Mario Neumann

Abenteuer Führung

Der Survival Guide
für den ersten Führungsjob

Campus Verlag

Frankfurt/New York

Über das Buch

Die erste Führungsaufgabe ist kein Zuckerschlecken!

Junge High Potentials erkennen das schnell. Hier taucht eine unangenehme Überraschung auf, dort lauert eine böse Falle. Wer jetzt keine wildnistaugliche Ausrüstung hat, geht schneller unter, als ihm lieb ist.

Mit dem Buch von Mario Neumann tappen Sie nicht in die Führungsfalle. »Abenteuer Führung« ist der perfekte Survival Guide für das Dickicht der Führungsetage. Mit diesem Leitfaden kommen angehende Führungskräfte in sieben Etappen sicher durch die ersten zwei Jahre. Angereichert mit den Erfahrungen namhafter Manager werden Mario Neumanns Tipps, Werkzeuge und Modelle zum unverzichtbaren Begleiter!

»Abenteuer Führung«:

– ist ein spannendes Führungshandbuch für Nachwuchskräfte,

– gibt jungen Führungskräften Sicherheit ab dem ersten Tag im neuen Job,

– hilft, Misserfolge rechtzeitig vorzubeugen,

– präsentiert ein Lernkonzept mit originellem Ansatz,

– beinhaltet zahlreiche Fallbeispiele und Praxistipps für den Alltag im Führungsdschungel.

Kaum jemand wird das Buch lesen, ohne seinen eigenen Führungsstil zu hinterfragen und zu verbessern.

Vita

Mario Neumann ist Trainer für Führungskräfte aus dem unteren und mittleren Management. Mit seiner Talent-Academy, in der er den Führungsnachwuchs auf seine künftige Rolle vorbereitet, gewann er den Deutschen Weiterbildungs- Innovationspreis sowie zweimal den Internationalen Deutschen Trainingspreis in Bronze.

www.marioneumann.com

Inhalt

Vorwort — Entscheidungen des Managements können alles zunichtemachen

Etappe 1

Der Ruf des Abenteuers — Der Aufbruch in die neue Führungsaufgabe

Begleiterin auf der Etappe: Helga Breuninger

Ausblick auf die Etappe

Die Zerreißprobe — Keine Führungskraft kann es allen recht machen

Erwartungsdruck von allen Seiten

»Machen Sie mal!« – Erwartungen des Vorgesetzten

Ein bisschen egoistisch – die Erwartungen der Mitarbeiter

Moderator statt Entscheider – Erwartungen des Teams

Grabenkämpfe und Fürstentümer – Erwartungen der Kollegen

Beruf und Familie – Quadratur des Kreises?

Streit im inneren Team – die Erwartungen an Sie selbst

Wie Sie die Vielfalt der Erwartungen souverän meistern

Die Dynamik des Wechsels — In der neuen Position erwartet Sie heftiger Gegenwind

Die Bewährungsprobe des High Potential

Worauf Sie sich als High Potential gefasst machen müssen

Der Aufsteiger aus den eigenen Reihen

Worauf Sie als Aufsteiger achten sollten

Durchstarten mit einem neuen Team

Worauf Sie als Durchstarter achten sollten

Der Seiteneinsteiger in die neue Firma

Worauf Sie als Seiteneinsteiger achten sollten

Tom – Quereinsteiger in der eigenen Firma

Die Reifeprüfung — Eine Führungskraft ist vielfältig gefordert

Wenn Fachleute aufsteigen: Karrierefalle Führung

Was Sie mitbringen müssen: die wichtigsten Kompetenzen

Führungskompetenz – warum Charisma allein nicht reicht

Achtung!

Fach- und Methodenkompetenz – in die Breite statt in die Tiefe

Achtung!

Soziale Kompetenz: Lässt sich Chefsein überhaupt lernen?

Achtung!

Kommunikative Kompetenz – der Ton macht die Musik

Achtung!

Stress lass nach! – Alles eine Frage der Selbstkompetenz

Achtung!

