Oryctolagus cuniculus f. dom.
Bildnachweis:
Titelbild: Farbenzwerge, Bild Seite 1: Widderkaninchen
Fotos: Kathrin Aretz
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eISBN: 978-3-86659-430-2
Auflage 2020
© 2009 Natur und Tier - Verlag GmbH
An der Kleimannbrücke 39/41
48157 Münster
www.ms-verlag.de
Geschäftsführung: Matthias Schmidt
Lektorat: Anne Weber & Kriton Kunz
Layout: Ludger Hogeback - hohe birken
Vorwort
Einige Anmerkungen zur Biologie
Verwandtschaft
Verbreitung und Lebensweise
Erwerb
Vor der Anschaffung
Woher bekomme ich meine Kaninchen?
Transport und Quarantäne
Die Haltung
Das Gehege
Einrichtung
Außenhaltung
Vergesellschaftung
Pflegearbeiten
Ernährung und Wasser
Trockenfutter
Heu und getrocknete Kräuter
Frischfutter
Snacks
Wasser
Vorsicht: giftig!
Gesunderhaltung
Woran erkenne ich kranke Kaninchen?
Zähmung
Beschäftigung
Freilauf
Nachwuchs
Zuchtvoraussetzungen
Aufzucht und Entwicklung der Jungtiere
Weitere Informationen
Verwendete und weiterführende und verwendete Literatur
Internet
Weitere Titel dieser Reihe
Mit 6,2 Mio. Exemplaren belegen Kaninchen, Meerschweinchen, Hamster, Farbratten und Co. den 2. Platz der am häufigsten gehaltenen Heimtiere, und Kaninchen zählen zweifellos mit zu den beliebtesten Kleintieren. Doch obwohl sie bereits seit Jahrzehnten als Hausgenossen gehalten werden, fehlt es vielfach an Kenntnissen über die Pflegeansprüche und Bedürfnisse der Hasenartigen. Glücklicherweise gab es in den letzten Jahren viele neue Erkenntnisse über die tiergerechte Kaninchenhaltung. Dies betrifft vor allem die Anforderungen an eine kaninchengerechte Unterbringung und Ernährung. Dieser Zuwachs an Wissen sowie zahlreiche Erfahrungen aus meiner langjährigen Arbeit für das Kleinsäuger-Fachmagazin RODENTIA sind in den vorliegenden Band der Reihe „Art für Art“ eingeflossen. Da ich selbst seit vielen Jahren mit Kaninchen zusammenlebe, liegt mir die Aufklärung über die Bedürfnisse der Tiere besonders am Herzen. Ich hoffe, dass ich mit diesem Buch gerade noch unerfahrenen Haltern helfen kann, das Leben ihrer Kaninchen so tiergerecht wie möglich zu gestalten.
Kathrin Aretz,
Duisburg, im Sommer 2009
Unsere Hauskaninchen sind Nachkommen des europäischen Wildkaninchens (Oryctolagus cuniculus), das ursprünglich im südwestlichen Europa beheimatet war. Wegen ihres wohlschmeckenden Fleisches wurden Kaninchen schon im Mittelalter in Freigehegen und Ställen gehalten und vermehrt. In Menschenhand entstand schließlich eine große Vielfalt von Rassen in den verschiedensten Größen, Formen, Fellstrukturen, Farben und Zeichnungen.
