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Iso Camartin

Im Garten der Freundschaft

Eine Spurensuche

 

C.H.Beck

Zum Buch

Sprach- und menschheitsgeschichtlich sind «Freunde» ursprünglich Menschen, die man liebt, weil sie im weitesten Sinne zur Familie gehören. Die Menschheit machte einen Riesenschritt in ihrer Entwicklung, als sie den Ausdruck «Freund» auf frei gewählte Beziehungen übertrug. Die Chemie der Freundschaft, heißt es, sei die Alchemie des Glücks. Geheimnisvoll, unergründlich, unerschöpflich und ein Dauerthema der Philosophie und Kunst, ist die Freundschaft auch ein Lebensthema Iso Camartins. In seinem neuen Buch, das auch einen reizvollen erzählerischen Rahmen besitzt, lotet er es in alle Richtungen aus, beginnend mit der womöglich bangen Frage: «Taugst du zum Freund?» Ob Männerfreundschaft oder Frauenfreundschaft, Gast- oder Gottesfreundschaft, geistreich und gebildet, anschaulich und plastisch werden die Gesichtspunkte der Freundschaft erörtert und in mitunter sehr persönlicher Form abgehandelt. Auch falsche Freunde und Fallen der Freundschaft bleiben nicht ausgespart. Ein großes, anregendes und klug erzähltes Kompendium der Freundschaft.

Über den Autor

Iso Camartin, geboren 1944, Kulturwissenschaftler, Philosoph und Schriftsteller, von 2000 bis 2003 Leiter der Kulturabteilung beim Schweizer Fernsehen DRS, ist seit 2004 verantwortlich für die Opernwerkstatt am Opernhaus Zürich. Zahlreiche Veröffentlichungen, zuletzt «Belvedere – das schöne Fernsehen» (2005), «Bin ich Europäer? Eine Tauglichkeitsprüfung» (C.H.Beck, 2006) «Die Geschichten des Herrn Casparis» (C.H.Beck, 2008) und in der Reihe «Die Deutschen und ihre Nachbarn» den Band über die Schweiz (C.H.Beck, 2008).

Inhalt

Der Brief des Großmoguls

Bin ich ein Sekretär?

Ein Freund ist ein Freund ist ein Freund …

Palast, Lagune, Park oder Pavillons der Freundschaft?

Der Marmorboden des Doms von Siena

Taugst du zum Freund?

Große Worte über Freundschaft

Gastfreundschaft

Gottesfreundschaft auf Mallorca

Männerfreundschaft und Frauenfreundschaft

Die falschen Freunde

Fallen der Freundschaft

Die Freundschaft und die Musik

Florestan und Eusebius

Spaziergang mit Lukian

Die Freunde der Villa Careggi

Kleine Galerie der Freunde bei Shakespeare

Die venezianische Freundin

Freundschaft mit dem «Prete rosso»

Mirandolina

Im Garten der Freundschaft

Freundschaft mit Nebenabsichten

Stellas Menagerie

Im Spiegel der Seele

Am Lido

Bei aller Freundschaft …

Literatur zum Thema Freundschaft und zitierte Quellen

Erwähnte Musikbeispiele

«Man sagte mir: Ja, das ist Freundschaft,
doch, doch, ganz bestimmt,
du brauchst nicht weiterzusuchen.»
Samuel Beckett, Endspiel

In Erinnerung an Hyman Bloom (1913–2009)

Der Brief des Großmoguls

Aus Samarkand erhielt ich einen Brief. Der Großmogul hatte diesen Brief offenbar einem seiner Privatsekretäre diktiert, der mit dem Namen Din Mahmud zeichnete. Der Brief war in englischer Sprache abgefasst und enthielt neben den üblichen orientalischen Höflichkeiten und liebenswürdigen Weitschweifigkeiten, die das Wohlwollen des so mächtigen wie gelehrten Herrschers dem Adressaten gegenüber bestätigten, im Wesentlichen zwei Mitteilungen: Zunächst äußerte der Großmogul den Wunsch, mich aufgrund ihm zugegangener Empfehlungen aus London und Wien verbindlich zum engeren Kreis seiner Mitarbeiter zählen zu können. Um diesem Wunsch den gehörigen Nachdruck zu verleihen, ernannte mich der Großmogul offiziell zu seinem Privatsekretär für den Bereich «Büchersammlungen und Schätze der westlichen Welt». Der Großmogul ersuchte mich, dies als ein außergewöhnliches Zeichen von Vertrauen und persönlicher Wertschätzung anzusehen.

Gleichzeitig teilte er mir mit, zunächst nicht den unterirdischen Erweiterungsbau der Palastbibliothek für Ergänzungen aus Ländern der untergehenden Sonne in Angriff zu nehmen, sondern diesem Vorhaben ein anderes vorausschicken zu wollen, das er wie folgt beschrieb:

«Auf meiner letzten Reise durch das Herrschaftsgebiet meiner Vorfahren bin ich auf die erschreckende Auswirkung von Monokulturen in landwirtschaftlichen wie in geistigen Bereichen gestoßen. Wo einmal paradiesische Vielfalt herrschte, haben engstirniger Zentralismus und dogmatische Weltanschauungen blühende Landschaften in immer gleiche Ödnis verwandelt, aus Gedankenvielfalt ist sture Nachbeterei geworden. Die Folgen des zentralistischen Wahns und doktrinärer Weltanschauungen sind Armut, Abhängigkeit und Aussichtslosigkeit. Sie haben sich in früheren Oasen des Wohlstands und der Gelehrsamkeit in erschreckender Weise ausgebreitet. Meine Fachleute für Bewässerungsfragen und landwirtschaftliche Neuerungen sind bereits angewiesen, dort, wo die Lage noch umkehrbar scheint und Korruption nicht jegliche Verbesserung von vornherein unmöglich macht, in absehbarer Zeit für Abhilfe zu sorgen. Was den geistigen Verfall betrifft, bin ich entschlossen, an einigen Orten, deren Ruhm auf besonders blühenden Denkstätten und nie versiegendem Einfallsreichtum in Glaubensfragen beruhte, neue Impulse durch die Errichtung von Schulen und Forschungszentren zu geben. Bereits beschlossen und in Planung begriffen ist die Wiedereröffnung eines Gelehrtenzentrums für Sufismus in Samarkand, jener Stadt, die einmal «Paradies des Ostens», «Spiegel der Welt» und «Garten der Seele» hieß und heute nur noch ein schwacher Abglanz ehemaliger Gelehrsamkeit und Kunst und früheren Reichtums ist. Mein dafür ausgesuchter Architekt hat sich bereits mit den Sufismus-Experten beraten und mir seine Pläne unterbreitet. Wenn Allah, der Urheber aller Schöpfung, es will, werden in zwei Jahren die ersten jungen Menschen mit den besten Gelehrten in Samarkand das Studium muslimischer Mystik und Weisheitslehren in der neu entstandenen Sufismus-Akademie aufnehmen können.

