Schlachtfeld der Supermächte
und ungelöster Konflikt
C.H.BECK
Der Koreakrieg (1950-1953) war der erste heiße Krieg des Kalten Krieges. Nordkoreaner und Chinesen auf der einen Seite und Südkoreaner unterstützt von UNO-Truppen auf der anderen Seite eroberten abwechselnd fast das ganze Land und hinterließen mit einem ungeheuren Einsatz von Bomben und Napalm verbrannte Erde – und über vier Millionen Tote. Bernd Stöver schildert, wie es kurz nach dem Zweiten Weltkrieg zu dieser drei Jahre dauernden Tragödie kommen konnte und warum der Krieg mit so unerbittlicher Härte geführt wurde. Er beschreibt die globalen Folgen – von weltweiten Atomkriegsängsten bis hin zu wirtschaftlichem Aufschwung im Westen – und erklärt, warum Korea, das vor siebzig Jahren mit einem Waffenstillstand nur vorläufig befriedet wurde, bis heute zu den gefährlichsten Krisenherden der Welt gehört.
Bernd Stöver, geb. 1961, lehrt nach Stationen in Bielefeld und Washington D. C. als Professor Neuere Geschichte an der Universität Potsdam. Bei C.H.Beck erschienen von ihm u.a. «Geschichte Kambodschas» (2015), «Der Kalte Krieg» (5. Auflage 2017), «Geschichte der USA» (2. Aufl. 2019) sowie zuletzt «CIA. Geschichte, Organisation, Skandale» (2017).
Einleitung: Der erste heiße Krieg des Kalten Krieges
1. Korea als Kolonie im japanischen Imperium, 1910–1945
Die japanische Besetzung
Antijapanischer Widerstand
Korea in der japanischen Kriegswirtschaft
Vorbereitung auf die Nachkriegszeit
2. Die Teilung Koreas, 1945–1950
Das Ende der Besatzungszeit
Der 38. Breitengrad
Die Wahlen 1948 und die doppelte Staatsgründung
Befreiungs- und Wiedervereinigungsutopien
3. Der Beginn des Koreakrieges, Juni – Oktober 1950
«6/25»: Der Angriff Nordkoreas am 25. Juni 1950
Die Entscheidung zur Verteidigung Südkoreas
Die Landung in Inch’ŏn
Die Eroberung Nordkoreas
4. Kriegswende und Waffenstillstand, Oktober 1950 – Juli 1953
Yalu: An der Grenze zum Atomkrieg
Bomben und Napalm
Der verdrängte Bürgerkrieg
1953: Nur ein Waffenstillstand
5. Die globalen Folgen des Krieges
USA
Sowjetunion
China
Europa
6. Das doppelte Korea seit 1953
Nordkorea: Die Vollendung der stalinistischen Diktatur
Südkorea: Der antikommunistische Frontstaat
Staaten im Schatten des Kalten Krieges
7. Vergangenheitspolitik und Erinnerungskultur
Interpretationen Nord – Interpretationen Süd
Koreanische Erinnerungsorte
Der «vergessene Krieg»
Die Aufarbeitung des Bürgerkrieges
8. Der Koreakonflikt nach dem Kalten Krieg
Permanente Krise
Kaesŏng oder: Die kleine Wiedervereinigung
Nordkoreas Atombombe
Epilog: Der letzte Doppelstaat des Kalten Krieges
Anhang
Karten
Zeittafel zur Geschichte Koreas
Abkürzungen
Zur Umschrift
Anmerkungen
Bildnachweis
Literaturhinweise
Personenregister
Der Koreakrieg wird bis heute vielfach als der «vergessene Krieg» verstanden und beschrieben. Dies verwundert, denn bereits ein Blick ins Internet zeigt, dass seit seinem Beginn am 25. Juni 1950 Tausende von Büchern und Artikeln und Hunderte Filme über ihn erschienen sind.[1] Schaut man sich allerdings an, woher der Begriff stammt, wird klar, wie er eigentlich zu verstehen ist. Von Anfang an war er – vor allem in den USA – ein politisches Statement, das in der Literatur selbst von Historikern bis heute fortgeschrieben wird. Entstanden aus der Diskussion nach dem für die Amerikaner so unbefriedigenden Ende des Vietnamkriegs, für den man bereits 1982, nur knapp neun Jahre später, einen offiziellen Erinnerungsort schuf, war das Schlagwort «vergessen» der Kampfruf der amerikanischen Veteranen des Koreakriegs: Sie forderten angesichts der feierlichen Eröffnung des «Vietnam Veterans Memorial» nun auch einen eigenen Gedenkort für «ihren Krieg». Aus koreanischer Sicht war es schon damals angemessener, von einem unbeendeten Krieg zu sprechen, da das Kriegsende 1953 nur der Auftakt zu einer kontinuierlichen Serie von kleineren Gefechten, Sabotageakten und Bedrohungen war, die bis heute anhält.[2]
Unbestritten ist allerdings, dass der Koreakrieg in der Weltöffentlichkeit bis heute – vor allem, wenn man ihn mit den beiden Weltkriegen und dem Vietnamkrieg vergleicht, – tatsächlich weit weniger bekannt ist. Allerdings ist er innerhalb der Gruppe von weit über einhundert sogenannten Kleinen Kriegen innerhalb des großen Kalten Krieges zwischen 1947 und 1991 einer der besser bekannten, insbesondere im Vergleich zu den wirklich vergessenen Kleinen Kriegen in Afrika, Asien oder Lateinamerika, wenngleich nicht alle seine Einzelheiten die Öffentlichkeit bislang erreicht haben.[3] Insbesondere die Tatsache, dass der Koreakrieg neben der militärischen Konfrontation, an der schließlich 22 westliche und vier dem Ostblock zugehörige Staaten beteiligt waren, zu einem Bürgerkrieg wurde, in dem Nachbarn gegen Nachbarn kämpften und auch alte Rechnungen beglichen wurden, ist außerhalb Koreas weitgehend ignoriert worden.[4]
Heiße «Kleine Kriege» im Kalten Krieg waren begrenzt gehaltene konventionelle Kriege unterhalb der Atomschwelle (Limited Wars) und in vielen Fällen – so auch in Korea – das Ergebnis des Zerfalls des amerikanisch-sowjetischen Bündnisses im Zweiten Weltkrieg und der Unfähigkeit der beiden großen Siegermächte, sich auf eine Nachkriegsordnung zu einigen.[5] Dahinter stand der Versuch zu verhindern, dass bestimmte noch nicht für eine Seite entschiedene Gebiete in die Hände des Gegners fielen. Dies betraf zunächst in fast allen Fällen Entwicklungsländer, die noch im Kolonialstatus waren oder versuchten, sich daraus zu befreien. Es ist daher kein Zufall, dass erstaunlich viele der Kleinen Kriege in die Phase der Dekolonisierung zwischen 1945 und 1975 fielen.[6] Neben der Sicherung von Ressourcen und der Mobilisierung für die als unvermeidbar angesehene kommende Auseinandersetzung erschien diese Sicherung von geographischen Räumen als eine der wichtigsten Aufgaben. «Klein» im Sinne von begrenzt waren die Kleinen Kriege nur aus der Perspektive ihrer Alternative: des Nuklearkriegs, zu dem beide Seiten seit dem Ende der 1940er Jahre immer mehr in der Lage waren. Extrem blutig waren sie fast alle. Der Koreakrieg kostete nach verschiedenen Schätzungen rund 4,5 Millionen Menschen das Leben, davon fast ein Drittel Zivilisten.[7]
Als Hitlers Tod am 30. April 1945 das 1941 geschmiedete «unnatürliche Bündnis» zwischen Washington und Moskau endgültig sprengte, nachdem es spätestens seit 1943 zu ständigen Reibereien gekommen war, hatte sich Ostasien bereits als zukünftiger Konfliktherd der ehemaligen Bündnispartner herausgebildet. Bis dahin waren die Spannungen mit großem diplomatischem Einsatz immer wieder notdürftig entschärft worden. Der Wille, das Bündnis über alle Streitigkeiten bis zum Sieg zu erhalten, zeigte sich nicht zuletzt während der Kriegskonferenzen. Auf der Liste der Gegner blieb Deutschland zunächst an erster Stelle, auch als das erfolgreiche japanische Ausgreifen im ostasiatisch-pazifischen Raum seit Dezember 1941 die dortige amerikanische Position und dann das Britische Empire ernsthaft bedrohte. Erst mit dem Kriegsende in Europa prallten auch dort die Interessen sichtbar aufeinander.
