Zum Buch

Jedes Kind in China kennt die Geschichte der drei Schwestern aus Shanghai, die die Geschicke Chinas im 20. Jahrhundert von den Zentren der Macht aus mitbestimmten. Man sagte über sie: Eine liebte das Geld, eine liebte die Macht, und eine liebte ihr Land. Alle drei genossen Privilegien, Ruhm und Reichtum, wurden aber auch angefeindet und sahen sich tödlichen Gefahren ausgesetzt. Sie zeigten Mut, erlebten stürmische Liebe, aber auch große Verzweiflung.

»Die drei Schwestern« ist ein fesselndes Epos über Liebe, Krieg, Exil, Intrigen, Glamour und Verrat. Jung Chang erzählt die Leben dreier außergewöhnlicher Frauen nach, die China im 20. Jahrhundert maßgeblich prägten.

Zu Autorin

Jung Chang, geboren 1952 in China, lebt seit 1978 in London. Für ihr autobiografisches Buch »Wilde Schwäne«, das in über zwölf Ländern auf Platz 1 der Bestsellerlisten stand und sich weltweit mehr als 10 Millionen Mal verkaufte, erhielt sie zahlreiche Preise. Auch ihre aufsehenerregende Biografie »Mao« (Blessing, 2005) war ein internationaler und deutscher Bestseller. Zuletzt erschien die Biografie »Kaiserinwitwe Cixi« bei Blessing (2014).

JUNG

CHANG

DIE

DREI

SCHWESTERN

Das Leben der Geschwister Soong und

Chinas Weg ins 21. Jahrhundert

Aus dem Englischen von

Helmut Dierlamm und Norbert Juraschitz

Blessing

Originaltitel: Big Sister, Little Sister, Red Sister – 

Three Women at the Heart of Twentieth-Century China

Originalverlag: Jonathan Cape, Penguin Random House UK, London

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Satz: Leingärtner, Nabburg

e-ISBN: 978-3-641-21223-0
V001

www.blessing-verlag.de

Meiner Mutter

Inhalt

Einleitung

Teil I:    Der Weg zur Republik (1866–1911)

1  Der Aufstieg des Vaters von China

2  Soong Charlie: Methodistenprediger und heimlicher Revolutionär

Teil II:    Die Schwestern und Sun Yat-sen (1912–1925)

3  Ei-ling: Eine »verdammt kluge« junge Dame

4  Chinas demokratischer Aufbruch

5  Die Hochzeiten von Ei-ling und Ching-ling

6  Madame Sun Yat-sen

7  »Ich möchte dem Beispiel meines Freundes Lenin folgen«

Teil III:    Die Schwestern und Chiang Kai-shek (1926–1936)

8  Shanghai-Ladys

9  May-ling lernt den Generalissimus kennen

10  Verheiratet mit einem umstrittenen Diktator

11  Ching-ling im Exil: Moskau, Berlin, Shanghai

12  Mann und Frau als Team

13  Die Befreiung von Chiangs Sohn aus den Klauen Stalins

14  »Das Weib wird den Mann schützend umgeben«

Teil IV:    Die Schwestern im Krieg (1937–1950)

15  Tapferkeit und Korruption

16  Die Frustration der Roten Schwester

17  Triumph und Elend der Kleinen Schwester

18  Der Sturz des Chiang-Regimes

Teil V:    Drei Schwestern, drei Schicksale (1949–2003)

19  »Wir müssen jede Gefühlsduselei zerschmettern«: Das Leben als Maos Stellvertreterin

