Anna Cleary, Cathy Williams, Nicola Marsh
JULIA GOLD BAND 104
IMPRESSUM
JULIA GOLD erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
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Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: kundenservice@cora.de |
| Geschäftsführung: | Katja Berger, Jürgen Welte |
| Leitung: | Miran Bilic (v. i. S. d. P.) |
| Produktion: | Christina Seeger |
| Grafik: | Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto) |
Erste Neuauflage in der Reihe JULIA GOLD, Band 104 05/2022
© 2009 by Ann Cleary
Originaltitel: „At the Boss’s Beck and Call“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Trixi de Vries
Deutsche Erstausgabe 2010 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,
in der Reihe JULIA, Band 092010
© 2015 by Cathy Williams
Originaltitel: „To Sin with the Tycoon“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Irmgard Sander
Deutsche Erstausgabe 2008 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,
in der Reihe JULIA, Band 2218
© 2010 by Nicola Marsh
Originaltitel: „Overtime in the Boss’s Bed“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Bettina Röhricht
Deutsche Erstausgabe 2011 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,
in der Reihe JULIA, Band 052011
Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 05/2022 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751508407
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY
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Die paar Minuten Verspätung waren wirklich kein Grund zur Panik. Niemand würde ihr deshalb den Kopf abreißen. Oder?
Eilig stieg Lara Meadows in der George Street aus dem überheizten Bus. Sie fröstelte in ihrem schwarzen Kostüm und den kniehohen Wildlederstiefeln, als sie an diesem Wintermorgen in Sydney an der Ampel warten musste.
Ich bin stark, redete sie sich ein. Sie war eine mutige, schöne Frau, die mit jeder Fernsehgöttin mithalten konnte. Die Narbe im Nacken konnte niemand sehen, weil sie von ihrem langen Haar verdeckt wurde.
Im Verlagswesen kam es ohnehin nicht so sehr auf das Aussehen an, sondern auf Intelligenz und Professionalität. Lara war gut in ihrem Job und nichts und niemand konnte daran etwas ändern.
Und wieso war sie dann so nervös?
Alessandro war auch nur ein Mann – wenn auch ein sehr mächtiger. Vor sechs Jahren war das noch nicht so gewesen. Damals hatte er allerdings noch keine Macht ausgeübt. Sie hatte ihn als unglaublich amüsant, weltmännisch und charmant erlebt. Sah man einmal von seinem dichten schwarzen Haar, den dunklen Augen, die stets zu lächeln schienen, dem sinnlichen Mund, der verführerisch tiefen Stimme und der breiten Brust ab, was blieb dann noch übrig? Aber wieso zitterten Lara dann die Knie? Sie hatte sich schließlich nichts vorzuwerfen – im Gegensatz zu ihm.
Energisch betrat Lara das Stiletto-Gebäude und lief zum Aufzug. Ihre Etage schien verlassen zu sein. Offensichtlich waren alle Mitarbeiter bereits im Konferenzraum versammelt, um den neuen Chef vom anderen Ende der Welt mit Pünktlichkeit zu beeindrucken.
Mit anderen Worten: Alessandro zu beeindrucken.
Lara atmete tief durch. Eigentlich hatte sie viel früher hier sein wollen, aber es dauerte eben seine Zeit, Zöpfe zu flechten. Vivi hatte diesen Morgen darauf bestanden. Der Schulweg dauerte auch länger als sonst. Aber es war schier unmöglich, eine Fünfjährige zur Eile anzutreiben, die sich für alle Kreaturen interessierte, die zu dieser Uhrzeit unterwegs waren.
Aber Alessandro war gerecht und stets gelassen. Warum sollte Lara sich also vor ihm als Chef fürchten?
Vielleicht, weil sie versäumt hatte, ihm etwas sehr Wichtiges mitzuteilen?
Alessandro Vincenti ließ sich von seiner verängstigten Sekretärin Beryl einen Aktenordner reichen. Die Mitarbeiterin, die er von dem gescheiterten Geschäftsführer von Stiletto Publishing übernommen hatte, befürchtete wahrscheinlich, ihren Job zu verlieren. Sie bewegte sich rückwärts zur Tür, vermutlich um sich in Sicherheit zu bringen. Alessandro lächelte ihr beruhigend zu. Es widerstrebte ihm, Menschen einzuschüchtern.
Lässig lehnte er sich in seinem Lederchefsessel zurück und schlug den Ordner auf. Australier sind eigentlich ein interessantes Volk, dachte er. Wenn auch etwas sonderbar.
Alessandro wollte sich zunächst einen Überblick über die Mitarbeiter verschaffen und blätterte interessiert in der Akte, die nach Abteilungen geordnet war. Dio, wer ist denn hier für die Dokumentation verantwortlich? fragte er sich kopfschüttelnd. War der ehemalige Geschäftsführer denn tatsächlich völlig nutzlos gewesen?
Sorgfältig ging Alessandro weiter die Personalliste durch, bis er plötzlich auf einen vertrauten Namen stieß. Dieser Name erinnerte ihn an entspannte Tage am sonnigen Strand, an seidiges blondes Haar und den Duft nach frisch gemähtem Gras und Geißblatt. Und an Liebe in der Abenddämmerung …
„Beryl?“ Er drehte sich nach der Sekretärin um, die wenige Schritte von der Tür entfernt erschrocken zusammenzuckte. „Dieser L. Meadows hier – wer ist er?“
„Er ist eine Sie, Mr. Vincenti. Ich meine, er ist eine Frau.“ Bei ihrem Bemühen, möglichst genaue Auskunft zu geben, geriet Beryl ins Stottern. „Lara Meadows. Sie ist seit etwa einem halben Jahr bei Stiletto beschäftigt. Bill, ich meine Mr. Carmichael, unser Geschäftsführer, ich meine Ex-Geschäftsführer, hielt sehr viel von ihr.“
Etwas in Alessandro erwachte zu neuem Leben.
So, so, es gab sie also tatsächlich noch. Das war ein Schock, doch das brauchte die Sekretärin ja nicht zu wissen. Also ließ Alessandro sich nichts anmerken und fragte nach anderen Namen.
„Und wer ist das?“ Mit unbewegter Miene ging er die Liste durch, als würde ihm dieser Name Lara Meadows nichts sagen. Als hätte ihn diese Frau nicht zum Narren gehalten. Er war so verliebt in sie gewesen, doch sie … Alessandro rief sich zur Vernunft. „Erzählen Sie mir etwas über diesen Mitarbeiter“, forderte er Beryl auf.
Es erschien ihm unfassbar, Lara nach so langer Zeit wieder über den Weg zu laufen! Aber wie hätte er ahnen sollen, dass sie ausgerechnet für den Verlag arbeitete, den er übernommen hatte, um ein Standbein auf der südlichen Welthalbkugel zu haben? War diese Lara Meadows wirklich die, für die er sie hielt? Seine Larissa?