In der Kriegsführung konnten sich die Briten und Amerikaner am 30. September 1943 in der sogenannten Deklaration von Moskau mit dem sowjetischen Diktator Stalin auf das wichtigste gemeinsame Ziel einigen, nämlich die Achsenmächte zur bedingungslosen Kapitulation zu zwingen. Als zwei Monate später Stalin während der Konferenz von Teheran (28.11.–1.12.1943) zum ersten Mal persönlich mit US-Präsident Roosevelt zusammentraf, wurde ihm auch die Eröffnung einer «Zweiten Front» für den Mai 1944 zugesagt, auf die er angesichts des deutschen Vormarschs in der Sowjetunion schon monatelang gedrungen hatte. Der Diktator stimmte im Gegenzug zu, etwa drei Monate nach dem Kriegsende in Europa in den Krieg gegen Japan einzutreten, von dem die USA zunehmenden fanatischen Widerstand erwarteten. Ihnen schien es damals sogar möglich, dass die Japaner selbst dann ihren Widerstand fortsetzen könnten, wenn ihre Hauptinseln bereits besetzt wären. Auf diese Weise, so glaubte man in Washington damals, könne der Krieg dort sogar noch bis 1949 andauern.
Während des Treffens in Jalta im Februar 1945 wurde deshalb ein großzügiges Paket für den sowjetischen Einsatz in Ostasien geschnürt. Die UdSSR sollte für ihr Engagement die 1905 vom zaristischen Russland an Japan verlorenen Gebiete zurückerhalten: die Kurilen und den Süden von Sachalin. Zusätzlich wurde Stalin die Kontrolle der Mongolischen Volksrepublik sowie von Teilen der Mandschurei und von Korea zugestanden, und nicht zuletzt sollte auch der Hafen von Port Arthur (Dalian, Ta-lien, Lǚshùnkou) wieder von der Sowjetunion als Flottenstützpunkt genutzt werden dürfen.
Die Kompromissbereitschaft ging sogar so weit, dass die USA es vermieden, die strikt antikommunistische chinesische Kuo-mintang-Regierung (KMT) und ihren Führer Chiang Kai-schek darüber zu informieren. Als die KMT die Jalta-Abmachungen dann ablehnte, wurde Chiang nicht nur zur Zustimmung gedrängt, sondern darüber hinaus sogar veranlasst, einen offiziellen Freundschafts- und Bündnisvertrag mit Stalin abzuschließen. Der Pakt wurde am 14. August 1945, knapp eine Woche nach dem sowjetischen Eintritt in den Krieg gegen Japan, unterzeichnet.[8] Auch er berücksichtigte damals noch vollständig die sowjetischen Wünsche, obwohl bereits klar war, dass die Westmächte Stalins Hilfe gar nicht mehr in Anspruch nehmen wollten. Ob die hier von Stalin unterzeichnete Verpflichtung, sich nicht in die inneren Angelegenheiten Chinas einzumischen, zu diesem Zeitpunkt überhaupt das Papier wert war, wurde nicht mehr diskutiert. Es war allerdings allen klar, dass Moskau im Chinesischen Bürgerkrieg die kommunistischen Truppen Mao Tse-tungs in ihrem Kampf gegen die KMT bereits seit Jahren unterstützte.
Stalin stellte im Sommer 1945 für den Krieg mit Japan rund 1,5 Millionen Soldaten zur Verfügung und rückte am 8. August 1945 – zwei Tage nach dem Abwurf der ersten amerikanischen Atombombe auf Japan – zunächst in der japanisch besetzten Mandschurei, dann auch im Norden des von den Japanern annektierten Korea ein. Gleichzeitig übernahm die Sowjetunion auch wieder die nach dem Krieg von 1905 an Tokio abgetretene Insel Sachalin sowie die seit 1875 aus russischem in japanischen Besitz übergegangenen Teile des Kurilenarchipels.
Die Kapitulation der Japaner nach dem Einsatz der nächsten Atombombe am 9. August 1945 veränderte die Bedingungen dann völlig. Tokio akzeptierte am 14. August die auf der Potsdamer Konferenz von den Siegermächten abgegebene «Potsdamer Erklärung» und stellte zwei Tage später alle Kampfhandlungen ein. Damit entfielen für die USA auch die letzten Gründe für den sowjetischen Beistand auf dem ostasiatischen Festland und erst recht bei der Besetzung Japans, was Washington die Sowjets auch spüren ließ. «Ich muss sagen», hieß es daraufhin in einem kurzen, wütenden Schreiben Stalins an US-Präsident Truman, «dass ich und meine Kollegen nicht erwartet hatten, dass Ihre Antwort so aussehen würde». So behandele man allenfalls Besiegte. Den von den USA gewünschten Stützpunkt auf den Kurilen werde man unter diesen Voraussetzungen jedenfalls nicht mehr zur Verfügung stellen.[9]
Im machtpolitischen Vakuum nach der japanischen Niederlage war es nun in Ostasien das geopolitisch überaus wichtige China, in dem sich der Wettlauf zwischen Amerikanern und Sowjets zunächst entfaltete. Das Land war zwar nach der japanischen Besetzung verarmt und zerstört, ging aber fast ohne Atempause 1945 wieder in den bereits in den dreißiger Jahren tobenden Bürgerkrieg über. Strategisch befanden sich die von Moskau unterstützten Kommunisten um Mao Tse-tung deutlich im Vorteil, da sie während der japanischen Besatzung hinter der Front operiert hatten. Die von den USA ohnehin nur zaghaft geförderten Truppen der KMT waren dagegen fast ganz in den Westen abgedrängt worden.
