Über die Autorin

Monika Meier

wurde 1969 in Düren geboren und lebt auch heute noch dort.

Nach einer persönlichen Krise fand sie mit 44 Jahren über Umwege zur Spiritualität und ist nach verschiedenen spirituellen Ausbildungen nun Heilerin und Channelmedium.

Noch während der Ausbildung zum Channelmedium durfte sie immer wieder in den Kontakt mit der geistigen Welt, den Engeln und auch den Wesen aus der Anderswelt treten.

Diese Kontakte berührten ihr Herz und ihre Seele.

Diese Kontakte förderten den Wunsch, die Welt für die Menschen ein bisschen besser zu machen und die innere Heilung, die möglich ist, anzuregen.

***

Als die Anderswelt auf mich zukam, mit der Bitte diese Geschichten niederzuschreiben, ließ ich mich darauf ein ohne, dass ich wusste, was genau das Thema war. Ganz im Vertrauen darauf, dass es etwas sehr wichtiges war, ließ ich mir von der Anderswelt den Text diktieren und war begeistert von den Botschaften, die so essentiell und wahrhaftig sind. Auch die bildreiche Sprache, die die Fantasie anregt und beim Lesen in eine andere Welt führt, macht es dem Leser, ob Groß oder Klein, möglich sich dort einzufühlen und die Energien zu spüren.

Ich wünsche Euch allen einen lehrreichen Spaß, beim Lesen und Fühlen, der Anderswelt.

Eure Monika

Konzentriere dich

in deinem Leben

auf die wesentlichen Dinge

und lebe mit dir

und der Welt

in Harmonie.

Seneca

Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich freue mich sehr darüber, dass du dich entschieden hast in die Anderswelt einzutauchen und die essentielle Basis für ein wahrhaftes Leben erkennen und erlernen möchtest.

Dieses Buch wurde mir von der Anderswelt und der geistigen Welt übermittelt. Ich wünsche mir sehr, dass auch DU in diese Zeilen mit einem offenen Herzen eintauchen kannst.

Die Schwingung der Worte, gepaart mit deiner eigenen Phantasie, wird dich in eine Welt führen, in der du Wissenswertes erfahren kannst. Vielleicht erkennst du dich in manchem wieder und dir geben die Botschaften die nötigen Impulse.

Mir ist mein Herz aufgegangen, als ich mit dem Schreiben begann…

Deine Meinung und dein Empfinden, wenn du diese Worte gelesen hast, interessieren mich sehr.

Ich freue mich, wenn du sie mit mir teilen möchtest.

Nutze hierfür dieanderswelt@web.de .

Alles Liebe für dich.

Monika

Berta’s Reise

in die Anderswelt

…und was du dort lernen darfst…

Monika Meier

Für GROSS und KLEIN

Zum Vorlesen und selber lesen!

Der Eingang zur Anderswelt

Ich sitze in meinem Garten und schaue hinaus in die wilde Natur, die sich mir bietet. Ich bin Berta Schlom oder Oma Berta, so nennen mich jedenfalls die Kinder aus der Nachbarschaft. Mit meinen 77 Jahren bin ich nicht mehr die Jüngste, allerdings noch sehr rüstig.

Wer immer möchte, kann zu mir kommen. Ich wohne in einem kleinen weißen Häuschen am Rande des Waldes. Ein weißer Gartenzaun umrandet das Grundstück und ich habe mir viel Mühe gegeben die Natur bei mir einziehen zu lassen. Wilde Rosenranken umschließen den Eingang zu meinem Garten und wenn du darin stehst, kannst du viele bunte Blumen, Sträucher und Wiese sehen. Auch ein kleiner Teich ist zu erkennen, wenn du nur genau hinschaust. Alles in allem ein wunderschöner verwunschener Garten.

Warum ich das so gemacht habe? Ja, das ist eine gute Frage…

Zum Einen, weil ich den Tieren in meinem Garten eine Heimat geben wollte, zum anderen weil ich die Inspiration und die Ideen der Notwendigkeit von meinen kleinen Freunden bekommen habe. Es ist wichtig der Natur in ihrer ursprünglichen Form die Gelegenheit zu geben sich auszubreiten. In der heutigen Zeit wird so viel bebaut und betoniert, dass sich das, was wichtig ist und was wir brauchen, nicht mehr entfalten kann.

