Eduard Nemeth lehrt Alte Geschichte an der Universität von Cluj-Napoca in Rumänien. Seine Schwerpunkte sind die Geschichte des Römischen Imperiums im Allgemeinen sowie speziell die römische Militärgeschichte und Provinzialarchäologie.
Florin Fodorean lehrt Alte Geschichte an der Universität von Cluj-Napoca, Rumänien. Seine besonderen Forschungsinteressen sind provinzialrömische Archäologie, römischen Straßen und Verkehrswesen, archäologische Kartografie und Topografie sowie die Methoden der Archäologie
753 v. Chr. | Sagenhaftes Gründungsdatum Roms |
753–509 v. Chr. | Zeit des Königtums in Rom |
509–31 v. Chr. | Zeit der Römischen Republik |
578–534 v. Chr. | Der Überlieferung zufolge Herrschaftszeit des Servius Tullius |
4.–3. Jahrhundert v. Chr. | Übergang der römischen Armee von der Phalanx- zur Manipularordnung |
Die Armee des Königtums
Über die Anfänge des römischen Heeres ist wenig bekannt. Als gesichert kann jedoch gelten, dass die ersten Formen der Armee Roms sowohl in der Zeit der Könige als auch in derjenigen der Republik als „Bürgerarmee“ bezeichnet werden können. Dies bedeutete, dass der Wehrdienst für jeden römischen Bürger eine Pflicht und eine Ehre zugleich war. Wie bei einer jeden Bürgerarmee war auch diejenige des frühen Rom eng mit der sie tragenden Gesellschaftsstruktur verbunden. Die römische Tradition spricht von einer Einteilung der römischen Bevölkerung in drei ursprüngliche Stämme (tribus), die alle Namen etruskischer Herkunft trugen: Ramnes, Tities und Luceres. Die Stämme waren ihrerseits in je zehn centuriae („Hundertschaften“) geteilt; jeder Stamm stellte also 1000 Mann für die Armee bereit. Dies ergibt in dieser frühen Phase der römischen Armee eine Gesamtstärke von 3000 Fußsoldaten. Dazu kamen noch die 300 Reiter der Kavallerie, anscheinend celeres („die Schnellen“) oder equites („Reiter“) genannt. Diese Reiter seien die persönliche Garde des legendären Gründerkönigs Romulus gewesen.
Die oben angegeben Zahlen scheinen sich jedoch schon während der Zeit des Königtums verändert zu haben, wenn wir den Aussagen des etwa fünf Jahrhunderte später lebenden römischen Historikers Livius Glauben schenken. So habe der König Tarquinius Priscus (der fünfte römische König in der traditionellen Königsliste) die Zahl der Reiter auf 600 verdoppelt. Dies wird von den meisten heutigen Historikern für wahrscheinlich gehalten, da diese Anzahl von Reitern noch zu Beginn der republikanischen Zeit gegeben war. Eine andere Einschätzung der Stärke der Armee während des Königtums geht davon aus, dass um das Jahr 550 v. Chr. die Zahl der Fußsoldaten auf 6000 Mann verdoppelt wurde. Dazu seien noch 2400 leicht bewaffnete Infanteristen hinzugefügt worden sowie die besagten 600 Reiter, was eine Gesamtstärke von 9000 Mann ergeben würde. Die Datierung dieses Zuwachses geht von der Annahme aus, dass die sogenannte Reform des Königs Servius Tullius tatsächlich während dessen Herrschaftszeit durchgeführt wurde, was allerdings gar nicht gesichert ist.
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Livius über die Verfassung des Servius Tullius
(Livius 1, 43)
Aus denen, die 100.000 As oder ein noch größeres Vermögen besaßen, stellte er 80 Hundertschaften (centuriae) zusammen, je 40 der älteren und der jüngeren; alle zusammen hießen die erste Klasse; die älteren sollten für den Schutz der Stadt zur Verfügung stehen, die jüngeren sollten im Felde Kriegsdienst leisten; sie hatten an Rüstung zu stellen Helm, Rundschild, Beinschienen, Panzer – alles aus Bronze und dies zum Schutz des Leibes; als Waffen gegen den Feind Lanze und Schwert. Dieser Klasse wurden zwei Hundertschaften Werkmänner beigestellt, die ohne Waffe dienen sollten; sie hatten die Aufgabe, im Krieg das Gerät zu betreuen.
Die zweite Klasse wurde festgesetzt auf ein Vermögen zwischen 100.000 und 75.000 As, und aus ihnen – aus den älteren und jüngeren zusammen – wurden 20 Hundertschaften gebildet; an Waffen hatten sie zu stellen einen Langschild statt des runden und sonst außer dem Panzer alles gleich.
Die dritte Klasse sollte ein Vermögen bis zu 50.000 As haben; auch sie wurde in ebenso viele Hundertschaften und nach dem Unterscheidungsprinzip des Alters eingeteilt; an der Bewaffnung wurde nichts geändert, nur die Beinschienen fielen fort.
In der vierten Klasse befanden sich die Vermögen von 25.000 As; es wurden ebenso viele Hundertschaften gebildet, aber die Bewaffnung geändert: Sie führten lediglich Lanze und Wurfspieß.
Die fünfte Klasse war größer; man formierte sie in 30 Hundertschaften; sie führten Schleudern und Wurfsteine; ihnen wurden die Hornisten und Trompeter angegliedert, auf zwei Hundertschaften verteilt; diese Klasse wurde auf 11.000 As eingeschätzt.
Eine noch geringere Einschätzung hatte die übrige Menge; aus ihr wurde eine Hundertschaft gebildet, die vom Kriegsdienst befreit war.
