Bodo Niggemann
Der Alltags-Anankast
Mit 30 Zeichnungen von Lars Preisser
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise –
nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Zeichnungen von Lars Preisser
Autor: Bodo Niggemann
Für den Inhalt des Werkes zeichnet sich der Autor selbst verantwortlich.
Die Handlung und die handelnden Personen sind frei erfunden, Ähnlichkeiten
mit lebenden Personen wären zufällig und sind (un)beabsichtigt
Gesamtherstellung: Spica Verlag GmbH
Printed in Europe
ISBN 978-3-98503-005-7
Für alle Detailverliebten
Prolog
Schlafzimmer
Schuhe
Küche
Esszimmer
Getränke
Auf dem Weg
Büro
Wohnzimmer
Zahlenspiele
Waschen und Bügeln
Weihnachten
Reisen
Abends zuhause
Epilog
Guten Tag, liebe Leser*innen, mein Name ist Anan K.. Pssst, meinen Nachnamen behalte ich für mich – ich weiß ja gar nicht, wer mir da in die Seiten blickt …
Ich bin Alltags-Anankast! Klingt Ihnen das gefährlich oder gar wie eine Drohung? Haben Sie Vorurteile? Oder möchten Sie mich – da Sie dieses Büchlein ja bewusst in die Hand genommen haben – vielleicht doch ein klein wenig kennenlernen und am Ende sogar verstehen?
Anankasten im medizinischen und engeren Sinne sind arme Menschen mit einer Zwangsstörung, die sich beispielsweise ständig waschen müssen und dies nicht einfach abschalten können. Sie haben keine Wahl, sich für ein anderes Verhalten zu entscheiden. Diese Menschen leiden unter einer psychiatrischen Erkrankung, die einer Behandlung bedarf und die mit mir und meinen kleinen Besonderheiten nichts zu tun hat. Ich bin eigentlich ein ganz normaler Mensch, möchte aber meine Umgebung bewusst wahrnehmen und durchdringen, um meine Handlungen und Reaktionen überlegt darauf einstellen zu können.
Ich weiß übrigens gar nicht, wann das mit dem Alltags-Anankasmus bei mir angefangen hat. Ich bin mir nur sehr sicher, dass es mehr als eine liebgewordene Angewohnheit ist. Mir wird zunehmend bewusst, dass es um eine Bestimmung geht, die wahrscheinlich schon bei Geburt angelegt war und nach einer lebenslangen Entwicklung ruft.
Ich habe oft erfahren, dass die Reaktionen meiner Mitmenschen auf meine Systeme und Prinzipien sehr unterschiedlich ausfallen können und von Worten wie „Spinnerei“ über „Zeitverschwendung“ bis hin zu anerkennender Erkenntnis eigener Schwächen reichen können. Viele Menschen meinen, Sie würden – zumindest in Teilen – ähnlich empfinden und sich in meinen Beschreibungen wiederfinden. Vielleicht gehören Sie ja auch dazu. Das akzeptiere ich aber nicht, da es nicht um „ein bisschen“ geht, sondern um die Verinnerlichung einer wohl überlegten Grundhaltung.
Da Sie durch meine unzulänglichen Erklärungsversuche bisher wahrscheinlich nicht viel schlauer geworden sind und bevor ich Details verrate, möchte ich Sie herzlich einladen, mich einfach einen Tag in meinem Leben zu begleiten!
Ring – auch bei mir ist das Erste, mit dem sich ein neuer Tag in mein Leben drängelt, das Klingeln des Weckers …
Leider bin ich ein Morgenschläfer, so dass ich mich nicht sofort aus dem Bett katapultiere. Dafür kann ich mich beim langsamen Ins-Leben-gesogen-Werden schon auf mein Eldorado freuen – das Badezimmer. Dies ist allerdings der Bereich, in dem es leicht zu Konflikten mit meiner Umgebung kommen kann, mit der ich ihn ja teilen muss. Eine zeitliche Trennung der Benutzung kann dabei – auch wenn man über ein doppeltes und damit eigenes Waschbecken verfügt – als vorbeugende Maßnahme hilfreich sein.
