Geschichte, Zeichen, Kalligraphie
Verlag C.H.Beck

Die chinesische Schrift fasziniert durch ihre Fremdheit, ihr Alter und ihre Schönheit. Thomas O. Höllmann erklärt, wie sie entstanden ist, wie die Zeichen aufgebaut sind und wie man diese liest. Er erläutert, warum sich Chinesen unter Umständen besser schriftlich als mündlich verständigen können und welche Rolle chinesische Zeichen in Japan und Korea spielen. Nicht zuletzt geht es um die unterschiedlichen Schreibtechniken, von der Kalligraphie mit Tusche und Pinsel über den frühen Buchdruck bis hin zur modernen Textverarbeitung.
Thomas O. Höllmann ist Professor für Sinologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Bei C.H.Beck erschienen von ihm u.a.«Das alte China» (2008), «Schlafender Lotos, trunkenes Huhn. Kulturgeschichte der chinesischen Küche» (2010), in C.H.Beck Wissen «Die Seidenstraße» (32011) sowie in der Reihe C.H.Beck Textura der Band «Windgeflüster. Chinesische Gedichte über die Vergänglichkeit».
Vorwort
1. Inspiration und Drill
Viele Sprachen, eine Schrift
Privilegien und Defizite
Der Schrifterwerb
2. Die Schrift
Historische Grundzüge
Die Zeichenstruktur
Wörterbücher
3. Erfindungsgeist und Leidenschaft
Bambus und Seide
Das Papier
Tusche und Pinsel
4. Der Buchdruck und seine Folgen
Die Wegbereiter
Druckverfahren
Büchernarren und Zensoren
Amtsblätter und Zeitungen
Kommunikation im 21. Jahrhundert
5. Import – Export
Die Schriften der anderen
Lehnwörter und Übersetzungen
Die chinesische Schrift als Vorbild
Der Weg nach Korea und Japan
6. Kalligraphie
Die Macht der Zeichen
Schrift als Kunst
Schrift, Bild, Performance
Zeichen der Macht
Hinweise zur Aussprache
Chinesische Dynastien
Karte
Literatur
Bildnachweis
Personenregister
«Das Schlimmste ist, dass sie weder über Buchstaben noch über ein Alphabet verfügen. Alles drücken sie mit Hilfe von Zeichen oder Abbildern aus, die zuweilen zwei oder drei verschiedene Bedeutungen haben oder gar ganze Satzteile bilden. […] Für die wichtigsten Begriffe, die man zur Verbreitung des Glaubens benötigt, und für die Aneignung der geläufigsten Wörter, derer es im alltäglichen Gespräch bedarf, reicht die Kenntnis von lediglich 9000 Zeichen aus.» So wird der Jesuit Johannes Grueber gleich von zwei illustren Männern zitiert, die 1665 mit dem Chinareisenden ein Gespräch geführt haben wollen, das man heute als Interview bezeichnen würde: Lorenzo Magalotti (Relazione della China 1677, S. 15) und Melchisédech Thévenot (Voyage a la Chine 1666–1672, S. 8).
Im Hinblick auf die Anzahl der Zeichen hat der fromme Mann aus Linz vermutlich ein wenig geflunkert, denn damals beherrschten selbst die Angehörigen der Bildungseliten in der Regel wohl nicht viel mehr als die Hälfte davon. Das entspricht im Übrigen ziemlich genau der Zahl (knapp 4500), die man heute, dreieinhalb Jahrhunderte später, in der Volksrepublik bei Studierenden in den Anfangssemestern voraussetzt.
Das ist eine gewaltige Herausforderung, und dem Lamento Gruebers werden sich angehende Sinologen von Zeit zu Zeit ebenso anschließen wie die zahllosen Laien, die sich hierzulande mehr oder weniger umfangreiche Sprachkenntnisse aneignen, nicht zuletzt aus Respekt vor der chinesischen Kultur, deren konstitutiver Bestandteil die Schrift ist: als Medium der Verständigung, als künstlerische Ausdrucksform und als wichtiges Element bei der Veranschaulichung nationaler Identität.
Einer großen Herausforderung muss sich freilich auch der Autor stellen; denn einerseits darf er den vorgebildeten Leser nicht durch die zuweilen nötige «Komplexitätsreduktion» verstören, andererseits sollte er aber auch den Laien nicht durch Detailverliebtheit und Fachjargon abschrecken. Überdies ist ihm die Flucht in die Fußnote versagt, in der er das Für und Wider einer Hypothese genauer erläutern könnte.