Die Bedeutung der Gefühle: emotional kompetent handeln

Merlin, Gandalf oder Obi-Wan — Ein Mentor hilft, die bevorstehenden Abenteuer zu bestehen

Früh gescheitert: der Fall Thomas K

Was einen guten Mentor ausmacht

Wie Sie Ihren Mentor finden

Phasen des Mentoring: von der Auswahl bis zur Auswertung

Das erste Treffen mit dem Mentor

Helga Breuninger im Interview — »Man muss bereit sein, sich auf dieses Abenteuer einzulassen.«

Etappe 2

Das Abenteuer beginnt — Die ersten Tage und Wochen in der neuen Aufgabe

Begleiter auf der Etappe: Menno Harms

Ausblick auf die Etappe

Der Sprung ins kalte Wasser — Der erste Eindruck entscheidet

Der offizielle Beginn: ein aufregender Tag!

Die Mitarbeiter gewinnen: von der Wirkung des ersten Auftritts

Auf die ersten Worte kommt es an

Zeigen Sie sich in Ihrem besten Licht!

Vermeiden Sie leichtfertige Versprechungen!

Hohe Erwartungen — Eine Führungskraft braucht die Rückendeckung »von oben«

Eine Arbeitsbeziehung mit dem Chef aufbauen

Beispiel Karin F: Wer untätig bleibt, gerät auf die Verliererstraße

Die Lage sondieren: ein Bericht zur Lage der Nation

Die wirklichen Erwartungen herausfinden

Rechtzeitig Unterstützung einfordern

Den Arbeitsstil finden: Beinfreiheit für den Neuling

Aufregende Tage — Die Führungskraft erobert sich ihr Terrain

Devise für den Einstieg: Erst verstehen, dann loslegen

Arbeitsfähigkeit herstellen

Gespräch mit dem Vorgänger führen

Nähe zu den Mitarbeitern suchen

Erste Mitarbeitergespräche führen

Beziehungslandkarte erstellen

Kickoff-Workshop durchführen

Führungskollegen kontaktieren

Toms heimliche Konkurrenten

Sondierung der Lage — Typische Anfängerfehler können fatale Folgen haben

Vorsicht Falle: die typischen Anfängerfehler

Die grobe Struktur: drei Phasen für die ersten 100 Tage

Startpunkt: vier mögliche Ausgangssituationen

Prioritäten setzen: die ersten wichtigen Aufgaben festlegen

Bestandsaufnahme: sieben Kernfragen für die Analyse

1. Welches ist der Zweck Ihrer Abteilung und welche Ziele hat sie?

2. Welches sind die Kernaufgaben und Verantwortungsbereiche?

3. Wie steht es um die personelle und finanzielle Ausstattung?

4. Wie groß sind Ihre Entscheidungs- und Handlungsspielräume?

5. Wie gut funktionieren Arbeitsabläufe, Kommunikation und Zusammenarbeit?

6. Wie gut arbeitet meine Abteilung? Wie effizient sind Prozesse und Strukturen?

7. In welchem Umfeld bewege ich mich und auf wen muss ich achten?

Auf in den Kampf — Der Schlachtplan für die ersten Monate entsteht

Die Schlacht vorplanen: Stellen Sie Zielklarheit her

Aufstellung nehmen: Beziehen Sie Ihre Mitarbeiter ein

Gemeinsamer Ziele-Workshop

Zielvereinbarungen

In den Kampf ziehen: Sorgen Sie für sichtbare Erfolge

Sichtbare Erfolge: zeigen, dass der Plan aufgeht

Aha-Erlebnisse: Zeichen setzen, die zur Legende werden

Menno Harms im Interview — »Ich würde auch den Chef meines Chefs ansprechen.«

Etappe 3

Die ersten Bewährungsproben — Profil schärfen und Respekt gewinnen

Begleiter auf der Etappe: Matthias Bäumer

Ausblick auf die Etappe

Experte, Manager oder Leader — Führungskräfte haben vielfältige Rollen

Die vier Hauptrollen einer Führungskraft

Rolle als Experte

Rolle als Manager

Rolle als Coach

Rolle als Leader

Mehrere Rollen – eine Person

Führungsstärke entwickeln

Prinzip 1: »Ich bleibe natürlich«

