Über das Buch:
Niederlande 1939: Zusammen mit ihrem Mann lebt Lena auf ihrem Bauernhof. Ihr Glaube war ihr immer ein verlässlicher Kompass – doch wird er auch bestehen, wenn komplizierte Fragen sie bedrängen, deren Antworten über Leben und Tod entscheiden?
Ihre Tochter Ans dagegen träumt vom idealen Arbeitsplatz und einem netten jungen Mann. Und so stürzt sie sich ins Großstadtleben Leidens. Als sie jedoch mit den Umtrieben des Widerstands gegen die Nazibesatzung in Berührung kommt, prallt ihre romantische Weltsicht auf die harte Realität, die der Kampf gegen einen gnadenlosen Feind mit sich bringt.
Miriam ist eine junge jüdische Geigenspielerin, die nach Holland geflohen ist, wo sie Schutz sucht. Ihre Familie lässt sich in Leiden nieder und sie findet die große Liebe. Dann aber marschieren deutsche Truppen ein und zwingen die Frauen, Wege voller Gefahren einzuschlagen. Werden sie das Gottvertrauen und den Mut aufbringen, die sie brauchen, um durchzuhalten?

Über die Autorin:
Lynn Austin ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt in Illinois. Ihre große Familie, die vier Generationen umfasst, ist Aufgabe und Inspiration für sie. Wenn ihr neben dem Tagesgeschäft Zeit bleibt, macht sie Vortragsreisen und schreibt Bücher. In Deutschland hat sie inzwischen eine riesige Fangemeinde und gilt als eine der meistgelesenen Autorinnen im christlichen Romanbereich. Ihre Bücher sind ausnahmslos Bestseller und haben dem Genre über die Grenzen des christlichen Buchmarkts hinaus zum Durchbruch verholfen.

6. Kapitel

»Ich habe eine Idee«, sagte Avi eines Nachmittags. »Und ich wüsste gerne, was du davon hältst.« Miriam hatte keine Ahnung, was er sagen würde, aber es berührte sie, dass ihm ihre Meinung wichtig war. »Morgen bei Sonnenuntergang beginnt der Schabbat und ich fände es schön, wenn dein Vater und du mit mir feiern würdet. Wir können auch noch andere Familien dazu einladen, wenn du willst, aber vor allem will ich mit dir zusammen feiern. Hilfst du mir bei den Vorbereitungen?«

Miriam war von der Idee begeistert. »Du musst mir zeigen, was zu tun ist. Ich habe noch nie Schabbatvorbereitungen getroffen.«

»Am wichtigsten sind das Brot, der Wein und die Kerzen. Ich habe ein Buch mit allen Gebeten und Lesungen.« Seine Begeisterung war ansteckend.

»Ich habe die silbernen Kerzenleuchter meiner Großmutter von zu Hause mitgebracht. Die können wir benutzen.«

»Perfekt! Zündest du dann die Kerzen für uns an? Die Frau des Hauses hat die Ehre, den Schabbat willkommen zu heißen.«

»Ja, natürlich. Aber woher bekommen wir Kerzen? Und Wein?«

»Ich werde mir die Erlaubnis holen, morgen nach Assen zu laufen.«

»Ist das nicht ziemlich weit?«

»Schon, aber es wird sich lohnen. Und vielleicht kann ich mit einem der Lieferwagen mitfahren.«

Abbas positive Reaktion auf die Einladung überraschte Miriam. Er bot an, Wein und Kerzen zu bezahlen, und drückte Avi Geld in die Hand. Auch zwei andere Familien wollten mitmachen, dazu noch drei alleinstehende Männer aus Avis Schlafsaal. Sie erhielten die Erlaubnis, für ihre Schabbatmahlzeit einen Tisch im Speisesaal beiseitezuschieben, und Miriam schmückte ihn mit Wildblumen und den silbernen Kerzenleuchtern. Avi und sie waren gerade dabei, die letzten Vorkehrungen zu treffen, als Abba hereingestürmt kam und etwas in der Hand hielt, mit dem er in der Luft herumwedelte. »Miriam! Wir haben einen Brief von deiner Mutter bekommen!«

»Wie geht es ihr? Was schreibt sie?« Abbas Freude war so groß, dass sie sicher war, ihre Mutter würde zu ihnen kommen. In dem grauen Gesicht war wieder Leben und seine braunen Augen funkelten.

»Hier, du kannst es selbst lesen. Er ist an uns beide gerichtet.«

Miriam hielt die Luft an, als sie las, und wappnete sich für die Angst, die immer in ihr aufstieg, wenn sie an zu Hause dachte. Ihre Mutter schrieb, alles sei wie immer. Saul humpelte jetzt auf Krücken, aber Mutter sagte nichts davon, dass er Cello spielen konnte. Sie schrieb auch nicht, dass sie bald zu ihnen stoßen würde. Miriam fragte sich, ob die Streitereien bei Tisch auch immer noch so waren wie vorher, jetzt wo Abba nicht mehr dabei war. Abba beobachtete sie, während sie las, und als sie fertig war und zu ihm aufblickte, sah sie immer noch die Freude in seiner Miene. Doch in dem Brief hatte sie nichts gelesen, was diese Freude rechtfertigte.

»Du freust dich doch über irgendetwas, Abba. Was ist denn?«

»Ich habe heute noch einen Brief erhalten. Meine Mühe, einen Lehrauftrag an einer Universität zu finden, könnte endlich Früchte tragen. Der Brief ist von einem Kollegen der Leidener Universität, hier in den Niederlanden. Wir haben uns bei einer Tagung in Berlin kennengelernt und er erinnert sich an meine Arbeit. Jetzt versucht er, mir einen Posten als Dozent für Physik zu verschaffen. Vielleicht kann ich dort sogar meine Forschungen weiter vorantreiben.«

Miriam umarmte ihn. »Das ist wunderbar, Abba!«

»Herzlichen Glückwunsch, Professor Jacobs«, sagte Avi. »Ich freue mich für Sie und Miriam, dass Sie diesen Ort vielleicht verlassen können.« Und Avi freute sich wirklich für sie, das sah Miriam. Aber sie hörte auch Bedauern in seiner Stimme und sah es in seinen Augen.

»Es ist noch nicht sicher«, sagte Abba. »Aber mein Kollege wird sich für mich einsetzen. Er ist sehr zuversichtlich, dass es klappt.«

Avi drehte sich zu Miriam um. »Dort kannst du auch dein Musikstudium aufnehmen.«

»Ist Leiden weit von hier entfernt?« Ihren neuen Freund zurückzulassen, würde ein großer Verlust für Miriam sein, auch wenn es bedeutete, dass Mutter nachkommen konnte.