20  »Ich bereue nichts«

21  Tage in Taiwan

22  Die Hollywood-Connection

23  New York, New York

24  Die Zeiten ändern sich

Anmerkungen

Besuchte Archive

Bibliografie

Dank

Verzeichnis der Illustrationen

Bildteile

Einleitung

Das wohl bekannteste moderne chinesische »Märchen« ist die Geschichte der drei Schwestern aus Shanghai, geboren Ende des 19. Jahrhunderts. Ihre Familie hieß Soong, war wohlhabend, bekannt und zählte zur Oberschicht der Stadt. Die Eltern waren fromme Christen, ihre Mutter gehörte dem angesehensten Clan an, dem der Xu, nach dem ein Bezirk Shanghais benannt ist, und ihr Vater war der erste Chinese, der im Süden der Vereinigten Staaten von Methodisten bekehrt wurde. Die drei Töchter der Familie Soong – Ei-ling (»liebenswürdiges Zeitalter«, 1889 geboren), Ching-ling (»glorreiches Zeitalter«, 1893 geboren) und May-ling (»schönes Zeitalter«, 1898 geboren) – wurden als Kinder in die Vereinigten Staaten auf die Schule geschickt, was damals sehr ungewöhnlich war. Jahre später kehrten die Mädchen nach China zurück und sprachen besser Englisch als ihre Muttersprache. Mit ihrer zierlichen Statur und einem kantigen Kinn entsprachen sie nach traditionellen Standards nicht dem gängigen Schönheitsideal; ihre Gesichter hatten nicht die Form von Melonensamen, die Augen glichen nicht Mandeln, und die Augenbrauen bildeten keine eleganten Bögen. Aber sie hatten eine sehr zarte Haut, feine Gesichtszüge und eine anmutige Haltung, die sie durch modische Kleidung zusätzlich zu betonen verstanden. Die Schwestern hatten die Welt gesehen, sie waren klug, eigenständig und selbstsicher. Sie hatten »Klasse«, wie man heute sagen würde.

Was sie letztlich zu modernen chinesischen »Prinzessinnen« machte, waren ihre außergewöhnlichen Eheschließungen. Ein Mann, der sich zuerst in Ei-ling und dann in Ching-ling verliebte, war Sun Yat-sen, der Vorreiter der republikanischen Revolution, die im Jahr 1911 die Monarchie stürzte. Der als der »Vater (des republikanischen) Chinas« bekannte Sun wird in der gesamten Chinesisch sprechenden Welt bewundert. Ching-ling wurde seine Frau.

Sun starb im Jahr 1925, und sein Nachfolger, Chiang Kai-shek, machte May-ling, der Kleinen Schwester, den Hof und heiratete sie. Chiang bildete im Jahr 1928 eine nationalistische Regierung und regierte in China, bis ihn die Kommunisten 1949 zwangen, sich nach Taiwan zurückzuziehen. Die Kleine Schwester war während der zwanzig Jahre, die ihr Mann an der Macht war, die First Lady des Landes. Im Zweiten Weltkrieg, als Chiang den chinesischen Widerstand gegen die japanische Invasion anführte, wurde sie zu einer der berühmtesten Frauen ihrer Zeit.

Ihre älteste Schwester Ei-ling, die Große Schwester, heiratete H. H. Kung, der, dank der Beziehungen seiner Frau, viele Jahre lang die Posten des Regierungschefs und Finanzministers bekleidete. Diese Ämter halfen wiederum Ei-ling bei ihrem Aufstieg zu einer der reichsten Frauen Chinas.

Die Familie Soong, die neben den drei Töchtern auch drei Söhne hatte, bildete den engeren Kreis von Chiang Kai-sheks Regime, mit Ausnahme von Ching-ling, der Witwe Sun Yat-sens, die sich den Kommunisten anschloss, weshalb man sie gelegentlich auch die Rote Schwester nannte. Somit trennten zwei antagonistische politische Lager die Schwestern. Im Bürgerkrieg, der auf den Zweiten Weltkrieg folgte, unterstützte die Rote Schwester nach Kräften die Kommunisten in ihrem Kampf gegen Chiang, auch wenn dies den Ruin ihrer eigenen Familie bedeutete. Nach dem Zusammenbruch von Chiangs Regime und der Gründung des kommunistischen China unter Mao Tse-tung im Jahr 1949 wurde die Rote Schwester Stellvertretende Vorsitzende an Maos Seite.

