PHYLLOBATES TERRIBILIS
Vorwort
Eine Warnung vorweg …
Entdeckungsgeschichte des Schrecklichen Pfeilgiftfrosches
Beschreibung
Systematik
Gift und Giftwirkung
Verbreitung und Lebensraum
Lebensweise im Freiland und im Terrarium
Gesetzliche Bestimmungen
Wo und wie erwerbe ich Pfeilgiftfrösche?
Auswahl der Tiere und Quarantäne
Das Terrarium
Technische Ausstattung
Das erforderliche Klima
Die Einrichtung des Terrariums
Pflegearbeiten
Ernährung
Futtertierzuchten
Fütterung
Voraussetzungen zur Nachzucht
Fortpflanzung
Gelegezeitigung und Haltung der Kaulquappen
Metamorphose und Aufzucht der Jungfrösche
Dank
Weitere Informationen
Verwendete und weiterführende Literatur
Weitere Titel dieser Reihe
Bildnachweis:
Titel: |
Ein idealer Terrarienpflegling: Phyllobates terribilis Bild: Florian Riedel |
Kleines Bild: |
Zwei Jungtiere von Phyllobates terribilis Bild: Florian Riedel |
Seite 1: |
Eine Zuchtgruppe von Phyllobates terribilis im Terrarium |
Alle nicht anders gekennzeichneten Bilder stammen von den Autoren
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eISBN: 978-3-86659-461-6
Auflage 2020
© 2011 Natur und Tier - Verlag GmbH
An der Kleimannbrücke 39/41
48157 Münster
www.ms-verlag.de
Geschäftsführung: Matthias Schmidt
Lektorat: Mike Zawadzki & Axel Kwet
Layout:Ludger Hogeback - hohe birken
SEIT jeher gehören Pfeilgiftfrösche zu den besonders begehrten Tierarten in der Terraristik. Ihre tagaktive Lebensweise, spektakuläre Farben, ein spannendes Sozial- und Fortpflanzungsverhalten sowie die vergleichsweise einfache Nachzucht haben zur weiten Verbreitung dieser herrlichen Amphibien in Menschenhand beigetragen. Da die kleinen Tiere kaum ein Pflanzenblättchen knicken, ist es möglich, das für ihre Pflege benötigte Terrarium in Form eines kleinen Miniaturregenwalds zu gestalten. Die richtige technische Ausstattung vorausgesetzt, wird das Terrarium rasch zum absoluten Blickfang in der Wohnung und erfreut so nicht nur das Herz des Froschliebhabers.
Kaum eine Spezies ist dabei für den Einsteiger besser geeignet als der „Schreckliche Pfeilgiftfrosch“ Phyllobates terribilis. Die prachtvollen knallgelben, orange oder mintfarbenen Tiere sind nur wenig scheu und verstecken sich selten. Aufgrund ihrer Größe sind die Frösche in der Lage, ein breites Spektrum, auch größerer Futtertiere zu fressen, und sie stellen im Unterschied zu anderen Pfeilgiftfroscharten auch insgesamt keine besonders hohen Anforderungen an den Pfleger.
Aufgrund des außerordentlich starken Hautgiftes von im Freiland gefangenen Exemplaren haben seine Entdecker dem Frosch einen furchteinflößenden Namen verliehen, nicht ahnend, dass sich rund 30 Jahre später sogar regionale Behördenvertreter davon beeindrucken lassen würden. Diese offensichtliche behördliche Unkenntnis ist in höchstem Maße betrüblich, denn das gefährliche Hautgift Batrachotoxin lässt sich bei Nachzuchttieren nicht mehr nachweisen. Eine Gefahr für Leib und Leben des Halters und seines Umfeldes besteht bei der Pflege von Nachzuchten also nicht.
Wir möchten Ihnen im vorliegenden Buch der „Art für Art“-Reihe die Haltung und Nachzucht dieser wunderbaren Tiere vorstellen und hoffen, Ihr Interesse für einen wirklich spektakulären Terrarienbewohner zu wecken. Denn „schrecklich“ ist er eigentlich gar nicht, „herrlich“ trifft es nach unserer Meinung schon sehr viel besser!
