Der Autor

Pedram Shojai ist ehemaliger taoistischer Mönch, Qi Gong-Meister, TCM-Mediziner, Kräuterheilkundler und Filmemacher. Als Gründer der Organisation Well.org gibt er weltweit Seminare. Mit seinem modernen Ansatz erklärt er östliche und ganzheitliche Konzepte für westliche Leser auf einfache und verständliche Weise. Er lebt mit seiner Familie in Kalifornien.

Das Buch

»Dieses Buch handelt von dem verrückten Leben, das wir führen, in dem die Zeit stets knapp ist.«

Weil Zeit so wertvoll ist, zeigt und Pedram Shojai, wie wir sie am besten genießen und achtsam mit ihr umgehen können. Sie werden nie wieder das Gefühl haben, die Zeit würde Ihnen davonrennen, denn Shojai zeigt Wege zu einem neuen »Zeit-Wohlstand«: kurze Denkanstöße, Aktionspläne und Achtsamkeitsübungen mit täglicher Anleitung, um die eigenen Gewohnheiten zu verändern, Stress zu reduzieren und zu mehr Selbstliebe zu finden.

»Zeit ist die Währung unseres Lebens.«

Pedram Shojai

Die Kunst, die Zeit anzuhalten

100 Achtsamkeitsübungen gegen Stress

Aus dem Amerikanischen
von Antje Korsmeier

Ullstein

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www.ullstein-buchverlage.de

ISBN 978-3-96366-005-4
© der deutschen Ausgabe 2018 by
Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
© der Originalausgabe 2017 by Pedram Shojai
All Rights Reserved.
Übersetzung: Antje Korsmeier
Lektorat: Gudrun Jänisch
Umschlaggestaltung: zero-media.net, München
Autorenfoto: © Well.Org, PBC
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Widmung

Für meine wunderbare Familie –
Elmira, Sol und Sophia.
Mein größter Wunsch ist es,
die Zeit anzuhalten und mit Euch
zusammen zu sein.

Einleitung

Dieses Buch handelt von dem verrückten Leben, das wir führen, in dem die Zeit stets knapp ist.

Jeder von uns ringt um Zeit, aber irgendwie scheint sie von Jahr zu Jahr weniger zu werden. Wir sind zu müde, um nachzudenken, zu aufgedreht, um uns zu konzentrieren, und weniger effizient, als wir es gern wären. Wir haben ein schlechtes Gewissen, weil wir nicht genug Zeit mit unseren Lieben verbringen.

Unsere Wahrnehmung dieses Zeitmangels hängt mit dem Stress zusammen, der heutzutage allgegenwärtig ist. Dadurch haben wir das Gefühl, uns stünde das Wasser bis zum Hals, was natürlich nicht dazu beiträgt, dass wir besser mit der Zeit klarkommen. Wir leben in einer Kultur, die keinen Plan mehr hat und über den Zeitmangel vollkommen außer sich ist.

Diese Sorge um die Zeit ist durchaus berechtigt. Zeit ist die Währung unseres Lebens. Wir haben eine gewisse Anzahl an Herzschlägen, durch die wir das Leben kosten und wirklich schmecken können. Die Zeit, die wir mit unseren Familien, den uns Nahestehenden, unseren Haustieren und Hobbys verbringen, ist kostbar, und wir halten sie hoch. Auch tauschen wir unsere Zeit gegen Geld ein. Mit diesem Geld können wir uns ein Dach über dem Kopf, Essen, Ferien und die Weiterbildung unserer Kinder leisten. Natürlich können wir unser Geld auch verschwenden, und dann ist es so, als hätten wir die Zeit nie gehabt.

Wenn wir nicht gut auf unsere Zeit Acht geben, werden wir krank. Dann wünschen wir, wir könnten die Uhr ein wenig zurückdrehen, um die Dinge wieder in Ordnung zu bringen. Zeit ist alles, was wir haben, sie ist das Kostbarste, was uns im Leben geschenkt wird. Wenn sie zur Neige geht, tja, dann ist das Spiel aus. Wir können zurückblicken, aber wir können uns das Leben nicht mehr zurückholen.

Wenn wir nicht positiv mit dem Fluss der Zeit verbunden sind, geht uns der Sinn abhanden. Wir laufen ziellos umher, vergeuden unsere Zeit, und später packt uns die Reue. Wir verlieren uns so sehr in der Zeit, dass wir noch nicht einmal innehalten können, um nach vorn zu blicken und die Auswirkungen der Entscheidungen, die wir heute treffen, zu überdenken.