Die Schwestern waren ohne Frage auch über ihre einflussreichen Ehepartner hinaus etwas Besonderes. In der Chinesisch sprechenden Welt werden die Menschen es nie müde, ihr Leben und Wirken zu thematisieren. Ich erinnere mich an zwei Episoden aus der Zeit meiner Kindheit und Jugend in den 1950er- bis in die 1970er-Jahre in Maos China. Das Land befand sich damals unter einer strengen totalitären Kontrolle und war völlig von der Außenwelt isoliert. So badete Frau Chiang – die Kleine Schwester – angeblich jeden Tag in Milch, damit ihre Haut so leuchtend hell blieb. Damals war die überaus nahrhafte und heiß begehrte Milch kaum erhältlich und für eine Durchschnittsfamilie unbezahlbar. Sie als Badewasser zu benutzen galt als empörende Ausschweifung. Einmal versuchte ein Lehrer, diesen verbreiteten Mythos auszuräumen, und raunte seinen Schülern zu: »Glaubt ihr denn wirklich, es wäre so angenehm, in Milch zu baden?« Wenig später wurde er als »Rechtsabweichler« gebrandmarkt.

Die zweite Geschichte, die großen Eindruck auf mich machte, handelte davon, dass Ching-ling, die Vizevorsitzende des puritanischen Rotchina, mit ihrem Hauptleibwächter zusammenlebte, der nicht einmal halb so alt war wie sie. Es hieß, sie hätten deshalb eine körperliche Beziehung entwickelt, weil der Leibwächter sie zu Bett gebracht und ihr beim Aufstehen behilflich gewesen sei, als Ching-ling alt und auf den Rollstuhl angewiesen gewesen sei. Die Leute spekulierten endlos darüber, ob die beiden geheiratet hätten, und stritten sich, ob die Beziehung geduldet werden dürfe. Es ging das Gerücht, die Partei habe die Affäre unter Berücksichtigung der Tatsache geduldet, dass Ching-ling lange Zeit verwitwet gewesen sei und einen Mann brauche. Angeblich gestattete die Partei ihr sogar, trotzdem den angesehenen Namen Madame Sun zu behalten. An diese Geschichte erinnere ich mich besonders gut, weil man so selten etwas über das Liebesleben einer führenden Persönlichkeit des Landes hörte. Niemand wagte es, über einen der höchsten Funktionäre Klatsch zu verbreiten.

Nach Maos Tod im Jahr 1976 und der Öffnung Chinas ließ ich mich in Großbritannien nieder und erfuhr noch viel mehr über die Schwestern. Mitte der 1980er-Jahre bekam ich sogar den Auftrag, ein kurzes Buch über die Rote Schwester Ching-ling zu schreiben. Aber obwohl ich umfangreiche Nachforschungen anstellte und einen Text von rund dreißigtausend Wörtern verfasste, berührte mich das Thema merkwürdigerweise gar nicht. Ich versuchte nicht einmal, dem Skandal um den Leibwächter auf den Grund zu gehen.

Im Jahr 1991 erschien Wilde Schwäne. Die Geschichte einer Familie – Drei Frauen in China von der Kaiserzeit bis heute, das Buch, das ich über das Leben meiner Großmutter, meiner Mutter und mein eigenes Leben schrieb. Danach verfasste ich zusammen mit meinem Mann Jon Halliday eine Mao-Biografie. Mao und sein Schatten beherrschten die ersten sechsundzwanzig Jahre meines Lebens, und ich wollte unbedingt mehr über ihn erfahren. In einem weiteren Buchprojekt widmete ich mich der Kaiserinwitwe Cixi, der letzten großen Monarchenfigur Chinas (ungekrönt, denn Frauen war es nicht gestattet, Kaiserin zu werden). Nach ihrem Aufstieg vom Rang einer einfachen Konkubine zur Staatsmännin zog Cixi jahrzehntelang hinter dem Thron die Fäden, herrschte über das Reich und führte das mittelalterliche Land ins Zeitalter der Moderne. Beide Themen ließen mir zwanzig Jahre meines Lebens keine Ruhe und vereinnahmten mich völlig. Es war nicht einfach zu entscheiden, über wen ich als Nächstes schreiben sollte. Der Gedanke an ein Buch über die Soong-Schwestern begegnete mir, aber ich verwarf ihn. Seit Wilde Schwäne hatte ich über Menschen geschrieben, die ein politisches Programm vorgegeben und den Lauf der Geschichte verändert hatten, was auf die Schwestern nicht zuzutreffen schien.

