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Wolfgang Benz

THERESIENSTADT

Eine Geschichte
von Täuschung und Vernichtung

 

 

C.H.Beck

 

Zum Buch

Nirgendwo kam der Zynismus der Nationalsozialisten deutlicher zum Ausdruck als in Theresienstadt. Die Weltöffentlichkeit und die zur Deportation bestimmten Juden wurden planmäßig über den Zweck der Einrichtung getäuscht. Bis heute hält sich das Bild des privilegierten „Altersghettos“, in dem vor allem musiziert und gemalt wurde. Wolfgang Benz zeichnet in diesem Buch erstmals ein Bild von Theresienstadt, das der Realität zwischen Hoffnung und Vernichtung, zwischen Illusion und Untergang nahe kommt.

Die Nationalsozialisten sind mit ihren Lügen über Theresienstadt nicht erfolglos geblieben: In der Literatur findet man immer wieder Hinweise darauf, dass hier die Lebensbedingungen besser waren als in anderen Lagern, dass die Kinder und Jugendlichen in den Genuss von Schulbildung gekommen seien, nirgendwo fehlt der Verweis auf das kulturelle Leben im Ghetto. Dies alles gab es, doch wird dabei ein entscheidender Teil der Wirklichkeit ausgeblendet. Denn Theresienstadt war in das Programm der „Endlösung“ eingebunden und von Hunger, Elend und einer hohen Sterblichkeit geprägt. Das Ghetto war hoffnungslos überfüllt und immer wieder gingen Transporte in die Vernichtungslager im Osten. Insgesamt wurden 141.000 Juden, vor allem aus der Tschechoslowakei, Deutschland und Österreich, nach Theresienstadt deportiert, nur 23.000 von ihnen überlebten den Holocaust.

Über den Autor

Wolfgang Benz ist Prof. em. der Technischen Universität Berlin; er leitete bis März 2011 das Zentrum für Antisemitismusforschung in Berlin. Bei C.H.Beck sind von ihm zahlreiche Bücher erschienen. Zuletzt: Deutsche Juden im 20. Jahrhundert (2011) und Die Feinde aus dem Morgenland (2012).

Inhalt

Der schwierige Ort Theresienstadt – einleitende Bemerkungen

  1. Barocke Idealstadt im Zenit europäischer Festungsbaukunst

  2. Die kleine Festung: «Polizeigefängnis Theresienstadt»

  3. Anfänge: Transitlager für böhmische Juden

  4. Vom Ghetto für Privilegierte zum «Jüdischen Siedlungsgebiet»

Der schwäbische Viehhändler im Privilegierten-Ghetto: Adolf Haarburger

  5. Kommandanten und Judenälteste

Fünf Zigaretten in zweieinhalb Jahren: Die Wienerin Jo Singer

  6. Alltag im Ghetto

Ein Blinder in Theresienstadt: Dr. Norbert Stern

  7. Zwangsarbeit in den Außenlagern

  8. Station auf dem Weg zur Vernichtung

Unaufhaltbarer Niedergang: Das Honoratioren-Ehepaar Sigmund und Else Dormitzer

  9. Klagend an Babylons Flüssen? Kultur im Ghetto

Komponist von Rang: Viktor Ullmann

10. Religiöses Leben

Der Rabbiner: Leo Baeck

11. Kinder in Theresienstadt

Die Angst einer Siebenjährigen: Edith Bär

12. «Verschönerung» und Besuch vom Roten Kreuz

13. Der «Dokumentarfilm aus dem jüdischen Siedlungsgebiet»

14. Das Ende

«Erlebnisse einer deutschen Jüdin»: Beate Jacoby

15. Nachnutzung: Das Internierungslager für Deutsche in der Kleinen Festung 1945–1948

Ein düsteres Jahr in der Kleinen Festung: Sigrid Johns Erfahrungen 1945/46

16. Mythos Theresienstadt: Das kulturelle Gedächtnis der Nachwelt

17. Theresienstadt heute

 

Anhang

Anmerkungen

Chronik von Theresienstadt/Terezin

Literatur

Bildnachweis

Personenregister

Der schwierige Ort Theresienstadt –
einleitende Bemerkungen

Im böhmischen Paradies, umgeben von lieblicher Landschaft, sanfte Berge im Blick, inmitten der fruchtbaren Ebene an Elbe und Eger liegt eine Fahrstunde nördlich von Prag, in unmittelbarer Nachbarschaft zu Leitmeritz und Lobositz, Theresienstadt. Die Kreisstadt Leitmeritz heißt seit 1945 wieder Litoměřice wie von 1919 bis 1939, der Nachbarort heißt Lovosice und Theresienstadt ist Terezin. Dem flüchtigen Besucher erschließt sich der Ort nicht. Man sieht ihn erst, wenn man darin ist, so haben es Festungsbaumeister Ende des 18. Jahrhunderts geplant.

Dass die spätbarocke Bastionärsfestung von 1941 bis 1945 als Ghetto für insgesamt 150.000 Juden im Zeichen nationalsozialistischer Rassenideologie und für den Vernichtungswahn deutscher Herrenmenschen genutzt wurde, sieht man dem Städtchen, das die längste Zeit seiner Existenz Garnison war, nicht an. Die benachbarte «Kleine Festung», die schon ab 1940 der Gestapo als Stätte der Verfolgung vor allem politischer Häftlinge diente, zeigt deutlichere Spuren und hat auch deshalb lange das Bild von Theresienstadt dominiert. Die Wahrnehmung wurde beherrscht von der Inanspruchnahme des Ortes durch politische Ideologie im Kalten Krieg, die nur eine Opfergruppe, tschechische Patrioten, zur Kenntnis nahm, am liebsten dann, wenn sie auch noch kommunistische Widerstandskämpfer waren. Juden (und gar Deutsche, die auf dem Weg ihrer Austreibung in Theresienstadt interniert waren) sind erst nach der Wende als Opfer deutscher Politik in Theresienstadt ins Bewusstsein getreten. Und die Leiden der Juden wurden im deutschen Publikum durch die stereotype Vorstellung verklärt, Theresienstadt sei ein bevorzugter Ort für deutsche Juden gewesen, für Prominente, für Künstler und Wissenschaftler. Entsprechend angenehmer als in anderen Orten erzwungenen Aufenthalts sei deshalb das Leben im Ghetto Theresienstadt gewesen, wurde vermutet. Theateraufführungen, Konzerte, Vorträge, Dichterlesungen hätten das Leben beherrscht. Die Wirklichkeit war aber – trotz der kulturellen Aktivitäten – furchtbar und nicht angenehmer als in anderen Lagern unter nationalsozialistischer Herrschaft.

Eine andere, nicht der Realität entsprechende Denkfigur bestimmt bis heute die Vorstellung von Theresienstadt, nämlich die, es sei vor allem Zwangsaufenthalt und Station des Untergangs deutscher (und österreichischer) Juden gewesen. Dass Theresienstadt längere Zeit der Leidensort tschechischer Juden war und diese unter den hier Internierten die Mehrheit stellten, steht zu dieser Vereinnahmung im Gegensatz. Eine weitere Denkformel hat frühzeitig Raum gegriffen: die Vorstellung eines überbürokratisierten, korrupten und selbstherrlichen jüdischen Apparats, der maßgeblichen Einfluss auf die Geschicke der Menschen im Ghetto gehabt hätte. Das böse Wort von der «Strafhaft in Theresienstadt, verschärft durch jüdische Selbstverwaltung», ist so ungerecht wie wirkungsvoll und nachhaltig.

