Fee-Christine Aks
Die grüne Frau
Roman
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Widmung
Prolog
Teil 1: Das Schiffsmodell
Teil 2: Die Legende
Teil 3: Die Galionsfigur
Epilog
Anmerkung der Autorin
Rechtlicher Hinweis
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Impressum neobooks
Für meinen Vater
My character and good name are in my own keeping.
Life with disgrace is dreadful. A glorious death is to be envied.
Horatio Nelson, 10. März 1795
Vor der Bucht von Cagliari, 1798.
Ein greller Blitz zerteilte den Himmel. Unmittelbar danach krachte der Donner, gefolgt von zwei weiteren Blitzen, die für einige Sekunden die Nacht erhellten. Donnerschläge wie Kanonenschüsse. Heulender Wind und prasselnder Regen, der wie Schrot aufs Deck der kleinen Schoner-brigg schlug.
Bereits seit über einer halben Stunde rollte die Lady Anne ächzend von einer Seite zur anderen und wieder zurück. Das Tauwerk und die Masten knarrten und stöhnten in den heftigen Sturmböen, die wie nasskalte Hände von Riesen nach allem griffen, was sie an Deck finden konnten. Kein Sturmreff hatte diesem Unwetter widerstehen können. Die Segel des Großmastes hingen schon gespenstisch weiß in Fetzen von den Rahen. Lange würde das Schiff dem Unwetter nicht mehr trotzen können.
John Mackenzie zog den Mantel enger um sich und verstärkte seinen Griff um das Geländer des Treppenaufgangs. Diese gottverdammte Hundewache. Er war todmüde. Aber an Schlaf war nicht zu denken; er war ein englischer Seemann und musste seine Pflicht tun. Auch wenn es nicht mehr viel gab, das noch für das Schiff getan werden konnte. Zwar hatten sie rechtzeitig gerefft, aber außer den Toppsegeln des Besanmastes hatten sie dennoch kein Stückchen Segeltuch retten können. Der Sturm schien mit jedem Glasenschlag stärker geworden zu sein. Wahre Sturzbäche von Regenwasser strömten hinunter ins Unterdeck und schwappten zwischen den Geschützen hin und her. Die verstärkten Klappen über dem Laderaum hielten geradeso eben dem nun einsetzenden Hagel stand, der wie eine Salve Gewehrkugeln nach der anderen auf John, die beiden wachhabenden Offiziere und Talbot, den zweiten Offizier am Steuerrad, herabschoss.
Der Bootsmann Al Dawson stand unter dem Vorsprung des Achterdecks und hielt sich mit einer Hand an der neunstufigen Treppe fest, die zum Steuerrad hinaufführte. In der anderen Hand hielt er den grün gestrichenen Arm der Galionsfigur, den John ihm vor einem Tag gegeben hatte. Als neuer Knotenstock würde das abgebrochene Stück Eichenholz einer neuen Aufgabe zugeteilt werden.
Anders als der detailliert gearbeitete Körper der Frau im grünen Kleid, die am Bug des Handelsschiffes schon seit beinah sieben Jahren Wind und Wetter getrotzt hatte. Auch wenn es John geschmerzt hatte, den gut gearbeiteten Arm wegzugeben – selbst für eine Extraportion Rum. Aber Dawson hatte nicht locker gelassen; er hatte den Gerüchten Glauben geschenkt.
John warf einen besorgten Blick über das Vorschiff, das sich bei jeder schäumenden Woge aufbäumte und dann wieder im Wellental versank. Hoffentlich hielt der neue rechte Arm mit der Rose, die John vor wenigen Wochen im Hafen von Jaffa blutrot angemalt hatte. Nicht nur das Schicksal des Schiffes und der gesamten achtzigköpfigen Mannschaft stand auf dem Spiel, wenn die schöne Frau sich in ihre Bestandteile auflöste.
Johns Herz klopfte bis zum Hals, als er daran dachte, dass nur er wusste, wie wichtig der geheimnisvolle Glücksbringer für ihn und das Gelingen seines Planes war.
Ein lautes Krachen, gefolgt von einem Reißen und dann dem Bersten von Holz zog Johns Aufmerksamkeit auf sich. Dann polterte mittschiffs etwas auf das Deck. John sah einen runden Gegenstand durch ein Loch in den Planken verschwinden. Eine Kanonenkugel.
Mit einem Mal brach unter den beiden wachhabenden Offizieren Hektik aus. Sie gestikulierten und ruderten mit den Armen, während Al Dawson unter dem schützenden Überhang des Achterdecks hervorsprang, die neun Stufen zu Talbot hinaufstürmte, „alle Mann an Deck!“ brüllte und wie wild am Schlegel der Schiffsglocke zu reißen begann. Der helle, scheppernde Ton schnitt durch das Tosen des Windes und wurde nur kurz vom Dröhnen des Donners überlagert.
