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Barbara Vine

Keine Nacht dir
zu lang

Roman

Aus dem Englischen von
Renate Orth-Guttmann

 

 

 

 

 

 

 

 

Titel der 1994 bei Viking, London,

erschienenen Originalausgabe: ›No Night is Too Long‹

Copyright © 1994 Kingsmarkham Enterprises Ltd.

Die deutsche Erstausgabe erschien 1995 im Diogenes Verlag

Julius Cäsar von William Shakespeare in der

Übersetzung von Schlegel/Tieck, Diogenes Verlag, 1979,

und Die toten Seelen von Nikolai Gogol in der Übersetzung
von Philipp Löbenstein, Diogenes Verlag, 1977

Zitat aus dem Rosenkavalier:

Copyright © Fürstner Musikverlag, Mainz

Abdruck mit Genehmigung von

Schott Musik International, Mainz, und

Boosey & Hawkes Music Publishers Ltd., London

Umschlagillustration: David Hockney,

›Model with Unfinished Self-Portrait‹,

1977 (Ausschnitt)

Oil on Canvas 60 x 60"

Copyright © David Hockney

 

 

Für

Phyllis Grosskurth

 

 

Alle deutschen Rechte vorbehalten

Copyright © 2012

Diogenes Verlag AG Zürich

www.diogenes.ch

ISBN Buchausgabe 978 3 257 22970 7 (5. Auflage)

ISBN E-Book 978 3 257 60123 7

Die grauen Zahlen im Text entsprechen den Seitenzahlen der im Impressum genannten Buchausgabe.

 

 

 

 

 

[5] Wie ich dein Alles werde sein!
Mit mir, mit mir keine Kammer dir zu klein,
ohne mich, ohne mich jeder Tag dir so bang,
mit mir, mit mir keine Nacht dir zu lang

ROSENKAVALIER, 2. Aufzug
Arie des Ochs von Lerchenau

[7] I

Tim

[9] 1

Draußen weht ein starker Wind und sorgt für rauhe See. Schon lange habe ich nicht mehr so mächtige Brecher an diesen grauen, kiesigen Strand schlagen sehen. Das Meer ist hellbraun verfärbt vom Sand, der sich unter das Wasser mischt – wie schwacher Milchkaffee. Selbst an schönen Sommertagen ist das Meer hier meist bräunlich, nur selten blau und klar.

Bald wird es so dunkel sein, daß ich die Farben oder vielmehr Nichtfarben, das schmutzige Kaffeebraun und das Grau, nicht mehr sehen kann. Nachts verschwinden Meer und Strand vor meinem Fenster, und im Licht der Lampen sieht man nur noch die Straße und die Ufermauer. Ebensogut könnten hinter dem Deich eine Stadt sein oder Felder, wenn da nicht das Meer wäre, das sich grollend und kieselkollernd zurückzieht und mit dem gewaltigen Aufprall der Brecher zurückkehrt. Gäbe es diese Geräusche nicht, wäre hinter der Ufermauer alles vorstellbar, sogar ein dunkler Fjord mit einer Insel in der Mitte, zwei Adlern auf einem Baumwipfel, der gespaltenen Schwanzflosse eines Buckelwals, die aus dem Wasser hervorschaut. Wer kann schon sagen, was dort ist, wohin man nicht sehen kann?

Ich schreibe dies, um in Schwung zu kommen. Um einen Anfang zu finden. Und habe mich doch wieder nur dem Stoff genähert, aus dem meine Träume sind. Jene Träume, [10] denen ich zu entkommen versuche. Alle Wege, so scheint es, führen auf die Insel, und zwar um so direkter und gnadenloser, je mehr Zeit vergangen ist. Ich schreibe in der Hoffnung, damit die Zugänge zu versperren, die Wege zu Sackgassen zu machen, ein Schild davor aufstellen zu können: Durchgang verboten. Nur das, wohlgemerkt. Ich bin weder so unschuldig (Unschuldig? Das klingt, auf meine Person bezogen, geradezu lachhaft!) noch so optimistisch zu glauben, daß ich durch das Schreiben geheilt werden könnte. Weder Selbst- noch Fremdtherapie können mir diese Bürde, diese fürchterlichen Gewissensbisse abnehmen. Ich habe mal etwas gelesen, was ich aber nicht recht glauben kann: Daß der einzig freie Mensch der Schriftsteller ist, weil er Schmerz, Scham und Kummer endgültig los ist, sobald er sie sich vom Herzen geschrieben hat.

Ich glaube einzig – oder versuche es mir einzureden –, daß es mir gelingen sollte, mich der Träume zu entledigen, wenn ich sie, wie man so sagt, schwarz auf weiß vor mir sehe. Daß der Stoff, aus dem diese Träume sind, mir eigentlich nicht mehr Nacht für Nacht vor Augen stehen dürfte, wenn ich das alles einmal in Buchstaben eingefangen und zu Papier gebracht habe.

Ich werde die Träume los sein und alles andere in den richtigen Dimensionen sehen, wie es so schön heißt. Warum schreibe ich ständig »wie man so sagt« und »wie es so schön heißt«? Weil ich unter »man« Menschen verstehe, die nicht so sind wie ich. Glückliche Menschen, die traumlos schlafen und ihre Worte setzen können, ohne nachzudenken, die es nicht nötig haben, alles zu hinterfragen, was sie und andere tun und reden.

[11] Ohne die Briefe aber, die ich jetzt schon so lange bekomme, hätte ich mich wohl nicht zum Schreiben entschlossen. Briefe sind nicht das, was man normalerweise so denkt. Meine sind unverlangt gegebene Informationen. Berichte über historische Begebenheiten. Wahre Geschichten mit einem gemeinsamen Thema, das durchaus von allgemeinem Interesse ist, unmittelbar aber im Grunde nur mich betrifft.

Unheimliche Geschichten, von denen eine deutliche Bedrohung ausgeht. Und solche Briefe existieren ja nicht im leeren Raum, ihr Eintreffen oder Ausbleiben hat Konsequenzen. Sie sind die Vorboten künftiger Ereignisse – und das sind dann vielleicht nicht nur beschriebene Seiten, die mit der Post kommen. Deshalb will ich es aufschreiben, solange ich noch die Möglichkeit dazu habe.

Und das ist wohl die passende Stelle für das erste Schiffbrüchigen-Exzerpt. Hier ist es.

Alexander Selcraig, genannt Selkirk, ein Mann von reizbarem Temperament, geriet auf einer Überfahrt nach Amerika mit seinem seiner Meinung nach unfähigen Kapitän in Streit. Selkirk glaubte, das Schiff würde, weil es nicht sorgfältig genug gepflegt und gewartet wurde, in Kürze untergehen, und verlangte, auf der nächstbesten Insel an Land gelassen zu werden. Wider Erwarten fand sich von der Mannschaft niemand, der sich ihm anzuschließen bereit war, und so wurde er allein ausgesetzt.

Seine Befürchtungen bestätigten sich: Das Schiff sank. Doch das war für Selkirk in seiner mißlichen Lage nur ein geringer Trost. Fünf Jahre vergingen. Er las die Bibel, baute [12] Gemüse an, pökelte Ziegenfleisch und lauschte dem Gebrüll der Seelöwen. Schließlich wurde er von einem spanischen Schiff gerettet und von den Spaniern prompt ins Gefängnis geworfen. Erst nach fünf weiteren Jahren gestattete man ihm die Heimkehr nach Schottland.

