Ingrid Möller
Eine Mutter im Himmel und eine auf der Erde
ISBN 978-3-95655-564-0 (E-Book)
Gestaltung des Titelbildes: Ernst Franta unter Verwendung einer Grafik von Ingrid Möller
Illustrationen: Ingrid Möller
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Endlich ist Frühling, richtiger Frühling. Nicht dieses graue nieselige Schmuddelwetter. Wenn doch erst die Schule vorbei wäre! Doris - Bankreihe eins links vorn - schickt einen Zettel zu Ruth - mittlere Bankreihe hinten. Die Beförderung klappt. Wie immer. Doch unterwegs schulen neugierige Blicke unter die Knickstelle. Und so kommt es, dass nachmittags außer Doris und Ruth auch noch Beate und Irene zum Ballspielen an der verabredeten Stelle sind. In der kleinen Seitenstraße an dem einzigen Haus, das nach dieser Seite keine Fenster hat.
Gegen Beate ist nichts einzuwenden, aber gegen Irene eigentlich schon. Sie sucht oft Streit.
Sie fangen an mit Zweiball. Alle zählen mit. Doris ist dran. "Dreiundvierzig, vierundvierzig - Mist!"
Nur die blöde Taube ist schuld. Warum musste sie auch so plötzlich vom Dach fliegen und sie ablenken! Dabei hatte Doris es gerade heute Irene zeigen wollen. Bis hundert wollte sie kommen. Neulich war sie schon dicht dran. Ärgerlich wirft sie auch den zweiten Ball auf das harte Basaltpflaster.
Ruth hebt die Bälle auf. Das Spiel beginnt von Neuem. Auch sie kommt nur bis dreißig. Nun Beate. Sie patzt schon bei dreiundzwanzig. Sie hat keine Übung. Nun Irene. Wie gespreizt sie sich hinstellt! Als sei ihr der Sieg sicher. Eine Katze läuft auf sie zu, springt nach den Bällen. Bautz. Das zählt nicht. Noch einmal von vorn. Doris wünscht, sie möge ihre Vierundvierzig nicht überbieten. Es wird brenzlich: "zweiundvierzig, dreiundvierzig - aus!" Knapp darunter ist auch verloren.
Irene kann ihre Wut kaum verbergen. Sie greift ihren größeren bunten Springeball und wirft ihn an der Hauswand hoch. "Mal sehn, wessen Ball am höchsten kommt!" Sie wirft über das Ziel hinaus.
Der Ball trudelt an der Dachschräge herunter, springt über die Dachrinne herab.
"Das war ja wohl nichts."
Doris wirft ihren handlichen grauen Ball. Er landet einen halben Meter unter der Dachrinne. Auch das haute nicht hin. Der Wettbewerb geht weiter. Das ausgemachte Ziel ist schwer zu erreichen. Immer hitziger wird das Spiel. Immer öfter trudelt ein Ball vom Dach herab. Doch auf einmal kommt ein Ball nicht zurück. Der graue von Doris.
Gespannt warten die Mädchen. Nichts rührt sich. Er muss in der Dachrinne liegen. So ein Pech aber auch! Gerade auf diesen Ball kann sie am wenigsten verzichten. Keiner springt so hoch wie er. Die Aufregung steigt.
"Spielt weiter! Ich komm gleich wieder." Doris rennt nach Haus. Ohne Umweg die Ladenstufen hoch. Die Mutter bedient eine Kundin. Die Kundin kann sich schwer entscheiden, welches Parfüm sie möchte. Doris kennt das. Sie beißt sich auf die Lippe, zu gern würde sie dazwischenreden, aber das darf sie ja nicht. Warten also. Bis die Kundin aus der Tür ist.
Dann sieht die Mutter gleich, dass was nicht stimmt. "Nanu Kind, was ist denn los?"
Doris beichtet ihr Missgeschick. Eine Träne rinnt. Sie beteuert, dass sie nie und nimmer auf diesen Ball verzichten kann und sieht die Mutter mit bettelnder Leidensmiene an.