Mit meinem Garten kann ich etwas dazu beitragen und wenn das jeder machen würde, wäre die Welt um einiges schöner und wertvoller.

Nun schweife ich aber ab. Ich wollte euch erzählen, wie ich meine kleinen Freunde aus der Anderswelt kennengelernt habe.

Ach, da bekomme ich gerade Besuch von den Kindern aus der Nachbarschaft.

„Hallo Nele, hallo Klaus, hallo Günther und die kleine Sarah ist auch da…“, begrüße ich die Kinder erfreut und lade sie ein, sich zu nähern.

„Schön, dass ihr gekommen seid. Ich freue mich sehr euch zu sehen.“

„Hallo Oma Berta“ ertönt es im Chor zurück. „Wir haben Ferien und wir wollten von dir die Geschichten aus der Anderswelt hören“, sagte Nele.

Nele, Klaus und Günther sind 7 Jahre alt und die kleine Sarah ist die Schwester von Günther und 5 Jahre alt.

Die Großen gehen zusammen in die 2. Klasse der örtlichen Grundschule und Sarah ist im Kindergarten in der Sonnenblumen-Gruppe. Sie kommen gerne zu mir, um sich meine Geschichten anzuhören. Dann sind sie alle ganz aufmerksam.

Ich freue mich immer, wenn die Kinder kommen. So kann ich meine Geschichten erzählen und die Kinder sind so andächtig bei der Sache, dass ich erkennen kann, wie sie sich alles vorstellen und miterleben können.

„Nun gut, dann nehmt euch Plätzchen und trinkt den Kakao, während ich euch erzähle, wie ich zum ersten Mal in die Anderswelt kam“, forderte ich die Kinder auf und machte es mir auf meinem Schaukelstuhl bequem.

Ich war etwa so alt wie ihr, als ich morgens aufstand und merkte, dass der Tag anders war als sonst. Ich spürte förmlich, dass sich etwas Besonderes an diesem Tag ereignen würde. Schnell huschte ich ins Bad, um mich zu waschen und die Zähne zu putzen. Danach ging ich in die Küche, wo meine Mutter mich schon erstaunt erwartete.

„Du bist schon fertig, Berta?“, fragte sie mich und zog die Augenbrauen hoch.

„Ja, Mama, ich wollte mich beeilen. Ich möchte gleich nach dem Frühstück in den Garten. Dort wartet etwas auf mich….“

„Aha“, meinte meine Mutter und machte mir ein Butterbrot mit selbstgemachter Erdbeermarmelade, stellte einen Becher Milch dazu und ich ließ es mir schmecken. Nachdem ich alles aufgegessen und getrunken hatte, also noch mit Marmeladenbutterbrotkrümeln in den Mundwinkeln und einem Milchbart, der sich sehen lassen konnte, flitzte ich durch die offene Küchentür nach draußen in den Garten.

Ich ging langsam durch das noch feuchte Gras. Der Garten sah schon damals fast genauso aus, wie heute. Alles war voller Blumen und Büsche. Die Bienen summten schon von Blüte zu Blüte, die Schmetterlinge tanzten durch die Luft und die Vögel sangen ihr Lied. Es war herrlich. Der Himmel war blau, die Sonne stieg langsam auf und es duftete nach Blumenwiese, Gras und auch etwas Wald. Es war schon hell, doch der Morgentau war noch nicht von der Sonne getrocknet worden.

Ich ging also bis zum Ende unseres Gartens und schaute in den Wald hinein. Ich lauschte, denn ich hatte etwas gehört. Es knackte und raschelte. Ich schaute und lauschte. Ganz still stand ich da, um das was da war, nicht zu erschrecken.