Als gebildeter Mann dürfte Ihnen bekannt sein, daß Selkirks abenteuerliches Leben Daniel Defoe als Vorlage für sein Buch Robinson Crusoe diente, das zuweilen als der erste englische Roman bezeichnet wird.

Das war der erste Brief. Auf dem Umschlag waren amerikanische Briefmarken und natürlich ein amerikanischer Poststempel. Aus naheliegenden Gründen reiße ich solche Briefe immer sofort auf. Die Adresse war mit der Hand geschrieben, auf der hinteren Umschlagkappe stand – ungewöhnlich für einen Brief aus Amerika – kein Absender, und deshalb beeilte ich mich diesmal besonders mit dem Aufmachen.

Inzwischen habe ich mich an dieses Papier gewöhnt, damals allerdings kannte ich es nur aus dem Hotel Goncharof in Juneau. Von Isabel. Was das sei? antwortete sie auf meine Frage nach den gelben linierten Seiten. Ein Block mit Kanzleipapier. – Mein Briefpartner schreibt oder vielmehr tippt seine Briefe auf gelbem Kanzleipapier.

Dieses feuchte Haus an der See hat keine Zentralheizung. Ehe ich morgens weggehe, lege ich Kohlen in den Kamin, und wenn ich heimkomme, mache ich Feuer. Ich warf den Umschlag gedankenlos in die Flammen. Auf dem Briefblatt waren weder Adresse noch Unterschrift. Ich las den Text noch einmal und ließ ihn mir durch den Kopf [13] gehen, und dann sagte ich mir, daß so was kein Zufall sein kann, daß es Absicht sein muß. Ein Mann weiß Bescheid und hat mir diesen Brief geschickt, um mir zu signalisieren, daß er Bescheid weiß. Oder eine Frau.

Das erschreckte mich sehr. Mehr, als hätte ich eine direkte Drohung bekommen. Ich begriff nun, daß meine Schuldgefühle und meine Angst zwei verschiedene Dinge waren. Die Angst war eine zusätzliche Bürde. Ich zitterte ein bißchen, als ich dort am Kamin saß. Wer hatte mir diese Kurzfassung von Selkirks Abenteuern geschickt? Wer konnte Bescheid wissen? Und woher wußte er, daß ich hier wohne? Die Bedrohung, die über mir hing, war fast so greifbar wie seine geisterhafte Gegenwart.

Mein Leben verläuft ereignislos. Ich gehe ins Büround komme nach Hause, hin und wieder mache ich im Mainmast halt und genehmige mir eine Halbe Adnams-Bier – andere alkoholische Sachen trinke ich heutzutage nicht mehr –, ich lese, ich koche mir was. Und neuerdings schreibe ich. Dabei ist er immer da, ich sehe ihnaus dem Augenwinkel oder als Schatten, der über den Boden fällt. Manchmal, aber nicht so oft, wie ich sollte, fahre ich mit dem Bus zu meiner Mutter. Er ist mein ständiger Begleiter, und seit die Schiffbrüchigengeschichten auf dem gelben Papier kommen, werde ich auch sie nicht mehr los.

Daß es sich um eine Drohung handelte, wurde ganz klar, als der nächste Brief eintraf.

Defoe meinte, daß Insel- oder Seefahrergeschichten immer wieder neu erzählt und weitergereicht werden, weil sie ›Licht auf das Leben des Menschen‹ werfen. Haben Sie den [14] Eindruck, daß Ihre Erlebnisse Ihnen persönlich das Wesen des Menschen erhellt haben?

Der Spanier Pedro de Serrano war im Jahre 1540 auf dem Pazifik unterwegs. Sein Schiff sank, und er, der einzige Überlebende des Wracks, schwamm, bis er an eine Insel kam. Es gab dort kein Süßwasser und kein Gras, nur kahlen Fels.

Serrano nährte sich von kleinen Seetieren, und um seinen Durst zu stillen, schnitt er Schildkröten die Kehle durch und trank ihr Blut. So lebte er drei Jahre, bis ein zweiter schiffbrüchiger Matrose eintraf, den Serrano zunächst für den Teufel hielt. Er floh vor ihm, und erst als sein Verfolger ihm das Apostolische Glaubensbekenntnis vorsprach, ließ er sich davon überzeugen, daß dieses Wesen ein Mensch und ein Christ war. Die beiden mußten noch weitere vier Jahre zusammen auf der Insel ausharren, ehe sie gerettet wurden. Mittlerweile war ihre Haut dunkelbraun gebrannt, Haare und Bart hingen ihnen lang und zottig herab, und sie sahen sich so ähnlich, daß ihre Retter, die ›mit Verwunderung die behaarten Gestalten erblickten, welche nicht Menschen, sondern Tieren gleichsahen‹, sie für Zwillinge hielten.

Wieder gelbes Kanzleipapier. Die Adresse auf dem Umschlag handgeschrieben, Poststempel San Francisco, eine Briefmarke mit dem Kopf von Harry S. Truman, die andere mit dem von Wendell Willkie. Er kam zwei Wochen nach dem ersten, und aus irgendeinem Grund warf ich den Umschlag nicht weg. Wenn ein anderer von einem Verbrechen erfährt, das man begangen hat, wenn man begreift, daß es kein Geheimnis mehr ist, wird dieses [15] Verbrechen konkret und real. Man kann es sich nicht eingebildet haben, es kann nicht die Ausgeburt eines verstörten Gemütes sein, es gibt keine Möglichkeit mehr, daß es sich um einen Irrtum handelt.

Auch ohne eine Bestätigung wußte ich von Anfang an, was ich getan hatte. Doch jetzt, da die Bestätigung auf so sonderliche, so indirekte Weise gekommen war, sah ich meine Tat vor mir wie seinen Geist, aber im Gegensatz zu ihm war sie nicht unkörperlich, schemenhaft und halb verborgen, sondern etwas Wirkliches. Sie war begangen worden. Ich hatte sie begangen. Sie war zur unumstößlichen Wahrheit geworden, weil nun nicht mehr ich allein von ihr wußte.

Das Schreiben wird die Flut der Briefe nicht zum Stillstand bringen – seit dem aus San Francisco sind drei weitere gekommen –, aber vielleicht hilft es mir, seinen Geist zu bannen. Die Träume kommen schließlich nur nachts, wenn ich im Bett liege und schlafe. Sein Geist erscheint mir überall und zu jeder Zeit. Vor wenigen Sekunden zum Beispiel, als ich das über Serrano noch einmal las, habe ich ihn wieder gesehen. Aus dem linken Augenwinkel. Er stand am Erkerfenster, aber sobald ich mich zu ihm hinwandte, stahl er sich davon. So ist es immer. Er – dieses Wesen – ist eine Ausgeburt meiner Phantasie, die Verkörperung meines schlechten Gewissens, nie zeigt er sich mir direkt, immer sehe ich ihn nur aus einem Augenwinkel, am Rand meines Gesichtsfeldes oder aus der Ferne, am Strand vor einem Wellenbrecher oder auf der anderen Seite der High Street, wo er sich schräg in einer Schaufensterscheibespiegelt.