Zusätzlich begünstigte die Besetzung der Mandschurei durch die Sowjets 1945 Maos Position. Hier besaß die Kommunistische Partei Chinas (KPC) ein nahezu uneinnehmbares Bollwerk. Heute weiß man, dass Maos Sieg im Bürgerkrieg gegen die KMT ohne die massive Hilfe des Kreml, der Waffen aus dem sowjetisch besetzten Nordkorea lieferte, wohl kaum so rasch möglich gewesen wäre.[10] Ein Blick auf die blanken Zahlen bestätigt das: Noch im ersten Nachkriegsjahr besaß Chiang mit seinen rund 4,3 Millionen Soldaten weit mehr als doppelt so viele Streitkräfte, wie sie Mao aufbringen konnte. Um seine Strategie, vor allem die großen Städte zu erobern, durchsetzen zu können, erhielt Mao seit Kriegsende aus den zurückgelassenen japanischen Depots im sowjetisch kontrollierten Nordkorea rund 2000 Waggonladungen Ausrüstung, darunter 900 Flugzeuge, 700 Panzer, Tausende von Geschützen und Hunderttausende von Gewehren. Überdies wurde ihm eine Einheit von rund 200.000 kampferprobten koreanischen Soldaten zur Verfügung gestellt.
Chiang dagegen musste sich zu diesem Zeitpunkt mit immer weiter zurückgehender westlich-amerikanischer Hilfe zufriedengeben. Die China- wie die Ostasien-Politik der USA insgesamt erwies sich zu diesem Zeitpunkt als genauso sprunghaft und wenig zielgerichtet wie die Osteuropapolitik.[11] Als sich ab 1947/48 die Haltung Washingtons schließlich sichtbar änderte und Chiang mehr Hilfe bekam, hatte sich das Blatt schon so deutlich zugunsten Maos verändert, dass der Bürgerkrieg für die KMT bereits verloren war. Mao blieb auf dem Vormarsch. Sein Sieg über Chiang und die KMT war dann eine unverzichtbare Voraussetzung für seine und Stalins Zustimmung zu den Angriffsplänen des nordkoreanischen Diktators Kim Il-sung Anfang 1950.
Die insbesondere während der Kongresswahlen 1950 und im Präsidentschaftswahlkampf 1952 in den USA tobenden innenpolitischen Kämpfe um die Frage, wer für den «Verlust von China» die Verantwortung trage, waren nur noch Wortgefechte.[12] Das ostasiatische Festland blieb wie Osteuropa für die USA nach 1945 noch über Jahre sicherheitspolitisch nur wenig bedeutsam. So war es dann auch keine Überraschung, dass noch im Januar 1950 eine dann berüchtigte Ansprache des US-Außenministers Dean Acheson deutlich machte, dass die Amerikaner kein Interesse an der Koreanischen Halbinsel hätten. Auf diese sogenannte Perimeter-Rede wird später noch eingehender zurückzukommen sein, weil sie die Zustimmung Stalins zu den Angriffsplänen Nordkoreas deutlich mit beeinflusste.[13] Acheson hatte die Grenze des amerikanischen Interessengebiets weit östlicher – in etwa vor der Küste des ost-asiatischen Festlands – gezogen, wobei Japan und Taiwan noch zur eigenen Sicherheitszone gezählt wurden.
Die ohnehin komplizierte geopolitische Lage in Ostasien verschärfte sich zum selben Zeitpunkt noch zusätzlich durch die Wiederbesetzung von Kolonialgebieten durch europäische Mächte. Briten, Franzosen und schließlich sogar die Niederländer begannen, ihre durch den Zweiten Weltkrieg verlorenen Kolonien wieder unter Kontrolle zu bringen. Die militärischen Interventionen und politisch-geographischen Entscheidungen verstärkten ihrerseits die bestehenden Konflikte und zogen weitere Gebiete mit in den globalen Konflikt. Dies wurde ab 1945/46 in Französisch-Indochina, dann auch im britisch kontrollierten Malaya und im ehemals niederländisch kontrollierten Indonesien sichtbar. In allen diesen Fällen gingen die zunächst als verspätete Kolonialkriege geführten Konflikte nahezu ohne Verzögerung in Kleine Kriege an der Peripherie des Kalten Krieges über – Jahre bevor der Koreakrieg begann.[14]
Wie stark die geopolitischen Entscheidungen der europäischen Kolonialmächte die dortigen Konflikte über Jahrzehnte beeinflussen konnten, zeigte sich auch in der bis 1947 britisch verwalteten Kolonie Indien. Die Teilung in das vorwiegend hinduistische Indien und das muslimische Pakistan mit einem ungeklärten Status von Kaschmir und Ostpakistan führte zu einem blutigen Sonderkonflikt, der über die gesamte Dauer des Kalten Krieges anhielt. Auch für Korea wurde dieser Gegensatz schließlich bedeutsam. Nordkorea erhielt 2004 aus Pakistan, das seit 1987 in Reaktion auf die erfolgreiche Zündung einer Atombombe seines Erzrivalen Indien eigene Nuklearwaffen herstellte, die zum Bau der Atombombe notwendigen Informationen, womit die Lage auf der Koreanischen Halbinsel zusätzlich massiv verschärft wurde. Die Atomwaffen Nordkoreas sind bis heute (2021) auch eines der größten internationalen Probleme, zumal sich die Informationen verdichtet haben, dass der Iran Pjöngjang nicht nur bei der Modernisierung seiner Mittelstreckenraketen zur Seite stand, sondern möglicherweise auch seine eigenen nuklearen Sprengsätze bereits vor Jahren in Nordkorea testen ließ.[15]
Aber nicht nur in Ostasien kollidierten seit 1945 die Interessen der Westmächte mit denen der UdSSR. Erste, im Vergleich noch sehr begrenzte Auseinandersetzungen hatte es bereits kurz nach Kriegsende auch in Griechenland, dem Iran und Italien gegeben. In Griechenland griffen die Briten bereits im Dezember 1944 aktiv ein, um die griechische Nationalregierung unter Georgios Papandreou und die Monarchisten der EDES (Griechische Nationale Befreiungsarmee) gegen die linksgerichteten Verbände der EAM (Nationale Befreiungsfront) und der ELAS (Griechische Volksbefreiungsarmee) zu unterstützen. Noch bis 1949 hielten die Kämpfe an.[16]
Auch Italien stand 1945 nach Meinung vieler Beobachter vor dem offenen Bürgerkrieg. Tatsächlich war die italienische Linke, die Kommunisten (PCI) wie die Sozialisten (PSI), außergewöhnlich stark. Unter der Führung Palmiro Togliattis hatte auch die PCI klare Anweisung aus Moskau, zunächst mit der christdemokratischen Regierung unter Ministerpräsident Alcide De Gasperi zusammenzuarbeiten. Ab 1947 fand dann jener berühmte, von den Sowjets wie den Amerikanern finanzierte Wahlkampf statt, der zu einer Art Schlacht zwischen Kommunismus und Demokratie stilisiert wurde. Als Siegerin ging daraus im April 1948 schließlich die von den USA unterstützte Democrazia Cristiana hervor, die sich dann als dauerhafte Regierungspartei der italienischen Nachkriegszeit bis 1981 etablierte. Der heiße Wahlkampf in Italien wurde dann auch zum Gründungsmythos des neu entstandenen US-Geheimdienstes CIA und zum Anschub für den Ausbau der Geheimdienstapparate auf beiden Seiten des Kalten Krieges.