Eigentlich müsste sie inzwischen verheiratet sein. Aber vielleicht hatte sie ja dennoch ihren Mädchennamen behalten.
Der arme Narr, der sich mit ihr eingelassen hatte, dachte Alessandro verbittert. Dem machte es wohl nichts aus, enttäuscht zu werden. Lara hatte einfach etwas an sich, was jedem Mann den Verstand raubte.
Kein Wunder, dass der ehemalige Geschäftsführer Bill Carmichael sehr viel von Lara gehalten hatte. Vielleicht war sie sogar sein Untergang gewesen.
Gerne hätte Alessandro die Sekretärin nach Lara ausgefragt, doch das würde unweigerlich Gerüchte in Umlauf bringen. Und das galt es zu vermeiden. Außerdem ging ihn Lara Meadows nichts mehr an. Heute konnten ihn ihre eigensinnigen Launen nicht mehr beeindrucken. Eine Frau, die mit den Gefühlen eines ehrlichen Mannes spielte, interessierte Alessandro nicht.
Trotzdem verblüffte ihn die Ironie des Schicksals. Wahrscheinlich ahnte Lara Meadows nicht einmal, dass sie ihm einmal die Welt bedeutet hatte. Und nun lag ihr berufliches Schicksal in seinen Händen. Im Mittelalter hätte ein Vincenti es auf Rache abgesehen …
Ein Rachefeldzug muss eiskalt geplant sein, sagte Alessandros Mutter immer. Doch was bedeutete das für ihn? Hatte er tatsächlich mit der unseligen Geschichte von damals abgeschlossen?
Alessandro schüttelte diese Gedanken ab. Die Zeiten jugendlicher Leidenschaft waren vorbei. Trotzdem wäre es interessant, Lara wiederzusehen. Wie mochte sie aussehen? Und wie würde sie wohl auf ihn reagieren?
Wahrscheinlich hat Alessandro inzwischen eine Glatze oder ist aufgegangen wie ein Hefeteig, dachte Lara, als sie sich im Spiegel des Fahrstuhls betrachtete. Ihr Bild von ihm hatte sich mit den Jahren sicher verklärt.
Doch auf dem Weg zum Konferenzraum bekam sie trotzdem weiche Knie. Die Aussicht auf ein Wiedersehen war prickelnder, als sie vermutet hatte.
Allerdings zweifelte sie daran, dass Alessandro dieses überwältigende Gefühl teilte. Für einen internationalen Playboy waren sechs Jahre eine lange Zeit, um sich noch an jemanden erinnern zu können.
Vor der Tür blieb Lara stehen und atmete tief durch. Noch immer lief vor ihrem geistigen Auge der Film ihrer ersten Begegnung in Sydney ab. Ihre erste Buchmesse, überhaupt ihre erste Messe, ihr erstes Mal …
Der erste Blickkontakt mit Alessandro bei einer Cocktailparty. Über den Kopf einer aufgedonnerten Diva hinweg hatte er Lara amüsiert zugezwinkert und einen Erdbeer-Daiquiri für sie organisiert. Er verzog das Gesicht, als der Cocktail serviert wurde, doch Lara tat so, als schmecke er köstlich. Wunderschöne Tage verbrachten sie anschließend miteinander. Lange Spaziergänge, lebhafte Diskussionen über Literatur, Musik, Shakespeare – ihre große Leidenschaft.
Alessandro bezeichnete sich lachend als Weltbürger. Ursprünglich stammte er aus Venedig. Laras Vorstellungen begegnete er mit Respekt und Einfühlungsvermögen. Noch nie hatte sie sich so angeregt mit jemandem unterhalten. Hingerissen hing sie an seinen Lippen.
Und dann hatte sie den Ursprung seines Nachnamens erfahren …
Neugierig forschte sie im Internet nach. Kein Wunder, dass Alessandro sie völlig in seinen Bann schlug. Er entstammte dem alten venezianischen Adelsgeschlecht der Vincentis. Seine Vorfahren gehörten dem Rat an, der den Dogen wählte und ihn beim Regieren von Venedig unterstützte.
Seit Jahrhunderten führte das jeweilige Familienoberhaupt den Titel „Marchese d’Isole Veneziane Minori“ – Marquis der kleinen Inseln in der Lagune von Venedig. Das war wunderschön und so romantisch.
Nur zögernd hatte Alessandro zugegeben, diesem alten Adelsgeschlecht anzugehören. Als Lara nicht lockerließ, verriet er ihr schließlich, dass er der derzeitige Marchese war.
Nach einiger Übung ging ihr der Titel ganz flüssig über die Lippen. Alessandros Herkunft beeindruckte sie sehr, immer wieder hatte sie ihn damit aufgezogen, doch er lachte nur. Und dieses Lachen war schlicht und ergreifend unwiderstehlich. Damals, bei ihrem ersten gemeinsamen Nachmittag am Strand, hatte sie sich bis über beide Ohren in diesen wunderbaren Mann verliebt.
Sie sah ihn vor sich, wie er nach dem Schwimmen neben ihr im Sand lag, auf dem schlanken, sonnengebräunten Körper glitzerten die Wassertropfen des Ozeans. Das schwarze Haar glänzte in der Sonne. Mit seinen dunklen Augen schaute Alessandro sie hingerissen an. Dort am Strand hatte er sie zum ersten Mal geküsst. Später waren sie noch zu einem gemeinsamen Abendessen gegangen, und danach …
Noch heute verspürte Lara ein Prickeln an ihrem Körper, wenn jemand den Namen des Hotels nur erwähnte.
Alessandro hatte damals seinen Aufenthalt in Sydney immer wieder verlängert. Den ganzen Sommer verbrachten sie zusammen. Schließlich musste er jedoch zurück zur Harvard Universität, rechtzeitig zum Abschlusssemester seines Wirtschaftsstudiums. Laras Blick war tränenverschleiert, als Alessandro sich am Flughafen von ihr verabschiedete. Nur ihr gemeinsames Versprechen bewahrte sie vor einem emotionalen Zusammenbruch.
Der Pakt.
Noch heute stellte sich ein flaues Gefühl in ihrem Magen ein, wenn sie daran dachte. Natürlich hatte sie sich an den Pakt halten wollen, doch das Schicksal machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Ohne zu zögern hätte sie am Treffpunkt auf ihn warten wollen, nichts hatte sie sich mehr gewünscht, als Alessandro endlich wiederzusehen. Doch das verheerende Buschfeuer war Lara dazwischengekommen. Ihr Vater, die schreckliche Zeit im Krankenhaus und danach …
Danach war alles ganz anders gewesen. Doch das wusste Alessandro nicht. An diese Gewissheit konnte Lara sich klammern.
Entschlossen stieß sie die Tür zum Konferenzraum auf.
