Graphiurus spp.
Für Stephan, als Dank für deine Freundschaft
Bildnachweis
Titelbild: Zwergschläfer, Graphiurus sp.
Bild Seite 1: Zwergschläfer der Gattung Graphiurus
Fotos: R. Sistermann
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eISBN: 978-3-86659-433-3
Auflage 2020
© 2008 Natur und Tier - Verlag GmbH
An der Kleimannbrücke 39/41
48157 Münster
www.ms-verlag.de
Geschäftsführung: Matthias Schmidt
Lektorat: Kriton Kunz & Christian Ehrlich
Layout: Astrid Hilbert
Vorwort
Die Zwergschläfer
Verwandtschaft
Verbreitung und Lebensraum
Lebensweise
Gesetzliche Bestimmungen
Wo kaufe ich meine Zwergschläfer?
Transport und Quarantäne
Vergesellschaftung
Das Gehege
Die Einrichtung
Die Einstreu
Weitere Einrichtungsgegenstände
Pflegearbeiten
Ausbruchskünstler
Fütterung
Körnerfutter
Frischfutter
Tierische Nahrung
Ersatz für Lebendfutter
Beschäftigung durch Fütterung
Wie viel, wie oft und wann?
Wasser
Gesundheit
Der Gesundheits-Check
Krankes Tier – was nun?
Erste Maßnahmen
Der Umgang mit Zwergschläfern
Nachwuchs bei Zwergschläfern
Geschlechtsbestimmung
Nachzucht
Aufzucht der Jungtiere
Weitere Informationen
Verwendete und weiterführende Literatur
Weitere Titel dieser Reihe
Zwergschläfer wurden lange Zeit nur im angloamerikanischen Raum als Heimtiere gehalten. Erst in den 1990er-Jahren gelangten sie auch nach Deutschland, wo sie schnell eine feste Fangemeinde gewannen. Inzwischen sind sie aus den Beständen der Liebhaber exotischer Kleinsäuger nicht mehr wegzudenken. Ihre Popularität verdanken Zwergschläfer nicht nur ihrem possierlichen Aussehen – sie gleichen einem Miniatureichhörnchen –, sondern auch ihren vielfältigen Lautäußerungen und Verhaltensweisen. Sie sind ideale Tiere für alle Kleinsäugerfans, die sich mit dem Verhalten und der Nachzucht nicht domestizierter Nagetiere beschäftigen wollen.
Erstaunlicherweise gibt es bis heute kaum Literatur, die sich mit Haltung, Fütterung und Vermehrung von Zwergschläfern befasst. Diese Lücke will ich mit dem vorliegenden Buch schließen. Es enthält persönliche Erfahrungen der Haltung und Nachzucht sowie Erkenntnisse, die durch wissenschaftliche Arbeiten in Freiland und Labor gewonnen wurden, und soll Ihnen helfen, die von Ihnen gepflegten Tiere artgerecht zu pflegen und Haltungsfehler zu vermeiden.
Ralf Sistermann,
Aachen, im Sommer 2008
Zwergschläfer sind liebenswerte Hausgenossen.
Foto: R. Sistermann
Auf den ersten Blick erinnern Zwergschläfer an eine Kreuzung aus einer Maus und einem Eichhörnchen. Hierzu trägt vor allem der buschige Schwanz bei, der für Zwergschläfer charakteristisch ist und zur ebenfalls für diese Tiere gebräuchlichen Bezeichnung Pinselschwanzbilche geführt hat. Mit einer Körperlänge von 6–9 cm sind sie innerhalb der Familie der Bilche echte Zwerge (zum Vergleich: Der bei uns heimische Siebenschläfer erreicht eine Körperlänge von 14–19 cm.). Mit 5–8 cm Länge ist der Schwanz, der beim Klettern wie ein fünftes Bein gebraucht werden kann, fast körperlang.