Sofort war unter Deck das Getrappel vieler Füße zu vernehmen, das durch den Aufgang zu John heraufklang. Nur Sekunden später erschien der erste Kopf mit Matrosenpferdeschwanz auf dem Gang zu den Unterkünften der Mannschaft.
„Alle Mann auf Gefechtsstation!“ brüllte Dawson gegen das Heulen des Sturms an.
Je zwei Mann nahmen Position bei den insgesamt vierundzwanzig Achtzehnpfündern ein und stießen die Stückpforten auf. Dann sahen sie abwartend zu den beiden wachhabenden Offizieren hinauf. Diese starrten angestrengt nach Steuerbord in die Sturmnacht hinaus.
Auch John blickte starr hinaus in die Dunkelheit, mit beinah ebenso laut klopfendem Herzen wie bei ihrer Abfahrt, als er sicher war, jeden Moment von einem der Häscher ergriffen zu werden. Den grimmigen Männern mit den Krummsäbeln, die schon James und seine Gefährten verfolgt hatten.
Einer der beiden Offiziere brüllte etwas, das John nicht ganz verstand. Er konnte sich aber denken, wer sie hier südöstlich von Sardinien unter Beschuss genommen hatte. Die Flotte der Königsmörder hatte sie entdeckt.
John sah, wie sich Talbot am Steuerrad gegen die Sturmböen stemmte und gleichzeitig versuchte, das schlingernde Schiff einigermaßen stabil zu halten.
Das Bersten einer weiteren Rahe am Vormast schleuderte handgroße Splitter auf das Deck hinab. Mit einem scharfen Sirren fuhr ein beinah kopfgroßer Holzgegenstand hernieder, eine Talje mit gerissenen Seil-enden, der John nur durch einen geistesgegenwärtigen Sprung nach mittschiffs entgehen konnte. Gleich darauf zersplitterten die Stufen des Treppenaufgangs – genau dort, wo er noch vor wenigen Sekunden gestanden hatte.
„Report, Mister Dawson!“ drang die scharfe Stimme Kapitän Porters an Johns Ohr. Der kleine Mann hatte die Tür zur Heckkajüte aufgerissen und war mit drei großen Sätzen an der steuerbordseitigen Treppe zum Achterdeck. Dawson gestikulierte und brachte den Kapitän schnell ins Bild.
Sein „Feuer frei!“-Ruf ging in einem erneuten Krachen unter, das die Bordwand an Steuerbord bersten ließ. Genau dort, wo die Treppe zum Achterdeck hinaufführte. Der Kapitän war verschwunden, begraben unter den Trümmern.
Gegen den Sturm ankämpfend arbeitete sich Dawson zu Talbot hinüber, um ihm beim Halten des Steuerrades zu helfen. Doch er kam nicht mehr dazu. Eine gewaltige Woge schleuderte den Schiffsrumpf hoch auf die Backbordseite.
Sechs der bronzenen Geschütze rissen sich aus den Haltetauen und brachen mitsamt den schweren Lafetten aus Eichenholz durch die zersplitternde Bordwand. John sah, wie acht Matrosen mit in die Tiefe gerissen wurden.
Ein kurzes Aufleuchten in einiger Entfernung, kaum erkennbar in der stürmischen Nacht, wurde gefolgt von einem weiteren ohrenbetäubenden Krachen.
Mit einem gewaltigen Stöhnen bäumte sich die Lady Anne auf und legte sich hart auf die Steuerbordseite. Schäumende Gischt schlug wie eine riesige Flutwelle über das Deck herein und wischte John von den glitschigen Decksplanken. In letzter Sekunde klammerte er sich an das Geländer des Treppenaufgangs und zog sich wieder auf die Füße.
Er musste jetzt einen klaren Kopf behalten. Er durfte nicht aufgeben. Sein Glück lag in diesem Schiff und er würde es nicht aufgeben. Dafür hatte er zu viel riskiert.
Wie wild gewordene Kutschpferde jagten die Erinnerungen durch seinen Kopf: Seine Entscheidung, zur See zu fahren, hatte er nie bereut. Auch wenn er seine Vaterstadt Huntingdon gern unter anderen Umständen verlassen hätte. Bei Lloyd & Sons hatte er alles gelernt, was er als Zimmerergeselle brauchte.
Eine Zukunft hätte er in der Provinz allerdings niemals gehabt, selbst wenn er sich nicht den Hass von Melissas Brüdern zugezogen hätte. Vielleicht hatten sie sich inzwischen beruhigt, immerhin war es mehr als drei Jahre her, dass er der Grafschaft den Rücken gekehrt hatte.
Aber was ihm weitaus mehr Sorgen bereitete, war das Versprechen, das er Pamelas Bruder gegeben hatte. James Morton hatte ihm geschworen, dass er Pamela zur Frau haben sollte, wenn er den kleinen Beutel aus Segeltuch unentdeckt nach England bringen würde. Was aber hatte er davon, wenn sie nun hier irgendwo zwischen Sizilien und Sardinien von den Froschfressern versenkt wurden?