Diese bereits nahe Aussicht ist der konkrete Anlass dieses Schreibens. Als Ergänzung zur geplanten Sufismus-Akademie habe ich beschlossen, in Samarkand als ein Spiegelbild zur entstehenden Stätte islamisch-sufistischen Wissens und Weltbegreifens einen «Palast der Freundschaft» zu errichten. An dieser in ihrer Art bisher unbekannten Schule der Gelehrsamkeit soll zunächst Freundschaft zwischen einzelnen Menschen, dann aber auch zwischen den Kulturen und Religionen der weiten Welt gelehrt und gepflegt werden. Beachten Sie bitte, dass ich nicht eine allgemeine philosophische Akademie oder eine überkonfessionelle Forschungsstätte für mystische Traditionen und Weisheitslehren im Auge habe. Ich möchte der wunderbaren Idee der Freundschaft ein außerordentliches Denkmal setzen. Freundschaft ist in ihrer Vielfalt und Bedeutung ein einmaliges zwischenmenschliches Ereignis, das gerade in der westlichen Welt reichhaltigste Ausprägung und Entfaltung erfahren hat. In Samarkand, diesem früheren Kreuzungspunkt der Kulturen, soll dieser besondere Palast entstehen.

Meinem Plan liegt folgende Leitidee zugrunde: Der Freundschaftspalast soll genauso viele Räume und Einrichtungen enthalten, als notwendig sind, um die blühende Vielfalt der Formen freundschaftlicher Zuneigung zu erfassen, über die wir aus fernen und nahen Zeiten Kenntnis haben. In einem zentralen Kuppelraum werden die Schriften aller Sprachen der Welt versammelt werden, in welchen die Freundschaft beschrieben, erläutert und gepriesen wird. Die um den Kuppelbau in allen Himmelsrichtungen sternförmig sich fortsetzenden Flügel sollen in einer Vielzahl von Räumlichkeiten den besonderen Ausprägungen der Freundschaft die Ehre erweisen, wie sie uns durch Überlieferung und Studium bekannt geworden sind. Was unter einer Lichtkuppel in Buchform versammelt worden ist, darf in den von ihr ausgehenden Flügeln und Pavillons konkrete Gestalt und praktische Erprobung finden.

Es erübrigt sich, hier bereits des Näheren auszuführen, was ich mit einer solchen «Ehrerweisung» an die zur Freundschaft begabten Menschen letztlich bezwecke. Gesagt sei nur, dass jede Palasteinheit, die für einen bestimmten Typus der Freundschaftspflege ausersehen ist, sowohl über Arbeits- wie Ruheräume verfügen soll, über Meditations- und Vergnügungseinrichtungen, über Gärten und Parkanlagen, die dem jeweiligen Geist der Freundschaft am besten entsprechen. Glänzende Feste der Freundschaft sollen hier bald wieder gefeiert werden, wie sie uns die alten Chroniken Samarkands schildern. Doch ebenso soll es den in Freundschaft verbundenen möglich sein, sich aus der Gemeinschaft zurückzuziehen, um in den Palasteinrichtungen mithilfe von Denkarbeit und Meditation über den Wert der Freundschaft nachzusinnen. Was ich mir wünsche, ist: Akademie, Gasthaus, Palast und Kloster unter einem großen weiten Dach, wo jeder gemäß eigenem Freiheitsdrang sich einrichtet. Es werden jährlich Einladungen ausgesprochen in alle Himmelsrichtungen an solche Menschen, deren Leben vom Gedanken der Freundschaft getragen und geprägt ist. Da auch ich mich zu dieser Menschenart zählen darf, kann ich versichern, mich künftig regelmäßig in Samarkand aufhalten zu wollen, wofür es heute an Beweggründen leider noch fehlt.

Meine Berater haben mir versichert, dass Sie der richtige Mann sind, um für mich und meinen Beraterkreis ein Grundmuster anzufertigen für jene Teile des Freundschaftspalastes, die nach westlichen Richtungen weisen und darum die Freundschaftskultur des Okzidents zur Darstellung bringen sollen. Sie befassen sich angeblich seit Jahren mit Büchern aus der westlichen Welt, in welchen herrliche Freundschaften beschrieben und besungen werden. Vertrautheit mit diesen Schriften dürfte für die Gestaltung und Einrichtung der westlichen Flügel meines Palastes wegweisend sein. Ich ersuche Sie deshalb, sogleich in meine Dienste zu treten und mir im Verlauf der kommenden Monate Ihre detaillierten Vorstellungen über den erwähnten Palastteil zukommen zu lassen. Mein Londoner Büro wird Verbindung mit Ihnen aufnehmen zur Klärung der Bedingungen, unter welchen Sie bei mir arbeiten sollen. Da ich Sie bereits zum engen Kreis meiner Privatsekretäre zähle, werden Sie nicht nur mit meinem Vertrauen, sondern auch mit meiner Großzügigkeit rechnen können.

Ich bitte Sie, mich umgehend wissen zu lassen, ob Sie sowohl die Ernennung wie den Auftrag annehmen und in meine Dienste treten wollen. Es soll nicht zu Ihrem Nachteil und Schaden sein, auch wenn die Aufgabe, die ich Ihnen anvertraue, ungewöhnlich und womöglich auch schwierig sein dürfte.

Seien Sie meines Wohlwollens für alle Zukunft versichert.

Gezeichnet Der Großmogul

(Durch die Hand von Din Mahmud)

PS 1: Ein wandernder Derwisch, der mir vor Kurzem in der Oase Turfan die Ehre seines Besuches erwies und mit welchem ich über meine Pläne für Samarkand kurz ins Gespräch kam, erwähnte den Marmorboden des Domes von Siena als möglichen Wegweiser für die Ausgestaltung des westlichen Palastflügels. Kann dieser Hinweis für Sie von Nutzen sein?

PS 2: Es versteht sich, dass der Palast der Freundschaft keine ausschließlich männliche Einrichtung sein kann. Im Gegensatz zu gewissen östlichen Glaubensschulen dogmatischer Ausrichtung ist im Palast der Freundschaft sowohl die Anwesenheit wie die denkende und gestaltende Mitarbeit von Frauen zwingend erforderlich. Es gehört zur Kultur des Orients, dass Frauen an gewissen Orten nicht in Erscheinung treten, obwohl sie auch da niemals gänzlich abwesend sind. Im Palast der Freundschaft ist ihre sichtbare Gegenwart unerlässlich.

PS 3: Ich gehe davon aus, dass Sie sich gelegentlich fragen, ob Sie selbst zum Freund taugen. Nur eine positive Beantwortung dieser Frage befähigt Sie vermutlich zur Aufgabe, die ich Ihnen zumute.

