Bernd Müller
Internetdemokratie
Bernd Müller
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Alleinbestimmer in großen Patriarchaten in fast allen Ländern und in Mini- Patriarchaten wie zum Beispiel in Arbeitswelten, Verbänden und Schulen usw. herrschen in längst überholten unmenschlichen Hierarchien. Durch die Mitbestimmung werden die großen und kleinen Bereiche wirtschaftlicher, langfristig leistungsfähiger und viel menschlicher.
Das derzeitige selbst zerstörerische Patriarchat mit seinen Folgen wie milliardenfaches Leid, weltweite Kriege, Umweltermordung und weit verbreitete soziale Ungerechtigkeit kann sich mit der Mitbestimmung vieler wandeln zu einer weltumspannenden Humanität, Geschwisterlichkeit und einem Garten des Menschlichen.
Wenn es uns gelingt, mit Mitbestimmung und weiteren Formen des Friedens, wie z. B der Emanzipation des Mannes, Kriege schon in der Entstehung zu verhindern, könnten ungeheure riesige Gebirge von Geldern statt für weltweite Rüstung für soziale Nutzen eingesetzt werden: Erziehung, Bildung und Gesundheitsfürsorge wäre für jeden Menschen dieses Planeten möglich. Genügend Gelder für die Erforschung aller heilbaren Krankheiten ständen zur Verfügung, auch für die Krankheit Hunger von Milliarden Menschen. Der Himmel senkt und kommt und wird zur Erde. Und die Erde steigt empor und wird zum Himmel.
Ganz wenige Alleinbestimmer bestimmen über sehr Viele.
In jedem Land. Dadurch geschieht sehr viel Leid.
Zum Beispiel Kriege. Unsere Erde schläft einen Traum.
Jeder Mensch darf mitbestimmen. In jedem Sumpf. In jeder Stadt. In jedem Land und Kontinent. Mitbestimmung – dieser Herzschlag des Himmels ist überall gleich: in den Slums von New York, in den Straßen von Bangladesh und in den Vesperkirchen von Deutschland. Und so ein Herzschlag pocht in jedem Fleckchen der Erde über den ganzen Planeten, dieser Herzschlag pocht in uns allen Planetariern.
Und so ein Herzschlag des Himmels pocht kräftig:
Wir bestimmen alle mit, wollen wir weiterhin Kriege, die so unendlich viel Gelder verschlingen oder wollen wir in Frieden leben?
Und bei der Hälfte der Menschheit pocht der Herzschlag des Himmels schon deutlich hörbar: unsere vielen Mütter stimmen für das Leben. Wie viele hohe Gebirge von Geldern werden frei für alle sozialen Bereiche, die Blüten aller Wissenschaften werden sich weit öffnen, unsere Erde wächst zusammen zu einem Baum der Menschheit und lädt uns ein, zum schönen Himmel…
Dass ganz Wenige in jedem Land Alleinbestimmer sind, dem gegenüber steht der Traum von der Mitbestimmung von Vielen.
Das ist vergleichbar mit einem Bild:
Wenn man in Weizenfeldern nur die wenigen einzelnen Ähren düngt, die seit Beginn schon groß und gut wachsen durften, werden nur diese größer und die anderen Millionen Ähren verdorren, gehen ein. Erst wenn man alle Weizenähren gut düngt und pflegt, erst dann können die ganzen Weizenfelder wachsen und geben nicht nur reiche Ernte, sondern auch der Himmel kommt auf die Erde.
Als der tschechische Staatspräsident Vaclav Havel in das Amt kam, fragte er sich selbstkritisch, ob und wenn ja, wie ihn diese Machtposition verändern würde. Er beschloss immer ein Tagebuch über seine Gedanken und Gefühle zu führen. Er führte jeden Tag ausführlich sein Tagebuch und mit der Zeit, bei kritischem Lesen erkannte er, seine Gedanken und seine Gefühle waren immer mehr dazu ausgerichtet, seine Macht zu erhalten und auszuweiten. Und er erkannte das Wesen der Macht ist immer auf Machterhaltung und Machterweiterung aus. Bei allen Männern und Frauen. Und das galt auch für einen Geistesmenschen wie ihn.
In den allermeisten Ländern auf diesem Planeten herrscht immer noch das selbst zerstörerische Patriarchat mit Umweltzerstörung, Kriege, Ungerechtigkeitssysteme usw. Politiker, die in jedem Land an der Macht sind, werden von Jüngeren abgelöst und diese sind dann an der politischen Macht. Dies läuft in den meisten Ländern so ab- und der Teufelskreis der Macht geht in diesem selbst zerstörerischen Patriarchat weiter. Nichts hat sich im Wesentlichen groß geändert.
