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BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt.

ISBN: 9783755720256

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Vorwort:

Dieses Werk wird höchstwahrscheinlich von vielen Leserinnen und Lesern nicht verstanden, weil dem Durchschnittsmenschen die Kenntnis fehlt, dass das gesamte irdische Geschehen, das in diesem Buch geschildert wird, auf okkulte Handlungen und religiöse Zeremonien beruht, wie sie in magisch arbeitenden Logen heutzutage noch üblich sind. Der Großmeister der Saturn-Bruderschaft Gregorius hat mit seinem Buch „Exorial“ und ebenso Dennis Wheatley mit seinen unzähligen englischen Okkult-Romanen eine gute Grundlage vorgegeben, wie das rituelle Brauchtum in der Freimaurerei gekonnt ausgeübt wird. Wheatley war bekannt mit dem Schauspieler Christopher Lee, der in England Logenmitglied war und in unzähligen Kult-Filmen aufgetreten ist. In einem Interview über „To the Devil a Daughter“ gibt Lee 1975 dem Interviewer eine Lektion über schwarze Magie und erklärt gleichzeitig die Macht und die Gefahr, die mit diesen Ritualen verbunden sind. In diesem seltenen Interview diskutiert er über die Kraft der schwarzen Magie und der satanischen Rituale und fügt hinzu, dass sie „nichts Fiktives“ sind. Sie ist 100% wahr und z. B. in London werden sie tagtäglich praktiziert von Menschen, welche in religiöse Mysterien tief eingetaucht sind! Unterstützt wird seine Aussage durch die Tatsache, dass Lee 20.000 okkulte Bücher in seiner Sammlung vorzuweisen hatte!

Beide, und auch der asketisch wirkende Schauspieler Peter Cushing, hatten viele Erfahrung in Sachen Folklore und Sitten, Bräuche und alte Riten für okkulte Zwecke der Freimaurerei. Deshalb gründeten die beiden ausgeglichenen Schauspieler von der Loge aus die Hammer-Film-Gesellschaft, in denen sie der Menschheit anhand von okkulten Filmen die Gesetze des Okkultismus näherbrachten. Dort kommen Hexensabbate vor, Blutriten, wo bei Tötung des Opfers Blitz und Donner im Logentempel auftreten, Evokationen, Golemschöpfungen usw. Es wird auch gesagt, dass die High Society an sexualmagischen Riten teilnimmt, welche alle geistig reife Adelige, Gelehrte, Wissenschaftler oder Politiker sind, die sich gezielt über einen Re-Inkarnations-Ritus mit einem Schüler weiter verkörpern.

Für die Tatsache, dass Wheatley ausführlich über Riten der alten lemurianischen Religionen einige nützliche Hintergrundinformationen gab, benötigt man aktuelles Wissen der okkulten Kreise. Die bekam er von einer magisch arbeitenden Loge, denn er schrieb Zeremonien und Riten, die einmalig waren und die in keinem anderen Buch beschrieben wurden. Aufgrund dessen galt er als Autorität im Satanismus, der Praxis des Exorzismus und der schwarzen Magie.

Dass sich Dennis Wheatley durchaus in Sachen Schauerliteratur bis zu okkulten Sachbüchern auskannte, lässt sich auch recht schön anhand der The D. Wheatley Heatley Library of the Occult-Buchreihe ersehen, welche im Londoner Sphere Verlag im Zeitraum von 1974 bis 1977 in insgesamt 45 Bänden erschienen ist.

Hier veröffentlichte er neben Klassikern der fantastischen Literatur wie etwa Carncki, The Ghost-Finder von William Hope Hodgson z. B. auch den Faust von Johann Wolfgang Goethe oder auch Frankenstein von Mary Shelley, welches die Golem-Sage behandelt. Dazu gehörten sowohl Romane mit okkultem Thema von Autoren wie Bram Stoker und Aleister Crowley, mit denen er einmal zu mittaggegessen hatte. Dabei waren dann auch Anthologien, Monographien und eben Sachbücher über die Themen Okkultismus, Satanismus und Aberglaube Bestandteil der Buchreihe. Auch einige Werke seitens Wheatley kamen in dieser Reihe heraus wie etwa Satanism and Witches (Essays and Stories) oder Uncanny Tales. In Sachen Sachbücher dürfte z. B. Studies in Occultism von Helena Petrovna Blavatsky, der Gründerin der Theosophischen Gesellschaft interessant sein. Dass Wheatley sich auch mit Aleister Crowley auseinandergesetzt haben muss, kann man dabei ebenfalls in dieser Buchreihe feststellen, denn bereits als Band 3 taucht hier nämlich der Roman Moonchild auf. Crowley schrieb nämlich nicht nur Bücher hinsichtlich seiner satanistischen, d. h. saturnischen gesetzmäßigen Lehren, sondern verfasste als Autor auch zwei Romane. Der letzte hiervon war Tagebuch eines Drogenabhängigen (1922), den er direkt in seiner Zeit der Heroinsucht verfasste und für ihn Bestandteil des gnostischen Weges war. Hingegen in Moonchild verarbeitete Crowley dabei seine taoistischen Lehren und magischen Erfahrungen in einer spannenden wie auch unterhaltsamen Lektüre, die man aber durchweg als schwulstige Biografie verstehen darf, welches schlicht und ergreifend für Magie bzw. deren Praktiken seiner Sexualmagie steht. Wie weit bzw. tief sich Dennis Wheatley jedoch in die gesamten okkulten Schriften seitens Aleister Crowley eingelesen hatte, darüber dürften heute nur noch Vermutungen angestellt werden können. Unbekannt dürften Wheatley aber auch die okkulten Schriften wie etwa das Liber al vel Legis oder Buch 4, wo verschiedene magische Übungen und Exerzitien aufgezeigt werden, seitens Crowley wohl nicht gewesen sein.

