Kapitel 9

Astrofotografie als Hobby

Ich hoffe, dass ich mit diesem Buch einige Leser erfolgreich mitgenommen habe auf eine kleine Reise durch das Hobby der Astrofotografie.

Sicherlich hat dieses Hobby schon etwas spezielles, befasst es sich doch mit einem Bereich, mit dem die Menschen nicht so oft in Berührung kommen. Aber gerade das macht es so interessant. Wie oft betrachten andere Menschen staunend meine Bilder und sind fasziniert, wenn ich erzähle, wie und wo diese Bilder entstanden sind.

Ich denke, es gehört schon eine gewisse Mentalität dazu nachts alleine auf dem Feld unter dem Sternenhimmel zu stehen und seine Belichtungsreihen zu machen, während andere Menschen längst schlafen. Aber die Ergebnisse, die man im Anschluss an die Bildbearbeitung erhält entschädigen für alles. Auch der Gedanke, dass man eigentlich Geschichte fotografiert ist schon beachtlich, benötigt das Licht der aufgenommenen Objekte doch tausende von Jahren um zu uns zu gelangen. Existiert ein Objekt, welches ich gerade fotografiere heute überhaupt noch, oder ist es schon längs nicht mehr vorhanden?

Sitzt man so ganz alleine auf seinem Stuhl neben dem Teleskop, welches leise vor sich hin surrt, können die eigenen Gedanken in alle möglichen Richtungen abschweifen.

img66.jpg

Möchte man es nicht ganz so einsam haben, muss man sich Gleichgesinnte suchen, die mit einem dieses wunderbare Hobby teilen. Ich habe einige Leute bei uns in der Walter-Hohmann-Sternwarte in Essen gefunden.

Gelegentlich gibt es Kollegen, die dann ebenfalls mit Ihrer Ausrüstung zusammen mit mir ins Sauerland fahren. Dort fotografiert oder beobachtet man dann gemeinsam den Sternenhimmel und kann sich während der ganzen Nacht austauschen.

Langeweile kommt somit bei diesem Hobby eigentlich nie auf. Die vielen Möglichkeiten, die einem hier geboten werden sind schier unerschöpflich.

Obwohl ich mich jetzt seit 30 Jahren mit diesem Hobby auseinandersetze, habe ich immer noch viele unerledigte Ziele vor mir. Objekte, die ich unbedingt noch fotografieren möchte, da ich mich bisher nicht an sie herangewagt habe, da sie sehr schwierig abzulichten sind. Alleine im Bereich der Deep-Sky- Fotografie ist die Fülle der verschiedenen Objekte schier unendlich.

Abseits der Deep- Sky- Fotografie gibt es zudem etliche andere Bereiche, mit denen man sich beschäftigen kann. Sonne, Mond oder die Planetenfotografie, jeder dieser Bereiche hat seine eigenen Herausforderungen.

Kometenfotografie erfordert eine andere Art der Bildbearbeitung als die normale Deep-Sky- Fotografie. Sollen die Sterne punktförmig sein oder doch lieber lange, auseinandergezogene Striche? Auch hier bietet die Bildbearbeitung unendlich viele Möglichkeiten. Besonders reizvoll ist es in Kombination mit dem Kometen Objekte aus dem Deep-Sky-Bereich mit auf dem Bild zu bannen. Auch dies erfordert wieder eine andere Herangehensweise an die Bildbearbeitung.

Auf dem hier gezeigten Bild zieht der Komet Lovejoy gerade an dem offenen Sternhaufen der Plejaden vorbei.

img67.jpg

Solche Konstellationen haben ihren ganz speziellen Reiz. Oder auch Landschaften oder eine Industriekulisse in Verbindung mit einem astronomischen Objekt kann, wenn es richtig in Szene gesetzt wird, eine wunderbare Komposition sein. Die Planung und Umsetzung solcher Aufnahmen ist auch jedes Mal eine Herausforderung.

img68.jpg

Eine ganz besonderer Höhepunkt sind zudem Aufnahmen von Sonnen- oder Mondfinsternissen. Diese Aufnahmen müssen ebenfalls entsprechend vorbereitet werden. Die Auswahl des Beobachtungsortes, der richtigen Optik und auch der Blick auf die Wetterkarten ist dabei ganz entscheidend. Bei solchen Ereignissen bin ich auch schon den vorhergesagten Wolkenlücken 300 Kilometer hinterhergefahren.

img69.jpg

Egal für welchen Bereich man sich entscheidet, dieses Hobby wird nie langweilig.

Ich jedenfalls werde dieses Hobby so lange es geht weiter betreiben und hoffe noch viele schöne Aufnahmen machen zu können, auch von weiter entfernten Beobachtungsplätzen aus.

img70.jpg

img71.jpg

Vorwort

 

Liebe Leserinnen und Leser,

zuerst einmal vielen Dank, dass Sie sich für dieses Buch entschieden haben und es Ihr Interesse geweckt hat. Viele Kollegen haben mich gefragt, was mich überhaupt dazu bewegt, ein Buch zu schreiben. Ich antworte dann jedes Mal, dass es dafür sehr viele Gründe gibt:

Astrofotografie ist ein sehr umfassender Begriff, der sehr viele Teilbereiche abdeckt, wobei jeder der Bereiche seine eigenen Anforderungen und auch Herausforderungen mit sich bringt. Hier kann man als Einsteiger in die Astrofotografie schon schnell einmal den Überblick verlieren.