Viel zu viele Menschen saßen in das viel zu kleine Zimmer gequetscht. Stiletto war ein kleiner Verlag mit sechs Lektoren und zwei Teilzeitkräften. Doch jetzt waren auch die Mitarbeiter aus den anderen Abteilungen anwesend. Insgesamt mussten sich etwa zwanzig Leute versammelt haben. Möglichst geräuschlos bahnte Lara sich einen Weg zu einem freien Stuhl in der Nähe der Tür.
Die Belegschaft hörte aufmerksam zu, was Cinta aus der Vertriebs- und Marketingabteilung zu sagen hatte. Dankenswerterweise war sie für den gefeuerten, schludrigen und immer etwas weltfremden Bill eingesprungen, um die Mitarbeiter zu vertreten. Die sehr sportliche Cinta trug ein hautenges Kleid und begrüßte die neuen Chefs mit blumigen Worten und verführerischer Stimme. Lara wusste, dass dieser Tonfall sonst nur außerordentlich attraktiven Männern vorbehalten war. So auch in diesem Fall. Erst jetzt bemerkte Lara den Grund für Cintas Tonfall.
Alessandro.
Das Herz pochte aufgeregt in Laras Brust, als ihr Blick auf ihn fiel. Er war es wirklich, keine Frage. Neben ihm saß eine unglaublich attraktive Dame mit Bobfrisur, die Cinta als Donatuila Capelli vorstellte. Donatuila Capelli gehörte zur Führungsriege von Scala in New York und verkörperte geradezu die Welt der Reichen und Schönen.
In diesem Moment dankte diese Cinta für ihre freundlichen Worte und erhob sich, um mit rauchiger Stimme die neusten Verkaufszahlen von Scala zu präsentieren. Lara war überzeugt, dass Alessandro ihre Verspätung nicht bemerkt hatte und spürte eine gewisse Erleichterung darüber, besonders elegant gekleidet zu sein. Ihre schon jetzt in den Stiefeln schmerzenden Füße ignorierte sie einfach.
Am anderen Ende des Raums holte Alessandro tief Luft und ballte die Hände zu Fäusten. Das Blut rauschte in seinen Ohren. Sie war es tatsächlich! Bei der Nachzüglerin handelte es sich wirklich um Lara Meadows!
Wie gut erinnerte er sich an das blonde seidige Haar, an ihre typische, leicht geneigte Kopfhaltung, ihre anmutige Figur. Keine andere Frau löste in ihm so heftige Reaktionen aus. Ausgerechnet!
Doch gerade bei ihr wollte er das in Zukunft vermeiden. Es war wohl nur der Schock, sie so unvermittelt zu sehen, der ihn so reagieren ließ. Dabei hatte er sich schon damit abgefunden, dass Lara vermutlich lieber kündigte, als ihm unter die Augen zu treten.
Aber sie war schlicht und ergreifend nur zu spät gekommen. Sehr entspannt, das musste er ihr neidlos zugestehen.
Alessandro lehnte sich etwas nach rechts und sah, wie Lara ihre hübschen langen Beine übereinanderschlug. Sexy und … fast unverschämt. Ein heißes Ziehen durchzuckte seinen Körper.
Verdammt, diese Frau hatte wirklich Mut! Kam einfach zu spät, obwohl sie die Letzte war, die sich einen derartigen Regelverstoß leisten konnte.
Als Alessandro zu Boden sah, nutzte Lara die Gelegenheit, um ihn unauffällig zu beobachten. Sein markantes Gesicht war unverändert. Allerdings blickte er ziemlich mürrisch drein. So kannte sie ihn gar nicht. Erst als Donatuila Capelli ihm etwas zuraunte, blickte er auf und sah sie fragend an.
Die Brauen leicht spöttisch hochgezogen – diesen Ausdruck erkannte Lara wieder. So sah Alessandro aus, wenn er sich über etwas amüsierte. Gebannt schaute sie ihn an. Diese verführerischen dunklen Augen, in denen man sich verlieren konnte …
Entschlossen zwang sie sich zur Ruhe. Ich bin über ihn hinweg, schon seit langem, sagte sie sich aufmunternd. Er hatte sie im Stich gelassen und eine andere geheiratet. Doch als Alessandro nun aufstand und die Anwesenden eindringlich anschaute, erinnerte Lara sich wieder daran, warum sie sich damals Hals über Kopf in ihn verliebt hatte. Allein dieser herrliche italienische Akzent. Und dann diese tiefe melodische Stimme …
Laras Herz klopfte bis zum Zerspringen. Nervös rutschte sie auf ihrem Stuhl etwas nach vorne, um sich kleiner zu machen. Ob Alessandro sie schon bemerkt hatte?
Erneut ließ Alessandro den Blick über die Belegschaft gleiten, wobei er die Blondine in der letzten Reihe sorgfältig mied. Ihr Anblick hatte sich ohnehin schon längst in seine Seele eingebrannt.
Normalerweise war er ein toleranter Chef. Wenn er eine Firma sanieren sollte, versicherte er der Belegschaft zumeist, dass alle Arbeitsplätze erhalten blieben. Oftmals machte er sogar Gehaltserhöhungen und bessere Arbeitsbedingungen möglich.
Doch hier musste er wohl anders vorgehen. Die Respektlosigkeit und Lässigkeit mancher Australier ging einfach zu weit. Er würde den Angestellten dieses kleinen Verlagshauses die Überheblichkeit schon austreiben. Sollten sie ruhig um ihre Arbeitsplätze fürchten!
Alessandro beschloss, erst einmal allen zu zeigen, wer hier nun der Boss war; nett sein konnte er später auch noch. „Es werden einige Veränderungen auf Sie zukommen.“
Zunächst bemerkte Lara gar nicht, wie angespannt ihre Kollegen plötzlich waren. Alle blickten nur wie gebannt zu Alessandro. Tränen der Wehmut schimmerten in Laras Augen. Ihr Herz gehörte noch immer ihm.
Dieser kühle Mann war zwar nicht der Alessandro, der ihr einst den Eindruck vermittelt hatte, die begehrenswerteste Frau der Welt zu sein. Aber seine Ausstrahlung und die Autorität machten ihn auch heute noch unglaublich anziehend.
Bewundernd glitt Lara mit ihrem Blick über seinen sportgestählten, einen Meter neunzig großen Körper. Auch mit seinen fast fünfunddreißig Jahren achtete Alessandro offensichtlich gut auf seine Figur.
Lara war einundzwanzig gewesen, als sie Alessandro vor sechs Jahren kennenlernte. Inzwischen hatte das Leben sein Gesicht markanter und energischer gemacht. Aus ihm war ein erfolgreicher, unnachgiebiger Geschäftsmann geworden.
Und er war immer noch ein Marchese.
Jemand, der mit melodischer Stimme streng harte Fakten verkündete. Und jetzt hörte auch Lara genauer hin. Selbst Cintas Lächeln schien wie gefroren zu sein.
Die Belegschaft wurde immer unruhiger. Die Anspannung stieg. Sogar die beherrschte Donatuila bedachte Alessandro mit einem ungläubigen Seitenblick.
