Hier finden Sie kompakt erklärt zehn prägnante Tatsachen über das Judentum.
Jude zu sein bedeutet, Teil eines Volkes zu sein.
Es ist auf zwei Arten möglich, Jude zu werden. Entweder man wird von einer jüdischen Mutter geboren, oder man konvertiert zum Judentum. Eine Konversion zum Judentum ist ein religiöser Akt. Die Abstammung von einem jüdischen Vater und einer nichtjüdischen Mutter macht nach Ansicht orthodoxer Juden einen Menschen nicht jüdisch, nach Ansicht liberaler Juden schon.
Das Judentum basiert inhaltlich auf einer Reihe von Überzeugungen, Praktiken und ethischen Grundsätzen, deren Basis die Tora darstellt.
Judentum kann als Kultur oder Zivilisation verstanden werden. Das bedeutet, dass von der Antike bis zur Gegenwart sich Judentum in bestimmten Lebensweisen, in Gesetzen, Literatur und Poesie, in bestimmten Vorstellungen zur Gesellschaft, in der Philosophie, im Erzählen und im Erklären von Welt ausdrückt.
Religion ist ein wichtiger Teil der jüdischen Kultur. Aber erst in der Neuzeit haben von der Aufklärung geprägte und liberale jüdische Strömungen das Judentum (ausschließlich) als Religion zu definieren versucht.
Das Judentum ist denkbar vielfältig. Eine zentrale Instanz, die alle anerkennen, gibt es nicht. Neben vielen streng nach den Regeln der Tora lebenden Juden gibt es eine große Zahl, die die religiösen Regelungen nicht oder nur wenig beachtet.
Seit der Antike lebten und leben Juden mehrheitlich außerhalb Israels, in der sogenannten Diaspora (Zerstreuung). Als Minderheit waren sie daher stets der besonderen Herausforderung ausgesetzt, ein Teil der Gesellschaft zu sein/werden und dabei die eigene Identität zu bewahren. Feindschaft gegenüber Juden bis hin zu Vertreibung und Vernichtung begegnen über die Jahrhunderte immer wieder, aber es wäre falsch, die jüdische Geschichte in der Diaspora ausschließlich als Leidensgeschichte zu verstehen. In der Diaspora entwickelten Juden einen bedeutenden Teil ihrer Kultur, Religion, Literatur, Philosophie und Wissenschaften. Dies geschah und geschieht in einem regen Austausch mit nichtjüdischen Menschen.
Der moderne Staat Israel ist der einzige Staat der Welt mit mehrheitlich jüdischer Bevölkerung. Er will eine Heimstatt des jüdischen Volkes sein. Er ist ein Zentrum jüdischer Gelehrsamkeit auf allen Gebieten und wird von einer überwältigenden Mehrheit von Juden als wichtig angesehen und seine Existenz bejaht. Aber es gibt keine einheitliche Meinung zur konkreten Politik oder zum Friedensprozess.
Juden sind weltweit eine sehr kleine Gruppe, rund 15 Millionen. Davon leben rund sieben Millionen in Israel, etwas weniger in den USA. In Europa nimmt die jüdische Bevölkerung – etwa 1,3 Millionen – ab, in Israel nimmt sie zu. Gemessen an der Gesamtbevölkerung hat der Staat Monaco außerhalb Israels die höchste Anzahl an Juden (2000 = fünf Prozent). Der Ballungsraum New York führt die Städtestatistik mit etwa zwei Millionen Juden an.
Ein altes Sprichwort sagt: Zwei Juden, drei Meinungen. Das heißt, Diskussion, Diversität, Offenheit gehören gewissermaßen zur jüdischen DNA.
ZEHN ZITATE ZUM JUDENTUM
Diese zehn Zitate führen einerseits jüdisches Denken vor Augen, andererseits finden sich in einigen Selbstbekenntnissen prominenter Juden zentrale Aussagen zum Judentum. Die Auswahl ist sehr subjektiv und fast ein wenig zufällig. Sie ist gewissermaßen nur eine Art »Appetitmacher« auf mehr. Im Übrigen finden sich bereits in der Bibel viele Weisheitssprüche in den Büchern der Sprichwörter und Kohelet (Prediger), für Katholiken, die diese Bücher in ihrem Kanon haben, auch in Ben Sira und der Weisheit.