Dass Dennis Wheatley auch in seinen okkulten Romanen zum Beispiel um den Herzog de Richleau – welcher der Held mehrerer Romane Wheatley´s war und in der Verfilmung von Christopher Lee gespielt wurde – durchaus Elemente und Angaben aus okkulten Sachbüchern heranzog bzw. auf Logenwissen zugriff, kann man, wenn man sich selbst mit solchen diversen Grundlagenwerken beschäftigt hat wie ich, durchaus sehr gut nachvollziehen.

Jedoch fehlt in all diesen oben genannten Büchern das alles Entscheidende: die Runenmagie mit ihren lautmagischen Formeln. Denn nur mit dieser wird erst ein Ritus zur Realität! Bis jetzt haben alle Berichte, geschichtlichen Tatsachen, historische Begebenheiten und Erzählungen das Wesentliche ausgelassen. Sogar Otti Votavova schrieb in ihrer Biografie Frabato nicht über all die runisch-rituellen Zusammenhänge zwischen Makro- und Mikrokosmos, zwischen Mensch und Gott. Deshalb ist es nicht zu verwundern, dass unzählige führende Menschen in den Logen mit magischen Praktiken tätig sind, d. h., unerkannt neben der Gesellschaft ihre alles bestimmenden allmächtigen Kulthandlungen ausüben, und damit die Welt nach ihrem Willen lenken und leiten, so wie es ihre tyrannischen Leidenschaften bestimmen. Das stellt seit Jahrtausenden eine okkulte Realität dar, die ich mit diesem Buch unter Beweis stellen will, denn dieses Buch berichtet aus erster Hand über die runisch-rituellen Feste der Gnostiker, wie sie auch heute noch in geheimen Gegenden und Schlössern, Burgen und Palästen abgehalten werden. Das bestätigte selbst Francesca della Sorbese, die ich in der Biografie „Macht und Gnosis – Magie und Mystik“ erwähnte, welche zum Teil die hier wiedergegebene Geschichte direkt miterlebt hatte und somit bezeugen kann, dass viele in der Öffentlichkeit stehende Persönlichkeiten aus dem geistigen und weltlichen Adel an solchen Zeremonien der Macht beteiligt waren und sind.

Der Raja, die Hauptfigur in dieser authentischen Geschichte, und andere Großmeister werden sogar von den eigenen Logenmitgliedern regelmäßig angriffen, auf die hinterhältigste Weise, weil manch ein Frater oder eine Sorella solch einen unbändigen Hass entwickelt, der sich aufgrund ihrer runischen Qualitäten, des Schöpferwortes, vernichtend auswirken muss. Aber der wahre Meister der Templer schlägt immer zurück, tötet seine Gegner, denn das gehört für ihn mit zum gnostischen Weg. Es kann nämlich nur einen geben, lautet seine Antwort, der die Loge leitet, und das ist immer noch er, der Großmeister.

Jeder wahrhaft arbeitende Okkultist, wie schon viele im Mittelalter bis zum frühen 20. Jahrhundert geschrieben haben, bestätigen diese unglaublichen Kulthandlungen der Magie, die wir hier in ihrer reinsten Form preisgegeben werden. Aber keiner von ihnen traute sich die Wahrheit im Zusammenhang mit der Lautmagie zu schreiben, wodurch sich erst jedes Werk zur schöpferischen Wirklichkeit erheben kann.

Jeder, der den direkten Weg der hermetischen Lautmagie oder der universellen Runenmagie nach Franz Bardons Werken einschlägt, gelangt, wenn er ihn richtig geht, an einen Punkt, wo er nur durch harten inneren sowie äußeren Kampf vorwärtskommen kann. Anders ist es nicht möglich, denn nur durch den wahren Kampf gegen all seine Hindernisse kann man aus einer Schlacht als Sieger hervorgehen, kann man sich ausgleichen, veredeln und infolgedessen vergeistigen bis zum Gottmenschen.

Dieses karmische Gesetz der kosmischen Evolution bildet den Grundkern für die jetzige katastrophale Weltsituation, in der wir uns derzeit befinden. Sie dient einzig und allein der hermetischen Entwicklung, damit der Mensch endlich einmal anfängt zu denken, richtige Entscheidungen trifft, eine andere Richtung im Geistesleben einschlägt, anstatt immer nur einseitig und extrem bis ins Äußerste in seiner grenzenlosen Gier zu gehen bestrebt ist.

Alles begann um Mitternacht, zur Geisterstunde, wo die beiden Fluide wechseln, kurz nach der internationalen Zusammenkunft aller Religionen in Mumbai. Unerwartet brach dort der tantrisch Geschulte und im gnostischen Sinne in allen drei Körpern ausgeglichene Raja in einem wunderschönen Kloster zusammen, das der Gottheit Baal geweiht war. Der Titel Raja bezieht sich auf die adeligen Herrscher in Indien und Teilen Südostasiens. Dieser Umstand bildete den Grund dafür, weshalb sein Freund Amal beinahe auch aufgegeben hätte. Kalter Angstschweiß stand ihm auf seiner Stirn. Doch er wusste, dass er bei der Weihung, Ladung bzw. Segnung der heiligen Hostie mittels der Ar-Rune krampfhaft verneinend darüber den Kopf schüttelte. Der indische Großmeister, zu dem er immer aufgeblickte und dem er in den gefährlichsten Situationen vertraute, der bei dieser Gelegenheit nur deshalb mehr Mut zeigte als Amal selbst, weil er höchstes magisches Wissen um die Gefahren hatte. Alle anderen Templer, die überall auf Erden verstreut waren und unterschiedliche Grade im Orden hatten, waren unwissend um die mystisch-magischen Gesetze! Diese Ränge entsprechen der Hierarchie in der Kirche mit ihren Bischöfen, Erzbischöfen, Diakonen, Kardinälen usw. Aber ihre hochgradige Einbildung übersteigt ihr Wissen.