Nachdem Tullius das Fußvolk auf diese Weise gerüstet und eingeteilt hatte, hob er aus den Vornehmeren der Bürgerschaft 12 Hundertschaften Reiter aus; des Weiteren formierte er aus den von Romulus gebildeten drei Hundertschaften sechs andere, unter Beibehaltung ihrer durch Vogelschau gestifteten Namen. Zum Ankauf von Pferden wurde jedem 10.000 As aus der Staatskasse gegeben; bezüglich des Unterhalts der Pferde wurden sie an die Witwen verwiesen, die einem jeden 2000 As jährlich zahlen sollten. Alle diese Lasten wurden von den Armen auf die Reichen abgewälzt. Dafür erhielten diese mehr politische Rechte, denn es wurde nicht mehr – wie es von Romulus her überliefert war und wie es die nachfolgenden Könige beibehalten hatten – jedem Mann ohne Unterschied ein Stimmrecht von gleichem Gewicht und gleichem Rang verliehen, sondern es wurden Abstufungen gemacht derart, dass zwar keiner vom Recht auf Abstimmung ausgeschlossen erschien, jedoch die Einflussnahme gänzlich den Vornehmen der Bürgerschaft blieb: Die Ritter nämlich wurden zuerst aufgerufen, dann die 80 Hundertschaften der ersten Klasse; ergab sich hier Stimmenungleichheit – was selten der Fall war –, dann die der zweiten Klasse; und fast nie mussten sie so weit hinuntergehen, dass sie zu den untersten Schichten kamen. Man darf sich jedoch nicht wundern, dass die Ordnung, wie sie heute besteht, nach der Vermehrung der Stammeinheiten auf 35 und der Verdoppelung ihrer Zahl durch Hundertschaften der Älteren und Jüngeren mit der von Servius Tullius eingesetzten Zahl nicht mehr zusammenstimmt. Er teilte die Stadt nämlich nach den Bezirken und Hügeln, die bewohnt waren, in vier Teile und nannte diese Teile tribus – wie ich meine, nach dem Wort tributum [Steuer]; denn auch eine gleichbleibende Besteuerung nach dem Vermögen geschah auf seine Veranlassung, und diese Steuerbezirke hatten mit der Gliederung in Hundertschaften und mit deren zahlenmäßiger Stärke nichts mehr zu tun. (Ü: R. Feger)
Die Zensusklassen und das Heer
Servius Tullius, der sechste römische König, herrschte – der Überlieferung zufolge – von 578 bis 534 v. Chr. Ihm wird eine Reform des römischen Stadtstaates zugeschrieben, die auch im militärischen Bereich deutliche Spuren hinterließ. Die römischen Bürger, sowohl die Patrizier (Adligen) als auch die Plebejer (angeblich später dazugekommene, gewöhnliche Bürger) wurden gemäß ihrem Vermögen in sechs Zensus-Klassen eingeteilt. Hauptziel dieser Struktur war es, eine Basis zur Besteuerung der Römer zu schaffen. Die Einteilung war jedoch auch für die Rolle und den Platz jedes Römers in der Armee ausschlaggebend. Der König habe, so die Quellen, die drei ursprünglichen Stämme Roms durch vier territoriale Stämme ersetzt. Zugleich habe er den außerhalb der Stadt lebenden römischen Bürgern weitere Stämme zugewiesen, deren Anzahl bei den antiken Autoren zwischen 26 und 31 schwankt. Die territorialen Stämme bestanden aus Zenturien („Hundertschaften“). Diese Zenturien waren auf Grundlage des Vermögens jedes Bürgers aufgestellt und gehörten demnach sechs Vermögensklassen an. Die ersten fünf Klassen umfassten diejenigen Römer, die überhaupt etwas zu versteuern hatten, während der sechsten Klasse diejenigen Bürger angehörten, deren Eigentum als zu klein angesehen wurde, um besteuert zu werden, und die im Prinzip keinen Wehrdienst leisteten (diese unterste Vermögensgrenze lag bei 11.000 As nach dem Historiker Livius oder bei 12.500 As nach Dionysios von Halikarnassos). Jeder Klasse wurde eine gewisse Anzahl von Zenturien zugewiesen. So bestand die erste Klasse aus 80 Zenturien, denen 18 Zenturien von Rittern zugefügt wurden. Jede der Klassen II bis IV bestand aus je 20 Zenturien, während die fünfte Klasse in 30 Zenturien eingeteilt wurde. Außerdem gab es noch vier Zenturien von Handwerkern und Musikern. Die armen Bürger, die keiner der fünf anderen Klassen angehörten, wurden in einer einzigen Zenturie gruppiert.
Eine Versammlung des römischen Volkes (populus Romanus) gemäß dieser Struktur bezeichnete man als comitia centuriata (Zenturienversammlung). Neben den eher politischen Funktionen, die sie innehatte, wie die Wahl der oberen Magistrate mit Kommandogewalt (Konsuln und Prätoren) während der Republikzeit, war die Zenturienversammlung eine ausgeprägt militärische Institution des jungen Staates. Die Bürger hatten für ihre Waffen und Ausrüstung selbst aufzukommen, so dass sich diese je nach Steuerklasse wesentlich unterschieden.