John hörte Talbot aufschreien. Einen Moment später brach das Achterdeck. Der zweite Offizier klammerte sich wie eine Ratte ans Holz und ging mit dem Steuerrad über Bord.
John sah nicht mehr, wie der Neunzehnjährige verschwand. Eine gewaltige Erschütterung brachte ihn aus dem Gleichgewicht und spülte ihn mit der nächsten Welle durch ein klaffendes Einschussloch hinaus aus dem sterbenden Schiffskörper.
Sein letzter Gedanke galt der geheimnisvollen Frau, an der sein Glück hing. Er hatte sie nicht ausreichend schützen können. Schon bald würden sie beide auf dem Grund des Meeres ihr ewiges Grab finden. Ein letztes Aufblitzen von Kanonenfeuer zerriss die Sturmnacht. Dann schwanden John die Sinne.
Hamburg, im November 2009.
„Da bist du sprachlos, nicht wahr?“
Wilfried Schnitzler sieht seine gute Freundin und Kollegin Bettina Maier schmunzelnd an. Die 52-Jährige fährt sich geistesabwesend durch die graumelierten kurzen Haare. Ihre blauen Augen leuchten vor Begeisterung und Vorfreude. Mit leicht zitternden Fingern greift sie in den großen, am Boden verstärkten Umzugskarton und zieht den kleineren Pappkarton heraus, fünfzig mal vierzig mal sechzig Zentimeter.
Mit einem leisen Lächeln stellt sie den Karton zwischen die kleinen Schachteln mit Modellschiffen und die Berge von Archivfotos, die Willy in den letzten Monaten von jedem einzelnen Miniatur-Kriegsschiff gemacht hat. Jetzt schiebt seine Vorgesetzte die Bilder zu einem unordentlichen Haufen zusammen, zieht langsam den Kartondeckel hoch und tastet sich mit vor Aufregung zitternden Fingern durch die Holzwolle. Dann hebt sie vorsichtig den darin vergrabenen Gegenstand ans helle Licht der Halogenlampen.
„Ich glaub es ja nicht!“
Beinah ehrfürchtig dreht Betti den ebenholzfarbenen Sockel hin und her. Mit spitzen Fingern zupft sie Holzwolle aus der Takellage. Bleich schimmert das Deck eines kleinen Schiffsmodells vor ihren Augen. Die Detailtreue der Aufbauten und besonders des Achterdecks lassen sie fasziniert jeden Zentimeter mit leuchtenden Augen abtasten. Dann entfährt ihr ein zufriedener und glücklicher Seufzer.
„Warte nur ab, bis der alte Herr mitbekommt, was wir mit dieser Schenkung außer den Bildern noch erhalten haben“, grinst sie verhalten. „Aber bei ihm würde dieses Schmuckstück völlig untergehen. Bei uns kommt es sicherlich gut zur Geltung. Wenn wir es identifiziert, katalogisiert und gereinigt haben.“
Willy nickt und erlaubt sich ebenfalls ein leises Grinsen. Er freut sich bereits darauf, die nächsten Tage in Gesellschaft dieses kleinen Schiffes zu verbringen. Vorsichtig übergibt Betti ihm das Modell, das er nun ebenfalls eine Zeitlang unter der Halogenlampe hin und her dreht. Der dunkle Sockel ist leicht klebrig, so als ob jemand nach dem Verspeisen eines Franzbrötchens vergessen hat, sich die Finger zu waschen.
Auch die Bordwand mit den winzigen schwarzen Nägeln ist etwas schmierig, sodass einige Streifen Holzwolle und so etwas wie alter Dreck das Knochenweiß überdecken.
Vorsichtig reibt Willy mit dem Daumen über die Schmuckblende am Heck. Darunter ist mit verblichener dunkler Farbe in schön geschwungener Schrift ein Name zu lesen:
Persephone
Ehrfürchtig und behutsam dreht er das kleine Schiff unter der Lampe, um es von allen Seiten zu betrachten. Ein selten schönes Exemplar. Noch schöner, wenn es erst gesäubert und katalogisiert ist.
*****
Nach dem dritten Klingeln wird abgehoben. Eine männliche Stimme meldet sich, ziemlich außer Atem, auf Englisch: „Sawyer hier. Entschuldigen Sie, nur eine Sekunde.“
Willy schmunzelt.
Wahrscheinlich balanciert sein Schwiegersohn Peter gerade eine Gardinenstange oder ein Regalbrett durch die neue Wohnung, die er in Miris Auftrag möbliert.
Willy hat bereits einige Bilder per Email erhalten, die ein schönes Vier-Zimmer-Appartement in einem der angesagten Londoner Stadtteile zeigen – inklusive Parkettboden, Altbaudecken und zwei Meter hohen Fenstern mit Blick auf die Blackfriars Bridge, das Victoria Embankment und den Stadtteil Temple.