Prinzip 2: »Ich bin Vorbild«

Prinzip 3: »Ich übernehme Verantwortung«

Prinzip 4: »Ich übertrage Verantwortung«

Prinzip 5: »Ich honoriere gute Leistungen«

Prinzip 6: »Ich mache mich überflüssig«

Die Sandwich-Position — Es gibt Druck von oben und Nörgelei von unten

Manager zwischen den Ebenen: sich im Sandwich positionieren

Die untere Brötchenhälfte: die Mitarbeiter führen

Balance zwischen Nähe und Distanz

Gute Führungsarbeit

Die obere Brötchenhälfte: Den Chef führen

Kritiker, Rivalen und Widersacher — Im neuen Umfeld wirken gefährliche Kräfte

Politik im Büro – ohne Koalition auf verlorenem Posten

Die Kräfte im Umfeld identifizieren

Rivalen und heimliche Widersacher

Interessante Schlüsselfiguren

Die Macht der ungeschriebenen Gesetze

Den Schatten des Vorgängers abschütteln

Kontakte knüpfen und Mitstreiter finden

Diktatur oder Basisdemokratie — Jede Situation erfordert einen eigenen Führungsstil

State of the Art: der Ansatz der situativen Führung

Bestimmung der Reifegrade

Die Wahl des richtigen Führungsstils

Reifegrad 1 – die Mitarbeiter klar anleiten

Reifegrad 2 – den Mitarbeiter coachen

Reifegrad 3 – den Mitarbeiter unterstützen

Reifegrad 4 – Aufgaben an den Mitarbeiter delegieren

Situativ führen – Hinweise für den Alltag

Machtspiele — Der Aufstieg erfordert den geschickten Einsatz von Macht

Das Paradoxon der Macht

Die Kraftquellen der Macht

Kraftquelle 1 – die persönliche Macht

Kraftquelle 2 – die Macht der Beziehungen

Kraftquelle 3 – die Macht der Position

Kraftquelle 4 – die Macht der Belohnung

Kraftquelle 5 – die Macht des Wissens

Entwickeln Sie Ihre persönliche Macht

Matthias Bäumer im Interview — »Ich freue mich, andere Menschen erfolgreich zu machen.«

Etappe 4

Die treuen Weggefährten — Der Aufbau eines schlagkräftigen Teams

Begleiter auf der Etappe: Erwin Staudt

Ausblick auf die Etappe

Die Gefährten — Die Führungskraft holt die richtigen Leute an Bord

Unterschätztes Risiko: die falschen Leute im Team

Der Maßstab: die sechs goldenen Teamfähigkeiten

Stellen Sie Ihr Team auf den Prüfstand

Organisieren Sie Ihr Team neu

Die Herausforderung: Umbau im laufenden Betrieb

Das Team besetzen: Der richtige Mitarbeiter am richtigen Platz

Das perfekte Team — Unterschiedliche Charaktere bilden ein starkes Ganzes

Vom Zusammenspiel der Charaktere: Belbins Teamrollen

Konflikte und Konkurrenz fördern die Teamarbeit

Echter Teamgeist — Mitarbeiter müssen an einem Strang ziehen

Ein gefährlicher Trugschluss

Teamentwicklung: in vier Stufen zu einem Spitzenteam

Die besondere Situation des Führungswechsels

Re-Forming: Das Team beäugt die neue Führungskraft

Storming: Das Team probt den Aufstand

Norming: Die Spielregeln werden gesetzt

Performing: Das Team entfaltet Höchstleistung

Auf alle vier Stufen kommt es an

In Höchstform — Ein schlagkräftiges Team braucht Strukturen und Regeln

Basis effektive Teamarbeit: Spielregeln und Prinzipien

Geregelte Kommunikation: Jour Fixe und Teambesprechung

Der Jour fixe: eine Diskussionsrunde zum Stand der Dinge

Die Teambesprechung: Zusammenkunft für Ergebnisse und Entscheidungen

Zur Förderung der Zusammenarbeit: das Teamgespräch

Was Ihr Team erwartet: die Führungsaufgaben im Überblick

Standortbestimmung: Merkmale eines guten Teams

Erwin Staudt im Interview — »Stecken Sie bloß keine Energie in hoffnungslose Fälle!«