„Sie haben den Verlag zugrunde gewirtschaftet“, bemerkte er streng. „Aber ich werde ihn retten, so schwierig es auch sein mag. Ende nächster Woche besuchen Miss Capelli und ich die International Buchmesse in Bangkok. Bis zu unserer Abreise haben wir Stiletto Publishing geordnet und können die neue Geschäftsführung einsetzen. Statt einer kleinen abgesonderten Firma sind Sie dann Bestandteil eines weltumspannenden Unternehmens. Selbstverständlich bedarf das einer gewissen Anpassung. Ich kann Ihnen jetzt schon sagen, dass einige von Ihnen dafür Ihre Freizeit opfern müssen.“
Ein Raunen ging durch den Konferenzraum. Doch Alessandro fuhr kühl fort: „Jede vorgesehene Veröffentlichung, jeder Job wird unter dem Mikroskop betrachtet. Als Gegenleistung …“, er senkte die Stimme, und alle Anwesenden hingen gespannt an seinen Lippen, „… erwarte ich von denjenigen, die ihren Job behalten, absoluten Einsatz. Scala Enterprises verlangt von seinen Mitarbeitern einhundert Prozent. Das gilt für jeden Bereich. Sie müssen die Projektziele erreichen, Termine einhalten und selbstverständlich stets pünktlich sein. Zu Arbeitsbeginn, bei der Einhaltung der Pausen und wenn Konferenzen anberaumt sind.“
Schuldbewusst sackte Lara noch tiefer in sich zusammen, als sein unnachgiebiger Blick auch sie streifte. Ihr wurde heiß. Alessandros Miene war nicht anzusehen, ob er Lara erkannt oder ob er einfach durch sie hindurch geblickt hatte.
„Noch eins“, fügte Alessandro dann leise hinzu. „Es gibt nur sehr wenige Entschuldigungen, die ich akzeptiere.“
Oje. Lara dachte an ihre Tochter. Die Magie eines taubenetzten Spinnengewebes am Schulzaun zählte wohl kaum zu den wenig akzeptierten Entschuldigungen, dachte Lara bekümmert.
„Wenn Sie mich besser kennen“, fuhr er geschmeidig fort, „merken Sie, dass ich sehr ungeduldig werden kann, wenn man mich warten lässt. Das Unternehmen Scala stellt hohe Ansprüche. Wir sind gnadenlos, wenn unsere Erwartungen nicht erfüllt werden. In den kommenden beiden Tagen führen Miss Capelli und ich Einzelgespräche mit Ihnen. Stellen Sie sich schon mal darauf ein, für Ihren Job zu kämpfen.“
Die Belegschaft hielt den Atem an. Ungerührt dankte Alessandro ihnen für ihre Aufmerksamkeit, als hätte er nicht gerade die Sicherheit ihrer Jobs infrage gestellt.
Lara schloss sich dem Strom der Mitarbeiter an, die schockiert den Raum verließen. Erst an ihrem Schreibtisch blieb sie nachdenklich stehen. Wäre es nicht besser, sofort mit Alessandro zu reden? Sozusagen, um das Eis zu brechen?
Entschlossen kehrte Lara zum Konferenzraum zurück, doch Alessandro und seine Assistentin waren bereits gegangen. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, ihn direkt aufzusuchen, um die alte Bekanntschaft wieder aufleben zu lassen. Andererseits sollte er auch nicht den Eindruck haben, sie ginge ihm aus dem Weg.
Also eilte Lara zu dem Büro des ehemaligen Geschäftsführers Bill und blieb vor der Tür stehen. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Sie atmete tief durch und konzentrierte sich. Sie war mutig und stark, wie nur eine Mutter es sein konnte. Sie würde es mit Alessandro Vincenti aufnehmen können. Ob er sie wohl noch immer anziehend fand?
Mutig klopfte sie an die Tür. Als sich nichts rührte, wollte sie es gerade noch einmal versuchen, als Donatuila Capelli auf ihren hohen Schuhen um die Ecke gestöckelt kam und Lara kühl musterte. „Kann ich Ihnen helfen?“
„Ich … möchte Alessandro sprechen.“
„Mr. Vincenti für Sie, Herzchen. Wie heißen Sie?“
„Lara.“ Sie machte eine Kopfbewegung Richtung Tür. „Ist er da?“
Donatuila zog ihre bleistiftdünnen Brauen hoch. „Nein, ist er nicht. Ich rate Ihnen, an Ihren Arbeitsplatz zurückzukehren und abzuwarten, bis Sie aufgerufen werden.“ Donatuila griff nach der Türklinke und schob Lara mit ihrer knochigen Hüfte aus dem Weg. „Sie bekommen Ihre Chance, keine Sorge.“
Donatuila betrat das Büro und schlug Lara die Tür vor der Nase zu.
Ganz schön kaltschnäuzig, dachte Lara. Wieder fragte sie sich, ob es richtig gewesen war, um ein privates Gespräch mit Alessandro zu bitten.
Gerade wollte Lara unverrichteter Dinge von dannen ziehen, als die Tür sich wieder öffnete und Alessandro plötzlich vor ihr stand.
Atemlos blickten sie einander in die Augen.
Lara bekam weiche Knie. Sie hatte völlig vergessen, wie er duftete – nach Seife, Lederschuhen, Aftershave, frisch gewaschener Kleidung und einem ganz eigenen männlichen Duft, der sie mit tiefer Sehnsucht erfüllte.
Doch dann ließ er den Augenkontakt abreißen.
„Alessandro“, sagte sie aufgeregt. „Ich wollte nur kurz Hallo sagen.“
Seine Augen schienen aufzuleuchten, doch seine ausdrucksvollen Lippen wurden schmaler. Nach kurzem Zögern machte Alessandro ihr Platz und bat sie in sein Büro.
Neben Bills großem Schreibtisch stand nun zusätzlich ein kleinerer Arbeitsplatz, an dem Donatuila Capalli saß und einen dicken Aktenordner studierte. Höflich nickte Alessandro ihr zu und hielt ihr die Tür auf. „Wenn du uns bitte entschuldigen würdest, Tuila. Es dauert nur eine Sekunde.“
Ungläubig blickte Donatuila auf. Dann klappte sie den Ordner zu und verließ das Büro, nachdem sie Lara einen vernichtenden Blick zugeworfen hatte.
Die hatte jedoch nur Augen für ihren Geliebten – ehemaligen Geliebten.
Alessandro schloss die Tür, und Lara war mit ihm allein.
Wie hatte sie nur seine magische Anziehungskraft vergessen können? Instinktiv fühlte sie sich mit aller Macht zu ihm hingezogen. Sie sehnte sich danach, sich an ihn zu schmiegen, ihn zu spüren.
Jetzt reiß dich endlich zusammen! meldete sich ihre innere Stimme. Der Mann ist verheiratet!
Doch ihr Körper wollte davon nichts wissen. Laras Zuneigung galt dem Mann, der sich unter dem eleganten Anzug verbarg. Am liebsten hätte sie sich an ihn gelehnt und niemals wieder losgelassen.