Hartgesottene Realisten halten Großmoguln für eine ausgestorbene Menschenart. Ich kannte Großmoguln aus Büchern und glaubte, der letzte mit dem Namen Bahadur Shah II. sei in Delhi 1858 von den Briten wegen aufständischer Umtriebe verurteilt und abgesetzt worden. Man soll ihn danach ins Exil nach Rangun im britisch besetzten Teil Birmas geschickt haben, wo er 1862 im Alter von 88 Jahren verstarb. Doch große Ideen sterben nicht mit ihren Repräsentanten! Die Mogulkaiser, von türkisch-persischen und mongolischen Vorfahren abstammend, beherrschten nicht nur zwischen dem 15. und dem 18. Jahrhundert weite Teile Zentralasiens und Indiens. Mit Herrscherfiguren wie Babur, Akbar, Jahangir und Aurangzeb prägten sie wie kaum anderswo auf unserem Planeten die Idee des friedlichen Zusammenlebens unterschiedlicher Kulturen und Religionen. In guten Zeiten wie unter Jahangir und Shah Jahan in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts lebten Moslems verschiedener Glaubensrichtungen friedlich mit Hindus, Buddhisten, Christen und Juden nebeneinander. Sie bauten Paläste, schrieben Gedichte, pflegten Geselligkeit und heitere Lebensart in einer Weise, die unseren heutigen Einfallsreichtum an Glanz und Luxus weit übersteigt. Ist denn nicht das Taj Mahal im indischen Agra unter ihrer Herrschaft entstanden, das Grabmal für Shah Jahans Lieblingsfrau, ein Gebäude, wie man es sich herrlicher nicht ausmalen kann? Habe ich nicht Bücher in Händen gehalten, in welchen portugiesische Jesuiten über Religionsgespräche am Hofe des Großmoguls Akbar berichteten, wo sich die Vertreter der verschiedenen Glaubensrichtungen mit höchster gegenseitiger Ehrerbietung begegneten? Muslime und Parsen, Hindus und Jains, Sikhs und Christen traten einander in den Palästen der Moguln mit Respekt und Neugierde entgegen, debattierten über die Schönheit Gottes und darüber, wie diese in der Welt zu entdecken sei. Und dies in einer Vielfalt von Sprachen. Am Hofe der Moguln sprach man Türkisch und Persisch, man war vertraut mit klassischem Arabisch und Sanskrit, mit Hindi und Urdu, sogar mit Pashto, Sindhi und Punjabi. Man übersetzte, was man für wichtig hielt, in die Sprachen der nahen und fernen Nachbarn, um den Reichtum der Gedanken weit in die Welt hinauszuschicken. Ein Geben und Nehmen von allen an alle, um niemanden von der Fülle des Gedachten und Gedichteten auszuschließen.

Ich hielt offenbar den Brief eines Nachkommen der einst mächtigen Moguldynastien in Händen. Es musste sich um die Mitteilung eines sehr mächtigen, reichen und gebildeten Mannes handeln. Offensichtlich hatte es sich dieser Herr vorgenommen, etwas vom längst verblichenen Glanz damaliger Mogulkulturen einer weniger glänzenden Welt wieder zurückzuerstatten. Ich war, je mehr ich über den Brief des Großmoguls nachsann, angenehm davon angetan, Adressat eines so ungewöhnlichen Vorhabens zu sein.

Freilich, über Samarkand und Sufismus wusste ich so gut wie nichts. Aber dies war es ja auch nicht, wofür der Großmogul meine Mitarbeit und Nähe suchte. Dennoch beunruhigte mich der Gedanke, über offenbar so bedeutende geistige Traditionen wie jene des Sufismus vollkommen ahnungslos zu sein.

Erst neulich hatte ein islamischer Gelehrter unserer Bibliothek einen Besuch abgestattet, um sich über die Bestände des Hauses im Gebiet mystischer Traditionen zu informieren. Der Direktor hatte in alter Manier den Mann in mein Büro begleitet und dringende Geschäfte vorgeschützt, denen er sich unmöglich entziehen könne. Ich war darauf mit dem Gelehrten in den Vorraum der Bibliothek gegangen, der zugleich als Zeitungsraum und Cafeteria dient, um dem Gast einen Espresso anzubieten zusammen mit der Auskunft, dass das Haus leider über keine eigentliche Mystikabteilung verfüge, schon gar nicht über eine die Mystik islamischer Länder betreffende. Was an mystischem Schrifttum vorhanden sei, habe man den einzelnen Religionen zugeordnet. Die beschämende Ärmlichkeit der Bibliothek in Bezug auf den Sufismus hänge gewiss auch damit zusammen, dass ihr niemals der Nachlass eines Gelehrten und Kenners dieses Studien- und Forschungsgebietes zugutegekommen sei – im Gegensatz etwa zu einigen interessanten Werken über die Kabbala, die als Legat aus einer Privatbibliothek in die hiesige Sammlung gelangt seien. Der fremde Gelehrte behielt sein freundliches Lächeln, hörte zu, bedankte sich für den Kaffee und sagte, wer eine Stadt kennenlernen wolle, müsse vor allem ihre Bibliotheken kennen, sofern er ein Wahrheitssucher sei. Der Sufismus sei einer unter anderen möglichen Wegen zum Garten der Wahrheit, in den wir doch alle am Ende unseres Lebens gelangen wollten. Er schien keineswegs enttäuscht über die Auskunft, die ich ihm gab, und sagte beim Abschied nur: «Wer immer wieder nach einer Perle ins Meer taucht und sie nicht finden kann, wird am Ende seiner Suche vielleicht selbst zur Perle.» – Das war die einzige Begegnung, die ich bisher mit dem Sufismus gehabt hatte.

Meinen Willen, zum Ende des Jahres vorzeitig in Pension zu gehen, hatte ich dem Direktor bereits vor einigen Monaten schriftlich mitgeteilt, nachdem dieser auf meine diesbezüglichen mündlichen Äußerungen immer nur ausweichend reagiert hatte mit Sätzen wie: «Das werden wir dann sehen, wenn es so weit ist.» Oder: «Das sollten Sie sich besser noch einmal überlegen!» Für mich gab es diesbezüglich gar nichts mehr zu überlegen, mein Entschluss stand in dieser Sache unverrückbar fest. Ende des Jahres sollte es definitiv vorbei sein mit der Bibliothekarstätigkeit und mit meinem Dasein als Angestellter. Die Zeit der Freiheit sollte beginnen, die Zeit des Reisens, der Liebhabereien und aller bisher aufgeschobenen Lustbarkeiten.

Und nun dieser Brief! Ich beschloss, dem Direktor gegenüber über diese unerwartete Entwicklung der Dinge kein Wort verlauten zu lassen und meinen Pflichten so unauffällig wie nur möglich bis zum letzten Diensttag nachzukommen. Es waren jetzt noch zweieinhalb Monate bis zum Ende des Jahres und zu meiner Freistellung. Natürlich musste ich mich ohne Verzug an die Sache machen. Da Menschen meiner Umgebung es leicht merken, wenn ich innerlich mit anderen Dingen beschäftigt bin und meine Gedanken ganz anderswo als an meinem Arbeitsplatz habe, nahm ich mir vor, in der verbleibenden Dienstzeit die Rolle des Geistesabwesenden besonders sorgfältig zu spielen, damit niemand mir auf die Schliche komme. Eine Vorsichtsmaßnahme bestand darin, dass ich über meine angebotene Aufgabe in Samarkand ausschließlich bei mir zu Hause nachdenken wollte, in der Dienstzeit allenfalls dann, wenn ich allein im Büro war. Während der Aufsichtszeit im Lesesaal konnte ich mich in Bücher vertiefen, in welchen es, nach außen unerkennbar, um Freundschaft ging. So wollte ich die verbleibende Zeit im Amt nutzen, um mich unbemerkt auf die künftige Aufgabe vorzubereiten.