Etappe 5

Das Ziel vor Augen — Die Zukunft der Abteilung gestalten

Begleiterin auf der Etappe: Anette Bronder

Ausblick auf die Etappe

Blick voraus — Erfolge in der Zukunft erfordern eine gute Strategie

Operative und strategische Führung

Baustein 1: Ein motivierendes Zukunftsbild

Baustein 2: Analyse der Ausgangslage

Baustein 3: Formulierung der Strategie

Baustein 4: Umsetzung der Strategie

Ideenwerkstatt — Im Strategie-Workshop werden Ziele und Wege festgelegt

Das Strategiemodell: aus der Vergangenheit in die Zukunft

Schritt 1: Rückblick – die Vergangenheit beleuchten

Schritt 2: Rundumblick – den Kontext erfassen

Schritt 3: Ist-Analyse – Stärken und Schwächen herausarbeiten

Schritt 4: Zukunftsbild – die Vision entwerfen

Schritt 5: der Weg – die Hauptschritte bestimmen

Schritt 6: Aktionspläne – Maßnahmen und Termine festlegen

Geschafft! – die Strategie steht

Der Kraftakt — Die Umsetzung der Strategie ist kein Selbstläufer

Im »Death Valley« der Strategie-Umsetzung

Die Strategie-Umsetzung als Projekt anlegen

Das Geheimnis einer erfolgreichen Strategie-Umsetzung

Drei Prinzipien für die Strategie-Umsetzung

Fokussierung

Kundenorientierung

Ergebnisorientierung

Drei Führungsaufgaben für die Strategie-Umsetzung

Planen

Entscheiden

Kontrollieren

Die Strategie-Umsetzung im Alltag verankern

Führungsstärke — Leadership-Qualitäten sind wichtig, um strategische Ziele zu erreichen

Vorsicht Falle: die häufigsten Führungsfehler bei Projekten

Fehler 1: Leichtfertiger Start

Fehler 2: Fehlender Leidensdruck

Fehler 3: Nachlässigkeit

Fehler 4: Fehlende Institutionalisierung

Fehler 5: Kontrollwut

Fehler 6: Keine Zeit für die Mitarbeiter

Fehler 7: Scheuklappen

Die Leadership-Formel: Wie Sie Führungskompetenz entwickeln

Komponente 1: Leadership braucht eine Vision

Komponente 2: Leadership braucht Leidenschaft

Komponente 3: Leadership braucht Disziplin

Komponente 4: Leadership braucht Vertrauen

Anette Bronder im Interview — »In schwierigen Situationen muss man selbst mit anpacken.«

Etappe 6

Prüfungen und Hindernisse — Der Umgang mit den ersten Rückschlägen

Begleiter auf der Etappe: Jens Bohlen

Ausblick auf die Etappe

Der Tyrannosaurus — Entscheidungen des Managements können alles zunichtemachen

Die größten Fehler im Umgang mit dem Chef

Entscheidungen bekommen: Machen Sie Ihrem Chef Beine!

Entscheidungs-Arthrose im Management

Keine Zeit, keine Zeit!

Entscheidungen abwehren: Begegnung mit dem Tyrannosaurus

Den Chef führen: ein subtiles Unterfangen

Durch Fragen überzeugen

Keine Angst vor dem »Nein«

In Schieflage — Um ein Krisenprojekt muss sich die Führungskraft selbst kümmern

Unkontrollierbare Dynamik

An Bord gehen und Flagge zeigen

Das Heft in die Hand nehmen

Die Stimmung im Team aufhellen

Als Krisenmanager an Bord bleiben

Die Krise in den Griff bekommen

Sich einen Überblick verschaffen

Die Rettungsaktion starten

Das Projekt neu aufsetzen

Nur keine Panik! — Es gilt Ruhe zu bewahren, wenn die Zahlen nicht mehr stimmen

Die häufigsten Fehlreaktionen

Fehlreaktion 1: Untergangsstimmung verbreiten

Fehlreaktion 2: Vertuschen

Fehlreaktion 3: Schuldzuweisungen

Fehlreaktion 4: Am falschen Ende sparen

Fehlreaktion 5: Falsche Versprechungen

Fehlreaktion 6: Den Helden spielen

Fehlreaktion 7: Die Work-Life-Balance missachten

Der Weg aus der Krise

Den Ernst der Lage erkennen

Ruhe bewahren – Prioritäten setzen

Die Mitarbeiter gewinnen

Die eigenen Vorgesetzten ins Bild setzen

Eingerichtet im Schützengraben: Konflikte als Ursache von Krisensituationen

Paukenschlag für Toms Team

Jens Bohlen im Interview — »Eine Organisation, die Leadership hat, kann gar nicht verlieren.«

Etappe 7

Der entscheidende Kampf — Unternehmenskrisen – ein Härtetest für jede Führungskraft

