TINY HOUSE DEUTSCHLAND
Lebe groß in einem kleinen Haus
Rechtslage, Designideen und Tipps zum Bau oder Kauf eines Mini- Haus
Autor: Jörg Janßen- Golz
©Jörg Janßen- Golz 2020
Die hier aufgeführten Inhalte spiegeln lediglich die persönliche Meinung des Autors wider und stellen keinerlei Ersatz für eine professionelle Beratung durch einen Fachmann beim Bau oder Kauf eines Tiny House dar. Besonders beim Bau sollte zwingend der Rat eines Architekten, eines Zimmermanns oder eines anderen Fachmannes hinzugezogen werden, um Fehler in der Statik oder Verletzungen des Baurechts in Deutschland zu vermeiden.
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2018 haben wir unseren ersten eigenen Camper ausgebaut. Aus einem alten, rostigen Rettungswagen haben mit unseren eigenen Händen, mit viel Schweiß, ein paar Tropfen Blut und vor allem viel Geduld unseren Traum vom rollenden Zuhause wahr gemacht. Wir haben dafür monatelang geplant, geschraubt, gebohrt lackiert und dekoriert und am Ende stand er fertig vor uns: Unser neues Familienmitglied, das wir liebevoll „Kuddel“ getauft haben. Wir sind stolz, solch ein Projekt gemeinsam auf die Beine gestellt zu haben. Ohne Vorkenntnisse, nur bewaffnet mit ein paar fixen Ideen und der Leidenschaft etwas Besonderes zu erschaffen.
Unsere Urlaube mit dem Camper sind einfach magisch. Wir sind mobil, schlafen gerne etwas länger, lassen uns treiben und leben in den Tag hinein. Dabei sind wir immer mitten in der Natur und genießen unser kleines Stückchen Freiheit. Wir wissen zwar nie so ganz genau wo die Reise hingeht, aber auf eins können wir uns verlassen: Kuddel bietet uns im Urlaub einfach alles, was wir zum Leben brauchen! Ein Dach über dem Kopf, eine kleine Küche, etwas Stauraum für unsere Klamotten, ein Bett und sogar Toilette und Dusche haben wir mit an Bord. Alles auf kleinstem Raum verpackt und dennoch urgemütlich. Was will man mehr? Wie herrlich wäre es doch, wenn wir immer so leben könnten!
Aber wäre es das wirklich? Wie wäre es denn, wenn Kuddel wirklich unser Zuhause wäre, und zwar das einzige Zuhause? Wären wir tatsächlich immer noch so glücklich und zufrieden, wenn unser Leben komplett auf so engem Raum stattfinden würde? Denn seien wir mal ehrlich: Es ist schon ein Unterschied, ob man 14 Tage im Sommer bei schönstem Wetter mit seinem mobilen Heim in den Urlaub fährt oder 365 Tage im Jahr durch alle Jahreszeiten hindurch darin leben muss. Bei dieser Überlegung kamen bei mir immer mehr Fragen auf: Was sind die Vor- und Nachteile so zu wohnen? Wo würde unser kleines Haus auf Rädern dauerhaft stehen? Was für Kosten würden auf uns zukommen und wie verkraftet das unsere Beziehung? So begann ich mich immer mehr für das Thema Kleinwohnformen und im speziellen für das Leben in einem Tiny House zu interessieren und mich damit zu beschäftigen.
Zu meinem Glück ist das Thema Tiny House gerade weltweit in aller Munde. Ursprünglich in den USA entstanden, ist die Welle der Begeisterung für das Wohnen auf kleinem Raum längst über den großen Teich bis zu uns nach Europa geschwappt. Anbieter von Tiny Houses gibt es mittlerweile in ganz Deutschland und es gibt ganze Fernsehshows und unzählige Youtube- Kanäle, die sich rund um das große Leben in einem kleinen Haus beschäftigen. Das Angebot ist mittlerweile so vielfältig, dass es schwerfällt, den Überblick zu behalten.