Beim Adeligen nun wurde der Körper eisig kalt und seine Glieder waren bei ihm vor Schmerzen steif. Die Ursache für sein Zusammenbruch bildete der Umstand, dass er eine lautmagische Entweihung der Hostie vornehmen wollte, das vom anwesenden Priester verneint wurde. Dieser verkörperte einen der wenigen wahren und vollkommenen Meister, einen Stellvertreter der allmächtigen Gottheit, wie man ihn nur höchst selten vorfindet. Durch seine Macht hielt Amal krampfhaft die Hände, und selbst die rituellen Anfangsworte des Vaterunsers oder des Ave Marias waren aus deren Gehirnen wie weggewischt. Er saß besinnungslos am Boden des Tempels und konnte sich auch nicht wieder auf die Knie werfen. Der Priester bannte ihn! Der Raja sah liegend, wie die Satanisten, die indischen Templer, ihre Kleider abwarfen und zu tanzen begannen, alles im Rhythmus der Rit-Rune, aber sie sprangen dennoch mit dämonischer Ausgelassenheit umher, weil sie dieses Prinzip verehrten. Da war der dunkelhäutige Benisha, und die magere Amerikanerin mit ihren dicken Brüsten. Beide kamen zum Treffen der Religionen, beide vertraten eine religiöse Philosophie. Der Eurasier schwang seine Arme durch die Luft, machte dabei Gesten und Mudras, und der Bauch des irischen Barden, der die Lehren der keltischen Druiden vertrat, stand grotesk vor wie der eines chinesischen Gottes. Die Amerikanerin wiederholte verzweifelt immer wieder „verrückt, verrückt, verrückt“, weil sie besessen war von den teuflischen Riten, mit denen sie in geistiger Verzückung das negative Prinzip anrief. Das folgte dem Befehl!

Ihre Zähne klapperten im eisigen Wind. Der Tanz endete mit dem irren Aufkreischen der Amerikanerin, welche überhaupt nicht mehr Herrin ihrer Sinne war und in Panik verfiel. Deshalb sanken alle Teilnehmer in einem wirren Haufen zusammen, denn ihr unmenschliches Brüllen, der negative Ton unterbrach alle in ihrem Ritus. Der Zweck dieser Versammlung lag nämlich darin, dass sie mit ihren Astralkörpern und der Einnahme der geladenen Hostie mittels der Leichtigkeit der Ar-Rune austreten wollten, um in die Lüfte zu fliegen. Nur dem wahren Priester haben sie es zu verdanken, dass sie die Unterbrechung der heiligen Handlung überlebten. Deshalb gesellte er sich dazu, um Schlimmeres zu verhindern! Er sah dies schon hellsichtig voraus. Ihm wurde dies sozusagen intuitiv eingegeben. Die Kräfte, die sie hervorriefen, müssen sich nämlich unbedingt auswirken. Egal ob positiv oder negativ. So sind die geistigen Gesetze!

*

Einige Zeit nach dem Treffen im Baalskloster, wo die Vorbereitungen für die Zeremonien des nun geschilderten wahren Hexensabbats getätigt wurden, versendete man die Einladungen an ein ausgesuchtes Klientel. Jeder Teilnehmer wusste, wann, wo und wie er dorthin gelangte. Die aus dem altägyptischen übernommenen Versammlungen werden regelmäßig getätigt, aber nun in Mumbai, denn dieser Ort wurde durch drei bekannte und geweihte Frauen geprägt. Der Große Bock wird in allen anderen Ländern auf andere Weise durch andere Riten gerufen.

Sämtliche Teilnehmer setzten sich in einem weiten Kreis an einem bestimmten Sabbat, an einem Samstag, dem Saturn unterstehend, in dieser geometrischen Form nieder. Man kann das gut mit einem rituellen Hexentanzplatz vergleichen. Diese Gemeinschaft wird bei diesem Treffen magisch vor neugierigen Menschen geschützt. Die Ausstrahlung des Widder-Gottes verhindert ein Eindringen Unbeteiligter. Anstatt dass im bekannten Gebirge, im Harz, in Deutschland dieser echte Hexensabbat gefeiert wird, wird nun in Mumbai dieses okkulte Beisammensein stattfinden. Es kann nur an einem Platz abgehalten werden, in dessen Nähe es eine Stelle mit offenem Wasser gibt. Ein Brunnen muss sich dort befinden, denn dieser bildet das Tor zum Astralen. Viele werfen deshalb eine Münze hinein, weil sie Zugang durch dieses Opfer zum Astralen, zum Jenseits haben wollen. Alles hat seine rituelle Bedeutung, alles muss man bedenken. Deswegen nennt man dies auch die Einweihungspforte.

Die Leute vom Raja, der als Großmeister einer Templerloge, in Indien nennt sich diese Gemeinschaft der Orden der Thuggs, alles organisierte, blieben still im Dunkeln sitzen. Sie bereiteten sich leise miteinander vor, saßen erwartend auf einen Hügel, welche die Größe der Gottheit symbolisierte. Es handelt sich dabei nicht nur um eine zu evozierende Gottheit, sondern auch um eine heilige Handlung, denn immerhin wird der Gott der Erde, den die Juden Adonai Melek, den Herrn und König der Erde nennen, in seiner negativen Form angerufen. Dieser herrscht über den 10. Sephiroth Malkuth. Der Ort musste im Freien gewählt werden, weil der Hüter in seiner vollen Pracht und Ausstrahlung erscheint, in seiner vollen Größe, welche die eines übermenschlichen Ur-Riesen ist. Wenn der Mond aufgeht, wird an diesem Ort die Zeremonie stattfinden.