»Leiden ist im Westen der Niederlande«, erwiderte Abba. »Etwa vierzig Kilometer von Amsterdam entfernt. Nicht weit von Den Haag.«

»Und dort ist es erlaubt, dass Juden lehren, Abba?«

»Ja, natürlich. Leiden ist eine sehr alte Universität, im sechzehnten Jahrhundert gegründet.«

»Vielleicht kannst du ja mitkommen«, schlug Miriam Avi vor. »Du könntest dein Ingenieurstudium beenden.«

Er nickte, aber sein Lächeln verriet, dass er nicht wirklich daran glaubte, all das könne Wirklichkeit werden. »Jetzt haben wir noch mehr Grund, dem Allmächtigen zu danken, während wir Schabbat feiern«, sagte er. Er zeigte auf die großen weißen Kerzen, die er in den Leuchtern befestigt hatte, und drückte ihr eine Schachtel Streichhölzer in die Hand. »Es wird Zeit, dass du die Kerzen anzündest, Miriam.«

»Warte!«, rief Abba. Er zog eine kleine Kippa aus der Tasche und setzte sie sich auf das dunkle, zurückgekämmte Haar. »Es gibt einen Segen, den du dabei sprechen solltest, Miriam. Soll ich ihn diesmal sagen, bis du die Gelegenheit hattest, ihn zu lernen?«

Sie sah ihren Vater überrascht an. »Woher kennst du ihn denn, Abba? Soweit ich weiß, hat Mutter noch nie Kerzen angezündet.«

Seine Augen glänzten. »Als ich noch ein kleiner Junge war, habe ich jede Woche gehört, wie meine Mutter und meine Großmutter den Segen gesprochen haben. Ich werde euch davon erzählen, wenn die Kerzen brennen.« Sie entzündete die Kerzen und lauschte dann staunend, während er Worte auf Hebräisch rezitierte, seine Stimme ganz belegt vor Emotionen.

»Abba … ich wusste gar nicht …«

»Nun setzt euch alle, damit wir anfangen können«, sagte er.

Miriam sah sich unter den anderen Gästen um, während alle ihre Plätze einnahmen, und sah ihre stille Aufregung. Miriam kannte die traditionellen Schabbatrituale nicht, aber der flackernde Kerzenschein und die erwartungsvolle Freude in Avis Augen schienen den schlichten Speisesaal in einen heiligen Ort zu verwandeln.

»Zuerst ist es das Vorrecht eines Vaters, am Schabbat einen Segen für seine Kinder zu sprechen.« Abba legte eine Hand auf Miriams Kopf, während er wieder etwas auf Hebräisch sagte, dann küsste er die Stelle, auf der seine Hand gelegen hatte.

»Würden Sie uns die Ehre erweisen, auch den Segen über Brot und Wein zu sprechen, Professor?«, bat Avi.

Abba schenkte Wein in den silbernen Kelch, den einer der Gäste beigesteuert hatte, und rezitierte den Segen. Sie reichten den Kelch herum und jeder trank einen Schluck. Abba segnete das Brot, brach es dann in Stücke und reichte es ebenfalls herum.

Das Essen war dasselbe wie immer in der Baracke, aber an diesem Abend schmeckte es anders, während sie lachten und redeten und zuhörten, als Avi erklärte, was die Thora über das Feiern des Schabbattages sagte. Später, als Essen und Wein verzehrt waren und eine Atmosphäre innerer Freude über der Tafel lag, fragte Miriam Abba, wo er die Schabbatrituale gelernt hatte.

»Meine Eltern waren orthodoxe Juden. Mein Großvater war Rabbi.«

»Das wusste ich ja gar nicht!«

»Niemand in meiner Familie war glücklich darüber, als ich von zu Hause wegging, um Physiker zu werden, anstatt in der Jeschiwa die Thora zu studieren. Aber die Thora und die Physik sind meiner Ansicht nach vollkommen miteinander vereinbar. Der Allmächtige ist ein Gott der Ordnung und Gesetze und ich wollte lernen, wie er das Universum geschaffen und geordnet hat.« Sein Blick wanderte über den Tisch. »Die Beziehung zwischen meinen Eltern und mir wurde noch angespannter, als ich deine Mutter geheiratet habe – eine Frau aus einer nicht religiösen Familie.«

Diese Geschichte kannte Miriam. »Du hast sie bei einem Klavierkonzert spielen gehört und hast dich in sie verliebt.«

»In sie und die herrliche Musik, die sie erschuf.« Seine Augen glänzten im Licht der Kerzen. »Wie konnte ich erklären, dass ihre Musik mich Gott näherbrachte? Das verstanden meine Eltern einfach nicht.«

»Ich verstehe es, Professor. Miriams Musik hat auf mich die gleiche Wirkung.«

»Ich habe es deiner Mutter nicht gesagt, Miriam, aber als mir mein Posten an der Universität weggenommen wurde, habe ich wieder begonnen, die Thora zu studieren. Ich frage Gott, warum wir verfolgt werden. Was haben wir getan? Und was er uns in dieser finsteren Prüfung lehren will.«

»Aus demselben Grund habe ich auch angefangen, sie zu lesen«, nickte Avi. »Haben Sie irgendwelche Antworten erhalten, Professor?«

»Nein. Aber ich glaube, Gott gefällt es, wenn wir Fragen stellen. Meine besten Studenten waren immer diejenigen, die Fragen gestellt haben. Ich glaube, Gott hat Freude daran, wenn wir in einen Dialog mit ihm treten. Ich bedauere, dass ich ihn in meinem Leben so lange ignoriert habe, aber wenigstens sind wir wieder in Kontakt. Als ich jung war, habe ich die Thora zusammen mit einem Chavruta studiert – einem Lernpartner. Würdest du mir die Ehre erweisen, mein Chavruta zu sein, Avraham?«

»Ich bin derjenige, für den es eine Ehre wäre, Professor Jacobs.«

Später, als Miriam und Abba nach dem gemeinsamen Abend zu ihrer trostlosen Baracke zurückgingen, sah Abba sie an und sagte: »Ich mag deinen jungen Mann sehr, Miriam.«

»Warum nennst du ihn meinen jungen Mann? Wir sind doch nur Freunde …«

»Dass ihr Freunde seid, das sehe ich. Aber ich sehe noch viel mehr. Ich habe in eure Gesichter geschaut, als ich die Möglichkeit erwähnt habe, nach Leiden zu ziehen. Ich habe gehört, wie schnell du ihn eingeladen hast, mit uns zu kommen, wenn Gott es fügt, dass wir dorthin gehen. Wahrscheinlich ist es noch zu früh, um es Liebe zu nennen, aber ich spüre schon jetzt eine große Zuneigung zwischen euch beiden. Ich hätte nichts dagegen, wenn du und der junge Avraham einander näherkämet, Liebes.« Er legte ihr die Hand auf den Kopf, wie er es getan hatte, als er den Segen gesprochen hatte. »Nein, dagegen hätte ich überhaupt nichts.«

* * *

Wenn man Miriam nach dem genauen Zeitpunkt oder auch nur nach dem Tag gefragt hätte, an dem sie sich in Avraham Leopold verliebt hatte, sie hätte es nicht gewusst. Ihre Liebe zu ihm wuchs, wie eine Pflanze – so langsam, dass man es nicht beobachten konnte, aber mit jedem Tag wurde sie kräftiger, bis sich eine leuchtende Blume entfaltete. Er hielt ihre Hand, wenn sie zum Essen gingen. Er saß täglich auf der Treppe, während sie Geige übte. Und sie saß in ihrem winzigen, von Vorhängen umgebenen Zuhause auf dem Bett und lauschte den lebhaften Diskussionen, während Abba und er die Thora studierten. Ihre Freundschaft wuchs, bis sie unzertrennlich wurden.