H. G. Adler, aus Prag stammender jüdischer Intellektueller und Literat, der mit seiner Darstellung «das Antlitz einer Zwangsgemeinschaft» seit Ende der 1950er Jahre das Bild Theresienstadts prägt, hat diese Vorstellung befördert. Adler, 1910 geboren und in London 1988 als Privatgelehrter gestorben, war Häftling in Theresienstadt und dann in Auschwitz gewesen. Sein Buch ist das bedeutendste historiografische Werk über Theresienstadt. Angelegt als historische, soziologische und psychologische Studie, die ausschließlich wissenschaftlichen Standards verpflichtet ist und persönliches Erleben völlig ausklammert, ist sie aber doch nicht sine ira et studio geschrieben. Das war weder nach Temperament und Charakter des Autors noch der Zeit, wenige Jahre nach dem Holocaust, in der das Buch entstand, möglich und mindert den Wert der Darstellung nicht. Die Tendenz zur moralischen Bewertung der in der «Jüdischen Selbstverwaltung» Verantwortung Tragenden und die Neigung zu entschiedenem Urteil über Menschen und ihr Tun unter apokalyptischen Bedingungen charakterisiert allerdings Adlers Darstellung. Seither hat es keine neue Monografie über Theresienstadt gegeben.

Dieses Buch will nicht versuchen, Adlers Werk zu ersetzen. Seit der Wende, die auch in der Tschechoslowakei (bzw. dann in der Tschechischen Republik) Verkrustungen löste und Möglichkeiten der Forschung und des Gedenkens eröffnete, gibt es zahlreiche neue Erkenntnisse en detail, die das Bild Theresienstadts auch insgesamt verändern. Dieses darzustellen ist die Absicht des Buches. Vor allem will es aber den Menschen gerecht werden, die in Theresienstadt litten. Deshalb enthält die Darstellung neben dem durchgängigen Bemühen, die individuellen Dimensionen des Aufenthalts in Theresienstadt zu beschreiben, neun biografische Skizzen, die typische Schicksale, aber auch die Erfahrung Prominenter wie Leo Baeck oder Viktor Ullmann vor Augen führen.

Über die Verortung Theresienstadts in den Systemen der nationalsozialistischen Zwangslager und Haftstätten[1] herrscht – ohne Notwendigkeit – Unsicherheit. War der von den Nationalsozialisten abwechselnd als Prominentenghetto, Alterssitz für jüdische Patrioten und Honoratioren, als Vorzugslager, als «jüdisches Siedlungsgebiet» titulierte Zwangsaufenthalt erst tschechischer, dann deutscher und österreichischer, schließlich auch holländischer und dänischer Juden in Wirklichkeit ein KZ, dem nur dessen äußere Merkmale fehlten? Die Antwort ist einfach und schwierig zugleich. Theresienstadt war kein KZ, da es nicht der «Inspektion der Konzentrationslager» in Oranienburg bzw. dem SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt in Berlin unterstellt war. Weder das Ghetto in der Großen Festung ab Ende 1941 noch das «Gestapohaftlager» (oder «Polizeigefängnis») in der Kleinen Festung Theresienstadt, das schon im Juni 1940 eingerichtet worden war, gehörten zum NS-Terrorsystem, das unter der Chiffre KZ eine eigene Welt bildete. Die Kleine Festung wies sogar einige äußere Kennzeichen eines Konzentrationslagers auf wie die zynische Inschrift «Arbeit macht frei» am Eingang zum ersten Hof. Und die Existenzbedingungen waren im Ghetto ebenso wenig besser wie die Mortalität geringer als sie in einem Konzentrationslager gewesen ist. Aber die Strukturen des Zwangsaufenthalts der Juden in der böhmischen Festung waren nicht die eines Konzentrationslagers.

Formal und nach Befehlshierarchie unterstand die Kleine Festung als «Polizeigefängnis»[2] der Gestapo in Prag und das Ghetto in der Großen Festung war der «Zentralstelle für jüdische Auswanderung» in Prag, ebenfalls einer Behörde der SS, nachgeordnet. Die Zentralstelle hatte der Judenreferent des SD-Hauptamtes, Adolf Eichmann, am 26. Juli 1939 in Prag nach dem Vorbild einer von ihm im August 1938 in Wien gegründeten Dienststelle errichtet. Die Prager Einrichtung hatte als Instrument der Gestapo nur den Zweck, die Vertreibung der Juden aus der «Rest-Tschechoslowakei» zu organisieren. In Prag war Eichmanns Stellvertreter, SS-Sturmbannführer Hans Günther, Chef der Behörde, die der «Reichszentrale für jüdische Auswanderung» in Berlin unterstand. Das Berliner Büro schließlich war identisch mit dem Referat Eichmanns im Reichssicherheitshauptamt (RSHA), der Befehlszentrale des Holocaust. Aus dieser Ressortzugehörigkeit geht zweierlei hervor, nämlich erstens die Tatsache, dass kein Element des Komplexes Theresienstadt (Ghetto wie Gestapohaftlager) ein Konzentrationslager war und zweitens die Zuordnung zu und die Funktion Theresienstadts in der Maschinerie des Völkermords.

Das Ghetto Theresienstadt unterschied sich in vielem auch von den Ghettos, die unter nationalsozialistischem Rassenwahn zuerst auf polnischem Boden, dann in den baltischen Ländern, in Weißrussland, der Ukraine und anderen Regionen Osteuropas eingerichtet worden waren. Aber Theresienstadt unterschied sich in seinem Gefüge noch mehr von einem KZ wie Dachau, Sachsenhausen, Ravensbrück oder Auschwitz. Schwierig ist die Einordnung des Ghettos Theresienstadt deshalb, weil es mit der formalen Kategorisierung nach Kommandogewalt, Konstruktion oder Intention der Gefangensetzung nicht sein Bewenden haben kann. So hatte Theresienstadt nie den Zweck, politische oder weltanschauliche Gegner, Verweigerer oder Kritiker des Nationalsozialismus wie Kommunisten, «Asoziale», Zeugen Jehovas, katholische Priester, Pazifisten usw. zu verfolgen, wie sie in Buchenwald, Neuengamme oder Mauthausen einsaßen. Und Theresienstadt war auch kein Arbeitskräftereservoir der Rüstungsproduktion wie unzählige KZ-Außenlager im Zweiten Weltkrieg, um die beiden wesentlichen Motive zu benennen, aus denen Menschen zu KZ-Häftlingen gemacht wurden. Für die Deportationen nach Theresienstadt genügte ein einziger Grund, und zwar der, jüdisch zu sein.