Offenbar bemerkte Alessandro nichts von ihrem Gefühlschaos, denn er blieb kühl und höflich, aber eindeutig abweisend.
„Ja?“, fragte er und blickte sie mit seinen attraktiven dunklen Augen an. „Kann ich irgendwie helfen?“
Unwillkürlich kam Lara näher, um ihn zu berühren. Doch er wich zurück. „Du … du erinnerst dich doch an mich, oder? Ich bin Lara.“
Doch ihm war nicht anzusehen, was in ihm vorging. „Ja, ich erinnere mich dunkel. Haben wir uns nicht auf der Internationalen Buchmesse in Sydney getroffen?“ Mit undurchdringlicher Miene musterte er sie, bevor er einen Blick auf seine Armbanduhr warf. „Kann ich irgendetwas tun?“
Fassungslos sah sie ihn an. Dann riss sie sich wieder zusammen. „Nein, schon gut. Ich wollte nur Hallo sagen.“
Alessandro sah streng auf sie herab. „Ich habe wirklich keine Zeit, in Erinnerungen zu schwelgen. Das verstehen Sie doch, oder? Wir stehen unter großem Zeitdruck. Wenn Sie sonst also nichts auf dem Herzen haben …“
Ein eisiger Schauer lief Lara über den Rücken, doch sie ließ es sich nicht anmerken.
„Nein, es gibt nichts Besonderes“, sagte sie und senkte verlegen den Blick. „Tut mir leid, dass ich bei der Arbeit gestört habe.“
Es gelang ihr, kühl zu lächeln, als sie das Büro verließ. Doch ihre Augen schmerzten. In ihrem ganzen Leben war sie sich noch nie so blöd vorgekommen.
Im Waschraum kühlte sie sich das Gesicht, bis es nicht mehr wie Feuer brannte. Erst jetzt fiel ihr ein, was sie alles zu Alessandro hätte sagen können.
Wieso kommst du erst jetzt?
Hallo, Dad.
Oder: Es gibt da jemanden, der dich gerne kennenlernen möchte.
Zur gleichen Zeit in seinem Büro kehrte Alessandro an seinen Schreibtisch zurück und griff nach der Kandidatenliste für den Geschäftsführerposten, ohne auch nur einen Namen zu lesen. Sein Blutdruck war massiv angestiegen.
Was bildete Lara sich eigentlich ein, einfach in sein Büro zu platzen und seine Freundschaft einzufordern? Die Abfuhr hatte sie sich selbst zuzuschreiben. Aber wieso hatte sie ihn so angesehen?
Sein Körper hatte sofort auf sie reagiert. Sie ist nur eine ganz gewöhnliche Blondine, redete Alessandro sich ein. Die Welt war voll von hübschen Blondinen.
Hätte er ihr doch nur nicht in die Augen gesehen!
Wütend ließ er die Liste auf den Schreibtisch fallen und griff nach dem Telefon, das in diesem Moment zu klingeln begann. Am liebsten hätte er es vom Schreibtisch gefegt. Doch er beherrschte sich, hob den Hörer ab und ließ ihn sachte wieder auf die Gabel fallen.
Lara hat es nicht anders verdient, redete er sich immer wieder zornig ein.
In Laras Büro machten die Mitarbeiter ihrem Ärger Luft.
„‚Wir sind gnadenlos, wenn unsere Erwartungen nicht erfüllt werden.‘ Habt ihr das gehört? So ein scharfer Hund!“
„Wie kann ein so heißer Mann von derartiger Kälte sein?“
„Heißblütig, grausam und gnadenlos. Ihr müsst euch nur seinen Mund ansehen.“ Die Kollegin am Schreibtisch nebenan schloss verträumt die Augen. „Dieser Mund …“
Stumm ließ Lara die Kommentare über sich ergehen und versuchte, sich mit diesem neuen, kühlen und praktisch veranlagten Alessandro abzufinden, der nichts mehr für sie empfand. Noch immer stand sie unter Schock. Die freundliche, aber dennoch grausame Abfuhr konnte sie nicht so schnell wegstecken. Und die Kommentare ihrer Kollegen schmerzten auch.
Die Cheflektorin Kirsten sah die Situation gelassen. „Damit war zu rechnen. Scala ist nicht gerade ein Wohltätigkeitsverein. Bei denen geht es nur um den Gewinn. Aber eine Veränderung tut uns wahrscheinlich ganz gut. Und ich denke, wir sind alle imstande, unseren Arbeitsplatz zu verteidigen, oder?“ Aufmunternd zwinkerte sie den Kollegen zu. „Außerdem will der Typ vermutlich so schnell wie möglich wieder zurück in die Zivilisation und ernennt umgehend den neuen Geschäftsführer. Der macht sich bestimmt nicht die Mühe, unseren Charme zu entdecken. Den sind wir im Handumdrehen wieder los.“ Sie schnipste mit den Fingern.
Lara versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Was die Kollegen wohl denken würden, wenn sie wüssten, dass Alessandro ihrem Charme immerhin schon einmal erlegen war. Damals, im Seasons Hotel. Die Suite dort war ihr bis heute heilig.
Niemals würde sie den letzten gemeinsamen Nachmittag mit Alessandro vergessen.
Aus dem Wohnzimmer der Suite hatte man einen atemberaubenden Blick auf den Hafen und die Oper von Sydney.
Jede Sekunde dieses Tages war wunderschön und kostbar gewesen. Jeder Moment bittersüß, weil der Abschied immer näher kam.
Verzweifelt hatte Lara zu überspielen versucht, wie ihr Herz immer trauriger wurde. Anfangs zog Alessandro sie noch auf, weil sie ungewöhnlich still war, doch auch er wirkte ernst und in sich gekehrt. Nach dem Mittagessen fuhren sie gemeinsam zu seiner Suite, um über alles nachzudenken.
Er schenkte Champagner ein, doch bevor Lara nur am Glas nippen konnte, nahm er es ihr schon wieder ab und stellte es auf den Tisch. Dann sah er ihr tief in die Augen, und sie erbebte vor Erregung. Geschickt streifte Alessandro ihr die Kleidung ab und führte Lara schließlich zum Bett.
Es war aufregend und unglaublich gefühlvoll, gleichzeitig leidenschaftlich und berauschend.
Als Lara später neben Alessandro lag und verträumt mit ihren Fingern über seinen muskulösen Körper strich, nahm sie schließlich all ihren Mut zusammen.
„Ich werde dich vermissen, Alessandro“, begann sie vorsichtig und lachte leise, um ihre tiefen Gefühle zu verbergen. „Ich wünschte, du könntest hierbleiben.“
Ihre bebende Stimme verriet, was Lara wirklich empfand. Alessandro schwieg eine halbe Ewigkeit, ohne sie dabei anzusehen. Als Lara die Spannung kaum noch aushielt, antwortete er endlich.