Am Abend auf dem Heimweg war ich davon überzeugt, die Einladung des Großmoguls annehmen zu müssen. Über mehrere Dinge musste ich mir vor einer definitiven Zusage jedoch Klarheit verschaffen. Erstens: Wollte ich überhaupt ein Sekretär dieses reichen und mächtigen Mannes werden? Zweitens: War Freundschaft ein Thema, mit dem ich mich nicht nur in den kommenden Monaten, sondern bei einer Zusage vielleicht über Jahre befassen wollte? Drittens: Was bedeutete der Hinweis auf den Boden des Doms von Siena? Und schließlich die wichtigste und alles entscheidende Frage: Taugte ich selbst – als ein schrulliger Liebhaber von Büchern und als ein ältlicher Junggeselle – überhaupt zum Freund?

Bin ich ein Sekretär?

Machiavelli mahnt die Machthaber, sich mit den richtigen Sekretären zu umgeben. Daran hänge die Beständigkeit ihrer Herrschaft. Ein Sekretär muss loyal und intelligent sein, und zwar in dieser Reihenfolge. Ist einer nur intelligent und schwankt seine Zuverlässigkeit, arbeitet er heimlich mehr für eigene als für die Interessen des Fürsten. Die Verlässlichkeit dem Herrscher gegenüber duldet keine Ablenkungen. Die Haupttugend eines Sekretärs lautet «mantenersi buono» – aufrichtig bleiben! Der Sekretär muss aus Loyalität sogar an die Intelligenz des Fürsten glauben. So kann er gar nicht auf die Idee kommen, den Fürsten täuschen zu wollen, denn dieser würde es ja durchschauen. Die Intelligenz des Sekretärs hingegen beruht darin, jene zu durchschauen, die bei ihm und damit letztlich beim Fürsten etwas erreichen wollen. Er hält von diesem alles fern, was zu dessen Nachteil sein könnte. Dafür weiß ein guter Fürst, was er an seinem Sekretär hat. Er lobt ihn und gibt ihm Beweise seiner Wertschätzung. Der Sekretär muss täglich erfahren, dass der Fürst ihm voll und ganz vertraut, ja dass er ihn als seinen Geheimnisträger ansieht. Der Fürst muss spüren, dass der Sekretär nichts als sein Bestes will. Dann erst wird aus einem Sekretär der «Konfident» des Fürsten. «Possono confidare l’uno dell’altro», sagt Machiavelli: Sie können einander trauen und alles einander anvertrauen. Verhält es sich anders, nimmt die Sache für beide ein böses Ende.

Viel Logik und einen Rest an Moral. Darauf kann ein Sekretär nicht verzichten. Logik braucht er, damit seine Argumente einleuchten und seine Entscheidungen akzeptiert werden. Moral ist zumindest dem Schein nach notwendig. Denn ein Sekretär lebt in moralisch anspruchsvollem, aber auch verseuchtem Gelände. Die Entscheidungen der Mächtigen müssen unanfechtbar daherkommen. Darum ist der Sekretär so etwas wie der Bühnenbildner für das Unabänderliche. Was der Herrscher will, muss der Sekretär so weitergeben, als sei es pure Gerechtigkeit. Darum braucht es für den Beruf des Sekretärs neben all den Fähigkeiten auch die Fehler, die zueinander passen. Mängel, die einander ergänzen. «Lerne heucheln» heißt eines der ersten Gebote, die den Sekretär erwarten. Im Klima der Verdächtigungen, der Unterstellungen, der Unsicherheit und des Neides lauern Verrat, Intrige, Schmeichelei, böse Nachrede. Darum gibt es Regeln, die ein Sekretär genau beachtet. Eine davon lautet: niemals widerrufen, aber kräftig nachrufen. Vorschnell ist falsch. Saumseligkeit ist die Tugend der Sekretäre. Niemand darf ihn treiben. Er ist ein Meister im Zögern und im Zaudern. Lernen muss er, sogar im Turm der Lügen zu wohnen und sich darin wohlzufühlen.

Die Etikette verlangt, dass ein Begehren gefiltert ankommt. Ein Künstler wendet sich brieflich an seinen Herrn und landet mit Sicherheit beim Sekretär. Sekretäre sind die Zwischenträger der Bitten und Gesuche. Sie gehen nach Belieben damit um. Kommt ihnen eine Bitte gerade gelegen, so tun sie alles, damit diese schnell an die richtige Stelle gelangt. Passt sie ihnen nicht, können sie Anliegen verzögern, verlegen, vergessen. Zudem kennt ein Sekretär alle Hintertüren, durch die er entkommen könnte, würde ihm jemand Unredlichkeit oder Parteilichkeit, Profitgier oder Rachsucht unterstellen. Ein Sekretär muss Fuchs sein und Schlange, Katze und Krokodil, Wachhund und dickhäutig wie ein Elefant. Gibt es einen zweiten Beruf, bei dem so viele Tugenden mit so vielen Lastern die Waage halten müssen?

Bei Benvenuto Cellini heißt es einmal über den Herzog Cosimo: «Il Duca ne pigliava piacere, si del veder lavorare come del confabular meco. – Dem Herzog gefiel es, mich an der gemeinsamen Arbeit zu sehen, als auch mit mir zu reden.» So sollte es sein. Eine Art von «confabulare» zwischen dem Herrscher und seinem Sekretär. Ein gemeinsames Fabulieren über die wichtigsten Fragen, die den aufgeklärten Machthaber beschäftigen. Die Engländer hatten dafür einen herrlichen Namen: «Learned counsel – gelehrter Rat». Das war in guten Zeiten ein zwar schlecht bezahltes, aber respektables Amt am Hof. Man wird nicht von einem Tag zum anderen gelehrt. Das wusste man und räumte den künftigen Ratgebern und Sekretären Zeit ein, sich zu bilden und mit den Aufgaben des Hofes vertraut zu machen. Freilich gab es unter den Sekretären auch solche, die sich nicht durch die Konventionen und Steifheiten des Hofes gerade biegen ließen. Solche also, die ihre Aufgabe darin sahen, andere Stimmen als die durch Servilität gedämpften ertönen zu lassen. Sekretäre also, die sich nicht scheuten, sich mit den Mächtigen auch anzulegen und diese dadurch zu verstimmen. Wie etwa das Schandmaul Pietro Aretino. An Lodovico Dolce schrieb er einmal: «Die einfache Natur selbst, deren Sekretär ich bin, diktiert mir, was ich schreibe, und mein Vaterland löst mir die Zunge, wenn die abergläubische Ehrfurcht vor fremdartiger Rede sie binden möchte. Lasst doch die Sudler ihren alten Kohl aufwärmen und mit Behagen essen. Ihr aber haltet Euch an das saftige Fleisch und lasst die Haut den Pelikanen, die da stehen und mit ihrem leeren Diebsgehirn um einen Kreuzer Berühmtheit betteln. Ich ahme mich selbst nach, das ist gewiss. Denn die Natur ist eine reiche Gefährtin, die sich dir nackend gibt, die Kunst aber ist eine schmarotzende Laus, die sich ansaugen muss.» So ein Sekretär konnte sich nicht lang an einem Ort halten, das ist gewiss. Mit dieser Selbsteinschätzung blieb Aretino nie lange in dienender Stellung, er zog von einem Hof zum anderen, bis er schließlich nach Venedig kam, um von dieser Republik aus als freischaffender Künstler die vornehmen europäischen Machtzentren mit Lobpreisungen und Beleidigungen zu beliefern.