Begleiter auf der Etappe: Reinhard Hamburger

Ausblick auf die Etappe

Donnergrollen — Wegducken hilft nicht, wenn die Einschläge näher kommen

Die eigene Angst besiegen

Auf die Mitarbeiter zugehen

Bei den Mitarbeitern präsent sein

Abstimmung im Führungskreis

Flagge zeigen — Im Sturm muss der Kapitän an Deck stehen

Zerstörerische Dynamik

Souverän im Sturm: Führungsstärke beweisen

Gefährlicher Flurfunk: Kommunizieren in der Krise

Schweigen ist Silber, Reden ist Gold

Blick in den Abgrund

An Deck stehen und Flagge zeigen

Im Auge des Sturms — Der Personalabbau ist eine Zerreißprobe für jede Führungskraft

Die Nachricht überbringen

Unterstützung holen

Trennungsgespräche führen

Den Laden am Laufen halten

Ende oder Wende? — In der Bewältigung der Krise beweist die Führungskraft ihre Handlungsfähigkeit

Jetzt heißt es kraftvoll zupacken!

Den Neuanfang einleiten

Reinhard Hamburger im Interview — »Hilfe zu holen ist keine Schwäche, sondern ein Zeichen von Stärke.«

Vorwort

Entscheidungen des Managements können alles zunichtemachen

Die Sonne brennt, der Schweiß strömt, die Füße schmerzen. Mit letzter Kraft sprintet unser Protagonist über die Ziellinie – 42 Kilometer hat er hinter sich, die Menge um ihn klatscht. Für viele Menschen ist der Marathon der Traum, den sie sich jedes Frühjahr vor Augen halten, wenn sie die Laufschuhe wieder herauskramen. Doch ist dieses Ziel zu schaffen? Ist es nicht eine Illusion, wenn etwa der bekennende Couch-Potato glaubt, in einem halben Jahr fit für den Marathon zu sein?

Vielleicht klingt es absurd: Ein Couch-Potato soll nach sechs Monaten Training seinen ersten Marathon laufen, ein Norddeutscher zur kommenden Saison den Mont Blanc besteigen oder ein Landbewohner beim nächsten Urlaub in die Tiefsee tauchen. Doch mit genau solchen Situationen ist es vergleichbar, wenn ein Mitarbeiter seine erste Führungsaufgabe übernimmt: Meist erhält er das Angebot überraschend und es fehlt die Zeit, sich darauf vorzubereiten. So kommt es, dass er für seine Führungsaufgabe so untrainiert ist wie der Stubenhocker für den Marathon, der Flachland-Tiroler für den Fünftausender oder die Landratte für die Tiefsee. Aus dem exzellenten Ingenieur wird plötzlich ein Produktionsleiter, das Talent wird überraschend zum Teamleiter, der Projektleiter unvermittelt zum Leiter einer ganzen Business-Unit.

Nun schlägt sie, die Stunde der Helden. Große Abenteuer, eine Vielzahl von Bewährungsproben müssen sie bestehen. Sie finden sich hineingeworfen mitten in eine unbekannte Welt. Vorgesetzte und Mitarbeiter, aber auch Familie und Freunde stellen zahlreiche neue Anforderungen – und die Gefahr ist groß, den Überblick zu verlieren und schon nach wenigen Monaten zu scheitern. Dieses Buch möchte ein Navigationsinstrument für solche Situationen sein. Es zeigt, wie das Überleben im Dschungel der Führung gelingen kann.

Abenteuer Führung – was ist damit gemeint? Wenn wir an Dschungel und Wildnis denken, wenn wir über gewonnene Schlachten und halsbrecherische Abenteuer reden, fallen uns große Helden ein. Etwa ein Old Shatterhand, Indiana Jones oder Luke Skywalker. Keine Gefahr, die sie nicht meistern, kein Kampf, den sie nicht gewinnen! Im tristen Büroalltag, zwischen Dienstvorschriften, Arbeitsrecht und Controlling, mögen die strahlenden Filmgestalten schnell verblassen. Das ändert jedoch nichts daran, dass sich viele nach ihnen sehnen. Gerade in stürmischen Zeiten wird der Ruf nach einem Helden mit übernatürlichen Kräften unüberhörbar. Der Drachentöter hat Hochkonjunktur, wenn die Abteilung, der Bereich oder das Unternehmen am Boden liegt. Er soll das Ruder rumreißen und das Schiff durch die raue See manövrieren.

