Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
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ISBN 978-3-7475-0026-2
1. Auflage 2019
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Lektorat: Sabine Schulz
Sprachkorrektorat: Simone Fischer
Buchgestaltung, Coverdesign, Satz, Kalligraphie und Illustrationen:
Cindy Schullerer | Federfein
Fotonachweis der Seiten 202 & 203: © derherrlehrer, Peter Ganzberger | Federflugcalligraphy,
Stefanie Weigele | Poesiederfeder, Katharina Ostenda | Tintenfuchs, Natascha Safarik
Datenkonvertierung: CPI books GmbH, Leck
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Schrift, die
[∫ríft, dí]
Substantiv, feminin
Gesamtheit der in einem System zusammengefassten graphischen Zeichen, Besonders Buchstaben, mit denen Laute, Wörter, Sätze einer Sprache sichtbar festgehalten werden und so die lesbare Wiedergabe einer Sprache ermöglichen.
Kal|li|gra|phie, die
[KalligrÃfÍ, dí]
Substantiv, feminin
Die Kunst des Schönschreibens.
Einleitung — Deine Perspektive …
Kapitel 1 | Vorbereitung
Eine Zeitreise …
Die Geschichte der Schrift
Chronographie der Schrift
Buchstaben im Wandel
Historisch? Modern?
Kalligraphie vs. Lettering
Das Basismaterial
Allgemeine Hilfsmittel
Die Federn & Co
Schriftproben
Die Vorbereitung der Federn
Die Federhalter
Straight? Oblique?
Die Farbstoffe
Tinte, Tusche, Farben
Wasserfarben herstellen
Das Papier
Das »richtige« Papier
Papier & Farbe im Vergleich
Der Arbeitsplatz
Die Handhaltung
Kapitel 2 | Alphabete
Die Schrift-Anatomie
Grundlagen
Das Liniensystem
Die Federtreppe
Die Lernstrategie
Warm-up
Die Technik des Aufkantens
Zierornamente zum Üben
Übersicht der Alphabete
Capitalis Monumentalis
Capitalis Rustica
Unziale
Karolingische Minuskel
Textura Quadrata
Rotunda
Fraktur
Humanistische Kursive
Copperplate Script
Deutsche Rundschrift
Kapitel 3 | Gestalten
Grundlagen
Layouten
1. Das Konzept
2. Das Format
3. Der Satzspiegel
4. Das Gestaltungsraster
5. Der Weißraum
6. Der Schrift-Rhythmus
7. Einsatz von Farben
8. Zusatztext setzen
Initiale & Cadels
Die Kunst der Ziermajuskel
Die hohe Kunst der Cadels
Layouten mit Initialen
Schriften kombinieren
Tipps zum Kombinieren
Ums Eck‘ gedacht
Formen & Buchstaben
Mit Farben spielen
Farbverläufe
Akzente setzen
Illumination
Die Buchstabenvergoldung
Kapitel 4 | Projekte
Inspirationen
Projekte umsetzen
Projekt-Galerie
Geburtstag »Dots«
Geburtstag »Klassisch«
Liebesbrief
»Ja« – zur Hochzeit
Stimmungslicht
»Sag‘s durch die Blume«
Leporello »Memories«
»Pimp my Phone«
»Dankeschön«-Origami
Flaschen verpacken
Geschenke verpacken
Zum Weihnachtsfest
Kapitel 5 | Ressourcen
Wortliste zum Üben
Troubleshooting
R.I.P - Zeit, die Feder zu wechseln
Material-Ressourcen
Nachwort
Federfein
Dankeschön!
Kalligraphie-Künstler
Literaturverzeichnis
Falls du dich das jetzt fragst, kann ich dir von Herzen antworten: Ja, das ist möglich. Denn Kalligraphie, vom griechischen »kalligraphia« (kalós schön und graphía schreiben, zeichnen), ist keine reine und persönliche Handschrift. So können auch jene, die von sich aus behaupten eine »fürchterliche Schrift« zu haben, die Kunst des Schönschreibens erlernen.
Ich selbst hatte zu Schulzeiten eine solch schlechte Handschrift, dass dies sogar in meinem Jahreszeugnis vermerkt worden ist. Doch das beweist nur, dass Handschrift und Kalligraphie nicht dasselbe sind. Und, dass das Auseinandersetzen mit der Kalligraphie das eigene Handschriftbild verbessern kann.