Ein Sekretär zu werden in der Art des Aretino: das liegt mir nicht. Dafür bin ich nicht kaltblütig und unverfroren genug. Bei aller Bewunderung für den Naturburschen Aretino gibt es für einen anständigen Sekretär dann doch andere Vorbilder. Im Italien des 16. Jahrhunderts wimmelt es geradezu von Schriften über die notwendigen Tugenden eines Sekretärs. Zu den bekanntesten gehört ein Traktat Tassos, 1587 in Ferrara erschienen, in welchem der Sekretär als «figliolo de l’ubedienza» – Sohn des Gehorsams – oder als «amico de la servitù» – Freund der Dienstfertigkeit, aber auch der Unterwürfigkeit – bezeichnet wird. Eines Sekretärs Haupteigenschaft ist bei all diesen beruflichen Profil-Beschreibungen für das gute Funktionieren einer Hofkanzlei die vorteilhafte schriftliche Umsetzung der Gedanken des Arbeitgebers und Herrschers. Während ein Diplomat vor allem redet und verhandelt, bemüht sich der Sekretär um die schriftlich verbindliche Fassung des Besprochenen. Er achtet darauf, dass die Interessen des Herrn, in dessen Diensten er steht, vorteilhaft und unanfechtbar gesichert bleiben. Manches in Offenheit und Klarheit, anderes, das besser geheim bleibt, in klug verdeckter Manier. Ein Sekretär spricht kein unnützes Wort, er ist sachlich und diskret, aber auch listig und verschlagen, wenn die Aufgabe dies erfordert. Vor allem ist er «de’ taciturni pesci compagno» – der Kumpan der verschwiegenen Fische. Er muss es ertragen, dass vieles auf dem Papier ungesagt, unterdrückt, ja geradezu ausgelöscht bleibt, obwohl es in den Gedanken mitschwingt und für das Handeln leitend sein kann. Ein perfekter Sekretär ist ehrlich nur gegenüber seinem Dienstherrn. Allen anderen gegenüber hat er nicht die Wahrheit zu vertreten, sondern das Ziel, mit seinen Aussagen seinem Herrn zu dienen. Darum bleibt der Sekretär in moralischer Hinsicht ein abgründiges Wesen. Allein wer vor einer moralischen Sumpflandschaft nicht zurückschreckt, ist für diesen Beruf tauglich.

Ich habe eine besondere Vorliebe für einen ganz bestimmten Sekretär. Es ist der in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wirkende Neapolitaner Torquato Accetto. Man weiß nicht gerade viel über diesen Mann, nicht einmal, wann genau er geboren wurde. Was man hingegen kennt, sind die Schriften des Mannes und einige wenige andere Taten, die den lang vergessenen und erst 1928 von Benedetto Croce wiederentdecken Neapolitaner auszeichnen. Er schrieb auch Reime, die heute freilich niemand mehr liest. Zudem war er stolzes Mitglied der «Accademia degli Oziosi» in Neapel – eines Vereins von so aufstrebenden wie gelehrten Schreibern, die nicht Müßiggänger sein wollten, aber doch so weit wie möglich Freunde der Muße, der Musen und derjenigen, die in Staat und Gesellschaft das Sagen hatten.

Was mein Interesse an diesem Mann jedoch in besonderer Weise belebt, ist eine kleine Schrift, publiziert im Jahr 1641, ein Jahr nach dem Tod ihres Verfassers, mit dem eigenartigen Titel Della dissimulazione onesta. Man übersetzt es wohl am besten mit «Über die anständige Art und Weise, sich zu verstellen». Die Italiener sind in der Kunst der Verstellung Fortgeschrittene und benützen mit gutem Grund zwei Worte für diesen komplexen Vorgang: «Simulare» bedeutet: so tun, als ob es etwas gäbe, wo gar nichts ist. «Dissimulare» dagegen meint, dort nachäffend zu verändern und zu verstellen, wo etwas ist, das nicht so gesehen und erkannt werden soll, wie es ist. Die Kunst der Verstellung, um die es hier geht, ist also jene Fähigkeit, etwas anders erscheinen zu lassen, als es in Wirklichkeit ist. Im Gegensatz zur lügenhaften Verstellung, mit der man andere mit bösen Absichten hinters Licht führt, gibt es in der Meinung dieses Torquato Accetto eine durchaus anständige Art, anstelle der Wahrheit die Unwahrheit zu befördern. Geradezu eine professionelle Voraussetzung wird diese strategische Falschheit im Mantel der Anständigkeit für Diplomaten und Sekretäre. Eine ehrenwerte Verstellung ist eine, die aus höheren Motiven die Wahrheit anders haben will, als sie in Wirklichkeit ist. Also eine Berufskunst, ohne deren perfekte Beherrschung man niemals ein erfolgreicher Sekretär werden kann. Sekretäre müssen die Fähigkeit haben, über die wahren Dinge einen Schleier zu werfen, sodass man sie nicht mehr so sieht, wie sie wirklich sind. Oder sie verkleiden die Wahrheit so, dass sie unerkannt auftreten kann.

Ein Sekretär kennt also die Absichten seines Herrn haargenau. Er muss sie aber geheim halten, weil sie dem Ansehen des Herrn schaden würden, kämen sie unverstellt daher. Also muss er sie so erscheinen lassen, dass sie jenen, die sie kennen wollen, gefallen. Ein Sekretär ist im Grunde der Friseur der Wahrheit. Er setzt ihr Perücken auf und macht aus einer Glatze eine beeindruckende Haarpracht. Wenn er – ohne seine Gesichtszüge zu verziehen – dies zustande bringt, ist er ein gemachter Sekretär.

Ich frage mich, ob ich mit dem engmaschigen Gewissen eines langjährigen Staatsdieners diese Kunst der Wahrheitskorrekturen überhaupt lernen kann, die offenbar etwas anderes ist, als zu lügen und zu betrügen. Darum vertiefe ich mich in den Traktat dieses Accetto, der sein Leben lang Sekretär von Adligen oder genauer: von kirchlichen und weltlichen Herrschern war. Am Ende seines Lebens wollte dieser Mann gewiss nicht als Betrüger und Lügner dastehen, sondern als ein anständiger Mensch, der aus seiner Lage und seinen Begabungen das Beste gemacht hat.

