Strategie
Navigieren in der Komplexität der Neuen Welt
Campus Verlag
Frankfurt/New York
Über das Buch
Die Entwicklung seiner Strategiekonzeption resultiert unter anderem aus Fredmund Maliks früher Erkenntnis, dass Wirtschaft und Gesellschaft durch einen der größten Umwandlungsprozesse gehen, die es historisch je gab. Diesen Prozess nennt Malik »Die Große Transformation21«.
Malik hat die heutigen Finanz- und Schuldenkrisen schon in ihren Anfängen erkannt und aufgezeigt. Als Erster sah er, dass deren Hauptursachen im angelsächsischen Neoliberalismus und in der einseitigen Shareholder-Value-Orientierung lagen. Letztere führte zu falschen Strategien und so zur historisch größten Fehlallokation von ökonomischen und sozialen Ressourcen. Als Folge entwickelte Malik innovative Strategie-Tools, die es möglich machen, die Krise als Beschleunigungsrampe zu nutzen für die Neupositionierungen und Strukturreformen. Maliks Management bildet präzise die Komplexität der strategischen Herausforderungen ab und liefert ein komplettes Instrumentarium für das erfolgreiche Navigieren von Organisationen in allen Wirtschaftslagen.
»Fredmund Malik has become the leading analyst of, and expert on Management in Europe … and a powerful force in shaping it … He is a commanding figure – in theory as well as in the practice of Management.«
Peter F. Drucker
Informationen zum Autor
Prof. Dr. Fredmund Malik steht für professionelles Management sowohl in der fundierten wissenschaftlichen Theorie als auch in der praktischen Anwendung. Sein über Jahrzehnte konsequent vom Zeitgeist losgelöstes Verständnis von Management als wichtigste gesellschaftliche Funktion beeinflusst Generationen von Führungskräften. Malik ist an der Schweizer Universität St. Gallen habilitierter Professor em. Für Unternehmensführung, international ausgezeichneter Managementexperte sowie Gründer und Chairman von Malik St. Gallen, der führenden Knowledge-Institution für das Management komplexer Systeme mit Niederlassungen in St. Gallen, Zürich, Wien, Berlin, London, Toronto, Peking und Shanghai. Darüber hinaus ist er als Mitglied und Vorsitzender in Aufsichts-, Verwaltungs- und Stiftungsräten fundierter Kenner der Praxis von Corporate Governance. Malik ist einer der profiliertesten Managementvordenker und vielfach ausgezeichneter Autor von Bestsellern, darunter der Klassiker Führen Leisten Leben, der zu den 100 besten Managementbüchern aller Zeiten gehört.
Für die frühen Denker zielsicherer Navigation
und zuverlässiger Strategie für die
Große Transformation21:
Aloys Gälweiler, Cesare Marchetti und Sidney Schoeffler
Vorwort
Die neuen Herausforderungen
Das richtige Wissen
Einführung: Die richtige Strategie für die Große Transformation21
Die Revolution der Großen Transformation21
Die innovativen, intelligenten und richtigen Lösungen
Strategie: Richtig Navigieren durch die Komplexität der Großen Transformation21
Thesen
Sprachgebrauch
Teil I
Strategie für die Große Transformation21
1. Wie Strategie aussieht, wenn man die Zukunft nicht kennen kann
2. Die Große Transformation21
Die Alte Welt geht unter, weil eine Neue Welt entsteht
Mega Change in Mega Systemen
Krise als Geburtswehen der Neuen Welt
Ökonomie genügt für das Verstehen der Weltwirtschaftskrise nicht
Zerstörungsmaschine angelsächsische Corporate Governance
Komplexitäts- und Managementkrise: Das Fehlen der Nervensysteme
Der dritte Akt der Krise: Deflation
Das neue Funktionieren: Komplexität meistern
3. Wenn man nicht weiß, was man wissen müsste: Das Minenfeld der strategischen Irrtümer
Strategische Irreführung durch operative Daten
Sieben Merksätze zur Unterscheidung von Operativer und Strategischer Führung
Strategische Denkfallen
Teil II
Strategie als Master Control in den Ganzheitlichen ManagementSystemen
1. Unternehmen zum Funktionieren bringen
Verstärkung der Führungswirkung durch Management Assistant Systems
Richtiges und Gutes Management mit universeller Gültigkeit
Management, Finanzmärkte und Alpinismus
Ein praktischer Tipp für bereits kundige Leser
Was sind Master Controls?
Das Management Basismodell mit seinen Basiskonzepten
Management von Institutionen: Das General Management Modell
Management für Personen: Das Standardmodell der Wirksamkeit oder »Führungsrad«
Das Integrierte ManagementSystem (IMS)
Integrierte Strategie als Top-Querschnittsfunktion
2. Die Richtung weisen mit Unternehmenspolitik und Business Mission
Der richtige Zweck
Die richtige Mission
Die richtige Leistung
Teil III
Komplexität meistern durch zuverlässiges Navigieren in jeder Lage
1. Die strategische Navigation revolutionieren
Das Malik Gälweiler Navigationssystem
Richtige Strategie für eine unbekannte Zukunft
Ende der Beliebigkeit in der Strategiegestaltung
Ohne Prognosen noch weiter in die Zukunft blicken
Zeitkonstanten und Systemtotzeit
Grenzen der Marktwirtschaft: Warum Ökonomen nicht weit genug sehen
Worauf man achten muss: Die Steuerungs- und Orientierungsgrößen
Zuverlässig funktionieren durch kybernetische Lenkungssysteme
2. Verlässlich lenken durch kybernetisches Navigieren
Erste Systemebene: Die Liquidität
Zweite Systemebene: Der Erfolg
Dritte Systemebene: Die gegenwärtigen Erfolgspotenziale (GEPs)
Vierte Systemebene: Zukünftige Erfolgspotenziale (ZEPs)
3. Die richtige Strategie – unabhängig von der Wirtschaftslage: Die Strategy Map
Das lösungsinvariante Kundenproblem
Lösungstechnologien
Sozio-ökonomische Trends
Marktstellung
Investitionen und Kostensenkungspotenziale
Forschungs- und Entwicklungsziele
Finanz- und Bilanzgrößen
Teil IV
Dem Wandel folgen – Erfolgsfaktoren für das heutige Geschäft
1. Ende des Blindflugs: PIMS – Die hohe Schule der richtigen Strategie
Strategische Leadership
Die PIMS-Revolution
Strategie auf der Ebene der Strategischen Geschäftseinheit
Die Entdeckung der »Laws of the Market Place«
Die geniale Forschungsidee: Die Struktur bestimmt den Gewinn, nicht die Branche
Neues Benchmarking nach biologischem Muster
Die PIMS-Datenbank-Suiten
Universell gültige Faktoren für 75% des Gewinns
Antworten auf strategische Schlüsselfragen
Die acht bedeutendsten Faktoren für den Erfolg
2. Strategisches Kernwissen: Ein Füllhorn an Erkenntnissen
Marktstellung
Stabilität der Ergebnisse über die Zeit
Scheinbare Anomalie führt zu Entdeckung eines neuen Faktors
Ist Innovieren gut?
