Immer und ewig für Dr. Millmoss
Auf meinen Expeditionen bin ich viel herumgekommen. Ich war mit Wissenschaftlern im Nebelwald von Papua-Neuguinea, um drei Baumkängurus Funkhalsbänder anzulegen, habe nahe der Wüste Gobi, im Altai-Gebirge, nach den Spuren von Schneeleoparden gesucht und bin für ein Buch über rosa Flussdelphine mit Piranhas und Zitteraalen im Amazonas geschwommen. Immer wieder ging mir durch den Kopf, dass sich dabei ein Sprichwort bewahrheitete: Wenn der Schüler bereit ist, wird sein Lehrer erscheinen. Auch wenn unter meinen Lehrern fabelhafte Menschen waren, wie zum Beispiel Mr. Clarkson, der an der Highschool journalistisches Schreiben unterrichtete, so waren doch die meisten meiner Lehrer Tiere.
Und was habe ich von den Tieren gelernt? Einfach Mensch sein.
Alle Tiere, die mir über den Weg gelaufen sind, vom ersten Käfer, den ich als kleines Kind entdeckte, über die Kragenbären, die ich in Südostasien sah, bis hin zu den Tüpfelhyänen in Kenia – sie waren einfach Mitgeschöpfe für mich, jedes einzelne ein Wunder und in seiner Art vollkommen. Mit ihnen zusammen zu sein war ein Erlebnis, denn ein jedes hat Fähigkeiten, die über unsere eigenen hinausgehen. Eine Spinne kann die Welt mit ihren Füßen erschmecken. Vögel sehen ungeahnte Farbnuancen. Eine Grille kann mit den Beinen singen und mit den Knien hören. Ein Hund kann Töne wahrnehmen, die weit über den Frequenzen des menschlichen Hörvermögens liegen, und spürt, wenn man verärgert ist, noch ehe man es selber weiß.
Nähere Bekanntschaft mit jemand aus einer anderen Spezies zu machen bereichert einen Menschen auf erstaunliche Weise. Alle Tiere, denen ich – und sei es nur flüchtig – begegnet bin, haben mein Leben verändert. Manche wurden regelrecht zu Freunden, wie die Hunde bei uns im Haus. Oder das Schwein in unserer Scheune. Auch drei flugunfähige Vögel gehören dazu, zwei, drei Kängurus, ein Wiesel und ein Oktopus. Ja selbst eine Spinne.
Einfach Mensch sein, das lerne ich immer noch. Obwohl ich mich ernsthaft darum bemühe, gelingt es mir nicht immer. Doch es ist schon beglückend, nur in die grüne Natur hinauszuziehen, um dann wieder nach Hause zurückzukehren zu meiner aus vielen Arten bestehenden Familie, die mir Geborgenheit und Freude schenkt. Sehr oft wünsche ich mir, ich könnte die Zeit zurückdrehen und der jungen, ängstlichen Person, die ich einmal war, sagen, dass meine Träume sich erfüllen und meine Sorgen verfliegen würden. Doch das ist unmöglich. Aber ich kann etwas Besseres: davon erzählen, dass es immer und überall Lehrmeister gibt, mit vier, zwei, acht oder auch gar keinen Beinen, einige mit Skelett, andere ohne. Alles, was wir tun müssen, ist, sie als Lehrer zu erkennen und uns zu öffnen für ihre Wahrheiten.