"Na, so schön war der Ball doch gar nicht!"
Doris lässt sich nicht beruhigen. "Keiner springt so gut. Er würde mir ganz schrecklich fehlen." Zur Bekräftigung wieder eine Träne. "Na gut", sagt die Mutter, "geh erst mal weiter spielen. Papa kann ich jetzt nicht stören, da sind zwei Buchprüfer vom Finanzamt, aber dann wird er schon Rat wissen. Ich schick ihn hin, wenn die Herren weg sind."
Doris läuft zurück. Tränenlos jetzt. "Es kommt in Ordnung", sagt sie kurz, "ihr werdet schon sehen."
"Wie denn?", fragt Irene. "Hast du vielleicht einen Riesen an der Hand, der eben mal in die Dachrinne reinlangt und den Ball wieder rausholt? - Da bin ich aber mächtig gespannt."
Auch Ruth und Beate sehen sie ungläubig an. Doris tut geheimnisvoll. Eigentlich weiß sie ja selbst nicht, wie das klappen soll. Doch auf ihre Mutter ist Verlass. Was die verspricht, darauf kann man Gift nehmen. Hundertprozentig.
Sie spielen weiter. Wer gewinnt, ist eigentlich gar nicht mehr so wichtig. Heimlich warten sie alle auf das Wunder, das da geschehen soll. Und dann - etwa eine halbe Stunde später - kommt das Wunder in Form eines Feuerwehrautos. Doris atmet auf. Ja natürlich, daran hatte ihre Mutter gedacht. "Papa!", ruft sie begeistert. Der aber hat schon die Feuerwehrleiter ausgezogen und klettert hinauf.
Leute bleiben stehen. Was ist denn hier los? Man sieht doch nirgends Rauch. Auch keine Flammen. Sie wundern sich, verfolgen das Schauspiel.
Jetzt ist der Feuerwehrmann ganz oben, greift in die Dachrinne und - die Spannung steigt - er wirft einen Ball herunter. Einen Ball? Einen ganz gewöhnlichen Ball?
Enttäuschtes bis empörtes Murmeln geht durch die Reihen der Gaffer. "So'n Theater um einen lächerlichen Ball! Zzzt, dass ich nicht lache!" Die Leute gehen ihrer Wege, verärgert, dass sie sich aufhalten ließen und dass überhaupt nichts los war, über das sich zu reden lohnt. Wie kann man ein Göhr nur so verwöhnen. Un-er-hört! Doris kümmert das alles nicht. Beglückt umfasst sie ihren Ball. "Danke, Papa!"
Hinter ihr lacht jemand. Es ist Tante Neschi. Eigentlich nur eine Nenntante, nicht wirklich verwandt. "Doris, Liebes , du bist schon ein Glückskind. Für dich würde Papa wohl auch die Sterne vom Himmel holen, wenn du ihn darum bittest."
Doris lacht zurück."Na klar, zumindest würde er es versuchen, wenn Mutti ihm gut zuredet."
Jetzt sind alle Erwachsenen weg. Das Spiel könnte ungestört weitergehen. Aber sie haben sich müde getobt, und der spannende Zwischenfall beschäftigt sie immer noch. Jedes der Mädchen fragt sich insgeheim, ob die eigenen Eltern ihre kleinen Kümmernisse auch so ernst nehmen würden. Und alle kommen für sich zu dem Schluss: nein, bestimmt nicht. Schade eigentlich. Ruth spricht aus, was auch die anderen beiden denken: "Du hast es gut, solche Eltern möchte ich auch haben."
Doch da stellt sich Irene vor sie und sagt giftig: "Eltern? Dass ich nicht lache! Das sind ja überhaupt nicht deine Eltern! Meine Mutter hat es mir erzählt. Deine richtige Mutter ist nämlich tot. Mausetot. Und das schon, seitdem du geboren bist!"