Wo viele an Ertragskraft verlieren, ohne es zu merken
Wie wichtig ist das Marktwachstum?
Systemische Vernetzung der PIMS-Faktoren
PIMS und die sechs Central Performance Controls (CPC)
Die Kybernetik der PIMS-Strategie-Entwicklung
Zusammenfassung des Nutzens der PIMS-Erkenntnisse für das Top-Management
Kritik am PIMS-Programm
Was im Geschäft gültig bleibt, wenn sich alles ändert
3. Strategische Schallmauern durchbrechen: Drei PIMS-Pioniermodelle
Das Potenzial des Geschäfts kennen: Das PIMS-PAR-Modell
Von den Gewinnern lernen: Das PIMS-Look-Alike-Modell
Power Tool Customer Value Map – zwei unbestechliche Fixsterne: Kundennutzen und Konkurrenzfähigkeit
Teil V
Dem Wandel voraus sein – Erfolgsfaktoren für das neue Geschäft
1. Konstanten in den Gezeitenströmen des Wandels
Die Magie der Muster, die verbinden …
Auch wir werden ersetzt … Die Schöpferische Zerstörung
Die Symphonie der S-Kurven: Die Zukunft klar sehen
Einfache Wachstumsprozesse
Vom Wachstum zur Substitution
Wenn mehrere Systeme um ihre Existenz konkurrieren
Den geheimen Antrieb des epochalen Wandels entdecken
Jahrhundertzyklen: Invention – Innovation – Substitution – Exploitation
Hat Kondratieff recht? Der Rhythmus der langen Wirtschaftszyklen
Sich selbst zerstörende und selbst erschaffende Systeme
2. Innovieren für die Große Transformation21: Den Erfolg programmieren, bevor man beginnt
Von der Kunst zum Handwerk des Innovierens
Missverständnisse über das Innovieren
3. Selbst das Unbekannte meistern: Die PIMS-Start up-Strategie
Gesamtkunstwerk Start up-Geschäft: Die Geheimnisse des Innovationserfolgs
Die richtige Umgebung für Start up-Businesses
In der richtigen Umgebung die richtige Strategie wählen: Wissen statt raten
4. Start up-Strategien umsetzen: Die Grundsätze für wirksames Innovieren
1. Ziele auf die Spitze, auf Marktführerschaft und deutliche Veränderungen
2. Schaffe Platz für das Neue
3. Trenne das Neue vom Bisherigen
4. Suche die Chancen in den Problemen
5. Verlange eine zweite »erste« Seite von den Controllern
6. Schreibe deine Erwartungen auf
7. Stelle die Grenzkonditionen fest
8. Du brauchst die besten Leute
9. Mache Tests
10. Konzentriere dich strikt auf weniges
Teil VI
Revolution der Managementmethoden – Strategiemethodik ohne Grenzen von Zeit und Raum
1. Direttissima: Der direkteste Weg zur richtigen Strategie
2. Change-Revolution durch die Syntegrationsverfahren
Epoche neuer Leadership: Quantensprung in der Sozial-Technologie des Funktionierens
Change und Innovation – rasch und wirksam
Was ist und was leistet die Syntegrationsmethode?
3. Die Cyber Tools
SensiMod: Das Sensitivitätsmodell als GPS des Unternehmens
EKS: Dynamische Spezialisierung
MSA: Management System Audit – Neues Funktionieren und Umsetzen
Operations Room: Umsetzen mit Real Time Control
4. Wie selbst Giganten das Tanzen lernen: Die HyperSyntegration
Anhang
Konzept und Logik der Reihe »Management: Komplexität meistern«
Das Ganze und seine Teile
Die wissenschaftlichen Grundlagen
Wenn die Sprache an ihre Grenzen stößt
Redundanz
Abbildungen
Browser-Technologie
Die Malik ManagementSysteme und ihre Anwender
Bezeichnungen und Identitäten
Die Anfänge
Entwicklungsgeschichte
Anwendungsbereiche und Wirkungen
Autonomie für Management und Manager
Modularität und Interfaces
ManagementSysteme für Selbstdenker
Mit der Qualifikation steigt das Erfolgspotenzial
Selbstmotivation für Selbstentwickler
Verantwortung versus Anerkennung
Autoren und Danksagung
Was man verstehen muss, um diese Buchreihe zu verstehen
Erfolg programmiert sein eigenes Scheitern
Wenn das Denken nicht mitwächst
Probleme des Erfolgs und Gesetze von Systemen
Alte und neue Quellen von Wissen und Erkenntnis
Kybernetik für das Verstehen der neuen Lösungen
Zwei nötige Evolutionssprünge
Neue Erfolgshebel – das Nutzen von Komplexität
Richtiges Management ist kybernetisches Management
Glossarium
Markenrechtlich und urheberrechtlich geschützte Begriffe
Über den Autor
Mitgliedschaften (Auswahl)
Auszeichnungen (Auswahl)
Literatur
Register
Management ist die bewegende Kraft, wo immer viele Menschen gemeinsame Ziele nur durch das Teilen von Arbeit und Wissen erreichen können.