Das geschieht nicht nur auf persönlicher, sondern auch auf gesellschaftlicher Ebene: Unsere größten politischen und umweltpolitischen Probleme ergeben sich alle aus unserem persönlichen Verhältnis zur Zeit, welches durcheinandergeraten ist. Uns gelingt es einfach nicht, einen Gang herunterzuschalten. Wir können nicht aufhören zu konsumieren und die Umwelt zu verschmutzen.

Uns allen ist bewusst, dass wir nach mehr Zeit hungern, doch was tun wir konkret, um etwas zu ändern? Herzlich wenig. Genau hier setzt dieses Buch an.

Es will helfen, unser Verhältnis zur Zeit zu heilen. Indem wir mit der Zeit ­wieder ins Lot kommen und unsere Mitte wiederfinden, können wir die Verantwortung für unsere Verpflichtungen übernehmen und neu bestimmen, wo und mit wem wir unsere kostbare Zeit verbringen. In einer Welt, in der uns in einem endlosen Strom an Informationen und Möglichkeiten alles zur Verfügung steht, liegt es an uns, die Zufahrtswege zu kontrollieren und die Herrschaft über unsere Zeit zu erlangen. Unsere Energie, unser Geld und unsere Zeit sind auf Weisen miteinander verbunden, die uns oftmals nicht bewusst sind. Das Buch macht uns dies auf einfache, leicht verständliche Art deutlich. Ich habe Tausenden von Menschen zu mehr Zeit und Frieden verholfen, indem sie Urban Monks wurden.

Mein Ziel ist es, Sie zu dem zu führen, was ich Zeitwohlstand nenne. Das bedeutet, dass Sie die Zeit haben, das zu erreichen, was Sie sich im Leben wünschen, ohne dass Sie sich beengt, gestresst, überlastet oder gehetzt fühlen. Zeitwohlstand bringt uns Frieden, bessere Entscheidungen, mehr Gesundheit und mehr Zeit für die Familie. Zudem richten wir unsere Prioritäten neu aus, sodass wir wieder Erfüllung und Sinn empfinden. Wenn es Ihnen gelingt, Ihr Verhältnis zur Zeit zu regulieren und zu Zeitwohlstand zu kommen, wird Ihr Stresspegel sinken. Sie werden mehr Energie haben, mehr Erfüllung finden und insgesamt mehr erreichen.

Und wie erreichen wir Zeitwohlstand? Wir lernen, die Zeit anzuhalten. In diesem Buch werde ich Ihnen uralte spirituelle Praktiken und nützliche Lebenskompetenzen zeigen. Diese werden helfen, die Zeit anzuhalten. Wir werden uns mit unserer inneren Weisheit verbinden, unseren Terminkalender in den Griff bekommen und zeitliche Verpflichtungen sinnvoll eingrenzen. Betrachten Sie es als eine Praxis des achtsamen Zeitmanagements.

Das Herz dieses Buchs ist eine Praxis, genannt 100-Tage-­Gong, durch die ich Sie führe. Basierend auf einer alten chinesischen Praxis ist ein Gong eine gewisse Zeitspanne, die Sie festsetzen und in der Sie jeden Tag eine bestimmte Aufgabe ausführen. Sie wählen eine Praxis (oder eine Reihe von Praktiken), machen Sie zu Ihrem Gong und führen Sie jeden Tag für die festgesetzte Dauer gewissenhaft aus, und zwar ohne Ausnahmen. Das steigert nicht nur die Entschlusskraft, sondern zwingt uns zudem, wirklich aufzuwachen und auf unsere Gewohnheiten zu achten. Wir wissen, dass unsere alltäglichen Minigewohnheiten zu unserem jetzigen Leben geführt haben. Wenn wir kleine, einfache und doch signifikante Veränderungen über eine längere Zeit hinweg vornehmen, kommen wir weiter. Hier eine kleine Veränderung, dort eine andere, und allmählich entfaltet sich das Leben auf ganz wundervolle Art und Weise. Ein Gong ist eine effektive Methode, die uns nicht nur hilft, Konzentration und Entschlossenheit zu kultivieren, sondern auch dafür sorgt, dass wir regelmäßig üben. Ein Gong ist ein passionierter Akt der Selbstliebe, der Sie aus Ihrer täglichen Trance reißt und Ihrem Bewusstsein das Licht des Gewahrseins schenkt. Je mehr wir üben, desto mehr wachen wir auf und desto besser geht es uns.