Vier Weisheitssprüche rabbinischer Gelehrter:
Verschaff dir einen Lehrer! Erwirb dir einen Freund! Beurteile jeden Menschen so, dass die Waagschale zu seinen Gunsten neigt! – Pirke Avot (Sprüche der Väter) 1.6.
Rabban Schimon ben Gamliel sagt: Auf drei Dingen steht die Welt: Auf der Gerechtigkeit, auf der Wahrheit und auf dem Frieden. – Pirke Avot (Sprüche der Väter) 1.18.
Ein Mann/Mensch sollte immer weich (auch in der Bedeutung von »mitfühlend«) sein wie ein Schilfrohr und nie so hart wie eine Zeder. Aus diesem Grund ist das Schilfrohr ausersehen, dass aus ihm die Feder gemacht wird, um die Tora damit zu schreiben, [den Inhalt der] Gebetsriemen und [der] Mezuzot. – Babylonischer Talmud Taanit 20b.
Der Heilige, gepriesen sei er, versah alle Menschen mit dem Siegel des ersten Menschen [und machte sie dadurch alle gleichwertig] und trotzdem ist keiner gleich dem anderen. Deshalb ist jeder Mensch verpflichtet zu sagen: Die Welt wurde um meinetwillen erschaffen – Babylonischer Talmud Sanhedrin 37a.
Ein Gedicht von Rose Ausländer (1901–1988):
Jerusalem
Wenn ich den blauweißen Schal nach Osten hänge
schwingt Jerusalem herüber zu mir
mit Tempel und Hohelied
Ich bin fünftausend Jahre jung
Mein Schal ist meine Schaukel
Wenn ich die Augen nach Osten schließe schwingt Jerusalem auf dem Hügel
fünftausend Jahre jung herüber zu mir im Orangenaroma
Altersgenossen wir haben ein Spiel in der Luft
Handschriftlich nachzulesen unter http://www.duesseldorf.de/dkult/DE-MUS-037814/2828.
David Ben Gurion (1886–1973), der erste Ministerpräsident Israels, sagte:
Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist.
Die Dichterin Hilde Domin (1909–2006), die im Exil in der Dominikanischen Republik zu schreiben begonnen hatte, knüpfte in einem Gedicht, das sie 1992 Bernhard Vogel, dem Vorsitzenden der Konrad-Adenauer-Stiftung, widmete und zweifellos nicht nur ihm als einen Auftrag hinterließ: »nicht müde werden, / sondern dem Wunder / leise wie einem Vogel / die Hand hinhalten.«
Albert Einstein (1879–1955) definierte seinen Zugang zum Judentum:
Streben nach Erkenntnis um ihrer selbst willen, an Fanatismus grenzende Liebe zur Gerechtigkeit und Streben nach persönlicher Selbständigkeit – das sind die Motive der Tradition des jüdischen Volkes, die mich meine Zugehörigkeit zu ihm als ein Geschenk empfinden lassen. – Mein Weltbild(1935, herausgegeben von Carl Seelig, 30. Auflage Ullstein 2005, Seite 100).
Manés Sperber (1905–1984), der große Literat, schrieb über sein Judentum:
Ich bin ein Jude, weil ich in meiner Kindheit von einer alles umfassenden, alles durchdringenden jüdischen Erziehung geformt worden bin. Man lehrte mich, alles im Hinblick auf Gottes Gebote zu erkennen, zu verstehen und zu deuten; noch vor dem Schulalter las ich die Bibel im Original, daneben auch deutsch, etwa Grimms Märchen und die Zeitung, die aus Wien kam. Man belehrte mich aufs eindringlichste über die von der biblischen Ethik angeordneten Lebensregeln, deren gebieterischste für mich unabänderlich geblieben ist: den Einklang von Glauben und Tun, von Theorie und Praxis zu erlangen und in seinem Sinne zu leben. Ich wage nicht zu behaupten, daß ich dieses Gebot stets befolgt habe, aber ich habe nie aufgehört, an jenen Lebensregeln zu ermessen, ob ich jeweils meinem Leben einen Sinn gab oder in Gefahr geriet, es sinnwidrig zu vergeuden. So handeln, wie es gut wäre, daß alle handeln sollten; nie vergessen, daß man nicht nur für das eigene Tun verantwortlich ist, sondern für alles Übel, das man verhindern oder zumindest vermindern könnte; immer gemäß dem Rat handeln, den uns Rabbi Hillel hinterlassen hat: »Was du nicht willst, daß man dir antue, tue auch keinem andern an!« Und schließlich sich zu dem bekennen, was man als Wahrheit erkannt zu haben glaubt – und bliebe man mit ihr ganz allein. Doch sollte man, wenn möglich, nie allein bleiben und solidarisch sein. – Mein Judentum, herausgegeben von Hans Jürgen Schultz, Kreuz Verlag, Stuttgart 1978, Seite 189.