Management ist das Organ der Führung, in all unseren gesellschaftlichen Institutionen – im Wirtschaftsunternehmen ebenso wie in der Universität, im Krankenhaus, in der Stadt und in allen anderen Organisationen.
Management muss der Institution, die es führt, Richtung geben. Es muss die Mission der Institution durchdenken, ihre Ziele festlegen und Ressourcen organisieren für die Resultate, welche die Institution zu erzielen hat.
Management ist jene gesellschaftliche Funktion, die alles zum Funktionieren bringt.
Dies schließt auch verantwortliche Leadership und Governance mit ein.
Nur durch Richtiges Management werden die Ressourcen einer Gesellschaft wirksam in sinnvolle Ergebnisse und in Nutzen transformiert. Zu diesem umfassenden Verständnis von Management gehört auch das Befähigen von Menschen, ihren Beitrag zum richtigen Funktionieren ihrer Organisationen zu leisten. So verstandenes Management schafft Zweck, Orientierung, Struktur und Leistungskraft. Dadurch verwirklicht es auch politische und gesellschaftliche Verantwortung und Ethik.
Zu den größten Herausforderungen von Management gehören die exponentiell steigende Komplexität und die Dynamik des Wandels der heutigen, global vernetzten Systeme. Die damit verbundenen tiefgreifenden Veränderungen nenne ich »Die Große Transformation21«.
Daher verstehe ich Management auch als das Meistern von Komplexität und habe der auf sechs Bände angelegten Reihe diesen Titel gegeben. Es ist diese Perspektive, die den besten Zugang zu Management in seiner Ganzheit eröffnet, und es ermöglicht, dafür die besten Lösungen zu entwickeln.
Die wissenschaftlichen Grundlagen für meine ManagementSysteme sind die drei Komplexitätswissenschaften Systemik, Kybernetik und Bionik. Die Systemik sehe ich als die Lehre von kohärenten Ganzheiten; die Kybernetik verstehe ich als die Lehre vom Funktionieren; und die Bionik, so wie ich sie anwende, befähigt Führungskräfte dazu, evolutionäre Lösungen der Natur auf ihre Organisationen zu übertragen, um deren Leistungsfähigkeit zu optimieren.
Meine Managementlehre ist daher grundverschieden von konventionellen Ansätzen. Sie schafft Klarheit, wo heute Begriffskonfusion, Widersprüchlichkeit, Beliebigkeit und Moden dominieren. Insbesondere gehe ich damit über Betriebswirtschaftslehre und Business Administration seit langem weit hinaus, was zu grundlegenden Managementinnovationen führte und für zahlreiche Managementprobleme gänzlich neue Lösungen ermöglicht.
In seiner Bedeutung und Wirkung ist Management vergleichbar mit dem Betriebssystem von Computern: So wie das richtige Funktionieren eines Computers erst durch das Betriebssystem möglich wird, so wird das richtige Funktionieren von Organisationen erst durch das »Betriebssystem Management« möglich. Richtiges Management sehe ich als evolutionsfähiges »Betriebssystem« für Organisationen jeder Größe und jeder Art.
Manager oder Führungskräfte sind jene Personen, die diese gesellschaftliche Funktion verkörpern und als Beruf ausüben. Dazu gehört es, das für eine Organisation Richtige zu tun und dieses gut zu tun. Daher verstehe ich Management auch als den Beruf der Wirksamkeit in komplexen Systemen.
Das Beherrschen der Grundfähigkeiten von richtigem Management und Selbstmanagement ist für die Menschen des 21. Jahrhunderts ebenso bedeutend, wie Lesen und Schreiben für die Menschen seit dem 18. Jahrhundert. Management ist heute jene Schlüsselkompetenz, durch die Menschen beschäftigungsfähig und in Organisationen wirksam werden. Erfolge im Beruf sind in allen Organisationen überwiegend die Folge von Richtigem und Gutem Management. Denn erst dadurch werden weit über die ökonomischen Ressourcen hinaus auch Talent, Intelligenz, Kreativität, Information, Wissen und Erkenntnisse in Resultate transformiert.
Management für Menschen und Management für Organisationen sind die Dimensionen der Anwendung meiner Ganzheitlichen ManagementSysteme®. Mit ihnen werden die Bedingungen dafür geschaffen, dass Menschen ihre eigenen Stärken in Leistung umwandeln können, dass sie dadurch Erfolg haben und darin Sinn sehen und Erfüllung finden können.
Fredmund Malik
St. Gallen, im Mai 2013
Dieses Buch enthält meine strategischen Lösungen für die REvolutionen der Neuen Welt, die zwar bereits in vollem Gange sind, aber noch immer viel zu wenig erkannt werden. Daher sind die bisherigen Maßnahmen weitgehend unwirksam, ja zum Teil sogar gesellschaftszerstörend.
Was ich die Neue Welt nenne, entsteht als Folge einer der größten globalen Umwandlungen von Wirtschaft und Gesellschaft, die ich als »Die Große Transformation21«1 bezeichne.
In dieser Transformation steckt die Gefahr einer sozialen Kernschmelze, gleichzeitig aber auch die Chance eines neuen Wirtschaftswunders für eine bessere und humane Gesellschaftsordnung mit verlässlich funktionierenden Organisationen.
Welchen Weg die Entwicklung nimmt, hängt unter anderem von den Lösungen, Methoden und Instrumenten ab, die den Führungseliten weltweit zur Verfügung stehen, um diese Herausforderungen zu meistern. Es hängt davon ab, welche der Lösungen sie als solche zu erkennen vermögen, und für welche sie sich entscheiden. Herkömmliche Mittel werden für das Meistern der Komplexität dieser Transformation keinesfalls genügen, denn gerade diese haben die heutige Weltkrisenlage maßgeblich herbeigeführt.