Für eine Annäherung an die chinesische Schrift bieten sich verschiedene Zugangswege an. Wenn nun für dieses Bändchen eine primär historische Herangehensweise gewählt wurde, dann nicht aus Respektlosigkeit gegenüber anderen Disziplinen, sondern lediglich aufgrund begrenzter Kompetenz. Aber selbst innerhalb des geschichtlichen Rahmens konnten wegen der vorgegebenen Seitenzahl viele Themen nur kurz angerissen werden. So würden beispielsweise die Schriftpolitik, der Buchdruck und die Kalligraphie allemal eigene Monographien lohnen.
Die chinesischen Schriftzeichen im Text dienen der Veranschaulichung der vorgetragenen Argumente, nicht dem exotischen Flair oder dem Vorspiegeln von Wissenschaftlichkeit. Mit Ausnahme der Abschnitte, die sich explizit mit Kurzzeichen befassen, wurde durchweg den Langzeichen der Vorzug gegeben: nicht nur wegen der ungleich längeren Tradition, sondern auch – und vor allem – wegen der größeren Eindeutigkeit. Die Transkription folgt einheitlich den Regeln der Pinyin-Umschrift. Schließlich wurde bei der Erwähnung von Kaisern der Dynastien Ming und Qing nicht der (eigentlich korrektere) posthum verliehene Name verwendet, sondern die weitaus geläufigere Regierungsdevise. Alle Übersetzungen stammen vom Autor.
Ulrich Nolte, Petra Rehder, Gisela Muhn und Bettina Seng begleiteten das Entstehen dieses Buches aufseiten des Verlags; Johannes Bahle, Werner Berthel, Claudia Burgert, Cai Jiehua, Rebecca Ehrenwirth, Waltraud Gerstendörfer, Sabine Höllmann, Anette Liersch, Markus Michalek, Shing Müller, Marc Nürnberger, Luise Punge, Dennis Schilling, Renate Stephan und Christine Zeile trugen durch zahllose Anregungen zu seiner Verständlichkeit bei. Ihnen allen gebührt mein aufrichtiger Dank. Im Übrigen gilt, was Zhu Fu im Jahre 26 in einem Brief an Peng Chong festhielt: «Bei all Deinem Tun solltest Du jenen, die Dir nahestehen, keinen Schmerz zufügen, und jenen, die Dich anfeinden, keine Freude bereiten.» (Wenxuan, 531, Kap. 41)
Man sieht sie vor allem in den Parks der großen Städte: kleine Gruppen von Männern und Frauen, die mit Kübeln ausgestattet sind, aus denen sie Wasser entnehmen, um mit großen Pinseln – notfalls auch Schrubbern – weithin sichtbare Schriftzeichen auf das Pflaster zu malen. Und dann wird oft leidenschaftlich über die ästhetische Qualität dieser Kalligraphie diskutiert. Aber nie lange; denn das Wasser trocknet rasch, und jedes Werk trägt von Anfang an den Keim der Vergänglichkeit in sich. Die Schrift ist in China auch in anderen Zusammenhängen ein beliebter Gesprächsstoff. Sie hat eine starke Kohäsionswirkung und ist vielleicht sogar das sichtbarste Symbol nationaler Identität. Es gibt aber darüber hinaus ganz praktische Gründe dafür, dass die Einführung des lateinischen Alphabets nie eine realistische Chance hatte und im Fernsehen fast jeder Beitrag mit Untertiteln versehen ist.
Auch wenn in China gerne der Eindruck kultureller Homogenität und Kontinuität vermittelt wird, spielt das Nebeneinander regionaler Traditionen bis heute eine mindestens ebenso wichtige Rolle wie die staatlich verordnete Einheit. Ähnlich verhält es sich mit der sprachlichen Vielfalt: nicht nur im Hinblick auf die ethnischen Minderheiten, die sich beispielsweise auf Uigurisch, Mongolisch oder Tibetisch verständigen, sondern auch in Bezug auf die Han, die mit 91,5 Prozent die Bevölkerungsmehrheit im Lande bilden. Zwar fehlt es keineswegs an Argumenten für die Zusammenfassung der bei ihnen gebräuchlichen (sinitischen) Sprachen unter der Bezeichnung «Chinesisch», doch vermittelt die Begriffswahl – bewusst oder unbewusst – eine Geschlossenheit, die sich mit der Alltagsrealität nur bedingt in Einklang bringen lässt.
Die wichtigsten sinitischen Sprachen