Im Mittleren Osten, vor allem im Iran, war die Konkurrenzsituation vielleicht noch komplizierter, da das Land 1941 von britischen und sowjetischen Truppen gemeinsam besetzt worden war, um den westalliierten Nachschub in die Sowjetunion zu gewährleisten, insbesondere aber die Ölfelder am Persischen Golf zu sichern. Auch die Amerikaner signalisierten schon seit den dreißiger Jahren ein zunehmendes Interesse an diesem Raum – unter anderem hatte noch Roosevelt deswegen 1945 mit dem saudi-arabischen König Ibn Saud konferiert. Garant der Sicherung des Iran für den Westen sollte Schah Mohammed Reza Pahlewi sein, den man 1941 anstelle des aus alliierter Sicht zu deutschfreundlichen Vaters eingesetzt hatte und den die USA bis zum Ende der siebziger Jahre gegen alle Widerstände an der Macht hielten. Als sich Ende 1945 die Situation verschärfte, weil Stalin begann, Druck auf die iranische Regierung auszuüben, um Ölfördergenehmigungen zu erhalten, schließlich sogar einmarschierte, konnte erst die gemeinsame Drohgebärde der Westmächte ihn am 25. März 1946 wieder zum Abzug bewegen.
Der Griechische Bürgerkrieg und die Krisen in Italien und im Iran waren dann auch der Hintergrund, vor dem es schließlich zum offiziell erklärten Bruch der ehemaligen Verbündeten und zu dem Eingeständnis kam, dass es keine gemeinsame globale Nachkriegsordnung geben werde. Schon im Januar 1946 vermerkte Truman, er sei jetzt überhaupt nicht mehr der Meinung, dass man mit den Sowjets «länger auf Kompromisse spielen» solle.[17] Der ehemalige britische Kriegspremier Churchill sprach zwei Monate später vom Eisernen Vorhang, der vor dem sowjetischen Machtbereich niedergegangen sei und der jeglichen Einblick in die von den Deutschen befreiten Gebiete verhindere.[18] Stalin wiederum hatte am 9. Februar 1946 in einer auch im Westen viel beachteten Rede vor dem Obersten Sowjet Lenins These von der Unvermeidlichkeit von Kriegen ausdrücklich bekräftigt.[19]
Im selben Jahr hatte auch in New York ein Mitarbeiter der amerikanischen Kommission, die bei der UNO mit Vertretern Stalins über die Zukunft der Atomwaffen sprechen sollte, den Eindruck, dies seien keine Verhandlungen mehr, stattdessen befinde man sich bereits mitten in einem neuen Krieg, den man nur deshalb noch nicht militärisch führe, weil die Sowjets dazu noch nicht bereit seien.[20] Herbert Swope, so hieß dieser Mitarbeiter, wurde zum offiziellen Erfinder des Begriffs «Kalter Krieg», mit dem man kurz danach überall die globale Auseinandersetzung bezeichnete, die für die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts bestimmend wurde und 1991 mit dem Zerfall der Sowjetunion endete.
1947 schließlich gipfelten die sowjetisch-amerikanischen Konflikte, die sich seit 1945 an wechselnden Schauplätzen auf dem Globus gezeigt hatten, in zwei Grundsatzerklärungen. Truman stellte in einer Kongressrede am 12. März klar, dass die USA gewillt seien, jedem Land, das sich von einer kommunistischen Machtübernahme bedroht fühle, Unterstützung zukommen zu lassen.[21] Ein halbes Jahr später antwortete im September 1947 Stalins Sprachrohr Andrej Schdanow auf diese «Truman-Doktrin» mit einer Rede, die einerseits den Kampf zweier unversöhnlicher politischer «Lager» um die Welt postulierte und andererseits ebenfalls um Verbündete warb. Diese sah er nicht zuletzt in den noch bestehenden Kolonialgebieten.[22] Da beide Reden auf der jeweils anderen Seite als «Kriegserklärungen» wahrgenommen wurden, können sie als offizieller Beginn des Kalten Krieges gelten.
Während die Krisen in Griechenland, Italien und im Iran vergleichsweise harmlos zu Ende gingen, zeigte sich die 1948 von den Sowjets ausgelöste Erste Berlinkrise, die die Westmächte zum Rückzug aus der Stadt zwingen sollte, von Beginn an gefährlicher, weil es dort schnell auch um den Einsatz von Atomwaffen ging. Die USA, so wurde rasch klar, wollten nicht zuletzt aus Gründen der Glaubwürdigkeit keinen Zweifel daran lassen, dass sie – falls die Sowjets ihre noch im Krieg verbindlich abgesprochenen Rechte an der deutschen Reichshauptstadt in Frage stellen würden – ohne Zögern auch zum Einsatz von Nuklearwaffen greifen würden. Als wenige Monate nach dem Ende der Ersten Berlinkrise die Sowjets auch in der Atomrüstung aufschließen konnten und das nukleare Wettrüsten in vollem Umfang entbrannte, war unübersehbar, dass jede ernsthafte Krise zumindest theoretisch die Gefahr einer nuklearen Eskalation in sich trug. Am 29. August 1949 zündete Moskau seine erste Atombombe «Tatjana». Ein weltweiter Interkontinentalkrieg sollte für beide Seiten technisch allerdings erst in den 1960er Jahren möglich sein. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich bereits China als Nuklearmacht hinzugesellt, jenes Land, dessen Einsatz im Koreakrieg im Oktober 1950 wohl die vollständige Niederlage Nordkoreas vor den UN-Truppen verhinderte. 1964 zündete Peking seine erste Atombombe. Drei Jahre später folgte seine erste Wasserstoffbombe.
In diese schon prekäre Situation nach dem Ende der Ersten Berlinkrise und zu Beginn des Nuklearwettlaufs fiel am 25. Juni 1950 der Angriff Nordkoreas auf Südkorea. Brisant war das allemal, wenngleich Korea damals nicht zu den für die Sicherheit der beiden Supermächte erstrangigen Gebieten gehörte. Es war allerdings ein Teil der Welt, wo dem Gegner im globalen Schlagabtausch ein empfindlicher Gesichtsverlust zugefügt werden konnte – und darauf kam es im Kalten Krieg, der eben auch immer ein Kampf um Prestige und die Öffentliche Meinung war, maßgeblich mit an. Als er nach drei Jahren extrem blutiger Kämpfe zu Ende ging, hinterließ er nicht nur Millionen Tote und Vertriebene, sondern auch einen geographisch und im Innern tief zerrissenen Doppelstaat, dessen Bevölkerung sich kaum etwas so sehr ersehnte wie ein wiedervereintes Land und der doch weitgehend in einem kalten Krieg verharrte, selbst als der globale Kalte Krieg 1991 zu Ende ging.