Ein wirksamer Antrieb für die transformierenden Kräfte geht von den strategischen Lösungen selbst aus, die ich hier vorlege. Sie tragen dazu bei, dass sich die Revolutionen rasch, aber – im Gegensatz zu früheren Revolutionen – gewaltfrei und als innovativer Aufbruch vollziehen.
Sie befreien sowohl von längst überholten Management- und Organisationsformen als auch von grotesken Beschränkungen der heutigen sozialen und politischen Problemlösungsprozesse.
Mein »Manifest für Corporate REvolution« steht bereits seit 2008 in Unternehmenspolitik und Corporate Governance, dem zweiten Band meiner Reihe »Management: Komplexität meistern«. Viele der dort und schon früher aufgezeigten Entwicklungen sind inzwischen eingetreten, darunter der beginnende Kollaps des Finanzsystems. Andere tiefgreifende Veränderungen, z. B. in Technologie und Wissenschaft sowie in den sozialen Wertestrukturen der Menschen – insbesondere der jungen Generation –, die Veränderungen ihrer Weltperspektive und ihres Weltgefühls, sind schon so weit fortgeschritten, dass man sie nicht mehr stoppen kann, sondern diese, wo immer möglich, sogar beschleunigen und in konstruktive Richtungen lenken sollte.
Was bei Erscheinen der erwähnten Publikationen von den meisten für völlig unmöglich gehalten wurde, ist bereits binnen kurzer Zeit Realität geworden. Im Jahr 2008 schrieb ich, Wissen werde wichtiger sein als Geld, Information wichtiger als Macht. Die in vollem Gang befindliche Selbstzerstörung des Finanzsystems ist ein Beispiel für Ersteres, und die täglich stärker werdenden globalen Wirkungen der Social Media sind Beispiele für Letzteres. Regieren und Führen werden nie mehr so sein wie bisher.
Über die Finanzkrise selbst werde ich in diesem Buch wenig schreiben, denn dazu habe ich seit mehr als 15 Jahren publiziert – jetzt sprechen die Tatsachen für sich: Meine zum Teil schon in den 1990er Jahren vorgestellten Szenarien sind Realität. Das Grundmuster der Entwicklung heißt »Deflationäre Depression« mit sozialer Verarmung und Revolution – falls Ökonomie und Politik nicht radikal umdenken und anders handeln. Daher dominieren in diesem Buch nicht Analysen, sondern die Lösungen und die dafür richtigen Tools.
Auch über die Wissensgesellschaft und Komplexitätsgesellschaft im engeren Sinne will ich im vorliegenden Band nur wenig sagen. Diese habe ich in Unternehmenspolitik und Corporate Governance bereits behandelt.
Vielmehr stelle ich hier das nötige Strategiewissen zur Verfügung, mit denen die obersten Führungskräfte aller Arten von Organisationen die Herausforderungen der Großen Transformation21 zuverlässig, schnell und wirksam meistern können. Die Mittel hierfür sind meine ManagementSysteme®2 mit ihren Navigations-, Informations- und Lenkungssystemen sowie meine Strategiekonzepte und rund ein Dutzend neue, um ein Vielfaches bessere Methoden und Tools.
Viele der Pioniere unter den Top-Managern, die meine ManagementSysteme bereits anwenden, sind oft sprachlos, wenn sie sehen, mit welcher Wucht und Geschwindigkeit damit Probleme gelöst und – immer öfter – aufgelöst werden können. Herausragend wirksam sind dabei die Hochleistungsverfahren der sozialen Syntegrationstechnologie, mit denen die ganz großen und hochkomplexen Herausforderungen wie noch nie zuvor gemeistert werden.
So wie in früheren Perioden epochalen Wandels wird sich auch dieses Mal fast alles fundamental ändern. Ging es früher primär um revolutionären Wandel durch Maschinen, so stehen wir diesmal vor einer Revolution durch ein radikal neues Funktionieren der gesellschaftlichen Organisationen, ihres Managements auf allen Stufen, ihrer Strategie und ihrer Methoden – darunter auch die Hebel der kybernetischen Selbstorganisation und Selbststeuerung.
Für die überaus professionelle Unterstützung bei der Neuauflage der bisherigen drei Bände der Reihe danke ich sehr herzlich Frau Mag. Tamara Bechter und Frau Dr. Sonja Böni. Ohne sie wäre die Arbeit für mich kaum zu schaffen gewesen.
Fredmund Malik
St. Gallen, im April 2013
Die Große Transformation21, wie ich den fundamentalen Umbruch von der Alten zur Neuen Welt seit langem bezeichne, wird größer als jede andere bisherige Gesellschaftsumwälzung sein, denn sie erfasst die ganze Welt.
Je mehr ich mich mit der Wirk-, aber auch Sprengkraft dieser Großen Transformation21 und den strategischen Lösungen dafür befasste, desto enger zogen sich die Grenzen der Sprache. Die Komplexität global vernetzter Systeme zu beschreiben und die Gleichzeitigkeit ihrer Veränderungsdynamik in Worte zu fassen, ist ebenso schwierig, wie mit Sprache eine Symphonie zu vermitteln. An allen Enden fehlen Begriffe für das Neue, für die vielgestaltigen Dimensionen und vor allem auch für die enorme Geschwindigkeit des Wandels und für das Unwissbare, das er mit sich bringt.
Herkömmliche Superlative – wie die »Supers« und »Megas« – würden, selbst wenn sie nicht abgedroschen wären, bei Weitem nicht ausreichen, das Ausmaß der Großen Transformation21 zu erfassen. Davon abgesehen stammen diese Begriffe aus der Alten Welt und können kaum mehr als deren limitierte Vorstellungskraft transportieren. Gelegentlich muss ich diese Begriffe aber trotzdem verwenden, weil mir bessere noch fehlen.