Mit der Tube, der U-Bahn von London, sind es ab Blackfriars Bridge über Leicester Square und Tottenham Court Road nur knapp zwanzig Minuten bis zum British Museum.
Dort forscht Miri zweimal die Woche im Archiv und beaufsichtigt im Auftrag des National Maritime Museum das Digitalisieren alter englischer Seekarten und Besatzungslisten der Royal Navy.
An den anderen drei Tagen fährt sie zwei Stationen weiter zur University of Westminster, wo man ihr vor anderthalb Jahren eine halbe Stelle am historischen Seminar gegeben hat. Als promovierte Historikerin ist es auch in England nicht besonders leicht, einen gut bezahlten Job zu bekommen. Da kommen die zusätzlichen Fachvorträge gerade recht, die sie ab und zu vor zahlendem Publikum hält.
Willy ist froh, dass seine Tochter nach dem Studium in Cambridge die Chance genutzt und die beiden Praktika angenommen hat, im British Museum und in der National Gallery. Viel verdient hat sie zu Anfang nicht, aber zum Glück hat es immer gereicht. Vor allem weil Peter so tüchtig ist und gut für Miri sorgt. Dank einer kleinen Erbschaft hat er nun sogar die neue Wohnung anzahlen können.
Peter muss seit dem Umzug vor anderthalb Monaten nur zwei anstatt acht Stationen mit der Circle oder District Line fahren; seine Agentur AdvEx maritime für sportliche Abenteuerreisen liegt direkt am Embankment.
Willy begreift bis heute nicht, dass man damit Geld verdienen kann, für andere Leute exklusive Segeltörns und Tauchreisen zu planen. Aber mithilfe von Peters bestem Freund und Studienkollegen Raymond Philips laufen die Geschäfte sehr gut an.
Das erste Geschäftsjahr haben die beiden Jungunternehmer immerhin mit schwarzen Zahlen abschließen können. Und auch dieses Jahr ist bisher vielversprechend gelaufen.
„Entschuldigung, danke für Ihre Geduld“, hört Willy die Stimme seines Schwiegersohns, immer noch ziemlich außer Atem, aus dem tragbaren Telefon.
„Hier ist Willy“, antwortet Willy auf Englisch. „Wie geht es mit dem Bauen?“
„Ah, Willy“, ruft Peter lachend und wechselt in sein akzentgeprägtes Small-Talk-Deutsch: „Bauen ist gut. Sehr gut. Sehr weit fertig. Du willst sprechen mit Miri, ja?“
Willy nickt ins Telefon und bejaht.
Peter erklärt etwas umständlich und in zwei Sprachen, dass seine Frau derzeit noch mit ihrer Kollegin Rachel aus dem British Museum bei einem Antiquitätenhändler in Hampstead eine Kommode unter die Lupe nimmt. Angeblich stammt sie aus dem Jahr 1812 und wäre damit ideal für das neue Wohnzimmer. Allerdings sind Peter am Vortag beim ersten Besuch einige Details aufgefallen, die auf eine Fälschung hindeuten.
„Bevor wir kaufen, wir prüfen. Rachel prüft“, erklärt Peter.
Willy stimmt zu. Rachel ist immerhin promovierte Kunsthistorikerin und im Labor des British Museum für die Überprüfung von Kunst-objekten zuständig. Außerdem ist sie eine europaweit anerkannte Expertin für englische Silberarbeiten und nebenbei Hobbyfachfrau für Möbel der napoleonischen Ära.
„Soll Miri anrufen bei dir? Wenn sie zurück ist?“
Willy bittet darum und beruhigt seinen Schwiegersohn dann, der sich besorgt und vorsichtig nach Gabis Zustand erkundigt.
„Das Ergebnis der Untersuchung erhalten wir in den nächsten Tagen. Der Arzt sagte aber, dass es wohl nicht so schlimm sein wird. Ihr geht es auch schon wieder besser. Die Rückenschmerzen sind weg. Ihr Magen ist immer noch ein bisschen launisch, aber das wird schon. Das kannst du Miri gern sagen, damit sie sich keine Sorgen macht.“
Peter verspricht es, verabschiedet sich und legt auf.
Erst als er das Tuten in der Leitung hört, stellt Willy fest, dass er seinem Schwiegersohn gar nicht gesagt hat, warum er Miri sprechen wollte. Nun, er wird sie einfach überraschen und ihr Wissen testen. Immerhin hat sie über die englische Kriegsmarine zurzeit von Lord Nelson promoviert.
*****
„Persephone? Bist du dir sicher?“
Miri klingt leicht irritiert.