Genau dort soll dieses Buch anknüpfen. Ich habe das Buch so geschrieben wie wir auch unseren Camper geplant und ausgebaut haben. Mit einer fixen Idee im Kopf und der Leidenschaft etwas Besonders zu schaffen. Als gelernter Tischler, mit mittlerweile zwei ausgebauten Fahrzeugen und einem selbst ausgebauten Haus weiß ich, dass eines bei solch einem Projekt unverzichtbar ist: Ein Plan! Ein Plan, der mir dabei hilft, meinen Traum in die Realität umzusetzen, ohne dass ich dabei etwas außer Acht lasse. Daher habe ich dieses Buch wie einen Leitfaden geschrieben. Für all diejenigen, die das Leben in einem Tiny House mit Leidenschaft planen und umsetzen möchten und dabei alle wichtigen Schritte vor Augen haben wollen.
Der Leser findet in diesem Buch alles Wissenswerte rund um das Tiny House: von Wahl der für ihn passenden Wohnform, über die auftretenden Kosten beim Bau oder Kauf eines solchen Hauses bis hin zu den rechtlichen Bestimmungen, die in Deutschland zu diesem Thema herrschen. Wer sein Tiny House selber bauen will, findet praxisnahe Tipps, nützliche Ideen für die Planung, eine ausführliche Werkzeugliste und Ratschläge von echten Tiny House Besitzern. Ziel des Buches ist es, den Leser auf seiner Reise von der ersten Bleistiftzeichnung bis hin zum fertig gestellten Tiny House zu begleiten und zu unterstützen.
Mir ist beim Schreiben des Buches wieder einmal klar geworden, wie komplex das Thema Hausbau doch ist. Dabei spielt es keine Rolle welche Größe das Haus hat. Doch je länger und tiefer ich in die Materie eingetaucht bin, umso mehr wuchs meine Begeisterung für das Wohnen und Leben in solch einem kleinen Haus. Die Tiny House Welt ist unglaublich facettenreich, kreativ und oft auch ein wenig verrückt. Die Menschen, die sich mit dieser Wohnform beschäftigen nehme ich als weltoffen, abenteuerlustig und wundervoll neugierig wahr und die Gespräche während meiner Recherche haben mir eines klar gemacht: Ein kleines Haus kann das ganz Große in einem Menschen hervorbringen. Wer dieses Buch in die Hand nimmt, hat sich sicherlich schon viele Gedanken zur Umsetzung seines Wohntraumes gemacht. Ich hoffe, wer es gelesen hat, muss das nicht mehr, sondern kann loslegen!
Die ganz Tiny House - Welt ist unheimlich interessant und für das Buch zu recherchieren und es zu schreiben hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ich hoffe der Leser findet in meinem Ratgeber eine nützliche Hilfe zur Verwirklichung seines Wohntraumes. Ich wünsche gutes Gelingen bei der Umsetzung des Projektes Tiny House, jederzeit gute Fahrt und den Bewohnern viel Freude in den eigenen kleinen vier Wänden.
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Die Geschichte des Tiny House
Verschiedene Kleinwohnformen
Das Tiny House
Das Containerhaus
Das Erdhaus
Baugenehmigung
Kosten für ein Erdhaus
Der Zirkus- bzw. Bauwagen
Das Hausboot
Die Jurte
Das Baumhaus
Das Earthship
Vanlife
Das Modulhaus
Vorteile beim Leben in einem Tiny House
Nachteile beim Leben in einem Tiny House
Die Wahl des richtigen Standortes
Welche Kosten erwarten mich beim Bau eines Tiny House?
Finanzierung eines Tiny House
Räder oder nicht? Wie mobil soll das Tiny House sein?