Wenn z. B. mit den in diesem Buch eingeführten neuen Methoden gerade die komplexesten Entscheidungen regelmäßig 100-mal schneller getroffen und umgesetzt werden als bisher, wenn die Effizienz von Teams um mehr als das 80-Fache verstärkt und Lösungen innerhalb von wenigen Tagen mit Maximalkonsens herbeigeführt werden, wo vorher soziale Gräben auch den kleinsten Kompromiss blockierten, und wenn diese Lösungskraft bereits in Hunderten von Anwendungen ausnahmslos zum Erfolg geführt hat – welche Begriffe würde man für solche Leistungen am ehesten als passend empfinden, wenn einerseits radikal neue Wirkdimensionen verdeutlicht, andererseits aber Großsprecherei und Werbejargon vermieden werden sollen?
Geschichtlich haben bisherige Transformationen ähnlicher Art – insbesondere in Technik und Wissenschaft – immer auch eine neue Sprache hervorgebracht, weil man das Neue nicht mit alter Sprache zu formulieren vermag. In der sozialen und politischen Sphäre hingegen können sich neue Begriffe häufig nur im Gleichklang mit dem Fortschreiten des Wandels selbst oder gar erst mit Verspätung durchsetzen. So wussten die Menschen der Renaissance nicht, dass sie in der Renaissance lebten, für die der Begriff erst im 19. Jahrhundert entstand. Und erst gut zehn Jahre, nachdem Columbus in »Indien« gelandet war (1492), erkannte im Jahre 1503 ein anderer, dass hier etwas vollständig Neues – »Mundus Novus« – entdeckt worden war – was Columbus selbst, der Entdecker, bis zu seinem Tode nicht begriffen hatte. Amerigo Vespucci hatte nie einen Fuß auf den Kontinent »Amerika« gesetzt. Zu Recht aber wurde dieser nach seinem Namen benannt, denn er war der Erkenner.
Die Große Transformation von der Alten Welt zur Neuen Welt verändert fundamental fast alles, was Menschen tun, warum sie es tun, und wie sie es tun – und sie verändert auch, wer wir sind, und welches Weltbild wir haben.
Die Große Transformation21 revolutioniert das Funktionieren der Gesellschaft und ihrer Organisationen. Doppelt so gut zu funktionieren mit der Hälfte des Geldes, ist eine von vielen Herausforderungen, deren Lösung nur wenige für möglich halten, obwohl sie bereits Praxis ist.
Schon in wenigen Jahren wird man sich verständnislos und mitleidig an die lähmenden politischen Entscheidungsprozesse von heute erinnern, an sich selbst blockierende Parteikoalitionen und sich selbst paralysierende Vorstands- und Aufsichtsratsgremien, an langsam dahinmodernde Change-Prozesse, an Lethargie und Resignation in so vielen Organisationen, an monströse wirkungslose Großkonferenzen sowie an die Hilf- und Ratlosigkeit globaler Institutionen.
Die scheinbar plötzlich wie aus dem Nichts aufgetretenen Herausforderungen, wie die radikale Energiewende, das vermorschte Finanzsystem, die globale Verschuldung und zunehmende Verrottung des sozialen Gewebes zeigen die Grenzen der bisherigen Problemlösungsverfahren so drastisch auf wie nie.
Man wird die Führer dieser Organisationen bedauern, gleichzeitig aber auch dafür bewundern, dass sie selbst unter solch unmenschlichen Bedingungen noch ihr Bestes gegeben und ihre Verantwortung zu erfüllen versucht haben – wenn auch aufgrund der herkömmlichen Methoden immer öfter vergebens; denn selbst der begabteste Rennfahrer kann mit einem veralteten Auto kein Rennen gewinnen.
Man wird sich aber auch fragen, warum ihre eigenen Systeme verhinderten, dass sie die neuen Lösungen schon viel früher an die Hand bekamen, obwohl diese von uns längst publiziert waren, und wir sie andernorts bereits hundertfach erfolgreich angewendet hatten. Denn wer diese Lösungen kennt, sieht sofort die neuen Wege, die sie bieten, Krisen rasch zu beenden und diese sogar als Beschleunigungsrampen für den Fortschritt in die Neue Welt zu verwenden.
Für mich ergibt sich daraus unter anderem auch der ethische Auftrag, für die Verbreitung der nötigen Information über diese neuen, global-gesellschaftsrettenden Lösungen zu sorgen.
Mit den Geldern, die durch die neuen Lösungen freigesetzt werden, aber heute noch in alten Strukturen und Prozessen sinnlos und lösungsverhindernd gebunden sind, wird man die Innovationen der Neuen Welt schaffen, statt weiterhin Museen für die überholten Methoden des vorigen Jahrhunderts zu finanzieren.
So wird man beispielsweise – und das am schnellsten außerhalb des heutigen Bildungssystems – den neuen Typus der Hochleistungs-Bildungsorganisation errichten und der nächsten Generation bereits von Beginn ihres Studiums an jene Leadership-Fähigkeiten vermitteln, mit denen die heutige Misere gar nicht entstanden wäre. Dazu gehören die Kompetenz, vernetzt und ganzheitlich zu denken, das Wissen um die Systemik als Lehre von den Ganzheiten, die praktische Anwendungskompetenz für Kybernetik als Wissenschaft vom Funktionieren und die Fähigkeit, mittels der Bionik die besten Lösungen der Evolution auch für das Innovieren der gesellschaftlichen Organisationen zu nutzen.
Dies wäre eine Verstärkung der sozialen Lösungsintelligenz um Zehnerpotenzen, da dies alles in weniger als der Hälfte der Zeit und in einem einzigen, vollkommen kompatiblen und integrierten Studiengang erreicht werden kann.