Schreiben an sich haben wir alle in der Schule gelernt. Jetzt heißt es, die Hand zu trainieren, die Epochenstile der Schrift in einer ungewohnten Form wiederzugeben. Sei es nun beispielsweise durch geschwungene Schreibschriften oder mit den härter wirkenden gebrochenen Schriften.
In diesem vorliegenden Buch sind Informationen rund um historische Schriften sowie meine Erfahrungen miteinander vereint. Damit möchte ich aus deiner anfänglichen Neugier eine Leidenschaft erwecken und dir Freude und Wissen mit auf den Weg geben. Denn die Kunst des schönen Schreibens trägt ein unvorstellbares Erbe mit sich: die schriftliche Geschichte der Menschheit zu kommunizieren und Gedanken festzuhalten.
In Kapitel 1 | Vorbereitung kannst du etwas über die Geschichte der Schrift erfahren. Du lernst die Materialien wie Basiswerkzeuge, die Federn, Federhalter, Tinten und Tuschen sowie unterschiedliche Papiersorten kennen.
Kapitel 2 | Alphabete widmet sich ganz der Praxis der einzelnen Schriften. Insgesamt zehn Alphabete kannst du mit diesem Buch lernen. Du kannst dir eine beliebige Schrift heraussuchen, die dir auf Anhieb gefällt, und gleich loslegen. Alle Schriftkapitel sind gleich aufgebaut: Geschichte, Schreibutensilien, Anwendungstipps, Analyse der Basisstriche, die Buchstabenübersicht und die Schreibanleitung zu den Buchstaben. Zu jeder Schrift gibt es auch eine Einstufung des Schwierigkeitsgrades: von »Federleicht« (), über »Übungsintensiv« (
) bis hin zu »Anspruchsvoll« (
).
In Kapitel 3 | Gestalten erfährst du Wissenswertes rund um das Thema Layout und Gestaltung. Du lernst, Initiale und Cadels zu schreiben, die Schriften zu kombinieren, mit Farben zu spielen und Buchstaben mit Gold zu veredeln.
Kapitel 4 | Projekte zeigt dir zur Inspiration eine Galerie von Schriften, und du erhältst Ideen, wie du dein angelerntes Wissen in Projekten umsetzen kannst. Es gibt 12 bebilderte Projektbeispiele, die du dann in maximal 9 Schritten in die Praxis umsetzen kannst.
Falls etwas nicht so richtig funktioniert, kannst du in Kapitel 5 | Ressourcen nachsehen. Hier findest du Hilfestellung bei unterschiedlichen Herausforderungen sowie eine Auflistung möglicher Materialressourcen, die ich selbst alle getestet habe.
Übungsblätter zum Download
Zu diesem Buch gibt es über 40 DIN-A4-Seiten zum Ausdrucken. Diese enthalten Übungsblätter inklusive Aufwärmübungen für die Hand, sodass du damit alle zehn Alphabete praktisch einüben kannst. Du findest sie unter diesem Link: www.mitp.de/0024
Viel Freude beim Kalligraphieren wünscht dir
Cindy Schullerer
EINE ZEITREISE …
DAS BASISMATERIAL
DIE FEDERN & CO
DIE FEDERHALTER
DIE FARBSTOFFE
DAS PAPIER
DER ARBEITSPLATZ
DIE HANDHALTUNG
Begeben wir uns auf eine Zeitreise durch die Jahrhunderte: Von jeher suchten die Menschen Wege, um miteinander zu kommunizieren, Gedanken sowie Laute sichtbar zu machen. Wissen und Erfahrungen sollten an die nächste Generation weitergegeben werden. Während der gesprochene Laut verklang, in Vergessenheit geriet, waren es die Schriftzeichen, die stetig blieben und eine Erinnerung hinterließen.
Die prähistorischen Höhlenmalereien sind die ersten dokumentierten Zeichen der frühen Menschheit. Die Außenwelt wurde rein bildhaft dargestellt. Komplexer hingegen sind die ägyptischen Hieroglyphen, die ihren Ursprung etwa 3000 vor Christus haben dürften.