[16] Damit will ich nicht sagen, daß ich darin etwas Übernatürliches sehe. Ich glaube nicht an Gespenster. Nach wie vor nicht. Er ist das Produkt meines verstörten Gemüts. Die Reue hat ihn aus Rückblenden und alten Fotos und Erinnerungen erstehen lassen. Meist sehe ich ihn gar nicht, ich spüre ihn nur hinter mir, fühle den kalten Luftzug, wenn er eine Tür aufmacht, oder höre seine Schritte auf einer knarrenden Treppenstufe. Was seltsam ist, weil er nie in diesem Haus war. Ich war ja selber nur selten hier, das Haus kennt nur seine klare, volltönende Stimme, die manchmal vom Telefonhörer bis in den fernsten Winkel des Zimmers drang. Sein Geist zeigt sich mir, wo ich auch bin, und ich weiß, daß er mir überallhin folgen würde, seine flüchtigen Erscheinungen hängen mit mir zusammen und nicht mit Orten, an denen wir gemeinsam waren.

Er lebt in mir, und stürbe ich, würde er mit mir sterben. Will ich ihn am Ende, indem ich über ihn schreibe, abermals töten?

[17] 2

Das Haus an der Uferstraße mit Blick aufs Meer gehört zu einer dieser viktorianischen Häuserzeilen, in denen jedes Haus von der Bauweise und von der Höhe her völlig unterschiedlich ist. Unseres ist schmal und hoch, hat in jedem Stockwerk ein breites, dreigeteiltes Fenster, und sein Giebel ist gestuft. Die ursprünglich in Vanillepuddinggelb gestrichene Fassade ist durch Einwirkung von Sonne und Wind zu einem schmutzigen Sandton verblaßt. Eine städtische Vorschrift besagt, daß alle drei Jahre neu getüncht werden sollte, aber meine Eltern haben sich nie daran gehalten und ich auch nicht. Ich könnte mir das gar nicht leisten, ich muß mein Geld zusammenhalten. Andere sparen, damit sie später nicht im Regen stehen, und ich, weil ich mal zu lange im Regen gestanden habe.

Seit jenem Jahr, als mit der Frühjahrsspringflut das Meer über den kiesigen Strand und die Ufermauer bis durch unsere Haustür kam, wohnen wir im ersten Stock. Ich sehe noch die zu Planschbecken gewordenen Zimmer vor mir und die Teppiche, die auf der trüben Flut schwammen. Unten sind das unbenutzte Eßzimmer mit einem Boden aus rohen Dielenbrettern und hinten, auf engem Raum zusammengedrängt, Küche, Spülküche und Speisekammer. In den zwanzig Jahren, die unsere Familie das Haus bewohnt (und davor auch noch einmal gut und gerne zehn Jahre lang) wurde nie etwas modernisiert oder [18] umgebaut, alles ist noch auf dem Stand von 1959. Unter dem Giebel und in dem Stockwerk darunter sind fünf recht schäbige Zimmer, von denen inzwischen nur noch eins wirklich bewohnbar ist. In dem wohne ich. Hier, in diesem geräumigen Zimmer mit Blick aufs Meer sitze ich immer, wenn ich zu Hause bin. Es ist genauso schäbig wie die übrigen Räume, immerhin aber stehen Bücher darin, Stühle und ein Sofa zum Sitzen, und an den Wänden hängen Bilder.

Alles ist alt und vergammelt. Die Stuhlfedern sind kaputt und die Polster abgewetzt. Aus den durchgelaufenen Stellen auf dem roten Teppich werden bald Löcher geworden sein. Die Tapete beginnt sich abzulösen, an manchen Stellen schlägt sie Blasen, an anderen rutscht sie einfach sacht von der Wand. Das ist nicht erst so, seit ich hier wohne, in meiner Erinnerung war es nie anders. Gemalt und tapeziert und Ordnung gemacht wurde nur einmal, nach der Springflut, und auch da gerade nur das Nötigste. Neues gekauft, Kaputtes repariert wurde nie. Meine Eltern sahen offenbar gar nicht, was fehlte, und ich sehe es erst jetzt, seit ich zurück bin. Aber im Grunde stört es mich nicht.

Die Bilder sind alle nichts wert, und die gerahmten Fotos sind vergilbt, so daß nicht nur die von vor 1920 wie Sepiafotos aussehen. Es sind Aufnahmen von der Familie, Schul- und Studentengruppen, auf denen ich kein einziges Gesicht identifizieren kann. Meinen Eltern ging es nicht anders, aber für sie war das kein Grund, die Fotos von der Wand zu nehmen. Sie spekulierten mit großem Eifer darüber, ob dieses oder jenes Gesicht zu Onkel Soundso [19] gehörte und ob das da Großvaters Freund sein könnte, der vor dem Ersten Weltkrieg nach Indien gegangen war.

Alles, sagte ich, ist alt und vergammelt. Für die Bücher gilt das nicht. Auch sie sind alt, denn sie gehörten meinen Großeltern und Urgroßeltern, aber sie sind, da wenig gelesen, in gutem Zustand. Am besten erhalten ist eine Sammlung russischer Romane von Tolstoi, Dostojewskij, Gogol und Turgenjew in dunkelblauem Ledereinband mit Goldprägung. Mein Urgroßvater, der Großvater meines Vaters und Geschäftsführer einer Buch- und Papierwarenhandlung, bekam sie 1910 geschenkt, als er sich zur Ruhe setzte.

Hatte er sie sich gewünscht? Hatte man ihm eine goldene Uhr angeboten und hatte er sich statt dessen diese Bände erbeten? Niemand konnte mir die Frage beantworten. Fest steht, daß er – oder jemand anders – sich zum Entsetzen jedes Bücherfreundes gegen eins dieser Bücher versündigt hat. Mit einem scharfen Messer und ruhiger Hand hat er aus der Mitte des Bandes – so daß die ersten und die letzten fünfzig Seiten unversehrt blieben – ein quadratisches oder besser gesagt würfelförmiges Loch herausgeschnitten. Wenn man das Buch aufschlägt – was ich zum ersten Mal mit elf Jahren tat –, ist zunächst alles in schönster Ordnung, und dann hat man plötzlich die viereckige Wunde im Text vor Augen, die kästchenförmige Höhlung liegt offen zutage.

Damals war ich noch kein sehr eifriger, immerhin aber ein wißbegieriger Leser. Ich nahm das Buch in die Hand, blätterte – und fand in der Mitte zu meiner größten Verwunderung die kleine Schatzkammer, in der die Perlen [20] meiner Mutter, zwei Fünf-Pfund-Noten und eine goldene Uhr ruhten.

Nach Ansicht meines Vaters war ich bis dahin noch zu jung gewesen, um in das Geheimnis eingeweiht zu werden. Nachdem ich es aber jetzt von selbst entdeckt hatte, wurde ich feierlich in den Bund aufgenommen. Hier verwahren wir unsere Wertsachen, du darfst auch etwas hineintun, wenn du willst. Deine Amethystdruse oder dein getrocknetes Seepferdchen. Das so grausam verstümmelte Buch war ein Band mit Erzählungen von Tolstoi, genannt »der Safe« oder »Sergius« nach Vater Sergius, der ersten und einzig unversehrten Erzählung des Bandes, denn die letzte, Die Kreutzersonate, war so lang, daß sie zehn Seiten hatte hergeben müssen.