Man stellte eifrig Tische auf und leerte die Esskörbe für die heilige Feier. Der Raja sah, wie sich eine Gruppe von etwa einem Dutzend Personen nach der angebrachten Beleuchtung richteten, da sie einen zerklüfteten, aber natürlichen Thron nachahmen wollten, damit die Gottheit einen angenehmen Platz zum Erscheinen vorfindet. Auch der Raja als Meister der Tantras, des Schöpferwortes, musste anwesend sein, weil er die priesterliche Seite vertritt, um das Religiöse hervorzuheben. Denn der Übertritt ins Astrale zum Rufen der Gottheit, in die sogenannte Hölle, kostet den Raja jede Menge Kraft, um zum Hüter zu gelangen. Alle Augen waren auf diese Stelle gerichtet, wo der Thron errichtet worden war. Nach und nach schlossen sich alle maskierten, schwarzgekleideten Menschen denjenigen an, die vor dem Stein, dem Platz des Bockes von Mendes standen. Einen Augenblick später erkannten die Beobachter, dass sich auf dem Thron ein großer, dunkler Schatten materialisierte. Ein schwaches, violettes Leuchten umgab ihn wie eine Aura. Sogar aus der Entfernung, in der sie sich befanden, hätten die Freunde Rajas erkennen können, dass auf den alten Steinen dasselbe teuflische, aber nur in seiner negativen Form gerufene Wesen saß, das selbst der Raja für ein Steinskulptur gehalten hätte, weil die Atmosphäre des göttlichen Lichtes so durchdringend ist, dass man förmlich geblendet wird. Bei manch einem dringt diese Aura vollkommen im Geist ein und macht ihn wahnsinnig, um ihm eine Lektion zu lehren, um zu sagen, siehe her, du bist auf dem falschen Weg! Geh den Weg der goldenen Mitte. Aber keiner denkt so weit.

Der Sabbat hatte nun begonnen. Da sämtliche Teilnehmer jetzt in einen weiten Kreis den Thron umstanden, hatten die hintersten nur noch auf dem Abhang Platz gefunden und waren nicht mehr als fünfzig Meter von der Stelle entfernt, wo der Raja und sein Freund bis zum Hahnenschrei, welcher das Kommen des Hüters ankündigt, verschiedene Ur-Runen-Stellungen des Tages und Rufe tätigten, um das Wesen zu materialisieren. Das ist noch bis zum Hahnenschrei ungefährlich, weil er sich noch nicht richtig verdichtet hatte. Zu dieser Jahreszeit wird dies ungefähr um vier Uhr sein. Es ist ein alter Glaube, dass das Krähen, der Ruf eines Hahns, die Macht hat, den Zauber zu brechen.

Die Freunde, welche voller Angst waren, sprachen untereinander. „Pass auf, ob du Jadoo siehst. Er könnte verloren gehen. Wir müssen ihn finden!“

„Das tue ich“, kam die zittrige Antwort.

Doch was werden sie bis dahin alles treiben, die Fraters? Zuerst huldigen sie dem Teufel, dann fressen und saufen sie, um sich auf rituelle Weise durch die Eucharistie zu stärken. Alles muss im Gegensatz zu dem christlichen Ritualen getan werden, damit es zur Wirkung, wenn auch nur zur negativen Wirkung, gelangt. Anstelle des Fastens setzen sie Völlerei. „Pass auf! Die Anführer stehen jetzt vor dem Altar“, kam es von einem Bruder aus der Menge.

Er wollte weitersprechen, doch schaudernd unterbrach ihn diese unerwartete, infernalische Kälte. Sie steigt den Hügel hinauf, wenn der Gott erscheinen will! Und plötzlich verändert das Wesen auf dem Thron seine Gestalt! Bis die Kerzen angezündet wurden, hatte der schwache violette Schein, der von der schattenhaften Gestalt ausging, sich über den ganzen Hexenplatz verbreitet, um zu zeigen, dass das Ding nicht menschlich ist und über übernatürliche Kräfte verfügt. Auch das Gesicht war zweifellos schwarz. Es nahm jetzt eine gräuliche Farbe an, und es geschah etwas Seltsames mit der Kopfform.

„Das ist der Bock von Mendes“, sagt der Raja, dessen Einstellung, seit dem er sich mit den Lehren von Franz Bardon befasste, stark geändert hatte, denn bisher sah er ihn nicht als seinen Gott, er verehrte ihn nicht gebührend, er respektierte ihn nur als Quelle der Macht. Jetzt erwies er ihm die nötige Achtung, ohne von ihm etwas zu verlangen. Das freute den Hüter und die Angst vor der Gottheit Baphomet war beim Raja verschwunden. Er wurde zum Freund des Hüters aller Geheimnisse!

„Mein Gott! Das ist entsetzlich!“, schrien die unausgeglichenen Brüder. Während sie sprachen, wurde die verschwommene, aber zerstörerische Form deutlicher.

Er stand zu Beginn aufrecht, seine Hände waren in einer Art Gebetshaltung nach oben und unten gestreckt mit einer magischen Schöpfergeste; nach oben ragte auch der monströse bärtige Kopf eines riesigen Ziegenbocks hervor. Seine Klauen wandelten sich dann in gespaltene Hufen und er erschien so, wie er schon im uralten Ägypten vor Jahrtausenden gerufen wurde. Deshalb schwebte neben ihm der ägyptische Herrscherstab. Sein Haupt war mindestens fünfmal so groß wie eines normalen Tieres. Die beiden Schlitzaugen guckten in eine Richtung, ein ganz böses rotes Licht war zu erblicken. Er spitzte die Ohren, sie wuchsen aus dem zottigen Kopf, und aus dem kahlen unnatürlichen Schädel, der im Licht der Kerzen schimmerte, sprossen zur Seite und nach oben vier enorme gekrümmte Hörner. Vor dieser Erscheinung schwangen die vermummten Priester geweihte Räuchergefäße, deren Gestank bis oben auf dem Hügel zu erreichen war. Tamani, ein Freund des Rajas, erstickte bald an den Husten mit vorgehaltener Hand.

