Akono Schmidt
„Als das im Hafen noch Säcke gab“
Ein Ein Jugendlicher
berichtet
von Sehbären an Land
© 2022 Akono Schmidt
Die Fotos in diesem Buch sind vor mehr als 50 Jahren entstanden und öffentlich abgedruckt gewesen. Damit unterliegen sie nicht mehr dem Urheberrecht. Vier Fotos jüngeren Datums sind vertragsgemäß gekennzeichnet.
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
978-3-347-49001-7 (Hardcover)
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Inhaltsverzeichnis
Hamburger Freibrief, 12jährig, Volksschule
Die Alsterschifffahrt, 12jährig, Volksschule
Heiteres Beruferaten*
Reedereikaufmann?, 15jährig, Realschule
Das Praktikum, 16jährig, Reederei
Die Lehre, 17jährig, Schiffsmakler
Die Schifffahrt packt ein*
Die Computerisierung*
Der Job*
Neue Wege*
* Anmerkungen und Fülltexte
sind kursiv gesetzt.
Illustrationen (mit Ausnahme des Schreibtischkapitäns auf dem Umschlag) und Originaltexte entstanden zwischen 1963 und 1971, im Lebensalter zwischen 12 und 20. Eine gender-gerechte Sprache war damals unbekannt.
Abgemalt? Durchgepaust?
Jedenfalls von der zwölfjährigen Hand des Autors
Mit 12 Jahren, in der sechsten Klasse der Volksschule Bismarckstraße, sollte Akono eine Abschlussarbeit über seine Heimatstadt Hamburg ver-fassen, bevor er an die Realschule wechselte. Aus dieser umfangreichen Arbeit finden sich auf den ersten vier Seiten dieses Buches die Abbildungen und Textstellen, die sich mit dem Hamburger Hafen beschäftigen.
Der Hamburger Freibrief
„… Im Jahr 1189 erbat Graf Adolf einen Freibrief für Hamburg, den der deutsche Kaiser Friedrich Barbarossa ausstellen ließ. Darin wurde den Hamburgern versprochen, dass sie bis zur Nordsee freie Fahrt für seine Schiffe haben, dass niemand Zoll von ihnen verlangen darf, dass sie in ihrem Gebiet Fische fangen dürfen und dass sie nicht an Heerfahrten teilnehmen mussten.
____________________
Nach der Besetzung durch Napoleon (um 1800) und dem Großen Hamburger Brand im Mai 1842, drängte das sich entwickelnde Deutsche Reich die Stadt ihren Status als zollfreies Staatsgebiet aufzugeben. In einem Kompromiss einigte man sich darauf, dass zumindest ein Teil der Stadt Zollausland bleiben durfte: der Freihafen.
In dem Gebiet, das dann zum Freihafen werden sollte, wurden die Wohnhäuser von 20.000 Menschen abgerissen und die bis heute weitgehend erhaltene Speicherstadt errichtet, die 1888 ihrer Bestimmung übergeben wurde.
Die Alsterschifffahrt
Vor 400 Jahren beförderten die Alsterschiffe Holz, Torf und Ziegelsteine aus der Gegend der Oberalster nach Hamburg. Daher findet man heute noch einige der alten Schleusen. Durch diese Stauschleusen wurde die Alster schiffbar. Eine Talfahrt von Stegen nach Hamburg dauerte drei Tage.*1 Die Kähne sammelten sich und fuhren als Flotte durch die Schleuse. So konnten sie das abfließende Stauwasser gut ausnutzen. Die Bergfahrt gegen die Strömung war umständlich: die Frauen treidelten*2 die Alsterkähne bis nach Treu-delberg. Von dort konnten die Schiffer wieder staken.*3 Die Fahrt nach Stegen dauerte mehr als zehn Tage.
Heute hat die Alster keine Bedeutung mehr als Schifffahrtsweg.*4
Das Alsterfleet verbindet die Alster mit der Elbe. Früher dienten die Fleete als Häfen. Heute gibt es nur noch das Alster-, Nicolai-, Bleichen- und das Herrengrabenfleet.
____________________
Das Nicolai-Fleet
*1 Von Stegen zur Außenalster sind es rund 30 Kilometer.
*2 Beim Treideln wurden die Kähne von Land aus mit Seilen gezogen.
*3 Beim Staken schoben die Schiffer ihre Kähne mittels eines langen Holzstabes vorwärts, mit dem sie sich im Flussbett abdrückten.
*4 Die Alsterschifffahrt dient heute touristischen Fahrten und dem Öffentlichen Nahverkehr.
Heiteres Beruferaten
1967 machte Akono an der Jahnschule fest, die heute nach Ida Ehre benannt ist, Reiseziel: die Mittlere Reife. Eine Voraussetzung für das Bestehen der Abschlussprüfung war die Erstellung einer Jahresarbeit über ein Berufspraktikum. Aber in welchen Beruf sollte er hineinschnuppern?
Es stand nie zur Diskussion, dass nach dem Ende der Schulzeit etwas anderes als das Berufsleben beginnen könnte. Studieren? Das war nur etwas für die Höheren. Akono kannte in seinem großen Bekanntenkreis niemanden, der das tat oder auch nur anstrebte.
„Was hältst du von Sparkasse oder Bank?“, eröffnete seine Mutter, ihrerseits Sparkassenangestellte, das familiäre Berufe-Raten.
„Nee!“ Beides war das Letzte was er wollte. Sparkassen und Banken fand er muffig und spießig und so grübelten sie am Küchentisch, im Duft von Sauerkraut und Kassler darüber nach, ob es noch irgendetwas Schöneres auf der Welt gäbe, als Zins und Zinseszins zu berechnen.
„Gut, da du ja so ungern rechnen magst, scheidet ein technischer Beruf ja wohl auch aus“, eröffnete sie den Reigen der begrenzten Möglichkeiten.
„Hhm….“
„Also bleibt wohl nur ein kaufmännischer Beruf.“
„Hhm …?“
„Da muss man aber auch rechnen.“
„Joa …, aber nicht so viel wie bei der Sparkasse, oder?“
„Vielleicht nicht. Was gibt es denn für kaufmännische Berufe in Hamburg?“ Sie stützte ihren Kopf in beide Hände.
„Tja …?“ Ihm fiel da auch nicht viel ein.
„Also das Wichtigste für Hamburg ist ja der Hafen.“
„Hhm …“
„Hättest du Lust, irgendetwas mit dem Hafen auszuprobieren, mit Schiffen und so?“
„Joa …“
„Wir haben da einen Kunden, der ist Schiffsmakler.“
„Was machen die denn?“
„Die haben mit dem Hafen zu tun, mit Schiffen und so.“
„Klingt gut.“
„Würdest du das mal in einem Praktikum ausprobieren wollen?“
„Jao, vielleicht?“
Genau für derart ahnungslose Jugendliche wurde das Schulpraktikum erfunden. In ihm konnte man drei Wochen in einem angestrebten Beruf mitarbeiten, um einen realistischen Eindruck von dessen Alltag zu bekommen.
Akono entschied sich 1967 für ein Praktikum bei der Reederei A. C. Toepfer am Ballindamm.