In diesem Buch – ebenso wie in den anderen Bänden der Reihe »Management: Komplexität meistern« – sind das Wissen und die Methoden dargelegt, wie die drohende Sozialkatastrophe verhindert und eine neue Prosperität sowie eine funktionierende Gesellschaftsordnung jenseits der heutigen politischen Kategorien von Links und Rechts herbeigeführt werden können.
In den sechs Teilen dieses Buchs behandle ich zuerst die Dynamik der Großen Transformation21, ihre inhärenten Krisengefahren und Chancenpotenziale sowie die Geburtswehen der Neuen Welt.
Die dann folgenden Themen sind die frappierend effektiven kybernetischen Systeme für das strategische Navigieren und die dazu erforderlichen Strategy Maps sowie die empirische Quantifizierung von bereits bestehenden Geschäften und von noch unbekannten Geschäftsgebieten, mit denen das Neuland des Innovierens erschlossen wird.
Schließlich zeige ich die invarianten Muster in den Gezeitenströmen großer gesellschaftlich-technologischer Transformationsepochen sowie die daraus resultierende Wirtschaftsdynamik und die dafür nötigen Strategien auf.
Im letzten Teil komme ich zu den bis heute revolutionärsten Tools für sozialen Change – zur Sozial-Methodik der Syntegrationsverfahren –, die es möglich machen, bahnbrechenden strategischen Wandel zielsicher und – verglichen mit den heute noch üblichen Vorgehensweisen – mit der Zeitkompression von »Lichtgeschwindigkeit« zu bewerkstelligen. Mit der Syntegrationstechnologie können auch Wachstum und Größe von Unternehmen gerade dort mit Leichtigkeit gemanagt und zu Stärken gemacht werden, wo herkömmliche Methoden hoffnungslos unwirksam sind und die Leistungsfähigkeit von Organisationen paralysieren statt sie zu unterstützen.
Die fast magische Wirkkraft dieser Methoden kommt aus kybernetischen Kommunikationsprozessen, die in bisher unvorstellbarem Ausmaß sowohl kollektive Intelligenz verstärken als auch soziale Energien freisetzen. Durch den simultanen Einsatz von innovativen System Design-Tools entstehen durchschlagend wirksame Intelligenz- und Kraftzentren für das souveräne Meistern der Herausforderungen selbst hyperkomplexer Systeme und für deren effektives Steuern und Regulieren. »Mega Change of Mega Systems with Mega Speed« wird dann – mehr als ein anmaßender Werbeslogan zu sein – für ein Programm, für eine prosperierende Zukunft in einer Neuen Welt stehen.
Die durchgängige Thematik der ganzen Buchreihe ist das Meistern der Großen Transformation21 und ihrer nie dagewesenen Komplexität. Anhand der doppelten S-Kurven in der folgenden Abbildung ist diese Komplexität als Substitution von etwas Bisherigem durch etwas Neues dargestellt: Die Alte Welt wird durch eine Neue Welt verdrängt und ersetzt.
Diese Verdrängung und Ablösung führt zu den revolutionären sozio-politischen und wirtschaftlichen Verwerfungen und Krisen, mit denen wir uns heute konfrontiert sehen. Sie sind die Geburtswehen einer Neuen Welt.
In diesem Buch, dem dritten Band der Reihe »Management: Komplexität meistern«, zeige ich, welchen Beitrag die richtige Strategie für die Lösungsfindung leistet.
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Abbildung 1: Die Große Transformation21
Zusätzlich zum Glossarium im Anhang sind für jeden Band dieser Reihe vorab einige Begriffsklärungen wichtig.
Alte Welt und Neue Welt Begriffspaar für den fundamentalen säkularen Wandel, den ich als »Die Große Transformation21« bezeichne. Es ist die Ablösung der bisherigen Ordnung durch eine neue Ordnung.
Bionik ist ein Kunstwort aus Biologie und Technik. Es bezeichnet das interdisziplinäre Forschungsfeld von evolutionär entstandenen Lösungen der Natur, um deren Prinzipien auch für den Menschen anzuwenden. Bisher wurden bionische Erkenntnisse vorwiegend in der Technik angewandt. Lösungen der Natur können aber ebenso für Management angewandt werden, z. B. für das Funktionieren von Organisationen.
Cyber Tools sind Methoden und Instrumente für die Diagnose und Gestaltung der kybernetischen Funktionsfähigkeit von Organisationen.
Direttissima ist meine Bezeichnung für den methodisch schnellsten Weg zu einer richtigen Strategie.
Fristigkeit ist die allgemein übliche Zeiteinteilung in »kurz-, mittel und langfristig«. Die Festlegung von Führungshorizonten nach dieser Einteilung ist jedoch systematisch irreführend und daher hochriskant. Richtigerweise muss unterschieden werden zwischen »operativ« und »strategisch«. Nur dies führt zu richtigen zeitlichen Fristigkeiten, niemals aber umgekehrt. Denn es gibt langfristige Entscheidungen, die weitgehend operativ sind, und es gibt kurzfristige Entscheidungen mit enormen strategischen Auswirkungen.
Funktionieren ist mein allgemeinster Begriff für das zuverlässige und optimale Arbeiten einer Organisation entsprechend ihrem Zweck.
Große Transformation21 die tiefgreifende Jahrhundert-Umwandlung von Wirtschaft und Gesellschaft zur Komplexitätsgesellschaft des 21. Jahrhunderts. Inhaltlich habe ich diesen Makro-Wandel 1990 in dem Buch Krisengefahren in der Weltwirtschaft behandelt, sodann regelmäßig in meinen monatlichen Managementbriefen. Ausdrücklich verwende ich den Begriff in meinem 1997 publizierten Buch über Corporate Governance, Wirksame Unternehmensaufsicht«, wo ich die früh erkennbaren Dimensionen der vor sich gehenden Metamorphose von Wirtschaft und Gesellschaft in einem eigenen Kapitel behandle und meine Vorschläge für richtige und gute Governance maßgeblich darauf aufbaue.