Solche »falschen« Bücher als Versteck für Wertgegenstände sind heutzutage nichts Besonderes mehr, sie werden eigens zu diesem Zweck hergestellt und in Geschenkboutiquen verkauft. Ich habe sie hier in der High Street gesehen und frage mich, ob die Einbrecher immer geradewegs das Bücherregal ansteuern und nach einem vornehmen Lederband mit üppiger Goldprägung fahnden. Für meine Eltern aber war Sergius die sensationellste und raffinierteste Erfindung aller Zeiten. Es machte ihnen offenbar Spaß, daß ich nun alt genug war, um ihr Geheimnis zu teilen, und wenn Besucher eine Bemerkung über die russischen Bücher machten oder wenn das Gespräch auf Bücher dieser Art kam, wechselten sie vielsagende Blicke mit mir. Sie lebten wohl in einer eigenen Welt, in der die Zeit stillstand oder vielmehr stehengeblieben war, als sie 1965 – beide schon in mittleren Jahren – geheiratet hatten.

[21] Einige Bücher aus dieser Sammlung habe ich dann tatsächlich gelesen. Im Gegensatz zu meinem Vater ließ ich mich von Tolstois düsterer Weltsicht und Dostojewskijs Passion für menschliches Leiden nicht abschrecken. Mein Vater war tierlieb. Dostojewskij, sagte er immer, konnte kein Buch schreiben, in dem nicht irgendwo ein Pferd zu Tode geprügelt wird.

Angeregt durch den Blick auf die dunkelblau-goldenen Russenbände, unter denen auch Sergius steht, werde ich, ihnen folgend, den Ort, in dem ich lebe, als die Stadt N. bezeichnen. »In den Gasthof der Gouvernementstadt N. fuhr ein ziemlich hübscher zweisitziger Wagen, in welchem gewöhnlich Junggesellen fahren…« Was Gogol kann, das kann ich schon lange.

N. liegt an der flachen, ausgewaschenen Küste von Suffolk, wo es keine richtigen Klippen gibt, sondern nur Sandbänke und Kieshügel, und wo die Flußmündungen sich träge durch die tiefliegenden Wiesen zum Meer vorschieben. Auch eine Küstenstraße gibt es nicht. Die Städte und Dörfer sind miteinander und mit der bis zu zehn Meilen entfernten Nord-Süd-Autobahn durch Wege verbunden, die entweder schnurgerade verlaufen oder gewunden sind wie Korkenzieher. Die Feuchtgebiete und Heideflächen sind ideal für Vögel, und jeden Morgen weckt mich der Schrei der Gänse, die von ihrer Obergans zum Flug ins Landesinnere zusammengerufen werden. Entweder gibt es jetzt mehr Gänse als in meiner Kindheit, oder – und das ist wahrscheinlicher – ich hatte damals einen tieferen Schlaf.

Die Stadt selbst ist nicht groß, wenn auch natürlich [22] größer als damals, als ich mit sieben Jahren zusammen mit meinen Eltern herkam. Überall am Stadtrand sind Wohngebiete mit kleinen Siedlungshäusern entstanden. Gegenüber der Kirche aus dem 13. Jahrhundert steht ein neues, sehr häßliches Besucherzentrum, und das Latchpool Hotel an der Uferstraße hat jetzt einen riesigen kasernenartigen Anbau, der bis zur High Street reicht. In dem einstigen Herrenhaus Thorpegate Hall ist nach Umbau und Erweiterung ein Konzertsaal untergebracht, den ein Journalist einmal den besten in ganz Westeuropa genannt hat.

Das Herzstück von N. aber wirkt heute – darüber ist man sich wohl allgemein einig – dank Denkmalschutz und Heimatpflege anziehender als früher. Die Hausbesitzer bekommen Fördermittel, um ihre Häuser in Schuß zu halten und häufig neu zu streichen. Ein jährlicher Vorgartenwettbewerb hat N. den Titel einer Blumenmetropole von East Anglia eingebracht. Noch vor zehn Jahren unentbehrliche Einzelhandelsgeschäfte – Metzger, Bäcker, Gemüsehändler – haben geschlossen (die Bürger von N. fahren zum Einkaufen in die Supermärkte von Ipswich), und an ihre Stelle sind Souvenirläden, Antiquitätenhallen und Boutiquen für Designerkleidung oder die Arbeiten hiesiger Kunsthandwerker oder Maler getreten.

Diese Veränderungen hat hauptsächlich das Festival mit sich gebracht. Denn N. – und das dürfte inzwischen für den Leser keine Überraschung mehr sein – beherbergt Europas berühmtestes Gesangs- und Tanzfestival, das heißt eigentlich mehr als eins, denn der Ehrgeiz der Festspielleitung ist inzwischen fast ins Unermeßliche gestiegen, und die Stadt steht nicht nur zwei Wochen im Juli ganz im Zeichen von [23] Tanz und Gesang, sondern richtet auch Weihnachtsfestspiele und eine Ostergala aus.

Jede gewünschte Spielart der Vokalmusik ist hier zu finden: Oper und Operette, Konzertarien, Musical, Madrigale, ambrosianische Gesänge, Chorwerke, frech-fröhliche Chansons, Balladen, Lieder, Folk und Blues, Spirituals, Rock und Country. Alles, was man der Kunst der Terpsichore zurechnen kann, wie der Festspielleiter, Julius Grindley, neckisch und nur allzu oft bemerkt, wird hier geboten: Ballett, Country Dancing, Flamenco, der alte englische Hornpipe, Polonaisen, Mazurka und Czardas, Militärmärsche, langsamer Walzer und Cancan. Wir sind nicht exklusiv, wir sind keine Snobs. Country und Western sind uns ebenso willkommen wie die opera seria, und in unserem Veranstaltungsprogramm steht der Bossa Nova gleichberechtigt neben Schwanensee.

Man beachte den Gebrauch der ersten Person Plural. Ich benutze das »wir« nicht nur als Bürger von N., sondern als Sekretär der Festspielleitung. Ich kann wohl von Glück sagen, daß ich diesen Job ergattert habe, auch wenn Julius mir stets versichert, ich sei für den Posten überqualifiziert, und sich gleichzeitig wegen des minimalen Gehalts entschuldigt. Als echter Macho sagte er mal, meinen Job könne auch eine Frau machen, sogar eine mit Mittlerer Reife.

Tatsächlich brauche ich, wenn ich die zweihundert Meter zum Verwaltungszentrum der Festspiele zu Fuß zurückgelegt habe, dort nur Briefe zu beantworten und ans Telefon zu gehen, Broschüren und Eintrittskarten zu verschicken und alle wichtigen Anfragen an Julius [24] weiterzuleiten. Für die Gewinnung von Sponsoren sind andere zuständig. Ich habe keine Fahrtkosten, keine stressige Anfahrt, brauche nicht um einen Parkplatz zu kämpfen und bekomme mein Mittagessen täglich von der Fastfood-Theke des Restaurants Thalassa ins Haus geliefert. Vom Fenster meines Büros habe ich mehr oder weniger denselben Blick wie von meinem Haus, nur liegen hier noch der Park des Latchpool und der Tennisplatz des Esplanade dazwischen. Nachmittags um fünf schalte ich den Computer aus und den Anrufbeantworter ein und gehe nach Hause.

