längst fällige verwilderung

für meine grosseltern

du kannst alles noch einmal zählen, es fehlt

nicht an windmessern, platzbauten, zeit.

nichts hat sich verschoben im tarngut,

im wintergebiss dieser nacht.

von pech bis pochen zählt alles zum rest,

ausser dir bewegen sich alle:

in schneegeschwindigkeit, flockenfolgen.

sie weichen sich aus, weil sie da sind,

schultern und kragen wie segel gesetzt,

dem wind und einander entgegen.

du duckst dich und wartest, zählst alles noch einmal:

die vögel, die pfützen, den halben mond,

weil niemand dich sieht und ins gemenge ruft,

weil du noch immer nicht weisst, was fehlt.

als ob da im dunkeln was umkippt

hinter dem brustbein, beim atmen versickert,

jetzt, wo die luft so kühl und die blicke der andern

so zugefenstert, als ob da was scheuert und knotet,

als ob die ellbogen einwärts knicken

und durch die rippen nach innen wachsen,

als ob auch die hände einwärts ästeln,

als ob da ein wald unter der zunge,

ein blättriger störton im hals,

und dann das krachen der äste hinter den augen,

die zunehmende vermoosung der gedanken,

bis da aussen ein wald ums bett

und innen die fäuste, im rippentresor.

es ist nur noch ein leises da:

hinter dem zaun das haus und die geschrumpf‌ten zimmer,

die hierarchie der birken leicht verschoben,

zwischen den zweigen lücken, die es damals schon gab.

die gerüche im hausflur zerzaust erhalten,

und was kümmert den hasel sein wachsender schatten,

was die hagebutte der fortgang der zeit,

zwischen den halmen, im flickwerk der felder,

fläzen kinderjahre auf der abgespielten haut.