Patrick Lynen

Gemeinsam bist du mehr

Wie du mit Vertrauen (fast) alle Probleme löst und unwiderstehlich gelassen wirst

Illustrationen von Reiner Bergmann

Knaur e-books

Inhaltsübersicht

Über den Illustrator und den Autor

Über den Illustrator

Als Illustrator kommt für Patrick Lynen nur einer infrage: Reiner Bergmann aus Aachen. Die beiden haben sich im Rahmen ihrer Beratungsarbeit für ein großes Automobilunternehmen kennengelernt. In zahlreichen Gesprächen, teils am Kaminfeuer in der Einsamkeit der Vulkaneifel, sind die Seiten für dieses Buch entstanden. Patrick über Reiner: »Ein positiv Verrückter, ein herzensgutes Genie!«

 

Über den Autor

Patrick Lynen ist einer der führenden Experten für Potenzialentfaltung und Autor zahlreicher Bücher über Persönlichkeitsentwicklung. Er besitzt die Fähigkeit, in kürzester Zeit die Potenziale in Menschen zu erkennen und freizulegen. Als Coach, Trainer und Autor bringt er selbst die heikelsten Themen mit Kraft, Authentizität, Humor und Wertschätzung auf den Punkt.

 

 

Mehr Infos und Impulse findest du hier:

www.facebook.com/lynen.patrick

www.dascoachingradio.de

www.lynen.com

www.locker-leben.de

Impressum

Dies ist kein therapeutisches Buch. Therapie ist nach dem Verständnis der Macher die Behandlung von Krankheiten. Dieses Buch versucht nur, Klärungen und Lösungen für Scharniermomente im Leben zu bieten. Die folgenden Seiten sind nicht dazu geeignet, gesundheitliche Störungen oder persönliche Probleme zu diagnostizieren oder zu behandeln. Der Autor und der Verlag übernehmen daher keine Haftung für Folgen jedweder Art, die sich direkt oder indirekt aus dem Lesen oder den Empfehlungen dieses Buches ergeben. In manchen Lebenssituationen kann es sinnvoll sein, sich professionelle therapeutische Hilfe zu holen. Hausärzte können in der Regel geeignete Fachleute wie Psychologen, Psychotherapeuten oder Neurologen empfehlen.

 

© 2018 der eBook-Ausgabe Knaur eBook

© 2018 der deutschsprachigen Ausgabe Knaur Verlag

Ein Imprint der Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

Redaktion: Nayoma de Haen

Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München

Coverabbildung: Reiner Bergmann

Bildnachweis: Illustrationen von Reiner Bergmann; Fotos S. 10, 22, 154 privat

ISBN 978-3-426-45187-8

Hinweise des Verlags

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.


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www.droemer-knaur.de/ebooks.


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Wir freuen uns auf Sie!

Egal wie deine Frage lautet –

Liebe ist immer eine gute Antwort.

Für Alexandra.

Für Justus.

Für Laurenz.

Für Leon.

Für dich.

Wer Vertrauen hat, erlebt jeden Tag Wunder

Zwei Frösche fallen in einen Eimer voller Milch.

Der eine verzweifelt und ertrinkt.

Der andere strampelt und strampelt –

bis die Milch unter seinen Schwimmhäuten zu Butter wird.

Er springt erschöpft, aber quicklebendig heraus.

Herzlich willkommen!

Das Leben ist ein Geschenk. Und wenn wir nicht aufpassen wie ein Luchs, geht die Zeit dahin. Eine Woche, ein Monat, ein Jahr ist ziemlich schnell rum. Wir fragen uns dann: Himmel, wo ist die Zeit geblieben? Welche Weichen habe ich für mein Leben gestellt?

 

Alle unsere Handlungen – privat und im Job – fallen wie Tropfen in den Ozean unseres Lebens und erzeugen kleine Kreise, die sich manchmal zu größeren Wellen emporschwingen. Alles, was wir tun, erzeugt eine Wirkung, in unserem und dem Leben anderer Menschen. Wir senden und empfangen, wir säen und ernten.

 

In diesem Buch erzähle ich davon, wie wir Wellen des Vertrauens auslösen können, die uns in mehr Kontakt mit uns selbst und anderen bringen. Manchmal erzähle ich auch davon, wie wir diese Wellen leichter surfen können. An einigen Stellen werde ich von meinen persönlichen Erfahrungen rund um Vertrauen und Gemeinschaft erzählen, von Situationen, die ich oder andere Menschen genau so erlebt haben. Auf diese Weise können Sie verschiedene menschliche Handlungsmuster sozusagen »live« miterleben.