Da sah ich es und machte große Augen. Da war eine Hirschkuh. Sie schaute mich an. Ich blieb still stehen und bewegte mich nicht. Langsam kam sie näher und beobachtete mich neugierig. Ihre großen braunen Augen sahen mich an. Sie war wunderschön und ich konnte ihrem Blick nicht widerstehen. Ihr Fell war hellbraun und die Ohren groß und schön flauschig. Ihr Maul war umzogen von kurzen Fellhaaren. Es sah samtweich aus. Ich war fasziniert von solch einem schönen Tier, als es mich plötzlich ansprach:

„Hallo, du liebes Kind, du bist von reiner Seele und ich bin heute hier, um mit dir zu sprechen und eine Bitte an dich zu richten. Ich bin Eilid.“ Sie verbeugte sich leicht vor mir. Erstaunt schaute ich sie an und ich gab mir einen Ruck, um zu antworten.

„Hallo, Eilid, ich bin Berta Schlom“, sagte ich leise und beklommen.

Sollte das wirklich gerade geschehen? Sollte ich gerade wirklich von einer Hirschkuh angesprochen worden sein? Das war vielleicht das, was ich heute Morgen beim Aufstehen schon gespürt hatte. Da richtete Eilid wieder das Wort an mich:

„Wundere dich nicht, liebes Kind, liebe Berta. Ja, ich spreche mit dir, weil ich gesehen habe, dass du für diese Verbindung offen bist. Weil ich spüre, dass du ein besonderes Kind bist. Offen für Wunder. Offen für alles, was Leben ist und ebenso neugierig, etwas zu erleben. Genau nach dir habe ich gesucht! Magst du vielleicht mit mir kommen? Ich möchte dir etwas zeigen. Hab keine Angst, ich bringe dich nur zur Anderswelt. Dort braucht man deine Hilfe. Magst du mit mir kommen?“

Ich nickte, denn sagen konnte ich nicht viel, so erstaunt war ich. Was hat sie gesagt? Anderswelt? Ich kann helfen? Die Gedanken überschlugen sich in meinem Kopf, doch meine Neugierde war größer, also kletterte ich schnell durch den Zaun. An einer Stelle hatte sich eine Latte etwas gelockert, so dass ich sie unten etwas zur Seite schieben konnte, um hindurch zu schlüpfen.

Die Hirschkuh wartete geduldig. Gemeinsam gingen wir in den Wald hinein und ich schaute mich neugierig um. Was raschelte da? Hatte ich gerade etwas gesehen? Ach, das war sicher eine kleine Maus die durch die trockenen Blätter huschte. Ich war ganz aufgeregt.

Nachdem wir einige Zeit gelaufen waren, fragte ich die Hirschkuh:

„Was genau ist denn die Anderswelt?“

„Das, liebes Kind, ist die Welt, in der die Feen und Elfen, Kobolde und Zwerge, Gnome und andere Wesen leben“, antwortete sie.

Da kamen wir an einem alten dicken Baum an. Eilid blieb stehen und ich schaute sie fragend an.

„Hier, mein liebes Kind, sind wir angekommen. Hier ist der Eingang zur Anderswelt. Ich kann dich leider nicht weiter begleiten, doch ich kann dir das Tor öffnen. Wenn du durch dieses Tor gehst, wird dich auf der anderen Seite ein anderes Wesen empfangen und dich weiter begleiten. Ich danke dir, dass du mit mir gekommen bist. Wenn du zurück kommst, werde ich dich hier erwarten, um dich wieder nach Hause zu bringen“, sprach sie und scharrte mit dem linken vorderen Huf an einer bestimmten Stelle vor dem Baum.

Da öffnete sich der Baum. Die Rinde schob sich wie ein Vorhang zur Seite und es war ein Durchgang zu erkennen.

„Da soll ich reingehen?“, fragte ich etwas ängstlich und schaute abwechselnd zu Eilid und zum Eingang im Baum.

„Trau dich, du brauchst keine zu Angst haben…“, sagte Eilid und schob mich behutsam mit ihrem Kopf näher an den Baum heran.