Aber der Koreakrieg war noch viel mehr als ein Machtpoker der Supermächte an der Peripherie des Kalten Krieges und eine Tragödie für Korea. Gerade weil er der erste «kleine» heiße Krieg des Kalten Krieges war, entfaltete er eine Vielzahl von teils global spürbaren Wirkungen. Dabei war er allerdings nur Beschleuniger, kaum Auslöser von Veränderungen. Er bestätigte vor allem Überlegungen und Entwicklungen aus den vorangegangenen Jahren: Der Startschuss für das Wettrüsten der beiden Supermächte wurde bereits um die Jahreswende 1946/47 gegeben. Das zentrale amerikanische Strategiepapier NSC 68, das in der Literatur noch immer gern im Zusammenhang mit dem Koreakrieg erwähnt wird und mit seiner Feststellung auffiel, im Kalten Krieg herrsche bereits im Frieden Krieg,[23] und das deshalb exorbitante Steigerungen im US-Verteidigungshaushalt festschrieb, war bereits weit zuvor verfasst worden, und schon die Erste Berlinkrise hatte 1948/49 bestimmte Grundsatzentscheidungen über die Verwendung von Atomwaffen herbeigeführt. Alles dies deutet darauf hin, dass es vielmehr das Schlüssel- und Konstituierungsjahr 1947 war, das den Kalten Krieg anschob. Alles Weitere waren Bestätigungen, die den Kalten Krieg intensivierten, ihn zum «totalen», also tendenziell alle Lebensbereiche berührenden Konflikt werden ließen. Wenn es denn dessen noch bedurft hätte, dann war der Koreakrieg, im globalen Kontext gesehen, nach der Ersten Berlin- und der gleichzeitig eskalierenden Jugoslawienkrise eine weitere unmissverständliche Klärung der Fronten.
Die Koreanische Halbinsel, die weit in das Ostchinesische Meer hineinragt und nur durch eine schmale Meerenge von Japan getrennt ist, war über Jahrhunderte vor allem Einflussgebiet Chinas gewesen, bevor sie gegen Ende des 19. Jahrhunderts unter die Kontrolle Nippons geriet.[24] Überfälle aus China und Japan waren zeitweilig geradezu an der Tagesordnung, und die verschiedenen chinesischen Dynastien hatten immer wieder in die Machtkämpfe eingegriffen. Silla, das wichtigste der «Drei Reiche», Goguryeo, Baekje und Silla, das mit Hilfe Chinas im 7. Jahrhundert seine beiden Konkurrenten ausschalten konnte, blieb fast 300 Jahre gegenüber China tributpflichtig, bevor es im 10. Jahrhundert selbst zerfiel. Seit 918 machte es dem Königreich Koryŏ Platz, dem Namensgeber des heutigen Korea, das bis 1392 existierte.
Mindestens ebenso wirkungsmächtig wie der Name Koryŏ, der auch im geteilten Korea immer dann angeführt wird, wenn es um die Wiedervereinigung oder gemeinsame Traditionen geht, zeigte sich die Erinnerung an Koryŏs Hauptstadt Kaesŏng. Im Koreakrieg war Kaesŏng 1951 geschichtsträchtiger erster Verhandlungsort für den Waffenstillstand und nach dem Ende des Kalten Krieges 1991 der Ort für den bis heute immer wieder gescheiterten Versuch der Schaffung eines gemeinsamen Wirtschaftsgebiets. Aber auch Koryŏ blieb kontinuierlich bedroht, diesmal über lange Zeit durch die Mongolen. Kublai Khan versuchte in den siebziger und achtziger Jahren des 13. Jahrhunderts mehrfach, Korea als Sprungbrett für die Eroberung Japans zu nutzen. Nach der Eroberung 1238 wurde die Koreanische Halbinsel für rund 150 Jahre mongolisches Herrschaftsgebiet.
Kulturell waren die Verbindungen zu China am weitreichendsten. Man übernahm seine Schrift ebenso wie den Konfuzianismus und den sich von Südasien über China ausbreitenden Buddhismus, der von Korea aus auch nach Japan kam. Als 1392 das Reich Koryŏ mit der Abdankung seines letzten Königs endete und die Herrschaft der Chŏson-Dynastie begann, die über sechshundert Jahre bis 1910 dauerte, verstärkte sich der chinesische Einfluss sogar noch. Der Buddhismus wurde aktiv zugunsten des (Neu-)Konfuzianismus zurückgedrängt. Gleichzeitig entwickelten sich jedoch auch Anfänge einer eigenen koreanischen Identität, als seit 1443 eine eigene Schrift – Han’gŭl – verordnet wurde, in der nun auch Übersetzungen chinesischer Werke erschienen.
Das Chŏson-Reich mit seiner neuen Hauptstadt Hanyang (Sŏul/ Seoul) erreichte in etwa die Größe der heutigen beiden koreanischen Staaten. Im Norden grenzte es mit dem Yalu an den großen Nachbarn China, auf den man weiterhin zwingend angewiesen blieb. Als 1592/93 und 1597/98 zwei große japanische Vorstöße die Halbinsel trafen, gelang es nur mit Hilfe Chinas und viel Glück, sie abzuwehren. Während des zweiten Angriffs trat die japanische Invasionsarmee erst nach dem Tod ihres Befehlshabers Toyotomi Hideyoshi 1598, der Zerstörung des halben Landes und der Verschleppung von Teilen der koreanischen Bevölkerung, insbesondere vieler Handwerker, den Rückzug an. Die Versklavung seiner Einwohner und der Raub identitätsstiftender Kunstwerke destabilisierten das Land damals zusätzlich.
Dem mit Japan geschlossenen Friedensvertrag von 1609 folgten 1627 und 1637 zwei weitere verheerende Invasionen aus der Mandschurei, auf die man zunächst mit verstärkter Isolation antwortete, zumal auch China zunächst unter mandschurische Kontrolle fiel. Erst um die Mitte des 17. Jahrhunderts gelang wieder eine politische Stabilisierung, die bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts anhielt, als Korea erneut in den Fokus Japans geriet – diesmal unter dem Zeichen des weltweiten Imperialismus.
1876 nötigte Tokio Seoul zur Öffnung koreanischer Häfen in Pusan, Wŏnsan und Jemulpŏ (Inch’ŏn). Die erzwungene Abmachung wurde zum ersten einer ganzen Reihe von «Ungleichen Verträgen», wie sie ebenso die imperialen westlichen Mächte Großbritannien, Deutschland, Österreich, Frankreich und die USA durchsetzten. Auch das japanische Königreich eröffnete eine Botschaft in Seoul, zu der rasch eine ganz eigene Infrastruktur gehörte: Tempel, Banken und Sicherheitskräfte. Schon dies führte damals zu heftigen Protesten in der Bevölkerung, vor allem seitens der Intellektuellen. 1882 folgte ein Abkommen mit den USA, im folgenden Jahr schloss Deutschland einen Handels-, Freundschafts- und Schifffahrtsvertrag, und wenig später trafen die ersten christlichen Missionare ein, die ebenfalls erheblichen politischen Einfluss gewannen. Der Westen prägte seitdem auch wichtige Bereiche der Bildungspolitik.