Das Einzige, was diese ewigen zerstörerischen Macht- Kreisläufe auf diesem Planeten durchbrechen kann, ist die politische Macht auf sehr viele Menschen zu verteilen: die Mitbestimmung von vielen Menschen. Dann kann etwas sehr Wesentliches geschehen: Zum Beispiel: Macht kann nicht mehr missbraucht werden.
Im STERN- Magazin Nr. 11 2O11 wurde eine Erhebung gemacht, welche beleuchtete, das mehr als drei Viertel, 78% den Eindruck haben, dass auf die Interessen des Volkes kaum noch Rücksicht genommen wird. Und nur 6 Prozent der Bürger glauben noch, sie könnten durch Wahlen stark mitbestimmen. Und: Dreiviertel der Deutschen verlangen Volksentscheide auf Bundesebene. 2O% erhoffen sich davon sehr viel mehr und 62 % etwas mehr Einfluss auf die Politik. Zwischen Politikern und Bürgern herrschen zwei völlig verschiedene Welten. Meistens eine große, unüberbrückbare Kluft. Was hinzukommt: Die meisten Politiker sind in ihrem Aufstieg zur Macht in einem Machtumfeld, wo sie für Vieles blind sind und viele Realitäten für die Bürger nicht wahrnehmen. Eines von den vielen krassen Beispielen: die 1 E-Jobs. Oder das laut Wohlfahrtsverbänden im Jahr 2O16 derzeit 2O Millionen Bundesbürger armutsgefährdet sind. Tendenz weiter steigend. Die Listen lassen sich sehr lang aufführen.
Mit der „Bürger- Mitbestimmung durch Internet“ werden die Entscheidungsträger immer wieder mit den Wahrheiten der Realität vieler Bürger konfrontiert, nämlich wie die meisten Bürger zu den betreffenden Wahlthemen denken und fühlen. Politiker sind damit auch mehr an uns Bürger gebunden.
Die Mitbestimmung mit dem Internet ist sehr wohl möglich und bietet sehr viele Chancen. Das Internet ist ein hervorragendes Wahlinstrument, das in kurzer Zeit sehr viele Wahlen in Form von Bürger- Mitbestimmungen zu verschiedenen Sachbereichen möglich machen kann. Werter Leser, wir wollen uns dabei genauer anschauen, was alles mit der Internet- Mitbestimmung möglich ist.
Dann kann wirklich das geschehen, was im Grundgesetz der BRD eigentlich verankert ist: „Die Volkssouveränität: Alle Macht geht vom Volke aus.“ Und so eine Demokratie kann mit der Mitbestimmung mit Internet in den allermeisten Ländern auf diesem Planeten möglich werden.
Bernd Müller
In diesem Buch möchte ich Ihnen demokratische Mitbestimmungsmodelle mit Internet vorstellen. Mitbestimmung deswegen, weil dadurch viele Lebensbereiche demokratisiert werden können und zudem sozialer Frieden geschaffen werden kann. Diese Mitbestimmungsmodelle können auf viele Bereiche des Lebens übertragen werden. Leider ist das noch nicht im Kreistag, Landtag und im Bundestag möglich. Die meisten Politiker sind nicht bereit, von ihrer politischen Machtanhäufung abzugeben. Ich habe aber die Hoffnung, dass neue Politikergenerationen heranwachsen werden, die integer sind und nicht materiell denken, sondern die viele innere Werte leben. Wir haben das schon mal an einer Politikergeneration erlebt, die den 2. Weltkrieg noch miterlebt hat. Um im Krieg mit viel Leid überleben zu können, waren so innere Werte wichtig wie Solidargemeinschaft, Hilfsbereitschaft und tiefe Menschlichkeit. Diese Werte prägten damals auch die Politik. Was hinzukommt, heute leben viele Bürger in einer Zeit, die sehr oberflächlich ist. Auch viele Bürger denken und fühlen nicht mit Tiefe. Damit hätte die Mitbestimmung der Bürger nicht so die Qualität. Auch da bin ich in Hoffnung. Gerade weil diese Gesellschaft so oberflächlich ist, werden viele Menschen krank. Das birgt die Chancen, dass viele Menschen tiefer werden. Dann wäre auch eine qualitativ gute Mitbestimmung möglich.
Was ich aber schon für umsetzbar halte, ist zum Beispiel die Mitbestimmung in Kindergärten, Schulen, in Ausbildungsstätten, in Arbeitswelten, in Gewerkschaften, in Kirchen, Verbänden und in zahllosen vielen Lebensbereichen, die hier vorgestellt werden.