Ich nahm all meinen Mut zusammen und betrat den Baum. Es fühlte sich an, als ob ich durch einen Vorhang ging. Zuerst war es dunkel in dem Baum, doch als ich weiter ging, wurde es nach und nach heller. Ich schaute mich um und sah eine lange Treppe, die nach unten führte. Gerade als mein Mut mich verlassen wollte, hörte ich ein leises Klingeln und neben mir erschien ein kleines Wesen. Rund wie eine Hummel, groß wie eine Hummel, doch es war keine Hummel. Es hatte ein blaues, fast durchsichtiges Kleidchen an mit einer winzigen roten Schleife um den Bauch. Winzig kleine Schühchen an den Füssen, doch es stand nicht auf dem Boden, nein, es flog um mich herum. Die kleinen Flügelchen waren kaum zu erkennen, so schnell bewegten sie sich.

„Komm mit! Ich erzähle dir gleich alles auf dem Weg nach unten“, piepste mich das kleine Wesen an und flog die Treppe hinunter.

Ich folgte ihr zögernd. Stufe um Stufe stieg ich hinunter und mit jeder Stufe wurde das Wesen grösser… oder ich nur kleiner? Ich war mir nicht sicher. Ich ging weiter und schaute mich um, doch außer den Stufen konnte ich nichts erkennen. Alles um mich herum war verschwommen. Als ob jemand ein frischgemaltes Bild mit Wasser vermischt hat. Als wir die Treppe weiter hinuntergingen und ich genau so groß war wie das kleine Wesen, kam es zu mir und sprach:

„Hallo, liebe Berta, ich bin Lili. Ich bin ein Feenkind und darf dich zu allererst in der Anderswelt begrüßen. Eilid hat mir erzählt, dass du heute zu uns kommen wirst und es freut mich sehr, dass du nun hier bist.“

Aufgeregt tanzte Lili um mich herum und mir wurde ganz schwindelig, weil ich sie beobachtete. Meine anfängliche Scheu verging und ich wurde immer vertrauter mit ihr und meiner Umgebung.

„Wo bin ich hier?“, fragte ich und Lili erzählte:

„Du bist hier im Eingang von der Anderswelt. Anfangs waren wir noch unterschiedlich groß, doch die Treppe hat dich auf unsere Größe schrumpfen lassen, damit du dich in unserer Welt frei bewegen kannst. Mit deiner normalen Menschengröße würdest du hier nicht reinpassen.“

Lili kicherte.

„Das du heute hier bist, ist zu unser aller Freude, denn wir haben ein Problem, bei dem nur DU uns helfen kannst. Aber ich darf dir nicht zu viel erzählen. Ich darf dich abholen und zu einem besonderen Ort begleiten. An diesem Ort werde ich dich verlassen und du wartest dort, bis du abgeholt wirst.“

Sie lächelte mich an, nahm meine Hand und zog mich weiter. Mittlerweile hatten wir die Treppe hinter uns gelassen und gingen einen Weg entlang. Rechts und links konnte ich immer klarer erkennen, was sich dort zeigte. Ich fragte Lili, warum ich das alles nur so verschwommen wahrnehmen konnte.

„Das liegt daran, liebe Berta, weil dein Körper sich erst an unsere Energie, also an die Anderswelt-Schwingung gewöhnen muss. Du wirst sehen, je weiter wir in meine Welt hineinkommen, umso klarer wirst du alles erkennen können“, antwortete sie und hüpfte mit mir den Weg entlang.

Lili hatte Recht. Mit jedem Schritt, den wir taten, klärte sich die Welt um mich herum. Neugierig schaute ich mich um und sah Bäume, Wiesen, Blumen und Sträucher. Es sah fast so aus wie bei mir zu Hause und doch war es so anders. Ich sah Häschen auf der Wiese sitzen, Vögel in den Zweigen der Bäume, kleine Mäuschen, die über den Weg huschten und auch ein Igel kam mit seiner Familie an uns vorbei. Ich schaute und ich spürte die Liebe, die überall war. Es war so friedlich und ruhig. Die Insekten flogen von Blume zu Blume und als wir weiter gingen, sah ich die Fische aus einem See springen. Die Lebensfreude aller Lebewesen war deutlich spürbar.

Wir gingen noch eine Weile den Weg entlang. Da tauchte auf einmal ein großer Baum auf und darunter stand eine Bank. Lili brachte mich dorthin und sagte:

„Nun, liebe Berta, bitte ich dich, hier zu warten. Ich lasse dich nun alleine, doch keine Angst, es wird nicht lange dauern, bis du abgeholt wirst.“

Sie lächelte, umarmte mich und ließ mich alleine zurück.