Es geht auch, oder vor allem, um emotionale Dimensionen, wenn von der Verschleppung nach und der Einkerkerung in Theresienstadt gehandelt wird. Nicht nur haben die rund 150.000 Menschen, die dort gegen ihren Willen leben und vielfach auch sterben mussten, für die Theresienstadt Relaisstation des Holocaust war, das physische Elend in einer Form erfahren, die nicht steigerbar schien, die nur durch die Metapher «KZ» zu umschreiben war. Die Arglist und der Zynismus der nationalsozialistischen Ideologen wie der Funktionäre, die den Juden den furchtbaren und demütigenden Aufenthalt im «Protektorat Böhmen und Mähren» im Ambiente einer k. u. k. Fortifikation aus Maria Theresias Zeit als bevorzugten Ort angekündigt hatten, war gewiss für die dorthin Verschleppten ein weiterer Grund, sich am schlimmsten denkbaren Ort nationalsozialistischen Terrors, im Konzentrationslager, zu glauben.

Die Feststellung, dass es kein KZ gegeben hat, das von den Häftlingen im Inneren selbst organisiert war, in dem eine «jüdische Selbstverwaltung» mit Stabsabteilungen, Planungsbüros, einer Polizei, Verwaltungsstellen, die jedes Detail regelten oder zu regeln suchten – obzwar unter Befehl und Willkür eines Kommandanten der SS und keineswegs selbst bestimmt – und für einen ordentlichen Ablauf elementarer Funktionen sorgten, diese Feststellung wiegt gegenüber den Empfindungen der Opfer solcher Anordnungen sicher nicht schwer. Auch die Tatsache, dass nicht SS-Totenkopfverbänden die Bewachung Theresienstadts oblag, sondern tschechischen Gendarmen (wobei angesichts der Festungsarchitektur auch nur wenig Aufwand zur Bewachung nötig war), oder der Hinweis, dass es keine Wachtürme mit Scheinwerfern und Maschinengewehren und keinen elektrisch geladenen Stacheldrahtzaun gab, dass nicht «Vernichtung durch Arbeit» das Ziel des Aufenthalts in Theresienstadt war – dies alles zählt gegenüber dem individuellen Leid, der Verzweiflung über die Enttäuschung nach einem Leben als jüdischer deutscher Patriot und geachtetem Bürger nicht viel. Trotzdem ist es nicht egal, ob Theresienstadt ein Ghetto oder ein KZ genannt wird. Das eine mindert nicht das Erlittene, das andere steigert es nicht mehr. Theresienstadt war als Ghetto eine Station der «Endlösung der Judenfrage» und es hatte außerdem die Funktion, die Welt über die Absichten des Nationalsozialismus zu täuschen. Das macht das Städtchen in Nordböhmen zu einem einzigartigen Ort der europäischen Geschichte im 20. Jahrhundert.

Warum bestehen dann nicht nur Überlebende darauf, dass es ein KZ gewesen sein müsse? Etwa der Vertreter des Roten Kreuzes, der im Jahr 2011 an einer Konferenz über Theresienstadt teilnahm und darauf beharrte, in seinem Referat wolle er aber vom «Konzentrationslager» sprechen, das Theresienstadt doch eigentlich und irgendwie gewesen sei. Die Spur gelegt hat – ganz bewusst und aus geschichtspolitischer Absicht – der Mann, der größere Verdienste um die Historiografie Theresienstadts hat als alle anderen, nämlich der Historiker Miroslav Kárný.[3] Der tschechische Gelehrte, der selbst in Theresienstadt gefangen war, der nach der Wende die «Theresienstädter Initiative» als Vereinigung Überlebender und deren Jahrbuch «Theresienstädter Studien und Dokumente» gründete, hat 1981 in der Zeitschrift Judaica Bohemiae einen Aufsatz veröffentlicht, in dem er darlegte, dass für Theresienstadt zwar der Begriff «Ghetto» verwendet worden sei, aber nur in einem formalen Verständnis, denn es sei, wie andere Ghettos, als «Lager» gegründet und als KZ gemeint gewesen. Deshalb müsse man Theresienstadt ein Konzentrationslager nennen.[4]

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Miroslav Kárný (1919–2001) Historiker und Chronist des Ghettos

Das ist nicht richtig, machte aber Schule. Kárnýs Absicht ist leicht zu erraten: Ihm kam es wohl darauf an, den Ort in den Kanon der Stätten aufzunehmen und dort zu verankern, die wie Auschwitz unmittelbar und direkt mit dem Holocaust verbunden sind. Kárný war es wichtig, dass Theresienstadt eine Funktion beim Judenmord zugewiesen wurde, die vom Publikum nicht erkannt worden und die über den Schilderungen des Kulturlebens als seiner Besonderheit in Vergessenheit geraten war. Der Gedanke, Theresienstadt würde als Ort wahrgenommen, an dem nur disputiert und musiziert, gemalt und philosophiert wurde, während an anderen Schauplätzen der Shoah geprügelt und gemordet wurde, war nicht nur Miroslav Kárný unerträglich.[5]

In diesem Buch wird die Geschichte des Ghettos Theresienstadt erzählt. Anliegen des Autors war es, ein von Mythen und Legenden befreites Bild des Ortes und seiner unfreiwilligen Bewohner im historischen Kontext zu zeichnen. Für die Hilfe, die mir von Freunden und Kollegen dabei zuteil wurde, bedanke ich mich sehr herzlich. Marion Neiss hat weit über die Pflichten der Bibliothekarin des Zentrums für Antisemitismusforschung hinaus an der Beschaffung von Quellen und bei Recherchen Anteil genommen, herzlich danke ich Dr. Christiane Raabe (Internationale Jugendbibliothek München), Monika Sommerer (Joseph Wulf Mediathek im Haus der Wannsee-Konferenz Berlin), Dr. Vojtech Blodig (Památnik Terezin) für ihre Unterstützung, ebenso Dieter Heinrichsen (München), der mit mir nach Terezin reiste und dort fotografierte. Nicht nur bei der Erstellung des Manuskripts und bei Recherchen hat sich einmal mehr Christine Brückner glänzend bewährt. Zu Dank verpflichtet bin ich auch, wie stets, Ingeborg Medaris für das Sekretariat und dem Verlag C.H.Beck, der mit Dr. Sebastian Ullrich, Carola Samlowsky und vielen anderen Geduld mit dem Autor walten und dem Buch alle nur denkbare Sorgfalt angedeihen ließ.

1. Barocke Idealstadt im Zenit europäischer Festungsbaukunst

Nach drei verlorenen Kriegen gegen die neue Militärmacht Preußen im Laufe des 18. Jahrhunderts war die Verwundbarkeit des Habsburgerreiches evident. Das Königreich Böhmen war nach dem Verlust Schlesiens schutzlos gegen Einfälle aus dem Norden und Westen. Neue Verteidigungswerke nach den bewährten Standards der Militärbaukunst sollten die empfindliche Flanke des Vielvölkerstaats schützen. An der Straße von Dresden nach Prag, unweit der Elbe, war eine Festung geplant, deren Grundstein Kaiser Joseph II. im Todesjahr seiner Mutter Maria Theresia 1780 legte. Sie erhielt ihr zu Ehren den Namen Theresienstadt. Die Arbeiten, denen zwei Dörfer weichen mussten, hatten Anfang des Jahres 1780 begonnen, zur feierlichen Grundsteinlegung kam Joseph II. am 10. Oktober auf die Baustelle. Das gigantische Projekt wurde vor Ort von Ingenieur-Oberst Karl Nikolaus Steinmetz geleitet, unterstützt von den führenden Experten der militärischen Baukunst der Habsburgermonarchie.