Jeschajahu Leibowitz (1903–1994) sagte in einem Interview auf die Frage, ob er an das Kommen des Messias glaubt:
Ich gehöre zu den Menschen, die glauben, dass er kommen wird. Wann? Er wird kommen. Irgendwann. [Aber] Ein Messias, der gekommen ist, ist ein falscher Messias. Jeder Messias, der gekommen ist, ist ein falscher Messias. Das Wesen des Messias ist es, dass er kommen wird.
Jonathan Safran Foer (geboren 1977) formulierte zur Bedeutung von Erinnerung und Gedächtnis im Judentum:
Juden haben sechs Sinne
Den Tastsinn, den Geschmackssinn, den Gesichtssinn, den Geruchssinn, den Gehörsinn … und das Gedächtnis. Während Nichtjuden die Welt mithilfe der traditionellen Sinne erfahren und verarbeiten und das Gedächtnis lediglich als zweitrangiges Mittel zur Interpretation der Ereignisse betrachten, ist das Gedächtnis für die Juden nicht weniger bedeutsam als der Stich einer Nadel, ihr silbriges Aufblitzen oder der Geschmack des Blutes, das aus dem Finger quillt. Einzig und allein dadurch, dass er diesen Nadelstich zu anderen Nadelstichen zurückverfolgt – als die Mutter einen Ärmel flicken wollte, in dem noch sein Arm steckte, als die Finger des Großvaters einschliefen, während er die feuchte Stirn des Urgroßvaters streichelte, als Abraham die Spitze des Messers prüfte, um sicher zu sein, dass Isaak keinen Schmerz spüren würde –, kann ein Jude begreifen, warum der Stich wehtut. – Alles ist erleuchtet, Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 142021, Seiten 279–280.
Judentum für Dummies
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
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Prof. Dr. Gerhard Langer ist Professor für Judaistik am Institut für Judaistik in Wien. Er studierte Katholische Theologie, Judaistik und Altorientalistik in Salzburg und Wien. Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte liegen im Judentum in der Antike, in der rabbinischen Literatur, in der jüdischen Bibelinterpretation und in der deutsch-jüdischen Literatur. Langer war lange Zeit im jüdisch-christlichen Dialog tätig und engagiert sich im interreligiösen Gespräch. Er ist Teil eines Forschungszentrums zu Religion und Transformation an der Universität Wien. Wann immer er dazu Zeit findet, schreibt er auch Krimis.
Einführung
Jedes Jahr wird am jüdischen Pessachfest aus einem Büchlein gelesen, der sogenannten Haggada. Darin wird unter anderem die Geschichte des Auszugs der Israeliten aus Ägypten nacherzählt. In der Haggada werden auch vier Kinder vorgestellt, die Fragen stellen. Man kann sie vielleicht so darstellen:
Das erste Kind ist weise und verständig. Es möchte bereits in die Tiefen der Bedeutung der Erzählung vom Auszug eindringen und stellt Fragen.
Das zweite Kind ist rebellisch und verlangt genaue Erklärungen, möchte wohl auch die Ereignisse auf die Relevanz im Leben überprüfen.
Das dritte Kind ist einfältig. Es ist willig, den Anweisungen zu folgen und bereitwillig zu tun, was von ihm erwartet wird.
Das vierte Kind schließlich ist ein Dummy im Sinne unseres Buches. Es hungert nach Wissen, weiß aber nicht, wo es anfangen soll. In der Haggada ist es »das Kind, das nicht zu fragen weiß«.
Eine mögliche Erklärung für die vier Typen von fragenden Kindern ist, dass es sich dabei um Anteile handelt, die wir alle in uns tragen, nicht zuletzt den Dummy. Dieses Buch richtet sich daher an alle vier »inneren Kinder«, an das wissende und rebellische genauso wie an das, das einfach nur zuhören und bereitwillig lernen will.