 

In einem ehrlichen Buch darf natürlich auch nicht fehlen, dass manchmal die Wellen über uns zusammenschlagen. Auch über mir. Trotz all der Erfahrung, die ich inzwischen angesammelt habe, stehe auch ich manchmal vor Herausforderungen und weiß nicht weiter. So ist das Leben. Ich bin seit 15 Jahren verheiratet und Vater von drei wunderbaren Söhnen. Ich habe als Radiomoderator und in vielen anderen Jobs in unzähligen Teams gearbeitet, begleite Menschen in Veränderungsprozessen, bin seit beinahe 15 Jahren Trainer und Coach. Und genau wie alle anderen Menschen scheitere ich hin und wieder und verzweifle an mir selbst und an meinen Mitmenschen. Und finde wieder ins Vertrauen zurück. Wie das geht? Auch davon erzählt dieses Buch.

 

Machen Sie sich also auf ein ehrliches Buch gefasst, ohne Heilsversprechen. Ein Buch, das menschliche Muster schamlos offenlegt und mit sanfter Provokation den Finger in unsere Wunden legt – und gleichzeitig daran erinnert, wie schön das Leben sein kann, wenn wir andere Wege finden, mit uns selbst und anderen liebevoller umzugehen. Daraus kann Großes erwachsen, für uns selbst und unser Umfeld.

Foto: privat

Darf ich?

Das Wörtchen »du« hat eine ganz besondere Kraft. Es schafft Verbindung und Nähe, wichtige Grundlagen für Vertrauen und Gemeinschaft. Deshalb möchte ich Ihnen an dieser Stelle das »Buch-Du« anbieten. Einverstanden?

 

Wenn Sie das Buch nach der letzten Seite zuschlagen, können Sie es natürlich gerne wieder zurückziehen … ☺

Ein Kaleidoskop

Okay, los geht’s! In diesem Buch findest du ein Kaleidoskop von Erkenntnissen, Geschichten und Tipps zu den Themen Selbstvertrauen, Vertrauen und Gemeinschaft. Es geht um die Fragen:

Hinzu kommen Hunderte von Vorschlägen und Einzelimpulsen zu den Themen Freundschaft, Liebe, Beziehung und vieles mehr! Wenn du dabei Appetit auf noch mehr bekommst, findest du auf meinem Radiosender www.dascoachingradio.de eine handverlesene Musikauswahl und zahlreiche weiterführende Gedanken, gesprochen von mir und meinen Kollegen Markus Kästle, Dorothee Krüger und Veit Lindau.

Das Büfett ist also mehr als reichhaltig gefüllt. Du musst daher nicht gleich am ersten Tag alles »aufessen«. Es kann sinnvoller sein, Erkenntnisse und Eindrücke erst einmal sacken zu lassen, bevor du dir die nächste Portion auf den Teller legst.

 

Und nun viel Freude mit den Gedanken in diesem Buch. Nimm dir einfach das, was dir schmeckt – und überlass den Rest den anderen.

 

Herzliche Grüße,

Wenn du lebst

Blicken wir auf unser bisheriges Leben zurück, können wir manchmal nicht verstehen, warum wir nun an dieser oder jener Stelle stehen. Das Leben rauscht vorbei, Tag für Tag. Alles scheint zu funktionieren, und dennoch ist da dieses merkwürdige Gefühl, nicht mehr in Resonanz zu sein. Es fühlt sich an, als säßen wir hinter unsichtbaren Gitterstäben, als hätten wir uns selbst im Eisfach vergessen.

 

Wenn wir zu lange im Angst-, Kontroll-, Leistungs- und Kampf-Modus leben, leidet unsere Seele. Unser Verhalten entwickelt dann zuweilen etwas Künstliches, wir agieren wie mittelmäßige Schauspieler, wie Puppen, die sich selber im Schaufenster ausstellen. Wir leben in Abgrenzung, doch wir lächeln – und kämpfen weiter. Wir warten auf »bessere Zeiten« oder den »richtigen Moment«, wir denken »würde«, »hätte«, »könnte«. Dabei sehnen wir uns nach nichts so sehr wie nach dem Gefühl der Freiheit, in dem wir wieder leuchten und in Beziehung gehen können.