Die sumerischen Kulturen nutzten die abstrakte Keilschrift, die mit kleinen Holzgriffeln in Lehm gedrückt wurde, um Informationen auszutauschen. Die Keilschrift breitete sich im ganzen Orient aus, sodass auch die ägyptischen Pharaonen »gezwungen« waren, diese Schrift zu lernen und zu verwenden.
Sumerische Keilschrift Piktogramme «guter Gedanke»
Altägyptische Hieroglyphen «[Die] Göttin [der] Weisheit tanzt [im] gewitter»
Im Laufe der Zeit suchte die Menschheit nach Möglichkeiten, schneller und einfacher zu schreiben. Die aufwendigen Piktogramme wurden zunehmend zu Symbolen vereinfacht, und auch die Werkzeuge erfuhren eine Reformation: Pinsel und Papyrus fanden ihre Verwendung.
Im 11. bis 5. Jahrhundert vor Christus, nach dem Untergang des sumerischen Reiches, entstand das phönizische Schriftsystem. Die Phönizier verschmolzen die Schriften der Sumerer, der Ägypter und der Kreter zu 22 Zeichen, die das Volk der Seefahrer dann durch regen Handel weit über den Mittelmeerraum verbreiteten.
Die Griechen ergänzten das phönizische Alphabet um Vokale. Mit den ersten beiden Zeichen (Alpha und Beta) bekam das Alphabet seinen endgültigen Namen. Als Rom zur Weltherrschaft aufstieg und römische Heere loszogen, um ihr Imperium zu vergrößern, übernahmen sie das griechische Alphabet und passten es nach ihren Bedürfnissen an. Die rechtsläufige Schreibweise wurde eingeführt. Die Römer trugen die lateinischen Buchstaben nach Europa.
Das römische Alphabet, die Capitalis Monumentalis, umfasste 21 Buchstaben. Sie ist eine monumentale Lapidarschrift (lat. Lapis, Stein), die nur aus Majuskeln (Großbuchstaben) bestand; die ohne Wortabstände und Silbentrennung in Stein gemeißelt oder mit dem Pinsel auf Papyrus aufgetragen wurden. In der Spätantike wurde das römische Alphabet wiederum um G, J, U, W und Y auf 26 Buchstaben ergänzt und ist bis dato das am weitesten verbreitete Schriftsystem der Welt.
Die Capitalis Monumentalis kann man auch als Mutterschrift aller zukünftigen Schriften bezeichnen. Aus ihr entwickelten sich die kommenden Stile und Abzweigungen der Schrift.
Phönizische Buchstaben, 22 Majuskeln, Schreibrichtung: Rechts nach Links
Griechisches Alphabet, 24 Majuskeln, Schreibrichtung: Links nach rechts
Römisches Alphabet, 21 Majuskeln, Schreibrichtung: Links nach rechts
Stein ist der älteste Beschreibstoff der Menschheit.
Holz, Knochen, Elfenbein oder Lehm wurden für geschnitzte Schriftzeichen verwendet.
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Papyrus ist ein Sauergras und besonders in Südeuropa, Südwestasien und Afrika verbreitet. Die Mehrzahl von Papyrus ist Papyri.
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Tinte (lat. Tincta, farbiges Wasser) wurde zu kleinen Tabletten gepresst.
Tinte wurde aus eisenoxydhaltiger Erde oder Ruß, Wasser und gummiähnlichem Bindemittel (Gummi arabicum) hergestellt. Im römischen Reich konnten alle »höheren« Bürger*innen lesen und vor allem schreiben.
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Die erste Überlieferung der Papierherstellung stammt aus China, im Jahre 105 n. Chr.
1144 wurde in Spanien zum ersten Mal Papier in Europa hergestellt.
Die Capitalis Monumentalis ist die Leitschrift des römischen Zeitalters und besticht durch ihre Klarheit und geometrische Perfektion. Auf vielen Inschriften und so einigen noch erhaltenen historischen Monumenten kann diese Majuskelschrift entdeckt werden. Das berühmteste Beispiel dieser Schrift ist die Inschrift auf der »Columna Traiana«, der Ehrensäule für den römischen Kaiser Trajan (98 - 117 n. Christus).