„Das geht leider nicht.“ Er drehte sich zu ihr um und sah sie beschwörend an. „Ich habe nachgedacht, tesoro. Warum kommst du nicht mit?“
Schockiert sah sie ihn an. „Wie? Du meinst … nach Amerika?“
„Ja, wieso nicht? Es wird dir dort gefallen. Das Semester dauert nur einige Monate. Anschließend kehre ich nach Italien zurück.“ Dann fügte er hinzu: „Du kannst mit mir nach Hause kommen.“
Nach Hause. Lara antwortete nicht sofort. Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf – ihr Job, ihre Eltern, das Risiko, sich auf ein unbekanntes Abenteuer einzulassen, und das mit einem Mann, den sie kaum kannte. Noch dazu im Ausland. Dabei war sie bisher kaum aus New South Wales herausgekommen.
Venedig.
Mit dem Marchese d’Isole Veneziane Minori. Das war aufregend, aber es machte ihr auch Angst.
„Wir wären ein Paar“, fügte Alessandro hinzu.
Das Schicksal hat entschieden, dachte Lara überglücklich. War es nicht unglaublich, dass sie ihre andere Hälfte gefunden hatte? Einen blendend aussehenden, fantastischen Mann! Gebildet, gut erzogen, aus bestem Hause. Einen Mann, mit dem sie sich unterhalten, dem sie die Geheimnisse ihrer Seele anvertrauen konnte.
Doch dann schaltete sich eine innere Stimme ein. Was genau meinte Alessandro damit, dass sie ein Paar wären? Kannte sie ihn überhaupt gut genug?
„Oh“, sagte Lara leise. Ihr war schwindlig. Eigentlich ging ihr das alles viel zu schnell. „Das wäre fantastisch. Ich bin überwältigt, Alessandro. Es wäre mir eine Ehre.“ Sie erkannte, dass sie nicht sehr überzeugend geklungen hatte, denn Alessandro verzog das Gesicht.
„Eine Ehre?“, fragte er zerstreut. Ein Schatten verdunkelte vorübergehend seine Miene.
Hoffentlich habe ich ihn nicht verletzt, dachte Lara besorgt.
Ruhig und erhaben fragte er dann: „Heißt das nein, tesoro?“
„Nein, nein, ganz und gar nicht“, wiegelte sie schnell ab. „Es ist nur … das kommt alles etwas überraschend. Ich bin völlig überrumpelt.“ Sie lächelte entschuldigend, um etwas Zeit zu gewinnen. „Oh, da fällt mir ein, ich habe ja gar keinen Reisepass.“
Lara war erleichtert, diese Entschuldigung vorbringen zu können.
„Ich buche meinen Flug einfach noch einmal um. Ein Tag spielt da keine große Rolle. Vierundzwanzig Stunden sollten genügen, um einen Pass für dich zu bekommen.“
Nun saß sie in der Falle. Doch ein plötzlicher Geistesblitz kam ihr zur Hilfe.
„Das geht mir alles viel zu schnell, Alessandro. Vielleicht sollten wir erst mal testen, ob das wirklich das Richtige für uns ist.“ Sie würde einen Pakt mit Alessandro schließen. Ihre Liebe sozusagen auf den Prüfstand stellen.
Nachdenklich senkte er den Blick. „Du bist dir also nicht sicher, ob du mit mir zusammenleben willst.“
Lara atmete tief durch. „Doch, natürlich will ich das. Aber ich brauche mehr Zeit, um alles vernünftig zu organisieren. Ich muss mich von meinen Eltern verabschieden und meinen Job kündigen. Und du möchtest dir das alles vielleicht auch noch einmal in Ruhe überlegen. Wir könnten doch einen Pakt schließen, Alessandro. Wie in dem Film mit Cary Grant und Deborah Kerr. Hast du ‚Die große Liebe meines Lebens‘ gesehen?“
Wie sich zeigte, kannte er den Filmklassiker nicht. Und er hielt auch nichts von einer Zeit der Trennung. Alessandro wirkte plötzlich sehr distanziert. Offenbar fühlte er sich in seinem Stolz verletzt. Aber er konnte auch nicht verlangen, dass sie hier alles stehen und liegen ließ, um mit ihm nach Amerika zu gehen.
Da ihm Laras unnachgiebige Haltung bewusst war, ließ sich Alessandro schließlich doch widerstrebend auf den Liebestest ein.
Während der Zeit, die Lara mit ihm verbracht hatte, war es ihr kaum gelungen, einmal zu Atem zu kommen. Deshalb war ihr eine Bedenkzeit so wichtig. Also schlug sie vor, sich sechs Wochen später oben auf dem Centrepoint Tower in Sydney zu treffen. Der Treffpunkt war zwar nicht so romantisch wie das Empire State Building in New York. Aber das kümmerte Lara nicht, solange Alessandro dort auch wirklich zum verabredeten Zeitpunkt erscheinen würde.
Leider hatte das Treffen nie stattgefunden.
Selbst wenn Lara an diesem schicksalhaften Mittwochnachmittag um vier Uhr dort erschienen wäre, hätte sie vergeblich auf Alessandro gewartet. Denn inzwischen musste sie erfahren, dass seine Verlobte in Italien Hochzeitsvorbereitungen traf, während er sich mit ihr, Lara, in Sydney vergnügt hatte.
Diese Information hatte Lara sehr getroffen. Vermutlich war Alessandro nur auf den Pakt eingegangen, um den Schein zu wahren.
Doch von Zeit zu Zeit überkam Lara noch heute das ungute Gefühl, er könnte doch von New York nach Sydney geflogen sein. Wenn dem tatsächlich so gewesen war, dann hatte er diese lange Reise auf sich genommen, nur um dann von ihr versetzt zu werden. Aber wenn ihr dieser erschreckende Gedanke kam, schob sie ihn immer schnell wieder beiseite.
Und wenn Lara ehrlich zu sich selbst war: Auch ohne eine Verlobte, die in Italien auf ihn wartete, welcher Mann flog schon von einem Kontinent zum anderen, nur um einige Tage mit seinem Ferienflirt zu verbringen?
So jedenfalls hatte Lara versucht, sich zu trösten, nachdem sie viele Nächte hindurch geweint hatte. Irgendwann war es ihr endlich gelungen, über ihren Kummer hinwegzukommen. Der Artikel, den sie im Wartezimmer ihres Arztes über Alessandros bevorstehende Hochzeit gelesen hatte, war ihr dabei eine große Hilfe gewesen. Immerhin hatte dieser Mann sie hintergangen und ihr die große Liebe nur vorgespielt! Doch bevor sie das erfahren hatte, war sie blauäugig genug gewesen, um zu glauben, Alessandro würde tatsächlich erscheinen. Sie selbst wäre natürlich zu der Verabredung erschienen, wenn das Schicksal nicht so grausam zugeschlagen hätte.