Bis hierher habe ich meinen Text gerade noch einmal durchgelesen, und meine Feigheit, meine Drückebergerei widern mich an. Denn bislang habe ich das, worüber ich berichten muß, einfach vor mir hergeschoben, habe in einem forsch-vergnügten Ton geschrieben, als führte ich ein glückliches und zufriedenes Leben.

Was ich geschrieben habe, klingt wie aus einem Prospekt des Fremdenverkehrsbüros. Wem es aber um eine Beschreibung der Stadt oder unserer Musik geht, der ist mit den Broschüren der Festspielleitung besser bedient – oder auch mit Tanz und Spiel brauchen ein Ziel, den Memoiren von Carlton Kingswear, Julius’ Vorgänger.

Für mich ist N. ein Zufluchtsort; das Festspielbüro und seine Arbeit stehen jenen leidenschaftlichen, gewalttätigen und vielleicht, nein, mit Sicherheit verbrecherischen Begebenheiten meines Lebens so fern, daß sie mir wie ein anderer Planet vorkommen. Es ist eine Ironie des Schicksals, daß ich nur in der Arbeit Ruhe finde.

Ich lese viel, aber wenig leichte oder auch nur [25] zeitgenössische Literatur. Gesellschaftliche Kontakte habe ich kaum. Manchmal rede ich im Pub mit den Fischern über das Wetter oder ihren Fang. Vor den Partys der Festspielleitung kann ich mich natürlich nicht drücken, dort mache ich Konversation und trinke meinen Rioja wie alle anderen. Zu den anschließenden Essen werde ich aufgrund meiner bescheidenen Stellung zum Glück nicht eingeladen. Wenn Julius oder auch Sir Brian Wert darauf legen, lasse ich mich bei Palestrinas madrigali spirituali oder bei Ballettmusiken von Sauguet oder Hindemith sehen, die gewöhnlich nicht allzu viele Besucher anlocken, geschweige denn volle Häuser bringen. Danach mache ich, daß ich nach Hause komme.

Als ich nach N. zurückkam, erkannte man mich auf Schritt und Tritt. Meine Mutter war, ehe sie nach Ipswich ins Krankenhaus und dann ins Pflegeheim Sunnyland kam, eine gesellige Frau gewesen und hatte in vielerlei Ausschüssen wohltätig gewirkt. Man sprach mich auf der Straße auf sie an, man lud mich in die Familien ein. Es fällt nicht schwer, seine Mitmenschen vor den Kopf zu stoßen, wenn es einem gleichgültig ist, wie sie darauf reagieren oder über einen denken. Aber ich mußte ziemlich viele Abfuhren verteilen, ehe man mich in Ruhe ließ. Seither gelte ich als Einsiedler, als arrogant oder aber als gemütskrank. Nur ein oder zwei haben es noch nicht aufgegeben.

Ansonsten hat niemand meine Nähe gesucht. Die Zecher im Mainmast reden über das Klima, über Fische und manchmal über den Ausbau des nahegelegenen Atomkraftwerkes, aber nie über Persönliches. Meine Mutter im [26] Sunnyland weiß häufig nicht, wer ich bin. Bei meinen seltenen Besuchen hält sie mich für einen der Ärzte oder für den Neffen der Frau, die neben ihr im Rollstuhl vor dem Fernseher sitzt. Nur ihre Schwester, meine Tante Clarissa, die in Ipswich wohnt und sie oft besucht, erkennt sie immer. Ich fahre jetzt kaum mehr hin; ich täte es eigentlich nur aus sentimentalen Gründen oder um das Personal zu beeindrucken, und beides ist im Grunde witzlos.

Clarissa nimmt kein Blatt vor den Mund. Was denn bei mir schiefgelaufen sei, fragte sie geradeheraus, was michzu einem so gräßlichen »Miesepeter« gemacht habe. Ein andermal hörte ich, wie sie zu meiner Mutter sagte, sie habe ja schon immer gesagt, daß irgendwas mit mir nicht stimme, vielleicht käme es daher, daß ich das einzige Kind einer damals schon siebenundvierzigjährigen Mutter sei. Seither rufe ich immer an, bevor ich zum Sunnyland fahre, um Clarissa nicht zu begegnen.

Bei unserem letzten Gespräch wollte sie wissen, wovon ich eigentlich lebte und ob ich »dieses Buch« schon geschrieben hätte. Ich erwiderte kurz, daß ich im Festspielbüro tätig sei.

»Ich dachte, du hast studiert, um das Bücherschreiben zu lernen«, sagte sie.

Soviel Humor ist mir immerhin noch geblieben, daß ich diese Definition des angesehenen Postgraduierten-Studiengangs für Kreatives Schreiben an der Universität von P. sehr komisch fand. Ich konnte mir Penny Marvells Gesicht vorstellen, wenn man so etwas zu ihr gesagt hätte, oder das von Martin Zeindler oder in diesem Zusammenhang auch das von Ivo. Dabei brauche ich, um an ihn zu denken, [27] keinen Zusammenhang, sein Gesicht steht mir ständig vor Augen. Und in diesem Augenblick spürte ich auch schon, wie sein Schatten über den Rollstuhl meiner Mutter fiel. Als ich mich umdrehte, war er natürlich verschwunden.

»Das Bücherschreiben zu lernen ist nur ein erster Schritt – sofern sich so etwas überhaupt erlernen läßt. Bücher brauchen auch einen Verlag und Leser.«

Damit konnte sie natürlich nichts anfangen. Sie kniff ihre kleinen schwarzen Vogelaugen zusammen und sagte scharf, zunächst müßten sie ja wohl geschrieben werden.

»Sechs Jahre Studium«, sagte sie verächtlich, als hätte ich einen Fachschulabschluß als Landmaschinenmechaniker gemacht. »Möchte wissen, ob du bei der Stange geblieben wärst, wenn du es selber hättest zahlen müssen.«

Leute ihres Schlages sähen es am liebsten, wenn sämtliche Hochschulabsolventen nach dem Abschluß zehn Jahre schuften müßten, um ihre staatlichen Zuschüsse zurückzuzahlen, möglichst noch mit Zinsen. Aber während ich hier sitze und endlich angefangen habe zu schreiben und dem Aufschlagen und Rückwärtsrollen der See zuhöre, denke ich mir, daß das ein ganz guter Anfang wäre: Wie ich an die Hochschule ging, um »das Bücherschreiben zu lernen«.

Meine Kindheit in N., meine Jahre an der Privatschule am anderen Ende der Grafschaft, mein Erststudium der englischen Literatur – all das ist unwichtig und kann übergangen werden. Wenn ich später doch noch auf meine Schule zu sprechen komme, dann nur, um etwas darüber zu sagen, wie es dort zuging, ehe in dem Jahr nach meinem Abgang auch Mädchen zugelassen wurden.