Denn – so würde unser Neapolitaner sagen – ein vorsichtiges, überlegtes, zuwartendes, nicht vorpreschendes Leben passt doch gut zu einem Menschen, der auch mit einem reinen Gewissen dastehen möchte. Ein Sekretär ist nicht der Auskundschafter der Abgründe, sondern ein Verwalter der Risiken. Er ist darauf bedacht, das Störende zu verbergen, er erweckt den Anschein, als gebe es keine Schwierigkeiten und Widersprüche, als entwickle sich alles einer Vertrauen schaffenden Erwartung entlang. Der Mensch hat Nischen in seiner Seele. Da kann er die Dinge einlagern, die stören und für Ungewissheit und Misstrauen sorgen. Ein Sekretär sieht alles, aber übersieht, was nicht konveniert. Nicht um es zu vergessen, sondern um sich in einem geeigneten Augenblick der Sache anzunehmen. «Qui nescit fingere, nescit vivere» – das ist der Leitspruch eines Sekretärs. Wer nicht fähig ist, die Dinge so zu drehen, wie sie nicht sind, taugt nicht fürs Leben – jedenfalls nicht für das eines Sekretärs. Es gehört doch zur besseren menschlichen Natur, die Welt nicht nur hinzunehmen, so wie sie ist, sondern sie so zurechtzubiegen, wie sie zu sein hätte. Freilich, man kommt nicht schon als Verstellungskünstler auf die Welt. Die Wendigkeit und Fähigkeit zum Schwindeln muss erst eingeübt und eingeschliffen werden, bis sie zur charakterlichen Tugend wird. Macht es uns aber nicht Spaß, Rollen, Kleider und Masken anzuprobieren und elegant zu wechseln? Empfindet der Mensch nicht Lust und Genugtuung an einem virtuosen Verstellungsspiel? Muss er nicht stolz darüber sein, dass man ihn niemals ganz durchschaut? Dass er immer für eine Überraschung gut bleibt? Dass er die anderen zehnmal am Tag hinters Licht zu führen und mit ihnen sein Spiel zu treiben vermag? Ist die Kunst der Verstellung nicht Ausdruck höchster schauspielerischer Intelligenz? Tiere flüchten oder verstecken sich, wenn sie in Not geraten. Was ist die Rettungskunst der vernunftbegabten Kreatur? Sie verstellt sich. Denn davon ist unser glaubensfester Sekretär vollkommen überzeugt: Offen liegen die Bücher erst im Jenseits. Volle Klarheit gibt es erst im Himmel. Ohne Schleier ist unser Herz und unser Gewissen erst, wenn wir vor Gottes Angesicht stehen. Auf Erden sind die Verhüllung, die Verstellung, die Verschleierung unvermeidlich. Sie sind sogar vereinbar mit der höchsten Moral. Denn warum verstellen wir uns letztlich? Um voneinander Schaden abzuwenden, um Enttäuschungen zuvorzukommen, um unser Gegenüber nicht zu desillusionieren und zu verletzen. Natürlich gibt es auch die Verstellung aus Bosheit, die Falschheit aus niedrigen und selbstsüchtigen Motiven, das Geschäft mit der Lüge, um andere zugrunde zu richten. Doch kann dies niemals die Haltung eines Sekretärs sein. Der ist wendig im Zurechtbiegen der Wahrheit aus ganz und gar edlen Motiven, die da heißen: Loyalität, Treue und Pflichtbewusstsein. Möglichst niemand soll Schaden nehmen aus der Verstellungskunst eines Sekretärs. Alle sollen besser und leichter davonkommen, erleichtert und beruhigt sein angesichts der Not und des Leidens, die im Leben nie fehlen. Die Wahrheit verdient ja nicht nur eine einzige Art, ihr zu dienen, sondern viele Weisen, ihr zum Sieg zu verhelfen. Sie bewegt sich auch verkleidet unter denen, die ihr verpflichtet sind. Nackt wird die Wahrheit erst am Jüngsten Tag sein!

Das sind die Überlegungen, die ich mir mache, wenn ich an den Sekretär aus Neapel denke. Vielleicht müsste ich in der Umgebung des Großmoguls so ein Sekretär sein wie dieser Torquato Accetto. Ich habe schließlich auch meine Grundsätze, die ich hochhalte! Nicht viele, aber immerhin einige. So habe ich Abscheu vor Grobheiten. Ebenso vor Unachtsamkeiten. Ich will aufrichtig sein, aber niemals verletzend. Wie ich dabei mit der Wahrheit umzugehen habe, muss ich noch lernen, wenn ich ein brauchbarer Sekretär werden soll. Wird es innerhalb meiner beruflichen Aufgaben Gelegenheit geben, auch leidenschaftlich zu sein? Und zärtlich? Beides sind Eigenschaften, die ich nicht aufzugeben und zu verlieren gedenke. Und teilnahmslos und gefühllos aus lauter Korrektheit will ich schon gar nicht werden. Werde ich das Glück haben, anregende Menschen um mich zu finden? Etwa einen gelehrten Talmudisten, der mir hilft, mein logisches Denken beweglich zu halten? Und gleich nebenan einen erfahrenen Sufi, der mich ab und zu in die Seelentiefen der Gottsuche mitnimmt? Gesprächspartner also, die mir die Gelassenheit und den festen Stand wiedergeben würden, wenn ich Gefahr laufe, mich nicht mehr auszukennen und ins Ausweglose zu geraten? Denn auch gelassen will ich sein können, weil dies für mich weder Gleichgültigkeit noch Lebensferne bedeutet, sondern eine Balance von Selbsteinschätzung und Vertrautheit mit den konkreten Lebensaufgaben, auf die man sich einzurichten hat. Auch einsam will ich in Samarkand nicht werden. Ich erinnere mich, gelesen zu haben, dass der Vater von Anton Tschechow zu sagen pflegte: «Für den Einsamen ist überall Wüste.» Und sein Sohn griff den Spruch auf und benützte ihn manchmal, um Briefe an Freundinnen damit zu beschließen. Kommt und beendet meine Wüste! – Nein, in die Wüste will ich nicht, sondern unter Menschen weilen, die freundschaftsfähig sind. Ich wünsche mir, ein Privatsekretär des Großmoguls sitze an der Anlegestelle einer Lagune und warte auf Freunde, die mit der Fähre herbeigeeilt kommen, gerade dann, wenn man ihrer am meisten bedarf. Das neue Samarkand müsste schon auch ein bisschen Venedig sein, damit man sich dort wohlfühlen kann.

Ein Untertan jedenfalls will ich als Sekretär keinesfalls werden. Irgendwo habe ich gelesen, man müsse auch noch als erwachsener Mensch täglich den Sklaven aus sich herauspressen – geradezu tropfenweise. Das ist als Sekretär sehr zu beherzigen! Die Leitlinien eines Sekretärs sollten sein: Reflexion statt Reflex. Nachdenken statt zurückschlagen. Lächeln, statt zürnen. Natürlich haben auch friedfertige Menschen Galle in sich, die in gewissen Augenblicken hochzusteigen droht und die Stimmung verbittert. Das jedoch soll bei mir nicht vorkommen. Vermeiden muss man jede Art von Unleidigkeit mit Menschen, die diese nicht verdient haben. Und selbst wo sie diese verdienen, schadet das Unleidigsein auch dem eigenen Lebensgefühl. Darum muss man den Gallenkanal in sich selbst umleiten in die Zonen diskreter Entsorgung. Blinder Gehorsam: nein. Bereitschaft aber: ja, weil der eigene Wille dabei immer noch mitspielen kann. Ich denke mir meine Rolle mehr als die eines Beraters. Es fällt mir Voltaire in Potsdam ein. Voltaire war des Königs Grammatiker, nicht sein Kammerherr! Heiter, leicht, witzig, voller Grazie und Denklust inmitten von Majestäten und ihren Geschäften. Heiterkeit ist doch ein Indiz von Freiheit. Grazie eine Folge von Generosität. Ein bisschen Bosheit, umgeben von Witz, ein bisschen Revolte gegen das Träge und Langsame: Das sind die Heilmittel gegen den dummen Ernst, der in den Kreisen der Mächtigen sich offenbar in unvermeidbarer Weise ausbreitet.