Doch keine Angst, Abenteuer Führung verlangt nicht von Ihnen, den großen Helden zu spielen. Als Führungskraft müssen Sie nicht Indiana Jones sein, der sich blindlings ins Abenteuer stürzt. Was vielmehr zählt, sind eine sorgfältige Vorbereitung und eine wildnistaugliche Ausrüstung – denn klar ist, dass Ihnen manches gefährliche Abenteuer bevorsteht, für das Sie sich wappnen sollten. Es erwartet Sie eine Abenteuerreise in sieben Etappen:

Die Gefahren sind ebenso zahlreich wie vielfältig: Ihre Antrittsrede vor den Mitarbeitern missglückt, Ihr Team ist den Aufgaben nicht gewachsen, ein Konflikt gerät aus dem Ruder, das Management torpediert Ihre Entscheidungen, eine Krise zwingt Sie zum Personalabbau und Sie verlieren Ihre besten Leute. Das Buch möchte in diesen und vielen anderen Situationen Ihr Begleiter sein und Ihnen dabei helfen, alle diese Bewährungsproben zu bestehen. Es schöpft aus dem Fundus erfahrener Führungskräfte, enthält viele Tipps – und gibt einfache Modelle und wirksame Werkzeuge an die Hand, um erfolgreich durch die Vielschichtigkeit und Komplexität einer Führungsaufgabe zu navigieren.

Für das Buch konnte ich sieben Führungspersönlichkeiten gewinnen, deren Empfehlungen in die einzelnen Kapitel eingeflossen sind und die zudem am Ende der Etappe in Form eines Interviews zu Wort kommen: Helga Breuninger, Unternehmerin und Tochter der Eigentümerfamilie der Breuninger-Warenhausgruppe, Menno Harms, viele Jahre Vorsitzender der Geschäftsführung von Hewlett-Packard in Deutschland und heute Aufsichtsratsvorsitzender des Unternehmens, Matthias Bäumer, General Manager des Sportartikel-Herstellers Puma, Erwin Staudt, ehemaliger Spitzenmanager bei IBM und Präsident des VfB Stuttgart, Anette Bronder, Geschäftsführerin der Digital Division bei T-Systems, Jens Bohlen, ehemaliges Vorstandsmitglied der Wincor Nixdorf AG, und Reinhard Hamburger, Vorsitzender der Geschäftsführung von Agilent Technologies in Deutschland.

Die zwei Topmanagerinnen und fünf Topmanager erinnern sich durchweg an ihre erste Führungsposition, die sie als einschneidendes Erlebnis empfunden haben. Seitdem haben sie zahlreiche Führungsabenteuer bestanden und können mit ihren Erfahrungen aufzeigen, worauf es in schwierigen Führungssituationen ankommt. Jede der sieben Persönlichkeiten steht mit ihrem Berufsweg für das Thema einer Etappe – und wird dort näher vorgestellt.

Auf allen sieben Etappen begleitet Sie Tom, den Sie bereits auf meiner Projekt-Safari kennengelernt haben. Der 38-jährige Diplom-Ingenieur heißt eigentlich Thomas, wird aber von seinen Kollegen in der Firma nur »Tom« gerufen. Er genießt im Unternehmen einen exzellenten Ruf als Projektleiter. Gegenüber Freunden hat er schon seit Monaten mit einem Job als Führungskraft geliebäugelt, der ihm nun angetragen wird: Er soll die Abteilung für Großkundenlösungen übernehmen.

Mit dieser Aufgabe, das ist Tom klar, erwarten ihn eine Menge Abenteuer. Für das Familienunternehmen, ein mittelständisches Maschinenbau-Unternehmen mit weltweit rund 6 000 Mitarbeitern, gewinnen Großkundenlösungen zunehmend an Bedeutung. Gleich bei seiner ersten Führungsaufgabe wird Tom daher direkt im Rampenlicht stehen – was ihm einen gehörigen Respekt einflößt.

Tom führt ein Tagebuch, das dieses Buch ergänzt und separat als kostenloses E-Book erhältlich ist (http://tinyqr.com/rs). Während das Buch das eigentliche Navigationsinstrument darstellt und aufzeigt, wie das Überleben im Dschungel der Führung gelingen kann, lädt das Tagebuch – ähnlich wie schon bei der Projekt-Safari – eher zum Reflektieren ein: Passend zu den Etappen im Buch notiert Tom dort seine Erlebnisse und lässt Sie an seinen Erfahrungen und Schlussfolgerungen teilhaben.