Als Autor dieses Buches entstamme ich einer säkularen Arbeiterfamilie aus dem Salzburger Land, die politisch sozialdemokratisch orientiert war und den Nationalsozialismus stark ablehnte. Ich bin selbst kein Jude, aber ich beschäftige mich seit meinem 15. Lebensjahr intensiv mit dem Judentum, weil es mich, ohne genau erklären zu können, womit es begann, stets fasziniert hat. Ich habe schließlich das Interesse zum Beruf gemacht und vermittle Wissen über das Judentum an der Universität, aber auch in der Erwachsenenbildung.
Ich gebrauche für meine Beziehung zum Judentum gern einen Vergleich. Ich gehöre zwar nicht zur Familie, aber ich bin sozusagen einer ihrer besten Freunde. Als Freund betrachte ich die Familienmitglieder einerseits von außen, andererseits aber niemals neutral oder gar distanziert. Die Familie besteht aus vielen Mitgliedern. Mit manchen verstehe ich mich bestens, mit anderen etwas weniger. Als Freund vermeide ich tunlichst, einem der Familienmitglieder Ratschläge zu erteilen, aber ich bin bereit, die Sorgen genauso zu teilen wie bei freudigen Anlässen dabei zu sein. Ich bin für jedes Gespräch offen. Ich sage meine Meinung frei heraus, aber mit Respekt und Rücksichtnahme auf die Gefühle des anderen. In gewisser Weise gilt ebenso, dass ich die Freunde meiner Freunde auch als meine Freunde betrachte und umgekehrt ihre Gegner ebenso als meine Gegner. Dies nenne ich schlicht Solidarität.
Über dieses Buch
Es gibt viele Bücher über das Judentum, sowohl einführende als auch spezialisierte. Manche sind aus einem gewissen Blickwinkel geschrieben, andere konzentrieren sich auf eine Zeitepoche oder eine bestimmte Richtung. Zu jedem thematischen Kapitel, das in diesem Band behandelt wird, werden Sie viele und umfassende weitere Informationen bekommen. Wer also Lust hat, gleich weiterzulesen und sich zu vertiefen, wird sicherlich bald fündig werden.
Ich habe keine Ahnung, warum Sie das Buch aufschlagen, was Ihre Motivation ist, ob Sie Vorwissen haben oder nicht. Judentum für Dummies versucht nichts anderes, als Ihnen Informationen zum Judentum zu geben, wer auch immer Sie sind und was immer Ihre Motivation sein mag, sich für Judentum zu interessieren. Das Buch will niemanden von einer Sache überzeugen, es ist weder ein Glaubensbuch noch ein Lehrbuch. Aber es ist auch nicht einfach eine Ansammlung von Fakten. Ich hätte nämlich dieses Buch nicht schreiben können, wenn ich nicht von dem überzeugt wäre, was ich schreibe. In ihm steckt also Herzblut.
Judentum für Dummies führt durch drei Jahrtausende und durch eine Vielzahl von Themen. Dies verlangt auch von mir, dass ich die Wahl treffen muss, worauf ich näher eingehen will und welchen Bereich ich eher ein wenig stiefmütterlich behandeln muss. Wenn etwas nicht oder nur oberflächlich behandelt wird, so liegt es selten daran, dass es mir nicht wichtig erscheint. Viel öfter ist der Fall, dass ich mit gewisser Wehmut darauf verzichtet habe, um den Umfang des Buches nicht zu sprengen.
Konventionen in diesem Buch
Es gibt einige wenige Besonderheiten in diesem Buch. Dazu gehört, dass ich Zeitangaben nicht mit vor/nach Christus versehe. In der jüdischen Tradition ist eine andere Zeitrechnung üblich, die von der (aus den religiösen Quellen) errechneten Schöpfung der Welt ausgeht. Im Alltag verwendet man jedoch auch die »christliche« Zeitrechnung. Um die Zeit vor der Geburt und nach der Geburt Jesu zu unterscheiden, sagt man zum Beispiel, wie in diesem Buch üblich, vor/nach allgemeiner Zeitrechnung.
Begriffe in fremden Sprachen, vor allem in Hebräisch, stehen in Kursivschrift. Auch die Titel von zitierten Werken stehen in der Regel in Kursivschrift.