„Hey, Lara, aufwachen!“
Josh, der Kollege, der ihr gegenübersaß, weckte sie aus ihrem Tagtraum. „Was, meinst du, hat er damit gemeint, als er sagte, wir müssen unsere Freizeit opfern?“, fragte er.
„Keine Ahnung. Das kommt für mich sowieso nicht infrage. Was soll ich denn so lange mit Vivi machen?“
„Du brauchst dir bestimmt keine Sorgen zu machen. Sag ihm einfach, dass du eine kleine Tochter hast, und schau ihn mit deinen großen blauen Augen an. Dann wird er schon weich. Italiener lieben Kinder.“
Etwas in Lara zog sich schmerzhaft zusammen, doch sie ließ es sich nicht anmerken. „Ach? Wer sagt das? Und überhaupt, bestimmt alle Nationen lieben Kinder.“
Josh sah sie ernst an. „Nein, ehrlich. So ein richtiger Italiener legt besonders Wert auf die Familie. Habe ich gerade in einer Zeitschrift gelesen.“
„Dann muss es ja stimmen.“ Lara lachte und wandte sich schnell ab. Auch sie hatte den Artikel gelesen. Italienern war es ein Gräuel, Kinder von einem Elternteil allein aufziehen zu lassen. Außerdem brachten auch die ärmsten Familien große Opfer, um ihre Kinder stets aufs Beste zu kleiden und auszubilden. Das war eine Frage der Familienehre. Und wie würde ein Marchese reagieren, wenn er wüsste, dass sein Kind am anderen Ende der Welt und ohne ihn aufwuchs?
Sollte Lara ihm wirklich von Vivi erzählen? Allein der Gedanke machte ihr Angst. Sechs Jahre waren eine lange Zeit. Und inzwischen hatte sie das Gefühl, den wahren Alessandro gar nicht mehr zu kennen.
Natürlich hatte er ein Recht darauf, zu erfahren, dass er Vater eines Kindes war. Aber was sollte sie tun, wenn er Vivi einfach mit nach Italien nahm? Wie sollte ihre Tochter dort zurechtkommen? Sie war doch erst fünf Jahre alt und kannte bisher nur Newton, ihre Großmutter, die Schule, den Park, die Läden in der King Street, die Bücherei und ihre Spielkameraden.
Lara beschloss, es Alessandro kühl und unbeteiligt mitzuteilen. Am besten beim Einzelgespräch. Die ersten Gespräche waren nach der Kaffeepause angesetzt.
Nervös sah sie jedes Mal auf, wenn ein Kollege aus dem Chefbüro zurückkehrte. Manche lobten den neuen Boss in den höchsten Tönen, andere machten eine betretene Miene. Inzwischen war es Mittagszeit, und Alessandro hatte Lara noch immer nicht zu sich rufen lassen.
Beryl klopfte an Alessandros Tür. „Entschuldigen Sie, Mr. Vincenti, der Architekt ist jetzt mit seinen Männern da.“
Alessandro dankte ihr und entließ Tuila in die Mittagspause. Dann stand er auf, streckte sich und begrüßte anschließend im Vorzimmer den Architekten. Gemeinsam begutachteten sie die Büros, die viel zu klein geschnitten waren. Vor der Redaktion blieben sie stehen, und Alessandro zeigte dem Architekten, wie eng die Tische hinter der Glaswand nebeneinanderstanden.
Das Büro war leer. Jedenfalls hatte es den Anschein. Als der Architekt jedoch die Wände betrachtete und Vorschläge zur Problemlösung unterbreitete, bemerkte Alessandro einen Blondschopf, der sich über die in einer Ecke stehende Kaffeemaschine beugte.
Erneut stockte ihm der Atem.
In diesem Moment drehte Lara sich um und antwortete lächelnd auf die Frage eines der Bauarbeiter. Wie erfrischend und anmutig sie ist, schoss es Alessandro durch den Kopf. Sie brachte den Mann zum Lachen, ohne mit ihm zu flirten. Ihre Ehrlichkeit und Offenheit zogen Alessandro noch immer an. Heißes Verlangen durchzuckte ihn. Irritiert wandte Alessandro sich ab und hörte den Ausführungen des Architekten zu, während in seinem Innern das Verlangen nach ihr erneut erwachte. Entschlossen widerstand er dem Impuls, sich wieder zu Lara umzudrehen.
Mit etwas Disziplin bekäme er seine verräterischen Gefühle schon unter Kontrolle. Solange er Lara auf Abstand hielt, sie nicht anschaute, nicht ihre Stimme hörte oder ihren Duft einatmete, war alles in Ordnung. Langsam würde er dann schon weniger empfänglich für ihre magnetische Anziehungskraft werden.
Andererseits fühlte er sich jetzt schon bereit für sie. Seine Anzughose war jedenfalls plötzlich entschieden zu eng.
Seine heftige Reaktion erstaunte ihn, denn eigentlich war er kein triebgesteuerter Mann. Normalerweise gelang es ihm, seine Gefühle im Zaum zu halten. Nur bei Lara Meadows nicht …
Gereizt lockerte er den Hemdkragen. Wie sollte er nur das Einzelgespräch mit ihr überstehen, wenn er schon jetzt von seinem Verlangen überwältigt wurde? Am besten wäre es, Lara einfach nicht zu sich zu rufen. Dann hätte er seine Ruhe.
Im Laufe des Nachmittags wurde Lara immer nervöser. Fast alle Mitarbeiter waren bereits von ihrem Gespräch mit Alessandro zurückgekehrt. Inzwischen widmete er sich den Kollegen einer ganz anderen Abteilung.
Ob er mich absichtlich auf die Folter spannt? überlegte Lara unruhig.
Wahrscheinlich erwartete er, dass sie die Zeit, die sie am Morgen zu spät gekommen war, nach fünf Uhr nacharbeitete. Aber ihre Mutter hütete Vivi und wartete auf ihre Tochter. Schließlich wollte sie rechtzeitig zum Oboe-Unterricht kommen.
Und Vivi wartete auf ihr gemeinsames Abendessen, bei dem sie aufgeregt von ihrem Schultag erzählen würde. Doch für so etwas hatte Signor Vincenti vermutlich kein Verständnis.
Überhaupt werde ich nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen, dachte Lara. Zunächst muss ich herausfinden, was er von Kindern hält.
Schließlich konnte sie nicht zulassen, dass er in Vivis Leben auftauchte und einen negativen Einfluss auf die Kleine ausübte. Außerdem war da auch noch Alessandros Frau. Vivis Stiefmutter. Wie würde sie auf die plötzliche Vaterschaft ihres Mannes reagieren? Vielleicht hatten sie eigene Kinder und seine Frau betrachtete Vivi als Konkurrenz für ihre Kleinen …
Wahrscheinlich interessiert es Alessandro gar nicht, dass ich ein Kind von ihm habe, dachte Lara. Das wäre vielleicht sogar die beste Lösung.