Die Römer kämpften als Fußsoldaten, die 18 Ritterzenturien ausgenommen. Die Bürger der ersten Klasse waren als schwere Infanteristen ausgerüstet, was bedeutete, dass sie im Kampf von einem Helm, einem runden Schild, einem Brustpanzer und Beinschienen, alles aus Bronze, geschützt waren. Als offensive Waffen hatten sie den Speer, das Schwert (gladius) und den Dolch. Diese Ausrüstung war derjenigen des griechischen Fußsoldaten, des Hopliten, sehr ähnlich. Die Angehörigen der II. und der III. Klasse besaßen weniger Ausrüstung, ihnen fehlten also manche Ausrüstungsstücke, aber die Kampfart als Infanteristen blieb dieselbe. Die Angehörigen der IV. Klasse waren nur mit Speeren und Wurfspeeren (pilum) bewaffnet, während die Bürger der V. Klasse mit Schleudern kämpften. Sie bildeten die leicht bewaffnete Infanterie oder die velites. Die Zenturien der Musiker und der Handwerker hatten ihre spezifischen Aufgaben, waren jedoch nicht bewaffnet. Die Römer der VI. Klasse waren zu arm, um ihre Ausrüstung besorgen zu können, und waren daher vom Wehrdienst ausgenommen. Sie wurden capite censi, „die nach dem Kopf Gezählten“, genannt, da sie kein nennenswertes Vermögen besaßen. Die Männer, die jünger als 45 Jahre waren, wurden iuniores genannt und kämpften auf dem Schlachtfeld, während den seniores, die über dieser Altersgrenze lagen, die Verteidigung der Stadt zukam.
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Hoplit
Der Hoplit (griech. hoplítes von hóplon, „Kriegsgerät“, „schwere Waffe“, „schwere Rüstung“, daher der Soldat als „Schwerbewaffneter“) war der typische Infanterist in den griechischen Armeen in der archaischen und klassischen Epochen. Die typische Kampfformation der Hopliten war die Phalanx. Die wichtigste Schutzwaffe der Hopliten war der große, runde Schild (altgriech. aspís), welcher den ganzen Oberkörper decken konnte. Er bestand aus Holz, war üblicherweise ursprünglich mit einem Bronzerahmen gefasst, später mit Bronzeblech bedeckt und hatte einen Durchmesser von ca. 1 m. Die Angriffswaffen waren eine Stoßlanze mit Stahlspitze und ein Schwert für den Fall, dass die Lanze im Kampf brach. Die Lanze maß im 5. Jahrhundert etwa 2 m, in hellenistischer Zeit, als sie „sarissa“ hieß, sogar bis zu 6 m. Hinzu kamen ein Helm (manchmal mit einem Kammbusch geschmückt), Beinschienen aus Bronze sowie ein Brustpanzer. Der Letztere war ursprünglich ein Leinenpanzer, der später durch einen wirksameren Messingpanzer ersetzt wurde. Reichere Krieger hatten Ober- und Unterarmschienen sowie Knöchel-, Oberschenkel- und Fußschutz. Die frühen römischen Fußsoldaten waren nach dem Hoplitenmodell ausgerüstet und kämpften in einer der Phalanx sehr ähnlichen Schlachtordnung.
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pilum
Das Pilum (Plural: Pila) war ein Wurfspieß und die übliche Fernwaffe des römischen Legionärs. Die Römer hatten es wahrscheinlich von den Samniten übernommen, möglicherweise während der Samnitenkriege. Diese Übernahme war ein entscheidender Schritt in der Entwicklung von der Phalanx zur Manipulartaktik. Das Pilum war eine Weiterentwicklung der längeren und schwereren Wurflanze und bestand aus zwei Hauptteilen, nämlich aus einem ca. 1 m langen Holzschaft und einer ungefähr gleich langen Eisenstange, die im Schnitt viereckigoder rund geschmiedet war. An ihrem sich verjüngenden Ende wies sie eine vierkantige Spitze auf. Die in Reihen stehenden Legionäre warfen ihre Pila gleichzeitig aus einer Entfernung von ungefähr 10 bis 20 Schritt (ca. 8 bis 16 m). So wurden wahrscheinlich zumindest einige Feinde bereits vor dem eigentlichen Gefecht verwundet oder getötet, da die kinetische Energie des geworfenen Pilums auf eine kleine Spitze gebündelt war. Es konnte so manchmal auch Panzer und Schilde durchschlagen. Sehr oft wurde aber der gegnerische Krieger wenig oder gar nicht verletzt. Das Pilum verbog sich jedoch in den Schild, da ein Teil des Eisenschaftes, im Gegensatz zur eigentlichen Spitze, absichtlich ungehärtet belassen war. Kurz vor einem Angriff konnte man diese verbogenen Eisenstangen nicht mehr schnell genug entfernen, so dass der betroffene Krieger sich gezwungen sah, seinen Schild fallen zu lassen und ohne dieses wesentliche Schutzelement den Kampf fortzusetzen. Wie Cäsar (Gallischer Krieg, I, 25) berichtet, galt dies insbesondere, wenn Schilde überlappend geführt und von Pila aneinandergeheftet wurden. Durch das Verbiegen des Eisenschaftes wurde außerdem auch verhindert, dass die Pila, die ihr Ziel verfehlten oder die im feindlichen Schild steckengeblieben waren, gegen die Römer selbst wiederverwendet werden konnten.