Noch eine letzte Vorbemerkung: Wenn ich allgemein von Mitarbeitern, Managern oder Abteilungsleitern schreibe, schließe ich selbstverständlich alle Mitarbeiterinnen, Managerinnen und Abteilungsleiterinnen mit ein. Um eine optimale Lesbarkeit sicherzustellen, möchte ich auf umständliche Formulierungen wie »Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter« oder »MitarbeiterInnen« verzichten und verwende stattdessen die gemeinsam gültige männliche Form.

Etappe 1

Der Ruf des Abenteuers

Der Aufbruch in die neue Führungsaufgabe

Von Beruf mehr als Tochter – so titelte vor einigen Jahren die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Die Rede ist von Helga Breuninger, Tochter der Eigentümerfamilie der Breuninger-Warenhausgruppe. Für die Leitung der familieneigenen Kaufhauskette kam sie nicht infrage – vermutlich, weil sie eine Frau ist. Heute, 40 Jahre später, blickt sie auf eine beeindruckende Karriere als Stifterin, Beraterin und Unternehmerin zurück.

Die Erfolgsgeschichte der Helga Breuninger begann mit einer Enttäuschung. Als Tochter des Kaufhausinhabers Heinz Breuninger war sie in jungen Jahren davon ausgegangen, dass sie in der vierten Generation die Nachfolge des Familienunternehmens antreten würde. Ihr älterer Bruder, auf den die Wahl sicherlich zuerst gefallen wäre, war bei einem Unfall ums Leben gekommen – und die junge Frau bereitete sich mit einem Studium der Volks- und Betriebswirtschaft gezielt auf die Aufgabe vor. »Mein Bruder ist gestorben, als ich 15 war«, erzählt sie. »Als er, der einzige Sohn, starb, nahm ich seinen Platz ein. Und für mich war klar: Du musst davon ausgehen, dass du auch die Firma übernimmst. Ich ging einfach davon aus, ohne dass ich es ausgesprochen und mit meinem Vater sozusagen ›verhandelt‹ habe. Als Kind einer Unternehmerfamilie geht man ungefragt in eine Nachfolgeverantwortung. Man fühlt sich dem Unternehmen verbunden und möchte seinen Beitrag zur Weiterführung leisten.«

Doch der Vater entschied sich gegen seine Tochter und entwickelte eine externe Nachfolgelösung. »Er konnte sich eine Frau in dieser Rolle nicht vorstellen«, mutmaßt Helga Breuninger. Auch wenn diese Entscheidung für sie unerwartet kam, erlebte sie die Lösung als zeitgemäß – in den 68er-Jahren war die Sozialisierung von Privateigentum eine politische Forderung. »Meine erste klare unternehmerische Leistung war ein Deal. Als mein Vater entschieden hatte, die Firmenanteile in eine Stiftung einzubringen, um darüber seinen Nachfolger zu etablieren, habe ich mich dafür eingesetzt, dass ich die Stiftung leite. Er hatte praktisch zwei Firmen zu übergeben – einmal das Warenhaus, wo es um Dinge geht, und dann die Stiftung, wo es um Ideen und Inhalte geht.«

Doch auch mit ihrem Ansinnen, die Leitung der Stiftung zu übernehmen, stieß die Tochter bei ihrem Vater auf Widersand. Erst als sie drohte, ihre Unterschrift unter die für die Gründung der Stiftung notwendige Pflichtteilserklärung zu verweigern, gab er nach. Heute lacht sie, wenn sie an ihre erste unternehmerische Tat zurückdenkt: »Als Unternehmerin muss man gelegentlich auch Bedingungen setzen und Druck ausüben. In der Forschung heißt das ›gekonnte Aggression‹.«

Gekonnt war dieser erste Schritt in der Tat: Er brachte ihr die Stiftung und machte sie zur Führungskraft. Hätte sie den ursprünglichen Vertrag ohne Murren unterschrieben, wäre sie die Tochter geblieben. Weil sie aber aus dem, was ihr Vater von ihr wollte, einen Deal heraushandelte, bewies sie Führungskompetenz und unternehmerischen Instinkt. Und noch wichtiger: Sie handelte auf Augenhöhe mit ihrem Vater – etwas, das ihr späteres Führungshandeln nachhaltig prägen wird (siehe Interview).