Doch die Römer meißelten ihre Worte nicht nur akribisch in Stein. Für alltägliche Schriften hielten Griffel auf Wachstafeln oder Rohrfeder, Tinte und Papyri her. Doch Papyrus und Pergament waren teuer. So begab sich der Mensch damals immer wieder auf die Suche nach einer Möglichkeit, platzsparend und vor allem schnell zu schreiben. Dies konnte mit der Capitalis Monumentalis nicht umgesetzt werden, die nach Weite, Platz und ästhetischer Perfektion verlangte.
Alltägliche Schriften wurden daher mit der »Sciptura cursiva« angefertigt. Diese römische Kursivschrift (lat. currere, laufen) ist eine schräg geneigte Form der Capitalis Quadrata, die neben der Capitalis Rustica ihren Ursprung in der Capitalis Monumentalis hat. Die Buchstaben der römischen Kursive sind überwiegend miteinander verbunden, was zu einer flüssigeren Schreibgeschwindigkeit geführt hat. Zusätzlich wiesen die Buchstaben im Liniensystem unterschiedliche Strichhöhen (Oberlängen) und Strichtiefen (Unterlängen) auf. Die jüngere römische Kursive kann also als erste Minuskelschrift in der lateinischen Schriftentwicklung betrachtet werden. Minuskel, vom lat. minusculus »etwas kleiner machen« abgeleitet, bezeichnet alle kleingeschriebenen Buchstaben.
Der erste Schritt Richtung duales Buchstabensystem war getan. Doch der wahre »Durchbruch der Kleinbuchstaben« sollte erst im achten Jahrhundert stattfinden. In Verbindung mit einem Intitial als Anfangsbuchstabe (Capitalis, Unziale oder Halbunzial) entwickelten französische Mönche mit der karolingischen Minuskel eine einheitliche Buch- und Verwaltungsschrift, die unter der Herrschaft Karl des Großen und der Reform des Schul- und Bildungswesens rasche Verbreitung fand.
Entwicklung der heutigen Minuskel
Die Schrift und deren Form hat über die Jahrhunderte viele Veränderungen durchgemacht. Sie ist ein Zeichen der Kultur, der technischen sowie der gesellschaftlichen Entwicklung. Jede Stilepoche hat ihre eigene charakteristische Leitschrift, welche die vergangene Zeit und die Menschheit repräsentiert.
Doch wo liegt der erkennbare Unterschied zwischen historischen und modernen Schriften? Als historisch gilt etwas, wenn es zu dem Geschehen, dem Stil oder der Epoche keine lebendigen Zeitzeugen mehr gibt. Das umfasst in etwa um die hundertzehn Jahre. Wenn wir diese hundertzehn Jahre zurückrechnen, befinden wir uns im Jahr 1909, also ein knappes Jahrzehnt nach der Jahrhundertwende, der Ära des Jugendstils.
Alle Schriften, die davor ausgeübt worden sind, kann man heutzutage als historisch betrachten. Unter den historischen Schriften unterscheiden sich natürlich die älteren (Capitalis Rustica, Unziale, …) von den jüngeren (humanistische Kursive, gebrochene Schriften). Man kann sagen, je älter eine Schrift, desto höher ist ihr historischer Wert.
Die Kurrentschrift sowie die deutsche Rundschrift sind die letzten historischen Schriften unseres Zeitalters. Alle Schriften, die nach der Zeit folgten, gehören dem modernen Schrift-Zeitalter an, auch wenn sie der jüngeren Generation als »uralt« erscheinen mögen. Darunter fallen die Sütterlinschrift (ab 1924), die lateinische Ausgangsschrift (auch genormte Schulschreibschrift, ab 1953) und die vereinfachte Ausgangsschrift (seit 1972).
deutsche Sütterlinschrift
Lateinische Ausgangsschrift
Vereinfachte Ausgangsschrift
1842 wurden in deutschen Schulen die Federkiele abgeschafft und gänzlich durch Stahlschreibfedern ersetzt.
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1871 produzierte Friedrich »Fritz« Soennecken die erste Füllfeder in Deutschland.
Die Ära der Füllfeder begann aber erst im Jahr 1884, als Lewis E. Waterman seinen Federhalter in New York hat patentieren lassen.