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gladius
Der Gladius (lat. „Schwert“, Plural Gladii) war das römische Kurzschwert. Er soll ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. aus einem Schwerttyp der Keltiberer aus Hispanien entwickelt worden sein und einige seiner Versionen waren bis in das 2. Jahrhundert n.Chr. die Standardwaffe der Fußsoldaten aus der römischen Armee. Die Stahlklinge eines Gladius war etwa 50–60 cm lang, ca. 8 cm breit und beidseitig geschliffen, so dass sich zwei Schneiden ergaben. Alle Variationen wurden auf ähnlicher Weise benutzt. Der Gladius wurde von den Soldaten auf der rechten Seite getragen. Dies erforderte mehr Übung beim Ziehen des Schwertes, hingegen bestand keine Gefahr, dass der schwere Schild, den sie trugen, diese Bewegung verhinderte. Centurionen trugen manchmal den Gladius auf der linken Seite. Der Griff war zwar mit einem Schutzteil versehen, doch sollte dieser nicht wie eine Parierstange wirken, wie z.B. bei den mittelalterlichen Schwertern und Säbeln, sondern nur verhindern, dass die Schwerthand auf die Klinge gelangte, wenn mit dem Gladius ein kräftiger Stich ausgeführt wurde. Die Scheide bestand aus Holz, war mit Leder bezogen und mit Metallbeschlägen aus Messing, Bronze oder Silber verziert. Der Gladius war die bestgeeignete Waffe für den Nahkampf in dichten Infanterieformationen, wie die Römer sie aufstellten. Im dichten Kampfengagement der Infanterie war die relativ geringe Länge dieses Schwertes ein Vorteil und verlieh dem Legionär eine gewisse Überlegenheit. Er konnte auch im dichtesten Kampf seine Waffe immer noch verwenden, vor allem indem er damit stach, ohne den Schild fallen lassen zu müssen. Der zweischneidige Gladius war sowohl zum Hieb als auch zum Stich tauglich. Diese Kampfweise erwies sich als entscheidend für die Überlegenheit der römischen Legionen in großen kollektiven Gefechten. Natürlich war das kurze Schwert im Einzelnahkampf nützlich, außerhalb der geschlossenen Formation aber weniger. Das war mit Sicherheit ein Grund dafür, warum beginnend mit dem Ende des 2. Jhs. ein längeres Schwert namens spatha (die bereits die typische Angriffswaffe der römischen Kavallerie war) immer mehr auch von den Infanteristen benutzt wurde, bis sie schließlich während des 3. und 4. Jahrhunderts den Gladius völlig ersetzte.
Gladius und lorica hamata-Kettenhemd
Wenn man die aktiven Soldaten aus allen wehrpflichtigen Zenturien zusammenzählt, kommt man auf 60 Zenturien von schwer und 24 Zenturien von leicht bewaffneter Infanterie (velites). Die Ritter, die auch für ihre Pferde aufkommen mussten, bildeten die Kavallerie, die aber in der frühen römischen Kampftaktik anscheinend keine wesentliche Rolle spielte, da die Römer am Anfang den auf die Infanterie gestützten Kampfstil der Griechen, die Hoplitentaktik, übernommen haben. Somit hätte die römische Armee am Ende der Königszeit und am Anfang der republikanischen Ära die folgende Struktur und Stärke gehabt: 6000 schwer bewaffnete Infanteristen, 2400 leicht bewaffnete Fußsoldaten und 600 Reiter, insgesamt 9000 Mann.
Ob die oben dargestellte Reform tatsächlich von König Servius Tullius durchgeführt wurde, ist ungewiss. Viele moderne Historiker gehen davon aus, dass diese Strukturen eigentlich erst später, während der Republikzeit, vielleicht im 4. oder 3. Jahrhundert v. Chr., vervollständigt wurden.
Manche heutige Historiker glauben, dass es sogar eine ältere Einteilung der römischen Bürger mit Bezug auf ihre Teilnahme an der Armee gab. Bei Aulus Gellius (2 Jahrhundert n.Chr.) und Rufius Festus (4. Jahrhundert n.Chr.) wird eine frühe Einteilung der Bürger aufgrund des Einkommens in classis clipeata und infra classem angedeutet. Die classis clipeata wären die Bürger der ersten Zensusklasse gewesen, die einen clipeus trugen, der dem runden Schild der Hopliten ähnelte, und hätten als einzige über die ganze Ausrüstung des schweren Infanteristen verfügt. Diese Bürger wären ursprünglich in 40 oder 60 Zenturien gruppiert und wären am Anfang die einzigen schwerbewaffneten Fußsoldaten Roms gewesen. Sie hätten die ursprüngliche einzige römische Legion gebildet. Die Bürger infra classem hätten in der Armee folglich nur als leichtbewaffnete Infanteristen dienen können. Diese Situation wird ins 6. Jahrhundert v. Chr. datiert; sie stelle die eigentliche servianische Reform dar. In der Sicht dieser Autoren wäre die von Livius und Dionysios von Halikarnassos beschriebene Lage eines 5-Klassen-Systems eine spätere Entwicklung des eingangs dualen Systems classis bzw. infra classem. Diese Entwicklung hätte schon während der frühen Republikzeit, gegen Ende des 5. Jahrhundert stattgefunden, als die Römer die Phalanx-Formation zugunsten der Manipularaufstellung der Armee (s. weiter unten) aufgegeben hätten und das römische Heer fast alle kampffähige Bürger außer den Proletariern umfasste.
Kommandierende Magistrate
Nach der traditionellen Chronologie wurde im Jahr 509 v. Chr. der letzte König Roms, Tarquinius Superbus, entthront und aus der Stadt vertrieben. Kein neuer König wurde gewählt, die königlichen Befugnisse wurden von gewählten Magistraten (lat. magistratus) übernommen. Hinter dieser wichtigen Umwälzung stand die römische Aristokratie, die ein kollektives Führungssystem des römischen Staates mit aus ihren Reihen gewählten Magistraten einführte und allmählich vervollständigte. Die ordentlichen Magistraturen waren kollegial, was bedeutet, dass jeder ordentliche Magistrat mindestens einen gleichgestellten Kollegen hatte. Desgleichen waren die Amtszeiten der Magistrate in der Regel auf ein Jahr beschränkt. Beide diese Vorschriften waren Vorsichtsmaßnahmen gegen Amtsmissbrauch. Nicht alle Magistrate der Römischen Republik besaßen die Kommandogewalt über das Heer. Diese stand ausschließlich den hochrangigen Magistraten zu: Konsuln, Prätoren und Diktatoren (die Letzteren waren allerdings außerordentliche Magistrate, die ohne gleichgestellten Kollegen und auf eine maximale Amtszeit von sechs Monaten im äußersten Gefahrenfall nicht gewählt, sondern ernannt wurden). Entsprechend der Zahl der höchstrangigen ordentlichen Magistrate mit Kommandogewalt (lat. magistratus cum imperio, wobei imperium Kommandogewalt bedeutet), den zwei Konsuln, wurde das gesamte Bürgerheer anfangs in zwei Legionen geteilt.