Hebräische Begriffe werden normalerweise klein geschrieben. Allerdings schreibe ich sie dann (häufig) groß, wenn sie als übliche Bezeichnungen einer Sache dienen. Zum Beispiel schreibe ich nicht halacha für Religionsgesetz, sondern Halacha. Der Begriff kommt vom hebräischen Verb halach (gehen, wandeln).
Die Umschrift des Hebräischen
Ich verwende eine einfache Umschrift des Hebräischen. Aufpassen muss man bei folgenden Buchstaben:
Ein hebräisches Bet wird im Inneren eines Wortes als w gesprochen. Aber auch ein Waw wird als w gesprochen. Um beides zu unterscheiden, wird in Worten mit Bet im Wortinneren mit einem v umschrieben, also zum Beispiel erev (Abend) und nicht erew. Genauso nicht Schewarim (Bruchteile, ein Schofarton), wie man oft lesen kann, sondern Schevarim.
Ein Zajin wird mit z geschrieben, aber als stimmhaftes s ausgesprochen, also wie bei »Rose«.
Samech ist stimmlich ein ß, wird als ss geschrieben, also Pessach und nicht Pesach.
Ein F existiert im Hebräischen so nicht, aber ein Pe wird im Inneren oder am Ende eines Wortes als f gesprochen, daher auch mit f dargestellt.
Tzade entspricht in der Aussprache dem deutschen z. Er wird aber mit tz geschrieben, um es vom Zajin, als stimmhaftes s gesprochen, zu unterscheiden.
Ein Schin wird als sch wiedergegeben, nicht wie oft üblich mit sh. Daher auch Schoah und nicht Shoah.
Die Aussprache des Hebräischen
Wichtig: Wörter werden in der Regel auf der letzten Silbe betont, also nicht Tóra, sondern Torá, nicht Tálmud, sondern Talmúd, nicht Mídrasch, sondern Midrásch.
Zwei Vokale/Selbstlaute nacheinander werden getrennt, nicht wie im Deutschen – etwa Au oder Eule – zusammengezogen. Daher nicht Reuven, sondern Re-uven (natürlich auf dem zweiten e betont).
Hebräisch wird in der Regel ohne Vokale geschrieben. Die Vokale muss man sich ergänzen. Bei den Vokalen gibt es zudem solche (Schwa genannt), die in einer bestimmten Wortstellung im modernen Hebräisch nicht gesprochen, bei Umschriften aber üblicherweise geschrieben werden. So schreibt man normalerweise berit für Bund, spricht aber brit.
Diese Regeln gelten für die heute auch in Israel übliche sefardische Betonung. Im aschkenasischen (mitteleuropäischen) Raum ist häufig auch heute noch eine andere Betonung und Aussprache (analog zum Jiddischen) üblich. Man liest hier zum Beispiel ein (unbetontes) Taw als s. Also etwa nicht b(e)rit (Bund), sondern bris. In diesem Buch wird in der Regel jedoch die sefardische Betonung verwendet. Ausnahmen beziehen sich auf bestimmte Redensarten, wie etwa Mazel tov (viel Glück) gesprochen Másel tov, statt dem sefardisch richtigen Mazál tov.
Wie dieses Buch aufgebaut ist
Judentum für Dummies ist in sechs Teile, fünf große und einen kurzen Top-Ten-Teil, gegliedert. Jeder Teil besteht aus mehreren Kapiteln. Jedes Kapitel ist in sich abgeschlossen und kann unabhängig von den anderen gelesen werden. Im Grunde genommen können Sie also anfangen, wo Sie wollen oder von hinten nach vorn lesen, Kapitel auslassen. Natürlich würde ich mich freuen, wenn Sie das ganze Buch lesen.
Teil I: Jüdische Identität
Dieser Teil besteht aus vier Kapiteln. In Kapitel 1 geht es um eine Annäherung an das Judentum, seine verschiedenen Strömungen und um zentrale Themen, die in den weiteren Kapiteln aufgearbeitet werden sollen. Im zweiten Kapitel werden die Grundlagen des Judentums in der Geschichte beschrieben und die Frage zu beantworten versucht, was überhaupt ein Jude ist. Das dritte Kapitel beschreibt die Bedeutung von Religion für das Judentum und geht auch auf die unterschiedlichen religiösen Strömungen ein. Kapitel 4 erklärt ausgewählte Symbole des Judentums, von der Kleidung bis zum Davidstern.