Als Einzelpersonen blieben sie, nach den verfügbaren Informationen zu urteilen, Figuren eines Märchens, die treffend mit der viel zitierten Wendung beschrieben werden: »In China gab es drei Schwestern. Eine liebte das Geld, eine liebte die Macht, und eine liebte ihr Land.« Allem Anschein nach gab es keine inneren Konflikte, moralische Dilemmas geschweige denn qualvolle Entscheidungen – all jene Dinge, die Menschen erst real und interessant machen.

Stattdessen überlegte ich, ein Buch über Sun Yat-sen, den Vater des republikanischen China, zu schreiben. Sun, er lebte von 1866 bis 1925, stieg in der Zeitspanne von Cixi bis Mao zu großer Berühmtheit auf, stellte genau wie sie ein Programm auf und bildete eine Art »Brücke« zwischen ihnen. Unter Cixi hatte China die Reise zu einer parlamentarischen Demokratie angetreten und erwartete größere Freiheit und Offenheit. Nichtsdestotrotz übernahm vier Jahrzehnte nach Cixis Todesjahr 1908 Mao die Macht, schottete das Land ab und stürzte es in eine totalitäre Tyrannei. Was geschah in diesen vier Jahrzehnten, in denen Sun Yat-sen eine zentrale Rolle spielte? Dieser Frage, die mich nicht mehr losließ, wollte ich auf den Grund gehen.

Für die Chinesen, und für jene außerhalb der Chinesisch sprechenden Welt, die von ihm gehört haben, galt Sun fast als ein Heiliger. Aber war er das wirklich? Was leistete er tatsächlich für China und inwieweit schadete er dem Land, was tat er ihm an? Und was für ein Mensch war er? Ich wollte Antworten auf diese und zahlreiche andere Fragen finden.

Während ich Suns Leben – und das seiner Mitmenschen – wie ein Puzzle Teil für Teil zusammenfügte, trat die faszinierende Persönlichkeit seiner zweiten Frau und ihrer Schwestern nach und nach hervor und faszinierte mich zunehmend. Sun war, wie ich erkannte, ein vollendetes politisches Geschöpf, das seine Ambitionen zielstrebig verfolgte. Die Tatsache, dass er kein Heiliger war, kam geradezu einer Erleichterung (für die Biografin) gleich. Die Geschichte seines Wegs an die Macht, der voller Höhen und Tiefen, voller Verbrecher und verbrecherischer Methoden wie Vendettas und Attentate war, liest sich wie ein Thriller. Und es war auch erfüllend darzulegen, wie dieser Mann Geschichte geschrieben hatte. Doch das Leben der Frauen, die nicht nur für die Politik lebten, wurde nach und nach facettenreicher und gewann an Reiz. Und so entstand mein Entschluss, sie zum Gegenstand dieses Buches zu machen.