Aber nun muss ich zur Sache kommen und in einige Details einsteigen: Also – ich würde nie eine Zahnpastatube, die auf den Kopf gestellt werden möchte, damit der Inhalt (der Schwerkraft folgend) bereits beim leichten Drücken sofort und wohldosiert auf die Zahnbürste abgegeben werden kann, irgendwo halb ausgedrückt hinlegen, wo sie für jede Benutzung erst mühsam ausgewrungen werden muss. Statt eine zunehmend zerknitterte und gefaltete Zahnpastatube zu ertragen, lasse ich nach jeder Zahnpasta-Entnahme (unter leichtem Druck auf die stabile Seite) Luft in die Tube, um für die nächste Entnahme perfekt vorbereitet zu sein und eine ungetrübte Tuben-Optik zu garantieren.
Tuben aus Metall, die bei medizinischen Salben immer noch Verwendung finden, erinnern mich zwar angenehm an die „ausgesogenen“ Kunstobjekte von Ewert Hilgemann, aber während seine großen Skulpturen einen gewünschten Effekt mit erstaunlicher Ästhetik ergeben, verhindere ich bei Metalltuben eine bizarre, abgeplattete bis bananenförmige Gestalt, indem ich sie schrittweise und mit Liebe streng parallel zum Falz eng umknicke und so der schwindenden Füllmenge anpasse.
Nur angedeutet zugedrehte Zahnpastatuben sind für mich ein Graus. Unausweichliche Folgen solcher Respektlosigkeit sind nicht nur – wie der Schiefe Turm von Pisa – schräg angekantet, labil und wacklig auf dem Waschtisch stehende Tuben, sondern auch, dass das Gewinde mit angetrockneter Zahnpasta verklebt und dadurch harte Krümelchen entstehen, die sich über die Zahnbürste mit Fremdkörpergefühl in meinen Mund hineinschummeln. Meine Mitmenschen hingegen scheinen es darüber hinaus ungerührt in Kauf zu nehmen, wenn trockene Zahnpasta-Halb- oder Dreiviertelringe verworfen werden müssen – was für mich Schlamperei, Zumutung und Verschwendung zugleich bedeutet.
Zahnpastatuben stelle ich mit einem leichten Klopfen auf den Waschtisch zurück, damit der geschrumpfte Inhalt nachsacken kann. Dabei kann ich in idealer Weise üben, den Füllungszustand der Tuben durch das Geräusch beim Aufsetzen des Deckels der hochkant stehenden Tuben zu beurteilen. Wird doch mit zunehmender Leerung der Klang tiefer und hohler, während er anfangs durch ein helles Klicken gekennzeichnet ist.
So kann ich auch bei neben mir Stehenden eine Abschätzung des Füllzustandes vornehmen, ohne deren Tube in die Hand nehmen zu müssen. Fragen Sie jetzt bitte nicht, ob das irgendeine praktische Bedeutung hat! Es geht darum, die Umgebung hellhörig wahrzunehmen.
Bei unterschiedlichen Zahnpasten für morgens und abends berücksichtige ich die Farbe der Tuben, in dem ich beispielsweise eine rote Tube links für Backbord und eine grüne Tube rechts für Steuerbord aufstelle. Süddeutsche Leser*innen mögen bitte ein entsprechendes Pendant wählen … Für andere Farbkombinationen der Tuben müssen andere Richtschnüre gefunden werden. Spätestens jetzt werden Sie sich wahrscheinlich nicht mehr wundern, dass ich beim Zurückstellen der Zahnpastatube das Hauptschild stets nach vorne drehe.