Während ich auf der Bank wartete, überlegte ich, was mir gerade geschah. War das ein Traum? Lag ich etwa noch in meinem kuscheligen Bett? Aber nein, ich war doch aufgestanden und hatte schon gefrühstückt. Ich konnte noch den Geschmack der leckeren Erdbeermarmelade in meinem Mund schmecken.

„Hmmmmm“, brummte ich laut vor mich hin und rieb mein Kinn, da hörte ich hinter mir ein Geräusch.

Ich drehte mich um und sah, wie eine kleine pummelige Frau mit einem langen roten Kleid, einer langen gelben Schürze und einer spitzen roten Mütze auf mich zulief. Sie lächelte mich an und ich konnte ihre erhitzten Wangen leuchten sehen. Endlich war sie da und ließ sich heftig atmend auf die Bank fallen. „Es tut mir soooo leid, liebe Berta, ich wollte dich nicht so lange warten lassen, aber ich hatte noch einen Kuchen im Ofen. Der musste zuerst raus, sonst wäre er verbrannt. Da ich dich nicht noch länger warten lassen wollte, bin ich gelaufen“, schnaufte sie und lachte mich an.

„Ich bin Mathilda. Ich bin die Köchin unserer Gilde und ich möchte dich herzlich hier in der Anderswelt begrüßen. Ich bereite gerade mit meinen Helferinnen und Helfern ein Fest zu deiner Ankunft vor. Wir haben uns alle schon sehr auf dich gefreut. Doch bevor wir deine Ankunft feiern, bringe ich dich zu unserem Ältesten. Der möchte vorher gerne mit dir reden. Magst du mitkommen?“, fragte sie mich und hielt mir ihre Hand hin.

Verblüfft von der Redegeschwindigkeit nickte ich nur, ergriff ihre Hand und wir gingen weiter den Weg entlang.

Nach einigen Kurven und Abbiegungen sah ich in der Ferne eine kleine Siedlung. In der Mitte war ein großer Platz und die kleinen Häuschen umringten diesen Platz. Die Häuschen waren rund und bunt. Die Dächer waren mit Rinde belegt, damit es nicht hinein regnete und die runden Fenster hatten kleine Blumenkästen davor hängen. Vor jeder Türe lag eine hübsche Matte mit dem Namen der jeweiligen Familie, die dort wohnte. Aus den Kaminen stiegen kleine Rauchfahnen hoch. Man hörte das Geklapper der Töpfe und es wurde aufgeregt durcheinander geredet. Aus dem blauen Haus mit der roten Tür kam gerade eine kleine Frau, ähnlich gekleidet wie Mathilda, und fegte den Staub hinaus. Sie blickte hoch und sah uns beide auf den Platz kommen. Ein kurzer Schrei der Freude kam von ihr und schon war es mucksmäuschenstill. Alles schaute zu uns herüber.

„Da sind sie ja schon“, rief eine Stimme und dann kam Bewegung in die Sache.

Alle Bewohner wuselten zusammen, stellten sich hintereinander auf, um mich zu begrüßen. Mathilda lächelte mir aufmunternd zu, als ich sie verunsichert anschaute.

„Das ist hier so üblich, wenn jemand aus der Menschenwelt zu uns kommt. Das kommt nicht mehr oft vor, umso schöner ist es für uns, und das ist für jeden von uns etwas ganz Besonderes“, sprach sie leise zu mir und brachte mich in die Mitte des Platzes, um die Begrüßung beginnen zu lassen.

Nacheinander kam jeder Bewohner, ob Groß oder Klein, zu mir, um mich willkommen zu heißen. Die Männer zogen ihre Mützen vom Kopf, schüttelten meine Hand und verbeugten sich tief. Die Frauen drückten und küssten mich und die Kinder knicksten lächelnd vor mir. Die Begrüßung nahm kein Ende. Ich hätte nicht gedacht, dass in diesem kleinen Dorf so viele Leute wohnen.

