen Junkies. Immer schön rein und verarbeiten. In jedem Lebensabschnitt ist das so. Zu jedem Zeitpunkt. Ohne Wenn und Aber.

Als Kind prägt dich dieses soziale Erleben sehr stark, denn in dieser Phase werden Grundstöcke für dein weiteres Leben gelegt. Nur, es hört nicht auf, die soziale Entwicklung läuft weiter. Sie beeinflusst dich und dein Handeln. Und wenn es in deinem Leben zu einem Kontakt kommt, dass dein Körper als Ausdruck deiner Selbst in den Vordergrund geschoben wird, dann können plötzlich merkwürdige Sachen passieren. Menschen, die noch vorher als völlig gefestigt gewirkt haben, werden unsicher oder zweifeln an sich. Aber warum jetzt? Genau diese Frage versuchen wirklich schlaue Menschen, wie Psychologen und andere zu beantworten. Doch eine einfache Antwort kann es da nicht geben. Wenigstens aus meiner Sicht. Und die will ich hier veröffentlichen. Ich möchte keine Abhandlung schreiben, die wirkt, als hätte ich viele psychologischen Bücher gelesen. Noch möchte ich den Eindruck hinterlassen, dass ich als Betroffene gar weiß, wie man es verhindert. Hätte ich es gekonnt, dann hätte ich es gemacht und ich würde dieses Buch nicht schreiben. Und weil es nicht einfach ist, passiert es. Man kommt in die Krankheit Magersucht. Es ist eine Krankheit und die hat auch ihre Ursache im sozialen und medialen Umfeld. Während in früheren Jahrzehnten und Jahrhunderten ausschließlich das nächste Umfeld den Menschen beeinflusst hat, ist es in der heutigen Zeit immer mehr das mediale Umfeld auf vielen Kanälen. Früher beeinflusste eine gewisse Mode die Menschen, und hier ganz explizit die Damen. Sie mussten einer Mode entsprechen. Körperlich vor allem. Sie mussten gefallen, denn man wollte sich zeigen oder gesehen werden. Es ist kaum anders als heute, nur die Art der Kommunikation war anders. Man nannte es auch schon damals: Schönheitsbild. Hauptsächlich Frauen mussten dem entsprechen, bei den Herren reichte oftmals ein dementsprechender Bart und schon war man schön. Eine Frau musste schon ihr ganzes Äußeres aufwarten, um zu beeindrucken. Die Mode half nach. Es gab Hilfsmittel, schon ganz lange. Hier alle aufzuzählen ist sicher unnötig, denn jeder kann sich da genauestens informieren. Dem Internet sei Dank. Es zeigt, dass körperliche Veränderung zu jeder Zeit erwünscht war. Nur in den früheren Jahren war diese Veränderung einer bestimmten Klasse vorbehalten. Denn diese Klasse hatte ausreichend Nahrung und Genuss, um überhaupt in Verlegenheit zu geraten, sich verändern zu müssen. Die meisten anderen Menschen waren froh überhaupt genug zu haben. Nur diese Extraklasse hatte auch schon damals einen regelrechten Wahn um das Aussehen. Die Damenwelt wurde durch die Mode und den sozialen Kontakten gezwungen diesem Schönheitsbild zu entsprechen. Und sie tat es. Quetschte sich in Korsagen und Mieder, die der Frau regelrecht die Luft wegnahm. Nur gut aussehen war wichtig. Bei jedem Gramm zu viel wurde die Qual größer. Also, begann man mit Diäten und obskuren Essgewohnheiten, um die lästigen Kilos los zu werden. Traf man sich auf Bällen, wurde über einen oder sagen wir besser einer, gesprochen. Wie die aussieht und welch Figürchen sie hat. Oder das Gegenteil, wie fett die geworden ist und wie unmöglich das aussieht. Es wurde aber kaum mit der Dame gesprochen. Bemerken Sie etwas? Genau, es hat sich nichts verändert. Oder sagen wir kaum. Heute gibt es für dieses Sprechen über andere ganz andere Kanäle. Die Medien, wie Fernsehen und Internet. Die Zeitschriften habe ich bewusst heraus gelassen, denn die spielen kaum noch eine Rolle, da das Internet alle überholt hat. In Geschwindigkeit und in Fülle. Das Internet mit all seinen Vorzügen, was Informationen und Wissen einholen angeht. Es war für die Menschheit ein regelrechter Segen, dass dieses Medium in unser aller Büros und Wohnungen eingezogen ist. Genauso hat es seinen Fluch. Denn nicht nur sinnvolle Informationen werden dort verbreitet. Nein, immer mehr wird dieses Medium zu einem anonymen Helfer für Stalking und Hetze gegeneinander. Ich möchte das Internet bestimmt nicht in eine Ecke drängen, wo es nur schlechtes beinhaltet. Es hat seinen Platz in der Gesellschaft auf der ganzen Welt verdient. Doch dürfen wir alle nicht vergessen, was es auch anrichten kann. Genauso, wie es das Medium Fernsehen seit vielen Jahren geschafft hat. Erst durch diese Einrichtung in fast allen Wohnzimmern, konnten Informationen jeglicher Art schnell und effektiv verbreitet werden. Noch viel besser, als mit Zeitschriften und Büchern. Man muss gar nicht lange warten und schon bekommt man fast alles mit. Leider gibt es hier auch nicht nur die Sonnenseiten, sondern auch die Schattenseiten. Nicht nur, dass Informationen gefälscht durch die Kanäle fließen, es werden auch sogenannte „Fake News“ in Massen verbreitet. So entstanden Sendungen, die gesellschaftlich Einzug in die Wohnzimmer und somit in die Familien fand. Die heile Welt

Damit viele Menschen von meinem Leben noch mehr erfahren, habe ich meine Geschichte niedergeschrieben. Sie soll zeigen, was alles passieren kann, wenn man nicht achtsam ist und wenn man in diese Falle Magersucht hineintappt. Meine Geschichte soll aufwecken und mahnen. Aber nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern mit dem was passiert ist. Jeder kann sich selbst ein Bild machen und soll es auch. Es ist meine Geschichte und ich würde mich sehr freuen, wenn sie dazu beiträgt, dass manch eine oder einer mit sich selbst besser umgeht.