Wenn ich erst sehr spät, beispielsweise gegen 4 Uhr morgens, ins Bett gehen sollte, was hoffentlich nicht mehr oft vorkommen möge, entsteht die leicht verzwickte Entscheidungssituation, ob dann „noch“ die Abendzahncreme oder „schon“ die Morgenzahncreme an der Reihe ist. Diese Entscheidung fälle ich meist zugunsten der Abendzahncreme, da es mir bei der Wahl der Zahnpasta nicht um eine bestimmte Tages- oder Nachtzeit geht, sondern um die Benutzung vor oder nach dem Nachtschlaf – egal wann der stattfindet und wie lange er währt. Kleine Randbemerkung: Dass ich eine Nacht ganz durchmache und damit eine Tube auslassen muss, kommt altersentsprechend nicht mehr vor …
Viele Menschen reinigen ihre Zahnputzbecher und erst recht hoffentlich Zahnputzgläser regelmäßig in der Geschirrspülmaschine, um Kalkreste zu entfernen, die beim häufigen Hineinstellen der Zahnbürsten durch herunterlaufendes Wasser entstehen – vor allem in Regionen mit sehr hartem Wasser. Ich bevorzuge ein vorbeugendes Verhalten, indem ich stets meine Zahnbürste (vor allem am Stiel) kurz abtrockne, bevor ich sie in den Becher zurückstelle.
Bevor Sie jetzt denken, mein Leben besteht vornehmlich aus Zähneputzen, wechseln wir das Thema und gehen duschen. In der Duschkabine „enttörne“ ich zunächst den wahrscheinlich wieder verdrehten Duschschlauch. Mit diesem wunderschönen Verb entlarve ich mich erneut als Norddeutscher …
Ich bevorzuge – in vielleicht altmodisch anmutender Weise – nach wie vor ein Stück Seife statt eines Duschgels. Hygienische Bedenken wische ich mit dem Argument vom Waschtisch, dass es sich in meinem Haushalt nicht um einen öffentlichen Raum handelt.
Bei der Verwendung von Seifenstücken offenbaren sich physikalische Gesetze, die Duschgel-Benutzern auf ewig vorenthalten bleiben müssen. Selbst runde oder ovale, aber vor allem rechteckige Stücke Seife „verlänglichen“ mit der Benutzung unwillkürlich ihre Form. Diese Tendenz wird dann beim wiederholten Durchflutschen durch die Hände stetig und einseitig verstärkt.
Ich nehme die plumpen Versuche der Seife, mich auf diese Weise zu ärgern, natürlich nicht widerstandslos hin und bemühe mich permanent, gegen die Physik und für eine zielgerichtete Abnutzung zu kämpfen. Dies erfordert eine aktive, erschwerte und gegen die Flutschneigung der Seife gerichtete Benutzung des Seifenstückes. Der Erfolg meiner Bemühungen ist, dass mit dieser Technik das Seifenstück länger dickbäuchig bleibt und es nicht so schnell durch die Gitterstäbe meines metallenen Seifenhalters rutschen kann.
Natürlich achte ich darauf, dass ein Stück Seife nach dem durchfeuchtenden Gebrauch während des Duschens rasch wieder trocknen kann, weil eine weiche oder gar aufgeweichte Seife schneller aufgebraucht wird als eine durchgetrocknete, harte Seife. Ich vermeide aus diesem Grunde auch breitbasige Auflageflächen und erst recht geschlossene Seifendosen.
Ein eckiges Seifenstück stelle ich bis zur nächsten Benutzung so lange wie möglich auf der schmalsten Seite ab – dort, wo die Kontaktfläche am kleinsten ist und gleichzeitig die größte Fläche zum Trocknen erreicht wird. Rundlich abgeplattete Seifen würde ich hochkant an die Duschwand lehnen. Vorsicht Rutschgefahr: Ein kritischer Winkel darf dabei nicht überschritten werden!
Die erwähnten Argumente für eine optimale Trocknung der Seife sind ein weiterer Grund, weshalb ich Seifenhalter aus Gitterstäben bevorzuge, welche eine geringe Auflagefläche und eine gute Belüftung von allen Seiten ermöglichen.
Seifenstücke kaufe ich reichlich im Voraus (ohne an den Bestellungs-Wahnsinn aus Loriots „Papa ante portas“ herankommen zu wollen), damit die Seife bis zum Einsatz länger gelagert und somit trockener bzw. härter und die Lebensdauer erhöht wird. Den Verlust von Geruchsstoffen über die Zeit minimiert die Industrie durch eine Innenverpackung.