Als Abba schließlich offiziell als Dozent für Physik an die Universität von Leiden berufen wurde, wussten Miriam und Avi, dass sie den Rest ihres Lebens zusammen verbringen wollten. Sie würde ihm überallhin folgen, sogar nach Palästina. Mit Avi an ihrer Seite konnte sie den Kummer der Vergangenheit und ihre trostlose Umgebung vergessen. Fröhliche Musik erklang, wenn sie auf ihrer Geige spielte, passend zu der Freude in ihrem Herzen. Sie war verliebt! Kein anderes Gefühl auf der Welt kam dem gleich.

Abba hatte Geld aus Deutschland herausgeschmuggelt, in mehreren Büchern hatte er es vorsichtig zwischen Einband und Vorsatzpapier geklebt. Genug, um eine kleine, möblierte Wohnung in Leiden zu mieten. Avi würde nachkommen, wenn seine Unterlagen von der Berliner Universität eingetroffen waren. Hoffentlich bekam er ein Visum, um sich in Leiden als Ingenieurstudent einzuschreiben.

»Siehst du?«, sagte Abba, als Miriam und er mal wieder ihre Koffer packten. »Wir werden wieder erblühen, meine Liebe. Deine Mutter wird zu uns nach Leiden kommen und dann fangen wir noch einmal von vorne an – wir vier. Die Liebe wächst an den erstaunlichsten Orten, nicht wahr?«

»Ja, Abba! Das tut sie wirklich!« Zum ersten Mal seit einem Jahr schien Miriam die verlockende Aussicht auf Freude zum Greifen nah. Und sie gab sich dieser Freude hin, so wie eine Blume sich der Sonne entgegenstreckt.

7. Kapitel

»Was würdest du davon halten, wenn wir zwei Übernachtungsgäste hätten, meine Liebe?«, fragte Professor Huizenga seine Frau während eines Abendessens. Das rötliche Haar und der Bart des Professors leuchteten im Kerzenschein wie Gold. Ans aß beinahe jeden Abend mit den Huizengas in ihrem eleganten Speisezimmer, als wäre sie ein Familienmitglied und keine bloße Angestellte. Das feine Porzellan, das polierte Silberbesteck und die schmackhaften, reichhaltigen Speisen waren willkommene Erinnerungen daran, dass sie dem Landleben glücklich entronnen war – obwohl sie sich immer noch oft wie ein Bauernmädchen fühlte, trotz Eloises Bemühungen, sie in das kulturelle Leben einzuführen.

»Gäste?«, erwiderte Eloise. Sie spießte mit der Gabel ein kleines Stück Kartoffel auf. »Wer ist das denn, Herman? Kenne ich sie?«

»Ein hochintelligenter deutscher Kollege, den ich einmal bei einer Konferenz in Berlin kennengelernt habe …«

Eloises Gabel fiel klirrend auf den Teller. »Du willst einen Deutschen hierher einladen? In unser Haus?« In ihrer Stimme lag ein Anflug von Panik und alle Farbe wich aus ihren Wangen, sodass Ans besorgt die Stirn runzelte. Dies war das erste Mal, dass sie bei Eloise einen Stimmungsumschwung miterlebte. Ans beobachtete Professor Huizenga, um zu sehen, wie er reagieren würde.

»Eloise. Sieh mich an.« Er nahm ihre Hand und wartete, bis sie ihn ansah. »Unsere Gäste haben auch unter der Tyrannei der Deutschen gelitten. Professor Jacobs und seine Tochter sind als Flüchtlinge in die Niederlande gekommen, so wie du nach dem Krieg. Die dummen Nazis erlauben ihm nicht mehr, an der Universität in Köln zu lehren, weil er Jude ist.«

»Sie wissen also, wie es ist?«

»Ja, Liebling. Sie wissen es. Aber ich kann auch etwas anderes für sie arrangieren …«

»Nein, nein, das brauchst du nicht. Natürlich können sie herkommen.« Ihr Lächeln wirkte gezwungen. Ans sah, wie heldenhaft Eloise sich bemühte, ihre Fassung wiederzuerlangen.

»Ich habe für ihn einen Lehrstuhl an der Universität organisiert. Seine Tochter Miriam ist ungefähr so alt wie du, Ans. Sie wohnen jetzt in einem Flüchtlingslager, aber ich habe ihnen angeboten, dass sie bei uns einziehen können, bis sie eine Wohnung gefunden haben. Könntest du ihnen vielleicht helfen?«

»Das mache ich gerne«, erwiderte Ans. Der Professor hatte die Aufmerksamkeit geschickt und bewusst von seiner Frau abgelenkt, damit sie sich sammeln konnte. »Ich kenne mich inzwischen recht gut in Leiden aus. Wollen die beiden in der Nähe der Universität wohnen?«

»Das vermute ich. Oder vielleicht in der Nähe der Synagoge an der Korevaarstraat. Weißt du, wo die ist? Gegenüber von den naturwissenschaftlichen Fachbereichen, auf der anderen Seite des Kanals?«

»Ich glaube nicht, dass ich irgendwo eine Synagoge gesehen habe.«

»Du würdest sie auch nicht unbedingt erkennen. Es ist ein schlichter Backsteinbau. Juden bauen keine Türme wie wir oder machen in besonderer Weise auf ihre Synagogen aufmerksam.«

Der einzige Jude, den Ans kannte, war der alte Kesselflicker, der mit seinem Pferdewagen herumfuhr und in ihrem Dorf und auf den umliegenden Höfen Messer schärfte und Töpfe und Pfannen verkaufte. Aber wie alle anderen in den Niederlanden hatte Ans von der Verfolgung der Juden in Deutschland gehört. Zu Zehntausenden strömten jüdische Familien über die Grenze in ihr winziges Land. Ans hatte in der Zeitung Bilder von dem überfüllten Flüchtlingslager in Westerbork gesehen.

Eloise hatte aufgehört zu essen. Sie hatte ihren halb vollen Teller von sich geschoben und ihre Hände flatterten wie gefangene Vögel, während sie ihr Besteck zurechtrückte und ihr Wasserglas hin und her schob. »Diese armen Menschen …«, murmelte sie. »Sie müssen Schreckliches durchgemacht haben. Wann kommen unsere Gäste denn, Herman?«

»Ende dieser Woche mit dem Zug. Du musst noch etwas essen, meine Liebe.«

Eloise schien ihn gar nicht zu hören. »Wir werden sie herzlich willkommen heißen, nicht wahr, Ans?«

»Ich werde gerne …«

»Gleich morgen früh besorgen wir uns eine Liste der verfügbaren Wohnungen von einem Makler. Sie werden natürlich eine möblierte Wohnung brauchen, denn bestimmt haben sie nicht viel mitgebracht. Ich werde darauf bestehen, dass die Wohnung viele Fenster hat. Gutes Licht ist sehr wichtig, wo doch unsere Winter so grau und trüb sein können. Natürlich können sie so lange hierbleiben, wie es nötig ist, aber ich weiß, wie wichtig ein eigenes Heim nach einem solchen Umbruch ist, wie diese Menschen ihn durchgemacht haben.«

Der Professor ergriff die nervöse Hand seiner Frau und hielt sie fest. »Eloise, mein Liebling. Du hast nichts gegessen. Wenn du einen anstrengenden Tag planst, brauchst du Kraft.«

»Nein, ich brauche Schlaf. Viel Schlaf. Ich glaube, ich gehe jetzt zu Bett, damit wir morgen früh anfangen können.« Sie erhob sich vom Tisch und Ans kannte sie inzwischen gut genug, um zu wissen, dass sie sich nicht würde umstimmen lassen.