Ironischerweise war das kaiserliche Japan selbst erst knapp zwanzig Jahre zuvor auf dieselbe Weise gezwungen worden, aus seiner selbst gewählten Isolation herauszutreten. Eine kleine amerikanische Flotte hatte 1853 mit der Expedition der «Schwarzen Schiffe» unter Matthew Perry auf ähnliche Weise die Öffnung durchgesetzt. Der Vertrag von Kanagawa sicherte seit 1854 den Zugang für US-Schiffe zunächst zu den Häfen von Shimoda und Hakodate. Japan zögerte dann auch nicht lange, seine außenpolitischen Interessen militärisch durchzusetzen. Der 1894/95 folgende Krieg mit China um Korea endete mit der völligen Niederlage Pekings, die im Frieden von Shimonoseki am 17. April 1895 festgeschrieben wurde. Nicht nur Korea war nun japanisches Einflussgebiet, sondern auch Taiwan, einschließlich der Pénghú-Inseln (Pescadores-Inseln). Auch Liaodong (Liáodōng), eine Halbinsel nordwestlich Koreas mit dem wichtigen Hafen Port Arthur (Lǚshùnkou), musste abgetreten werden. Alle diese Gebiete wurden in den folgenden Jahrzehnten, zum Teil über den Kalten Krieg hinaus, zu kontinuierlichen Streitfällen.
Obwohl Korea zu diesem Zeitpunkt noch kein offizielles Protektorat Tokios war – dieser Schritt erfolgte erst im November 1904 –, griffen die Japaner bereits jetzt tief in die innere Verfassung des Landes ein. Mit den «Kabo»-Reformen sollte der feudalistische koreanische Staat nach dem Willen der neuen Machthaber in ähnlicher Weise umgestaltet werden wie Japan nach der gewaltsamen Öffnung durch die USA. Dazu wurden insbesondere Veränderungen nach westlichem Muster durchgesetzt. Sie betrafen nicht nur die Verwaltung, sondern unter anderem auch den Kalender, der auch hier vom traditionellen Mond- auf den im Westen gebräuchlichen Gregorianischen Kalender umgestellt wurde. Den letzten Schritt zur Eingliederung Koreas in seinen Machtbereich vollzog Tokio nach der erzwungenen Abdankung des letzten koreanischen Kaisers Sunjong: Am 22. August 1910 wurde Korea offiziell zum Generalgouvernement und damit Teil des japanischen Kaiserreichs. Neben China und Russland hatten zuvor auch die USA ihr Einverständnis zur Neuverteilung Ostasiens im Root-Takahira-Abkommen 1908 signalisiert. Japan hatte im Gegenzug unter anderem die amerikanische Annexion von Hawaii und den Philippinen akzeptiert, die nach dem amerikanisch-spanischen Krieg 1898 an die USA gefallen waren.
Auf der Koreanischen Halbinsel waren sich die Kontrahenten auch in der Aufteilung von Interessengebieten relativ schnell handelseinig geworden, wenngleich ihre Ansprüche, wie die Ungleichen Verträge überhaupt, mit der endgültigen japanischen Annexion wieder verfielen. Russland erzwang 1896 die Öffnung des Hafens von Sinŭiju am Yalu, einer Stadt, die im Koreakrieg besonders bedeutsam werden sollte, weil sie nach der Eroberung von Pjöngjang durch UN-Truppen kurzzeitig zum nordkoreanischen Regierungssitz wurde und unter heftigsten Bombenangriffen zu leiden hatte. Im Jahr 1900 nutzte Moskau die kurzzeitig gefundene Einigkeit der verschiedenen Kolonialmächte, die sich auch in der gemeinsamen brutalen Niederschlagung der Erhebung von Nationalisten im Boxer-Aufstand in China gezeigt hatte, um Streitkräfte in der benachbarten Mandschurei zu stationieren. Japan wiederum konnte sich 1902 zumindest mit Großbritannien relativ problemlos über die jeweiligen Ansprüche in Ostasien einigen.
Unproblematisch verlief auch die Verteilung von Konzessionen zur Ausbeutung von Bodenschätzen. Die USA, die als erste westliche Macht schon 1882 ein Abkommen mit Korea schließen konnten, erhielten Mitte der 1890er Jahre unter anderem die Erlaubnis zur Übernahme einer Goldmine bei der Stadt Wŏnsan, Russland die Bewilligung, Bergwerke in der Provinz Hamgyŏng-do und Wälder entlang des Yalu zu bewirtschaften, und das Deutsche Reich sicherte sich 1897 die Konzession zur Ausbeutung einer Goldmine auf der Insel Yŏng-do bei Pusan.[25]
Schon vor, aber vor allem seit Beginn der japanischen Besetzung Koreas entwickelte sich auch aus diesen Gründen massiver Widerstand, der sich wie in China und anderen Kolonialgebieten aus dem Nationalismus speiste. Bereits der Tod von Königin Min 1895 war den Japanern angelastet worden, galt doch die Ehefrau des von 1873 bis 1907 regierenden Königs (später Kaisers) Kojong als Initiatorin eines koreanisch-russischen Bündnisses gegen Tokio. Aufgeklärt wurde ihr Tod niemals, wenngleich der japanische Botschafter Inoue Kaoru von Beginn an unter erheblichem Verdacht stand. Als 1909 koreanische Nationalisten den japanischen Generalgouverneur Itō Hirobumi, der für die Absetzung Kaiser Kojongs verantwortlich gemacht wurde, ermordeten, nutzte Tokio dann das Anwachsen des Nationalismus als Begründung, auch dessen Nachfolger Kaiser Sunjong abzusetzen und gleichzeitig die gesamte koreanische Monarchie zu beenden. Jahre zuvor war bereits das eigenständige koreanische Militär abgeschafft worden, 1910 folgte die Auflösung der koreanischen Polizei sowie der Verbände der Nationalbewegung.
Der Widerstand hatte schon Jahrzehnte vor der offiziellen Eingliederung Koreas in das entstehende japanische Imperium begonnen. Politische Kundgebungen, demonstrative Geschäftsschließungen, sogar spektakuläre Selbstmorde, aber auch bewaffnete Aufstände und Attentate waren Teil des antijapanischen Protests, gegen den die Kolonialverwaltung jedes Mal rigoros vorging. Auch der 1875 geborene erste Präsident Südkoreas, Rhee Syng-man, war während einer solchen Protestkundgebung verhaftet und zu einer sechsjährigen Gefängnisstrafe verurteilt worden. Danach hatte er 1904 das Land verlassen und ein Studium an der amerikanischen Eliteuniversität Princeton begonnen, die er 1910 mit einem Doktorgrad verließ. Der Weg nach Übersee war allerdings für die Masse der auswanderungswilligen Koreaner durch rigorose Einwanderungsbestimmungen versperrt, die seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts immer weiter verschärft worden waren und sich in den USA insbesondere gegen asiatische Einwanderer richteten.[26] Tausende gingen stattdessen in die Nachbarstaaten Koreas und sogar nach Japan, wo sie jedoch häufig ebenfalls als Menschen zweiter Klasse behandelt wurden. Rhee konnte zunächst gar nicht mehr dauerhaft nach Korea zurückkehren. Er lebte stattdessen auf dem amerikanisch kontrollierten Hawaii und in China, wo er sich zeitweilig der bürgerlichen Exilregierung anschloss. Erst 1945, nach dem Ende der japanischen Kolonialherrschaft, kehrte er zurück.