Sobald ich den Fokus auf die Schwestern verlagerte, wurden mir die Augen geöffnet, wie außergewöhnlich die drei wirklich waren. Ihr Leben erstreckte sich über drei Jahrhunderte (May-ling starb 2003 im Alter von einhundertfünf Jahren) im Zentrum des Geschehens während hundert Jahre andauernder Kriege, dramatischer Revolutionen und gewaltiger Umwälzungen. Die Kulisse wechselte von den großen Partys in Shanghai in die Penthouses New Yorks, von Emigrantenvierteln in Japan und Berlin bis in geheime Versammlungsräume in Moskau, von dem Komplex der kommunistischen Elite in Peking bis in die Korridore der Macht im allmählich demokratisch werdenden Taiwan. Die Schwestern erlebten Hoffnung, Mut und leidenschaftliche Liebe ebenso wie Verzweiflung, Angst und Kummer. Sie sonnten sich in üppigem Luxus, Privilegien und Ruhm, lebten aber auch in ständiger Todesangst. Als Ching-ling einmal in Lebensgefahr schwebte – ihr Gatte Sun Yat-sen hatte sie vorgeschoben, um feindliches Feuer auf sie zu ziehen und so seine eigenen politische Ziele zu fördern – und nur knapp dem Tod entkam, hatte sie eine Fehlgeburt und konnte daraufhin keine Kinder mehr bekommen. Ihre Qual wegen dieses Schicksals sollte eine große Rolle bei ihrem Auftreten als Stellvertretende Vorsitzende des kommunistischen China spielen.

Auch May-ling erlitt eine Fehlgeburt, in deren Folge sie kinderlos blieb. Auf ihren Mann Chiang Kai-shek, dessen politische Karriere begann, nachdem er einen Gegner Suns getötet hatte, waren ebenfalls Killer angesetzt. Zwei kamen eines Abends sogar in die Nähe des gemeinsamen Ehebettes.

Ei-ling half ihrer kleinen Schwester, die Lücke zu füllen, die durch die Kinderlosigkeit entstanden war, musste jedoch auch ihr Leben lang mit eigenen Enttäuschungen fertigwerden. Dazu zählte insbesondere ihr schlechter Ruf: Sie wurde als die habgierige und heimtückische Große Schwester angesehen, während die Rote Schwester als unfehlbare Gottheit und die Kleine Schwester als glamouröser internationaler Star verehrt wurden. Die Beziehung zwischen den drei Frauen war emotional sehr stark aufgeladen, und das nicht nur weil Ching-ling aktiv darauf hinarbeitete, das Leben der anderen beiden zu zerstören. Chiang Kai-shek ermordete den Mann, den sie nach Suns Tod geliebt hatte: Deng Yan-da, einen charismatischen, zum Führer geborenen Mann, der als Alternative zu den Kommunisten und Nationalisten eine dritte Partei gegründet hatte.

Die jüngste chinesische Geschichte ist eng mit den persönlichen Schicksalen der Soong-Schwestern verflochten. Bei meinen Nachforschungen über sie – und Chinas Kolosse Sun Yat-sen und Chiang Kai-shek – konnte ich aus einer Unmenge an Material schöpfen. Eine üppige Korrespondenz, Schriften und Memoiren, die zum großen Teil in China aufbewahrt werden, sind veröffentlicht oder zugänglich gemacht worden. Im mittlerweile demokratisch regierten Taiwan sind die Archive geöffnet worden. Die Stadt London, wo Sun seine eigene »Entführung« inszenierte, die den Beginn seiner Karriere bedeutete, bietet eine Fülle von Erkenntnissen. Vor allem Institutionen und Bibliotheken in den Vereinigten Staaten von Amerika, zu denen der erweiterte Familienkreis enge Verbindungen hatte, beherbergen zahlreiche Dokumentensammlungen, die wahre Schatzkisten sind. Eine überaus kostbare, relativ neue Ergänzung ist Chiang Kai-sheks Tagebuch, das er siebenundfünfzig Jahre lang Tag für Tag führte. Es ist ungewöhnlich persönlich und enthält unzählige Enthüllungen über seine Ehe mit May-ling.

Die Geschichte der Soong-Schwestern begann, als China den Übergang von der Monarchie zu einer Republik antrat. Der Mann, der bei diesem historischen Prozess die wichtigste Rolle spielte, war Sun Yat-sen. Sun und seine republikanische Revolution sollten das Leben der drei Schwestern maßgeblich prägen.

Teil I

Der Weg zur Republik

(1866–1911)