Wie die meisten Völker des Altertums hatten die Römer von den ältesten Zeiten an ihre eigenen religiösen Kriegsrituale. Die rituelle Erklärung des Krieges an andere Völker und die Gelübde, die Friedensverträge einzuhalten, waren die Aufgabe des Priesterkollegiums der Fetialen (fetiales), Priester des Jupiter. Das Kollegium umfasste 20 Mitglieder. Die Kriegserklärung folgte einer „Forderung auf Wiedergutmachung“ an das Feindvolk (rerum repetitio). Dies waren die bellicae ceremoniae (Kriegseröffnungzeremonien), die durch die Fetialen als formelle interne Kriegserklärung erhoben wurde. Dabei gingen die Priester als Kriegsherolde an die Grenze Roms, an das Stadttor oder auf den Markt und erklärten gegenüber dem ersten Einwohner der anderen Stadt, den sie antrafen, den Krieg. Wenn die römischen Forderungen zurückgewiesen, die Genugtuung verweigert oder die Schuldigen nicht ausgeliefert wurden, wiederholte man nach 30 (oder 33) Tagen die Kriegserklärung. Dabei wurde von den Fetialen in Gegenwart von drei erwachsenen Zeugen unter Ausspruch religiöser Formeln eine Lanze in das feindliche Gebiet geworfen.
Da sich Rom ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. über die Größe eines Stadtstaates hinaus ausdehnte, konnte man diese Zeremonie nicht mehr so durchführen, wie beim Krieg mit einer nahe gelegenen Stadt. Deshalb appellierte man an einen rechtlichen Kunstgriff und erklärte bei der columna bellica (der Säule der Kriegsgöttin vor dem Bellonatempel, in der Gegend des späteren Circus Flaminus) ein kleines Geländestück zum Feindesland. Die Lanze wurde dann in dieses abgegrenzte „Feindesland“ geschleudert.
Gegen das Ende der Republik verfiel dieses Ritual in Vergessenheit, wurde aber von Augustus wieder aufgegriffen. So erklärte er effektvoll damit den Krieg gegen Kleopatra und Marcus Antonius. Ab diesem Zeitpunkt waren die Principes stets Mitglieder im Kollegium der Fetialen. Im Fall von wichtigeren Kriegen bediente man sich gerne dieses Rituals. So eröffnete etwa noch im 2. Jahrhundert n.Chr. Kaiser Marcus Aurelius auf diese Weise den Markomannenkrieg.
Auch andere Rituale sollten sicherstellen, dass die kriegerische Unternehmen der Römer die Unterstützung der Götter hatten. Jeder Feldherr legte im Tempel des Jupiter auf dem Kapitol ein Gelübde ab, im Fall eines Sieges dem obersten Gott einen Teil der Beute zu übergeben. Das Expeditionsheer wurde rituell gereinigt (lustratio), sobald der Kommandeur sich ihm anschloss. Die Magistrate mit Kommandogewalt (imperium) holten vor jeder Schlacht die auspicia ein, Divinationsakte, die meistens in den Vogelzeichen erfolgten, um herauszufinden, ob die Götter dem Start in den betreffenden Krieg wohwollend sind. Das Ritual der evocatio beschwor die Götter des feindlichen Volkes, dem feindlichen Volk ihre Gunst zu entziehen und sich der „gerechten“ Seite der Römer anzuschließen.
Der Triumphzug nach einem siegreichen Krieg hatte ebenfalls rituelle Bestandteile, wie z.B. das Legen des Lorbeerkranzes, den der Feldherr als Sieger im Triumph auf dem Kopf trug, in den Schoss der Jupiterstatue auf dem Kapitol.
Durch alle diese Rituale wollten die Römer die Idee untermauern, dass sie jedesmal einen „gerechten Krieg“ (bellum iustum) führen. Dementsprechend waren die von ihnen geführten Kriege aus römischer Sicht keine unbegründete Übergriffe auf andere Völker, sondern Reaktionen auf zugefügtes Unrecht oder Hilfe für die zu Unrecht angegriffenen Verbündeten der Römer.
Das lateinische Wort legio ist von der Stammform des Verbes legere abgeleitet, was soviel wie „auslesen“, „auswählen“ bedeutet. Die „Legion“ war demnach also aus den dafür ausgewählten Bürgern gebildet. Während der Königszeit bildete die gesamte Armee Roms eine einzige Legion, unter dem Kommando des Königs. Mit der Einführung der kollegialen Magistraturen wurde also das Heer entsprechend geteilt, auch, damit die Magistrate mit Kommandogewalt auch unabhängig voneinander militärische Operationen führen konnten. Während ein einzelner Konsul beide frühen Legionen zugleich auf dem Schlachtfeld befehligen konnte (wobei der andere Konsul in Rom blieb), durften die rangniedrigeren Prätoren nur je eine Legion in den Kampf führen. Dem Diktator stand allerdings das ganze römische Heer zur Verfügung, da er als außerordentlicher höchster Magistrat keinen gleichgestellten Amtskollegen hatte.
Legionen: Status und Strukturen
Die Legionen waren keine ständigen Truppenkörper in der Bürgerarmee Roms. Sie wurden für den Kriegsfall mobilisiert und beim Eintritt des Friedenszustandes wieder aufgelöst, um den Bürgern die Rückkehr zu ihren täglichen Beschäftigungen zu ermöglichen.