Das erste Gebäude, das 1781 fertig wurde, war die Geniekaserne am zentralen Platz. Es folgten die Große Infanteriekaserne, das Garnisonsspital, die Kavalleriekaserne, das Zeughaus und die Artilleriekaserne. Zwischen 1784 und 1788 wurden außer dem Kommandanten-Haus am Stadtplatz das Schul- und Priesterhaus fertig und der zu Reichtum gekommene Lieferant der Backsteine, Kaspar Wieser, ließ sich ein pompöses Palais erbauen. Vom 11. bis 16. Juni 1790 hielt sich Karl Clemens Graf Pellegrini, Generalfeldzeugmeister und oberster Chef aller Festungsbauwerke, in Theresienstadt auf, um das Bauwerk abzunehmen. Das Schleusensystem wurde in Betrieb gesetzt und nach bestandener Probe erklärte Graf Pellegrini die Festung Theresienstadt für kriegsfähig.

Als Pendant zu Theresienstadt entstand 1781 bis 1787 die Festung Josefstadt (Josefow) in Nordostböhmen an der Mündung der Mettau in die Elbe. Zusammen mit der älteren Festung Königgrätz (Hradec Králové) an der Mündung der Adler in die Elbe existierte nun ein Fortifikationssystem, das die österreichischen Länder gegen Einfälle aus dem Norden und Nordwesten schützen sollte.

Der Bau der militärischen Anlagen in Theresienstadt hatte zehn Jahre gedauert, das Ergebnis war eine spätbarocke Idealstadt in vollkommener Symmetrie, die in eine Festungsanlage nach dem Bastionärsprinzip eingebettet war. Für den Angreifer fast unsichtbar, folgten von außen nach innen in zunehmender Dichte in leichter Höhenstaffelung Verteidigungsebenen, die durch aufgeschüttete Erdwälle gegen Artilleriebeschuss geschützt waren. Ein aus Gräben und Kesseln gebildetes System, das im Verteidigungsfall geflutet werden konnte, machte die Festung unzugänglich. Verzweigte unterirdische Gänge von etwa 30 Kilometern Gesamtlänge sicherten zusätzlich das weitläufige Areal.

Die Anlage war in drei Einheiten gegliedert: Die «Große Festung», die als Garnisonsstadt diente, auf dem linken Ufer der Neuen Eger (Nové Ohře), die «Kleine Festung» auf dem rechten Ufer der Alten Eger (Staré Ohře)und das Retranchement («Verschanzung») zwischen den beiden Bauwerken. Theresienstadt bildete einen Höhepunkt der Festungsbaukunst des 18. Jahrhunderts und ist ein einzigartiges Architekturdenkmal. Die Große Festung hat als Militärstadt den Grundriss eines Schachbretts mit einem zentralen Platz und symmetrisch angeordneten militärischen Gebäuden. In acht Mal fünf Blöcke sind Kasernen, Bürgerhäuser, die Kirche und das Rathaus eingefügt. Die militärischen Objekte entstanden am frühesten, viele zivile Gebäude wurden erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts errichtet, sie folgten aber den städtebaulichen Grundprinzipien der Anlage.

Die Große Festung erstreckt sich über eine achteckige Fläche von je 380 Metern Seitenlänge, der Zugang erfolgt durch drei Tore im Hauptwall. Die Kleine Festung ist nach dem gleichen Prinzip konstruiert, Brücken über die Arme der Eger stellen die Verbindung beider Festungen über das Retranchement sicher. Grundlegende bauliche Veränderungen wurden nie vorgenommen. Auf einem Gesamtareal von 67 Hektar und weiteren 158 Hektar Fläche, die als «Inundationsbecken» unter Wasser gesetzt werden konnte, hatte das Festungswerk eine beträchtliche Ausdehnung. Theresienstadt wurde 1782 zur freien königlichen Stadt erklärt, um 1830 hatte sie etwas mehr als tausend zivile Einwohner, 1846 wurde das Stadtwappen verliehen. Das städtische Leben war geprägt durch die Garnison, Bevölkerung und Charakter der Stadt waren deutsch.

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Historischer Plan von Theresienstadt, oben die Garnisonsstadt, das spätere Ghetto, unten die Kleine Festung, die seit Juni 1940 als Gestapo-Gefängnis diente

Die Kleine Festung diente auch als Militärstrafanstalt, und seit Anfang des 19. Jahrhunderts wurden hier Menschen aus allen Gegenden der Donaumonarchie aus politischen Gründen gefangen gehalten wie der Führer des griechischen Aufstandes gegen die osmanische Herrschaft, Alexander Ypsilanti, die polnische Gräfin Anny Rosza und der bosnische Freiheitskämpfer Lojo Vilajetovič. Der prominenteste Gefangene war Gavrilo Princip, der durch sein Attentat auf den österreichischen Thronfolger 1914 den Ersten Weltkrieg ausgelöst hatte.

Das Retranchement war als Lagerplatz für eine Armee von 60.000 Mann konzipiert, die im Kriegsfall hier kampieren und versorgt werden konnte. Im Verpflegungslager der Großen Festung, 1786 bis 1789 erbaut, konnten ausreichend Mehl, Zucker, Salz usw. gelagert werden, um eine Armee von 70.000 Mann für dreieinhalb Monate zu verpflegen. Zu den umfangreichen Erdbewegungen, die ein Heer von Arbeitern jahrelang beschäftigten, gehörte die Verlegung des Flusslaufes, dessen zwei Arme in die Festungsanlage einbezogen wurden. Mit Schleusen und einem Kanalsystem war es möglich, im Verteidigungsfall die Festungsgräben zu fluten und innerhalb weniger Stunden ein weites Umfeld unter Wasser zu setzen. Alle Bauwerke der Festung sind mit Ziegeln erbaut worden, die vor Ort hergestellt wurden.[1] Die zivilen Gebäude, die sich in den barocken und klassizistischen Rahmen einfügten, entstanden nach den militärischen Bauten. Die Garnisonskirche wurde 1805–1810 errichtet, 1826 existierten 72 Bürgerhäuser, die 540 Einwohner beherbergten. 1839 bis 1841 wurde das Rathaus errichtet, 1910 folgte das repräsentative Postgebäude.

Die militärischen Vorzüge der Festung Theresienstadt, ihre Uneinnehmbarkeit, konnten nie unter Beweis gestellt werden. 1866, im Krieg zwischen Preußen und Österreich, marschierten die Preußen an ihr vorbei nach Königgrätz. 1888 verlor Theresienstadt den Charakter einer Festung, blieb aber Garnison. Im gleichen Jahr wurden Theresienstadt und Josefstadt geschleift, fünf Jahre später, 1893, auch Königgrätz: Die Festungstechnik mit Bastionen, wie sie seit dem 16. Jahrhundert in Frankreich entwickelt worden war, erwies sich als veraltet und die politische Situation hatte sich gewandelt. Der Hauptfeind Österreichs, Preußen, war zum Verbündeten geworden.