Physiologische Daten des Kaninchens
Atemfrequenz |
35–100/min. |
Körpertemperatur |
38,5–40 °C |
Pulsfrequenz |
130–325/min. |
Körpergewicht |
1–8 kg (je nach Rasse) |
Lebensalter |
6–13 Jahre |
Geschlechtsreife |
10–14 Wochen (kleine Rassen) bzw. |
|
4–6 Monate (große Rassen) |
Zuchtreife |
ca. 6–8 Monate (je nach Rasse) |
Tragzeit |
31 Tage (28–35 Tage) |
Wurfgröße |
1–12 Junge (bei Zwergrassen durchschnittlich 3–5 Jungtiere) |
Geburtsgewicht |
30–80 g |
Augen geöffnet |
8.–10. Lebenstag |
Absetzalter |
8.–10. Lebenswoche |
Kaninchen werden oft fälschlich zu den Nagetieren (Ordnung Rodentia) gezählt. Aufgrund einiger anatomischer Unterschiede gehören Kaninchen jedoch zur Ordnung der Hasenartigen (Lagomorpha). Hierzu zählen zwei Familien, zum einen die Hasenartigen mit Hasen und Kaninchen (Leporidae), zum anderen die Pfeifhasen oder Pikas (Ochotonidae). Während die Familie der Hasenartigen elf Gattungen mit rund 55 Arten umfasst, gehört zu den Pfeifhasen nur eine rezente (noch lebende Vertreter umfassende) Gattung mit 25 Arten. Die beiden bekanntesten Gattungen der Hasenartigen sind zweifellos die Echten Hasen (Lepus) und die Kaninchen (Oryctolagus), denen wiederum zahlreiche Arten und Unterarten angehören. Besonders weit verbreitet sind Arten wie der Europäische Feldhase (Lepus europaeus) oder das Europäische Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus).
Vom „Zentralverband Deutscher Rasse-Kaninchenzüchter e.V.“ (ZDRK) sind derzeit 88 Kaninchenrassen in insgesamt 370 Farbenschlägen anerkannt. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Rassen, die der ZDRK bislang nicht in den Standard aufgenommen hat (z. B. Löwenkopfkaninchen, Cashmere-Zwergwidder und Teddykaninchen). Der Grund hierfür ist, dass diese Kaninchen noch nicht reinrassig sind (d.h. die Nachkommen unterscheiden sich im Aussehen von ihren Elterntieren) und es noch keine einheitlichen Rassemerkmale gibt. In der Heimtierhaltung trifft man reinrassige Kaninchen eher selten an. Denn für Kaninchenliebhaber spielt es natürlich meist keine Rolle, ob ihre Tiere dem Rassestandard entsprechen oder nicht. Durch ihre einmalige Fellfärbung und -zeichnung sind Mischlingskaninchen vielmehr besonders reizvoll.
Systematik
Klasse: |
Säugetiere (Mammalia) |
Unterklasse: |
Höhere Säugetiere (Eutheria) |
Überordnung: |
Euarchontoglires |
Ordnung: |
Hasenartige (Lagomorpha) |
Familie: |
Hasenartige (Leporidae) |
Gattung: |
Oryctolagus |
Art: |
Hauskaninchen |
|
(Oryctolagus cuniculus f. dom.) |
Wildkaninchen waren, wie erwähnt, ursprünglich im südwestlichen Europa beheimatet. Heute sind sie in beinahe ganz Europa, Australien, Neuseeland, Südafrika sowie Nord- und Südamerika zu finden, da sie vom Menschen dort ausgewildert wurden. Sie leben gesellig in größeren Kolonien mit fester Rangordnung. Ihre unterirdischen Baue legen sie in lockerem bzw. sandigem Boden an. Die Baue haben mehrere Zugänge und sind bis zu 3 m tief sowie 45 m lang. Als dämmerungsaktive Tiere verlassen Kaninchen ihre Baue vor allem morgens und abends, um sich auf Futtersuche zu begeben. Das Nahrungsspektrum von Wildkaninchen besteht hauptsächlich aus Gräsern, Kräutern, Blättern und Blüten. Die Fortpflanzungsperiode hängt vom Verbreitungsgebiet ab. In Mitteleuropa setzt sie im Februar/März ein. Nach einer Tragzeit von ca. 28–31 Tagen werfen die Häsinnen in sog. Satzröhren durchschnittlich etwa 5–6 Jungtiere. Obwohl Wildkaninchen für ihre Vermehrungsfreudigkeit bekannt sind, unterliegen die Populationen erheblichen Schwankungen. Ihr Fortpflanzungserfolg wird vor allem durch Umweltfaktoren wie z. B. Fressfeinde, Witterung und Nahrungsangebot beeinflusst.