 

Mit etwas Glück erkennen wir jedoch irgendwann, dass Einsamkeit und Isolation eine große Gnade in sich tragen: Sie motivieren uns zu einem Neuanfang, einer Öffnung, einer Bewegung hin zur Gemeinschaft. Wir können uns dann fragen: Was, wenn ich wieder lebe, dem Schicksal eins verpasse, mich mutig erhebe, den alten Weg verlasse und wieder von vorne beginne? Ich würde die Tür zu neuen Eindrücken öffnen, zu neuer Nähe und zu Intimität.

 

Gemeinschaft erleben geht nur, wenn wir Verletzlichkeit riskieren, ohne Gitterstäbe oder Ritterrüstung, wenn wir uns wahrhaft zeigen: »Hier bin ich! Manchmal einsam, auch mal ängstlich, verletzt, beschämt, ohnmächtig, schwach, klein, vielleicht sogar hilfsbedürftig, wütend oder traurig.«

 

Das alles gibt es nur, wie der deutsche Musiker Johannes Oerding es in einem seiner Lieder so trefflich besingt, »wenn du lebst, wenn du über dunkle Schatten springst, die Zeit wieder zum Laufen bringst, wenn du lebst«.

 

Mut, Ehrlichkeit und Verletzlichkeit öffnen uns wie ein Geheimcode die Tür zu unserem eigenen Herzen. Unser Bewusstsein weitet sich und wächst über die bisherigen Grenzen hinaus. In diesem Moment sind wir FREI. Wir bringen wieder Erstaunen in das Alltägliche und Veränderungen in die Stagnation. Wir erfüllen angstvolle Räume mit Licht, Leben und Farbe. Und wir schenken uns die Kraft, uns selbst immer wieder neu zu erfinden, uns neu zu motivieren und darüber wieder selbst zu heilen. Und das führt uns dann zum Herzen eines passenden Partners oder neuen Freundes.

Herz öffnen – statt Kopf zerbrechen

September 2009. Wir sitzen gemeinsam beim Frühstück. Meine Frau kramt eine Zeitung hervor: »Ich hab da eine Anzeige gefunden. Lies mal – die ist unglaublich nett formuliert!«

 

Ein kurzer Blick auf die Annonce reicht mir, um Unheil zu wittern. »Bitte nicht auch noch einen Hund«, flehe ich. »Wir haben doch schon genug um die Ohren, die Kinder, den Garten, das Haus, unsere Jobs. Warum um Himmels willen sollten wir uns jetzt noch einen Hund ans Bein binden?!!!«

 

Doch meine Frau ließ sich nicht so leicht beirren. Auch dafür liebe ich sie. »Ach komm, wir fahren am Wochenende einfach mal da hin und schauen uns die Welpen an.«

 

»Solche Aktionen bringen doch nichts«, antworte ich und hoffe, dass sich das Thema von alleine erledigt. Falsch gedacht. Ein paar Tage später geht es weiter: »Ich bin da einfach mal hingefahren – das war total nett! Katjas Hunde haben nur einmal im Jahr Welpen. Und schau mal – so unglaublich süß sehen die aus.« Meiner Frau hält mir ihr Smartphone entgegen. Auf den Fotos sehe ich haarige Knäuel. »Die tragen alle unterschiedliche Bändchen, damit man sie unterscheiden kann.« Wow, das ist genau die Art von Gespräch, die ich jetzt unbedingt brauche, denke ich.

 

»Du hättest Leon [unseren Jüngsten] mal sehen sollen. Er hat schon eine ganz besondere Beziehung zu Ella entwickelt«, legt meine Frau nach. Und im Ton der um das Kindeswohl besorgten Mutter: »Das können wir ihm jetzt kaum noch ausreden.«

 

In mir regt sich massiver Widerstand. Klar, die Familie ist traditionell hundenärrisch – auch ich habe Hunde immer sehr geliebt. Doch in dieser Phase meines Lebens brauche ich nun wirklich keinen Hund. Ich schweige. In manchen Situationen ist das die beste Taktik.

 

Tage vergehen. Meine Frau erzählt mir von einer weiteren Fahrt in die Eifel: »Willst du nicht auch mal mitkommen?«

 

In mir rührt sich der Stratege. Vielleicht gelingt es mir ja unterwegs, ihnen die Sache auszureden, hoffe ich. Also fahren wie ein paar Tage später wieder nach Blankenheim. Auf der Wiese laufen Hühner und Gänse herum. Wir gehen in den Wintergarten. Betont distanziert setze mich auf eine Bank und schaue mir das bunte Treiben aus sicherer Entfernung an. Die Hunde geben für eine Weile das Stück »Du interessierst mich nicht«. Rumsitzen ist jedoch auf Dauer nicht so mein Ding ist, also stehe ich nach einer Weile auf und laufe durch den Garten. Damit ziehe ich irgendwie das Interesse der Hundemutter auf mich. Sie kommt auf mich zu, die Fellknäuel im Gefolge.