Transport eines Tiny Houses
Das Baurecht in Deutschland
Interview mit einem Tiny House Besitzer
Ein Tiny House selber bauen
Leben in einem Tiny House
Ein Tiny House versichern
Raumspar- Tipps
Quellenverzeichnis
Impressum
Die Tiny House Bewegung entwickelt sich gerade weltweit zu einem Phänomen und zu einem Durchbruch in der Immobilienwelt. In einer Welt, in der Lebensraum immer knapper wird, das Baugeld billig zu bekommen ist und die Häuser verschwenderisch groß und umweltbelastend sind, wünschen sich viele Menschen eine Alternative. Und diese Alternative bietet das Tiny House.
Tiny House bedeutet grob übersetzt winziges oder sehr kleines Haus. Was nun groß oder auch klein ist, muss jeder Mensch für sich selbst entscheiden, denn eine festgelegte Definition für ein Tiny House gibt es nicht. Jedoch in der Regel solche Häuser als Tiny beschrieben, die eine Fläche von 500 Square- Feet (ca. 45 qm) oder weniger aufweisen. In den USA werden mit dem Begriff Tiny House vor allem solche Häuser beschrieben, die auf einem Trailer mit Rädern gebaut und dadurch mobil sind. Sobald diese Räder fehlen, spricht man in Deutschland oft von sogenannten Mini- oder auch Singlehäusern. Tiny Houses gibt es in allen möglichen Grundrissen, Größen und Formen. Dabei bieten sie ihren Bewohnern die gleichen Annehmlichkeiten eines regulären Hauses. Die Häuser verfügen über Schlafzimmer, Küche, Bad und entsprechenden Wohnraum, nur eben in kleinerem Maßstab. Dafür ist dann aber alles ein bisschen mehr durchdacht und auf Effizienz konzipiert.
Bei dem Thema Tiny House handelt es sich mittlerweile nicht mehr nur um einen kurzzeitigen Trend. Vielmehr ist es zu einer sozialen Bewegung von Menschen geworden, die sich dazu entschieden haben, ihren Wohnraum und die somit benötigten Ressourcen zu reduzieren. Besonders in den USA gibt es ein regelrechtes Tiny House Movement, also eine soziale Bewegung von Menschen, die sich diesem minimalistischen Lebensstil verschrieben haben. Dort gibt es ganze Kommunen, Tiny House Parks, Tiny House Hotels, mehrere Fernsehserien für den Bau und die Gestaltung von Tiny Houses sowie unzählige Gruppen in sozialen Netzwerken, Foren, Blogs und Youtube- Kanäle. In Europa befindet sich dieses Movement noch ganz am Anfang, erfreut sich jedoch einer schnell wachsenden Anhängerschaft und regem Interesse.
Immer mehr Menschen wünschen sich eine kostengünstige und effiziente Lösung für den Wunsch nach den eigenen vier Wänden und sind gerne bereit dafür ein großes Platzangebot in ihrem Haus aufzugeben. Vielmehr geht es den Tiny House- Besitzern darum, einen möglichst kleinen öko-logischen Fußabdruck in dieser Welt zu hinterlassen und ihren Lebensstil nachhaltig und zugleich ressourcenschonend zu gestalten. Finanzielle Freiheit, Mobilität und ein simples Leben sind weitere Faktoren dafür, sich für ein Tiny House zu entscheiden.
Die in den USA bereits existierende Popularität des Tiny Houses hängt sicherlich auch von den relativ niedrigen Hindernissen ab, die in Amerika für den Kauf und den Bau eines solchen Hauses überwunden werden müssen. Dort werden Tiny Houses wie Wohnwagen behandelt und können somit quasi überall hingezogen und abgestellt werden. Instagram ist voll mit Fotos von Tiny Houses, die am Rande eines Bergsees, auf abgelegenen Hügeln oder mitten im Wald aufgestellt sind. Ein wahrer Traum für alle Tiny House Besitzer. Das Bau-, Wohn- und Verkehrsrecht unterscheidet sich hier in Deutschland allerdings wesentlich vom amerikanischen und erschwert es somit dem Interessenten seinen Traum vom kleinen Haus auch in die Tat umzusetzen.