Der Bauch der kleinen Bilche ist nahezu rein weiß, während das übrige Fell gräulich gefärbt ist. Dabei kommen, je nach Art, Farbschattierungen von graubraun bis dunkelgrau vor. Bei einigen Tieren ist zudem eine dunkle Augenmaske vorhanden, was ihnen zusammen mit ihren großen Augen und Ohren ein spitzbübisches Aussehen verschafft. Die beweglichen Ohren sind immer in Bewegung, um dem Schläfer bei der Ortung von Beute oder Fressfeinden zu helfen. Ausgewachsene (adulte) Männchen haben sehr ausgeprägte Hoden, die am Schwanzansatz deutlich zu erkennen sind. Bei Jungtieren vor der Geschlechtsreife ist die Geschlechtsunterscheidung hingegen nur mit einiger Erfahrung möglich.
Zwergschläfer sehen auf den ersten Blick wie Miniatureichhörnchen aus.
Foto: R. Sistermann
STECKBRIEF |
|
Wissenschaftlicher Name: |
Graphiurus spp. |
Deutscher Name: |
Afrikanische Zwergschläfer, Zwergsiebenschläfer, Pinselschwanzbilche |
Englischer Name: |
African Pygmy Dormouse |
Ordnung: |
Rodentia (Nagetiere) |
Familie: |
Gliridae (Bilche) |
Unterfamilie: |
Graphiurinae (Afrikaschläfer) |
Vorkommen: |
Afrikaschläfer bevölkern den gesamten afrikanischen Kontinent südlich der Sahara. |
Größe: |
6–9 cm Körperlänge, 5–8 cm Schwanzlänge |
Gewicht: |
18–30 g |
Durchschnittsalter: |
4–5 Jahre |
Geschlechtsreife: |
ab 4 Monaten |
Tragzeit: |
25–30 Tage |
Durchschnittliche Wurfgröße: |
4–6 Junge |
Anzahl der Würfe |
3–4 |
Sozialverhalten: |
gesellig in Familienverbänden, sehr territorial gegen fremde Tiere |
Aktivitätsphasen: |
nachtaktiv |
Zwergschläfer werden erst seit kurzer Zeit als Heimtiere gehalten. Seit den 1990er-Jahren werden die possierlichen Nager regelmäßig im Zoofachhandel angeboten. Aufgrund ihres drolligen Aussehens und ihrer interessanten Verhaltensweisen fanden sie schnell Liebhaber. Diesen war jedoch oftmals nicht bewusst, dass Zwergschläfer rein nachtaktiv sind. Und im Gegensatz zu ihrem Aussehen sind Zwergschläfer alles andere als niedliche Kuscheltiere. Zwar können sie bei ausreichender Geduld des Halters durchaus zutraulich werden, anfassen lassen sie sich aber nur ungern. Charakterlich bleiben sie stets kleine Räuber, die bei falscher Haltung und Pflege sogar zu Kannibalismus neigen. Akzeptiert man jedoch die Eigenheiten der Zwergschläfer, stellen sie äußerst interessante Pfleglinge dar, die einem einen Einblick in ihr vielschichtiges Verhaltensrepertoire erlauben.
Die Ohren sind stets in Bewegung.
Foto: R. Sistermann
Die afrikanischen Schläfer (Graphiurinae) sind eine Unterfamilie der Familie Bilche (Gliridae), die noch zwei weitere Unterfamilien (Glirinae und Leithiinae) umfasst. Bekanntester Vertreter der Glirinae ist der bei uns heimische Siebensschläfer (Glis glis), während aus der Unterfamilie der Leithiinae vor allem der Gartenschläfer (Eliomys quercinus) und der ebenfalls als Heimtier gehaltene Wüstenschläfer (Eliomys melanurus) geläufig sind.
Der einheimische Siebenschläfer ist ein Verwandter der Zwergschläfer.
Foto: R. Sistermann
Zu den Graphiurinae gehören 14 kaum zu unterscheidende Arten. Sie sind in einigen Fällen nur am Bau des Schädels bestimmbar, sodass eine genaue Artbestimmung am lebenden Tier nicht möglich ist. Erschwerend kommt hinzu, dass Bestimmungsliteratur fast gänzlich fehlt.
Wussten Sie schon?