 

Ich gebe mich desinteressiert und versuche damit meiner Familie deutlich zu machen, dass Hunde nicht so wichtig sind. Doch die Hunde schnüffeln an mir herum und atmen geräuschvoll das Aroma dessen ein, was sie da gerade entdeckt haben. Die kleine Ella hockt sich direkt vor meine Füße und fixiert mich mit ihrem Blick. Die Fellnase hypnotisiert mich beinahe – mit diesem perfiden Junge-Hunde-Schraubzwingen-Blick.

Na gut, denke ich, dann spiele ich das Spiel eben eine Weile mit. Wir schauen uns tief in die Augen. Plötzlich nehme ich in mir eine Anspannung wahr, die mir vorher gar nicht bewusst war. Ich gehe in die Hocke. »Weise und stark« sind die Worte, die mir von irgendwoher durch den Sinn gehen. »Du bist weise und stark.« Ella beginnt zärtlich, mein Hosenbein abzuschlecken. Ich senke den Kopf, bis sich unsere Nasen berühren. Wir beschnüffeln uns. Ich merke, ich mag sie riechen. Sie mich offensichtlich auch. Die Nähe scheint sich auf beiden Seiten richtig und gut anzufühlen, vertraut und besonders. Ich kann mir nicht helfen, aber ich muss zugeben, DIESER Hund könnte vielleicht doch zu uns passen.

 

Ella legt nun ihren kleinen Kopf auf meinen Fuß, als wolle sie mir signalisieren: Du bist okay. Dich habe ich ausgesucht. Während ich mit meiner aufsteigenden Rührung kämpfe, schnauft sie ein paar Mal schwer. Ich merke, dass ich meinen Gefühlen nichts entgegenzusetzen habe. Schließlich muss ich hier niemandem etwas beweisen, nicht mir, nicht meiner Familie, nicht diesem Hund. »Ella, wir sehen uns bald wieder«, sage ich und spreche dabei ihren Namen auf eine sanftmütige Weise aus, die mir bis heute nicht aus dem Kopf geht.

 

Auf der Heimfahrt kommen mir die Tränen, und ich erkenne: Ich habe vom Leben einen Moment der Berührung geschenkt bekommen. Ein Geschenk, das mein Herz geöffnet hat. Ich hatte im Gewusel des Alltags den Kontakt zu meinem Herzen verloren. Ella hat mich wieder mit meinen Gefühlen in Verbindung gebracht. Wie wunderbar ist doch die Welt, wenn ich sie durch mein Herz erlebe! Direkter, wärmer. Nicht durch die Interpretation meiner Gedanken gefiltert, sondern unvermittelt. Ich fühle mich wieder lebendig, herzberührt. Wie konnte ich nur daran zweifeln, dass ein Hund eine großartige Bereicherung meines Lebens wäre!

Das Gesetz des Minimums

Justus von Liebig gehört zu den Genies, die das Denken nachfolgender Generationen nachhaltig geprägt haben. Der Chemiker fand vor gut 200 Jahren heraus, dass sich das Wachstum eines Lebewesens immer nach dem Nährstoff richtet, von dem am wenigsten vorhanden ist.

 

Fehlt also beispielsweise einer Pflanze Kalium, wird sie nicht zu ihrer vollen Blüte kommen, selbst wenn andere Stoffe wie Magnesium, Stickstoff oder Kalk im Überfluss vorhanden sind. Er nannte es das Gesetz des Minimums.

 

Dieses Gesetz des Minimums gilt auch für unser inneres Wachstum.

 

Fehlt uns beispielsweise der Mut, uns selbst und anderen zu vertrauen, auch mal ohne Schutzhelm zu agieren, werden wir nicht zu unserer vollen Entfaltung kommen, selbst wenn andere Fähigkeiten wie Intelligenz oder Wissen im Überfluss vorhanden sind.

 

Unser persönliches Potenzial kann sich nur in dem Maße entfalten, wie wir mit uns selbst und unseren Mitmenschen in Verbindung und Austausch treten können. Wenn wir unsere einschränkenden Verhaltensmuster erkennen und verändern, können wir von der Angst in den Mut, vom Zweifel in die Öffnung, vom Misstrauen ins Vertrauen hineinwachsen.