Buch
Die große weite Welt muss es für die Ärztin Ina gar nicht sein. Nach dem Studium zog sie zurück in ihre alte Heimat an der Küste – zurück zu einem Mann, von dem sie dachte, er wäre ihre Zukunft. Doch der Mann ist längst Vergangenheit, und die Stelle im Husumer Krankenhaus ist Ina auch los. Kurzerhand folgt sie einem Jugendtraum und zieht nach Hamburg, wo sie in einer kleinen Laube am Alsterfleet unterschlüpft. Während sich das verwilderte Gartenstück unter ihren Händen in ein Blütenmeer verwandelt, blüht auch Ina wieder auf. Und sie erkennt: Nur wenn sie auf ihr Herz hört, kann aus alten Träumen etwas ganz Neues entstehen …
Autorin
Meike Werkmeister ist Buchautorin und Journalistin. Ihre Romane stehen regelmäßig auf der Spiegel-Bestsellerliste. Sie lebt mit ihrer Familie in Hamburg. Wann immer sie Zeit hat, fährt sie an die Nordsee, wo sie oft auch die Ideen für ihre Geschichten findet.
Weitere Informationen unter www.meikewerkmeister.de
Meike Werkmeister
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Das Glück riecht nach Sommer
Roman
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Die Liedzeilen aus »Meine Stadt« der Münchener Sängerin und Songschreiberin Julia Kautz werden mit freundlicher Genehmigung der Künstlerin abgedruckt.
Alle Infos zu Julia Kautz sowie ihre Musik findet man unter:
www.juliakautz.com
Originalausgabe April 2022
Copyright © 2022 by Meike Werkmeister
Copyright © dieser Ausgabe 2022 by Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München
Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Michael Gaeb.
Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, München
Umschlagmotiv: FinePic®, München
Karte und Anhang: FinePic®, München
Autorenfoto: Ulrike Schacht
Redaktion: Kristina Lake-Zapp
An · Herstellung: ik
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
ISBN 978-3-641-28644-6
V001
www.goldmann-verlag.de
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Egal wo ich auch hingeh,
ich bin immer noch ein Teil von dir
und du von mir
Julia Kautz
»Hier bin ich.« Filiz’ Stimme hallte durchs angenehm kühle Treppenhaus. »Du musst nach ganz oben.«
Es fiel kaum Licht auf die ausgetretenen Holzstufen. Wer die wohl schon alles erklommen hatte in den bestimmt hundert Jahren, die das Haus alt war? Ich sah mich nach einem Aufzug um und musste über mich selbst lachen. Natürlich hatte ein so altes Haus keinen Aufzug, es sei denn, es war luxussaniert worden, doch so wirkte es nicht. Immerhin fand ich den leicht klebrigen Lichtschalter. Eine Neonröhre sprang flackernd an und beleuchtete eine Nische voller Kinderwagen und Laufräder unter dem Treppenaufgang. Na, dann los, dachte ich und zerrte den schweren Koffer Stufe für Stufe nach oben, wobei er mir bei jedem Schritt schmerzhaft gegen den Unterschenkel stieß.
»Brauchst du Hilfe beim Tragen?«, hörte ich Filiz, die weit weg klang.
»Geht schon«, rief ich schnaufend durch den länglichen Lichtspalt zwischen den lackierten Holzgeländern nach oben. Beim Hinaufsteigen entdeckte ich überall Sachen, für die mein Vater schnell seinen Akkuschrauber geholt hätte. In jeder Zwischenetage hingen schiefe Bilderrahmen mit Aquarellzeichnungen an wackeligen Nägeln. Ein gekipptes Fenster hatte einen kaputten Griff. Neben einem Schuhregal lehnten die ausgehängten Türen. Was man beim Anblick eines Treppenhauses alles über seine Nachbarn lernen konnte! Vor einer Tür stand ein Eimer mit Bioabfällen, eine Kartoffelschale war auf die Fußmatte gefallen. Aus der Wohnung gegenüber drang leise orientalische Musik. Räucherstäbchenaroma lag in der Luft. Ich erinnerte mich daran, dass Filiz neulich am Telefon geschwärmt hatte, in ihrem Mietshaus wohne eine so interessante Mischung: ältere Leute, die schon in diesem Viertel geboren wurden, junge Familien aus verschiedenen Kulturen und Studenten, die oft nur ein paar Monate blieben, bis sie in eine andere WG weiterzogen.
Im nächsten Stock lehnte eine kleine Puppe an einer Tür. Auf ihren Bauch hatte jemand ein Post-it geklebt. »Lag im Hof. Fines?«, stand etwas krakelig darauf geschrieben.