Die Mitbestimmung ist eine Form von Frieden. Sie kann die Merkmale von heutigen Kriegen wie Egoismus, Neid, Missgunst, Konkurrenzdenken usw. überwinden helfen.
Werter Leser- mit welchen Ideen und wo wollen Sie mitbestimmen?
In einer Gurkenfabrik arbeitete ich Akkord am Fließband. Mir wurde oft befohlen, das und das zu tun. Ich wurde oft herumkommandiert. Auch der Arbeit war ich hilflos ausgeliefert: Ich verlor mich. Und verlor sogar mein Ich. Ich konnte nicht anders: ich musste mich mit sehr viel Alkohol und viel Essen betäuben. Hätte ich diese Knochenarbeit noch länger gemacht, hätte ich mich noch mit Rauchen narkotisieren müssen. Und hätte mich mit Alkohol zugeschüttet. Nach sechs Wochen ging es mir psychisch so schlecht, dass ich dort aufhören musste.
Dann arbeitete ich in einem Hotel als Gehilfe des Hausmeisters. Auch hier nichts, wo ich mitbestimmen oder selber bestimmen durfte. Dort sagte mir ein älterer Mann: Es gibt viele Männer, die müssen auf Montage, die sehen 12 Wochen lang die Frau nicht. Auch hier herrschte ein enormer Zeitdruck und Leistungsdruck. So sehr, dass der Hausmeister einen Herzinfarkt erlitt und verstarb. Da bekam ich vom Arbeitssamt einen anderen Job zugewiesen. Ich glaube, das waren meine unsichtbaren Helfer. Ich hatte einfach Glück.
Meine Arbeitsstelle beim Tennisclub als Landschaftspfleger/ Hausmeister besteht aus 8O% Mitbestimmung und Eigenregie und nur 2O% aus Fremdbestimmung. Ich kann meine Arbeitszeiten selber bestimmen. Es ist eine freie Zeiteinteilung. Und welche Arbeiten wann und an welchem Tag ich mache, kann ich auch selber hier bestimmen. Viele haben hier Mitbestimmung. Deshalb ist hier ein sehr freundlicher und gemeinschaftlicher Umgang miteinander möglich.
Fast wie eine große Familie. Wenn hier mal ein böses Wort fällt, muss schon etwas besonderes Schweres vorgefallen sein. Seit ich ein gesundes Arbeitsverhältnis habe mit meiner Mitbestimmung und wo ich hier Vieles selber mitgestalten kann, habe ich auch ein viel gesünderes Verhältnis in meiner Lebensweise. Und ein gesünderes Verhältnis zu meinem Körper. Ich brauche keinen Alkohol mehr um mich zu betäuben. Auch keine Zigaretten. Und kaum Süßigkeiten. Ich war ein Sugarholic. Und esse sogar kein Fleisch. Ich bin nicht mehr getrieben und ferngesteuert wie ein Spielzeug-Rennauto, das nur in wilder Hektik automatisch hin und herflitzt. Nach meiner Arbeit bin ich nicht ausgelaugt. Und kann noch so Einiges tun. Nach so einer mitbestimmten Arbeit, ich kann noch für mich Sport treiben. Ich habe meinen eigenen, meinen inneren Antrieb: Ich male, schreibe, spiele Gitarre und singe in einer Gruppe. Ich bin mir sicher: Hätte ich kein mitbestimmtes Arbeitsverhältnis, ginge das Alles nicht so für mich.
Es fällt mir sehr leicht, morgens aufzustehen und mit dem Fahrrad gemütlich zu meiner Arbeit zu fahren. Das war nicht immer so. Es brauchte früher einen Riesenwillensaufwand, aus dem Bett aufzustehen und zur Arbeit zu gehen. Inzwischen habe ich eine Leichtigkeit. Ich sehe die vielen verbitterten und sehr unzufriedenen Autofahrer zur Arbeit fahren. Die mit soviel Widerwillen und unendlichem Kraftaufwand sich tagtäglich zur Arbeit zwingen. Und Fußgänger, die wie bleiche Gespenster dahinvegetieren. Die voller Ängste sind, zur Arbeit morgens hasten und hetzen und so sehr getrieben sind. Die um ihr psychisches Überleben kämpfen. Die versuchen, sich an einer Zigarette festzuhalten. Ich hoffe, dass auch sie einmal Erfahrungen machen mit mitbestimmten Arbeitswelten und einer mitbestimmten Umwelt. Wo sie nicht Knecht sein müssen. Auf meinem Weg zu meiner Arbeit lausche ich ehrfürchtig dem Zwitschern der Vögel. In dieser harten Zeit.
Danke, Leben!