* * *

Eloise stürzte sich in die Aufgabe, eine möblierte Wohnung zu finden, mit einer solch fieberhaften Intensität, dass ihr Mann ganz besorgt um sie war. Er bat Ans, seine Frau nicht aus den Augen zu lassen. Bis zum Ende der Woche hatten sie drei Möglichkeiten gefunden und Eloise widmete sich der Aufgabe, das Stadthaus für ihre Gäste vorzubereiten. Sie bat Ans, ihr beim Beziehen der Betten in den leer stehenden Zimmern zu helfen, und ignorierte den Einwand der Haushälterin, dafür sei sie doch verantwortlich. Sie kauften Blumen und französisches Gebäck. Während der Professor zum Bahnhof fuhr, um die beiden Ankömmlinge abzuholen, bereitete Eloise Kaffee und Tee in ihrem besten Porzellan vor und arrangierte das Gebäck auf einer Platte. Es war, als würde Königin Wilhelmina höchstpersönlich zu Besuch kommen. Als ihre Gäste schließlich eintrafen, war Eloise so aufgedreht, dass Ans mehr Sorge als Vorfreude empfand.

Ans begrüßte Vater und Tochter an der Tür und ihr fiel auf, wie ausgezehrt und mitgenommen sie aussahen, so als wäre ihr Wesen in Deutschland zurückgeblieben. Sie kamen mit nur drei Koffern und einem Geigenkasten, den die Tochter fest an sich drückte. Herr Jacobs sah aus, als wäre er früher fülliger gewesen und könnte etwas von Mamas herzhaften Gerichten mit Kartoffeln, Butter und Sahne gebrauchen, um wieder zu Kräften zu kommen. Miriam Jacobs war dünn und blass, wie eine Pflanze, die Sonnenschein und nahrhafte Erde braucht. Sie war auffallend hübsch mit ihren dunklen Haaren und Augen und sie bewegte sich mit der anmutigen Eleganz einer Ballerina. Aber Ans sah, dass ihre Hände zitterten, wenn sie ihre Teetasse nahm oder ein Gebäckstück vom Teller wählte.

»Du sprichst Deutsch?«, fragte Miriam überrascht, als Ans eine Unterhaltung mit ihr begann.

»Ja, ein bisschen – es ist gut für mich zu üben.«

»Ich habe im Lager ein bisschen Niederländisch gelernt«, sagte Miriam. »Vielleicht kannst du mir noch etwas mehr beibringen.«

»Gerne. Wir können ja beide Sprachen gemeinsam üben.« Ans mochte Miriam sofort und freute sich darauf, noch eine Freundin in ihrem Alter zu haben. Aber sie behielt auch Eloise im Blick, die sich ganz in sich selbst zurückzuziehen schien und kein Wort sagte, als alle um sie herum Deutsch sprachen.

»Du siehst müde aus, meine liebe Eloise«, sagte Professor Huizenga, als sie ihren Tee getrunken hatten. »Wie wäre es, wenn du nach oben gehst und dich ein wenig ausruhst?« Er wandte sich an ihre Gäste. »Sie sind sicher auch erschöpft. Wenn Sie meine Frau und mich entschuldigen würden, dann zeigt Ans Ihnen Ihre Zimmer und hilft Ihnen, sich einzurichten.«

Ans trug einen der Koffer, als sie Miriam und ihren Vater zu den Zimmern im zweiten Stock hinaufführte. Miriams Zimmer war klein und ein wenig muffig, weil es so lange nicht benutzt worden war, obwohl Ans die Fenster geöffnet hatte, um die warme Septemberluft hereinzulassen. Sie wollte sich gerade für den Zustand des Zimmers entschuldigen, doch noch bevor sie etwas sagen konnte, drehte Miriam sich wie ein Kind im Kreis und sah staunend alles an.

»Was für ein hübsches Zimmer!« Sie fuhr mit der Hand über den geblümten Bettüberwurf, als würde sie ihn liebkosen. »Wir sind dankbar, dass wir in dem Flüchtlingslager aufgenommen wurden, aber da gab es überhaupt nichts Schönes. Ich habe Farben und Schönheit vermisst.« Sie nahm die Vase von der Kommode und atmete den Duft der Blumen ein. Ans war froh, dass Eloise und sie zum Blumenmarkt gegangen waren, um sie zu kaufen.

»Ich weiß, dass die Huizengas euch sehr gerne aufnehmen, Miriam. Jetzt lasse ich dich allein, damit du dich ausruhen und auspacken kannst. Sag Bescheid, wenn du noch irgendetwas brauchst.«

»Also … um ehrlich zu sein, würde ich gerne draußen spazieren gehen, wenn es ungefährlich ist.«

»Es ist völlig ungefährlich, in Leiden herumzulaufen. Wir können gleich losziehen, wenn du willst.«

Zum ersten Mal lächelte Miriam. Sie ging über den Flur und klopfte bei ihrem Vater an die Tür, um ihn zu fragen, ob er mitkommen wollte.

»Vielleicht beim nächsten Mal. Ich werde deiner Mutter einen Brief schreiben und ihr sagen, wo wir sind.«

Der Spaziergang schien Miriam neue Energie zu geben und ihre Wangen bekamen etwas Farbe. »Köln, wo ich aufgewachsen bin, ist auch eine schöne Stadt«, sagte sie. »Aber als wir abgereist sind, war es für uns zu gefährlich spazieren zu gehen. Und wir hätten auch kaum irgendwo hingehen können, weil wir uns in öffentlichen Parks oder in Theatern und anderen solchen Orten nicht aufhalten durften.«

»Weil ihr Juden seid?«

Miriam nickte. »Ich war eine Gefangene in unserem eigenen Haus. Und in Westerbork war es genauso, nur dass das Lager auf dem Land ist. Da konnte man auch nirgends hin.«

»Leiden wird dir gefallen. Überall sind die Menschen zu Fuß unterwegs und vor allem nach dem Abendessen gehen sie gerne spazieren. Es gibt viele hübsche Cafés oder du kannst in ein Konzert oder ins Kino gehen. Manchmal gehe ich mit meinen Freunden tanzen.«

»Die Stadt sah sehr schön aus, als wir vom Bahnhof gekommen sind. Es gab so viele Brücken und Flüsse.«

»Der Rhein fließt durch die Stadt und teilt sich in der Mitte – in den Alten Rhein und den Neuen Rhein. Und es gibt auch mehrere Grachten.« Sie sah Miriam an. »Dein Vater hat gesagt, dass er deiner Mutter schreiben will – ist sie noch in Deutschland?«

»Ja. Es war nicht leicht, sie und den Rest unserer Familie zurückzulassen. Abba hofft, dass Mutter nachkommt, wenn wir uns eingelebt haben. Im Flüchtlingslager hätte sie es keinen einzigen Tag ausgehalten. Schließlich ist sie in einem Haus aufgewachsen, dass eurem sehr ähnlich ist.«

»Oh, das ist nicht mein Haus. Ich arbeite nur als Gesellschafterin für Eloise Huizenga.« Ans führte Miriam in einem weiten Bogen durch einen Teil der Altstadt und zeigte ihr die Parks und Grachten auf dem Weg.