Teil II: Alles hat seine Zeit
Dieser Teil ist in vier größere Kapitel (5 bis 8) gegliedert und widmet sich ausführlich der Lebenspraxis im Jahresablauf, den Speisegeboten, dem Schabbat und den jüdischen Festen.
Teil III: Ein Leben in Raum und Zeit
In zwei Kapiteln (9 und 10) werden die verschiedenen Lebensphasen des Menschen (von der Geburt bis über den Tod hinaus) und die damit verbundenen Vorstellungen, Riten und Symbole beschrieben. In Kapitel 11 erfahren Sie etwas über die Bedeutung des Tempels in Jerusalem, die Synagogen und die religiöse Praxis im »Haus«. Themen sind hier auch die Stellung der Frau und die Verantwortung der Menschen füreinander, die sich etwa in sozialer Solidarität ausdrückt.
Teil IV: Ewiges Lernen
Kapitel 12 beschäftigt sich mit dem Lernen, einer der zentralen Säulen jüdischer Identität, und bietet auch einen Überblick über die klassischen Lernstoffe. Kapitel 13 widmet sich den Sprachen, die für Juden besondere Bedeutung erlangt haben. In Kapitel 14 wird besonderes Augenmerk auf die verschiedenen Wege gelegt, Wissen und Erkenntnis zu erlangen. Prophetie, Philosophie und nicht zuletzt die Mystik, die einen Einblick in die verborgenen Elemente des Universums und des Göttlichen erhalten möchte, werden hier behandelt.
Teil V: Zentrum und Peripherie
Dieser letzte große Teil bietet in zwei Kapiteln (15 und 16) einen Überblick über die jüdische Geschichte und Geschichtsschreibung. In Kapitel 17 wird die jahrhundertelange Erfahrung von Antijudaismus und Antisemitismus thematisiert. Hier muss auch über die Schoah / den Holocaust gehandelt werden. Kapitel 18 wiederum widmet sich einerseits dem Staat Israel, andererseits auch allgemein der Frage nach der Bedeutung des Landes Israel sowie dem Verhältnis zwischen Juden im Land und in der Diaspora.
Teil VI: Der Top-Ten-Teil
Darin werden zehn häufig gestellte Fragen beantwortet. Dazu werden zehn besonders bedeutende jüdische Menschen kurz vorgestellt.
Symbole, die in diesem Buch verwendet werden
Dieses Symbol ist das am häufigsten verwendete und betont innerhalb des Textes Bereiche, die es wert sind, besonders beachtet zu werden, oder es verdienen, dass auf sie aufmerksam gemacht wird.
Dieses Symbol kommt selten vor, warnt aber vor Missverständnissen oder Vorurteilen.
Manchmal lohnt es, auf etwas aufmerksam zu machen, das nicht vergessen werden sollte.
Gelegentlich muss eine Sache definiert, das heißt sehr genau beschrieben und abgegrenzt werden.
Selten, aber doch gibt es einen Tipp.
Beispiele sind notwendig, damit Erklärungen nicht trocken oder langweilig wirken.
Ohne Anekdoten oder humorvolle Beiträge wäre ein solches Buch langweilig.
Teil I
Jüdische Identität
IN DIESEM TEIL …
Der erste größere Teil dieses Buches beschäftigt sich mit grundlegenden Fragen. So unterscheidet sich Judentum schon allein dadurch von allen anderen Religionen, dass es zugleich eine ethnische Gemeinschaft ist, ein Volk. Man muss also in das Judentum hineingeboren werden, um Jude zu sein, oder aber man unternimmt den Weg der Konversion und wird danach als Mitglied des Volkes erachtet. Judentum ist enorm vielfältig. Es gibt viele Juden, die mit Religion gar nichts am Hut haben und unter den Religiösen wiederum eine große Bandbreite von Auffassungen und Strömungen.
In diesem Teil wird auch der Ursprung des Judentums erklärt und es werden wichtige Themen angesprochen, die unverzichtbar sind, um das Phänomen Judentum zu verstehen. Außerdem erfahren Sie etwas über die weltweite Verbreitung des Judentums und die nicht ganz genau zu errechnende Anzahl von Juden auf der Welt. In Kapitel 4 werden einige Symbole behandelt, die eng mit dem Judentum in Verbindung stehen, etwa der Davidstern oder der siebenarmige Leuchter.