Es dauert mindestens 90 Tage, bis sich eine bestimmte gute Angewohnheit in Ihrem Nervensystem eingeprägt hat. Daher bin ich zu der Auffassung gelangt, dass der 100-Tage-Gong die geeignete Länge fürs Üben ist. Sie können sich das Ganze als ein 100 Tage währendes Ritual vorstellen, das uns neue Gewohnheiten einträufelt. Jeder von uns ist auf Rituale angewiesen, die ihn aus der heutigen apathischen Lebensweise herausreißen und auf eine tiefere persönliche Ebene führen, wo wahre Veränderungen passieren können. Anstatt einem vielbeschäftigten Menschen, der kurz vor dem Zusammenbruch steht, zu sagen, er solle seinem bereits chaotischen Leben noch eine weitere Sache aufladen, werden wir uns einer Sache widmen, die Sie ohnehin tun, und etwas anderes an ihre Stelle setzen, sodass Sie jeden Tag mehr Zeit und Energie freisetzen können. Wir lassen uns also auf den Gong ein, entspannen uns ein wenig und ändern eine aktuelle Angewohnheit leicht ab, indem wir eine bessere Alternative finden. Das tun wir jeden Tag und entwickeln allmählich bessere Verhaltensmuster.

Einige Praktiken werden Sie weiter durchführen, andere nicht. Das ist völlig in Ordnung. Entscheidend ist, dass Sie sich durch diese Vorgehensweise langsam und sachte mehr Zeit, Energie und Begeisterung erschließen. Einige Verbesserungen werden Sie beibehalten, oder Sie kommen zu einem späteren Zeitpunkt auf andere zurück. Doch wenn Sie einmal über 100 Tage hinweg Ihr eigenes Leben abschreiten, wird sich Ihr Verhältnis zur Zeit, zu Energie, Geld, anderen Menschen und zum Leben an sich auf grundlegende Art und Weise ändern.

Jeden Tag stellt ein kurzes Kapitel eine schnelle Lektion und eine Handlungsanleitung vor. Das ist alles. Einige Lektionen konzentrieren sich auf bestimmte Aktivitäten, für die Ihnen bislang die Zeit gefehlt hat. Andere beschäftigen sich mit allgemeinen Möglichkeiten, mehr Zeit zu gewinnen, unabhängig davon, was Sie mit der Zeit anstellen. Einige werden Ihnen leichtfallen, andere werden Sie möglicherweise in Ihrem Innersten erschüttern. 100 Tage lang wird das Leben anders sein. Sie werden anders sein, und Ihr Verhältnis zur Zeit (und somit zum Leben) wird sich grundlegend zum Positiven wenden.

Idealerweise lesen Sie dieses Buch in den nächsten 100 Tagen von vorne bis hinten durch (richtig – das heißt, Sie fangen sofort damit an!) und machen jeden Tag die angegebene Übung. Im Laufe der Zeit werden Sie merken, dass Sie sich bestimmte Dinge zu eigen gemacht haben. Mög­licherweise kommt Ihnen an einem Tag eine wichtige Erkenntnis, und Sie ändern die Art und Weise, wie Sie eine bestimmte Sache tun, von Grund auf. Dann wieder gibt es Tage, an denen Sie die Praxis absolvieren, ohne einen echten Bezug dazu zu haben. Das ist okay. Machen Sie einfach Tag für Tag weiter und schauen Sie, welche Gewohnheiten Sie sich aneignen. Machen Sie sich Notizen in dieses Buch. Schreiben Sie täglich Dinge hinein und unterstreichen einige Stellen. Diese Arbeit ist Ihr Prozess. Es ist Ihre innere Weisheit, die Sie sich auf dieser Reise erschließen. Dokumentieren Sie dies.

Wenn Sie Ihre ersten 100 Tage hinter sich haben, rate ich Ihnen, dieses Buch jeden Tag nach dem Zufallsprinzip zu nutzen. Nennen wir es Gong-Roulette. Tragen Sie das Buch mit sich herum, schlagen Sie einfach irgendein Kapitel auf und machen Sie diese Praxis an dem Tag zu Ihrem Gong. Sie haben sich mit der Praxis schon mindestens einmal während des ersten Durchlaufs beschäftigt, und nun haben Sie die Gelegenheit, nochmals darauf zurückzukom­men. Sie sind nie die gleiche Person, wenn Sie ein Kapitel ein zweites Mal lesen; deshalb werden Sie unterwegs viel über Ihre Reise als Mensch auf diesem Planeten lernen.