"Quatsch!", sagt Doris, "Dann hätten sie mir das längst gesagt. Du spinnst ja, du blöde Ziege! Gib zu, dass du dir das ausgedacht hast!"
"Frag doch deine sogenannten Eltern - du wirst schon sehen!" Unerhört! Das sieht Irene ähnlich. Noch nie hat Doris sie ausstehen können. Schluss mit der albernen Ballspielerei. Es reicht.
"Und überhaupt: wie kommst du dazu, hier anzutanzen? Macht man das, fremde Briefe lesen? Nie was von Postgeheimnis gehört?"
Doris gerät in Zorn.
"Wär's dir lieber, ich hätte der Klassenlehrerin gesteckt, was ihre Musterschülerin in Wirklichkeit während des Unterrichts treibt?" Irenes Blicke sind böse.
"Es würde mich nicht wundern, wenn eine Lügnerin, die fremde Briefe liest, auch noch eine Petze wär", sagt Doris scharf. "Dann tschüss für heute!"
Ruth hat ein Stückchen denselben Weg. "Ärger dich doch nicht über die Kröte", sucht sie ihre beste Freundin zu trösten, "ist doch klar wie Kloßbrühe, sie ist nur neidisch. Ihre Mutter stänkert dauernd mit ihr rum, und ihr Vater ist im Krieg. Da kann sie wohl nicht anders."
"Denn bis morgen! - Dann verabreden wir uns lieber in der Pause."
"Ja, ist besser. So was passiert uns nicht noch mal."
Ruth ist außer Sichtweite. Doris könnte jetzt gerade über die Straße gehen und wäre zu Haus. Doch irgendwie schwirrt ihr diese ungeheuerliche Behauptung noch immer im Kopf rum. Bei aller Niedertracht, so was erfindet man doch nicht einfach. Nicht mal Irene. Sie muss doch damit rechnen, dass alle sie meiden, wenn sie solche Lügenmärchen verbreitet. Andererseits ist Lügen eine schwere Sünde, das hätten die Eltern ihr wohl kaum eingeschärft, wenn sie nicht selbst danach leben würden. Undenkbar.
Wie Doris das Problem auch wendet, leise Zweifel bleiben. Kein Rauch ohne Feuer. Wie kommt es, dass in der Vorstadt jemand wohnt, zu dem sie "Vati" sagt und dessen Kinder ihre Geschwister sein sollen. Merkwürdig ist das schon. Und manchmal hat sie ihre Mutter auch gefragt, warum es einen Papa und einen Vati für sie gibt, wo doch alle anderen Kinder nur einen Vater haben. Dann hatte die Mutter abgewinkt und gesagt, sie würde es ihr später erklären.
Ja, irgendwie ist das verdächtig.
Und nun fällt Doris auch noch das Bild ein, das über dem kleinen Mahagonischreibtisch hängt, das Foto einer sehr schönen jungen Frau. Oft hat Doris es betrachtet. Auf die Frage, wer das sei, hat die Mutter ausweichend geantwortet: eine Tante, die schon lange nicht mehr lebt. Doris spürte, dass das nicht alles war, und fragte immer wieder, bis die immer gleiche Antwort gereizt ausfiel. Da fragte sie nicht mehr. Das Geheimnis blieb.
Als Doris in die Wohnung kommt, hört sie, dass die Eltern das Radio auf superleise gestellt haben. Und schon hört sie das dumpfe Pausezeichen Bummbummbumm bum. Die ersten drei Töne gleich, der letzte tiefer. Ein Sender, der verboten ist. Frontberichte. Doris weiß, dass sie um nichts in der Welt verraten darf, dass bei ihr zu Hause dieser Sender eingeschaltet wird. Die Eltern würden "in Teufels Küche kommen" - was auch immer das heißt. Also geht sie nicht weiter, sucht sich was Essbares in der Speisekammer und packt die Schulsachen im Balkonzimmer aus. An Hausaufgaben hat sie heute Nachmittag überhaupt noch nicht gedacht. Komisch eigentlich. Aber es gab ja auch genug Wichtigeres.