Am 21. Januar 1919 starb der 1907 zum Amtsverzicht zugunsten seines geistig zurückgebliebenen Sohnes Sunjong gedrängte Kaiser Kojong in seinem Schlafpavillon im Töksu (Kyŏngun)-Palast. Auch dafür machten die Koreaner die Besatzungsmacht verantwortlich. Anderthalb Monate später folgte der erste große Aufstand der koreanischen Nationalbewegung, nachdem am 1. März eine Unabhängigkeitserklärung veröffentlicht worden war. Kojong, der letzte König der Yi-Dynastie, war nicht zuletzt deshalb zu einem Idol und nationalen Symbol geworden, weil er im Jahr 1907 noch versucht hatte, auf der Zweiten Haager Friedenskonferenz, die über Kriegs- und Völkerrecht, aber auch über Abrüstungsfragen verhandelte, die Kolonisierung Koreas als Verletzung des Völkerrechts auf die Tagesordnung zu bringen. Sein Ziel war damals gewesen, den erzwungenen japanisch-koreanischen Vertrag über die Annexion Koreas für nichtig erklären zu lassen.[27] Die koreanische Delegation war allerdings in der niederländischen Hauptstadt nicht einmal vorgelassen worden. Von den Japanern blutig unterdrückt, wurde gerade der Aufstand nach Kojongs Tod zu einem der wichtigsten Erinnerungsorte der koreanischen Nationalgeschichte.
Die Angaben über die Zahl der Opfer gingen schon damals weit auseinander: Die japanische Kolonialverwaltung sprach von 553 Toten und rund 12000 Inhaftierten, die Koreaner von bis zu 7500 Getöteten und 45.000 Gefangenen.[28] Als weitere Antwort der Japaner folgten sukzessiv gesteigerte Repressionen. Sie richteten sich nun verstärkt gegen den nationalen Zusammenhalt. Ab 1934 erreichten sie immer neue Höhepunkte: Japanisch wurde zur Amtssprache erklärt, die Schulausbildung massiv eingeschränkt, der japanische Shintō-Buddhismus zwangsweise verordnet. Tokio organisierte das gesamte Land als Landwirtschafts-, Industrie- und nicht zuletzt als Arbeitskräftereservoir für seine Idee einer ostasiatisch-pazifischen Großmacht.
Die notwendige Elite zur Beherrschung der Kolonie stammte zum einen aus Japan, zum anderen wurden eigene Ausbildungsanstalten in Korea geschaffen, um dort geeignetes Personal heranzuziehen. 1924 gründete man die Kaiserliche Universität in Keijō (Gyeongsŏng bzw. Seoul), die direkt dem japanischen Generalgouverneur unterstellt war. Nach der Befreiung 1945 wurde sie zur Basis der heutigen National University. Von Teilen der koreanischen Eliten wurden solche Angebote der Kolonialmacht sogar gern angenommen. Auch die Verleihung von Titeln und Ämtern war für einen Teil der koreanischen Gesellschaft mehr ein Zeichen des sozialen Aufstiegs als einer verachtungswürdigen Kollaboration.
Seit 1900 strömten Koreaner in Scharen Richtung Japan. Im Jahr 1909 waren es noch lediglich 790, zehn Jahre später bereits über 28000 und 1929 rund 298000 Koreaner.[29] Sie sind deutlich zu trennen von der Gruppe der weit über eine Million zur Zwangsarbeit nach Japan verschleppten Koreaner. Die in Japan nach dem Zweiten Weltkrieg verbliebenen rund 600.000 Koreaner – die sogenannten Jainichi – sind bis heute eine starke Lobbygruppe koreanischer Interessen in beiden Staaten. Die zwangsweise vorgenommene Japanisierung in Korea erreichte dann allerdings ab 1943 einen besonderen Höhepunkt, als die Allgemeine Wehrpflicht auf koreanische Männer ausgedehnt wurde. Nur deshalb war Stalin kurz nach Kriegsende überhaupt in der Lage, die erwähnten rund 200.000 kampferprobten koreanischen Soldaten zur Unterstützung Maos gegen Chiang Kai-schek auf den Weg zu schicken.
Auch einige der in den letzten Jahrzehnten in Südkorea amtierenden Staatspräsidenten erhielten einen Teil ihrer politischen Sozialisation in den Kolonialbehörden oder sogar in Japan. Dazu gehörten unter anderem Park Chung-hee, der das Amt zwischen 1963 und 1979 ausübte. Er hatte als Offizier in der Kaiserlich-Japanischen Armee gedient und dafür sogar seinen Namen japanisiert (Takaki Masao). Für die schließlich einsetzende Normalisierung der Beziehungen zu Japan seit 1965 und den danach beginnenden Aufstieg Südkoreas erwies sich das sogar als durchaus positiv.
Zur Japanisierung Koreas gehörte zudem, dass Tokio gezielt die Zuwanderung nicht-koreanischer Ethnien, vorzugsweise von Japanern, betrieb. 1940 waren rund 70.000 Japaner angesiedelt.[30] Das offiziell verkündete Ziel der Verschmelzung von Japan und Korea bedeutete langfristig die Zerstörung der bisherigen ethnischen Zusammensetzung Koreas.[31] Auf dem Höhepunkt der Japanisierung waren sogar koreanische Namen verboten, wollte man Lebensmittel oder auch nur schlicht die Post ausgeliefert bekommen. Nach und nach verschwanden durch die Zwangsmaßnahmen tatsächlich wesentliche Teile des innerkoreanischen Widerstands.
Der politische Widerstand versuchte dieser allmählichen Austrocknung durch die Organisation von Exilgruppen entgegenzuwirken, die gleichzeitig eine Perspektive für die Zeit nach der Kolonisierung eröffnen sollten. Kurz nach dem großen Aufstand der Nationalbewegung in Korea war am 13. April 1919 eine Koreanische Provisorische Regierung (KPR) mit Sitz in Schanghai (später: Chongqing) gegründet worden, zu deren Kopf zumindest für kurze Zeit Rhee Syng-man wurde. Nach seiner Amtsenthebung 1925 kehrte er wieder nach Hawaii zurück. Zum Vizepräsidenten der Exilregierung war 1919 Kim Kyu-sik gewählt worden, auch er ein Princeton-Absolvent und wie Rhee zum Christentum übergetreten.
Die Arbeit der KPR blieb schwierig. Immerhin konnte sie für sich verbuchen, dass man sich auf die Grundsätze der bürgerlichen chinesischen Nationalbewegung verständigte. Die von Sun Yat-sen, dem ersten, ebenfalls noch «provisorisch» genannten Präsidenten der am 29. Dezember 1911 ausgerufenen «Republik China» gegründete Nationalbewegung, die KMT, wurde zu einem der Muster für Koreas Zukunft, wie auch in den Jahrhunderten zuvor China immer wieder Vorbild geworden war. Langfristig wurde dies eine der wesentlichen Voraussetzungen für die offizielle Anerkennung der KPR durch die KMT unter Chiang Kai-schek 1944.