Die Bevölkerungsstruktur Theresienstadts änderte sich allmählich, 1910 bildeten die Tschechen bereits die Mehrheit unter den jetzt etwa 3500 zivilen Bürgern der Stadt. Im Ersten Weltkrieg wurde Theresienstadt als Kriegsgefangenenlager genutzt, vor allem für Russen; aber auch Serben, Italiener und Rumänen waren hier interniert. Nach der Gründung des souveränen Staates Tschechoslowakei 1918 diente die Stadt dem tschechischen Militär als Garnison. Ein bürgerliches Leben ohne Bezug zum Militär gab es aus Mangel an Entwicklungsmöglichkeiten nicht.

Um in der beengten Militärstadt Luft zu schaffen und den Verkehr zu beschleunigen, wurden nach dem Erlöschen des militärischen Status als Festung 1888 zwei der wichtigsten Tore geschleift. Mit dem Leitmeritzer und dem Bauschowitzer Tor – den beiden Hauptzugängen der Großen Festung – fielen auch benachbarte Fortifikationselemente. Der Graben, über den Zugbrücken geführt hatten, wurde zugeschüttet. Weitere Durchbrüche durch die Wälle folgten. Am stärksten wurde die historische Architektur nach dem Ersten Weltkrieg beschädigt, als für das «Sokol-Haus» 1928–1930 am Rand der Festung ein Ravelin, d.h. ein komplettes Außenwerk vor einer Kurtine, dem Hauptwall, beseitigt wurde. Zum Haus der patriotischen tschechoslowakischen Turner, die sich unter dem Symbol des Falken (Sokol) organisiert hatten, gehörte auch ein Sportplatz. Nahebei entstand ebenfalls in der Zwischenkriegszeit im Zuge der Stadterweiterung das neue Krankenhaus. Im Wesentlichen blieb aber das barocke und klassizistische Architekturensemble bis zum heutigen Tag ziemlich unversehrt erhalten.

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Das Sokol-Haus wurde 1928–1930 erbaut

Allerdings geriet das Schleusen- und Kanalsystem der beiden Festungsbauten (der Großen und der Kleinen Festung), das auch dem Schutz vor Hochwasser durch Elbe und Eger gedient hatte, in Vergessenheit, ebenso wurde ein Teil der Minengänge unter der Stadt vernachlässigt und verfiel.

Die Straßennamen wechselten häufig im Lauf der Theresienstädter Geschichte. Ein Beispiel ist die Stadtmitte. Ursprünglich hieß sie einfach «Platz», Mitte des 19. Jahrhunderts wurde daraus der «Parade-Platz»; der amtliche Stadtplan von 1869 weist ihn als Huldigung des kaiserlichen Gründers als Josephsplatz aus. Die 1918 gegründete tschechoslowakische Republik (die allen Straßen tschechische Namen gab) machte zu Ehren ihres ersten Präsidenten Tomáš Masaryk «Náměstí Masarykovo» daraus. Im Frühjahr 1939, nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht und der Errichtung des «Protektorats Böhmen und Mähren», hieß die Stadtmitte kurze Zeit «Hitler-Platz». Im Ghetto, ab 1941, lautete die Bezeichnung dann «Stadtmitte». Anlässlich der Verschönerungsaktion für den Besuch der Delegation des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz im Sommer 1944 wurde daraus der «Marktplatz», mit dem die Illusion des Zentrums einer florierenden Kleinstadt mit zufriedenen und geschäftigen jüdischen Bürgern erweckt wurde. Seit der Befreiung 1945 lautet die Bezeichnung «Náměstí Českoslovenké Armády» («Platz der tschechoslowakischen Armee»). Aus der ursprünglichen «Hauptgasse» wurde 1869 die «Maria-Theresia-Gasse», dann die «Ulice Palackého», woraus 1939 die «Palackystraße» (immer noch nach dem tschechischen Historiker František Palacký) hervorging. Zur Ghettozeit, als zunächst alle Straßennamen verschwanden, firmierte sie als L 2, dann als «Bahnhofstraße», schließlich als «Ulica Dlouhá» (Hauptstraße).

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Verfall nach dem Abzug der Garnison 1966/97: Zeughaus und Große Infanteriekaserne («Dredner Kaserne») im Sommer 2012

Heute bietet Theresienstadt den Anblick des Verfalls und vergangener Bedeutung. Melancholie bestimmt den kleinen Ort, dessen Geschichte vor und nach dem Judenmord, in dem er eine besondere Rolle gespielt hat, immer vom Militär geprägt war. Nach dem Abzug der letzten Soldaten 1997 leidet die Stadt unter der Abwanderung ihrer Bürger, die keine Verdienstmöglichkeit in Terezin finden. Aber gleichzeitig gibt es Anzeichen, dass die historischen Festungsbauten aus dem Dornröschenschlaf erwachen. Die architektonische Glorie der letzten großen Fortifikation nach dem Bastionärsprinzip, im 18. Jahrhundert vollendet ausgeführt und bis in die Gegenwart gut erhalten, wird neu entdeckt.[2]

2. Die Kleine Festung: «Polizeigefängnis Theresienstadt»

Unter der Bezeichnung «Geheime Staatspolizei, Staatspolizeileitstelle Prag, Polizeigefängnis Theresienstadt» wurde im Juni 1940 die Kleine Festung als Filiale des berüchtigten Prager Gestapogefängnisses Pankrác in Betrieb genommen. Die Haftanstalten in Prag waren nach den Aktionen der Gestapo gegen den national-tschechischen und kommunistischen Widerstand überfüllt, deshalb suchte der Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD in Prag, Franz Walther Stahlecker, seit März 1940 nach Ausweichmöglichkeiten. Am 10. Juni 1940 traf der zukünftige Kommandant, SS-Hauptsturmführer Heinrich Jöckel, in Theresienstadt ein, zwei Tage später begann ein Häftlingskommando mit Instandsetzungsarbeiten. Bis Mai 1941 unterstand das Polizeigefängnis Theresienstadt der Haftanstalt Pankrác in Prag, dann der Gestapoleitstelle Prag direkt. 1944 wurde die Haftstätte, ohne ihren Charakter zu verändern, noch einmal umbenannt und firmierte unter «Der Kommandeur der Sicherheitspolizei Prag, Polizeigefängnis Theresienstadt».

Die Kleine Festung war – entgegen aller scheinbaren äußeren Evidenz, einschließlich eines Tores zum ersten Hof, auf dem «Arbeit macht frei» zu lesen war – niemals Konzentrationslager. Trotzdem wurde sie ab März 1944 vorübergehend auch zur Unterbringung von KZ-Häftlingen aus Flossenbürg genutzt, die ein Außenlager im nahe gelegenen Leitmeritz aufbauten. Das Einzugsgebiet des Polizeigefängnisses Theresienstadt entsprach dem Sprengel der Prager Gestapoleitstelle, darüber hinaus wurden auch Personen aus dem übrigen Protektorat, vor allem aus Mähren, in der Kleinen Festung gefangen gehalten, aber auch aus dem benachbarten «Reichsgau Sudetenland», dessen Grenze zwischen Leitmeritz und Theresienstadt verlief.