So gibt es neben dem ursprünglich nur im Norden geläufigen Mandarin, das zunächst durch die Beamten und später durch Rundfunk und Fernsehen fast im ganzen Land verbreitet wurde, mindestens noch sechs weitere untereinander nicht verständliche Sprachen, die immerhin von 29 Prozent der Han als erstes Kommunikationsmittel verwendet werden.
Die Unterschiede zwischen den einzelnen Sprachen und ihren Varietäten sind enorm. Vergleicht man beispielsweise Kantonesisch und Mandarin, dann betrifft das die Syntax (Abfolge direktes und indirektes Objekt, Stellung des Adverbs), noch mehr aber die Phonetik. So ist die Zahl der zur Verfügung stehenden Silben (rund 630 im Kantonesischen, nur wenig über 400 im Mandarin) vergleichsweise gering, was eine Fülle von Homonymen, also gleichlautenden Wörtern, zur Folge hat.
Uneinheitlich ist auch die Zahl der Töne, die die Bedeutungsvielfalt begrenzen: bis zu neun im Kantonesischen, im Mandarin lediglich vier. Diese lassen sich wie folgt unterscheiden: 1. Ton: konstant hoch; 2. Ton: stetig steigend (fragend); 3. Ton: erst fallend, dann steigend; 4. Ton: abrupt abfallend (befehlend). Sie können in manchen Umschriften – wie in der inzwischen weit verbreiteten Pinyin-Transkription – mit Hilfe von Diakritika angezeigt werden, die über den Vokalen platziert sind: Makron (mā), Akut (má), Hatschek (mǎ) und Gravis (mà). Dennoch bleiben viele Wörter übrig, die jeweils exakt die gleiche Aussprache (einschließlich des identischen Tons) haben, aber unterschiedliche Bedeutungen, die im Gespräch nur über den Kontext erschlossen werden können.
Schriftzeichen mit der Aussprache yi (kleine Auswahl)

Homonyme im Mandarin (kleine Auswahl aus einem gängigen Wörterbuch)

Bedeutungsspektrum des Zeichens shu
im «klassischen» Chinesisch

Zwar sind die Besonderheiten der einzelnen sinitischen Sprachen nicht ohne Auswirkungen auf die jeweils gebräuchlichen Zeichen, doch ist die Zahl der Abweichungen erstaunlich gering. Daher sind Texte im Prinzip für alle Han gleichermaßen verständlich, auch wenn sich die Menschen verbal nicht untereinander verständigen können.
Allerdings ist auch die Schrift keineswegs immer eindeutig. Das liegt zunächst einmal an der semantischen Breite der Zeichen. So lässt sich das Zeichen hui
als Substantiv unter anderem wie folgt übersetzen: ‹Treffen›, ‹Sitzung›, ‹Versammlung›, ‹Konferenz›, ‹Verein›, ‹Vereinigung›, ‹Feierlichkeit›, ‹Gelegenheit›, ‹Verständnis›, ‹Fähigkeit›, ‹Fertigkeit›, ‹Möglichkeit› und ‹Augenblick›. Hinzu kommen freilich noch Verwendungen als Verb (z.B. ‹begegnen›, ‹verstehen›, ‹können›, ‹freihalten›), Adjektiv (z.B. ‹möglich›) oder Adverb (z.B. ‹möglicherweise›).
Es gibt weder Deklination noch Konjugation. Numerus und Tempus sind, wenn überhaupt, lediglich durch den Kontext zu erschließen. Einzelne Zeichen weisen überdies eine phonetische Variabilität auf, so dass unterschiedliche Lesungen – zuweilen auch nur abweichende Töne – zumeist mit Sinnabweichungen einhergehen.
Schriftzeichen mit unterschiedlichen Aussprachen und Bedeutungen im Mandarin