„Was für ein Zeug verbrennen sie denn da?“

„Distel, Apfelblätter, Raute, Bilsenkraut, getrockneten Nachtschatten, Myrten und andere Kräuter“, antwortete der Raja. „Einige sind vom Gestank harmlos, aber andere haben Drogenwirkung auf das Gehirn und stacheln die Sinne zu tierischer Sexualität an, wie du bald feststellen wirst.“ „Dort ist er!“, rief ein arabischer Scheich, der auch zu dieser Zeremonie und dem religiösen Treffen eingeladen wurde. „Links neben dem krötenköpfigen Kerl, einem Untergebenen des Hüters, der auf seinen Herrn achtet.“

Der Bock erhob sich, ragte hoch über seine gottlosen, ihn verehrenden Priester empor und drehte ihnen das Hinterteil zu. Der erste beugte sich vor, um ihm mit dem abscheulichen Kuss zu huldigen, wie es in den altägyptischen Aufzeichnungen eines Hexensabbats steht. Ein Symbol befindet sich am After. Ein braun-schwarzer Fleck, wie es auch die Hexen tragen, die Yr-Irr-Rune symbolisierend. Die anderen folgten. Danach wanderten alle Teilnehmer in feierlichem Schweigen an dem Thron vorbei und vollführten die obszöne Parodie auf den heiligen Kuss, der normalerweise dem Siegel-Ring eines Bischofs aufgedrückt wird.

Der Raja war unter den Letzten. Er packte Tamani unter dem Arm und sagte: „Jetzt oder nie, können wir Jadoo noch retten!“

Tamani flüsterte: „Du hast recht. Wir können das nicht zulassen, dass er dem Bock geopfert wird, wie es der Bischof vorhatte!“

„Pst“, gab er Tamani zurück. „Einen Moment! Das ist nicht die Feuer-Taufe. Wie du weißt, stammt dieser Ausdruck aus der Bibel. Dort sagt bei Mt 3,11 EU Johannes der Täufer, dass bald einer kommen werde, der „wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.“ Das Symbol des Feuers wird häufig in der Bibel für einen inneren Reinigungsprozess verwendet. Bei uns Templern deutet das auf die innere vorbereitende Vereinigung, um mit dem Hüter in inniger Verbindung zu treten. Sie findet vor dem Festmahl statt und vor der Orgie, vor der gnostischen Messe.

Unsere magische Schaubühne kommt noch, wo wir immer die Feste im Freien machen. Du weißt ja, dass sich dort eine Art natürlicher Altar befindet. Dort vollziehen wir immer den rituell-sexuellen Akt mit schöpferischen Gesang und Rhythmus von Plus und Minus!“

Solche eine ähnliche Zeremonie findet man auch in der Verfilmung von Stephen Kings Buch „Im hohen Gras“ wieder, wo Opferriten vor einem uralten Stein vollzogen werden.

Der tantrische Raja und Tamani wussten, dass für Jadoo noch wenig Zeit blieb, denn er sollte geopfert werden. Es fehlte dem indischen Adeligen doch der Mut, und doch war ihm klar, wie kurz seine Erfolgsaussicht war, wenn sie den Abhang hinunter gingen und in die mit dämonischen Ritualen beschäftigte Menge stürzten. Wie können sie gegen mehr als hundert Menschen, worunter sich auch Mönche und Nonnen befanden, viele bekannte oder jetzt verstorbene Politiker, die wissend oder zum Teil geschult sind, etwas ausrichten! All diese nehmen teil, weil der Großmeister der Thuggs sie durch die Kraft des Bockes in ihrem Handeln gezielt beeinflussen will.

Dann sprach der Tantriker folgende Gedanken aus: „Wenn wir versuchen, Jadoo diesen Wahnsinn zu entreißen, wird man uns innerhalb von zehn Sekunden überwältigt haben.“

„Ich weiß“, stimmte er dem Raja zu. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass sie ständig beieinander sind. Hätten sie sich in kleinen Gruppen aufgeteilt, könnten wir Jadoo packen, noch ehe die Masse es bemerkt hätte, was vorgeht. Wenn wir jetzt hineinplatzen, zweifel ich daran, dass wir das Tal nicht mehr lebend verlassen. Durch die dämonische Atmosphäre sind alle richtig wahnsinnig, blutrünstig und mordlustig geworden. Wahrscheinlich würden sie sich sogar freuen, wenn sie dem Bock auf dem Thron ein Menschenopfer mit ihrer mordgeilen Hand selbst darbringen könnten.“

„Sie werden wohl trotz der Riten keinen Mord begehen?“

„Doch, denn das Blutopfer gehört zu den ältesten magischen Riten der Welt. Denn das Blut ist das Leben und die Kraft. Wenn geweihtes Blut vergossen wird, entweicht Energie in der Atmosphäre. Wird das Blut innerhalb eines magischen Kreises vergossen, auf okkult bewusst Weise, kann die Energie genau wie Elektrizität eingefangen werden, das in eine bestimmte Richtung geleitet wird, um es aufzufangen oder gezielt für einen Wunsch zu gebrauchen.“

„Aber dennoch, sie werden es doch nicht wagen, ein menschliches Wesen zu opfern?“

„Das hängt davon ab, welche Art des Bösen sie über die Welt bringen wollen. Ist es Krieg, wird sich der Marsgott mit einem Widder zufriedengeben. Ist es aber zügellose Wollust, werden sie eine Ziege opfern und so weiter. Das Menschenopfer ist jedoch am besten für alle Zwecke gedacht als alles andere, und das gottlose Volk ist im Augenblick nicht menschlich.