Dennoch wächst die Begeisterung auch bei uns in Deutschland und der Siegeszug des Tiny House ist nicht mehr aufzuhalten. Zunehmend mehr Menschen erkennen den Nutzen eines Tiny House. Städte und Gemeinden werden auf diese ressourcenschonende und flexible Wohnform aufmerksam und stellen ungenutzte Grundstücke für Tiny Houses zur Verfügung. In ganz Deutschland entstehen mittlerweile Siedlungen für diese Kleinstwohnform. Somit wird dringend benötigter Wohnraum geschaffen, ohne dass unbezahlbare Summen dafür aufgebracht werden müssen. Der Traum von den eigenen vier Wänden rückt so für mehr Menschen in greifbare Nähe.
In den folgenden Kapiteln beleuchten wir, welche Überlegungen dabei zu beachten sind und wie die Planung und Umsetzung für das große Leben in einem kleinen Haus gelingt.
Wenn man mal ganz weit im Buch der Geschichte zurückblättert, sind kleine und mobile Wohnformen bereits im frühen Zeitalter der Pioniere entstanden. Indianer, Nomaden, Inuit und andere umherziehende Zivilisationen waren wahre Meister des minimalistischen Lebensstils. Sie lebten in Zelten, Wigwams, Jurten oder Hütten, die schnell auf- und abgebaut werden konnten. Somit konnten die Bewohner, Familien, Stämme und ganze Gemeinschaften weiterziehen, wenn die Umstände es erforderten.
In der heutigen Zeit nennen viele Anhänger der Tiny House Bewegung das Buch “Walden“ von Henry David Thoreau als Inspiration für ihre eigenen Pläne. Das Buch wurde bereits 1854 veröffentlicht und ist eine Reflektion des einfachen Lebens in natürlicher Umgebung. Der Protagonist Walden lebt dabei mehrere Jahre auf kleinstem Raum in einer Hütte im Wald. Er berichtet dabei sehr eindrucksvoll, wie er die Liebe zur Natur und die Verbundenheit mit seiner Umwelt wiederentdeckt und sich dabei lediglich auf das nötigste im Leben reduziert. Das Buch ist ein echter Klassiker der Tiny House Literatur und zudem sehr unterhaltsam und lesenswert.
Die Tiny Häuser auf Rädern wurden in Amerika vor allem durch Jay Shafer bekannt, der Anfang 2000 ein solches Haus entwarf und fortan auf 9 Quadratmetern Grundfläche lebte. Er war der Erste, der die Pläne für sein Haus veröffentlichte und somit der breiten Masse zugänglich machte. Shafer gründete zudem die Small House Society, die im Laufe der Zeit mehrere Bücher und weitere Baupläne zum Tiny House Bau veröffentlichte. Der Verein setzt sich auch heute noch für die Akzeptanz von Kleinwohnformen ein und konnte sogar er-wirken, dass das Tiny House als offizielle Bauform in das amerikanische Baurecht aufgenommen wurde.
Als die weltweite Finanzkrise 2007-2009 tobte und Amerika in eine tiefe Rezession und Immobilienkrise stürzte, erfreute sich das Thema Tiny House immer größerer Beliebtheit. Die Wohnform bietet eine bezahlbare und ökologisch vertretbare Lösung, ideal für Menschen, die in der geplatzten Immobilienblase Haus und Hof verloren hatten. Etwa zur selben Zeit griffen Fernsehsender in den USA das Thema auf und es entstanden Formate wie Tiny House Nation und Tiny House Hunters, die immer mehr Zuschauerzahlen erhielten. In diesen Sendungen werden dem Zuschauer in kurzen und unterhaltsamen Episoden verschiedene Tiny Häuser vorgestellt, vom ersten Spatenstich bis zur Fertig-stellung.
Die heutzutage wohl bekannteste lebende Tiny House- Persönlichkeit ist Bryce Langston aus Neuseeland. In seinem Youtube- Kanal Living Big in a Tiny House trifft er weltweit auf Tiny House Projekte und stellt dabei deren Eigentümer und ihre kreativen und umweltfreundlichen Ideen und Lebensstile vor. Bryce hat auch mich für das Thema Tiny House begeistert und mich maßgeblich dazu inspiriert, dieses Buch zu schreiben.