»Ich wünschte, Avi wäre auch hier und könnte all das sehen!«, sagte Miriam. »Ich wünschte, er wäre so frei wie wir!« Sie warf Ans einen verlegenen Blick zu und sagte: »Avi ist mein Freund. Abba und ich hoffen, dass er bald hierher nachkommen kann.«

»Dann hoffe ich das auch.«

* * *

Das Essen an diesem Abend fühlte sich merkwürdig gedämpft an. Miriam und ihr Vater schienen überwältigt von all den Gerichten und den Gesellschaftsformen. Ans konnte sich vorstellen, was für ein Schock es sein musste, von einem trostlosen Flüchtlingslager in einen solchen Luxus zu kommen. Professor Huizenga wirkte besorgt und abgelenkt. »Morgen zeige ich Ihnen die Universität«, sagte er zu Herrn Jacobs, »und dann sehen Sie auch die Unterrichtsräume und Ihr Büro. Eloise und Ans werden mit Ihrer Tochter einige Wohnungen besichtigen, die vielleicht infrage kommen.«

Eloise sagte während der Mahlzeit nur wenig, und wenn, dann hatte ihre gewohnte Fröhlichkeit etwas Brüchiges an sich. Ans übernahm die Rolle der Übersetzerin zwischen Miriam, die nur wenig Niederländisch verstand, und Eloise, die kein Deutsch sprechen konnte oder wollte.

»Sie spielen Geige, Miriam?«, fragte Eloise. »Wie schön!«

»Musik war ein wichtiger Teil meines Lebens in Köln. Ich hatte gehofft, ich könnte am Konservatorium studieren wie meine Mutter und mein Onkel und mein Cousin, aber Juden wurden nicht mehr zugelassen.«

»Wir werden sehen, was wir hier für Sie arrangieren können. Wenn nicht in Leiden, dann gibt es bestimmt die Möglichkeit, dass Sie in Amsterdam studieren können. Dorthin kann man leicht mit dem Zug fahren.«

»Danke. Das ist sehr großzügig von Ihnen.«

Ans wusste, dass Eloise sich mit derselben manischen Energie in diese Aufgabe stürzen würde, die sie in die Wohnungssuche investiert hatte, und Ans war schon bei dem Gedanken, mit ihr mithalten zu müssen, ganz erschöpft. Eloise schien unfähig, sich zu entspannen, und kannte nur zwei Geschwindigkeiten – frenetische Aktivität oder erschöpften Schlaf.

Als sie gegessen hatten, begaben sie sich zum Kaffee ins Wohnzimmer. Eloise setzte sich nur kurz und sprang dann gleich wieder auf und ging zu dem kastenförmigen Radio in der Ecke. »Wir könnten die BBC einschalten und hören, ob sie heute Abend ein Konzert übertragen.«

Ihr Mann erhob sich eilig und trat neben sie. »Ach, lieber nicht, meine Liebe. Ich fürchte, das Radio wird unsere Unterhaltung stören.« Er nahm ihre Hand und führte sie zu ihrem Sessel zurück, aber sie schüttelte ihn ab.

»Ein bisschen Hintergrundmusik, Herman. Miriam ist Musikerin. Sie würde sich vielleicht darüber freuen.«

»Eloise, Liebling. Das ist im Moment keine gute Idee.« Er streckte wieder die Hand nach ihr aus, aber Frau Huizenga stieß sie fort, diesmal gröber, und dabei funkelte sie ihn wütend an. Er wirkte hilflos, so als müsse er sie aufhalten und wisse nicht, wie. Ans verstand nicht, wieso es ihr schaden konnte, Musik zu hören. Der Professor schloss die Augen, so als hätte er Schmerzen, als Eloise triumphierend an dem Einschaltknopf drehte und das Radio zum Leben erwachte. Der Sprecher der BBC sprach Englisch, deshalb wusste Ans nicht, was er sagte, aber sein ernster Tonfall verriet ihr, dass etwas Schreckliches geschehen war.

Der Professor versuchte es noch einmal. »Siehst du, Eloise? Ich glaube nicht, dass sie heute Musik senden werden …«

Sie schlug seine Hand zur Seite und lauschte gespannt. Es schien einen Moment zu dauern, bis sie verstand, was der Sprecher sagte, aber als sie begriff, wich sie wankend und wie benommen zum erstbesten Stuhl zurück. »Er redet von einem Krieg mit Deutschland!«, sagte sie verwundert.

»Ich hatte gehofft, ich könnte dir und unseren Gästen diese Nachrichten ersparen. Bitte …«

»Ich will wissen, was geschieht, Herman!«

»Lass mich das Radio ausschalten, dann erzähle ich es dir, meine Liebe.« Er drehte am Knopf des Radios und brachte das Knistern und die angespannte Stimme des Sprechers zum Verstummen. Diesmal hielt Eloise ihn nicht zurück. »Die Nazis sind vorgestern in Polen einmarschiert«, erklärte er ihr auf Niederländisch. »Sie bombardieren Warschau. Hitler hat die Vereinbarung gebrochen, die er in München mit England und Frankreich unterzeichnet hat, deshalb haben beide Länder Deutschland den Krieg erklärt.«

»So hat auch der letzte Krieg angefangen«, sagte Eloise. »Genauso schnell, nach diesem schrecklichen Attentat.« Sie sah aus wie ein verängstigtes Kind. Ans eilte zu ihr und kniete sich neben ihren Sessel. Dann nahm sie Eloises Hand, um sie zu trösten, so wie sie es bei ihrer kleinen Schwester Maaike machen würde.

»Entschuldigen Sie bitte«, sagte Miriams Vater, »aber können Sie uns vielleicht sagen, was geschehen ist?«

Professor Huizenga nahm seine Brille ab und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, bevor er sich setzte. Dann wiederholte er die Neuigkeiten auf Deutsch. Herr Jacobs wirkte schockiert. Miriam schlug sich die Hand vor den Mund, als wollte sie einen Aufschrei unterdrücken. »Was für eine entsetzliche Nachricht an Ihrem ersten Tag in Ihrer neuen Heimat«, sagte Professor Huizenga.