Zum einen stellt sich oft die Frage, auf welchen der vielen Bereiche ich mich fokussieren möchte. Sind es die wunderschönen Nebel oder eher die filigranen Galaxien? Oder sollte es doch lieber der Mond mit seinen unzähligen Kratern und Gebirgen sein? Ebenfalls optisch sehr schön anzusehen sind die Himmelskörper unseres Sonnensystems. Vielleicht interessieren mich aber auch alle Bereiche.

Welche Instrumente und welche Grundausstattung benötige ich für den jeweiligen Bereich und was kann ich als Resultat erwarten?

Was gibt der Himmel an meinem Beobachtungsplatz wieder und welche Möglichkeiten bleiben mir bezüglich der Lichtverschmutzung an meinem Standort.

Was kosten entsprechende Geräte und ist teuer auch immer gut?

Wie bearbeite ich meine Bilder und was muss ich dabei beachten?

Viele, viele Fragen tun sich hier auf.

Mit diesem Buch möchte ich Einsteiger in die Astrofotografie und Interessierte abholen, um sie an dem teilhaben lassen, was ich in den 30 Jahren, in denen ich dieses Hobby ausgeübt habe, durchlebt und erlebt habe. Ich möchte eine erste Orientierung geben und somit helfen, die Fehler die ich gemacht habe, zu vermeiden.

Ebenfalls vermitteln manche Hochglanzbücher einen falschen Eindruck von dem, was man selber mit eigenen Mitteln erreichen kann. Von daher erhebe ich hier nicht den Anspruch die besten Bilder aller Bücher zu präsentieren, sondern das zu zeigen, was jeder mit relativ einfachen Mitteln und Fähigkeiten auch selber, unter einem durchschnittlich gutem Himmel,  produzieren kann. Somit werden keine falschen Erwartungen an dieses Hobby geweckt und die Enttäuschung ist nicht so groß.

Was ich jetzt schon verraten kann ist, dass Astrofotografie ein tolles und sehr interessantes Hobby ist, bei dem es aufgrund der Fülle von vorhandenen Objekten am Himmel nie langweilig wird.

Ich wünsche viel Spaß beim Lesen und hoffe, dass ich mit diesem Buch Ihr Interesse an einer wundervollen Welt der Sterne geweckt habe.

Christian Dahm

Kapitel 2

Randbedingungen

Der Himmel, die Lichtverschmutzung und das Wetter

Kommen wir zu einem Thema, dass vor dem Kauf der Geräte meistens keine Beachtung findet. Welchen Einfluss haben der Himmel (gemeint ist hier das sogenannte „Seeing“), die Lichtverschmutzung und das Wetter auf die Anschaffung eines Teleskops? Die meisten würden wahrscheinlich erst einmal folgende Antwort geben:  Keinen!

Dies ist leider ein Trugschluss, denn alle diese Faktoren haben sehr wohl einen Einfluss, der vorher genau bedacht werden sollte.

Mit der Auswahl des späteren Beobachtungsplatzes, sei es zuhause, oder außerhalb auf freiem Feld, findet man unterschiedliche Voraussetzungen vor, bezogen auf alle drei Faktoren.

Plant man beispielsweise Deep- Sky- Fotos von Galaxien oder Nebeln aufzunehmen, hat allerdings einen Beobachtungsplatz, der mitten in der hell erleuchteten Innenstadt gelegen ist, so führt dies zu unterschiedlichen Problemen. Hier würde es wenig Sinn machen sich eine Optik mit 10 Zoll Öffnung zu kaufen, da man deren Potential mitten in der Stadt nie voll ausnutzen könnte, zumindest nicht ohne entsprechende Filter.

Das „Seeing“, die sogenannte Luftunruhe, begrenzt zudem die Möglichkeiten einer solchen Optik einfach zu stark.

img1.jpg

Wohnt man dagegen auf dem Land mit einem herrlichen, dunklem Himmel, hat aber maximal 20 Nächte im Jahr die wirklich sternenklar sind und in denen kein störendes Mondlicht vorhanden ist, so kann die Fertigstellung eines farbigen Bildes einer Galaxie sehr lange dauern.  Mit einem Refraktor der Lichtstärke f/6 bis f/8 beispielsweise und  einer monochromen CCD- Kamera mit entsprechendem Filterrad kann dies dann schon einmal einige Wochen oder gar Monate dauern. Eine gut durch belichtete Galaxie benötigt in der Regel um die 4-8 Stunden Belichtungszeit bei diesem Öffnungsverhältnis.  Das Objekt ist in der Regel 3 Monate gut zu beobachten, es sei den, es ist zirkumpolar, was die Möglichkeit an nutzbaren Nächten auf 5 reduziert. 