So wie die Ausrüstung, war die Kampftaktik der römischen Legion ursprünglich wahrscheinlich der griechischen Hoplitentaktik ähnlich. Das bedeutete, dass die Kampfordnung der Legion eine Version der hoplitischen Phalanx war.
Die Phalanx war eine Kampfformation, die aus acht oder mehr Reihen von schwerbewaffneten Fußsoldaten bestand. Die Soldaten standen dicht neben- und hintereinander, um möglichst viel Stoßkraft im eigenen Angriff zu erreichen und wenig Raum für das Eindringen der feindlichen Angriffe zu bieten.
Diese Aufstellung wurde wahrscheinlich im 3. Jahrhundert v. Chr. zugunsten der sogenannten „Manipularordnung“ aufgegeben. Die Einführung der neuen Kampfordnung wird von den römischen Autoren dem ‚Nationalhelden‘ des 4. Jahrhunderts v. Chr., Marcus Furius Camillus, zugeschrieben, aber manche modernen Historiker glauben, dass die Römer diese neue Kampfordnung erst im 3. Jahrhundert v. Chr. von ihren damaligen italischen Feinden, den Samniten, übernommen haben. Demnach war die Legion auf dem Schlachtfeld in drei Truppenteile oder ‚Treffen‘ geordnet: das vordere Treffen waren die hastati, das zweite Treffen die principes und das dritte die triarii. Vor den hastati bildeten die leicht bewaffneten, ungepanzerten velites eine eigene Kampflinie.
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Phalanx
Die Phalanx (altgr. phálanx „Baumstamm“, „Walze“, „Rolle“ oder im militärischen Sinn „Schlachtreihe“) war eine aus dichtgeschlossenen Reihen gebildete Kampfformation aus schweren Infanteristen. Es war die meist benutzte Schlachtformation im antiken Griechenland, sowohl im klassischen als auch im hellenistischen Zeitalter. Die Phalanx bestand aus gepanzerten Hopliten. Diese hatten als typische Waffe eine ursprünglich ca. 2 m lange, später immer längere (bis zu 7 m lange) Lanze. Die Lanze war in der Regel auch noch mit einer Bronzespitze am unteren Ende des Schaftes versehen und diente dazu, im Fall eines feindlichen Kavallerieangriffs die Lanze in den Boden zu rammen um den feindlichen Reitern größeren Widerstand leisten zu können. Ursprünglich war die Phalanx vermutlich 8 Glieder in offener und 4 Glieder in geschlossener Ordnung tief. Später hatte die Aufstellung gewöhnlich eine Tiefe von 7 bis 12 Mann.
Ein Problem der linearen Aufstellung in der Phalanx war, dass die erfahrensten und stärksten Soldaten an der rechten Seite der Formation kämpften. In der Gegenüberstellung der Phalangen kämpften sie also gegen die weniger erfahrenen und schwächeren Gegenersoldaten von der linken Seite deren Phalanx. Der rechte Flügel kam in der Regel aus dem Kampf gegen den linken Flügel des Feindes als Sieger hervor. Dementsprechend siegte in einer Schlacht diejenige Armee, die sich als erste auf ihrem rechten Flügel vor dem Gegner behaupten konnte. In solchen Situationen war es üblich, dass die Besiegten zu kämpfen aufhörten und sich zurückzogen. Dies hatte als Folge, dass Phalanxschlachten recht wenige Todesopfer forderten.
Eine verbesserte Version der klassischen griechischen Phalanx war die „schiefe Schlachtordnung“, die vom thebanischen General Epaminondas im 4. Jahrhundert in der Schlacht von Leuktra (371 v. Chr.) gegen die Spartaner wirksam benutzt und berühmt gemacht wurde, auch wenn diese Formation schon früher verwendet war. Dabei kämpften die besten Soldaten an der linken Seite, die auch eine Rottentiefe von 50 Mann erhielt. Infolgedessen stießen in der Schlacht die Eliten der betreffenden zwei Armeen direkt aufeinander. Die extreme Tiefe des thebanischen linken Flügels sollte einen sicheren und schnellen Sieg über den feindlichen Angriffsflügel einbringen. Gleichzeitig hielt Epaminondas seinen im Vergleich ungewöhnlich weniger kampfstarken rechten Flügel zurück und ließ ihn nicht ins Gefecht eintreten. Daher erhielt diese Schlachtordnung auch ihre Bezeichnung als „schief“, da die Armeen nicht parallel, sondern im spitzen Winkel aufeinanderprallten.
Eine spätere Version war die „makedonische Phalanx“, bei der die leicht gerüsteten Soldaten eine ca. 5–6 m lange Lanze (sarissa) und ein kurzes Schwert trugen. Die Stärke aller Versionen der Phalanx, die von den Römern am Anfang auch als Kampfformation benutzt wurde, war ihr Zusammenhalt und die synchronisierten Bewegungen. Auf unebenem Gelände erwies sich jedoch die Phalanx als zu starr, was die Römer dazu veranlasste, sie später durch die viel flexiblere Manipulartaktik zu ersetzen.
Die Manipularordnung leitet ihren Namen vom lateinischen Wort manipulus (eine „Handvoll“) her. Die manipuli (Manipel) waren aus zwei Zenturien gebildet und konnten auch autonom kämpfen, im Unterschied zur Phalanx-Kampfordnung, welche den Truppenkörper im Kampf als Ganzes aufrechterhalten musste. Die Manipel standen in einem Schachbrettmuster, so dass ein hinterer Manipel bei Bedarf jederzeit nach vorn oder nach hinten rücken und so die Frontlücken schließen bzw. öffnen konnte.