Unter der Dusche wasche ich mich in einer vorbestimmten Reihenfolge, nämlich im wörtlichen Sinne von Kopf bis Fuß. Ehe Sie mich dafür belächeln, beziehe ich Sie mit einer kleinen Gegenfrage ein: Passiert es Ihnen nicht auch manchmal, dass Sie beim Träumen unter der verführerischen heißen Dusche nicht mehr sicher sind, ob Sie einzelne Körperpartien bereits gewaschen haben oder nicht und dann sicherheitshalber diese ein zweites Mal waschen (müssen)? Oder gehören Sie zu denen, die sich das Träumen aktiv verbieten, nicht, weil Sie so rational sind, sondern um auf keinen Fall Wasser zu verschwenden, und dann auch noch heißes?
Nachdem ich fertig geduscht habe, federe ich wenige Mal auf und ab, um Wasser von mir abzuschütteln und auf diese Weise die Handtücher beim Abtrocknen weniger nass werden zu lassen. Dabei wackele ich schüttelnd auch am Duschvorhang, damit überschüssiges und leicht entfernbares Wasser rasch und Kalkflecken-verhindernd dem Ausguss zufließen kann.
Vor dem „Aus-der-Dusche-Treten“ achte ich darauf, dass der Duschvorhang so zurückgelassen wird, dass er möglichst schnell und vollständig trocknen kann. Im Falle eines Duschvorhangs mit Vorhangstange schiebe ich die Ringe zu identischen Abständen zusammen bzw. auseinander. Ein Aneinanderkleben von nassen Duschvorhangfalten könnte ja ein Schimmelpilzwachstum begünstigen.
Dies gilt in Analogie natürlich genauso für Duschkabinen mit Schiebetüren, die ich nur so weit zu gleichmäßigen Abständen zusammenschiebe, dass ein Kompromiss zwischen der Luftzirkulation innerhalb der halb zusammengeschobenen Schiebetürteile und einer ausreichenden Lüftung zum Trocknen der Duschkabine insgesamt ermöglicht wird.
Bei einer Duschkabine, die aus Glaswänden oder Fliesen besteht, kommt nach jedem Duschen ein Schaber zu Einsatz, mit dem ich die Wände (und den Boden) der Dusche vom größten Teil des zurückgebliebenen Wassers befreie und so vor potentiellen Kalkresten nach dem Trocknen schütze, obwohl mir dabei schmerzlich bewusst wird, dass ich mit dieser Aktion die Grenze zu typisch deutschem Spießertum zumindest streife.
Im selben Dilemma befinde ich mich bei der sehr subjektiven Frage, wie viele Haare ich in einem Flusensieb der Dusche ertrage. Jedes Haar einzeln zu entfernen würde auch ich als nicht adäquat empfinden. Beschreibungen vom umgekehrten Extrem davon erspare ich Ihnen jetzt.
Etwas spannender ist ein zentrales Thema in jedem Badezimmer – die Handtücher. Ein Handtuch ist üblicherweise rechteckig und besitzt vier Ecken. Rechnet man ein, dass beide Seiten verwendet werden können, ergeben sich acht verschiedene Möglichkeiten, ein Handtuch zu halten und zu benutzen. Bei einem in der Regel länglichem Handtuch reduzieren sich die Möglichkeiten aus ganz praktischen Gründen wieder auf vier Positionen, da eine „Längsbenutzung“ physikalisch schwierig bis unmöglich und damit wenig zweckdienlich ist.
Persönlich denke ich bei der Systementwicklung einer Handtuchbenutzung weniger an die platte Unterteilung von Kopf und Fuß, d. h. einen saubereren und einen weniger sauberen Teil des Handtuchs – schließlich trocknet man sich ja in der Regel nur in frisch gereinigtem Zustand ab. Es kommt mir vielmehr auf das Rotationsprinzip für eine gleichmäßige Benutzung und Abnutzung des Stoffes an. Bitte überraschen Sie mich gerne mit einem Vorschlag für ein anderes Prinzip!
Nach dem Duschen trockne ich mich in einer gleichbleibenden, vorgeplanten Weise ab. Die Reihenfolge des Abtrocknens und die Art der Haltung sowie des Drehens des Handtuchs sind dabei so konzipiert, dass mein Handtuch beim Zurückhängen auf den Ständer oder die Stange automatisch in eine Position kommt, die beim nächsten Herunternehmen eine Rotation um eine der vier möglichen Positionen garantiert.