Miriams Vater räusperte sich. »Und die Niederlande? Was wird dieses Land tun? Werden sie sich auf Hitlers Seite schlagen oder sich mit den anderen verbünden?«

»Unsere Regierung hat geschworen, dass sie in einem bewaffneten Konflikt neutral bleiben wird«, sagte der Professor, während er seine Brille wieder aufsetzte, »so wie im Großen Krieg. Erst letzten Monat hat Hitler unseren Regierenden versprochen, dass er unsere Neutralität respektieren wird. Es ist in unserem Interesse, neutral zu bleiben.« Die Worte des Professors schienen Herrn Jacobs nicht zu beruhigen. Die Nachricht hatte ihn so getroffen, dass er sich kaum aufrecht halten konnte und immer tiefer in den Sessel sank. Plötzlich schien er um Jahre gealtert.

»Meine Frau und meine Brüder sind noch in Deutschland.«

»Es tut mir sehr leid«, erwiderte Professor Huizenga. »Ich werde tun, was ich kann, um sie so schnell wie möglich hierherzuholen.« Er lehnte sich vor und blickte Herrn Jacobs in die Augen. »Was Ihnen in Deutschland widerfahren ist, kann hier nicht geschehen. Unsere Regierung wird sich aus den Streitereien in Europa heraushalten.«

Ans warf Miriam einen Blick zu und sah Panik in ihrem Gesicht. Es wurde still im Raum.

Eloise stand auf und bewegte sich wie eine Schlafwandlerin durch den Raum. »Ich bitte Sie alle um Entschuldigung, aber ich fühle mich sehr müde.« Ihre Stimme klang merkwürdig tonlos. »Ich weiß, dass Sie auch einen langen Tag hinter sich haben. Vielleicht sollten wir uns alle zurückziehen.«

Ans stand auf und nahm Eloises Arm.

Miriam und ihr Vater erhoben sich ebenfalls. »Danke für die Mahlzeit und für alles, was Sie für uns tun«, sagte Herr Jacobs.

»Würde es Sie stören, wenn ich in meinem Zimmer noch ein wenig Geige spiele?«, fragte Miriam.

»Überhaupt nicht«, antwortete Eloise. »Ich würde mich sehr darüber freuen.«

»Ich komme gleich nach, Liebes«, sagte Professor Huizenga.

Ans half Eloise dabei, die Treppe hochzugehen und sich auszukleiden. Keine von beiden erwähnte die beunruhigenden Nachrichten. Der leise Klang einer Violine drang vom oberen Stockwerk herunter, eine traurige, klagende Melodie.

»Diese armen Menschen …«, murmelte Eloise. »Was sie alles haben ertragen müssen.«

Ans nickte und erinnerte sich an Miriams zaghaftes Lächeln, als sie durch Leidens friedliche Straßen gegangen waren, und daran, wie ihr Gesicht gestrahlt hatte, als sie von dem Mann sprach, den sie liebte. Sie schien ebenso gerne in dem schönen Leiden zu sein wie Ans. »Kann ich dir noch etwas bringen?«, fragte Ans, als Eloise im Bett lag.

»Nein. Du kannst gehen. Und lass bitte das Licht an. Ich brauche es zum Einschlafen.«

»Dann gute Nacht.«

Es war noch zu früh, um schlafen zu gehen. Also ging Ans wieder hinunter ins Wohnzimmer, wo Professor Huizenga einem niederländischen Radioprogramm lauschte. Er schaltete das Gerät aus und blickte auf. »Geht es Eloise gut?«

»Sie ist ein bisschen erschüttert und will schlafen.«

»Hat sie ihre Medizin genommen?«

Ans nickte. »Ich kann mir vorstellen, wie sehr diese Nachrichten sie aufregen.«

»Ja, und die Jacobs auch. Ich muss Professor Jacobs morgen helfen, sich an der Universität zurechtzufinden, deshalb bin ich froh, dass du für Eloise da sein kannst. Wir müssen sie gut im Auge behalten.«

Es klingelte an der Tür und Ans ging, um zu öffnen. Ihr Herz vollführte einen kleinen Tanz, als sie Erik auf dem Treppenabsatz stehen sah. Sie hatte ihn seit über einer Woche nicht mehr gesehen, weil sie damit beschäftigt gewesen war, den Besuch der Jacobs’ vorzubereiten. »Erik! Was für eine schöne Überraschung. Möchtest du reinkommen?«

Er schüttelte den Kopf. »Können wir ein Stückchen spazieren gehen, Ans?«

»Natürlich. Ich hole nur meine Jacke und sage dem Professor Bescheid, dass ich ausgehe.«

»Hast du die Nachrichten gehört?«, fragte er, als Ans zurückkam. Er ergriff ihre Hand und sie setzten sich in Bewegung.

»Das mit dem Krieg? Ja. Es ist schrecklich, nicht wahr? Ich hoffe, er wird nicht so lang und entsetzlich wie der letzte. Die Nachricht hat Frau Huizenga furchtbar mitgenommen. Wir haben gerade Gäste – jüdische Flüchtlinge aus Deutschland – und sie waren auch sehr erschrocken.«

»Ich bin gekommen, um dir zu sagen, dass ich von der niederländischen Armee zur militärischen Ausbildung eingezogen werde.«

»Militärausbildung? Warum denn das?«

»Alle Männer zwischen achtzehn und vierzig müssen das machen. Es heißt, dreihunderttausend von uns werden mobilisiert.«

Ans blieb stehen. Sie drückte seine Hand fester. »Aber … die Niederlande sind doch neutral. Professor Huizenga hat gesagt, Hitler habe versprochen, uns nicht anzugreifen. Er glaubt, dass die anderen Länder unsere Neutralität respektieren werden, so wie im ersten Krieg.«

»Ja, die Niederlande werden neutral bleiben.« Er zog an ihrer Hand, weil er weitergehen wollte.

»Warum machen sie dann mobil?«

»Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme. Wir müssen den anderen Ländern zeigen, dass wir in diesem Krieg nicht für eine Seite Partei ergreifen werden, aber unsere Grenzen verteidigen müssen.« Erik legte einen Arm um ihre Taille und zog sie näher, als sie weiter die Straße entlang und über die Brücke zum Park gingen.

Ans schlang ebenfalls den Arm um ihn und fragte sich unwillkürlich, wie lange sie ihn noch bei sich haben würde. »Und wann musst du los? Weißt du schon, wohin sie dich schicken werden?«

»Nicht so genau. Noch habe ich keinen Einberufungsbefehl erhalten. Aber ziemlich bald, vermute ich.« Auf seine zurückhaltende Art schien diese Aussicht ihn zu begeistern.

»Wie findest du es, dass du weggehen musst?«, fragte sie.

»Ich glaube, das Leben bei der Armee wird mir liegen. Und es schießt schließlich niemand auf mich.«

»Das will ich doch nicht hoffen!«

Er blieb am Ufer stehen und nahm ihre beiden Hände, während er sie ansah. Auf einmal wirkte er verlegen. »Ich wollte dich um einen Gefallen bitten. Ich weiß, dass wir uns erst ein paar Wochen kennen, aber … willst du mein Mädchen sein?«

Ans hoffte, dass er im Dunkeln nicht sehen konnte, wie rot sie wurde. Ihre helle Haut verriet sie immer sofort. »Das möchte ich sehr gerne«, erwiderte sie. »Ich werde dich vermissen, Erik.« Sie beugte sich vor und umarmte ihn fest. Der Gedanke, dass Erik wegging oder in einem Krieg kämpfen musste, machte ihr bewusst, wie sehr sie an ihm hing.