Die Kleine Festung war vor allem Haftort für die Angehörigen des tschechischen Widerstands gegen die nationalsozialistische Okkupation. Zunächst waren Kommunisten und Mitglieder der demokratischen nationalen Organisationen, wie «Politisches Zentrum» (Politické Ustředí PU) und «Petitionsausschuss wir bleiben treu» (Petiční výbor Věrnì zůstaneme PVVZ), gefangen gesetzt worden, dann folgten während der Zeit des Standrechts (Oktober 1941) nach Massenverhaftungen Mitglieder des Turnvereins Sokol sowie Studenten und Schüler und nach dem Attentat auf den stellvertretenden Reichsprotektor Reinhard Heydrich auch Frauen.

Insgesamt 27.000 Männer und 5000 Frauen durchliefen das Gestapogefängnis in Theresienstadt. Die durchschnittliche Belegstärke betrug 1940 150 Gefangene, 1941 stieg sie auf 600 an. 1942 waren 1200 und 1943 und 1944 ständig 2000 Gefangene in der Kleinen Festung untergebracht. In der letzten Phase der NS-Herrschaft waren es sogar 5500. Haftgründe waren außer der Zugehörigkeit zu einer Widerstandsorganisation «reichsfeindliche Tätigkeit» von Einzelpersonen, das Hören feindlicher Rundfunkstationen, die Verbreitung von Parolen gegen die Okkupationsmacht sowie Arbeitsvergehen. Mindestens 1216 Juden waren in der Kleinen Festung in Haft, 465 starben dort, 462 wurden in ein Konzentrationslager weiterdeportiert.[1] Diese Juden waren zum Teil aus dem Ghetto in der Großen Festung in das Gestapogefängnis verlegt worden, um hier bestraft zu werden, andere nach Fluchtversuchen aus Transporten. Die Kleine Festung war auch Haftort tschechischer politischer und kultureller Prominenz, die im bürgerlichen Widerstand gegen die deutschen Machthaber aktiv geworden war. Politiker der ersten Republik, Geistliche, Schriftsteller, Musiker und Journalisten waren Häftlinge in der Kleinen Festung Theresienstadt, die intellektuelle tschechische Elite befand sich hier in der Hand der nationalsozialistischen Unterdrücker. Die Gefangenen wurden als Arbeitssklaven an Fabriken oder Gewerbebetriebe der Umgebung vermietet oder mussten in Werkstätten im Gefängnis arbeiten, einige Außenkommandos waren in Kladno zum Bau des Gestapogebäudes oder bei der Renovierung des Schlosses Jenerálka in Prag (ebenfalls für Zwecke der Gestapo) eingesetzt.

Das Gefängnis in der Kleinen Festung hatte außerdem die Funktion eines Durchgangslagers, fast 50 Prozent der Inhaftierten wurden von hier aus in Konzentrationslager und andere Haftstätten deportiert. Bis Mitte 1943 waren die Ziele vor allem Mauthausen und Auschwitz. Das KZ Mauthausen war Hinrichtungsort für viele tschechische Patrioten aus Theresienstadt. Die Konzentrationslager Buchenwald, Flossenbürg, Dachau und Ravensbrück waren ebenfalls Endstation von Transporten aus der Kleinen Festung Theresienstadt. Weitere Ziele waren Zuchthäuser im Deutschen Reich, in denen von NS-Gerichten ausgesprochene Strafen exekutiert wurden. Ab dem 11. Mai 1943 war die Kleine Festung schließlich Hinrichtungsort für etwa 250 Menschen. Die letzte Exekution fand am 2. Mai 1945 statt, 49 Männer und drei Frauen aus dem tschechischen Widerstand waren die Opfer.

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Eingang zum 1. Hof der Kleinen Festung

Wahrscheinlich aus Versehen kam am 4. Oktober 1944 ein Transport mit Juden aus Köln anstatt ins Ghetto in die Kleine Festung. 50 Frauen und 24 Männer wurden, nach den üblichen Misshandlungen bei der Aufnahmeprozedur, als Häftlinge der Kleinen Festung registriert. Bis zum 16. Dezember wurden alle Männer ermordet, elf Frauen dieses Transports, dessen Gesamtstärke nicht zu ermitteln ist, starben ebenfalls, einige wenige Frauen überlebten bis zur Befreiung im Frühjahr 1945.[2] Jüdische Gefangene wurden in der Kleinen Festung besonders schlecht behandelt. Symptomatisch war der 25. August 1940, der als «Ohrfeigensonntag» in die Lagergeschichte einging: Am Nachmittag des Tages erschien der Kommandant Jöckel. Er war betrunken und demonstrierte gegenüber den nichtjüdischen Häftlingen seinen pöbelhaften Antisemitismus, schimpfte auf die Juden und befahl den Nichtjuden schließlich, bei Androhung von Strafen, wenn sie sich widersetzen würden, die jüdischen Mitgefangenen zu ohrfeigen.[3]

Unter dem Kommando Jöckels fungierten SS-Angehörige als Wachmannschaft des Polizeigefängnisses in der Kleinen Festung. Jöckels Stellvertreter war Wilhelm Schmidt. Berüchtigt für ihre Brutalität waren auch Stefan Rojko, Anton Malloth, Rudolf Burian, Albert Neubauer, Herbert Mende und andere. In der Frauenabteilung taten Ehefrauen der SS-Männer als Aufseherinnen Dienst. Jöckel musste sich, nachdem im Frühjahr 1945 seine Herrlichkeit als Kommandant der Kleinen Festung zu Ende war, vor einem Außerordentlichen Volksgericht in Litoměřice (Leitmeritz) verantworten. Er wurde am 25. Oktober 1946 zum Tod verurteilt und am selben Tag hingerichtet.[4] Der ehemalige SS-Oberscharführer Stefan Rojko erhielt vom Landgericht Graz im Oktober 1963 eine Strafe von lebenslanger schwerer Kerkerhaft (ergänzt durch hartes Lager halbjährlich). 1975 wurde er entlassen.[5]

Eine typische Szene, die im Prozess gegen Jöckel zur Sprache kam, ereignete sich am 26. Januar 1945. 27 jüdische Häftlinge waren Opfer einer Prügelorgie im ersten Hof der Kleinen Festung geworden. Augenzeugenberichte fanden Eingang in die Urteilsbegründung: «Die Gepeinigten hätten gestöhnt und unartikulierte Schmerzensschreie von sich gegeben, die sich mit den undefinierbaren Wutschreien der schlagenden Aufseher mischten, unter denen durch seine Riesengestalt Jöckel selbst am auffälligsten gewesen sei. Dieser Anfall eines wahnsinnigen Sadismus habe auf den Zeugen gewirkt wie ein heidnisches Zeremoniell irgendwelcher Wilder».[6] Zu den Grausamkeiten gegen die jüdischen Gefangenen gehörte auch, dass sie zum Appell barfuß im Schnee antreten mussten. Eine besondere Schikane war der Speiseplan, nach dem die für einen Tag bestimmten Rationen folgendermaßen auf eine Woche aufgeteilt wurden: «Sonntags Suppe, montags nichts, dienstags schwarzer Kaffeeersatz und ein Stück Brot von etwa 25 g, mittwochs eine Schale Suppe, donnerstags nichts, freitags Kaffee mit Brot, samstags nichts.»[7]