Gerade als ich mich fragte, wie viele Stockwerke dieses Haus eigentlich besaß, tauchte über mir am Geländer der dunkle Lockenkopf meiner Freundin im Gegenlicht auf. »Ina!« Sie stieß einen kleinen Jubelschrei aus, und ich beschleunigte meine Schritte, hastete mit letzter Kraft die übrigen Stufen hoch und ließ den Koffer auf den Boden plumpsen. »Meine Ina!« Filiz drückte mich fest an ihren sehnigen Körper. Hinter ihr sah ich die offen stehende Wohnungstür, vor der ein Haufen Stiefeletten, Sneakers und Sandalen lag. »Ich freue mich so, dass du da bist!«
»Ich mich auch«, brachte ich keuchend hervor. Ich sollte wirklich anfangen, Sport zu machen.
Filiz löste sich von mir und strahlte mich an. »Komm rein, Süße!«
Von drinnen drangen Stimmen zu uns heraus. Schon im Türrahmen roch ich, dass Zwiebeln angebraten wurden. Filiz schob mich vor sich her durch einen düsteren Flur, der voller Jacken hing und in dem sich weitere Schuhe türmten.
»Hat alles gut geklappt mit der Bahn?« Sie nahm mir meinen Koffer ab und ließ ihn hinter einer Tür verschwinden. Dann lief sie mir voran an zwei weiteren Türen vorbei, von denen eine geöffnet war und den Blick auf eine Matratze am Boden und einige Staffeleien mit Leinwänden freigab.
»Ja, hat alles gut geklappt, top Wegbeschreibung.«
Der Flur mündete zu meiner Überraschung in einen großen, lichtdurchfluteten Raum.
»Willkommen in unserem Reich«, Filiz breitete die Arme aus und führte ein kleines Tänzchen auf. Ihr ausgestellter Rock flog dabei in die Luft. Ich musste die Augen zusammenkneifen, so hell war es hier drin. Erstaunt sah ich mich um. Der Raum war größer als meine gesamte letzte Wohnung. Der Boden war aus Sichtbeton gegossen, der hier und da so aussah, als hätte er schon einige Partys erlebt. Er hatte zu zwei Seiten bodentiefe Fenster, hinter denen die Dächer der Stadt zu sehen waren. Offenbar war dies eine Art nachträglich ausgebauter Dachboden. Also doch ein wenig Luxussanierung. Verständlich, in dieser Lage in Hamburg versuchten die Vermieter vermutlich, so viel wie möglich aus jedem bewohnbaren Quadratmeter herauszuholen.
In einer Ecke gab es eine Sofalandschaft aus verschiedenen Couches und Sesseln, die überhaupt nicht zueinander passten. In der Mitte des Raumes lag eine lange Tischplatte auf zwei Metallböcken. Davor standen ebenfalls offensichtlich zufällig zusammengewürfelte Stühle. In der schlichten weißen Küchenzeile waren jede Menge verschiedene Teller, Tassen und Schalen in offene Wandregale sortiert. An der aus Beton gegossenen Arbeitsplatte schnitt eine kurvige Frau mit blond gesträhnter Turmfrisur etwas auf einem Brettchen. Neben ihr lehnte eine große Kurzhaarige in einem zeltartigen asymmetrischen Kleid und redete auf sie ein. Als sie uns bemerkte, verstummte sie und wandte uns das schmale, ungeschminkte Gesicht zu.
»Girls, wir haben Besuch«, sagte Filiz und schob mich vor sich her auf die beiden zu.
Die Kurzhaarige kam auf uns zu und hielt mir mit schmalem Lächeln ihre schlaffe Hand hin.
»Das ist Esther«, plapperte Filiz munter weiter, »sie wohnt im Zimmer am Ende des Flurs und schreibt gerade ihre Doktorarbeit zum Thema ›Emanzipation im Wandel der Rechtsprechung des 20. Jahrhunderts‹.«
Esther winkte mit einer Mischung aus Verlegenheit und Stolz ab. Dann musterte sie mich. »Und wer bist du?«
»Das ist meine berühmte Studienfreundin Ina«, antwortete Filiz, ehe ich es konnte.
Die kleinere Frau kam einen Schritt näher und lächelte mich offen an. Alles an ihr wirkte irgendwie geschwungen, die langen Strähnen, die sich aus ihrer Turmfrisur um ihr pausbäckiges Gesicht kringelten, der Schmollmund, die mit viel Wimperntusche betonten Augen.
»Ich bin Vicky, freut mich.« Sie widmete sich wieder den Lauchzwiebeln auf ihrem Brettchen. »Fühl dich wie zu Hause!«
Neben ihr blubberte etwas in einem großen Topf. Hinter dem Brettchen stand eine riesige Butterbrotdose Hummus neben einer Papiertüte voller ovaler Fladenbrote. Bestimmt hatte Filiz’ Mutter Ayda ihr die Sachen für mich mitgegeben. Sie war mein Fan, seit ich bei meinem ersten Besuch bei Filiz’ Familie vor vielen Jahren durch meinen gesunden Appetit aufgefallen war. Wie lieb von Filiz, dass sie mir eine Art Willkommensdinner organisiert hatte, dachte ich, als es klingelte.