Los geht’s, leben Sie Ihr Leben, üben Sie es. Machen wir uns an die Arbeit. Wir werden 100 Tage zusammen verbringen – ab heute!

TAG 1

Gestalten Sie Ihren Lebensgarten

Heute betrachten wir das Leben durch den Filter einer Metapher aus der Natur. Stellen Sie sich vor, dass Ihr Leben ein Garten ist. Ihnen steht begrenzt Wasser zur Verfügung, und Sie müssen jeder Pflanze genug Platz lassen, damit sie gedeihen kann. Einige sind vielleicht größer und für Sie wichtiger als andere. Andere gefallen Ihnen vielleicht noch nicht einmal, aber Sie müssen sie behalten.

Überlegen Sie, was Ihnen wichtig ist. Wodurch würde der Garten zu Ihrem Lebensgarten werden? Durch die ­Familie? Karriere? Gesundheit? Beziehungen? Musik? Was ist in Ihrem Leben wichtig?

Schreiben Sie diese Punkte auf und stellen Sie sich vor, es wären Pflanzen. Überlegen Sie, wie viel Energie das nachhaltige Wachstum einer jeden Pflanze erfordert. Stellen Sie sich Ihre Energie als Wasser vor, das Sie brauchen, um jede Pflanze zu nähren und heranzuziehen. Die Währung dafür sind Zeit, Mühe, Willenskraft und Aufmerksamkeit. Wenn Sie jede Pflanze angemessen nähren wollten, was wäre erforderlich?

Einige benötigen möglicherweise deutlich mehr Zeit und Energie als andere. Das müssen Sie berücksich­tigen. Neue Autos kosten Geld. Wenn Sie eins kaufen wollen, müssen Sie entweder mehr verdienen (was mehr Wasser in der beruflichen Ecke bedeutet) oder Sie müssen Mittel von Ihrer Familie beziehungsweise von anderer Stelle abziehen. Werfen Sie einen ehrlichen und ungeschminkten Blick auf die Dinge, von denen Sie sagen, sie seien Ihnen wichtig, und schauen Sie dann, wie viel Wasser (also Zeit, Energie, Aufmerksamkeit, Geld, Konzentration) Ihnen zur Verfügung steht, um dafür zu sorgen, dass diese Pflanzen glücklich und gesund sind. Schaffen Sie es, bestimmte Pflanzen trotzdem am Leben zu halten, während Sie Ihr Wasser vorübergehend auf andere verteilen?

Entwickeln Sie realistische Vorstellungen im Hinblick auf die Frage, wie viele Pflanzen Sie gießen und pflegen müssen. Sie haben Platz für fünf bis zehn Pflanzen, mehr nicht. Schützen Sie sich vor weiteren neuen Pflanzen, die möglicherweise in Ihren Garten drängen. Reißen Sie jene heraus, die den Pflanzen, die Ihnen am wichtigsten sind, wertvolle Ressourcen entziehen. Prüfen Sie derartiges Unkraut. Das erfordert Konzentration und Engagement, aber es ist von entscheidender Bedeutung. Indem Sie zu etwas Neuem Ja sagen, sagen Sie zu den Pflanzen, die Sie bereits haben, de facto Nein. Und mit einem Mal stellen Sie fest, dass Sie den neuen Pflanzen Wasser geben und sich weniger um die Pflanzen kümmern, die Sie in Ihrem Leben für wichtig hielten. Kommt Ihnen das jetzt irgendwie bekannt vor?

Diese Praxis wird Ihnen helfen, achtsamer zu werden. Es ist wichtig, sich einen Lebensgarten einzurichten, der hilfreich bei der Entscheidung ist, ob neue Pflanzen Wurzeln schlagen können. Fällt etwas in den Bereich einer bereits vorhandenen Pflanze? Wenn ja, wie viel Wasser wird es den anderen wegnehmen? Können Sie sich eine solche Umschichtung leisten? Ist es eine vollkommen neue Pflanze? Woher holen Sie sich das Wasser, um ihr Raum zu geben? Ist das wirklich der beste Einsatz Ihrer Ressourcen? Seien Sie ehrlich.