Er hob ihr Kinn und gab ihr einen flüchtigen Kuss. Sie wollte mehr, aber er lächelte neckisch. »Warte. Es gibt noch etwas, worum ich dich bitten will. Darf ich morgen wiederkommen und ein paar Fotos von dir machen? Und von uns beiden zusammen? Ein Freund von mir hat eine Kamera, die er mir leihen will.«

Sie musste über seine Bitte lachen.

»Ich kann es kaum erwarten, den Kameraden meine schöne Freundin zu zeigen. Mann, werden die neidisch sein!« Er nahm sie in den Arm und sie küssten sich, bis sie beide ganz außer Atem waren.

Ans hatte Erik noch nie so glücklich gesehen. Sie musste wieder an Miriam denken und daran, wie glücklich sie ausgesehen hatte, als sie den Mann beschrieben hatte, den sie liebte. Ein Wonneschauer durchfuhr Ans, als sie zusammen zum Haus zurückgingen. Sie war froh, diesen attraktiven Mann ihren Freund nennen zu dürfen. Ihre Eltern würden ihn mögen, abgesehen von der Tatsache, dass er kein Interesse daran hatte, in die Kirche zu gehen. Andererseits hatte sie selbst ja auch kein Interesse daran.

* * *

In der ersten Woche des neuen Krieges blieb Ans jeden Augenblick des Tages an Eloises Seite, wann immer ihr Mann fort war. Sie zeigten Miriam die drei Wohnungen, die sie gefunden hatten, und halfen ihr, sich für eine zu entscheiden. Aber Eloise fehlte ihre gewohnte Energie und sie sprach kaum ein Wort. Für Ans war es zunächst schwierig gewesen, sich an Eloises endloses Plaudern zu Beginn ihrer Zeit bei den Huizengas zu gewöhnen, aber jetzt machte ihr das lange Schweigen Sorgen. Erst jetzt wurde Ans bewusst, wie zerbrechlich ihre mütterliche Freundin die ganze Zeit über gewesen war. Zu verhindern, dass Eloise in Verzweiflung versank, war beinahe so ermüdend, wie mit ihren frenetischen Aktivitäten Schritt zu halten.

Eriks Einberufungsbefehl kam in der folgenden Woche. Ans gelang es, sich kurz loszueisen, sodass sie sich wenigstens am Leidener Bahnhof von ihm verabschieden konnte. Eine düstere Vorahnung überkam sie, als sie ihn zum Abschied küsste, so als hätte eine Gewitterwolke sich vor die warmen Sonnenstrahlen geschoben. Tränen liefen ihr über die Wangen und sie konnte sie nicht aufhalten.

»Weine nicht«, besänftigte Erik sie. »Ich mache doch nur eine Ausbildung und ziehe nicht in den Kampf.«

»Ich weiß. Aber alles verändert sich und das will ich nicht. Ich war so glücklich … Wir hatten eine so schöne Zeit zusammen und jetzt …« Sie fuhr sich mit der Hand über die Wange und versuchte zu erklären, wie sie sich fühlte. »Ich weiß noch, wie ich einmal mit dem Fahrrad über Land gefahren bin und plötzlich in der Ferne Donner gehört habe. Hinter mir bildete sich ein Unwetter und kam immer näher und ich fühlte mich auf der offenen Straße furchtbar verletzlich. Ich konnte mich nirgends verstecken oder vor den Blitzen Zuflucht suchen. Genauso fühle ich mich jetzt, wo all das Kriegsgetöse um unser kleines Land herum tobt.«

Erik nahm sie in die Arme. »Deshalb gehe ich ja zur Armee, Ans. Ich will diese Zuflucht für dich sein und immer dafür sorgen, dass du in Sicherheit bist.«

Ihre Tränen flossen weiter, als sie zusah, wie Eriks Zug den Bahnhof verließ. Er und Dutzende anderer junger Männer winkten und warfen Handküsse aus den offenen Fenstern, beflügelt von der Aussicht auf ein großes Abenteuer. Ans blickte dem Zug nach, bis er nicht mehr zu sehen war, dann nahm sie all ihre Kraft zusammen und eilte nach Hause zu Eloise.

8. Kapitel

Lena bearbeitete den Waschzuber mit dem Kolben, als wäre er der Feind. Sie wünschte, sie wäre mit Pieter ins Dorf gegangen. Er müsste längst zu Hause sein, aber das war er nicht. Eigentlich dauerte es keine drei Stunden, Milch und Eier zu verkaufen und die paar Dinge zu besorgen, um die Lena ihn gebeten hatte. Das bedeutete, dass er wahrscheinlich wieder mit anderen Landwirten darüber redete, sich freiwillig zum Militär zu melden.

Der Anbau, in dem sie arbeitete, war voller Dampf, der von dem kochenden Wasser in den Wannen kam, sodass die Fensterscheiben beschlagen waren. Lena zog ihren Pullover aus, dann nahm sie sich das Tuch vom Kopf ab und wischte sich damit über die Stirn, bevor sie die nun saubere Wäsche durch die Mangel drehte. Pieter und sie hatten alle üblichen Herbstarbeiten zusammen erledigt – die Ernte des Herbstgetreides, das Schlachten der Schweine, das Räuchern des Fleischs und das Wurstmachen –, aber jetzt, wo die Arbeit getan war und der Winter nahte, wurde Pieter rastlos. Tiefe Furchen hatten seine Stirn durchzogen, als sie am vergangenen Abend in der Küche gesessen und im Radio den Nachrichten über den Krieg gelauscht hatten.

»Warum machst du dir so viele Gedanken?«, hatte sie schließlich gefragt. »Wir brauchen uns keine Sorgen zu machen. Schließlich führen wir doch keinen Krieg gegen irgendjemanden.«

»Soll ich etwa in aller Ruhe den ganzen Winter hier sitzen«, hatte er erwidert, »während andere Männer ihre Pflicht tun?«

»Du bist zu alt für die Wehrpflicht. Außerdem brauchst du nicht Soldat zu werden, weil du Landwirt bist.«

»Ich überlege, mich als Reservist zu melden.«

»Nein, Pieter, bitte nicht! Dieser Krieg geht unser Land nichts an. Wenn unsere Regierung Streitkräfte aufstellen will, um Stärke zu zeigen, sollen sie es ohne dich tun.«

»Dieses Zeigen von Stärke hat beim letzten Mal bewirkt, dass die Niederlande neutral geblieben sind, erinnerst du dich? Ich muss meinen Beitrag leisten.« Er hatte seine Jacke genommen, war in den Stall hinausgestürmt und hatte die Tür hinter sich zugeknallt. Lena hatte ihn gehen lassen. Sie stritten nur selten und sie wollte nicht, dass eine Meinungsverschiedenheit zwischen ihnen stand. Aber sie fürchtete, genau das würde geschehen.

Eine halbe Stunde später hängte sie gerade die Wäsche auf, als sie ihren Lieferwagen die Straße heraufkommen hörte. Sie ließ den Korb stehen, wo er war, und ging durch den Garten Pieter entgegen. An der Art, wie er die Schultern straffte und das Kinn vorreckte, erkannte sie, dass er etwas Wichtiges zu sagen hatte.