Ihr Gehirn ist krank, und ihre Mentalität ist total verschoben, auch wie der echten Hexen und der Zauberer des Mittelalters. Deshalb muss es uns gelingen, Jadoo herauszuholen!“

Nach dem letzten Kuss hatte der Bock sich wieder umgedreht. Zwischen seinen Hufen hielt er ein großes hölzernes Kreuz. Mit einer Bewegung schlug er gegen den Stein, wobei ein Stück abbrach. Der Hüter hob das Stück vom Stein mit seinen Hufen auf und warf es einer Gruppe zu. Mit Wut zerstampfte es der Priester und zerschmetterte dadurch das Kreuz, das Symbol des Gleichgewichtes der vier Elemente. Das restliche Kreuz pflanzte der Priester an dieser Stelle mit dem oberen Ende nach unten in den Erdboden ein.

„Wir müssen ein Stück näher herankriechen“, sagte der Raja, denn die Menschenmenge läuft dem Großmeister förmlich hinterher.

„Es mag sich eine Gelegenheit bieten, Jadoo zu fassen. Wenn er für einen Augenblick ein paar Schritte von den anderen entfernt ist, dann schlagt ihn sofort K.O., damit wir ihn leichter ohne Gegenwehr mitnehmen können.“

Sie gingen den Hügel hinunter an der Seite des Teichs, wo die Tische standen. Der große Bock saß immer noch auf dem Thron. Seine Augen leuchteten wie Fackeln in der Finsternis. Durch das Licht der zwölf schwarzen Kerzen konnte man die anwesenden Personen identifizieren, trotz der Maske und der Dominos. Das ist ein etwa wadenlanger, schwarzer, meist seidener Umhang ohne Ärmel und mit Kapuze; hervorragend geeignet für zeremonielle Zweck. Endlich schlenderte Jadoo, zu dreiviertel betrunken und hypnotisch durch die Zeremonie berauscht, auf die Seite, und warf sich ins Gras und bedeckte sein Gesicht mit den Händen.

„Jetzt“, sagt der Raja, und wollte die Aktion starten. Eine Sekunde später folgte ihn eine Gruppe von zwei Frauen und drei Männern.

„Es hat keinen Zweck“, stieß er wild hervor. „Wir müssen warten.

Vielleicht bekommen wir noch eine Chance. Wir müssen alles versuchen, um ihn zu befreien.“

Der Hermetiker muss wissen, wenn der Bock von Mendes ein Opfer verlangt, dann setzt er das durch. Da kann keiner was machen, auch wenn er noch so viele und allmächtige Fähigkeiten hat. Er ist immerhin eine Schöpfergottheit, die in Ägypten höchste Verehrung genoss.

„Diese Gottheit, der Teufel, wie ihn die christliche Kirche verballhornt, ist aber mein Lehrer und Freund“, sagte der Raja. „Aber auch den Bischof, den Zeremonienmeister schätzt er sehr, weil er sich auch magisch schult und ein hohes Wissen hat. Und überhaupt, ist es ein widerliches Mahl, wenn ein menschliches Wesen verspeist wird, welches im Anschluss an die Zeremonie erfolgt. Der Kannibalismus gehört zum Ritus, mit dem wir uns kräftigen, der unsere Fähigkeiten vertieft oder die Verzückung verstärkt wegen des reinen, vierpoligen und irdischen Blutes und Fleisches, wie dies schon Christus andeutete, mein Freund. Es ist ein tot geborenes Baby oder vielleicht ein unglückliches Kind, das sie gestohlen haben oder ermordet wurde, auf jeden Fall ist es menschliches Fleisch. Die Geschichte Der alte Zauberer und seine Kinder bestätigt die Tatsache, dass Gnostiker zarte Kinder rauben, um sie für ihre Zwecke zu missbrauchen. Von den Taoisten in China ist diese Praktik auch bekannt! Dieser Könner bediente sich der verschiedenen runischen Zaubersprüche und einer magisch präparierten Zaubergerte, eine Art Wünschelrute, welcher er in der Hand hält und ihm den richtigen Weg durch Ausschlagen zu seinen Opfern zeigte. Gewisse Orte durfte er aber nicht betreten, wie eine Kirche oder eine Kapelle, weil das immer im Pakt mit dem Bösen stand. Das Handeln des Gnostikers hängt nämlich immer von seinem Vertrag ab. Immer!“

Ein großer Kessel wurde gebracht und vor dem Thron abgestellt. Die Zeremonie ging unvermindert weiter. Der Raja und Tamani mussten dabei ihre Rolle spielen. Sie und die anderen fraßen in mystischer Verzückung die Portionen des eucharistischen Mahls, das vor ihnen auf dem Tisch stand.

Sie stopften es förmlich in sich hinein, denn dadurch wurden die tierischen Glückshormone hervorgerufen, und auch deren schöpferische Wollust wurde verstärkt. Unter dem Tisch lag ein runder Gegenstand, in dem die Ka-Rune zwecks kreativer Betätigung während der Zeremonie eingeritzt wurde. Dumpf schlug er auf, als man ihn auf die Oberfläche stellte. Tamani schüttelte sich, als er bemerkte, dass der Raja recht hatte. Denn der runde Gegenstand war ein menschlicher Schädel. Sie kochten nämlich die Reste des Menschenfleisches und noch andere Zutaten, und eine Flasche Wein wurde mit Blut und sexuellen Säften vermischt getrunken. Diese dem Akasha, dem Äther unterstellen Flüssigkeiten, verstärkte die unheilige Ekstase noch mehr. Die übrig gebliebenen Mittel benutzen sie für ihre infamen Zwecke auch noch das Jahr über für den nächsten großen Sabbat.