In Korea zerbrach inzwischen der bürgerlich-mittelständische Teil des antijapanischen Widerstands, der sich immer auch auf die christlichen Kirchen stützen konnte. Er zersplitterte durch den äußeren Druck, aber auch durch die Anpassung an die neuen Machthaber. Es ist vergleichsweise wenig bekannt, dass – ähnlich wie die spätere deutsche Herrschaft in Europa – sich auch die japanische Herrschaft in den seit 1931/37 eroberten Gebieten zu einem erheblichen Teil auf Kollaboration stützte und aufgrund des begrenzten japanischen Personals auch stützen musste. Im Justizbereich waren 1908 bereits rund ein Drittel der Richter und 50 Prozent der Angestellten Koreaner. In den Gefängnissen stellten sie ebenfalls die Hälfte der Aufseher.[33] Dies blieb in etwa auch während des Zweiten Weltkriegs so. Während sich die kaiserlich-japanischen Truppen seit 1941 in einem weiten Raum verteilten, im Osten bis Hawaii, im Westen bis Burma und im Süden fast bis nach Australien, waren bis zu 50 Prozent der Polizeikräfte in Korea und der besetzten Mandschurei (Mandschukuo) Koreaner.[34] Rund 2,5 Millionen Jugendliche wurden zudem Mitglieder in den von der Kolonialmacht eingerichteten und von ihr kontrollierten Jugendorganisationen. Dies geschah wie in anderen Diktaturen in einer Mischung aus Zwang und Angst, aus Überredung und innerer Überzeugung. Die Rekrutierung für die japanische Armee verlief ab 1943 ähnlich: Auch hier war der Eintritt – zumindest offiziell – «freiwillig».
Wie auch im nationalsozialistischen Deutschland und im besetzten Europa blieb in Korea und der Mandschurei vor allem der organisierte linke Widerstand erhalten, der ebenfalls durch die Niederschlagung des Nationalaufstands 1919 noch einmal starken Auftrieb erhalten hatte. Anders als die nach Schanghai ausgewichene bürgerliche Exilregierung konnte er auch aus der benachbarten Mandschurei, wohin ein wesentlicher Teil der koreanischen Migranten bereits seit dem 19. Jahrhundert gegangen war, effektiv eingreifen. Dies betraf nicht zuletzt die später prominente Führungsriege der 1948 gegründeten Volksrepublik Korea. Auch die Familie Kim Il-sungs (Kim Il-sŏng; ursprünglich: Kim Sŏng-ju), des späteren ersten Präsidenten Nordkoreas, der einen wichtigen Teil des linken Partisanenkriegs organisierte, war nach dem Aufstand dorthin geflüchtet.
Marxismus, Leninismus, Bolschewismus, Sozialismus und Kommunismus galten seit der Russischen Revolution 1917 bis zum Ende des Kalten Krieges 1991 geradezu als die prädestinierten Gegner des Imperialismus – eine Auffassung, die die 1922 gegründete Sowjetunion als «Mutterland der proletarischen Revolution» nach Kräften förderte. Daher war es kein Zufall, dass selbst ein Sun Yatsen nach 1919 eine Linkswendung vollzog, als die Westmächte in China auf der Einhaltung der seit 1842 abgeschlossenen Ungleichen Verträge beharrten, aber die Bolschewiki ausdrücklich darauf verzichteten, die Abmachungen der noch zur Zarenzeit geschlossenen Verträge einzufordern. Sun bezog sich nun in seinen Reden und Schriften ausdrücklich auf die Russische Revolution, wenngleich auch er eher der Propaganda aufsaß. «Russland», so hieß es in einer seiner Reden im November 1924, «hat sich von dem Wege getrennt, den die weißen Brudernationen beschreiten. Warum das? Weil Russland an Güte und Gerechtigkeit glaubt, nicht an Gewalt und äußeren Nutzen. Russland ist […] nicht der Meinung, dass eine machtvolle Minderheit eine machtlose Mehrheit unterdrücken soll. Dadurch kommt Russland ganz von selbst dazu, sich mit den asiatischen Völkern zu verbinden.»[35]
Während Sun Yat-sen vor allem den angeblichen Antiimperialismus Moskaus für vorbildlich hielt, gegenüber den sowjetischen Methoden allerdings zumindest teilweise kritisch blieb[36] (was Stalin allerdings nicht daran hinderte, der 1925 in Moskau gegründeten Ausbildungsstätte für die Förderung der Revolution in Ostasien den Namen Sun Yat-sens zu geben), orientierten sich die in Korea seit dem großen Aufstand von 1919 auftretenden bolschewistischen Gruppen fast kompromisslos in Richtung Moskau. Nichtsdestoweniger blieben aber auch sie in erster Linie koreanische Nationalisten.[37] Dies betraf nicht zuletzt die 1925 entstehende offizielle Kommunistische Partei Koreas (KPK), deren Gruppen aus der Mandschurei und aus China operierten.[38] Nach der offiziellen Parteigeschichtsschreibung soll auch der erste Diktator Nordkoreas, Kim Il-sung, seine eigene kommunistische Gruppe am 17. Oktober 1926 in China gegründet haben. In Wirklichkeit nahm er wohl nur an Treffen einer von Moskau unabhängigen kommunistischen Jugendgruppe aus Exilkoreanern teil.[39] Ob ein Vierzehnjähriger ernsthaft bereits als kommunistischer Funktionär auftreten konnte, sei dahingestellt; die KPK jedenfalls konnte im Jahr 1928 als Erfolg verbuchen, in Moskaus Kommunistische Internationale, die Komintern, aufgenommen zu werden. Die Freude währte allerdings nur kurz: Zwei Jahre später wurden die koreanischen Kommunisten unter dem Vorwurf, sie seien zu nationalistisch, wieder ausgeschlossen.
Als 1931 Japan auch die Mandschurei eroberte und als weiteres Protektorat (Mandschukuo) etablierte, dehnte Tokio zwar die Verfolgung der Kommunisten auch dorthin aus. Anders aber als auf der Koreanischen Halbinsel standen die Japaner hier und im angrenzenden China einer breiten Guerillabewegung aus rund 200.000 Kämpfern gegenüber, die sich aus allen antijapanischen Gruppen und Parteien Koreas rekrutierte.[40] Dennoch waren es aber wie im Inland vor allem die KPK-Anhänger, die das größte Widerstandspotential gegen die Japaner bildeten.
Für Japan war Korea nicht nur ein unverzichtbarer Wirtschaftsraum, sondern vor allem auch Aufmarschgebiet für die Eroberung der Mandschurei seit 1931 und großer Teile Chinas ab 1937. Ohne die seit 1910 forcierte Umgestaltung vor allem des Nordteils als Industrie- und des Südens als Landwirtschaftszentrum sowie des gesamten Landes als Rohstofflieferant und Rekrutierungsgebiet wäre wohl die «Neue Ordnung in Ostasien», die Tokio schließlich Ende 1938 verkündete und die es seit 1941 im «Großjapanische Wirtschaftsraum» zu verwirklichen suchte, kaum möglich gewesen.
41An Old Lady in OkinawaTestimony of a Military Comfort Woman42