Willy kann beinah sehen, wie sie jetzt ihre spitze Nase kräuselt und sich mit der freien Hand eine rotblonde Haarsträhne hinters Ohr streicht. Vermutlich fixieren ihre grünen Augen über den Bildschirm ihres Netbooks hinweg die deckenhohe Regalwand in ihrem Arbeitszimmer, dem kleinen Zimmer neben dem Schlafzimmer mit nur einem schmalen Fenster zur Straßenseite. Dort reihen sich riesige Bildbände zu Marineuniformen, Schiffstypen und maritimen Gemälden neben Unmengen von dicken Wälzern über Militärgeschichte des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts sowie diversen Bio-grafien über Nelson, Napoleon und den französischen Marineadmiral Villeneuve. Letztere hat Willy mehrere Monate suchen müssen, bevor Gabi und er das Achthundertseitenwerk als Ostergeschenk nach London – damals noch Notting Hill – geschickt haben.
„Ja, ganz sicher. Da steht Persephone. Auf dem Foto sieht man es leider nicht allzu gut.“
„Da hinten am Heck? Ach so, das soll der Name sein. Ich dachte, das wäre Verzierung…“
Willy hört, wie Miri in einem Buch blättert.
„Griechische Mythologie… ja, würde zwar passen… Agamemnon, Theseus, Minotaur, Polyphemus, Ajax, Achille, Medusa… Hm… oder hier…“
Gespannt hält Willy den Atem an. Für einige Minuten hört er nur das Blättern von Buchseiten, dann das Klicken der Tastatur mit heftigem Anschlag von Leertaste und Enter. Schließlich räuspert sich Miri.
„Tja, da muss ich dich leider enttäuschen, Dad.“
Miris Stimme klingt mit einem Mal matt und kein bisschen so aufgeregt wie zu Beginn des Gesprächs. „Es gibt im ganzen achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert kein Schiff der britischen oder der französischen Marine, das so heißt; weder militärisch noch zivil. Auch bei den Amerikanern nicht. Sorry.“
„Wir lassen das Modell nächste Woche von einem Fachmann untersuchen“, erwidert Willy. Auch er ist nun sehr enttäuscht.
Es hätte so schön sein können. Nun handelt es sich leider doch nur um einen fiktiven Nachbau oder, weitaus schlimmer, um eine – zugegebenermaßen: gut gemachte – Fälschung.
„Okay, erzähl mir dann, was ihr herausgefunden habt“, bittet Miri. Sie scheint nun geistesabwesend an einer Haarsträhne zu kauen.
Willy muss schmunzeln. Das hat sie schon als Kleinkind getan, wenn sie angestrengt überlegt hat. Er verspricht, sie sofort anzurufen.
„Persephone…“, murmelt Miri und hackt wieder in die Tastatur. „Hm, hm, hm... Ah, hier. Ich schicke es dir.“
Wenige Augenblicke später blinkt ein Briefsymbol auf Willys Bildschirm auf. Eine Frauenstimme teilt ihm mit, dass er Post hat. Miri hat unkommentiert eine kurze Liste von Informationen geschickt:
Persephone (griechisch Περσεφόνη) bezeichnet:
• in der griechischen Mythologie eine Fruchtbarkeitsgöttin und Göttin der Unterwelt, siehe Persephone (Mythologie)
• in der griechischen Mythologie Gemahlin des Iasios und Tochter des Minyas, siehe Persephone (Tochter des Minyas)
• in der römischen Tradition die Proserpina
• ein Hauptgürtel-Asteroid, siehe (399) Persephone
• eine Dramenfigur eines Theaterstücks von Paul Gurk, siehe Persephone (Gurk)
• Perséphone, ein Melodrama von Igor Strawinsky in 3 Szenen von André Gide, für Sprecher, Tenor, 4stimmigen Chor und Orchester (1934)
Während Willy noch liest, geht eine zweite Email ein. Dieses Mal hat Miri zwei Links geschickt: Persephone (Mythologie) und den Link zu einer Website, auf der alle britischen Marineschiffe zwischen 1587 und 1945 verzeichnet sind.
„Ich werde auf jeden Fall nächste Woche mal mit Gary sprechen“, fährt Miri fort. „Da bin ich sowieso wegen des Vortrags in Greenwich. Vielleicht hat er noch eine gute Idee. Möglicherweise wurde ein Schiff namens Persephone mal gebaut, aber nie vom Stapel gelassen. Etwa so wie dieser deutsche Flugzeugträger im Zweiten Weltkrieg.“
„Du meinst die Graf Zeppelin“, nickt Willy und klickt das entsprechende digitale Foto in seinem Archivordner „DigiCam“ an.
In der Sammlung, die er vor der Schenkung katalogisiert hat, ist auch ein Modell dieses Schiffes dabei gewesen – von der Firma Hansa, da Wiking dieses Schiff nicht im Programm geführt hat.
„Sag mal, Dad…“, unterbricht Miris Stimme seine Erinnerung an die kleinen Schiffchen aus Zinkdruckguss. Am Klang merkt er sofort, dass sie nachdenklich und ernst ist. Vermutlich kratzt sie sich unbewusst mit dem rechten Ringfinger unterm linken Ohr, wie sie es immer macht, wenn sie ernsthaft nachdenkt. Oder ein schwieriges Thema ansprechen will.