[28] Ich fange am besten an dem Tag an, als ich mit einundzwanzig Jahren an einem Sommernachmittag in dieses Zimmer mit dem großen Fenster und dem Meerblick kam und meinen Vater tot in seinem Sessel vorfand. Ich habe Sergius vorhin bewußt eingeführt, denn als ich meinen Vater sah, hatte er, wie so oft, den »Safe« geöffnet in der Hand, und sein Blick war mit leisem Lächeln auf ihn gerichtet.

Er starb an einem Herzanfall. An jenem sonnigen Nachmittag um drei hatte irgend etwas sein Herz zum Stillstand gebracht. Obwohl er hier in diesem Zimmer gestorben ist, in diesem Sessel, den er sich dicht ans Erkerfenster gerückt hatte, habe ich nie seinen Geist gesehen, habe nie seine Schritte gehört. Das liegt wohl daran, daß ich keine Schuld an seinem Tod trug. Er hatte am Fenster gesessen, damit er, wenn er der Schätze in Sergius müde geworden war, den Blick heben und aufs Meer hinaussehen konnte.

Meine Mutter war nach seinem Tod finanziell sehr gut gestellt, was aber unsere Bekannten nicht daran hinderte, zu mir zu sagen, ich würde es wohl jetzt als meine Pflicht ansehen, nicht weiterzustudieren, sondern mich nach einer Stellung umzusehen. Es sei ein wahres Glück, sagte einer, daß ich noch vor dem Tod meines Vaters meinen Abschluß gemacht hätte. Alle erwarteten, ich würde zu Hause wohnen und »ins Lehrfach« gehen. Es ist erstaunlich, wie viele Leute glauben, daß einem, wenn man nur irgendeinen Hochschulabschluß hat, Schulverwaltungen und Bildungsdezernate eine Lehrerstelle geradezu aufdrängen.

[29] Daß man mir bereits einen Job angeboten hatte, erzählte ich keiner Menschenseele. Die PR-Referentin, die die Sponsoren einer Flamencoaufführung im Rahmen des Festivals vertrat, fragte mich, ob ich mal daran gedacht hätte, Dressman zu werden, und ich kam mir vor wie das Opfer eines Hollywood-Talentsuchers, das zu einer Probeaufnahme geschleppt werden soll.

»Wenn du eine Frau wärst«, sagte sie, »wäre es für dich ganz selbstverständlich, Kapital nicht nur aus deinem Wissen, sondern auch aus deinem Aussehen zu schlagen.«

»Ich bin keine Frau. Außerdem gibt es viele Frauen, die das nicht so sehen.«

»Nur die nicht, die mit ihrem Aussehen sowieso keinen Blumenpott gewinnen können.«

Ich sagte ihr nicht, daß ich zunächst versuchen wollte, Schriftsteller zu werden, und daß ich nicht viel davon hielt, aus irgend etwas oder irgend jemandem Kapital zu schlagen. Als ich mir vorstellte, wie ich nur mit Designerjeans und vielleicht einem goldenen Halskettchen bekleidet vor einem Alpenpanorama lässig an der Kühlerhaube eines Sportwagens lehnte, mußte ich lachen und sie auch.

Wir hatten im Theaterfoyer den Drinks ausgiebig zugesprochen, und ich begleitete sie ins Latchpool Hotel und auf ihr Zimmer.

Sie war betrunkener als ich – immerhin war sie 15 cm kleiner und zehn Jahre älter –, und vermutlich deshalb und nicht meiner allenfalls mittelmäßigen Leistung wegen fiel sie vor mir auf die Knie und umfing meine Beine. Fellatio kam für mich nicht in Frage, das hatte ich ihr rundheraus erklärt, die scharlachrote dicke Schicht von Lippenstift [30] wirkte abstoßend. Sie lobte mich – das heißt meine Erscheinung – in den höchsten Tönen, führte mich zum Spiegel an der Badezimmertür und forderte mich auf, mein Abbild zu betrachten.

Ich nahm mich selbst kaum wahr, denn ich war vollauf damit beschäftigt, mir zu meinem Erfolg zu gratulieren; es war mein erster oder zumindest mein erster gelungener Beischlaf gewesen. Falls sie sich so etwas gedacht hatte, behielt sie es für sich. Ich zog mich an und bestellte beim Zimmerservice eine Flasche Champagner. Im Latchpool hatte vermutlich bislang noch niemand um Mitternacht so ein Ansinnen an den Zimmerservice gestellt, aber der Champagner kam, und der Kellner fragte bissig, was wir denn zu feiern hätten. Doch das wußte nur ich.

Als meine Partnerin wegsackte, legte ich sie aufs Bett und stellte ihr ein Glas und eine Flasche Mineralwasser aus der Minibar auf den Nachttisch. Ich habe sie nie wiedergesehen. Es heißt, daß du den Namen deiner ersten Frau nie vergißt, aber ich weiß nicht mehr, wie sie hieß, nur daß es einer dieser irischen Namen war, Sinead oder Siobhan.

Zwei Tage später teilte mir die Universität von P. mit, daß ich einen Platz in einem zweijährigen Studiengang für Kreatives Schreiben bekommen hatte, und zwar aufgrund meines ersten Studienabschlusses und der eingesandten Kurzgeschichte, die ich sonst niemandem gezeigt hatte. Die Unterschrift war unleserlich, aber darunter war der Name noch einmal getippt: Dr. Martin Zeindler, M. A., Ph. D., Kursleiter und Tutor für Postgraduierten-Studiengänge.

[31] Bei dieser Gelegenheit sah ich den Namen des Mannes, der mich durch mein Studium begleiten sollte, zum ersten Mal. Man könnte ihn wohl einen Katalysator nennen, oder einen Schachspieler, der wie im Schlaf die Steine auf dem Brett verschob, unberührt von den Wechselfällen des Spiels, ja ohne zu wissen, daß Änderungen eingetreten waren.

Ebensogut hätte diese Rolle Penny Marvell oder Piers Churchill zufallen können. Gewöhnlich gingen sie alphabetisch vor. Penny oder Piers übernahmen die Studenten mit Namen von A bis M, Martin die von N bis Z. Nurhatten sie diesmal einen Überhang mit Namen aus der ersten Hälfte des Alphabets, zwei Browns zum Beispiel und keine Smiths und Wilsons. Martin selbst hat mir das einmal erzählt, nachdem er erklärt hatte, er sei enttäuscht von mir.

»Ich habe dich rausgepickt«, sagte er. »Einfach deshalb, weil ich in Cornwall Urlaub gemacht hatte. Cornish, sagte ich mir, warum nicht? Den nehmen wir. Weiß der Himmel, warum ich mich nicht für Dunbar entschieden habe. Ich habe dort mal ein wunderschönes Wochenende verlebt.«

Sophie Dunbar ist die einzige von uns, die schon etwas erreicht hat. Ab und an ist in der Zeitung eine Vorankündigung für ihren zweiten Roman, der im Herbst herauskommen soll. Warum hat er nicht sie herausgepickt? Dann sähe alles anders aus.