Qigong bedeutet Energiearbeit (Qi=Energie und Gong

= Arbeit). Gemeint ist die Kultivierung der eigenen Energie durch eine yogische Praxis. Der Begriff »Gong« meint hier unsere eigentliche Praxis.

Im Laufe der Zeit werden Sie durch Qigong und Medi­tation mehr Energie, persönliche Kraft und Klarheit gewinnen. Dadurch haben Sie mehr Wasser zur Verfügung, sei es für vorhandene Pflanzen oder für Neuzugänge. Vorerst gehen wir jedoch davon aus, dass Ihr Wasservorrat (Ihre Energie, Zeit und Konzentration) auf das momentane Maß beschränkt ist. Wenn wir dies berücksichtigen, wie müssen Sie Ihr Wasser verteilen, damit jede Pflanze gedeiht? Machen Sie sich bewusst, wohin das Wasser gehen soll, und prüfen Sie anschließend, ob das tatsächlich passiert. Wenn nicht, nehmen Sie entsprechende Änderungen vor.

Mithilfe der Lebensgarten-Metapher können Sie ehrlich feststellen, wie viel Zeit und Energie Ihnen zur Verfügung stehen, um sich auf Dinge einzulassen. Auf diese Weise gehen Sie nicht zu viele Verpflichtungen ein. Gleichzeitig vermeiden Sie den Stress und das Bedauern, die sich einstellen, wenn man etwas nicht schafft.

Wenn wir unsere Ziele und unsere Pläne aufeinander abstimmen, gelangen wir durch Konzentration und Willenskraft zum Erfolg.

TAG 2

Zeit für Dankbarkeit

Heute halten wir inne und nehmen uns etwas Zeit, um dankbar zu sein für alles, was wir haben. Dankbarkeit ist ein gutes Heilmittel, und die Zeit, die wir auf sie verwenden, lohnt sich immer. Wir bauen Stress ab, positive Energie auf und gewinnen einen großartigen Blick auf das Leben.

Wann waren Sie das letzte Mal dankbar? Sind Sie von Natur aus dankbar, oder ist es etwas, woran Sie sich hin und wieder erinnern müssen? Dankbarkeit zu üben ist gesund. So gewinnen wir einen optimistischen und hoffnungsfrohen Blick auf die Welt. Menschen, die Dankbarkeit kultivieren, sind durchweg glücklicher – das belegen zahlreiche Studien.

Menschen, die deprimiert oder in einer Sackgasse stecken, neigen zu einem Phänomen, das als »Stacking« bezeichnet wird. Wenn uns zum Beispiel etwas Negatives zustößt, wir diesen einzelnen Vorfall mit weiteren »negativen« vereinzelten Vorfällen verknüpfen und so eine pessimistische Haltung bilden.

Angenommen, Sie stoßen sich unangenehm am Zeh und lassen Ihr Handy fallen. Menschen, die stacken, denken dann: »Immer passiert mir so etwas, ich habe ein solches Pech. Ich erinnere mich genau, wie ich während des Studiums einmal gestolpert bin und mir das furchtbar peinlich war«, und so weiter und so fort. Andere Beispiele: Sie erhalten eine Rechnung, die Ihnen Ihre gesamte finanzielle Misere vor Augen führt. Etwas Unerhebliches wie die Niederlage Ihrer Lieblingsmannschaft erinnert Sie an Ihre persönliche Leidensgeschichte, der zufolge Sie den falschen Partner geheiratet haben.

Das ergibt keinen Sinn, aber wir neigen nun mal zu solchem Verhalten. Es ist eine Abwärtsspirale, durch die wir bei allem und jedem denken: »Mein Leben nervt.« Das tut uns natürlich gar nicht gut. Außerdem ist es auch für andere Menschen weniger lustig, mit uns zusammen zu sein.

Dankbarkeit ist ein wunderbares Gegenmittel für diese Neigung. Heute wollen wir sie praktizieren. Nehmen Sie sich ein Blatt Papier oder Ihr Handy und listen Sie alle Dinge auf, für die Sie dankbar sind. Zum Beispiel Ihre Kinder, Ihre Katze, das, was Sie erreicht haben, die Wolken am Himmel oder ein vor Kurzem köstliches Essen. Schreiben Sie einfach alles auf.