Der Name der hastati erinnert noch an die lange Stoßlanze (lat. hasta), mit denen sie schon in der Phalanx-Aufstellung kämpften. In der Manipularordnung hatten sie jedoch keine Stoßlanzen mehr, sondern Wurfspeere (lat. pila), das kurze Schwert (gladius) als offensive Waffen und Brustpanzer, Schild und Helm als Schutzausrüstung.
Principes waren die erfahrenen Soldaten im mittleren Alter, und sie besaßen ähnliche Waffen und Ausrüstung wie die hastati.
Die triarii bildeten das dritte Treffen. Sie waren die älteren und erfahrensten Männer und traten theoretisch nur in den Kampf ein, wenn die ersten zwei Treffen nich mehr standhalten konnten. Sie waren die einzigen, welche auch in der Manipularordnung die langen Stoßlanzen trugen, die vor allem gegen die feindliche Infanterie als auch die Reiterei gerichtet wurden.
Die velites waren die ärmsten und auch die jüngsten Bürger und hatten dementsprechend die spärlichste Ausrüstung, die zu dieser Zeit Schwert, Wurfspeere, einen runden Schild und einen Helm umfasste.
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Stoßlanze (hasta)
Die Hasta war in der römischen Armee vor allem die schwere, wahrscheinlich bis zu 4 m lange Stoßlanze. Sie war am Anfang die Standardwaffe aller Legionssoldaten und bis zur Zeit des Gaius Marius die Waffe der Infanteristen aus der dritten Schlachtreihe (triarii). Bei der Kavallerie blieb eine kürzere Version ständig im Gebrauch. Vom Wort hasta leitet sich auch die Bezeichnung hastati der Soldaten aus der ersten Schlachtreihe ab. Diese hatten wahrscheinlich zur Königszeit und in der frühen Republik grundsätzlich nur diese Waffe, während die wohlhabenderen principes und triarii die volle Ausrüstung eines Infanteristen besaßen. Diese Hasta wurde nicht geworfen, sondern diente als schräg in den Boden gerammte Abwehrwaffe v.a. gegen Kavallerieangriffe oder als Stoßwaffe im Nahkampf. Die Hasta hatte eine längliche weidenblattförmige Spitze, die mit einer Tülle auf einem Holzschaft befestigt war. Der Schaft hatte an seinem unteren Ende einen spitzen Metallfuß (gleichsam eine zweite Spitze), so dass die Lanze in den Boden gerammt werden konnte. Die Länge der in der römischen Legion verwendeten Hasta kann man nur vermuten, da die hölzernen Schäfte nicht erhalten sind. Die auf Grabsteinen erhaltenen Darstellungen von Lanzen passten sich dem zur Verfügung stehenden Raum an und hatten kaum einen Bezug auf die echten Proportionen. Wenn man sie zu den griechischen Lanzen aus verschiedenen Zeitaltern vergleicht (in der hellenistischen Zeit waren z.B. die Lanzen bis zu 7 m lang), waren die römischen Lanzen wesentlich kürzer. Man schätzt, dass sie im Durchschnitt eine Länge von 2,5 m hatten. Als die römische Armee den Übergang von der Phalanx- zur Manipularordnung durchmachte, wurde vorerst die Hasta der Infanteristen aus den ersten zwei Reihen (hastati und principes) durch das Pilum ersetzt. Sie wurde eine Zeitlang nur noch von den triarii aus der dritten Schlachtreihe getragen.
Jeder Manipel war aus Soldaten einer der drei Hauptarten gebildet, so dass es hastati-, principes- und triarii-Manipel gab. Die Manipel hatten somit aufgrund ihrer Zusammensetzung auch den entsprechenden Platz in den drei Treffen. Die Stärke eines Manipels während der Republikzeit betrug in der Regel 120 Mann, ausgenommen die Manipel der triarii, welche eine Mannstärke von 60 hatten.
Ein Manipel war in zwei Zenturien (lat. centuriae) unterteilt, jede unter ihrem eigenen Kommandeur, einem Zenturionen (centurio). Der Zenturio, der die rechter Hand stehende Zenturie befehligte, ernannte den Zenturionen der links stehenden Zenturie und war somit auch der Ranghöhere von ihnen.
Es gab zehn Manipel von jeder Art, so dass es eine auf Manipel strukturierte Legion 1200 hastati, 1200 principes und 600 triarii umfasste. Dazu kommen noch die 1200 Männer der leichten Infanterie (velites), was eine Gesamtstärke von 4200 Fußsoldaten für eine Legion ergibt. Diese war allerdings nur die Standardstärke, da eine Legion bei Bedarf auch 5000 oder sogar 6000 Mann haben konnte.
Man nimmt an, dass die Römer die Manipularordnung vom italischen Volk der Samniten übernommen haben. Die Samniten hatten im 4. bis 3. Jahrhundert v. Chr. den heftigsten Widerstand gegen die Römer geleistet, der sich in drei römisch-samnitischen Kriegen entlud (344–341 v. Chr.; 326–304 v. Chr.; 298–290 v. Chr.).
Den sechs Reiterzenturien der Königszeit wurden irgendwann in der Republikzeit weitere 12 Zenturien zugefügt, was eine Gesamtzahl von 18 Reiterzenturien ergab. Diese waren von den reichsten römischen Bürgern aufgestellt und gehörten somit der ersten Vermögensklasse an. Trotzdem wurden die Angehörigen der neu ausgehobenen Zenturien mit einem Pferd aus öffentlichen Mitteln ausgestattet, was ihre Bezeichnung equites equo publico („Reiter mit Pferd aus öffentlichen Mitteln“) zum Ausdruck bringt.
Es ist nicht klar, wie sich die Ausrüstung der römischen Kavallerie während der Republikzeit entwickelt hat. Nach dem griechischen Historiker Polybios (ca. 200–120 v. Chr.) hatten die römischen Reiter ursprünglich keinen Brustpanzer, sondern nur eine Tunika, einen leichten Speer und einen ledernen Schild, die in der Schlacht oft unbrauchbar wurden (Polybios, 6.25).