Systematisch gemordet wurde im «Storchkommando» (das seinen Namen von Albin Storch hatte). Das Arbeitskommando aus Juden war mit Erdarbeiten beschäftigt, regelmäßig wurde ein Häftling zum Kapo und damit zum Mörder bestimmt, der für den Totschlag eines Kameraden mit einer Extraportion Essen belohnt wurde. Zu den Methoden im «Storchkommando» gehörten absichtlich herbeigeführte Erdrutsche, bei denen Häftlinge verschüttet wurden und erstickten.[8]

Die Kleine Festung war auch unfreiwilliger Aufenthaltsort für Kriegsgefangene. Von Angehörigen der Roten Armee ist bekannt, dass sie in Theresienstadt gefangen waren, ebenso von englischsprachigen Veteranen des Zweiten Weltkriegs. Bis zu 180 Amerikaner, Briten, Kanadier, Neuseeländer (unter ihnen einige Maoris) und mindestens sechs Australier sind in der Kleinen Festung Theresienstadt unter Bruch des Kriegs- und Völkerrechts inhaftiert gewesen. Der Grund ihrer Einlieferung war, dass es sich um notorische Ausbrecher handelte, wie den deutschstämmigen Wal Steilberg aus Sydney. Er hatte acht Fluchtversuche aus verschiedenen Kriegsgefangenenlagern hinter sich und wurde über das berüchtigte Pankrác-Gefängnis Prag von der Gestapo nach Theresienstadt eingeliefert.[9]

Außer dem Kommandanten Jöckel und seinem Gehilfen Rojko mussten sich nach dem Krieg weitere Angehörige der SS für ihre Verbrechen in der Kleinen Festung verantworten: Der Stellvertreter des Kommandanten der Kleinen Festung Wilhelm Schmidt wurde im November 1946 vom Volksgericht Litoměřice zum Tod verurteilt, das Urteil wurde sofort vollstreckt.[10] Auch Albert Neubauer erhielt im September 1948 vom gleichen Gericht die Todesstrafe.[11] Gegen SS-Untersturmführer Julius Viel, damals 82-jährig, verhängte das Landgericht Ravensburg im April 2001 eine zwölfjährige Haftstrafe, er starb 2002. Kurt Wachholz wurde im Dezember 1968 vom Stadtgericht Berlin (Ost) zum Tod verurteilt und 1969 hingerichtet.[12] Thomas Soukup, der Leiter des Baukommandos, beging 1945 im Gefängnis Selbstmord, auch Albin Storch tötete sich 1972 selbst, als letzter Scherge von Theresienstadt wurde Anton Malloth vom Landgericht München I am 30. Mai 2001 zu lebenslanger Haft verurteilt, auch er starb 2002.

Die Kleine Festung war als Haftort der Gestapo mehr als ein Jahr vor der Errichtung des Ghettos in der Großen Festung für die nationalsozialistische Ideologie und das Okkupationsregime in den tschechischen Ländern in Dienst gestellt worden. Sie blieb auch länger als das Ghetto als Haft- und Internierungsstätte in Betrieb. Nach der Befreiung fanden sich hier die ehemaligen Herren Theresienstadts als Häftlinge wieder, dazu kam deutsche Zivilbevölkerung aus Prag und Nordböhmen, die in der Kleinen Festung interniert wurde und Zwangsarbeit verrichten musste, ehe sie über die neuen Grenzen nach Deutschland oder Österreich ausgewiesen wurde. Diese Nachnutzung der Kleinen Festung Theresienstadt dauerte bis 1947. Dann wurde sie mit dem Nationalfriedhof vor ihrem Haupteingang zum Monument tschechischen Leidens und des Widerstands gegen die deutsche Okkupation. Vier Jahrzehnte lang wurde die kleine Festung vom kommunistischen Regime als Erinnerungsort vereinnahmt.

3. Anfänge: Transitlager für böhmische Juden

Am 10. Oktober 1941 fand bei Reinhard Heydrich, dem amtierenden Reichsprotektor Böhmen und Mähren und Chef des Reichssicherheitshauptamts, eine Besprechung von SS-Offizieren statt «über die Lösung von Judenfragen». Es ging um die Deportation und Ghettoisierung der etwa 88.000 Juden, die in Böhmen und Mähren lebten. 5000 sollten möglichst sofort nach Minsk und Riga, andere ins Ghetto Litzmannstadt abgeschoben werden. Als Sammellager sollte je ein Ghetto in Böhmen und in Mähren errichtet werden. Theresienstadt wurde favorisiert, es sollte der «Zentralstelle für jüdische Auswanderung» unterstehen, und wenn der Zweck als Sammellager für Juden erfüllt wäre, würde das Gelände zu einer «vorbildlichen deutschen Siedlung» ausgestaltet werden. Dazu wäre der Wegzug der tschechischen Bevölkerung zu forcieren und davor sollte in Verhandlungen mit dem Militärbefehlshaber im Protektorat die Freigabe der Theresienstädter Kasernen durch die Wehrmacht bewirkt werden. Die Bewachung des Ghettos sollte der tschechischen Polizei (unter Kontrolle der deutschen Sicherheitspolizei) übertragen werden.[1] Am folgenden Tag bat Heydrich den Chef der Parteikanzlei Martin Bormann, der den Zugang zum Staatschef kontrollierte, die Ghetto-Pläne Hitler vorzulegen, am 15. Oktober lag die Zusicherung des Wehrmachtsbevollmächtigten vor, Theresienstadt vom Militär zu räumen, am 17. Oktober trafen sich die SS-Spitzen wieder bei Heydrich und stellten «zur Judenfrage» fest, dass in Theresienstadt «bequem 50–60.000 Juden untergebracht werden könnten». Keinen Zweifel ließen sie an der Absicht, Theresienstadt nur solange zu nutzen, bis alle Juden aus dem Protektorat Böhmen und Mähren entfernt sein würden: «Von dort aus kommen die Juden nach dem Osten. Die Zustimmung von Minsk und Riga für je 50.000 Juden ist bereits eingegangen. Theresienstadt wird dann nach vollständiger Evakuierung aller Juden in einer tadellosen Planung deutsch besiedelt und somit zu einem Kernpunkt deutschen Lebens. Es liegt äußerst günstig dafür. Somit wird ein weiterer Vorposten mustergültig nach den Gedankengängen des Reichsführers-SS als Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums geschaffen.»[2]

Mit der Ankunft des «Stabes» begann am 4. Dezember 1941 der Alltag des «geschlossenen Lagers Theresienstadt». An der Spitze der jüdischen Selbstverwaltung, so die euphemistische Bezeichnung der von der SS kontrollierten inneren Organisation des Lagers, stand, von der SS dazu bestimmt, Jakob Edelstein (1903–1944). Er war in Galizien geboren, in Brünn aufgewachsen, sprach perfekt Deutsch aber kaum Tschechisch, war Zionist und organisierte in Prag als Chef des Palästinaamtes die Auswanderung der Juden nach Erez Israel, und er war stellvertretender Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde in Prag. Edelstein war von der Vorstellung geleitet, durch produktive Arbeit im Ghetto das Leben der Juden retten zu können.[3]

Otto Zucker (1892–1944), von Beruf Architekt und seit Sommer 1941 Abteilungsleiter in der Jüdischen Gemeinde Prag, kam am 4. Dezember 1941 nach Theresienstadt. Er war als Vertreter des Judenältesten Jakob Edelstein Mitglied des 23-köpfigen «Stabes», der die Administration des künftigen Ghettos vorbereitete. Ein erstes Aufbaukommando (342 von der Jüdischen Kultusgemeinde Prag rekrutierte Männer) war am 24. November angekommen, ein zweites traf zusammen mit dem Stab ein, die ersten Transporte von Juden aus dem Protektorat kamen in rascher Folge.