Er glaubt zu wissen, was sie als nächstes fragen wird. Er ist sich nicht sicher, ob er ihr antworten will, bevor er selbst Bescheid weiß. Vielleicht ist ja alles halb so wild.
„… hat Mom schon das Ergebnis der Untersuchung bekommen?“
Willy schluckt zweimal und atmet tief durch, bevor er antwortet. Die Ungewissheit drückt auf Gabis Laune und ängstigt sie. Auch er fühlt eine gewisse Unruhe, die nur das Ergebnis besänftigen kann. Solange sich Gabis Zustand nicht wieder verschlechtert, muss er warten, ruhig und gefasst. Die Darmspiegelung vor einer Woche hat einen weitaus schrecklicheren Verdacht entfacht als eine unangenehme Entzündung der Bauchspeicheldrüse oder des Blinddarms. Einen Verdacht, den eine CT und ein Kernspin nächste Woche ausräumen sollen. Bisher haben sie sich noch nicht getraut, daran zu denken, was Gabi möglicherweise bald bevor stehen wird.
*****
Hamburg, im Dezember 2009.
Vorsichtig hebt Willy das kleine Schiffsmodell aus der Kiste. Betti tritt einen Schritt zurück, damit er freie Bahn hat. Achtsam stellt Willy den Rumpf des Schiffes sicher auf die dafür vorgesehene Halterung aus glattem Ebenholz und atmet erleichtert auf.
Dann greift er sich das dicke Vergrößerungsglas, zieht die Halogenlampe über das Modell und betrachtet die Persephone vom Bug bis zum kunstvoll verzierten Heck.
Die kleine Galionsfigur ist ein schönes, schlankes Mädchen im langen Kleid. Ihr rechter Arm ist angewinkelt, in der Hand hält sie eine Blüte. Neben ihrem linken Fuß liegt ein kleiner runder Gegenstand, den Willy nicht richtig erkennen kann.
Unter dem Bug fällt der Schiffskörper in ebenmäßig gearbeiteten, etwa zeigefinger-breiten Planken zum kräftigen Kiel ab. Winzige Nägel halten alles zusammen, sauber und in Reih und Glied angeordnet.
Die fest montierten Schiffsbestandteile – Masten, Rahen und das übrige stehende Gut – sind glatt poliert und sehr fein und gleichmäßig gearbeitet.
Winzige bewegliche Teile der Takelage – Püttings, Juffern und Blöcke – sind maßstabgetreu und mit großer Akkuratesse geschnitzt und an den dafür vorgesehenen Stellen angebracht worden. Sogar die Klappen der Stückpforten für die insgesamt vierundzwanzig Kanonen sind detailliert mit beweglichen Scharnieren erstellt worden.
„Hier, damit geht es noch besser“, unterbricht ihn Betti in seinem Schwelgen in der herrlichen Handarbeit.
„Danke dir“, antwortet Willy, nimmt die silberne Taschenlampe und richtet deren LED-Strahl auf das Vorschiff. Dort sind eine Handvoll Miniaturfässer am Rande einer quadratischen Ladeluke mit feinen Leinen in Haarnadeldicke festgezurrt.
Mittschiffs führt eine breite Treppe zum Unterdeck hinunter, in dem sich – Willy verdreht sich beinah den Hals, als er hineinschielt – tatsächlich vierundzwanzig winzige Kanonen aus Messing und bemaltem Knochen befinden, ordentlich aufgereiht in ihren Lafetten und an ihren Positionen festgebunden.
Zwischen der Treppe und dem Heckaufbau befindet sich eine weitere Ladeluke mit vier kleinen Ringen aus Metall, an denen bei großen Schiffen Seile befestigt werden, um die gitterartige Abdeckung der Luke zum Heben von Lasten zu verwenden.
„Einfach phantastisch“, murmelt Willy leise.
Fasziniert betrachtet er die vier Fenster und die beiden Türen, die im Schatten des überhängenden Achterdecks den Einstieg in die Achterkajüte verbergen.
„Da sind sogar Andeutungen von Gardinen“, berichtet Willy.
„Bedeutet, dass jemand das Modell gemacht hat, der das Schiff, das als Vorbild diente, sehr gut gekannt hat“, antwortet Betti aus Erfahrung. „Und dass er sehr viel Zeit für die Arbeit gehabt hat.“
„Du sagtest, dass diese Modelle von Kriegsgefangenen hergestellt wurden“, erinnert sich Willy an ein Gespräch, das Betti und er zu Beginn seiner ehrenamtlichen Tätigkeit geführt haben.
Damals hat sie ihm ein anderes, kaum halb so gut gearbeitetes Modell gezeigt, das seit Jahrzehnten zum Bestand des Museums gehört und eigentlich nicht sehr präsentabel ist.