»Ich geh schnell.« Filiz verschwand in Richtung Tür.
Etwas verloren stand ich neben Vicky und Esther, die weiterkochten und dabei, so viel glaubte ich zu verstehen, über die Textnachrichten eines Mannes diskutierten. Filiz hatte mir schon am Telefon von ihren beiden Mitbewohnerinnen erzählt, mit denen sie seit ein paar Monaten in dieser Wohngemeinschaft lebte. Beide waren offenbar ein paar Jahre jünger als wir und – wie Filiz es genannt hatte – etwas »speziell«. Esther war offensichtlich die ein wenig verspannte Juristin mit dem Putzfimmel, mit der sie nächtelang über Sinn und Unsinn gendergerechter Sprache diskutieren konnte. Vicky musste folglich die chaotische Malerin sein, die mit ihrem Freund eine offene Beziehung führte, weswegen es regelmäßig zu melodramatischen Szenen kam. Als sie die gehackten Lauchzwiebeln in eine Pfanne kippte, bemerkte ich die Farbe unter ihren kurzen Fingernägeln. War das ein Nachthemd, das sie da trug?
»Kann ich euch irgendwie helfen?«, traute ich mich dazwischenzuquatschen, als Vicky gerade darüber sinnierte, wie ein Kuss-Emoji in einem bestimmten Kontext zu interpretieren sei. Esther überlegte kurz und zeigte dann auf einen großen Einkaufskorb, der an einer Wand lehnte. »Da sind Knabbersachen, magst du die in Schalen verteilen? Nimm dir einfach welche aus dem Regal.« Ihrem Tonfall konnte ich entnehmen, dass sie es gewohnt war, anderen Anweisungen zu geben.
Ich hob einen Stapel bunte Schüsseln vom Regalbrett und stellte sie nebeneinander auf die lange Tafel. Als ich die ersten Chipstüten aus der Einkaufstasche zog und mich langsam wunderte, wer heute noch alles zu uns stoßen würde, kam Filiz mit zwei Frauen in Hippie-Rüschenkleidern und zwei Männern in Jeans und weißen Turnschuhen zurück. Sie wurden überschwänglich von Esther und Vicky begrüßt, die alle vier auf den Mund küsste. Ich wurde beiläufig vorgestellt, dann begannen die anderen, Gläser aus einem Küchenschrank zu nehmen und mitgebrachte Miniwraps auf Tabletts anzurichten.
Filiz holte zwei Bierflaschen aus dem Kühlschrank und reichte mir eine. »Tut mir leid, morgen haben wir mehr Ruhe.«
»Du?«, raunte ich ihr zu, während Meersalz-Ofenchips aus der Tüte in meiner Hand knisternd in eine der Schalen fielen. »Wer sind die alle?«
»Ach«, Filiz wuschelte sich durch die Locken. »Die sind wegen der Party hier und helfen bei den Vorbereitungen.«
»Party?«
Sie zwirbelte eine wilde Strähne von ihrer Stirn. »Hab ich dir doch erzählt.«
Noch ehe ich widersprechen konnte, klingelte es, und wieder entwischte meine Freundin mir.
Als ich alle Snacks auf sämtlichen Tischen im Raum verteilt hatte, waren bereits an die dreißig Leute anwesend. Ich stand etwas ratlos am Rand und sah ihnen zu, wie sie kichernd miteinander anstießen und Eiswürfel aus dem amerikanischen Kühlschrank in Salatschüsseln und Eimern in Richtung Badewanne trugen. Vicky war nun offenbar mit Kochen fertig, verschwand in ihrem Zimmer und kam in einem knappen Overall und mit schimmerndem Lipgloss zurück. Esther zupfte an Vickys Hosensaum, als sei sie ihre Mutter und nicht einverstanden, dass er im oberen Drittel ihrer braungebrannten Oberschenkel endete.