Schriftzeichen mit unterschiedlichen Tönen und Bedeutungen im Mandarin

Substantive mit dem Zeichen shu am Anfang

Im Übrigen waren Texte über rund drei Jahrtausende hinweg meist nicht einfach nur schriftliche Umsetzungen des gesprochenen Worts. Das lag zum einen an der Behandlung unterschiedlicher Themen, zum anderen aber auch an deutlichen Abweichungen in der Grammatik. Zudem spielten Wörter, die sich aus zwei und mehr Silben zusammensetzten, in Buch und Zeitung eine weit geringere Rolle als in der mündlichen Erörterung.
Zwar gab es Literaturgattungen wie den Roman, die schon in der Kaiserzeit umgangssprachliche Elemente als Stilmittel nutzten, doch ist die zeitliche Trennlinie zwischen «klassischem» und «modernem» Chinesisch relativ klar zu ziehen. Sie verläuft im ersten Jahrzehnt nach der Revolution von 1911, als Intellektuelle Reformen einforderten, die ihnen nicht zuletzt den Zugang zu weiteren Teilen der Bevölkerung erleichtern sollten. Heute ist die im «klassischen» Chinesisch zumindest als Prinzip gültige Gleichsetzung von einem Wort, einer Silbe und einem Zeichen weitgehend aufgebrochen, und zusammengesetzte Begriffe sind in der Schrift beinahe so häufig wie in der Sprache.
Die beiden umfangreichsten Wörterbücher enthalten derzeit 85.568 (Zhonghua zihai) und 106.230 (Yitizi zidian) Zeichen. Allerdings ist die Anzahl der darin aufgeführten Schreibvarianten extrem hoch, der wirkliche Bestand deutlich niedriger. Ein gängiges chinesisch-deutsches Nachschlagewerk (Xin Han De zidian) kommt mit rund 6000 Zeichen aus, unter die mehr als 70.000 Komposita eingeordnet sind. Das dürfte in etwa dem Wortschatz eines gebildeten Chinesen mit Hochschulabschluss entsprechen.
Bis zum 20. Jahrhundert war der Umgang mit der Schrift im Allgemeinen Männersache und eng an die Herkunft und an das soziale Umfeld gebunden. Solide Kenntnisse gehörten insbesondere zum Selbstverständnis all jener, die den Bildungseliten angehörten und ihr Glück in einer Karriere bei Hofe suchten. Zwar konnte eine Laufbahn im Staatsdienst auch durch die Abstammung aus einer einflussreichen Familie, durch die Hilfe mächtiger Förderer oder durch finanzielle Zuwendungen ermöglicht werden, doch bildeten gestaffelte Examina das Kernstück der Beamtenrekrutierung.
Hierzu waren im Prinzip fast alle Männer zugelassen, vorausgesetzt sie verfügten über Kenntnisse, die nur unter jahrelanger intensiver Betreuung erlangt werden konnten. Fachwissen, das für die Kandidaten bei der Ausübung ihrer späteren Tätigkeit nützlich gewesen wäre, wurde dabei nicht unbedingt abgefragt; lediglich in hierarchisch nachgeordneten Ausbildungen galt es, juristischen, medizinischen, ökonomischen oder geographischen Sachverstand nachzuweisen. Ansonsten kam es fast ausschließlich darauf an, philosophische und literarische Themen nach einem starren Muster aufbereiten zu können.
Der Beamtenhierarchie entspricht am Firmament die Position der Gestirne, auf Erden der Verlauf von Flüssen und Gebirgen. Die Wahl kann [somit nur] auf Männer fallen, die über himmlische Vollkommenheit verfügen und Einsicht in menschliches Handeln haben. Nur dann wird ihnen auf Grundlage ihrer Fähigkeiten ein Amt verliehen und ein entsprechender Aufgabenbereich zugewiesen. (Wang Rong, zitiert im Wenxuan, 531, Kap. 36)
Riesig war freilich die Zahl derer, denen der Erfolg verwehrt blieb: sei es, weil sie die extrem anspruchsvollen Prüfungen nicht bestanden, sei es, weil sie in Ermangelung der nötigen Protektion auf drittrangigen Posten in der Provinz versauerten oder weil sie rechtzeitig feststellten, dass sie sich nicht völlig verbiegen lassen wollten. Zudem erhielten die Beamten in dem stets relativ klein gehaltenen Verwaltungsapparat keineswegs üppige Gehälter. So hielt etwa der Staatsmann Wang Anshi im Jahre 1058 in einem Memorandum fest, dass es «bei der derzeitigen Höhe der Bezüge unmöglich sei, ehrlich zu bleiben». Entsprechend weit verbreitet waren unter den Angehörigen der Bildungseliten nicht nur Korruption und Frustration, sondern auch Zynismus und Alkoholmissbrauch:
Saufen statt Schreiben
Wenn ich trinke,
dann gleich die ganze Nacht,
und jeder Rausch währt
obendrein drei Tage.
Die Zeit vergeudet
und nichts geschrieben,
wie soll einer da
zu Geld und Ruhm gelangen?
Schau Dir doch nur die Toten an
in ihren Pinselgräbern:
Vergiss das Geschreibsel
und reich mir lieber den Becher!
(Xin Qiji, 1195)
Ohne eine intensive Betreuung durch Familienangehörige oder Hauslehrer waren die Chancen auf das Bestehen der Prüfungen extrem gering. Darüber hinaus war auch der Besuch einer höheren Lehranstalt an relativ rigide Bedingungen geknüpft; zuweilen orientierte sich die Zulassung primär an den Rangstufen der in Beamtendiensten stehenden Vorfahren. Deutlich leichter war der Zugang zu den weniger anspruchsvollen Bildungseinrichtungen, die, vom Staat, der Kommune, einer Verwandtschaftsgruppe oder einer Religionsgemeinschaft getragen, ihre Tore auch für weniger gut situierte Schüler öffneten. Die zur Verfügung stehenden Plätze reichten allerdings keineswegs aus, um die Mehrzahl der Kinder und Jugendlichen zu betreuen.