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Polybios über die Ausrüstung der römischen Kavallerie
(Polybios 6, 25)
Die Bewaffnung der Reiter ist jetzt ähnlich der griechischen; ehedem hatten sie erstens keine Panzer, sondern kämpften nur mit einem Schurz bekleidet, was ihnen ermöglichte, leicht und gewandt abzusteigen und wieder aufzuspringen, im Kampf aber sie der Gefahr aussetzte, da der Körper ungeschützt war. Ihre Lanzen waren in doppelter Hinsicht wenig brauchbar. Sie waren so dünn und biegsam, dass man nicht auf einen bestimmten Punkt zielen konnte und dass sie meistens durch die bloße Erschütterung infolge der Bewegung des Pferdes zerbrachen, ehe die Lanzenspitze auf ihr Ziel aufstieß; außerdem hatten sie keine Spitze am unteren Ende, waren daher nur zu einem ersten Stoß mit der oberen Spitze zu brauchen, und wenn diese abbrach, nicht mehr zu verwenden. Der Schild bestand aus einer Rinderhaut, der Form nach den buckelartigen Kuchen ähnlich, wie man sie beim Opfer auf den Altar legt. Zum Schutz bei der Attacke taugten sie nicht, weil sie nicht fest genug waren, und wenn es regnete, löste sich die Haut ab, sie sogen sich voll und wurden dadurch vollends unbrauchbar. Da sich diese Bewaffnung also nicht bewährt hatte, übernahmen sie bald die griechische Ausrüstung, bei der gleich der erste Stoß mit der Lanzenspitze sicher geführt werden kann und seine Wirkung tut, da die Lanze nicht schwankt und stabil gebaut ist und da sie, wenn man sie umdreht und die untere Spitze gebraucht, weiter eine gefährliche Waffe bildet. Ebenso steht es mit den Schilden: sie bieten sowohl gegen den Wurf wie gegen den Stoß (?) festen und zuverlässigen Schutz. Da die Römer diese Vorteile erkannten, übernahmen sie diesen Schild sofort. Denn wie nur irgendjemand sonst verstehen sie es, sich fremde Gewohnheiten anzueignen und zum Muster zu nehmen, was besser ist. (Ü: H. Drexler)
Polybios schreibt, dass zu seiner Zeit die römischen Reiter wie die griechischen ausgerüstet waren. Dies würde bedeuten, dass sie einen Brustpanzer – entweder eine bronzene Brustplatte oder ein Kettenhemd (lat. lorica hamata) – und einen Helm sowie einen kleinen runden Schild trugen und einen kurzen Speer mit Metallspitzen an beiden Enden sowie ein Schwert hatten.
Normalerweise gab es 300 Reiter in jeder Legion. Sie waren in 10 Schwadronen (lat. turmae) von je 30 Reitern eingeteilt. Jede Schwadron war von drei Dekurionen befehligt, von welchen einer der Kommandeur und die anderen beiden seine Stellvertrer waren. Dies erklärt die Bezeichnung decurio, was soviel wie Befehlshaber von zehn Mann bedeutet.
E
Panzer (lorica)
Im römischen Heer gab es verschiedene Arten von Panzern für den Oberkörper. Der sogenannte „Muskelpanzer“ (thorax) wurde in der Regel von den hohen Offizieren und den Reitern getragen. Die Mannschaft trug bereits in der Republikzeit das wahrscheinlich von den Kelten übernommene Kettenhemd (lorica hamata) und nur viel später den Schuppenpanzer (lorica squamata). Letzterer war jedoch weit weniger verbreitet als das Kettenhemd. Der aus vielen modernen Darstellungen und Filmen bekannte Schienenpanzer (lorica segmentata) wurde erst in der Kaiserzeit eingeführt. Anders als die übrigen Panzerarten war der Schienenpanzer höchstwahrscheinlich eine römische Erfindung. Er war aus Stahlstreifen gebaut und eigenete sich besser für die Serienproduktion, da die Herstellung weniger Zeit in Anspruch nahm. Dementsprechend war der Schienenpanzer billiger und ca. 2 bis 3 kg leichter als das Kettenhemd und bot auch einen gesteigerten Schutz. Es war jedoch der Kettenpanzer, der über die ganze Römerzeit und bis ins späte Mittelater im Gebrauch blieb, wahrscheinlich weil er eine größere Bewegungsfreiheit erlaubte.
Während der Republikzeit dehnte Rom seine Herrschaft über weitere Stadtstaaten und Völker in ganz Italien aus, die so zu den Verbündeten Roms wurden (lat. socii). Diese waren verpflichtet, den Römern Truppen aus den eigenen Reihen zur Verfügung zu stellen. Als höchste römischen Magistrate sandten die Konsuln einer verbündeten Stadt den Befehl, Truppen zu mobilisieren und an einen bestimmten Ort zu schicken. Diese Truppen hatten ihren Platz an beiden Flanken der römischen Legionen und wurden deshalb alae („Flügel“) genannt. Jede ala war von drei praefecti sociorum befehligt, die römische Bürger waren und von den Konsuln ernannt wurden. Die Mannstärke einer derartigen ala entsprach derjenigen einer Legion (ca. 4200 Mann), umfasste jedoch drei Mal so viele Reiter wie eine römische Legion (also 900 Reiter). Die besten, kampfstärksten Soldaten der Verbündeten (nach Polybios ein Fünftel der Infanteristen und ein Drittel der Reiter) wurden ausgewählt und als extraordinarii (die „Außerordentlichen“) bezeichnet; es ist allerdings nicht bekannt, ob sie auch im Kampf eine besondere Rolle spielten.
duumviri navales