Von irgendwoher kam Filiz herbeigestürmt. Sie hatte ihren Rock gegen eins ihrer umgenähten Vintage-Kleider getauscht und etwas Rouge aufgelegt. »Willst du dich auch noch frisch machen? Das Bad ist am Ende des Ganges, dein Koffer steht in meinem Zimmer, ist die dritte Tür mit dem Girl-Power-Sticker drauf.«
Ich sah an meinem Jersey-Jumpsuit hinunter, den ich den ganzen Tag getragen hatte und der in Husum als modern durchging. Hier sah man mir bestimmt auf den ersten Blick an, dass ich vom Land kam. Ich nickte und machte mich auf den Weg. Als ich Filiz’ Zimmer fand, war ich erstaunt, wie klein es war im Vergleich zum riesigen Wohnzimmer. Und wie leer. Im Haus ihrer Eltern auf der anderen Elbseite hatte man sich in ihrem Reich kaum umdrehen können vor lauter Secondhandklamotten, Stoffballen und Garnrollen. In ihrem WG-Zimmer war nichts außer einem Baumarktregal mit ein paar Büchern, Aktenordnern und Klamottenstapeln. Daneben standen lediglich noch eine Kleiderstange und ein französisches Bett, auf dem bereits ein Berg Jacken der anderen Gäste lag. Würde ich hier übernachten, wenn der Berg kleiner wurde, fragte ich mich, oder gab es ein Gästezimmer? Schließlich hatte Filiz am Telefon gesagt, sie hätte jetzt viel Platz und ich könnte erst mal bei ihr unterkommen. Ich öffnete meinen Koffer in einer Ecke neben einem Korb mit Taschen, fischte eines der weiten Männerhemden heraus, die ich gern mit viel Kajal und Doc Martens kombinierte. Boyfriend-Style trug ich schon seit fast zwanzig Jahren, glücklicherweise war er gerade wieder angesagt, weshalb ich hier hoffentlich nicht negativ auffallen würde.
Das Bad war mit flaschengrünen Mosaiksteinchen gefliest und stand voller Tuben und Cremedosen. Ich blickte in den von Retro-Glühbirnen umrandeten Spiegel auf meine sommersprossige Nase, die fast durchsichtige Haut an den Augenlidern, unter denen sich Krümel von Wimperntusche gesammelt hatten, mein kupferrotes Haar, das über meine blassen Schultern fiel. Wie immer, wenn ich aufgeregt war, zierten meinen Hals rötliche Flecken. Wie war ich nur in diese Situation geraten? Da macht man sich auf den Weg zu einer Freundin, die man viel zu lange nicht gesehen und der man einiges zu erzählen hat – und findet sich dann auf einer Hausparty voller Fremder wieder.
Mein Handy summte in meiner Tasche. Eine Nachricht von meiner Freundin Toni.
Bist du gut in Hamburg angekommen? Können wir noch mal über meine Idee sprechen? Pablo hat nach dir gefragt.
Ich steckte das Telefon wieder weg. Über die Antwort musste ich noch nachdenken.
Als ich ins Wohnzimmer zurückkehrte, waren weitere Gäste angekommen. Ich stellte mich dazwischen und musterte sie unauffällig. Die anderen wirkten durchweg modebewusst und irgendwie großstädtisch auf mich. Sicher alles Werber und Medienleute und Künstler und Craftbeer-Brauer und Specialty-Coffeeshop-Besitzer. Sicher alles Leute, die viel zu erzählen hatten. Ich wollte nur einer hier etwas erzählen, und die fand ich gerade nicht.
Ein Luftzug wehte mir ins Gesicht, und mir fiel auf, dass eins der bodentiefen Fenster beiseitegeschoben worden war und sich zu einer Dachterrasse öffnete, die ich bisher gar nicht bemerkt hatte. Ich folgte dem Luftzug nach draußen, wo sich weitere Gäste auf geflochtenen Loungesesseln niedergelassen hatten. Erleichtert sog ich die milde Abendluft ein. Verständlich, warum Filiz so von dieser Wohnung geschwärmt hatte. Sie war nicht nur alles andere als das, was ich mir unter einer WG vorgestellt hatte, sie hatte noch dazu diese Dachterrasse, die größer war als manches Apartment. Lichterketten baumelten von der Regenrinne, Windlichter flackerten vor Bambusmatten, mit denen das Geländer verkleidet war, an das ich mich lehnte. Dahinter erstreckten sich weitere Dächer, so viele, dass mir bei ihrem Anblick ganz schwindelig wurde. Manche von ihnen waren höher als unseres, manche niedriger, manche hatten Dachluken und Schornsteine, andere begrünte Dachterrassen, auf denen ich winzig klein andere Menschen erkennen konnte.
Ich spürte, wie jemand seinen Ellenbogen gegen meinen drückte, und drehte mich um. Filiz grinste mich an. Ihre Wangen glühten, und ihre Augen glitzerten vergnügt. »Kein übler Ausblick, oder?«
»Allerdings.« Ich hakte mich bei ihr unter, damit sie mir nicht sofort wieder entkam.
Sie beugte sich mit mir übers Geländer. »Deine neue Heimat, Süße. Gewöhn dich schon mal dran.«
»Ich kann es noch nicht ganz glauben.«
Sie lehnte ihre Schulter gegen meine. »Morgen zeige ich dir das ganze Viertel und meinen neuen Nähraum, ich bin so froh, dass ich endlich was Passendes gefunden habe.« Sie sprach derart schnell, dass ihre Stimme sich fast überschlug.