Völlig überwältigt von der Liebenswürdigkeit der Bewohner ließ ich es geschehen und mir wurde immer wärmer ums Herz.

Als der Letzte mich begrüßt hatte, nahm mich Mathilda an die Hand und führte mich zu einem etwas größeren Haus. Es sah anders aus als die anderen. Erhabener! Man spürte förmlich die besondere Energie, die aus diesem Haus strahlte.

„Das“, sagte Mathilda, „ist das Haus, in dem unser Ältester wohnt. Er erwartet dich bereits. Ich konnte ihn eben bei der Begrüßung schon am Fenster stehen sehen. Lass uns reingehen und ihm unsere Ehre erweisen.“

Wir traten vor die Türe und wie von Geisterhand öffnete sie sich und gab den Blick in das Innere frei. Da war natürlich kein Zauber im Spiel. Die Türe wurde von innen von einer jungen Frau geöffnet. Sie bat uns herein und führte uns in einen großen Saal. Gerade als ich mir überlegte, wie das sein kann, dass so ein großer Saal in diesem Haus war, obwohl es von außen nicht so groß aussah, betrat ein weißhaariger alter Mann den Saal. Strammen Schrittes kam er auf uns zu und streckte mir seine Hand entgegen. Mathilda verbeugte sich ehrfürchtig neben mir. Da ergriff der Mann meine Hand und schüttelte sie lachend. „Willkommen! Willkommen!“, sagte er.

„Du bist also das Menschenkind, welches man Berta nennt, und welches angekündigt wurde, uns zu helfen…“

Immer noch schüttelte er so heftig meine Hand, dass ich mich am ganzen Körper schüttelte.

„Oh, entschuldige“, sprach der Mann und ließ meine Hand los.

„Entschuldige, liebes Kind, das ist meine Freude, die keine Grenzen kennt und ich habe schon seit langem kein Menschenkind mehr in unserer Mitte begrüßen dürfen. Verzeih mir bitte meinen Überschwang.“

Ich zog meine Hand wieder zurück und nickte. Da fuhr er fort:

„Liebe Berta, ich möchte mich dir nun auch vorstellen. Ich bin Hagor, der Älteste in dieser Gemeinschaft und deshalb bin ich, wie ihr es in eurer Menschenwelt ausdrücken würdet, der Bürgermeister dieses Dorfes. Wir sind eine Gemeinschaft der Spitzmützen-Wichtel. Du musst wissen, liebes Kind, von uns gibt es viele und jedes Dorf hat eine andere Aufgabe. Wir die Spitzmützen-Wichtel sind für die Natur in den Gärten zuständig. Wir achten darauf, dass die Blumen blühen, die Sträucher buschig werden, das Gras wachsen kann… und so weiter. Dann gibt es zum Beispiel noch die Rundkappen-Wichtel. Sie leben in einem anderen Dorf am westlichen Ende des Waldes. Diese Wichtel sind unter anderem für die Natur in den Wäldern zuständig. Wir Wichtel, egal welcher Gilde, waren immer schon Helfer. Auch Helfer für die Menschen, wenn es zum Beispiel um das Anlegen von Gärten oder Wäldern geht. Leider wurde unsere Zusammenarbeit im Laufe der Jahre immer weniger, weil immer weniger Menschen an uns glaubten und uns deshalb nicht mehr sehen konnten. Die Anderswelt geriet bei den Menschen in Vergessenheit und nur noch ganz selten findet ein Menschenkind zu uns, weil es vom Herzen rein ist und offen für die Wunder der Welt“, endete Hagor und lächelte mich an.

Ich hatte immer noch kein Wort gesagt und schaute ihn nur an. Er schaute zurück. Lange blickten wir uns an und Hagor lächelte noch immer.

„Wie ich sehe, bist du überwältigt von dem, was du gerade erlebst. Gewöhne dich erst einmal ein. Du bekommst ein Zimmer in meinem Haus. Dorthin kannst du dich begeben und etwas ausruhen. Clarissa, meine Hilfe, wird dir etwas zu essen und zu trinken bringen. Heute Abend wird dann ein großes Fest gegeben, um deine Ankunft zu feiern und morgen reden wir weiter. Wie gefällt dir das, meine Liebe?“ Hagor schaute mich fragend an.