Machen Sie das mindestens zehn Minuten lang und halten Sie nicht inne. Selbst wenn etwas idiotisch klingt, schreiben Sie es auf und lassen Sie Ihre Liste immer länger werden. Bei einigen Dingen dauert es vielleicht ein paar Sekunden, bis sie Ihnen einfallen. Das ist völlig in Ordnung. Allein das Erinnern hat einen enormen therapeutischen und spirituellen Wert.

Sobald Sie mit Ihrer Liste fertig sind, halten Sie inne und fragen Sie sich, wie Sie sich fühlen. Wie haben Sie sich gefühlt, bevor Sie mit der Liste anfingen, und wie fühlen Sie sich jetzt? Gibt es einen Unterschied? Nehmen Sie ihn wahr.

Tragen Sie die Liste den Tag über mit sich herum. Holen Sie sie mehrmals hervor und lesen Sie sie kurz durch. Wenn Ihnen ein Punkt ins Auge sticht, halten Sie inne und lassen Sie diese Dankbarkeit Ihr Herz ausfüllen. Verweilen Sie beim Gefühl der Dankbarkeit für den jeweiligen Aspekt. Rekeln Sie sich in seinem Sonnenschein und lassen Sie sich ganz davon erfüllen.

Gehen Sie am Ende des Tages nochmals an den Anfang zurück: Erinnern Sie sich, wie es Ihnen heute Morgen ging, und schauen Sie, wie es Ihnen jetzt geht. Spüren Sie irgendeinen Unterschied? Wahrscheinlich gibt es tatsächlich einen, der zwar fein, aber definitiv vorhanden ist. Wenn Ihnen das gefällt, behalten Sie die Liste auch morgen bei sich und fügen Sie ihr weitere Dinge hinzu. Erweitern Sie die Liste, sobald Ihnen etwas einfällt. So kann sie wachsen und alles verzeichnen, wofür Sie dankbar sind. Je öfter Sie das tun, desto mehr wird es Ihnen helfen. Mit der Zeit wird diese Praxis Ihr Leben von Grund auf verwandeln und Ihre Haltung gegenüber allen Dingen verändern. Sie beseitigt Spannungen und ermöglicht uns, in einem gesünderen, zeitlosen Raum zu leben.

TAG 3

Natur erleben

Die heutige Lektion ist einfach: Gehen Sie raus und lernen Sie von der ultimativen Lehrerin. Die Natur ist unser Wegweiser, wenn es um Rhythmen und Zyklen geht. Sie wirkt durch das vollkommene Kommen und Gehen ein­ander ausgleichender Prinzipien. Hitze und Kälte harmonieren mit Licht und Dunkel. Wachstum und Verfall vollziehen sich innerhalb der Zyklen des Jahres, genau wie Geburt und Tod. Die Natur birgt alle Weisheit, die wir brauchen, und zwar direkt vor unserer Nase.

Wir haben bloß vergessen hinzuschauen.

Gehen Sie heute ins Freie und verbringen Sie etwas Zeit in Stille in der Natur. Selbst wenn für Sie bloß ein öffent­licher Park oder eine Rasenfläche infrage kommen, bin ich mir sicher, dass Sie irgend­einen Flecken Natur finden, wenn Sie Ausschau halten. Gehen Sie dorthin.

Setzen Sie sich an einen bequemen Platz und atmen Sie tief in Ihren unteren Bauch. Entspannen Sie sich während des Atmens und lassen Sie sich auf die Geräusche um Sie herum ein. Spüren Sie, wie der Wind über Ihr Gesicht streicht. Vielleicht ziehen Sie Ihre Schuhe aus und graben Ihre Zehen ein wenig in die Erde ein. Wenn Sie den Luxus haben, vollkommen eintauchen zu können, buddeln Sie Ihren Körper am Strand ein. Durchbrechen Sie die Mauer und erlauben Sie der erhabenen Natur, Sie zu berühren und Ihre Sinne ganz zu umfangen.

Bäume können mehrere Hundert Jahre alt werden, doch die Steine unter Ihren Füßen gibt es seit Jahrmillionen. Woher kommen sie? Waren sie vor Urzeiten Teil eines riesigen Felsens? Wie sind sie hierher gelangt?