»Ich bin schon sehr gespannt.« Ich sah sie von der Seite an, ihre geschwungene Nase, den dichten dunklen Wimpernkranz, das wilde Haar. Sie sah im Grunde immer noch aus wie das neunzehnjährige Mädchen, das sich im Audimax der Uni Kiel bei der Erstsemesterbegrüßung neben mich gesetzt hatte. Vom ersten Moment an hatte sie mich fasziniert. Weil sie so anders war als ich, weil sie aus der Großstadt kam und nicht wie ich vom Land. Weil ihre Eltern mit ihren Feinkost-Foodtrucks in ganz Hamburg bekannt waren, was mir als Kind von Landwirten wahnsinnig modern erschien. Weil ich bei uns zu Hause in Nordfriesland mit meinen übergroßen Sweatshirts und Chucks als cool galt – und Filiz es wirklich war. Lustigerweise sah sie offenbar auch etwas in mir. Denn vom ersten Tag an wich sie mir nicht mehr von der Seite, begleitete mich zu jeder Vorlesung, jedem Mensaessen, jeder Semesterparty. Je besser ich Filiz kennenlernte, desto klarer wurde mir, dass wir doch einiges gemeinsam hatten. Dass wir beide auf der Suche waren nach etwas Eigenem, das nur uns gehörte. Wir wollten nicht nur studieren und irgendeinen Job, mit dem wir die Miete bestreiten konnten. Wir suchten nach etwas, das uns glücklich machte, das unsere Bestimmung war. Und das unsere Eltern stolz machen würde. Und obwohl ich nach unserem gemeinsamen Studium in Kiel zumindest vierzig Kilometer weg von zu Hause nach Husum gezogen war, hatte Filiz bis vor Kurzem in ihrem alten Kinderzimmer im Einfamilienhaus der Familie gewohnt, weil es so praktisch und so günstig war – und weil sie die wahrscheinlich lässigsten Eltern der Welt hatte. Wenn ich sie mir jetzt so ansah, wie sie neben mir auf die Dächer schaute, frei und erwachsen und selbstsicher in dieser neuen Umgebung, überkam mich ein merkwürdiges Gefühl. Sie hatte den Absprung also tatsächlich geschafft. Und ich nahm gerade erst Anlauf.
Sie bemerkte meinen Blick und stupste wieder mit ihrem Ellenbogen gegen meinen. »Ich hoffe, du bist nicht überfordert von dem Trubel hier.«
»Ach.« Ich verzog das Gesicht, und sie kicherte.
Sie kannte mich gut. Sie wusste, wie ich mich fühlte. Entschuldigend zuckte sie mit den Achseln. »Es wird lustiger, je mehr Leute du hier kennst, glaub mir. Das ist einer der Vorteile, wenn man zwei crazy Mitbewohnerinnen hat. Eine hat immer einen Grund zu feiern, und wenn es nur ihr dreimonatiges Jubiläum veganer Ernährung ist.«
Und dann kam auch schon der nächste Gast von hinten, der Filiz um die Taille fasste und sie mir entriss. Ehe ich michs versah, war ich wieder allein. Allein unter mittlerweile ziemlich vielen Partygästen.
In den Räumen der Loftwohnung drängten sich gegen einundzwanzig Uhr unzählige Leute. Sie standen in Grüppchen beieinander und stießen mit fancy Drinks an, entspannten auf einem der vielen Sofas und warfen sich die Reste der Chips in den Mund, die ich vor einigen Stunden verteilt hatte. Im Flur reichten die Glücklichen, die es endlich an den Anfang der Toilettenschlange geschafft hatten, Flaschen aus der Wanne voller Eiswasser. Ich fragte mich, wie die Nachbarn das wohl so fanden, vor allem die mit den kleinen Kindern, deren Sachen ich im Treppenhaus gesehen hatte. Die Antwort erhielt ich, als Filiz mir ein junges Pärchen in Filzpantoffeln vorstellte, das sich abwechselnd ein Babyphone ans Ohr presste: Sie feierten mit. Überhaupt stellte Filiz mich so einigen vor, von denen ich mir keinen Namen merkte. Mehrmals stand ich bei Gesprächsrunden dabei und versuchte, irgendetwas Interessantes beizutragen. Nach den ersten zwei Flaschen Bier war ich zum Glück deutlich entspannter. Hatte mir nicht genau das in Husum gefehlt? Ein bisschen Abwechslung vom Klinikalltag, feiern, neue Leute treffen, nicht die ewig gleichen, die ich schon seit Jahrzehnten kannte? Hatte ich nicht endlich mal wieder andere Abende erleben wollen als die für mich typischen, die nach Feierabend mit einer halben Tafel Schokolade begannen und damit endeten, dass mir vor Müdigkeit die Fernbedienung aus der Hand rutschte? Immerhin war das hier wirklich etwas ganz anderes, dachte ich und trank noch einen großen Schluck von dem Biermixgetränk, das ich versehentlich erwischt hatte. Dabei musste ich plötzlich ein Gähnen unterdrücken, und ich fragte mich, in welchem der Räume ich wohl schlafen würde. In welcher Besetzung? Und dürfte ich überhaupt jemals ins Bett gehen?