Michael Wirth & Florian Riedel
Tübingen & Reutlingen,
im Sommer 2011
VOR dem Einstieg in die Pfeilgiftfroschhaltung sind einige grundsätzliche Überlegungen erforderlich. Üppig bepflanzte Regenwaldterrarien mit ihren farbenprächtigen und spektakulären Bewohnern gehören wohl unangefochten zu den optischen Highlights in der Terraristik. Nicht nur Froschliebhaber, sondern auch „normale Betrachter“ verharren mit glänzenden Augen vor dem Miniaturdschungel und beobachten gebannt das fesselnde Verhalten der prächtig gefärbten Frösche. Der Bau und der Unterhalt der Terrarien sowie die Pflege der Tiere sind aber mit erheblichem Zeit- und finanziellem Aufwand verbunden.
Der Einsteiger in die Haltung dieser wunderbaren Amphibien muss sich im Vorfeld ausreichend über die Biologie und die Haltungsanforderungen der gewünschten Art informieren. Der Kontakt zu erfahrenen Pfeilgiftfroschzüchtern sei dem Neuling wärmstens ans Herz gelegt, denn auf diesem Weg bekommt man zahllose Tipps und Ratschläge aus erster Hand. Das Gespräch und die Einführung in besondere Kniffe der Haltung und Zucht ersetzen aber dennoch nicht die Beschäftigung mit allgemeiner Terraristikliteratur, beispielsweise über Terrarienbau, Bepflanzung und Futtertierzucht, oder mit spezieller Fachliteratur zu Biologie, Haltung und Vermehrung der Tiere.
Bei Einsteigern entsteht der Wunsch nach einem eigenen Regenwaldterrarium mit Pfeilgiftfröschen zumeist nach Betrachtung einer solchen Anlage bei einem Zoobesuch, der Besichtigung einer privaten Zuchtanlage oder beim Durchblättern einer Terraristikzeitschrift. Sind die Begehrlichkeiten erst einmal ernsthaft geweckt, so bleibt es bei den wenigsten, die von diesem „Dendrobatenfieber“ gepackt wurden, bei einem Terrarium oder einer einzelnen Spezies. Über kurz oder lang werden dann Kellerräume ausgebaut, spezielle Regalsysteme zur Aufnahme einer großen Anzahl an Terrarien errichtet und die anfänglich zarte Drosophila-Zucht zu einem Großprojekt.
Es sei nicht verschwiegen: Die Froschhaltung ist zeit- und arbeitsintensiv! Allein der Bau und die Ausstattung der Terrarien mit der erforderlichen Technik in Form von Beleuchtungs-, Nebel- und Sprühanlagen ist bereits eine Herausforderung. Aber auch die Gestaltung von Terrarienwänden mit beschichteten Styroporkonstruktionen sowie die Einrichtung des Terrariums mit Ästen und Steinen erfordern Vorbereitung und ein akribisches Vorgehen. Mit der Bepflanzung geht es weiter, denn ein Dschungel wächst nicht von alleine im Terrarium, sondern allenfalls aufgrund der konsequenten Aufmerksamkeit des Pflegers und unter idealen Licht-, Temperatur- und Feuchtigkeitsbedingungen.
Beziehen die Frösche dann schließlich das fertig eingerichtete und bepflanzte sowie seit längerer Zeit „eingefahrene“ Terrarium, so fängt die Arbeit eigentlich erst richtig an! Die klimatischen Bedingungen im Terrarium müssen täglich überprüft und gegebenenfalls korrigiert werden, die regelmäßige Versorgung der eigenen Futtertierzuchten will gewährleistet sein, und schließlich muss durch Zurückschneiden der Pflanzen verhindert werden, dass der künstliche Dschungel das gesamte Terrarium überwuchert. Stellen sich dann die ersten Zuchterfolge ein, gesellen sich Batterien an Joghurt- und Quarkbechern für die Aufzucht der Kaulquappen hinzu, die einzeln gefüttert werden und bei denen das Wasser regelmäßig gewechselt werden muss. Andere Hobbys müssen nun wahrscheinlich dem Zeitbedarf der Pfeilgiftfroschhaltung Rechnung tragen und werden konsequent vernachlässigt. Verschiedene Küchengeräte, wie beispielsweise die Kaffeemühle und der Mörser, werden zur Futterzubereitung annektiert und in die Dienste der Froschhaltung gestellt.
Zu diesem Zeitpunkt können dann auch die ersten unerwünschten „Nebenwirkungen“ der Froschhaltung auftreten: Der Teppich- oder teure Laminatboden hat das dritte Mal einen Wasserschaden abbekommen, die Familie streikt angesichts des fortgesetzten Drosophila