[32] 3

Martin Zeindler weiß genau, wie gute Literatur geschrieben sein sollte, selber schreiben aber kann er nicht. Sein einziger Roman war so abstrus und unverständlich wie der spätere Henry James und so ermüdend wie Finnegans Wake, und auch nach zehn Anläufen hatte er keinen Verlag dafür gefunden. Martin ist demnach das lebende Beispiel für Shaws Bonmot, daß die Könner es tun und die anderen es lehren. Ich möchte annehmen, daß er nach wie vor, seine schwarze Katze um die Schultern gelegt wie eine Stola, seine hochkonzentrierten Tutorien für nur zwei oder drei Studenten bei sich zu Hause hält und daß nach wie vor seine Augen strahlen und sein Gesicht aufleuchtet, wenn er sich bemüht, in den Anfängern die Liebe zu perfekter Prosa zu wecken.

Die Gruppe umfaßte vierundzwanzig Studenten, fünfzehn Anfängerinnen und neun Anfänger, alle einundzwanzig oder zweiundzwanzig Jahre alt bis auf unsere »Spätberufene«, die Mitte Dreißig sein mochte. Alle wünschten wir uns insgeheim den Titel Bester Britischer Nachwuchsschriftsteller, und manche bekannten sich auch ganz offen zu diesem Ziel. Von den vierundzwanzig Teilnehmern stiegen zwei am Ende des ersten Studienjahres aus, drei wurden vor die Tür gesetzt, wie Penny sich ausdrückte, einer starb auf geheimnisvolle Weise, wahrscheinlich an Aids, eine Frau wurde schwanger und zog nach [33] Deutschland, und Sophie Dunbar schrieb einen Roman, der in der Sunday Times besprochen wurde und auf die Auswahlliste für den Whitbread Award kam. Die anderen haben sich, soweit ich weiß, noch keine Lorbeeren verdient – nur Jeffrey Browns Namen habe ich mal unter einem Sonettim Spectator gelesen, – aber das kann ja noch kommen.

P. mag früher ein hübscher Ort gewesen sein. Mit sehr viel Phantasie kann man sich anhand der Altstadt mit ihren schmalen Gassen, Steinhäusern und dem Dom aus dem 12. Jahrhundert noch vorstellen, wie es dort früher einmal ausgesehen hat. Diese Reste der Vergangenheit sind umgeben von Bürobauten, Einkaufszentren und pseudo-mittelalterlichen Parkhäusern mit Türmchen und Zinnen. Am Samstag und in der abendlichen Rush-hour herrscht in P. mehr Verkehr als in der Londoner Innenstadt.

Die Universität, in den sechziger Jahren aus grauem Beton und schmutzigweißen Fertigteilen errichtet, steht auf begrüntem und teilweise bewaldetem Gelände an der Ausfallstraße nach Birmingham und zu den Welsh Marches. Der Studiengang für Kreatives Schreiben ist in einem Riesenkasten untergebracht, der sich Zentrum für Geisteswissenschaften nennt und zu dem man von den anderen Gebäuden aus über verglaste Laufgänge gelangt. Als ich dort anfing, waren die Laufgänge noch nicht ausgesprochen unsicher, aber schon reichlich mitgenommen, viele Scheiben waren kaputt und die Betonpfosten innen und außen über und über mit Graffiti beschmiert. Der Architekt hatte das Ganze so angelegt, daß man von dort einen Blick auf die verschandelte Stadt hat, über der die sechs Studentenwohnheime aufragen, anthrazitgraue [34] Wolkenkratzer mit stumpfgrün verwitterten Kupferdächern. Man erzählte sich, daß es in diesen Häusern aussah wie in Innenstadtslums, die Fahrstühle funktionierten nicht, und die sanitären Einrichtungen waren in katastrophalem Zustand.

Wir wohnten nicht dort, sie waren für Studenten im zweiten und dritten Studienjahr bestimmt. Um uns unterzubringen, hatte die Hochschule in den Vororten von P. und den Siedlungen weiter draußen Häuser angekauft, in denen, so klein sie waren, jeweils vier Studenten Platz finden mußten.

Dempster Road 23 hatte drei Schlafzimmer, aus denen durch dünne Zwischenwände vier gemacht worden waren, ein Badezimmer, zwei Toiletten, eine sehr kleine Küche, in deren Kühlschrank jeder von uns ein Fach bekam, und ein gemeinsames, von einem großen Fernseher beherrschtes Wohnzimmer.

Von meinen Mitbewohnern in der Dempster Road war nur Emily Hadfield in meinem Studiengang. Sie war fast zwei Jahre jünger als ich und die einzige unter uns, von der schon etwas gedruckt worden war. Sie hatte den Kurzgeschichtenwettbewerb einer Frauenzeitschrift gewonnen, und die hatte ihren Beitrag gebracht.

Emily war eine kleine, brünette Person mit einem anziehenden Äffchengesicht und einem Afroschopf. Sie hatte einen Wagen, den sie auf der Straße parken mußte, und nahm mich wie selbstverständlich zum Campus mit. Bei Penny Marvells erster Vorlesung saßen wir nebeneinander und bekamen als Tutor Martin Zeindler zugewiesen. Emily wurde meine Freundin.

Das schreibe ich so hin, als wäre es mehr oder weniger [35] selbstverständlich gewesen, aber das war es gerade nicht. Erstens fand ich sie nicht besonders reizvoll, und zweitens waren wir wirklich nur Freunde im ideellen Sinne des Wortes. Zumindest in den ersten Wochen. Emily schien sich – wie weiland wohl ihre Großmutter – mit Gutenachtküssen und später dann mit Zärtlichkeiten zufriedenzugeben, die dort aufhörten, wo es anfing, ernst zu werden. Aber eines Abends löste sie sich in ihrem kleinen, vollgestellten Zimmer aus meinen Armen und sagte nüchtern:

»Ich bin keine Jungfrau mehr.«

Ich schwieg.

»Und ich paß schon auf, daß ich kein Kind kriege.«

Heutzutage würde man wohl noch ergänzen, man sei auch nicht HIV-positiv, aber so weit waren wir vor vier Jahren noch nicht. Bis zu diesem Moment hatte ich eine nicht unangenehme Erregung empfunden und das Gefühl gehabt, daß alles ganz gut lief, aber Emilys Bemerkung war wie eine kalte Dusche. Diese Art von Sachlichkeit, sagte ich, könne alle Romantik kaputtmachen, und begab mich möglichst würdevoll ans andere Ende des Zimmers – ganze drei Meter.

»Wenn du so schreibst, wie du redest, brauchst du dich nicht zu wundern, wenn du aus dem Kurs fliegst«, sagte Emily.

Diese Bemerkung hatte eine ganz erstaunliche Wirkung auf mich. Emily hatte mir weh tun wollen, ihr hätte eine solche Bemerkung weh getan, aber mich freute sie fast, denn sie lenkte von meiner eigentlichen Sorge, meiner schwach ausgeprägten Sexualität, ab. Und zeigte mir von [36] einer Sekunde auf die andere, daß ich nie die Schriftstellerei zum Beruf machen würde. Sie interessierte mich nicht genug. Viel mehr interessierte mich meine sexuelle Orientierung. Wohin trieb sie? Wohin trieb ich?