Von Otto Zucker ist ein Bericht, datiert vom 31. Dezember 1943, überliefert, der die Entwicklung der Strukturen des Ghettos zeigt: «Die ersten 3465 Personen waren in der ehemaligen Sudetenkaserne (Seestraße 5) untergebracht, die sie nicht verlassen durften. Weitere Transporte folgten, so dass zu Ende des Jahres 1941 das Ghetto bereits eine Bevölkerung von 7350 Personen aufwies. Um die rasch nach einander eintreffenden Transporte unterbringen zu können, wurden seitens der Lagerkommandantur, der das Ghetto unterstand, weitere Kasernen von der Heeresverwaltung übernommen und der Ghettoverwaltung zugewiesen. So am 5. Dezember 1941 die Dresdner Kaserne (Hauptstraße 22), hierauf die Magdeburger Kaserne (Hauptstraße 2), in welcher die Büros des Ältestenrates eingerichtet wurden, dann die Aussiger Kaserne (Egergasse 1), die Hohenelber Kaserne (Parkstraße 12), die Bodenbacher Kaserne (Egergasse 2). Es folgten noch während der ersten Monate 1942 die Hamburger Kaserne (Langestraße 5), die Kavalier Kaserne (Wallstraße 8) und zuletzt die Feldbäckerei (Bäckergasse 4). Für Werkstattzwecke wurde ein Teil des Bauhofes (Bahnhofstraße 41) zugewiesen. Die Übernahme der Hannoverkaserne (Hauptstraße 1), des Geniegebäudes (Langestraße 11), des Zeughauses (Postgasse 1), der Jägerkaserne (Bäckergasse 2) erfolgte erst später, kurz vor der Übernahme und Besiedlung der ganzen Stadt. Die übrigen Teile der Stadt waren während der Zeit des Aufbaus bis zur Besiedlung der ganzen Stadt durch Juden noch von der arischen Bevölkerung bewohnt. Auch die Heeresverwaltung hatte noch ihre Amtsräume im heutigen Hause Hauptstraße 10. Die Juden wohnten in den einzelnen Kasernen abgesondert und getrennt voneinander und von der übrigen Bevölkerung. Die Kasernen waren von der Regierungsgendarmerie bewacht und ein Verkehr zwischen den Kasernen war nur gegen besondere, von der Lagerkommandantur ausgestellte Bewilligungen möglich, die ausnahmsweise und nur zu dienstlichen Zwecken erteilt wurden. Darüber hinaus wurde vom 6. Dezember 1941 ab auch eine getrennte Unterbringung der Frauen und Männer in besonderen Kasernen angeordnet; Kinder unter zwölf Jahren hatten in den Frauenkasernen bei den Müttern zu wohnen, ältere Kinder je nach dem Geschlecht mit dem Vater oder mit der Muter. Diese Maßnahme hat für die Zeit des Aufbaus den lagerartigen Charakter des Ghettos mitbestimmt. […] Die dichtgedrängte Unterbringung, die Aufhebung des familienweisen Lebens und die Zusammenfassung in zimmerweise Wohn- und Lebensgemeinschaften von Männern und Frauen sowie die Notwendigkeit, das gesamte Leben entsprechend den vorhandenen primitiven Mitteln bis in die Einzelheiten kasernenmäßig zu organisieren, erzwangen eine straff lagermäßige Führung des Ghettos, welche sich auf die gesamten neugeschaffenen Einrichtungen und auf die Anordnungen der Leitung bestimmend auswirkte. […] Die kleinste organisatorische Einheit war das Zimmer, welches einem Zimmerältesten unterstellt war, der für die Ruhe, Ordnung, Sauberkeit und Evidenz sowie für den Arbeitsantritt seiner Insassen verantwortlich war und auch die Essenverteilung an sie zu beaufsichtigen hatte. Die Zimmer wurden gruppenweise zusammengefasst und unterstanden Gruppenältesten, die als Hilfsorgane des Gebäudeältesten tätig waren, dem die Kaserne als größte Wohneinheit unterstand. Die Gebäudeältesten erhalten ihre Befehle von der zentralen Gebäudeleitung. Die Mitteilungen der Leitung wurden und werden noch heute in Form von Tagesbefehlen und Appellen der Belegschaft bekanntgegeben. Die Essenausgabe erfolgt ebenfalls in der in Kasernen üblichen Weise. […] Jede Kaserne als Wohneinheit war ein in sich geschlossenes Ganzes, in welchem jede Abteilung des Ältestenrates ihre Zweigstellen hatte. Sie besaß zum Beispiel ihre Gebäudeleitung, ihre Proviantur und Küchen, ihre Ambulanzen und Krankenstuben, ihre Arbeitseinsatzstelle, [ihre] Poststelle, ihre technische Gebäudeverwaltung, ihren Reinigungs- und Ordnungsdienst. Da in den ersten Monaten des Ghettos Theresienstadt die Nahrungsmittel und Gebrauchsgegenstände an alle Insassen gleichmäßig und ohne Unterschied verteilt wurden, da ferner auch die ärztliche Behandlung und sonstige Versorgung für alle gleichmäßig und unentgeltlich war, bildete sich im Ghetto eine gemeinschaftliche Lebensform besonderer Prägung aus. Die technischen und sanitären Verhältnisse des Ghettos waren namentlich in den ersten Wochen, bevor die ersten Holzlieferungen und die ersten Geräte, Maschinen und Ordinationseinrichtungen eintrafen, sehr primitiv. Nicht nur die Unterbringung der Menschen war schwierig, ohne Betten, ohne jedes Mobiliar, ja ohne Matratzen oder Strohsäcke, auch die Verpflegung bereitete außerordentliche Schwierigkeiten, da die vorhandenen Kochkessel viel zu klein waren und jede Kücheneinrichtung fehlte. In der ersten Zeit musste in den Kasernen, da die Kessel für den gesamten Stand nicht reichten und das Essen auf einmal nicht in genügender Menge abgekocht werden konnte, den ganzen Tag über gekocht und das Essen ausgegeben werden, wobei es täglich vorkam, dass Hunderte von Personen kein Essen mehr erhielten. Dann wurde die Menagekarte eingeführt, die heute in vielfacher Verbesserung und in Verbindung mit einem sehr genau ausgebauten Menagedienst ein Verteilungsmittel bildet, welches jedem Ghettoinsassen die ihm zustehende Ration gewährleistet».[4]