Gegen Mitternacht hatte ich mich gerade aus einer hitzigen Diskussion über die neuesten Streamingserien geschlichen und stand allein am Rand der Dachterrasse. Bei Dunkelheit sahen die Umrisse der Stadt noch malerischer aus als im Hellen. Über allem ragte in der Ferne der Fernsehturm auf. Irgendwo zwischen Turm und uns musste die Außenalster liegen. Ja, hier könnte ich mich zu Hause fühlen, beschloss ich. Hier könnte ich vielleicht tatsächlich neu anfangen. Hier könnte auch ich schaffen, was Filiz bereits gelungen war.
Und dann platzte eine laute Stimme in meine gerade gefundene innere Ruhe. »Gibt es hier einen Arzt?«, hörte ich drinnen einen Mann rufen. Nicht hektisch oder panisch – offenbar kein Notfall auf Leben und Tod. Und trotzdem: »Hallo, gibt es hier einen Arzt?«
Ich kannte diese Situation von zwei Mittelstreckenflügen und einer Zugfahrt. Jedes Mal hatte ich innerlich bis drei gezählt, in der Hoffnung, irgendein breitschultriger Mann würde laut »Hier!« rufen und mit bedeutungsschwerem Gesichtsausdruck zum Ort des Geschehens eilen. Eins, zwei … drei. Heute erlöste mich niemand.
Ich räusperte mich. »Hier«, sagte ich viel zu leise. Dann noch einmal etwas lauter: »Hier, wer braucht ärztliche Hilfe?« Ich lief zur Terrassentür. Ein paar Leute um mich herum wandten mir erwartungsvoll die Gesichter zu. Genau meine Art von Situation. Meine mühsam angetrunkene Partylaune verpuffte wie ein defektes Tischfeuerwerk.
Ich drückte die Schultern zurück, trat ein und sah mich um. Der Mann, der offenbar gerufen hatte, schaute mich an, doch noch bevor er etwas sagen konnte, drängte mich ein schmächtiger Kerl mit Harry-Potter-Brille beiseite und schob die Hemdsärmel nach oben. »Was ist passiert?«, fragte er laut.
»Betty übergibt sich ständig, ich bin nicht sicher, ob das eine Alkoholvergiftung sein könnte«, erklärte der andere Mann. »Ich hab sie in Vickys Zimmer …« Dann verschwamm seine Stimme im Gedränge, das auch meinen jungen Kollegen verschluckte.
Ein Glück, dass ich das nicht übernehmen musste, dachte ich, als ich mit leicht schlechtem Gewissen auf die Dachterrasse zurückkehrte. Was bist du nur für eine miese Ärztin, zischte es mir zu, woraufhin ich versuchte, es mit einem großen Schluck von meinem Biermix zum Schweigen zu bringen. Immerhin hatte offenbar niemand weiter Notiz von der absurden Szene genommen, dachte ich erleichtert und lehnte mich wieder ans Geländer.
»Ina?« Ein Mann tauchte neben mir auf, ein gutes Stück größer als ich, volles dunkles Haar, enge Shirtärmel über definierten Armen, kritisch zusammengekniffene Augen. »Ina Petersen, bist du das wirklich?« Er beugte sich zu mir vor.
Die Lichterkette warf einen Kreisel auf sein kantiges Kinn und die dichten Augenbrauen, die ihm etwas Düsteres verliehen. Er kam mir entfernt bekannt vor.
»Du erkennst mich nicht, oder?« Seine Gesichtszüge entspannten sich, wodurch er noch ein kleines bisschen besser aussah als ohnehin schon. »Sebastian. Basti. Ahrens. Aus Westerhever.«
Überrascht sah ich ihn an. Im gleichen Moment wurde mir bewusst, dass ich bereits deutlich mehr getrunken hatte, als gut für mich war. Plötzlich musste ich so heftig lachen, dass es mich schüttelte. Da rang ich mich endlich dazu durch, nach Hamburg zu ziehen, wie ich es schon so oft insgeheim geplant und dann doch wieder verworfen hatte. Weil ich endlich mal raus wollte aus der Heimat, in der jeder jeden kannte. Und gleich an meinem ersten Abend – der Koffer war noch nicht ausgepackt – begegnete mir jemand aus meiner früheren Parallelklasse.