Es sollte noch einige Jahre dauern, bis die Tiny House Bewegung über den großen Teich nach Europa schwappte. Doch mittlerweile erfreut sich das Thema einer immer größer werdenden Anhängerschaft. Immer mehr Hersteller bieten auf dem europäischen Markt ihre Häuser in toller Qualität an und es sprießen ganze Tiny House Siedlungen auch deutschlandweit aus dem Boden. Sowohl Hersteller solcher Häuser als auch Wohnprojekte werden im weiteren Verlauf dieses Buches vorgestellt.
Wie im Vorwort erwähnt soll in diesem Buch der Begriff Tiny House weitest-gehend für das Leben auf kleinem Raum stehen. Daher sind die unterschiedlichen Kapitel auch auf andere sogenannte Kleinwohnformen anwendbar. Dennoch haben die verschiedenen Behausungen meist auch wichtige Unterschiede sowie ihre ganz eigenen Vor- und Nachteile. Auf den folgenden Seiten gehe ich auf die bekanntesten Wohnformen ein.
Es ist gar nicht so leicht eine genaue Definition für ein Tiny House zu finden. Nach dem amerikanischen Baugesetz ist ein Tiny House eine Wohnstätte mit bis zu 400 Squarefeet, was rund 37 Quadratmeter bedeutet. Ein Tiny House zeichnet sich dadurch aus, dass es in der Regel auf einem Trailer bzw. Anhänger steht, Räder hat und somit, anders als z.B. ein Kleinsthaus, mobil ist. Die Anhängerkupplung bzw. Deichsel ist mit rund 30 cm relativ nahe am Boden und erlaubt so, anders als z.B. bei einem Bau- oder Zirkuswagen, eine zweistöckige Bauweise.
In Amerika sind die Beschränkungen für einen Trailer anders als in Deutschland. In den USA darf ein Tiny House die Maße von 13,5 Fuß (4,1 Metern) in der Höhe und 8,5 Fuß (2,6 Meter) in der Breite nicht überschreiten. Die Länge kann dabei variieren, da sie nicht fest geregelt ist. Sie liegt in der Regel zwischen 3 und 8 Metern.
Das Verkehrsrecht in Deutschland weicht allerdings vom amerikanischen ab. In Deutschland sind Anhänger bis zu einer Gesamthöhe von 4 Metern und einer Gesamtbreite von 2,55 zulässig. Alles darüber hinaus benötigt eine Sondergenehmigung für den Transport, also einen Sonder- oder Überbreitetransport, der dann von entsprechenden Signalfahrzeugen begleitet werden muss. Das kann Probleme verursachen, falls man mit seinem Tiny House öfter umziehen möchte. In der Länge liegt das Maximum solch eines Gespannes bei rund 7 Metern. Längere Aufbauten sind schwer zu rangieren und kommen nur schlecht durch normale deutsche Straßen.
So ist ein Tiny House also von sich aus in der Grundfläche eingeschränkt. Die Herausforderung ist also, alles Lebensnotwendige wie z.B. Küche, Bad, Wohn- und Schlafraum gut nutzbar in dieser Grundfläche unterzubringen. Zum Glück gibt es mittlerweile gut durchdachte Konzepte, um den kleinen Raum optimal auszunutzen. Immer mehr Firmen in Deutschland bieten vorgefertigte Varianten des Tiny House an. Sie reichen von der einfachen Mini- Ausstattung bis hin zum Luxus- Container und werden entweder mit oder ohne Räder angeboten. Dadurch ergeben sich allerdings auch Besonderheiten und Unterschiede für Standortwahl und Vorgaben.