Nun müssen aber Aufnahmen in Luminanz, mit R- Filter mit G-Filter und B-Filter gemacht werden, so dass hier pro Kanal schon einmal eine Nacht geopfert werden muss. Somit kann die Fertigstellung schon einmal 2-3 Monate, oder auch wesentlich länger dauern. Hat man soviel Geduld oder schafft man sich doch lieber eine lichtstarke Optik mit schnellerem Öffnungsverhältnis an? Ebenfalls einfacher zu handhaben ist eine Farb- CCD- Kamera, bei der man sich die einzelnen Aufnahmen in den unterschiedlichen Kanälen sparen kann. Allerdings hat eine Farbkamera auch wieder Nachteile gegenüber einer monochromen Kamera.

Ist man allerdings ein Stadtbewohner, der unbedingt Nebel fotografieren möchte, so ist dies nicht gänzlich ausgeschlossen. Auch hier besteht die Möglichkeit mit entsprechenden Filtern das störende Stadtlicht zu reduzieren oder sogar mittels Schmalbandfiltern fast gänzlich zu eliminieren.

Dieses Verfahren ist allerdings aufwändiger und erfordert viel Erfahrung und Zeit. Als Resultat bekommt man Falschfarbenaufnahmen mit wunderbaren Kontrasten und Strukturen und das auch unter einem Großstadthimmel. Die Farben sind dann Geschmacksache, dem einen gefallen sie, dem anderen eher weniger. Zumal muss man sich darüber bewusst sein, dass die Methode mit entsprechenden Filtern auch ein großes Budget erfordert. Meiner Meinung nach für einen Einsteiger erst einmal ungeeignet.

Anhand dieser einfachen Beispiele kann man schon erahnen, dass es eine Fülle an Möglichkeiten gibt, die man vor dem Kauf eines Teleskopes beachten sollte, um auch lange Zeit mit dem neu erworbenen Gerät erfolgreich arbeiten zu können.

Nicht nur der Typ des Teleskopes ist dabei entscheidend, sondern auch dessen Öffnungsverhältnis und damit auch die Brennweite. Das Öffnungsverhältnis ist der Quotient aus der Brennweite und der Öffnung des Teleskopes.

Beispielsweise hat ein Teleskop mit einer Brennweite von 1000 mm und einer Öffnung von 200mm ein Öffnungsverhältnis von f/5, was schon als „schnelle Optik“ bezeichnet wird.

Dagegen hat ein Teleskop mit einer Brennweite von 2800 mm und 280 mm Öffnung ein Öffnungsverhältnis von f/10, welches man als langsam bezeichnet und eher als ungeeignet für Deep-Sky- Aufnahmen. Doch auch diese Teleskope können mit einem sogenannten Brennweitenreduzierer versehen werden, welcher die Brennweite verkürzt und somit das Verhältnis von f/10 auf f/6,3 verändert. Somit wäre es durchaus auch wieder für Deep-Sky-Aufnahmen zu verwenden.

Die folgende Tabelle soll einmal einen groben Überblick darüber geben, welche Geräte für welchen Einsatz, im Hinblick auf Fotografie, sinnvoll sind. Ich beschränke mich dabei auf die drei gängigsten Optiken:

img2.jpg

Somit sollte man sich also schon vor dem Kauf eines Teleskops einige Gedanken darüber machen, welche Objekte man überhaupt fotografieren möchte und welche möglichen Beobachtungsplätze, inklusive Wetterbedingungen, Lichtverschmutzung und dem Seeing man zur Verfügung hat. Eine Menge an Randbedingungen, die man unbedingt berücksichtigen sollte.

Im Internet gibt es einige Seiten, die Karten für Lichtverschmutzung zeigen. Damit kann man relativ schnell einen geeigneten Beobachtungsort in seiner Nähe finden.

Kapitel 1

Einstieg in die Astrofotografie

Die Anfänge

Wie kommt man eigentlich auf die Idee, Astrofotografie zu betreiben? Schau ich mir einmal einen kleinen Ausschnitt meines bisherigen Lebens an, so kann ich feststellen, dass die Entwicklung bei mir durchaus mit der Entwicklung bei anderen Astrofotografen identisch ist.

Als kleiner Junge habe ich mir gerne Science-Fiction  Filme angeschaut. Perry Rhodan, Mondbasis Alpha1 oder Star Trek waren für mich der Einstieg. Was ist das Weltall, wie groß ist es, was passiert dort in den Weiten des Universums, das alles hat mich interessiert und fasziniert, sodass der Wunsch entstand, mir auch einmal den Mond oder die Planeten genauer anzusehen.

Im Alter von 13 Jahren bekam ich schließlich von meinen Eltern zum Geburtstag mein erstes eigenes Teleskop geschenkt. Es war ein kleines Spiegelteleskop mit 10 cm Öffnung und 900 mm Brennweite auf einem kleinen Holzstativ mit einer kleinen und wackeligen Montierung.