Sebastian wartete mit unergründlicher Miene, bis ich mich wieder gefangen hatte.
»Entschuldige.« Ich gluckste in meine Handfläche. »Es ist nur so absurd. Ich bin heute erst angekommen. Ich will hier eine Wohnung suchen und stolpere mitten in diese Party, und … und dann steht auch noch jemand aus Nordfriesland vor mir. Ist doch schräg, oder?«
Sebastian grinste verhalten und nahm einen Schluck aus seinem Longdrinkglas. »Du willst nach Hamburg ziehen, ja?«
Ich wischte mir eine Lachträne aus dem Augenwinkel. »Ja, wird Zeit, dass ich auch mal rauskomme. Du bist schon lange hier, oder?«
Er ließ die Eiswürfel in seinem Glas klimpern. »Ich bin direkt nach der Schule her. Hätte bei dir auch gedacht, dass du längst weg bist.«
Unauffällig wischte ich mir eine weitere Lachträne von der Nasenspitze. »Tja, manchmal kommen die Dinge anders als geplant.«
Sebastian nickte wissend. »Ich setz mich mal.« Er deutete auf zwei bunte Loungesessel, von denen sich gerade Frauen erhoben, die beide lange glänzende Haare hatten und gemusterte Leggings trugen. Ich stürzte mich so schnell auf einen der frei gewordenen Plätze, dass ich an einem Sesselbein hängen blieb und einen unfreiwilligen kleinen Hüpfer machte. Leise glucksend unterdrückte ich einen erneuten albernen Lachanfall, den Sebastian höflich ignorierte.
»Wie geht es deiner Familie?«, erkundigte ich mich, als ich sicher saß.
»Gut.« Er gab einen Seufzer von sich, und ich fragte mich, ob er dem Gedanken an seine Familie geschuldet war oder meiner einfallslosen Gesprächseröffnung.
Eine Zeit lang schwiegen wir uns an. Ich versuchte mich daran zu erinnern, ob ich mich jemals zuvor mit ihm unterhalten hatte, in unserer Kindheit und Jugend, in der wir bestimmt ständig gemeinsam auf irgendwelchen Heuboden getobt und später auf Stallpartys herumgehangen hatten. Einige seiner Freunde waren damals auch meine gewesen, aber mit Sebastian hatte ich nie viel zu tun gehabt, auch später nicht, bei irgendwelchen Festen von gemeinsamen Bekannten oder Nachbarn. Vielleicht lag es daran, dass es nicht so einfach war, mit Sebastian ins Gespräch zu kommen, dachte ich nun. Er sah mich an und zog die Mundwinkel nach oben, dann schaute er wieder aufs nächtliche Hamburg. Nun ja, zumindest hatte er mich angesprochen und gefragt, ob wir uns setzen wollten. Oder hatte ich ihn missverstanden? Als ich das Schweigen zwischen uns nicht mehr aushielt, redete ich einfach drauflos. Ich berichtete von meinem Medizinstudium in Kiel, meiner Stelle am Krankenhaus in Husum, meinen Eltern, die unseren Hof noch nicht so recht loslassen konnten. Ab und an nickte er wissend und sagte: »Ist bei uns auch so.« Oder: »Übernimmt bei uns auch mein älterer Bruder.« Oder: »Data Management in einem Softwareunternehmen.« Zwischendurch stand einer von uns auf, holte neue Getränke, während der andere mit vollem Einsatz den freien Platz verteidigte. Und dann sah ich irgendwann auf die Uhr. Drei Uhr nachts.
»Müde?« Sebastian war meinem Blick gefolgt.
»Eher erstaunt, wie spät es mittlerweile ist.« Und wie lange ich geredet hatte. Ich streckte mich ein bisschen. »Doch, ehrlich gesagt schon ein wenig. Normalerweise schlafe ich längst.«
Wieder ließ er die Eiswürfelreste in seinem Glas klimpern, diesmal betrachtete er sie lange und nachdenklich. »Meine Wohnung ist gleich hier um die Ecke. Ich habe ein bequemes Schlafsofa, hat meine Mama gesponsert, weil sie früher immer dachte, sie besucht ihren Jungen jedes zweite Wochenende.« Er lachte, was mich fast noch mehr verblüffte als die Tatsache, dass er mehr als drei Wörter am Stück von sich gegeben hatte. »Wenn du magst, kann ich dir das schnell beziehen. Wie das hier aussieht, geht die Party mindestens bis zum Morgengrauen.«
Nach Worten suchend sah ich ihn an und spürte, wie die Flecken an meinem Hals aufblühten. »Ähm … Das ist total lieb, aber … Ich hab ehrlich gesagt Schiss, dass Filiz enttäuscht ist, wenn ich schon am ersten Abend schlappmache. Trotzdem: Danke!«
Sebastian massierte bedächtig seine Schläfen. »Kein Ding.« Eine Zeit lang blickten wir beide still in den dunklen Himmel, an dem wegen der Lichter der Stadt nicht viele Sterne zu sehen waren, dann gähnte er in seine hohle Hand. »Ich mach mich mal auf den Weg. Ich will morgen unbedingt laufen gehen und …«
»Alles klar«, unterbrach ich ihn etwas zu schnell. »Mach dir um mich keinen Kopf, zur Not lege ich mich unter die Mäntel und penne schon mal.«
Er nickte leicht, und wieder wurde ich das Gefühl nicht los, dass ich ihn auf irgendeine Art irritierte.