In Deutschland unterscheidet der Gesetzgeber strikt zwischen Fahrzeugen und Häusern. Für beide gelten ganz eigene Gesetze und Auflagen. Sobald ein Tiny House auf Rädern steht, wird es von der Sache her als Wohnwagen behandelt. Somit muss es zwingend für den Straßenverkehr zugelassen sein und alle notwendigen Voraussetzungen dafür erfüllen. Bei einem Wohnwagen ist das noch relativ einfach, da es sich hier um seriengefertigte Modelle handelt. Bei einem Tiny House mit seinen ganzen individuellen Einzelheiten kann eine Straßenzulassung schwieriger zu erhalten sein. Es liegen beim Tiny House oft Einzelanfertigungen vor, z.B. bei Fenstern, der Außenverkleidung oder der Dachform. Das alles muss der TÜV bei der Zulassung berücksichtigen. Sobald eine Zulassung erfolgt, wird das fahrbare Tiny House dann wie ein Wohnwagen angemeldet. Es muss eine Versicherung abgeschlossen werden und es fallen jährliche Steuern dafür an. Zudem muss das fahrbare Tiny House auch zur regelmäßigen technischen Kontrolle.
Alternativ kann das Tiny House auch als ordentlich gesicherte Ladung eingetragen werden. Dazu muss das Haus aber jederzeit ohne Probleme vom Anhänger zu trennen sein. Darüber hinaus muss die Ladung entsprechen gesichert sein, so dass bei einer Vollbremsung keine Gefahr für den umliegenden Straßenverkehr entsteht. Die Besonderheiten zur ordentlichen Ladung werden im späteren Verlauf des Buches noch einmal aufgegriffen und vertieft.
Sobald das Tiny House dauerhaft an einem bestimmten Platz steht, wird es nach dem Deutschen Baurecht als Immobilie angesehen und wie ein ganz normales Wohnhaus behandelt. Man spricht dann in der Regel nicht mehr von einem Tiny House, sondern von einem Kleinsthaus, Minihaus oder Singlehaus. Hier greift zunächst einmal der Bebauungsplan für das Grundstück, auf dem es steht. Dieser ist bei der Stadt anzufragen und legt fest, welche Art von Haus und wo genau es gebaut bzw. abgestellt werden darf. Hier scheitern bereits viele Vorhaben, da das Tiny House oftmals nicht ins allgemeine Bild des Umfeldes passt oder schlicht und einfach zu klein für den Bebauungsplan ist.
Sofern der Bebauungsplan das Tiny House zulässt, müssen verschiedene Vorschriften eingehalten werden. Ein feststehendes Haus muss an das Straßennetz sowie das Abwasser- und Stromnetz angeschlossen sein. Es müssen Rettungswege, Raumhöhen sowie Vorschriften zu Brand- und Schallschutz eingehalten werden. Zudem müssen Grundbesitzabgaben und Steuern gezahlt werden und das Haus muss entsprechend versichert sein, zum Beispiel gegen Feuer und Sturm. Genauere Informationen zum Baurecht werden im entsprechenden Kapitel dieses Buches noch einmal aufgegriffen.
Einfacher hat es derjenige, der sein Tiny House nur zeitweise bewohnen möchte, zum Beispiel auf einem Campingplatz oder in einer Schrebergarten- Siedlung. Man spricht hier von einem sogenannten Freizeitgrundstück, welches nicht für dauerhaftes Bewohnen gedacht ist. Hierbei ist allerdings auf die jeweilige Verordnung des Campingplatz-betreibers oder des Schrebergartenvereins zu achten, denn die haben meist ihre ganz eigenen Regeln in Sachen Hausbau. Einige Campingplätze gestatten auch ein dauerhaftes Wohnen, wenn auch nur unter Einhaltung bestimmter Vorschriften. Es wird wohl bei fast jedem Tiny House auf eine individuelle Prüfung und Genehmigung hinauslaufen. Denn so individuell wie das Haus selbst ist in der Regel auch der Stellplatz dafür.