»Ich weiß, dass es dir nicht gefallen wird, Lena, aber alles ist arrangiert. Sechs von uns haben sich als Reservisten bei der Armee gemeldet. Wir werden zusammen zur Grundausbildung nach Den Haag fahren.«

»Wann?«

»Am Montag.«

Lena packte ihn am Ärmel und wünschte, sie könnte ihn durch Schütteln zur Vernunft bringen. »Bitte mach das nicht, Pieter. Ich flehe dich an!«

»Es steht fest. Du weißt, dass ich es tun muss. Und dass es richtig ist.«

»Aber das ist es nicht! Du hast eine Frau und Kinder, an die du denken solltest. Einen Hof, der bewirtschaftet werden muss. Niemand wird dir Vorwürfe machen, wenn du nicht gehst. Sag ihnen, dass du dich anders entschieden hast. Bitte!«

»Ich ändere meine Meinung nicht.« Entschlossen wand er sich aus ihrem Griff. Lena wusste, dass sie sich den Entscheidungen ihres Mannes unterordnen sollte, aber sie konnte den Gedanken, dass er fortging, einfach nicht ertragen. Den Gedanken, allein zurückzubleiben.

»Ich habe Angst um dich, Pieter.«

Er seufzte und nahm sie in den Arm. Sie dachte, er würde nachgeben und Vernunft annehmen, aber es dauerte nur einen kurzen Moment, bis er sie losließ und durch das offene Scheunentor ging. Sie folgte ihm hinein. »Du machst dir ganz unbegründete Sorgen, Lena. Als ich im ersten Krieg die Ausbildung gemacht habe, hast du dich nicht so angestellt.«

»Da waren wir auch noch nicht verheiratet«, sagte sie, während sie versuchte, mit ihm Schritt zu halten. »Und du hattest keine drei Kinder, an die du denken musstest.«

»Und jetzt habe ich sie!«, sagte er und seine Stimme wurde lauter. »Sie sind doch der Grund, warum ich gehen muss!«

»Wenn du wirklich an uns denken würdest, würdest du zu Hause bleiben.«

Pieter blieb stehen und schloss einen Moment lang die Augen. Dann machte er sie wieder auf und sah sie eindringlich an. »Der erste Krieg war vor mehr als zwanzig Jahren. Ich muss mir Kenntnisse über die neuen Waffen aneignen. Du hast keinen Grund, dir Sorgen zu machen, weil wir nicht im Krieg sind und es auch nicht sein werden. Aber unser Militär muss demonstrieren, dass wir bereit sind, unsere Grenzen zu verteidigen. Und das heißt, ich muss auch bereit sein.«

»Und was ist mit unserem Hof?«

»Ich werde alles vorbereiten. Will wird dir beim Melken helfen. Er weiß, was zu tun ist. Die Ausbildung dauert nur acht Wochen.«

Sie drehte sich um, ohne etwas zu erwidern, und ging zur Wäscheleine zurück. Ihre Wut nahm zu, während sie jedes Kleidungsstück sorgfältig ausschlug und es zum Trocknen aufhängte. Sie war wütend auf den Krieg, wütend auf Pieters Sturheit, wütend auf ihre eigene Hilflosigkeit. Pieter und Ans würden beide fort sein, und da die beiden jüngeren Kinder den ganzen Tag in der Schule waren, würde Lena allein sein. Sie hatte sich hilflos gefühlt, als sie dabei zugesehen hatte, wie Ans in den Zug nach Leiden gestiegen war. Sie hatte sich hilflos gefühlt, weil sie die Zeit nicht anhalten konnte, als sie ihr jüngstes Kind zum ersten Mal hatte zur Schule gehen sehen. Und jetzt war sie hilflos, weil sie Pieter nicht daran hindern konnte zu gehen. So hatte sie sich ihr Leben nicht vorgestellt. Wie hatte es nur derart außer Kontrolle geraten können?

Am Montagmorgen fütterte Pieter noch vor Tagesanbruch das letzte Mal die Kühe und molk sie, dann kam er ins Schlafzimmer zurück, um seine Sachen zu packen. Lenas Wut verwandelte sich in Panik, als sie ihrem Mann dabei zusah, wie er seine ordentlich gefaltete Kleidung in einen leeren Futtersack legte und sein Rasierzeug zusammensuchte.

»Es ist so ungerecht«, murrte sie. »Warum muss es noch einen Krieg geben? Warum muss er alles durcheinanderbringen, wofür wir gearbeitet haben?«

»Wir haben schon einmal einen europäischen Krieg überstanden.«

Lena trat ihm in den Weg, um ihn aufzuhalten, als er sich zur offenen Kommodenschublade umdrehte. »Du weißt, welche Sorgen ich mir um Ans mache, die so weit weg in Leiden ist. Jetzt werde ich mir auch noch um dich Sorgen machen.«

Pieter verlor nur selten die Beherrschung, aber seine Stimme wurde lauter und sein Ton scharf. »Du musst damit aufhören, Lena! In der Bibel steht: ›Sorgt euch um nichts!‹«

Überrascht starrte sie ihn an. Pieter war ein gläubiger Mann, aber er sprach nur selten über den Glauben. Und Bibelverse zitierte er nie.

»Du kannst nicht einfach ›Hör auf damit‹ sagen und erwarten, dass ich …«

»Lena, hör mir zu!« Seine Hände umklammerten ihre Arme. »Du bist so angespannt und machst dir über jede Kleinigkeit Sorgen und willst unbedingt alles unter Kontrolle haben, aber du hast sowieso keine Kontrolle. Das ist eine Illusion. Je eher du das erkennst, desto eher wirst du alles in Gottes Hände legen und inneren Frieden finden und vielleicht sogar nachts gut schlafen.« Er ließ sie los und nahm seinen Sack. »Also, fährst du mich jetzt in die Stadt oder soll ich das Fahrrad nehmen?«

Lena starrte ihn an. Diese Auseinandersetzung würde sie nicht gewinnen. Europa war im Krieg und Pieter ging, um sich ausbilden zu lassen. »Ich fahre dich«, sagte sie, dann schlang sie die Arme um ihn und drückte ihn zum letzten Mal ganz fest an sich.

Sie weckte Wim und Maaike und sagte ihnen, sie sollten sich für die Schule anziehen, während sie fort war. Eine Staubwolke bildete sich hinter dem Lieferwagen, als Lena Pieter ins Dorf fuhr – wie die dahinziehenden Wolken des Krieges, die den Kontinent zunehmend einhüllten. Die anderen fünf Bauern, die sich zusammen mit Pieter gemeldet hatten, waren bereits am Bahnhof und warteten auf den Zug. Lena kannte alle diese Männer und die Familien, die sie zurückließen. Wie standen wohl ihre Frauen zu dieser Entscheidung?

Lena konnte nicht auf den Zug warten. Sie musste zurück nach Hause, zu ihren Kindern und ihrer Arbeit. »Ich schreibe dir«, sagte Pieter, als sie sich zum Abschied küssten. »Ich liebe dich.«

Lena nickte nur, weil ihr Herz für Worte zu bekümmert war.