Stehen auch Sie vor der ersten Führungsaufgabe? Aufbruch in das Abenteuer Führung – das ist das Thema der ersten Etappe. Das Neue und Unbekannte lockt, bereitet aber auch Angst: Bin ich für diese Führungsaufgabe geeignet? Schaffe ich es, mich in dieser Rolle zu behaupten? Noch bestehen Zweifel, sich auf das Abenteuer wirklich einzulassen …

Begleiterin auf der Etappe: Helga Breuninger

Die Auseinandersetzung mit ihrem Vater war für Helga Breuninger ein prägendes Erlebnis. Die Themen Nachfolge, Unternehmertum und Führungshandeln ließen sie fortan nicht mehr los. Schon bald galt sie als Expertin für Nachfolgefragen: Firmenchefs suchten sie auf und wollten von ihr wissen, welcher Sohn oder welche Tochter für die Nachfolge geeignet sei. Immer tiefer stieg sie in die Komplexität von Familienunternehmen ein – jener »explosiven Mischung aus Geld, Macht und Liebe«, wie sie dieses Konglomerat aus Führungskompetenz, Motivation, Testamentsfragen und Gesellschaftsverträgen einmal genannt hat.

Aus dem Interesse am Thema entstand ein eigenes Unternehmen. 1996 gründete sie Successio, die »Gesellschaft für integrative Nachfolgeberatung«, die 2008 in Helga Breuninger Consulting umbenannt wurde. Als Nachfolgeberaterin moderiert sie mit ihren Mitarbeitern die hochemotionalen und konfliktbeladenen Gespräche in den Unternehmerfamilien, in denen es darum geht, die Zukunft der Unternehmen in die Hände der nächsten Generation zu legen. Ihr Unternehmen bringt die Familienmitglieder an einen Tisch, entwirrt Streitigkeiten, filtert aus den möglichen Kandidaten den oder die geeigneten heraus und begleitet den Übergabeprozess. Helga Breuninger schließt damit auch einen Kreis ihrer eigenen Familiengeschichte.

Ausblick auf die Etappe

Angenommen, Ihnen wird eine Führungsposition angeboten: Sind Sie wirklich bereit für diese Herausforderung? Die erste Etappe hilft Ihnen, hierauf die richtige Antwort zu finden. Sie erfahren, womit Sie bei Annahme der Stelle rechnen müssen, und erarbeiten sich eine Grundlage, um eine Entscheidung zu treffen.

Das Kapitel »Die Zerreißprobe« mündet in der eindringlichen Empfehlung, sich nicht kopflos ins Abenteuer zu stürzen, sondern zunächst die Lage zu sondieren. Aus gutem Grund: Viele gut ausgebildete Fachkräfte ahnen nicht, was die neue Position von ihnen abverlangt und mit welch vielfältigen Erwartungen sie konfrontiert werden. Hinzu kommt, wie im Kapitel »Die Dynamik des Wechsels« beschrieben, dass jeder Wechsel in der betreffenden Führungsposition Dynamiken auslöst: Die neue Führungskraft muss mit heftigem Gegenwind rechnen.

Bei all dem stellt sich die Frage: Bin ich der neuen Aufgabe gewachsen? Das Kapitel »Die Reifeprüfung« lädt dazu ein, innezuhalten und zu überlegen, ob der Sprung in die Führungsposition wirklich angebracht ist. Vorgestellt werden die entscheidenden Kompetenzen, die eine Führungskraft mitbringen sollte.

Ein letzter vorbereitender Schritt ist die Suche nach einem Mentor, um bei den bevorstehenden Abenteuern nicht auf sich alleine gestellt zu sein. Jede Führungskraft trifft früher oder später wichtige Entscheidungen. Wenn es hierfür noch an Erfahrung fehlt, können die Folgen gravierend sein. Das Kapitel »Merlin, Gandalf oder Obi-Wan« zeigt auf, wie ein Mentor helfen und damit einen gelungenen Start in das Abenteuer Führung gewährleisten kann.

Mit dem ersten Kapitel beginnen auch die Einträge in Toms Tagebuch, das Ihnen als kostenloses E-Book (http://tinyqr.com/rs) zur Verfügung steht. In seinem Tagebucheintrag berichtet Tom von einem Mittagessen mit Vertriebsleiter Hans-Joachim, der ihm gerade die Position des Leiters der Abteilung Großkundenprojekte angeboten hat. Tom ist völlig überrascht. Viele Gedanken schießen ihm durch den Kopf …