„Nun ja“, stotterte ich, „ich kann nicht bis morgen bleiben. Meine Mutter wartet zu Hause auf mich und wenn ich nicht heim komme, sorgt sie sich.“

„Darüber mach dir keine Gedanken, meine kleine Berta, hier gibt es keine Zeit. Egal, wie lange du hier bist, es wird für deine Mutter ein Wimpernschlag nur vergangen sein. Also geh nun und ruh dich etwas aus, damit du das Fest heute Abend genießen kannst. Bis später, meine Liebe, ich empfehle mich jetzt“, sagte er und ging schnellen Schrittes wieder hinaus.

Mathilda nahm meine Hand, lächelte mich an und gemeinsam mit Clarissa gingen wir in das Zimmer, welches für mich vorgesehen war.

Dort stand ein Bett mit einem dicken kuscheligen Kopfkissen und einer bunten Decke, eine Kommode mit drei Schubladen und ein kleiner Tisch, auf dem auch schon ein Teller mit verschiedensten Leckereien und ein Krug mit Milch zu finden war.

„So meine Liebe, ich werde dich jetzt verlassen. Ich habe noch jede Menge für das Fest heute vorzubereiten. Iss etwas und ruhe dich aus. Ich werde dich abholen, wenn es Zeit für das Fest ist“, sagte Mathilda und verschwand mit Clarissa durch die Tür, noch bevor ich mich für alles bedanken konnte.

Das Fest

Es fing schon an zu dämmern, als Mathilda mich abholte. Nun war die Zeit für das Fest gekommen und ich war neugierig, wie die Wichtel wohl feiern.

Wir traten aus dem Haus des Ältesten Hagor heraus und blickten auf den zentralen Platz. Mittlerweile hatten die Wichtel dort Tische und Bänke aufgestellt. Es war eine lange Tischreihe, die im Halbkreis stand. Die Tische waren mit rot-weiß-karierten Tischtüchern belegt. Darauf standen bunte Teller, Besteck und Becher. Ganz viele kleine Blumensträußchen, die mit Efeuranken verbunden waren, zierten die Tische. Mit und mit gesellten sich die Wichtel auf den Platz und setzten sich auf die Bänke. Nur in der Mitte blieben drei Plätze frei. Diese waren für Hagor, Mathilda und mich. Zögerlich folgte ich Mathilda und wir setzten uns so hin, dass der mittlere Platz für Hagor frei blieb.

Da kam auch Hagor aus dem Haus und ging schnellen Schrittes, er kann wohl nicht anders als schnell gehen, auf die Tischreihe zu. Begrüßte den Einen oder Anderen und ging zu seinem Platz. Da erst sah ich die kleine Glocke, die oben links an seinem Teller stand. Er schellte und es setzte sich aus allen Häusern kommend eine Parade mit Wichteln in Gang. Jeder hatte eine Platte oder Schüssel mit Leckereien in den Händen. Nach und nach wurden diese auf die Tische gestellt. Es roch herrlich nach Braten und Kartoffelpüree und Gemüse in allen Variationen. Brot und Butter, Brezeln und noch so vieles mehr, dass ich es gar nicht alles aufzählen kann. Ich dachte bei mir, wer soll das alles essen? Das ist doch viel zu viel, aber da wusste ich noch nicht, was so ein Wichtel alles verdrücken kann…

Zum Schluss wurde noch frischer Himbeersaft in die Becher verteilt und bevor alle zum Essen griffen, stand Hagor auf und klingelte noch einmal kurz die Glocke.

Sofort wurde es mucksmäuschenstill und Hagor räusperte sich:

„Meine lieben Wichtelfreunde, liebe Familie, liebe Berta, ich freue mich, dass wir alle heute ein Fest zu Ehren unseres Gastes feiern können. Wir haben lange gewartet, doch nun endlich ist der Tag da, an dem die Menschen wieder den Weg zu uns finden. Diese Menschenseele ist sehr rein und deshalb freut es mich besonders. Wir hoffen, dass es dir bei uns gefällt und wir auf deine Hilfe hoffen dürfen. Nun lasst uns den Becher erheben und ein fröhliches >>Salut<< auf unseren Gast aussprechen!“

>>SALUT<< schallte es im Chor und die Becher stießen mehr oder weniger sanft zusammen und jeder trank einen Schluck.