Das Problem, das ihr so viel Ärger und Kopfschmerzen bereitet hat, tritt in den Hintergrund. Wird schon nichts zu bedeuten haben! Lieber erst mal um den Stundenplan kümmern. Was ist morgen dran? Paar Rechenaufgaben. Na gut. Turnsachen einpacken. Hausaufsatz. Thema: Ein Frühlingstag. Weiß man ja, was die hören will: Veilchen am Bachesrand, Birkengrün, singende Vöglein und so weiter. Nichts einfacher als das. Die zwei Seiten sind fix fertig. Doris kann sich nur immer wundern, warum manche ihrer Freundinnen seufzen, wenn sie Aufsätze schreiben sollen. Ist doch purer Spaß. Viel besser als das doofe Rechnen.
Die Tür geht auf. "Ach, wir haben dich gar nicht kommen hören!", sagt die Mutter, ehrlich überrascht, mit einer Spur Angst im Blick - wegen des Feindsenders. "Schon genug mit dem Ball gespielt, der dir so furchtbar wichtig war?"
"Och", sagt Doris gedehnt, "es machte keinen Spaß mehr. Irene hat so viel dummes Zeug gequatscht."
"Worum ging's denn?"
"Wirst du nicht erraten. Sie hat behauptet, ihr wärt überhaupt nicht meine Eltern und meine richtige Mutter wäre tot. So'n Quatsch!"
Die Mutter zuckt merklich zusammen. Sie wird ganz blass, und ihre ohnehin großen Augen werden noch größer. Sie muss sich sammeln.
Dann sagt sie sehr ernst: "Komm, Doris, wir beide müssen was bereden."
Merkwürdig, das sieht der Mutter gar nicht ähnlich. Sie ist immer für einen Spaß zu haben und lacht gern mal über die Macken anderer. Obgleich sie eigentlich für alle Macken Verständnis hat.
Doris geht mit ins Wohnzimmer. Hier setzt die Mutter sich aufs Sofa, lässt Doris sich danebensetzen und greift nach ihrer Hand. Warum so feierlich? Ist ja wie im Kino, denkt Doris. Da sitzen die Liebespaare auch immer Hand in Hand auf einem Sofa oder auf einer Parkbank. Zu komisch! Sie verbeißt sich das Kichern. Sie darf sich nichts anmerken lassen, denn diese albernen Filme hat sie natürlich heimlich gesehen, nachmittags bei Beate, die im Kino wohnt.
Da werden die Filme immer probeweise abgespielt, bevor ihr Onkel sie ausleiht.
"Was willst du denn mit mir bereden?", fragt Doris. Die Mutter macht doch sonst nicht solche Umschweife.
"Kind," fängt die Mutter langsam an und atmet schwer, "es gibt da etwas, was ich dir wohl besser schon früher hätte sagen sollen. Es fällt mir nicht leicht." Wieder entsteht eine Pause. Doris wartet. "Du hast schon mehrmals gefragt, wer die Frau dort drüben auf dem Foto ist, in dem ovalen Rahmen. Es ist …" Doris ahnt, was kommen wird und starrt die Mutter mit entsetzten Augen an. Dann fallen die gefürchteten Worte: "Es ist deine richtige Mutter."
Doris ist, als öffne sich der Boden unter ihr, als würde sie in eine tiefe Erdspalte geschleudert. So muss es beim Erdbeben sein. Jeder Halt ist weg. Nichts stimmt mehr. Kein Wort bringt sie heraus. Starrt nur die Mutter an, Hilfe suchend. Aber es kommt kein Widerruf, es muss also wahr sein.
Diese Frau ist nicht meine Mutter! hämmert es in ihrem Kopf. Immer wieder. Immer schmerzhafter. Und dann: Sie hat mich belogen. Von Anfang an belogen. Hat mich glauben lassen, sie war's.