Und auf einmal bin ich mir sicher: So ein Sekretär wäre ich in der Umgebung eines weitherzigen Großmoguls gern.

Ein Freund ist ein Freund ist ein Freund …

Ich beginne, über das Wort «Freund» nachzudenken.

Ein guter Freund, ein enger Freund, der beste Freund. Ein Jugendfreund, ein Freund fürs Leben, ein Freund für alle Fälle.

In der Umgangssprache treiben sich unverschämt viele Freunde herum.

Wir sind immer gute Freunde geblieben. In meiner Muttersprache sagt man: Besser ein einziger Freund als zehn Verwandte. In der Not lernst du die Freunde kennen. Nimm dich in Acht vor dem Freund, denn vor dem Feind kannst du dich zur Wehr setzen. Je größer der Schinken, desto zahlreicher die Freunde. Redensarten ohne Ende, in denen der Freund erscheint.

Dass im Alter Freunde selten werden, weiß man auf der ganzen Welt. Wer die Zähne verliert, verliert die Freunde! Wer was zu bieten hat, braucht um Freunde nicht zu bangen. Ist das Weinfass angezapft, sind sie zuhauf da, geht der Wein aus, siehst du keinen mehr. Wer mit jedem Freund ist, kann kein richtiger Freund sein.

So sagt man und hält es für Lebenserfahrung.

Wo um Zustimmung oder um Nachsicht, um Beteiligung oder um Nähe, um Schutz oder um Vertrauen gebuhlt wird, nennt man den andern Freund. Und sei es nur, um in einem bestimmten Augenblick von der anderen Seite nichts Schlimmes gewärtigen zu müssen. Hinter dem Freund verbergen sich Zuneigung ebenso wie Kalkül. Doch was für himmelweite Unterschiede: Ein lieber Freund und ein sauberer Freund! Das Wort bleibt, der Sinn verkehrt sich.

Das Wörterbuch sagt, dem Wort liege ein gotisches «frijon» zugrunde, das «lieben» bedeute. Ursprünglich soll man es nur für Heirats- und Blutsverwandte gebraucht haben. Freunde waren die, die man zur Familiensippe rechnete. Die Verschiebung des Wortes von der Verwandtschaft auf die frei gewählte Beziehung ist vermutlich einer der Riesenschritte in der Entwicklungsgeschichte der Menschheit.

Die Griechen sagten «philos». Doch schon bei Homer ist das Wort vieldeutig: «phila goúnata» meint nicht: «freundliche Knie», sondern «seine Knie», die des andern. Ein besitzanzeigendes Fürwort also. Das «Philos-Bett» ist aber dennoch nicht «sein» Bett, sondern das Ehebett, in welchem die zueinander Gehörigen liegen. Das griechische «philein» meint ursprünglich auch noch küssen. Der Kuss als Zeichen des Wohlwollens, der gesuchten Nähe, der Verbundenheit. Was man einem Menschen gegenüber empfindet, dem man gutgesinnt ist und dem man ebenbürtig sein möchte, das ist «philia».

«Philos»: ein weites Feld also. Gastfreundschaft, Verwandtschaft, häusliche Nähe, Nachbarschaft, vertrauter Umgang, Kuss, bis zum Bettgenossen, bis zum Ehe-Besitz. Vom Blutsverwandten zum Seelenfreund: ein weit sich schlängelnder Weg. Verwirrend und überraschend.

Da mussten irgendwann jene kommen, die Klarheit und Eindeutigkeit verlangten, wenn sie das Wort Freund in den Mund nahmen. Der strenge Königsberger zum Beispiel, der unter Freundschaft «die Vereinigung zweier Personen durch gleiche wechselseitige Liebe und Achtung» verstanden wissen wollte, aber auch eine «nicht auf wechselseitigen Vorteil abgezweckte Verbindung». Beim gegenseitigen Vorteil wäre ihm zu viel Ehemäßiges dabei gewesen. Die Definitionen Kants sind sehr erhellend, und doch schweben so viele ganz andere Töne noch im Klangraum der Freundschaft mit. Schwingungen des Gefühls und des Verlangens. Von der leichtfertigen und rauschköpfigen Geselligkeit bis zur lebensbestimmenden Herzensangelegenheit. Freundschaft in tausenderlei Gestalt. Manchmal laut bekundet und in die Welt hinausgerufen, oft tief und von anderen unbemerkt im Innern verwahrt. Mein Freund! Meine Freundin! Nur die, die es beschwörend gebrauchen, ermessen in etwa, was es jeweils bedeutet.

Einiges scheint klar. Im Gegensatz zu familiären oder kollegialen Bindungen beruht Freundschaft auf Freiwilligkeit. Bei einer Liebesbeziehung ist der Gesichtspunkt der Freiwilligkeit schon sehr umstritten. Da ist oft Zwang dabei, schicksalhaftes Nicht-anders-Können, verhängnisvolles Müssen. Bei der Wahl des Liebespartners schalten und walten unerkannte Mächte. Den Freund jedoch glaubt jeder frei zu wählen, auch wenn meistens der Zufall vor dem eigenen Willen Regie führt. Seine Familie kann man sich nicht aussuchen. Man hat sie zu nehmen, wie sie ist. Denn wer keine hat, ist noch härter gestraft. Auch bei Berufskollegen kommt nicht Freiwilligkeit zum Zug. Da treibt sogar der Teufel sein böses Spiel mit uns und bringt Menschen zusammen, die im Lauf ihres Lebens eine tiefe Abneigung gegeneinander entwickeln. Nur beim Freund sind wir frei in unserer Wahl. Oder besser: Er macht uns frei von jenen Zwängen und Pflichten, die der Umgang mit Menschen sonst mit sich bringt.

Dazu kommt: Freundschaftliche Beziehungen zeichnen sich neben der Freiwilligkeit auch noch durch Nähe aus. Ein Freundeskreis kann zwar eine sehr lockere Angelegenheit sein. Eine Seelenfreundschaft aber verlangt schon tiefe Vertrautheit. Vor allem dürfen keine berechnenden Nebenabsichten beigemischt sein. Handfeste Interessen zersetzen eine Freundschaft im Nu, lassen sie als Kalkül und Täuschung bald einmal auffliegen. Kennt Freundschaft keine Nebenzwecke?

Ihr Ziel ist es, Unterschiede zu übergreifen, nicht diese zu markieren. So hebt sie die Barrieren des Alters auf, jene der gesellschaftlichen Klassen, oft sogar die des Geschlechts. Sie verlagert auf seltsame Weise die Triebkräfte zwischen den Geschlechtern, verkürzt den Abstand zwischen den Generationen, fegt die sozialen Unterschiede hinweg.