Der Begriff »Great Transformation« wird erstmals 1944 vom ungarisch-österreichischen Wirtschaftssoziologen Karl Polanyi in einem ähnlichen Sinne, aber für eine ganz andere Zeit und daher andere Erscheinungsformen verwendet, insbesondere für die Ausbreitung der Marktwirtschaft und des Nationalstaates. Den Begriff »Transformation« verwendet auch Peter F. Drucker als Überschrift der Einführung zu seinem 1993 publizierten Buch »Post Capitalist Society«, wo er unter anderem die großen Entwicklungslinien vom Kapitalismus zur Wissensgesellschaft und vom Nationalstaat zum transnationalen Megastaat skizziert.
Mit meiner eigenen Begriffswahl vollziehe ich die Integration einiger der bisherigen Bedeutungen in einen verallgemeinerten fundamentalen Umwandlungsvorgang für das 21. Jahrhunderts. Unter anderem ist dieser Prozess durch exponentiell wachsende Komplexität, durch die Entstehung global vernetzter Systeme und durch die Dynamik des sich selbst beschleunigenden Wandels charakterisiert. Dies führt zu historisch vollständig neuen Herausforderungen, deren Meistern vor allem radikal innovative bionische Organisationsformen, kybernetische Systeme für Management, Governance und Leadership sowie revolutionär wirksame Sozialtechnologien erfordert.
Innovation ist das Stadium der beginnenden Wirksamkeit des Neuen in der Gesellschaft durch die Markteinführung.
Institution allgemeinster Begriff für alle Arten von gesellschaftlichen Organisationen sowohl der Wirtschaft als auch der öffentlichen Bereiche, sowie auch Begriff für Systeme von Regeln, die soziales Verhalten lenken. So ist das Wirtschaftsunternehmen sowohl eine Institution als auch eine Organisation.
Integriertes ManagementSystem® (IMS) eines der drei Hauptmodelle meiner ManagementSysteme; die anderen beiden sind das General Management Modell (GMM) und das Managerial Effectiveness Modell® (MEM®), das inzwischen von vielen Anwendern schlicht das »Führungsrad®« genannt wird.
Invention ist im Gesamtumwandlungsprozess das Stadium der Entwicklung von Innovationen von der Erfindung bis zur Markteinführung.
Lösungsinvariantes Kundenproblem ist einer der Schlüsselbegriffe und der »Archimedische Punkt« der Unternehmensstrategie. Er bezeichnet den von vorhandenen Lösungen unabhängigen Kaufgrund. Zum Beispiel ist eine Uhr eine von mehreren möglichen Lösungen für das lösungsinvariante Problem der Zeitanzeige.
Malik Gälweiler Navigationssystem®/(MG Navigator®) ist das vollständige, universell gültige System zur Entwicklung einer richtigen Strategie und für die zuverlässige Lenkung eines Unternehmens.
Master Control(s) sind die grundlegendsten Regelungen, die in einem System als Ganzes bis in seine peripheren Elemente wirksam sind, unabhängig von ihrer Quelle, seien es Naturgesetze, strukturelle Gegebenheiten oder vom Menschen getroffene, regulierende Entscheidungen im Sinne von Prinzipien. Die wichtigsten Master Controls sind Entscheidungen und Prinzipien, die die kybernetischen Selbst-Fähigkeiten eines Systems bewirken, nämlich Selbstregulieren, Selbstorganisieren, Selbststeuern und Selbstlenken.
Management System Audit® (MSA®) ist die Methode zur verlässlichen Analyse meines Integrierten ManagementSystems (IMS) in einer Organisation.
Nachhaltigkeit ist der Begriff für den Versuch, Zeithorizonte des Denkens, Entscheidens und Handelns zu bestimmen Begriff für den Versuch, Zeithorizonte des Denkens, Entscheidens und Handelns zu bestimmen.
Operations Room ist die informationelle, sensorische Umgebung für das Finden und Umsetzen von Real-Time-Entscheidungen.
Operativ, strategisch Begriffe für die beiden Ebenen des zuverlässigen Navigierens eines Unternehmens oder einer Organisation.
Profit Impact of Market Strategy (PIMS®) das weltweit bisher größte empirisch-quantitative Strategieforschungsprogramm, mit dem die »Laws of the Market Place« sowohl für bestehende Geschäfte als auch für neue Geschäfte – Start Ups – entdeckt wurden (Band 3, Teil IV und V).
PIMS Look alike der Begriff der PIMS-Forschung für die Ähnlichkeit von Geschäften.
PIMS PAR der Begriff der PIMS-Forschung für die Potenzialgrößen der Unternehmensstrategie im Gegensatz zu den Ist-Größen.
REvolutionen mein Kombinationsbegriff aus Revolution und Evolution für die sich vollziehenden tiefgreifenden Veränderungen der Großen Transformation21 und zugleich für die nötigen Innovationen in Management, Leadership und Governance, ihren Regeln, Systemen und Tools.
Schöpferische Zerstörung ist der Begriff des österreichischen Ökonomen Joseph Schumpeter für die spezifisch unternehmerische Innovationstätigkeit und die daraus folgenden großen Substitutionsprozesse, die Bestehendes durch Neues ersetzen.
Sensitivitätsmodell® (SensiMod®) ein system-kybernetisches Verfahren zur Modellierung der kybernetischen Regulierungskreisläufe von komplexen Systemen und ihrer Wirkungszusammenhänge. Die frühe Entwicklung wurde von Prof. Frederic Vester geleistet.
S-Kurven das typische s-förmige Verlaufsmuster von gesunden Wachstumsprozessen.
Start up-Geschäft jene Strategiephase, die mit der Vermarktung von etwas Neuem beginnt, nach vorgängig erfolgreicher Erfindung und Entwicklung des Neuen. Mit der Start-up-Phase beginnt die eigentliche Innovation, die immer vom Markterfolg her definiert werden muss und eine spezielle Strategie erfordert.