Links: Kaiser Kangxi beim Lesen. Werk eines unbekannten Malers aus dem frühen 18. Jahrhundert

Rechts: Lesender mit Querrolle. Tonfigürchen aus einem Grab in Tangxian (Hebei), 10. Jahrhundert
Bei den Frauen diente die Erziehung und Ausbildung zumeist ohnehin einem anderen Zweck. Sie hatten sich zu fügen: erst dem Vater, dann dem Gemahl und schließlich den Söhnen. Ihre Ambitionen hatten primär einem reinlichen Haushalt und einer ordentlichen Küche zu gelten; eine kluge Bezugnahme auf die Literatur oder, schlimmer noch, das Äußern eigener Gedanken konnte hingegen leicht als Schwatzhaftigkeit ausgelegt werden.
Über den ganzen Tag erstreckt sich die Erziehung der Mädchen, welche dabei die verschiedensten Aufgaben zu bewältigen haben: vom Kehren des Fußbodens über das Anzünden von Räucherstäbchen bis zur Fertigung von Hanfstoffen. Auch wird ihnen beigebracht, wie sie sich gegenüber Gästen zu verhalten haben. […] Andererseits sollten die Mädchen von Liedern und Gedichten ferngehalten werden, da von diesen Zügellosigkeit und Verderbtheit ausgehen können. (Nü lunyu, um 780, Kap. 8)
Tang shi sanbai shou