Somit wäre Freundschaft eine geradezu übermächtige Kraft. Sie vermag fest geglaubte Schranken niederzureißen, Entfernungen zu überwinden, Differenzen aus der Welt zu schaffen. So unheimlich ist Freundschaft, dass wer keine Freunde hat, sich bestraft fühlt und sich vor der Welt schämt. Es hatte schon Sinn zu behaupten, wer keine Freunde habe, sei gefährlich. Ohne Freunde ist man ein sozialer Krüppel, ein gestörter Mensch, vor allem ein armer Hund. Im Mittelalter glaubte man, wer freundlos sich der Einsamkeit überlasse, begebe sich in Lebensgefahr, ja er reiche dem Teufel den kleinen Finger. Um einen solchen Menschen musste man bangen.

Man wusste aber auch, dass Freundschaft nicht erzwingbar ist. Sie fällt schlicht vom Himmel, als unerwartetes Geschenk. Doch ist das Geschenk da, muss man schnell tätig werden. Spontan sich ergebende Freundschaft wird erst durch gegenseitige Aktivität real. In regelmäßigen Abständen hat man – so glaubte man schon früh – vor allem miteinander zu essen und zu trinken. Das ist der wahre Kitt für neu entstehende Beziehungen. Das italienische Wort «compagno» sagte es: der Mit-Brot-Esser. Wer mein Kumpan, mein Kumpel, Kompagnon oder Copain werden soll, mit dem muss ich mein Brot teilen und oft mit ihm zu Tisch sitzen. Vor allem Zeit muss ich für ihn haben. Verfügbare Zeit ist der Grundstoff, aus dem Freundschaften gemacht sind. Nie ein Bedauern über Zeitverlust. Nie das Gefühl, durch Verweilen beim Freund etwas anderes verpasst zu haben. Nie den anderen als Last oder gar Belästigung empfinden.

Freundschaften gedeihen dort, wo man einen Menschen findet, in dessen Nähe man sein kann, wie man sein möchte. Ein Freund ist jenen Eigenschaften gegenüber, welche die Besonderheit eines Individuums ausmachen, das toleranteste aller Menschenwesen. Weit mehr als ein Liebhaber, der immer auf Steigerungen aus ist und auf das ihn Anstachelnde schielt. Der Freund ist die Stütze der eigenen Sonderlichkeiten, gerade wenn diese kauzig und skurril sind. Er mäkelt nicht am Wesen des anderen, korrigiert nicht unnötig die schlechten Gewohnheiten, bessert nicht penetrant an offensichtlichen Fehlern herum. Wenn er etwas missbilligt, tut er es klug. Er bestraft den anderen nicht für Unarten, übersieht sie nötigenfalls. Zuneigung macht ihn nicht blind, doch die Fehler des anderen sind ihm kein Anlass zu Rechthaberei und zu Strafaktionen. Er lässt mich, wie ich bin, freut sich, dass ich nicht anders bin. «Weil er er war, weil ich ich war», lautet die berühmte Begründungs- und Rechtfertigungsformel Montaignes für die perfekte Freundschaft. Ich will dich nicht anders haben, als du bist. Du willst mich nicht anders haben, als ich bin.

So oder so ähnlich muss Freundschaft sein. Es ist ein großes Thema, vom Umfang vergleichbar mit der Frage, was das Wesen der Liebe sei. Es ist weder hinreichend noch abschließend zu behandeln. Nur eine sehr persönliche und ganz und gar auf Vorlieben beruhende Art, das Thema der Freundschaft anzupacken, scheint mir möglich.

Palast, Lagune, Park oder Pavillons der Freundschaft?

Der Großmogul will die Idee der Freundschaft dadurch fördern, dass er einen großzügigen Palast zu errichten gedenkt, in welchem für die Pflege der Freundschaft die günstigsten Voraussetzungen herrschen. Der Plan ist überaus edel und erwägenswert, obwohl ich daran zweifle, dass alle zur Ausübung und Einübung der Freundschaft dienlichen Einrichtungen sinnvoll in einem Palast unterzubringen sind. Nehmen wir einmal an, das Ganze wäre nicht für Samarkand, sondern – ja, wählen wir mutig einen außerordentlichen Ort für dieses schöne Projekt – es wäre für Venedig geplant. Würde es dann sinnvoll sein, alles in einem einzigen noch so prächtigen Haus unterzubringen? Ist der Gedanke nicht naheliegend, die Freundschaft bedürfe ganz anderer räumlicher und atmosphärischer Entfaltung, als sie auch der prächtigste Palast am Canal Grande zu bieten vermag? Für eine so weite und umfassende Idee müsste man vermutlich die ganze Lagune in Anspruch nehmen. Sollte ich den Großmogul deshalb nicht von Anbeginn darauf aufmerksam machen, dass man die Idee des Palastes in Samarkand aller Vermutung nach zum Konzept einer «Freundschaftslagune» erweitern müsste, etwa nach Art jener unvergleichlich schönen, die wir mit der Stadt Venedig verbinden?

Was ist denn das Spezifische einer Lagune? Eine solche kann nur entstehen, wo ein Meer in der Nähe ist, denn eine Lagune ist nichts anderes als ein untiefes Gewässer, das durch Sandablagerungen oder durch Korallenriffe im Lauf der Zeiten vom Meer abgetrennt wurde, ohne die Verbindung zum Meer ganz zu verlieren. Da in Samarkand weit und breit kein Meer zu finden ist, scheint es zunächst vollkommen unsinnig, dort von einer Lagune, einem Haff, einem Archipel oder gar einem Atoll reden zu wollen. All dies gibt es nur als angrenzende Phänomene zu einem richtigen Meer. Dennoch halte ich vorerst daran fest, dass die ideale Einrichtung für die Freundschaft nicht ein einzelner Palast sein kann, sondern irgendwie die Idee der Lagune mit einer Reihe von separaten, einander in Art und Beschaffenheit ergänzenden Inseln in sich aufnehmen muss. Ist also durch die Ortsgegebenheit keine wirkliche Lagune denkbar, muss die Lösung vielleicht bei einer Gruppe von verstreuten Wohninseln in einem künstlichen See gesucht werden. Das Wort Lagune bedeutet wörtlich ja gar nichts anderes als «ein großer Weiher» oder «eine mächtige Lache». Also muss der Großmogul vielleicht einen seinen Namen ehrenden großen künstlichen See für sein Freundschaftsprojekt anlegen lassen und womöglich dafür sorgen, dass darin vergleichbar unterschiedliche kleine Inseln wie in der Lagune von Venedig aufgeschüttet würden. Entscheidend scheint mir nicht, dass die Inselgruppe von Samarkand so groß und weit sei wie die venezianische Lagune. Wichtig ist womöglich, dass man in ein Boot steigen müsste, um von dem einen zum anderen Freundschaftsbezirk zu gelangen. Es sollte ein gewisser Abstand zwischen den einzelnen Inseln eingehalten werden, damit niemals der Eindruck von lästiger Nähe, unerwünschter Nachbarschaft oder gegenseitiger Überwachung entstehen kann. Ja, der Gedanke verbundener und gleichzeitig auch getrennter Räume scheint für ein Freundschaftsprojekt der großzügigen Art, wie es der Großmogul doch wünscht, geradezu zwingend.

Doch ein künstlicher See mitten in Samarkand – und dies bei einem Mäzen, der auf ökologisch verantwortbaren und