Steuerungs- und Orientierungsgrößen sind Begriffe im Malik Gälweiler Navigationssystem; Steuerungsgrößen sind jene Faktoren, die man unter Kontrolle bringen muss; Orientierungsgrößen sind jene Informationen, an denen man erkennen kann, ob das Unternehmen unter Kontrolle ist.
Strategie ist richtiges Handeln, auch wenn man nicht weiß, wie die Zukunft sein wird, sowie die dafür nötigen Regeln. Durch Strategie wird die Entwicklungsrichtung einer Institution festgelegt. Mit der richtigen Strategie werden die von der Absicht her dauerhaft wirksamen Grundsätze für die Tätigkeit von Organisationen angelegt. Geändert werden diese, wenn neu auftretende Umstände es erforderlich machen.
Substitution ist das Ersetzen, Ablösen oder Verdrängen von etwas Bisherigem durch etwas Neues (siehe dazu auch »Schöpferische Zerstörung«). Beispiele sind die Ablösung der Analogfotografie durch die digitale Bilderzeugung, das Ersetzen der terrestrischen durch die mobile Telefonie sowie die Verdrängung von manueller Arbeit durch Maschinen.
Syntegrationsverfahren Hochleistungs-Sozial-Methodik für das Meistern von komplexen Herausforderungen und Problemstellungen, wofür das simultane Nutzen von Wissen einer großen Zahl von Personen erforderlich ist. Es besteht aus einem sich selbst koordinierenden kybernetischen Kommunikationsprozess und aus der synchronen Anwendung der Cyber Tools.
Zeitkonstanten und Totzeit sind Schlüsselbegriffe des Malik Gälweiler Navigationssystems. Sie bezeichnen die Zeit, die erforderlich ist vom Erkennen der Handlungsnotwendigkeit bis zum Eintreten der Wirkung von strategischen Maßnahmen, insbesondere für das Entwickeln von neuen Erfolgspotenzialen.
Teil I
Strategie für die Große Transformation21
»Denn, wie ihr wisst, war Sicherheit des Menschen Erbfeind jederzeit.«
William Shakespeare, Macbeth
In Teil I geht es um das Warum für genau dieses Strategische Management, das ich in diesem Buch vorstelle.
In Teil II bis V werden das Was und Womit im Fokus stehen.
In Teil VI werde ich das Wie behandeln.
Strategie ist richtiges Handeln, auch wenn wir nicht wissen, wie die Zukunft sein wird, aber dennoch handeln müssen, wobei nichts zu tun ebenso ein Handeln ist.
Strategie heißt, bevor man etwas beginnt, von Anfang an so zu handeln, dass man auf Dauer Erfolg hat.
Strategie handelt nicht von zukünftigen Entscheidungen, sondern von der Zukunftswirkung heutiger Entscheidungen, zu denen auch die Nicht-Entscheidungen gehören.
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Der erste Satz gibt meine eigene Position wieder. Der zweite stammt von Aloys Gälweiler und der dritte von Peter F. Drucker. Jeder dieser drei Sätze umschreibt auf seine Weise den allgemeingültigen Kern von Strategie, wie er für jede Zeit gilt und immer gegolten hat, unabhängig davon, ob die jeweiligen Entscheider das erkannten oder nicht, denn je nachdem haben diese richtige oder falsche Strategien entworfen.
Strategie ist das Umgehen mit einem nicht zu beseitigenden Mangel an Wissen. Denn wenn wir alles wüssten, was wir für weitreichende Entscheidungen brauchen, dann wäre keine Strategie nötig, sondern nur gewöhnliche Planung, nämlich das Ableiten von Konsequenzen aus vorhandenen Informationen und Daten. Wir können aber nie alles wissen, was wir wissen müssten, weil wir als Führungskräfte in der Hyperkomplexität global vernetzter Großsysteme und der Dynamik ihres sich beschleunigenden Wandels arbeiten und führen müssen. Wir leiden unter einem ständigen Mangel an Information und Wissen, weil solche Systeme prinzipiell nicht durchschaubar sind und weil sie sich oft rascher verändern, als man selbst entscheiden kann.
Wie man im nächsten Abschnitt sehen wird, haben diese drei »Definitionen« von Strategie für die Große Transformation21 eine ganz besondere und historisch wahrscheinlich sogar einzigartige Bedeutung, denn die vor sich gehenden tiefgreifenden Veränderungen schaffen eine Neue Welt mit vielen Unbekannten.
In den drei Positionen wird nicht unterstellt, dass wir über die Zukunft gar nichts wissen oder wissen können. Oft kann man sogar weit mehr wissen, als man für möglich hält, aber dafür muss man sich von inzwischen veralteten Denkweisen und Methoden trennen und neue Methoden anwenden, wie ich sie in diesem Buch vorschlage.
Oft weiß man aber nicht einmal, was im Unternehmen schon an Wissen vorhanden ist, weil es in der ganzen Organisation verteilt ist, man es jedoch nicht zu mobilisieren versteht. Daher liegt erfolgskritisches Wissen häufig ganz oder mehrheitlich brach, wiederum fast immer wegen ungeeigneter Methoden, für die ich hier ebenfalls neue Alternativen vorstelle.
Noch öfter glaubt man aber zu wissen, was man gar nicht wissen kann, z. B. ob die Krise wirklich vorbei ist. Das wiederum führt zu einem trügerischen Gefühl der Sicherheit und zum Festhalten an den alten Systemen.
Der gefährlichste Fall von Nichtwissen ist jedoch, dass wir oft gar nicht wissen, was wir wissen müssten, um eine richtige Strategie zu entwerfen. Dies war es in erster Linie, was zur Wirtschaftskrise führte, denn man hat Strategien auf einer Informationsbasis aufgebaut, die für strategische Entscheidungen völlig ungeeignet und irreführend sind, nämlich auf rein operativen statt auf strategischen Daten. Speziell auch für diesen Fall liegen in diesem Buch die Lösungen vor.