Das ist doch zum Verrücktwerden! Und dann gleichzeitig das Gebot: Du sollst nicht lügen. Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten! All diese Sprüche, diese faulen Sprüche! Darf man das? Ein Kind so für dumm verkaufen, weil es eben nur ein Kind ist? Wer ist sie dann wirklich?
Die Mutter hält die Starre des Mädchens für Gefasstheit und spricht langsam, unter Seufzern, weiter: "Deine Mutter ist gestorben, als du gerade erst geboren warst.“
Doris schluchzt auf. Schlagartig begreift sie: Sie ist schuld, ihretwegen musste diese schöne junge Frau sterben. Nur, weil sie geboren wurde. Das ist nun wirklich zu viel! Sie bricht zusammen und weint hemmungslos. Wie durfte das Schicksal das zulassen. Durch nichts, durch rein gar nichts wird sie diese Schuld je tilgen können. Immer, von Stund an, wird sie daran denken müssen, dass ihr Leben durch jenes andere Leben erkauft worden ist. Und sie hat die ganzen neun Jahre lustig dahingelebt, als wäre alles in bester Ordnung.
Die Mutter weint nun auch. Schon lange liegt es ihr wie ein Stein auf der Seele. Aber dass es Doris so trifft, hat sie nicht erwartet. Hilflos streicht sie ihr über das Haar, drückt diesen Kopf an sich, von dem sie wohl wissen möchte, was sich darin abspielt. "Wollen wir morgen zum Friedhof gehen und neue Blumen zum Grab bringen?"
Doris schluchzt noch lauter auf. "Nein!", sagt sie beschwörend. Vor ihren Augen steht das Bild: die richtige Mutter, eingebuddelt in der Erde. Ihretwegen.
"Vati ist dein richtiger Vater", sagt die Mutter, "ich bin seine Schwester, also eigentlich deine Tante. Weil Papa und ich keine Kinder haben konnten, haben wir dich als unser Kind zu uns genommen. Denn was hätte dein Vater tun sollen mit dir Säugling. Es waren ja noch deine Geschwister da. Lisette war zehn damals und Rolf sieben. Das war alles schrecklich traurig. … Paar Jahre später hat dein Vater wieder geheiratet. Deshalb sind Herta und Hubert deine Halbgeschwister."
Doris hört und begreift jedes Wort, aber nichts von allem kann sie trösten. Der Weinkrampf hält an. Nur Unglück hat ihre Geburt der Familie gebracht! Insgeheim werden alle sie verflucht haben. Alle Freundlichkeit ist nur geheuchelt. Sie ist also Waise oder doch jedenfalls Halbwaise.
Die Mutter deutet ihre Aufregung falsch. "Wärst du denn lieber in der Familie bei Vati?"
Doch da heult Doris nur noch lauter auf. Nur das nicht! Vati bewundert sie, weil er so viel weiß, aber dass er ungerecht sein kann, hat sie auch schon erlebt. Und seine Frau - überhaupt nicht vorstellbar als Mutter. Und die kleineren Geschwister, die ihr jetzt schon ständig die gut gehüteten Spielsachen wegnehmen und absichtlich kaputtmachen - bloß nicht. Haben sie doch neulich erst ihre Puppe zerteilt und stückweise im Garten vergraben!
Sie schüttelt heftig den Kopf. "Ich wäre auch sehr traurig", sagt die Mutter, "wenn du nicht bei uns bleiben möchtest. Du gehörst doch zu uns. Wenn du unser eigenes Kind wärst, könnten wir dich nicht mehr lieb haben, das kannst du mir glauben."
Sicher, solange Doris geglaubt hat, es sei die richtige Mutter, hatte sie nicht mehr an ihr auszusetzen als andere Kinder an ihren Müttern auch. Sicher meint sie es so, wie sie es gesagt hat. Und natürlich hat sie sie großgezogen und alles für sie getan. Aber ist es nicht Verrat an der richtigen Mutter, eine andere an ihrer Stelle zu lieben? Denn schließlich hat sie ihr Leben geopfert. Wie lässt sich leben mit zwei Müttern? Wie?