Betrachten Sie nun den Schmutz unter Ihren Füßen. Vor langer Zeit entwickelten sich pilzartige Elemente, die das Gestein zersetzten und kleine Partikel erzeugt haben. Mit dem Aufkommen von Bakterien, Protozoen, Fadenwürmern und vielen anderen Lebensformen wurde aus diesen Partikeln allmählich Erde. Dadurch konnten bestimmte Lebewesen anorganische Stoffe für das Pflanzenreich aufbereiten. Es fing an zu sprießen und verbreitete sich über den Planeten. Die Pflanzen passten sich dahingehend an, dass sie Licht aufnahmen und aus den Sonnenstrahlen Energie herstellten, wobei sie die Energie in Kohlenhydratverbindungen speicherten. Daraus wurde wiederum die Nahrung bestimmter Tierarten – und wenn wir im Schnelldurchlauf mehrere Millionen Jahre vorspulen, landen wir bei Ihnen.

Die winzigen Lebensformen unter Ihren Füßen setzten eine ganze Kaskade von Prozessen in Gang, die schließlich dazu führten, dass Sie hier sind und über die Pflanzen das Sonnenlicht aufnehmen. Wenn Sie Fleisch essen, fangen Sie das Sonnenlicht ein, das die Tiere über die Pflanzen, die sie fressen, in sich aufnehmen.

Das Leben – es umgibt Sie überall. Sie atmen es jetzt ein, während Sie dies lesen. Millionen von Bakterien und Viren sind gerade in Ihre Lungen eingedrungen und bevölkern Ihre Haut. Sie helfen Ihnen bei der Interaktion mit der Natur, die Sie umgibt. Sie sind nützlich bei der Abwehr von Eindringlingen. Sie sind ein Teil des Ökosystems Ihres Körpers, der wiederum ein Teil des Ökosystems von unserem Planeten ist. All dies geschieht, während Sie Ihren täglichen Verrichtungen nachgehen. Es gibt Abermillionen Lebensformen, und diese scheren sich nicht im Geringsten um Ihre Rechnungen oder Minidramen.

Gehen Sie nach draußen, nehmen Sie Platz inmitten der Symphonie der Natur und machen Sie sich bewusst, wie verrückt die Größenverhältnisse sind. Einerseits bilden Sie selbst ein Lebens-Universum mit vielen Organismen, die in Ihnen oder auf Ihrer Haut leben und zusammen ein Ökosystem bilden. Andererseits sind Sie nur ein winziger Flecken auf einem vereinzelten Planeten am Rande einer Galaxie, die Lichtjahre von der nächsten entfernt ist.

So gesehen ist das alles schon ziemlich erstaunlich, und Sie sitzen in der Mitte von all dem. Sie sind ein Kristallisationspunkt, an dem die Unendlichkeit an einem Ort in Zeit und Raum zusammenfällt. Wie kann man das überhaupt begreifen? Die einzige Möglichkeit ist, Ihr Herz zu öffnen und sich dem Wunder hinzugeben, zu dem es einlädt. Auf diese Weise nehmen wir uns selbst nicht so ernst. Es hilft uns, über die großen Fragen nachzudenken und relativiert unseren Standpunkt im großen Ganzen.

Sie haben nur eine kurze Zeit als der Mensch, der Sie zu sein glauben. Was werden Sie damit tun?

TAG 4

Zeit für E-Mails

E-Mails sind zu einem festen Bestandteil unseres Lebens geworden. Es ist ein leistungsfähiges Kommunikationsmittel, das sich in Unternehmen auf der ganzen Welt schnell als neuer Standard durchgesetzt hat. E-Mails sind super. Man kann sehr effizient Dokumente, Bilder oder Videos anhängen. Man schickt anderen Menschen, was sie brauchen, und wendet sich dann wieder seinem eigenen Leben zu.

Wo also liegt das Problem? In der Menge. Wir sind zu Sklaven jener Erfindungen geworden, die geschaffen wurden, um das Leben leichter zu machen. Mittlerweile ertrinken wir in E-Mails. Jedes Geschäft, jeder Autohändler, jeder App-Anbieter und jeder Vitaminverkäufer schickt einem fast täglich Mails. Spam ist zu einem riesigen Problem geworden, mit dem sich alle herumschlagen, und es scheint nicht zu verschwinden.