»Na dann.« Er stand auf und rieb die langen Finger an seinen Jeans, die so gekrempelt waren, dass die nackten Knöchel über den Sneakers hervorschauten wie bei den meisten Männern hier. Schöne Knöchel, dachte ich in meinem erschöpften Bierkopf. »Tja, dann …« Ich rappelte mich ebenfalls hoch, und wir umarmten uns etwas linkisch. Er steckte die Hände in seine locker hängenden Gesäßtaschen und schenkte mir ein letztes müdes Lächeln. »Viel Spaß noch.«
»Danke.«
Weg war er. Ich wollte mich wieder auf meinen Sessel setzen, aber auf dem hockte bereits ein bärtiger Typ mit Männerdutt und rauchte etwas, was nicht nach Zigarette roch. Mittlerweile war es ein wenig frisch hier draußen, deshalb beschloss ich reinzugehen. Das Wohnzimmer, das nur noch durch Kerzen und eine Art Discokugel beleuchtet wurde, war noch immer halb voll. Vicky knutschte mit einem ziemlich tätowierten Kerl auf einem der Sofas, und ich fragte mich, ob er ihr Freund war. Esther saß halb auf dem Tisch, eine Hand nachdenklich am Kinn, und diskutierte mit einem Mann, der noch länger und schlaksiger war als sie. Ihr Haar klebte nass geschwitzt an ihrer Stirn, und sie wirkte nicht mehr ganz sicher auf den Beinen. Filiz suchte ich vergeblich zwischen den Gästen, von denen niemand wirklich nüchtern wirkte.
Was mache ich hier?, schoss es mir durch den Kopf. Ich bin Anfang dreißig, ich sollte ein Zuhause haben, in das ich gehen kann. Oder zumindest einen richtig guten Plan.
Gerade als ich etwas ratlos beschloss, mich in einen der Sessel ganz in der Ecke zu setzen, stellte jemand die Musikanlage lauter. Kreischender Technobeat schallte aus den Boxen, woraufhin Esther vom Tisch rutschte und mit etwas ungelenken Bewegungen anfing zu tanzen. Die Nachbarin streifte begeistert die Pantoffeln ab, drückte ihrem Mann das Babyphone in die Hand und warf ebenfalls die Arme in die Luft.
Und dann machte ich doch kehrt.
So schnell es mir in meinem Zustand möglich war, eilte ich in Richtung Flur. Quetschte mich vorbei an den Gesprächsgrüppchen und der kürzer gewordenen Toilettenschlange, bis ich die Tür von Filiz’ Zimmer fand. Ein paar Leute wühlten gerade im Jackenberg, darunter der hilfsbereite Arzt von vorhin. Sein markantes Aftershave stieg mir in die Nase. »So, war nicht ganz einfach, aber Taxi sollte jetzt in sieben Minuten kommen, musst du zufällig in Richtung Hamburger Westen?« Er strich sich die kinnlangen Haare aus dem Gesicht und griente mich verschwommen durch seine runde Brille an.
»Nein, danke, nicht nötig«, antwortete ich knapp, schnappte mir meinen Koffer und machte mich auf den Weg zur Wohnungstür.
Im Treppenhaus lehnte ich mich über das Geländer, in der Hoffnung, dass Sebastian noch nicht ganz unten angekommen war. »Sebastian?«, rief ich hinunter, ohne Rücksicht auf die vermutlich ohnehin schon genervten Nachbarn zu nehmen. Dann noch einmal. »Sebastian?«
Alles blieb ruhig. Ich hörte nur den Technobeat und die Stimmen von drinnen. Dann hallten leise Schritte zu mir herauf. Jemand trat langsam in den Lichtspalt unten und sah hinauf. »Ina?«
»Ich dachte schon, ich hätte dich verpasst«, schallte meine Antwort durchs Treppenhaus.
»Alles okay?« Sebastian reckte das Gesicht mit zusammengekniffenen Augen ins Neonröhrenlicht.
Ganz kurz fragte ich mich, ob ich das wirklich bringen konnte, dann nahm ich beherzt meinen Koffer und rief schon im Hinabsteigen: »Steht dein Angebot noch?«