Wer sich für die Kunst der schönen Buchstaben interessiert, wird oftmals auf die Begriffe Kalligraphie, Brush- und Hand-Lettering stoßen, die gerne vermischt werden und somit Verwirrung stiften. Denn alle drei Begriffe stehen für sich und sind verschiedene Disziplinen in der Schriftgestaltung.
Die westliche Kalligraphie wird traditionell mit Feder und Tusche praktiziert. Die Buchstaben werden geplant, langsam und kontrolliert geschrieben; die Hand folgt einem bestimmten Bewegungsmuster. Kalligraphen schreiben Worte gleichmäßig und perfektionieren den Schriftstil. Die Atmung, das Wechselspiel zwischen Spannung und Entspannung, das Muskelgedächtnis (muscle memory) sind wichtige Faktoren, um diese Disziplin zu meistern. Es gibt die traditionelle Kalligraphie von historischen Schriften oder die moderne Kalligraphie, die sehr viel Freiraum in der Umsetzung bietet (»tanzende« Buchstabenhöhen, Schnörkel und Verzierungen, …) und ein lockeres Schriftbild vermittelt.
Beim Lettering hingegen werden die Buchstaben skizziert, gezeichnet oder gemalt. Im Vordergrund steht, Worte und Sätze durch Kombination der verschiedenen Stile kunstvoll und dekorativ zu einer Einheit zu gestalten. Hinzu kommen noch die graphischen Elemente, wie Illustrationen, Formen, Banner und Flächen.
Lettering als Überbegriff von Hand-Lettering, Brush-Lettering und Faux Calligraphy gibt die verschiedenen Arten der Schriftgestaltung wieder. Gelettert wird mit Bleistiften, Fineliner, Buntstiften, Brushpens, Pinsel und Farbe … Lettering ist eher lesbare Illustration als reine Schrift.
Hand- und Brush-lettering mit Sketch, umgesetzt mit Fineliner und Aquash (spitzer Wassertankpinsel).
Brush-lettering, umgesetzt mit Aquash (oben) & Tombow Dual Brushpen (unten).
Bleistifte zum Layouten und Vorschreiben sowie ein Lineal sollten bei dir immer griffbereit am Arbeitsplatz liegen. Als Bleistiftstärke empfehle ich mittelweiche (HB) Minen. Zu harte Minen drücken sich zu sehr ins Papier hinein, Druckstifte sind daher nicht zu empfehlen. Zu weiche Bleistiftminen können beim Radieren schmieren.
Radiergummis gibt es in unzähligen Ausführungen. Bei farbigen Radiergummis solltest du an verdeckter Stelle überprüfen, ob keine Farbspuren beim Radieren zurückbleiben. Knetgummi hinterlässt, im Unterschied zu den üblichen Radiergummis, keine Rückstände auf dem Papier. Die Tinte sollte restlos getrocknet sein, bevor du radierst, da das Gummi sonst noch feuchte Farbpartikel verschmieren kann.
Ein Rasierpinsel oder Make-Up-Pinsel mit weichem Natur- oder Synthetikhaar entfernt übrigens Radierrückstände vom Papier, ohne dass du mit der Hand wischen musst. Achte unbedingt darauf, dass das »Fegen« ohne Druck vonstattengeht.
Washi-Tapes sind immer eine gute Investition. Mit dem japanischen Klebeband kann das Papier auf der Unterlage fixiert werden und verhindert das Verrutschen. Zusätzlich lassen sich die Tapes auch leicht vom Papier ablösen.
Eine Küchenrolle, fusselfreie Textilien oder eine Taschentücherbox dienen dazu, die Federn zwischendurch zu reinigen und die Unterlage zu schonen, wenn die Feder abgelegt wird oder um im Notfall deinen Arbeitsplatz zu retten, wenn dir etwas Tinte daneben tropft oder das Glas umkippt.
Ein Wasserglas oder eine Tasse mit Wasser sind praktisch, um zwischendurch die Feder zu reinigen, besonders, wenn du die Farbe der Tinte wechseln oder die Tinte verdünnen möchtest. Es ist auch sehr hilfreich, wenn die Tinte an der Feder schon etwas eingetrocknet ist und das Fließverhalten beeinflusst.
Das Roll-Lineal ist kein Muss, aber ein nützlicher Helfer. Das Besondere an dem Lineal istt