Heute befassen wir uns damit. Es ergibt überhaupt keinen Sinn, jedes Mal die E-Mails zu checken, wenn Ihr Telefon oder Ihr Computer ein Geräusch von sich gibt. Das lenkt Sie von dem ab, womit Sie gerade beschäftigt sind, und sorgt dafür, dass Sie fortwährend unkonzentriert sind. Andere Leute wollen vielleicht, dass Sie sich bestimmte Dinge ansehen, aber wenn Sie dem nachgeben, werden Sie Ihren Tag nicht effizient bewältigen. De facto verlieren Sie jedes Mal, wenn Sie den Blick abwenden, an Schwung und Klarheit bei der Sache, mit der Sie gerade beschäftigt waren.

Deshalb wollen wir gewisse Zeitblöcke einrichten, in denen Sie sich Ihren E-Mails zuwenden. Je nachdem, wie viel Sie zu bewältigen haben, nehmen Sie sich dafür 30 bis 60 Minuten am späten Vormittag und setzen einen weiteren Block für den späten Nachmittag an. Das ist die Zeit, in der Sie sich Ihren E-Mails widmen. Der Trick dabei ist, das Programm zu öffnen, die Sachen zu erledigen und es wieder zu schließen. Eine Möglichkeit dabei ist, am Vormittag alle Nachrichten durchzugehen und die Dinge zu erledigen, auf die man innerhalb der ersten fünf Minuten reagieren kann; die wichtigen E-Mails, auf die Sie noch einmal zurückkommen müssen, zu markieren, und alles andere als Spam zu klassifizieren oder zu löschen. Später am Tag haben Sie noch einen zweiten Block, dann können Sie sich, falls nötig, um die längeren Nachrichten kümmern.

Sie brauchen also einen guten Spamfilter, damit Ihnen der unnötige Kram noch nicht einmal unter die Augen kommt. Dafür gibt es eine Reihe geeigneter Möglichkeiten, und Sie müssen eine finden, die Ihren speziellen Bedürfnissen entspricht. Gewöhnen Sie sich an, ungewollte Nachrichten als Spam zu markieren. Dadurch lernt die Software, was sie Ihnen nicht senden soll, und somit wird Ihr Posteingang nicht zugemüllt. Wenn Sie den Spam losgeworden sind, wenden Sie sich den wichtigen Nachrichten zu, die Ihre Zeit wirklich wert sind. Versuchen Sie auch, sich aus langen Mailkonversationen auszuklinken, da die Ihnen nur Zeit stehlen.

Das Geheimnis bei den Zeitblöcken für die Mailbe­arbeitung liegt darin, dass Sie die Zeiten in Ihren Terminkalender eintragen, sie klar definieren (damit sie nicht immer hin- und herspringen müssen) und die Sachen tatsächlich abarbeiten. Auf diese Weise schwirren Ihnen die Nachrichten nicht noch weiter im Kopf herum und belästigen Sie. Außerdem gibt es keine ungelesenen oder halb-beantworteten E-Mails mehr. Eine positive Folge ist erhöhte Konzentration bei den Tätigkeiten, mit denen Sie gerade beschäftigt sind. Wenn Sie ein Dokument bearbeiten, bleiben Sie dabei. Eine Tabellenkalkulation? Wunderbar, bringen Sie die Aufgabe zu Ende. Autofahren? Tja, währenddessen sollten Sie sowieso die Finger vom Telefon lassen.

Ziel ist es, den Überblick bei der Arbeit zu behalten und sich zu einer festgesetzten Zeit um die E-Mails zu kümmern. Organisieren Sie Ihren Tag so, dass Sie die E-Mails stoßweise bearbeiten. Nehmen Sie sich das für heute vor. Versuchen Sie es morgen wieder zu tun und auch am folgenden Tag. Nach einigen Wochen werden Sie merken, dass sich das Durcheinander auflöst und Ihr Leben sich verbessert. Bleiben Sie dabei, achten Sie wirklich darauf, dass Sie sich hierin treu bleiben. Etwas Disziplin macht sich bezahlt. Vielleicht gibt es Leute, die Widerstand leisten. Das ist in Ordnung. Liefern Sie alles ab, was von Ihnen verlangt wird, und machen Sie Ihre Arbeit. Effizienz ist das Entscheidende. Sobald die Menschen lernen, mit Ihrem neuen Rhythmus zurechtzukommen, werden Produkti­vität und Vernunft in Ihrem Umfeld deutlich zunehmen. Das Wesentliche ist: Sie werden bei Ihrer Arbeit besser werden, weil Sie sich den Tag nach Ihren Bedürfnissen einteilen und insgesamt mehr Zeit gewinnen.