Das Schöne am Tiny House ist seine Individualität. Bis auf die geringe Größe sind der Fantasie bei Bauweise, Form und Ausstattung kaum Grenzen gesetzt. Glücklicherweise werden Städte und Gemeinden immer offener für diese moderne Art des Wohnens, schließlich lassen sich kleine Bau-flächen mithilfe dieser Kleinsthäuser sehr gut füllen und bleiben nicht ungenutzt. Gerade in größeren Städten ist Wohnraum meist knapp und kostspielig, daher zeigen viele Bauämter und Entscheider zunehmende Kompromissbereitschaft bei der Genehmigung entsprechender Wohn-flächen und schaffen Platz, der vorher ungenutzt war.
Wenn wir von einem Containerhaus sprechen, meinen wir tatsächlich ein Haus, welches aus einem Schiffs- bzw. Frachtcontainer gebaut wurde. Es gibt am Markt nämlich auch Anbieter von Modulhäusern, die gerne das Wort Containerhaus verwenden, da die meist rechteckigen Module wie einzelne Container miteinander kombiniert werden können.
Frachtcontainer werden auf der ganzen Welt verwendet, um Waren zu transportieren. Daher ist es nötig, dass sie in Standardabmessungen produziert werden, damit sie überall auf der Welt gleich und einfach verwendet werden können. Das ermöglicht effektiven Einsatz während des Transportes und eine schnelle Logistik. Wer schon einmal im Hamburger Hafen war, kennt die schier endlosen Reihen dieser Stahlkolosse.
Die Container werden in Fuß gemessen und weltweit in 5 Größen hergestellt. Es gibt sie in 20, 40, 45, 48 und 52 Fuß. Aus Länge x Breite x Höhe berechnet sich dann die verfügbare Grundfläche in Quadratfuß.
Der Einfachheit halber sind hier die Maße in Metern bzw. Quadratmetern umgerechnet:
Die Größe der einzelnen Container legt dann die Abmessungen für den Bau des Containerhauses fest. Allerdings können einzelne Container miteinander verbunden werden, um dadurch auch größere Häuser zu bauen. Dadurch lassen sich spektakuläre Ergebnisse erzielen, die echte Blickfänge sind. Die einzelnen Container können nebeneinander, übereinander oder auch kreuz und quer zueinander aufgestellt werden. Um die einzelnen Module dann miteinander zu verbinden müssen lediglich Löcher in die entsprechenden Wände oder Decken geschnitten werden. Man sollte sich allerdings darauf einstellen, dass Schweiß-arbeiten zum Bau eines Containerhauses dazu gehören. Zudem muss man beim Herausschneiden von Teilen auch darauf achten, dass die Statik nicht beein-trächtigt wird.
Die Container sind in der Regel komplett geschlossen und verschweißt, bis auf die beiden Flügeltüren an der Stirnseite. Um aus solch einem Metallklotz ein bewohnbares Haus zu bauen, müssen Türen und Fenster ausgeschnitten werden. Oft werden die Flügeltüren ausgebaut und gegen moderne (Schiebe-) Türen ersetzt. An der anderen Stirnseite werden meist große, bodentiefe Fensterelemente eingebaut, um mehr Licht in den Container zu lassen.
Um den Container bewohnbar zu machen, muss eine Dämmung angebracht werden, da das Metall die Außentemperatur (egal ob heiß oder kalt) stark leitet und es sonst entweder sehr kalt oder sehr warm im Haus werden kann. Da die Container von außen besonders rustikal und interessant aussehen, entscheiden sich viele der Besitzer für eine entsprechende Innendämmung um den Look zu erhalten. Dadurch steht dann allerdings auch weniger Platz für den Innenausbau zur Verfügung. Für die Außen-fassade wird als Alternative auch gerne langlebiges Holz verwendet.
Genau wie beim stationären Tiny House ist auch ein Containerhaus genehmigungspflichtig und unterliegt dem Baurecht. Es ist daher vor dem Kauf unbedingt beim Bauamt zu erfragen, ob das Containerhaus überhaupt auf das gewünschte Grundstück gebaut werden darf.