Die Arbeitswelten haben sich in den letzten Jahren sehr verändert.
Viele sind geknechtet worden. Der eine ist ausgebrannt, weil er gnadenlos zu viel arbeiten muss. Der andere versucht sich am Glimmstengel fest zu halten, ein Nervengift, dass die Seele narkotisiert. Der andere, der immer unbarmherzig angetrieben ist, und sich unbarmherzig immer antreibt. Seit Herzinfarkt ist noch gar nicht lange her. Der andere hat Angst zu wenig zu leisten und hat fortwährend Rückenschmerzen. Auch versucht er seine Angst oft weg zu trinken und zu ersäufen. Eine andere hat Depressionen. Sie arbeitet viel und konsumiert viel. Ihre innere Leere versucht sie mit übermäßigen Essen zu füllen. Eine andere kann nachts nicht schlafen. Sie wird eingewiesen in die Psychiatrie. Andere bekommen psychische Erkrankungen und waren in der Psychiatrie und bekommen Frührente. Es gibt Männer, die sind wochenlang auf Montage und sehen ihre Frau nicht. Es gibt Leute, die haben einen 16 Stundentag und das mehrere Tage in der Woche. Es herrschen in vielen Arbeitsgaleeren wieder mittelalterliche Verhältnisse.
Auch ich habe in der Schule so viel gelernt und gelernt, bis ich zu leben verlernt habe. Ich kam in die Klinik. Da nahm ein sonderbarer Mann meine ganze Aufmerksamkeit. Er hatte ein uraltes Gesicht. Und sah sehr welk aus. Ohne Leben und ohne Seele. Er siechte dahin auf einem Stuhl. Seine Beine zitterten heftig die ganze Zeit. Mit seinen Händen versuchte er krampfhaft seine zitternden Beine festzuhalten.
Vergeblich. Sein Gesicht war schlossweiß. Er sah aus wie ein Zombie.
Wie ein Furcht erregendes Gespenst. Ein Spuk. Eine jämmerliche, elendige Kreatur. Der man die Seele geraubt hatte. Der keine Seele mehr hatte. Ein Totenmensch. „Warum zittern Sie so?“ –Da begann er noch mehr zu zittern. „Ich habe Angst…“ „Warum denn?“, fragte ich vorsichtig nach. „Ich war Maschinenbau- Ingenieur. Mit höchster Auszeichnung-„und seine Beine begannen wieder sehr mit dieser Stimme zu zittern, eine Stimme, die sehr hohl war. Ich verstand. Auch er hatte Angst zu wenig zu leisten. Auch er hatte immer geliefert und geliefert, bis er geliefert war. Auch er wurde verarbeitet, weil er zu viel gearbeitet hatte. Wie ein Konsumprodukt wurde er verarbeitet. Ich habe diesen Anblick dieses seelenlosen Toten nie vergessen. Er tauchte immer wieder in mir auf. Auch nach vielen, vielen Jahren. Es war auch der Tote in mir. Der Tote in uns allen. Die Hochleistungs- Anforderungen im Beruf sind für die Meisten viel zu hoch geworden. Sie in Frage zu stellen, würde für Viele heißen, zu riskieren, seinen Job zu verlieren.
Die größten Vorteile einer mitbestimmten Arbeitswelt sind: eine sehr starke Gemeinschaft und eine sehr starke Arbeitsgruppe macht nicht nur ein sehr starkes Leistungsvermögen möglich, sondern auch menschlich ein starkes Arbeitsklima. Mitarbeiter können dann auch zum Beispiel nicht langfristig ausbrennen.
In den vielen Arbeitswelten sind viele Menschen dem Erfolgsdruck, Zeitdruck, Leistungsdruck, Angstdruck und Seelendruck wie einer Überdimensionalen Seelenpresse ausgeliefert. Der eigene Antrieb, der innere Antrieb verkümmert und die Fähigkeiten gehen mit der Zeit verloren. Menschen veröden und damit auch ihre Arbeitskraft. Viele Leute sind versehrt: werden neidisch, missgünstig, egoistisch, sind nur sich am Nächsten usw. Letztlich bauen mit den Arbeitskräften auch die Wirtschaftskräfte des jeweiligen Landes ab. Mitbestimmung aber ist der Pfad zwischen arm und reich.
Wenn Menschen geknechtet wurden und dann auf einmal Mitbestimmer werden können, braucht das zuerst eine Umstellung.
Weil Viele nur unter ungeheurem Druck funktionieren mussten, braucht es als Mitbestimmer etwas Zeit, bis sich der eigene Innenantrieb herangebildet hat. Manche werden zuerst noch eine Weile antriebslos sein.