Auch die Ernte und das Wohlleben sind dadurch gesichert, wenn man diese mächtig geladenen Bestandteile in der Erde vergräbt.

„Ich kann es nicht glauben, dass sie mit den Resten von Menschenfleisch, so entsetzlich das auch ist, irgendetwas Böses bewirken können.“

„Das ist die Antithese des Leibes Unseres Herrn“, flüsterte der Raja. „Ich versichere dir, Tamani, ebenso wie mit Hilfe der mit Blut- und Sexualflüssigkeiten durchtränkten Hostie schon zahllose Wunder geschehen sind, wie dutzende Sagen bzw. Berichte um die Hostienwunder belegen, können sie mit diesen blasphemischen Gebräuchen schreckliche Dinge des Totenkultes bewirken.“

Tamani war erstaunt.

„O Gott im Himmel“, sagte der adelige Inder, „sie wollen das grässlichste aller Sakrilege begehen. Sieh nicht hin, Tamani – sieh nicht hin.“

Er hatte mit den Händen sein Gesicht bedeckt. Dem Raja jedoch gelang es nicht, seinen Blick abzuwenden. Ein großer silberner Kelch wurde von Hand zu Hand gereicht. Tamani erkannte nicht, zu welchen Zweck er benutzt wurde, bzw. die Absicht die dahintersteckte. Er merkte es erst, als der Blut-Kelch wieder bei dem Priester angekommen war. Einer der anderen Teufelspriester holte ein paar runde, weiße Scheiben hervor.

Zweifellos aus einer Kirche gestohlene Hostien, welche mit lautmagischen Gesängen und geweihtem Sperma getränkt waren, dass dem reinsten Prinzip unterstand. Der Raja war entsetzt, er hatte schon mehrmals dieser Zeremonie beigewohnt, aber er konnte aufgrund seines negativ ausgeglichen Seelenspiegel der Berauschung Herr bleiben. Die Teufelsanbeter hingegen brachen sie in Stücke und warfen sie in den überlaufenden Kelch. Die Mischung wurde mit dem zerbrochenen Kreuz umgerührt und dem Bock dargereicht, der den Kelch mit seinen großen, gespaltenen Hufen umfasste und plötzlich umkippte, so dass der ganze Inhalt auf den Boden fiel. Mit einem Mal war die unnatürliche Stille gebrochen.

Der okkulte Mob, wenn ich das so sagen darf, der durch sein Prana, das persönliche Od, die Kraft für den Sabbat abgibt, genauso wie das der Amerikaner Eppstein bei seinen gnostischen Messen auf seiner Insel Little St. James praktizierte, geriet in Bewegung, alle schrien und kreischten, als wären sie alle wahnsinnig geworden. Sie tanzten und stampften Reigentänze und traten in die Überreste der Hostien in den mit Blut durchtränkten Boden. Tamani keuchte, als sei er am Ersticken, und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Durch die zeremoniellen Tänze und Handlungen entstand auf rituelle Weise eine enorme Hitze, die kaum zum Aushalten war.

„Ich ertrage es nicht mehr! Sie sind verrückt, alle verrückt!“

„Im Augenblick ja.“

Der Raja sah wieder auf.

„Bei diesem abstoßenden, aber rituell gesetzmäßigen Spektakel, entladen sich ihre aufgestauten Gefühle und Kräfte, die sexuell unterdrückten Komplexe, Triebe der Wut und der Mordlust und vor allem die der Perversität. Gott sei Dank, dass unser Freund, der mystisch geschulte Swami, nicht hier ist. Er hätte diese Handlung nicht überstanden, er wäre wahnsinnig geworden oder hätte versucht, zu fliehen. Und dann hätte man ihn wahrscheinlich ermordet.“

„Was sollen wir denn nur wegen Jadoo tun?“, stöhnte Tamani auf.

„Gott allein weiß es“, gab der Adelige leise von sich.

Das Feuer unter dem Kessel loderte schon jetzt mit einem hellem Schein.

Als die Menge sich teilte, sah Tamani, dass ein Dutzend Frauen ihre Dominos ausgezogen hatten und völlig nackt im Kerzenlicht standen. Sie wippten rhythmisch-singend hin und her und masturbierten raunend im Takt der Musik. Dadurch bildete sich ein Kraftvolt, eine energiegeladene Kugel durch die abgespritzten Säfte. Dann bildeten sie um den Kessel einen Kreis, fassten sich, mit den Gesichtern nach außen, an den Händen und begannen Runen zu singen und tanzten einen Rhythmus gegen den Uhrzeigersinn. Wenige Sekunden später hatte die ganze Gesellschaft die Kleider abgeworfen und sich zu den tanzenden Frauen beigesellt, ausgenommen sechs von ihnen, die jeder mit einem Musikinstrument, an der Seite saßen. Die Musik, die sie erzeugten, klang wie keine andere, die Tamani je gehört hatte. Es war eine zerstörerische Tonmusik und er betete, dass er sie niemals wieder hören würde. Statt einer Melodie ertönten schneidende Dissonanzen und gebrochene Akkorde, die sich mit nervenzerfetzender Eindringlichkeit in das Gehirn bohrten, das einem die Zähne klappern ließen. Zu dieser Kakofonie, einer schlecht klingenden Folge von Lauten, vollführten die nackten, aber immer noch maskierten Tänzer ihre ungeordneten Sprünge, aber zur Zeremonie passend, so dass man weniger von einem Tanz als vielmehr von dem Getrampel einer Horde tierischer Gestalten sprechen konnte. Aber genau dieses Verhalten stimmte vollkommen mit dieser religiösen Kulthandlung überein. Denn auch das ist Religion!