Dreizehn Minuten vor fünf gab Lara die Hoffnung auf, noch zu Alessandro gerufen zu werden. Sie zog sich die Stiefel aus und legte die schmerzenden Füße hoch, um ihnen etwas Ruhe zu gönnen.
Elf Minuten vor Feierabend tauchte ein hochgewachsener Mann an der Tür auf. Die Gespräche im Büro verstummten jäh. Lara sah auf und blickte direkt in Alessandros dunkle Augen.
Sofort spürte sie ein erregendes Prickeln, als die Aufregung ihren Körper eroberte.
„Lara“, sagte Alessandro. „Kommst du bitte?“
Im ersten Moment blieb sie reglos sitzen. Doch dann stand sie auf, wie magisch von ihm angezogen. Sein Blick glitt ihren Körper herab.
Verlegen bemerkte sie, dass sie gar keine Stiefel trug. „Hoppla“, sagte sie leise und schlüpfte schnell hinein, wobei sie die ganze Zeit Alessandros Blick auf sich spürte.
Es war ein erregendes Gefühl. Er machte ihr bewusst, wie viel Macht sie über Alessandro hatte.
Zum zweiten Mal an diesem Tag bat Alessandro Lara in sein Büro. Sie ging an ihm vorbei, sehr darauf bedacht, genug Abstand zu ihm zu halten. Trotzdem prickelte es an ihrem ganzen Körper.
Erleichtert stellte sie fest, dass Donatuila nicht anwesend war.
Nach dem morgendlichen Reinfall wartete Lara, bis Alessandro ihr einen Platz anbot. Zunächst musterte er sie jedoch mit verschleiertem Blick, die Lippen zusammengepresst. Seine Augen wanderten über ihren Mund zu ihren Brüsten, und Laras Körper reagierte sofort mit heißem Verlangen. Sie hatte keine Kontrolle über das, was geschah, auch wenn sie sich tausendmal sagte, dass dieser Mann für sie tabu war.
Mühsam widerstand sie dem Impuls, ihn zu berühren. Das einst so geliebte Gesicht war ihr immer noch vertraut. Ein einziger Blick genügte. Ihre tiefen Gefühle für diesen Mann, die nun wieder an die Oberfläche brachen, verwirrten sie wie schon damals.
Die Stille dehnte sich immer länger aus. Schließlich sah Lara keinen anderen Ausweg mehr, als endlich etwas zu sagen und somit das Schweigen zu brechen.
„Alessandro …“, begann sie.
„Dein Haar ist länger. Ansonsten hast du dich nicht verändert“, unterbrach Alessandro sie, als hätte er sie nicht gehört.
Unwillkürlich legte sie eine Hand in ihren Nacken und berührte ihre Narbe, die er nicht sehen konnte. „Doch, das habe ich.“
Als er ihr zum ersten Mal nach so langer Zeit wieder zulächelte, blitzte der unwiderstehliche Charme in seinen Augen auf. „Verzeih mir, ich leide wohl noch unter der Zeitverschiebung. Natürlich hast du dich verändert. Wir beide haben das.“ Höflich deutete er nun auf einen Stuhl vor dem Fenster. „Bitte, setz dich doch.“
Erleichtert, dass er sich doch an sie erinnerte und noch immer der gleiche charmante Kavalier war, ließ sie sich auf dem Stuhl nieder.
Alessandro setzte sich ihr gegenüber und schlug einen Hefter auf, der ihren Namen trug. Laras Herz klopfte aufgeregt, und da ihre Hände verräterisch bebten, legte sie sie in ihren Schoß. Seine starken Hände, die ihr einst so viel Freude bereitet hatten, waren bemerkenswert ruhig.
Entschlossen wandte sie den Blick ab. „Ich konnte es kaum fassen, als ich erfuhr, dass du in den Verlag kommen würdest.“
„Wirklich? Warst du enttäuscht?“
„Natürlich nicht! Nur etwas …“
„Nervös?“, half er aus. „Keine Sorge, du musst dich nicht rechtfertigen. Hier geht es nur ums Geschäft.“
Wie gerne hätte Lara etwas Nettes gesagt, um die Gesprächsatmosphäre aufzulockern. Alessandro wirkte äußerlich gelassen, doch sie ahnte, wie angespannt er innerlich sein musste.
Sie befeuchtete ihre Lippen und warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. „Ich kann nicht lange bleiben. Man erwartet mich.“
„Aha.“ Durchdringend sah er sie an und lächelte überheblich. „Wir können natürlich niemanden warten lassen“, sagte er ironisch.
Als Lara ihn misstrauisch musterte, widmete Alessandro sich wieder seiner Mappe. Natürlich wartet jemand auf sie, dachte er. Vermutlich so ein unbedarfter Clown, den sie an der Nase herumführen konnte. Denn darin war sie gut. Am liebsten hätte er sie gefragt, wer denn dieses Mal ihr Opfer war.
Laras Personalakte gab wenig her, außer einer Adresse in Newton und einer Telefonnummer. Daraus ließen sich für Alessandro jedoch keine Schlüsse ziehen, was Lara in den vergangenen sechs Jahren gemacht hatte – und mit wem. Den Personalchef dieses bedauernswerten Verlagshauses sollte man auf der Stelle an die Luft setzen.
Gedankenverloren starrte Alessandro auf das Blatt Papier, doch es war Lara, die er vor sich sah. Ihr Gesicht wirkte noch immer zart und von trügerisch zerbrechlicher Schönheit. In ihren dunkelblauen Augen konnte ein Mann sich verlieren. Ihre weichen, geschmeidigen Lippen luden geradezu zum Küssen ein. Eine Frau wie sie lebte nicht alleine. Alessandro wusste aus Erfahrung, wie leicht es war, mit ihr in ihrer Fantasiewelt zu versinken. In Lara zu versinken.
Er riskierte einen Blick. Sofort stieg wieder sein Blutdruck. Trotz eiserner Kontrolle pulsierte heißes Verlangen in seinem Körper. Lara übte also noch immer ihren Zauber auf ihn aus. Und Alessandro war sicher, dass auch sie diese magische Anziehung zwischen ihnen spürte.
Äußerlich wirkte sie entspannt, doch das täuschte. Auch sie spürte das Knistern zwischen ihnen, das konnte er in ihren Blicken lesen.
Alessandro räusperte sich. „Wie ich sehe, arbeitest du seit Februar für den Verlag.“
Lara sah ihm überrascht in die Augen. Sehr weise von ihm, sich auf das Geschäftliche zu konzentrieren, dachte sie. Bedauerlicherweise hatte ihr Körper das nur noch nicht begriffen …
„Ja, das stimmt“, bestätigte sie.
Gewissenhaft beantwortete sie all seine Fragen nach ihren Projekten, während sie sich gleichzeitig der steigenden erotischen Spannung im Raum bewusst wurde. Wahrscheinlich war sie zu lange allein gewesen. Warum sonst verzehrte sie sich – ausgerechnet – immer noch nach Alessandro?