Aus didaktischen Gründen steht es dennoch und obwohl es sehr einfach und oberflächlich gestaltet ist, zusammen mit den genauer und feiner ausgearbeiteten Modellen der HMS Mars und der HMS Agincourt in einer Vitrine im Raum der Galionsfiguren.
„Oftmals, ja“, bestätigt Betti und nickt. „Einige sind sogar richtige Auftragsarbeiten für reiche Kaufleute und andere besser situierte Personen gewesen. Schau mal am Heck nach, da haben sie oftmals ihre Initialen oder zumindest einen Hinweis auf den Auftraggeber angebracht.“
„Da steht nur der Name des Schiffes“, antwortet Willy und leuchtet mit der Taschenlampe das Heck ab.
An der Bordwand außen ist nichts zu sehen, weder seitlich noch hinten. Auch auf dem Achterdeck sind außer dem filigranen Steuerrad und dem Besanmast nur zwei Hecklaternen und das Gehäuse für den Schiffskompass zu sehen.
„Da haben wir wohl kein Glück“, konstatiert er kopfschüttelnd.
Betti seufzt und nickt dann. Schulterzuckend spricht sie aus, was auch Willy befürchtet: „Das wird schwer werden.“
„Dafür hast du ja mich“, erwidert er. „Ich werde schon irgendwie herausfinden, was das für ein Schiff ist. Damit wir es ordnungsgemäß katalogisieren können.“
Damit beugt er sich erneut mit der Lupe über den Schiffskörper und bewundert die detaillierte Kleinstarbeit. Das saubere Setzen der winzigen Nägel und die Ausführung der filigranen Objekte verstärken den Eindruck, dass es sich um ein reales Schiff als Vorbild gehandelt hat.
„Hey, …“, murmelt Willy plötzlich und leuchtet erneut mit der Taschenlampe einen bestimmten Teil ab. „Da ist was, warte mal.“
Betti, die bereits zu ihrem Schreibtisch unterwegs gewesen ist, kehrt zurück und murmelt eine Frage, die Willy mit „da ist irgendwas, das ist nicht Abnutzung, ich hab’s gleich“ beantwortet.
Zum Achterdeck führen zwei schmale Treppen hinauf, eine auf jeder Seite des Schiffes, je neun Stufen. Auf der obersten Stufe steuerbords kann Willy im Licht des LED-Strahles eine Unregelmäßigkeit aus vier schmalen Kratzern erkennen. Sie sind jedoch zu regelmäßig, um zufällig dort zu sein. Sie formen ein kaum erkennbares, schmales E.
Mit gerunzelter Stirn sieht sich Willy auch die oberste Stufe der anderen Treppe an. Dort sind es drei schmale Striche, die ein N formen.
„Sieh mal hier“, flüstert er und reicht Betti die Lupe.
Während Willy den LED-Strahl so ausrichtet, dass die Striche schmale Schatten werfen, weiten sich Bettis Augen vor Überraschung. Und dann vor Begeisterung.
„So etwas hab ich ja noch nie gesehen“, murmelt sie mit kaum verhohlener Freude in der Stimme. Dann schüttelt sie lachend den Kopf. „Was ist das nur für ein seltsames Schiff?“
*****
„Dad!“
Miris Stimme klingt angespannt und voller Tränen. „Soll ich kommen? Ich kann ab dem Fünfzehnten Urlaub nehmen.“
Willy schüttelt lautlos den Kopf und starrt auf das Regal neben dem Sofa. Dort steht ein gerahmtes Foto, eine Urlaubsszene unter der Sonne der Toskana, aufgenommen vor drei Jahren. Die Reise, die Willy seiner Gabi zur Silberhochzeit geschenkt hat.
Die Erinnerung tut beinah weh. Zehn schöne Tage mit herrlichem Wetter, vielen Sehenswürdigkeiten und ausgezeichnetem Essen. Und Gabi strahlt. Ihr wunderschönes Strahlen mit den feinen Lachfalten um die blaugrauen Augen im sonnengebräunten Gesicht unter dem graumelierten kinnlangen Haar.
Jetzt allerdings hat sie lange Zeit nicht mehr so gestrahlt, nicht einmal gelacht oder gelächelt. Auch nicht jetzt, wo die ganze Stadt in vorweihnachtlichem Lichterglanz erstrahlt. In Gabi ist die Dunkelheit zurückgekehrt. Ohne das Willy etwas dagegen tun kann.
Seit über einem Jahr hat er hilflos zusehen müssen, wie sie zunehmend apathischer geworden ist. Kopfschmerzen sind ihr ständiger Begleiter gewesen, sicherlich begünstigt durch die langen Stunden in der Kanzlei, in der sie als Sekretärin eines Hamburger Rechtsanwalts arbeitet.