Wir hatten uns zerstritten, und ich ging schlafen. Emily tat das einzig Richtige. Wie sie darauf kam, weiß ich nicht, vielleicht handelte sie gar nicht gezielt, hatte gar nicht die Absicht gehabt, mir zu helfen, sondern suchte nur Trost und wollte sich wieder mit mir vertragen. Ich lag seit einer halben Stunde in meinem dunklen Zimmer und war drauf und dran einzuschlafen, da kam sie leise herein, legte sich in dem schmalen Einzelbett neben mich und umfaßte mit ihren warmen Händen mein Gesicht.

»Tut mir leid, das hätte ich nicht sagen dürfen. Sei nicht mehr böse, ich hab’s nicht so gemeint. Ich hatte das Gefühl, daß du mich nicht willst, deshalb war ich vorhin so eklig.«

Ich brachte kein Wort heraus. Es war stockdunkel, die Straßenbeleuchtung wurde um Mitternacht abgeschaltet, und mein Körper war schlafbereit und ganz entspannt. Ich fing an, sie liebevoll zu streicheln, weil ich dachte, daß man das wohl mit jemandem machen muß, der mit einem im Bett liegt. Ihre Reaktion war… ja, wie soll ich sagen… passiv, aber erwartungsvoll. Für mich waren das die besten Voraussetzungen. Wohl weil ich nicht getrunken hatte, lief es viel besser als bei der Sponsorfrau im Latchpool, Sinead oder Siobhan. Zu meiner Genugtuung spürte ich, wie Emily sich an mich klammerte und einen leisen Schrei ausstieß, der bestimmt nicht gespielt war. Ich war stolz, weil ich gehört hatte, daß Frauen das machen, wenn es gut für [37] sie war, aber so stolz, daß ich wach geblieben wäre, nun auch wieder nicht. Am nächsten Morgen war sie nicht mehr da. Das Bett sei einfach zu schmal gewesen, sagte sie.

Danach schliefen wir ein-, zweimal die Woche zusammen. Es war angenehm, und es war entspannend. Ich kannte mich in der englischen Literatur gut genug aus, um zu wissen, daß das nicht alles sein konnte, daß meine Empfindungen eine Bedeutung hatten, die sich in Kürze nur allzu deutlich herausstellen sollte. Ich hatte den Satz, mit dem ich mir selbst gegenüber meine Empfindungen rechtfertigte, sogar wörtlich irgendwo gelesen und ein Kapitel später erfahren, wie sich das Schicksal rächte: »Ich gehöre wohl zu den Menschen, die keine besonders ausgeprägte Libido haben.«

Jawohl, das machte ich mir tatsächlich vor. Schau dir dein bisheriges Leben an, sagte ich mir, wobei ich meine Schulzeit vergaß oder absichtlich aussparte. Wer als Zweiundzwanzigjähriger erst mit zwei Frauen geschlafen hat, davon mit einer nur ein einziges Mal, hat kein großes Interesse am Sex – über meine fehlgeschlagenen Versuche mit etlichen Mädchen während meines Erststudiums sah ich dabei großzügig hinweg –, und dazu konnte ich mich letztlich nur beglückwünschen. Was blieb mir da nicht alles an Herzweh und Seelenschmerz, an Komplikationen durch häufig wechselnde Partnerschaften und zerstörerische Leidenschaft erspart!

Ja, das alles sagte ich mir, während ich zweimal in der Woche mechanisch-pflichtschuldig wie ein seit zwanzig Jahren verheirateter braver Ehekrüppel mit Emily schlief.

In unserem ersten Jahr mußten wir mehrere Essays und [38] als Hauptarbeit eine Novelle oder ein Drehbuch schreiben. Wir konnten wählen.

Emily wollte, wie ich, eine Novelle schreiben. Sie plante eine Schauergeschichte aus den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts, ich ein »sensibles« Stimmungsbild über einen Jungen, der in einer Stadt an der See aufwächst. Am besten schreibt ihr über Sachen, die ihr kennt, sagte Martin Zeindler und fügte einschränkend hinzu: »Viel kennt ihr ja in diesem Alter noch nicht.«

Aufmerksam überwachte er den Fortgang unserer Arbeit, ähnlich den Lektoren mancher amerikanischer Verlage, die angeblich mit ihren Autoren ein Kapitel nach dem anderen durchgehen, Vorschläge machen, Textteile verwerfen, strenge Forderungen stellen und hin und wieder wohl auch Lob austeilen, was wir bei Martin eher selten erlebten. Sophie Dunbar verschonte er mit seiner beißenden Kritik ebensowenig wie uns. Es ist natürlich denkbar, daß sich diese Technik nur bei ihr bewährte, daß nur Sophie seine Ratschläge umzusetzen vermochte, weil sie eine angeborene schriftstellerische Begabung besaß. Andererseits hätte sie als geborene Schriftstellerin vielleicht auch ohne ihn etwas erreicht – woran man wieder einmal sieht, daß Kurse für Kreatives Schreiben eine sehr zweifelhafte Sache sind.

Martin beschäftigte sich und uns nicht so sehr mit Themenstellungen, Figuren, Anschaulichkeit, Originalität oder phantasievoller Darstellung, sondern mit Stilfragen. Verständlicherweise erwartete er, daß wir viel lasen, besonders bestimmte literarische Größen, die er und Penny Marvell besonders liebten; ich erinnere mich an Meredith, [39] Virginia Woolf, Golding und Malcolm Lowry. Er erwartete von uns, daß wir uns in der Postmoderne, in Strukturalismus und Dekonstruktion auskannten und genau erklären konnten, warum Elizabeth Bowen zur »guten Literatur« zählte, Maugham und Walpole hingegen nicht. Das alles aber war eher unwichtig im Vergleich zu Martins entschiedener Abneigung gegen Apostrophismus und E-Verlust.

Wie die meisten aus unserem Kurs konnte ich zunächst mit diesen Ausdrücken nichts anfangen, aber Martin, der dies mit fast angeekelter Verwunderung zur Kenntnis genommen hatte, beeilte sich, uns aufzuklären. Sein ganzes Leben lang – oder zumindest seit er selbst sich auf seinen ersten Hochschulabschluß vorbereitet hatte – schlug er sich mit dem Problem herum, Auslassungen zu schreiben, ohne daß der Text für das innere Ohr zu gestelzt oder zu umgangssprachlich klang. Mit anderen Worten – wie geht man mit Ausdrücken wie mach’s, tu’s, ist’s um? Mache es ist unmöglich, weil zu steif, mach’s klingt salopp, nachlässig, allzu volkstümlich. Martin löste das Problem durch komplizierte Umschreibungen, was er auch von uns erwartete. Das war seine fixe Idee.

Als Martin mir in seinem Haus das erste Kapitel meiner Novelle zurückgab, sah ich einigermaßen verblüfft das üppige Muster aus Kringeln und Unterstreichungen, das sich durch das ganze Manuskript zog. Bei Emily war es nicht ganz so schlimm, was wohl hauptsächlich daran lag, daß diese Art der sprachlichen Verschleifungen in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts (jedenfalls nach unserer Auffassung) nicht üblich war.

[40] Sie mußte aber zuhören, wie Martin mein Kapitel auseinandernahm.