Dabei benutze ich als Orientierungshilfe, aber auch gern als Kontrolle den Aufhänger, der bei meinen Handtüchern an einer Ecke einer Naht angebracht ist. Damit weiß ich, dass bei der Abnahme von der Handtuchstange jeden zweiten Tag der Handtuchhaken oben bzw. unten und alle vier Tage nach innen bzw. außen zeigt.
Dieses System der Handtuchaufhängung kann ich praktischerweise mit anderen Gewohnheiten oder rituellen Abläufen kombinieren, wie beispielsweise dem alle zwei Tage stattfindenden Haarewaschen. So signalisiert die Stellung des Aufhängers, dass an bestimmten Tagen das Haarewaschen an der Reihe ist.
Wie gehe ich jedoch damit um, dass ich jede Woche, also alle 7 Tage, das Handtuch wechsele, es aber 4 bzw. 8 Möglichkeiten der Benutzung gibt? Stelle ich dann sicher, dass mein System durch Übertragen der Position auf das neue Handtuch weiter funktioniert? Oder kann ich vielleicht diese unverhofft gegebene Freiheit aktiv akzeptieren oder zumindest als einen hinzunehmenden Kollateralschaden bestehen lassen?
Für den Fall, dass ich nur eine Nacht verreist bin, verwende ich – wieder zuhause angekommen – das Handtuch an diesem Tag noch einmal in derselben Position, um die Wochen-Reihenfolge nicht durcheinanderzubringen.
Beim Aufhängen eines Handtuchs über eine Stange achte ich darauf, dass das Handtuch nicht nur geradegerückt und glattgestrichen wird und sich so akkurat dem Betrachter präsentiert, sondern ich möchte damit erreichen, dass das Handtuch ökonomischer trocknen kann als bei sorgloser, faltig übereinander geworfener Achtlosigkeit. Als zusätzliche Belohnung weist das Handtuch bei der nächsten Benutzung keine Knitter auf.
Handtücher, die an einem Haken aufgehängt sind, befreie ich rasch aus ihrer verdrehten, verzweifelten und schmerzenden Lage, in die sie ignorante Mitmenschen im gemeinsamen Haushalt gezwungen haben.
Etwas weitergehende – für Sie hoffentlich nicht abstrus anmutende – Überlegungen stelle ich nach der Benutzung eines Wasserhahns an, wenn ich die Mischarmatur stets auf die Kaltstellung zurückdrehe, damit beim folgenden Einsatz nicht zuerst warmes Wasser in der Leitung hochsteigt und verschwendet wird, wenn der Nächste vielleicht doch nur kaltes Wasser entnehmen möchte. Dies bringt bewusst Symmetrieaspekte zum Unterliegen, die eine mittige, also lauwarme, Stellung des Armaturengriffes präferieren müssten.
In verwandter Betrachtung drehe ich einen Gartenschlauch immer zuerst am Wasserhahn zu und lasse das Wasser bis zum Druckausgleich auslaufen und werde erst dann das Endstück zudrehen. Wenn man dagegen das in der Hand gehaltene Ende zuerst schließt, würde unnötigerweise der Druck der Wasserleitung über Stunden oder gar Tage auf den Schlauch und die Zwischenstücke einwirken. Gar nicht in Frage kommt natürlich, nur die Endstücke zuzudrehen, weil ein Gartenschlauch im Falle eines Lecks vielleicht tagelang und unbemerkt Wasser verlieren könnte. Und wenn man dann noch verreist ist …
Die Tätigkeit, die mich im Badezimmer regelmäßig systematisch denken lässt, ist die Haarpflege. Ich habe dabei ein Ordnungssystem, in dem ich das Haarewaschen, welches bei mir im zweitägigen Rhythmus angezeigt ist, auf die ungeraden Tage des Monats lege. So entfällt für mich das lästige Nachdenken, ob der Tag gekommen ist oder nicht, und wird durch einen raschen Blick auf den Kalender abgesichert.