Auch ich hatte mit angestoßen und als ich den Himbeersaft probierte, dachte ich, dass ich nie einen besseren und leckereren Saft getrunken hatte.

Hagor stand noch immer.

„Liebe Freunde, liebe Familie und liebe Berta, lasst uns anfangen mit dem königlichen Mahl, eigens für dieses Fest zubereitet. Lasst es euch alle gutgehen. Guten Appetit!“

Nun ging es los. Die Schüsseln wurden herumgereicht, die Platten wanderten die Tische rauf und runter. Jeder tat sich auf seinen Teller und in Windeseile wurden die leeren Schüsseln und Platten wieder aufgefüllt. Es schien fast so, als ob die Töpfe niemals leer wurden. Die Wichtel konnten aber auch eine Menge essen…

Staunend beobachtete ich das Treiben, als Mathilda mich anstieß und aufforderte, ebenfalls reichlich zuzulangen. Ich probierte das Kartoffelpüree und eine Scheibe Braten mit Soße, etwas von dem Gemüse, dazu ein Stück Brot mit Butter. Es war köstlich, das Püree luftig leicht, der Braten so zart, das er fast auseinander fiel, die Soße glänzend braun und würzig. Auch das Brot war sehr lecker und die Butter salzig. Ich hatte noch nie salzige Butter gegessen, doch zu diesem Gericht passte sie vorzüglich und war super lecker.

Nachdem ich gegessen hatte und das ging bei mir ziemlich langsam, weil ich die Wichtel dabei beobachtete, wie schnell sich ihre Teller leerten, nahm ich die Serviette und wischte mir den Mund ab, wie meine Mutter es mir beigebracht hatte.

„Das war sehr lecker und ich bin pappe satt“, sagte ich zu Mathilda und Hagor.

Beide grinsten mich an.

„Warte nur ab, jetzt geht’s erst richtig los“, sagte Hagor und zwinkerte mir zu.

Im Nu wurden auch schon die Tische abgeräumt. Wir standen alle auf und jeder schnappte sich eine Bank oder je zwei einen Tisch und alles wurde weggestellt, damit die Mitte wieder frei war. Da gruppierten sich schon fünf Wichtel auf einer kleinen Bühne. Jeder hatte ein Instrument dabei. Ein Schlagzeug, eine Fidel, eine Gitarre, ein Saxophon und einer hielt ein Mikrofon in seiner Hand.

Die anderen Wichtel stellten sich in drei Kreisen auf. Die Musik fing an zu spielen und der Ringelreihen wurde angezählt. Es war ein wirres Durcheinander mit Plan.

Ich stand an der Seite und beobachtete das wilde Treiben, als die Kreise sich öffneten und die Wichtel zu mir tanzten, um mich in diesen Tanz mit einzubinden. Es dauerte nicht lange, da hatte ich den Rhythmus raus und wir tanzten alle zusammen bis uns die Luft ausging.

Der Abend zog sich so hin. Immer wieder wurde getanzt, getrunken und gelacht. Spaß ohne Grenzen war hier wohl das Ziel.

Als das letzte Lied gespielt, der letzte Becher Himbeersaft getrunken war und alle kaum noch die Kraft hatten zu stehen, wurde das Fest von Hagor als „erfolgreich beendet“ erklärt und jeder kehrte in sein Haus zurück, um dem Körper die Ruhe zu gönnen, die er sich redlich verdient hatte.

Auch ich ging mein Zimmer in Hagor‘s Haus und war froh, dass ich meine Schuhe ausziehen konnte. Eine kleine Katzenwäsche, zu mehr war ich nicht mehr fähig, und dann ab ins Bett. Ein dickes Kissen und eine kuschelige Decke sorgten dafür, dass ich schnell einschlief und erst am nächsten Morgen aufwachte, als die Sonne schon hoch am Himmel stand.