„Du brauchst nicht früher kommen“, beruhigt Willy seine Tochter. „Reicht, wenn ihr beide wie geplant am Dreiundzwanzigsten einfliegt. Wirklich, mach dir keine Sorgen, mein Schatz. Es geht ihr besser.“
Nicht besonders viel besser, aber immerhin. Die depressive Episode ist vorüber, die Übelkeit erregenden Kopfschmerzen sind weniger geworden. Sie findet sogar wieder Gefallen am Backen.
Keiner backt so herrliche Kuchen und Weihnachtsplätzchen wie Gabi. Aber sie ist noch längst nicht wieder auf dem Damm. Im Gegenteil. Die Niedergeschlagenheit wird wiederkehren, jetzt bestimmt.
Willy seufzt, als er an die vergangenen sechs Monate zurückdenkt. Manchmal ist es so schlimm gewesen, dass er wirklich Angst um sie gehabt hat. Der abwesende Blick, die schlafwandlerischen Bewegungen und das unbeteiligte Verrichten der täglichen Aufgaben, haben zugenommen. Beinah bis zur Selbstaufgabe.
In dieser Zeit der inneren Leere hat Gabi nur der Rückhalt in ihrer Familie gerettet. Und, als es ihr wieder etwas besser ging, eine psychologische Kurzintervention, in der sie gelernt hat, mit Stress und Problemen besser umzugehen.
Nicht nur die Arbeit hat danach wieder besser funktioniert. Selbst in Telefonaten mit Miri ist diese neue, hoffnungsvollere Stimmung spürbar gewesen.
Dann aber diese seltsamen Schmerzen im Bauch und im Rücken, dazu der Gewichtsverlust.
Vor etwas über einem Monat hat es angefangen. Zunächst haben sie gedacht, es sei eine leichte Magenverstimmung oder der Beginn einer Magen-Darm-Viruserkrankung – immerhin hat auch Willy einige Tage etwas schlecht geschlafen und kaum Appetit gehabt. Aber das wird an den Tomaten gelegen haben, auf die er allergisch reagiert.
Als auszuschließen gewesen ist, dass es sich um eine vorübergehende Sache handelt, hat sie angefangen, sich wieder Sorgen zu machen.
Miri haben sie davon fernzuhalten versucht. Es reiche schon, dass er – Willy – sich sorge, hat Gabi gesagt.
Aber der Verdacht auf eine bloße Entzündung der Magenschleimhaut oder der Bauchspeicheldrüse hat sich durch die Untersuchung nicht bestätigt. Leider.
Und so haben sie sich schweren Herzens entschlossen, ihre Tochter einzuweihen. Sie vorzuwarnen. Miri hat vorbildlich reagiert, nachdem der erste Schock und Tränenausbruch in Peters starken Armen Trost gefunden haben.
Jetzt aber ist Gabis Traurigkeit zurück, die Niedergeschlagenheit, die Apathie. Eine neue Episode. Gabi hat kaum noch Kraft für das, was ihr nach der Operation bevorsteht, kaum Hoffnung. Und auch Willy ist kurz davor, die Verzweiflung hereinzulassen. Es wäre so einfach. Einfach den dunklen Vorhang fallen lassen. Ruhe, Rückzug.
„Dann habe ich jetzt Neuigkeiten für euch“, hört er die Stimme seiner Tochter wie aus weiter Ferne. „Dad? Hörst du mich?“
„Ja“, nickt Willy ins Telefon, etwas irritiert und aus seinen trüben Gedanken gerissen.
„Dad, ich bekomme ein Kind.“
Willy schließt für einen Moment die Augen. Als er sie wieder öffnet, fällt sein Blick auf ein anderes Foto im Regal.
Es ist das gerahmte Bild eines kleinen Mädchens, das mit strahlendem Lachen auf dem Rücken eines grauen Ponys sitzt und, umgeben vom Forst Klövensteen, fröhlich in die Kamera winkt. Ganze vier Jahre alt ist Miri damals gewesen. Kurz darauf ist ihr kleiner Bruder Fynn nach nur acht Monaten plötzlich im Schlaf gestorben. Das ist das erste Mal gewesen, dass Gabi in ein bodenloses Loch gefallen ist.
„Dad, ihr werdet Großeltern“, ergänzt Miri, als Willy nicht antwortet. „Bist du noch dran?“
„Äh, ja, natürlich“, beeilt sich Willy zu antworten, sobald er seine Stimme wieder gefunden hat. „Wie schön, ich freue mich sehr, mehr als ich jetzt sagen kann. Glückwunsch. Ich werde es deiner Mutter gleich sagen. Oder willst du das selber tun?“
„Wenn sie wach ist, kannst du sie mir gern kurz geben.“
„Sie schläft seit einer halben Stunde.“
„Dann lass sie weiter ruhen.“
Willy nickt wieder ins Telefon und beschließt dann, das Thema zu wechseln. Auch wenn er gar nicht viel Neues zu berichten hat, eine Information hat er seiner Tochter noch nicht gegeben.