Alle waren alkoholisiert, pervers und voller Fanatismus aufgrund der Erscheinung des Hüters. Dieser veranlasste dieses Gebaren durch seine allmächtige Aura, weil die dummen und erblindeten Menschen nur so ihren Wahnsinn, ihre einseitige Unfähigkeit erkennen können. All dies dient einzige und allein der Entwicklung, denn anders war es bei diesen in der Materie versunkenen Menschen nicht möglich, sie daraus zu befreien, als wenn sie sich selber im Irrsinn widerspiegeln. Deshalb drehten sie sich im Kreis umher wie Verrückte und sprangen mit weit geöffneten Füßen. Dann tönte die Musik mit einem letzten Aufkreischen der Violine. Alle warfen sich entkräftet auf den Boden. Der riesige Bock schlug seine Hufe gegeneinander und spendete mit einem meckernden Gelächter Applaus.

Doch der große Bock wollte mehr! Der Priester setzte sich auf und schrie: „Großer Gott, helfe uns!“, und beschwor damit das Wesen.

„Tamani, jetzt müssen wir etwas unternehmen.“

„Ja, sobald diese Schweine wieder Luft bekommen, wird die Taufe der Neophyten stattfinden und danach die grässlichste Orgie mit jeder Perversion, auf die ein menschlicher Kopf nur kommt. Wir dürfen nicht länger warten. Wenn Jadoo erst getauft ist, können wir nicht mehr helfen, und er ist in dem ewigen Höllenfeuer verfallen. Jetzt, wo sie sich selbst in einen solchen Zustand der wahnsinnigen Wollust befinden, müsste es uns doch gelingen“, meinte der Tantriker, doch er war selbst nicht ganz überzeugt. In dem Bemühen, seine unnennbaren Ängste zurückzudrängen, zwang er sich zu einem Lächeln und setzte noch hinzu: „Unsere Chance ist jetzt größer geworden. Da ist keiner mehr, der Kämpfen kann.“

„Ich fürchte mich vor dem grässlichen Ding auf dem Thron. Die Schutzmittel, die ich besorgt habe, sind nicht stark genug, um uns vor dem Bösen, welches von ihm enorm ausstrahlt, zu bewahren. Die gesamte Umgebung ist von ihm geschwängert!“

Nach einer Pause: „Ist denn der manifestierte Glaube von uns nicht ausreichend?“, fragte Tamani ganz erschaudert. Die eisige Kälte, die in Wellen aus dem Tal strömte, scheint seine Stärke und seinen Mut auszulöschen.

„Es wäre genug“, murmelte der Inder, „wenn wir beide uns im Stande der Gnade befänden, wenn wir beide den wahren und alles schützenden Ausgleich des Seelenspiegels besitzen würden. Ein Gut, das unerlässlich ist.“

Diese Auskunft gab Tamani den Rest. Bei ihm war das nicht der Fall!

Obwohl es die Umstände seinerzeit zu rechtfertigen schienen, hätten sowohl er als auch der Raja menschliches Leben für egoistische Zwecke vernichtet, und wer kann überhaupt von sich sagen, er sei ohne Sünde, wenn er auf der Schwelle zur anderen Welt steht? Verzweifelt kämpfte Tamani darum, seinen Mut zurückzugewinnen. Die Teufelsanbeter hatten sich inzwischen erholt und begannen, einen weiten Halbkreis vor dem Thron zu bilden. Jede Sekunde wurde die Möglichkeit, Jadoo zu retten, geringer, während die Freunde immer noch vom Rausch gefangen im Gras lagen, benommen von dem geweihten und deshalb verderblichen Weihrauch, gelähmt von überwältigender Furcht, ausgestrahlt von der tierischen Gottheit. Auf den freien Raum vor dem Bock traten drei Gestalten. Links ist der Priester des Bösen, rechts der andere Priester mit seinen Fledermausflügeln, zwischen ihnen – nackt, zitternd, einem Kollaps nahe – wurde Jadoo vorwärts gestellt. Er wurde zur Weihung gebracht, sollte einbalsamiert werden, um den Ritus durch das Blutopfer zu vollenden.

„Jetzt oder nie“, sagte der Raja ganz leise, der seinen Freund retten wollte.

„Ich kann es einfach nicht!“, sagte Tamani. „Ich habe Angst! Oh, Gott, verzeih mir!“

In diesem Augenblick wendete sich das Schicksal unerwartet, als ein Beteiligter, der das alles mit nervenaufreibenden Grauen sah, plötzlich mit einem roten Mercedes in die Menschenmassen fuhr. Er krachte mit dieser Verzweiflungstat nach turbulenter Fahrt mitten in die Menge hinein, um dem ganzen Treiben eine Ende zu bereiten. Er hatte keine andere Möglichkeit. Beide nahmen die Situation als Hilfe wahr, als der Fahrer im Wahn aus dem Auto sprang und fortlief. Dieses bizarre Ereignis schien dem Bock in höchste Verzückung zu bringen, denn sein Gelächter erklang meckernd über die gesamte Ebene. Alles schwang in diesem zerstörerischen Ton. Die Anwesenden wurden dadurch völlig verrückt und schrien tierisch auf in ihrer Verwirrung. Tamani rannte darauflos zum Wagen, erreichte ihn, der Raja riss die Tür von Auto auf und beide sprangen rein. Sie ließen den Motor an.

„Stell dich auf das Trittbrett“, sagte Tamani zu ihm!

Der Raja hatte seine stahlharte Entschlossenheit. Er sagte: „Schalte die Scheinwerfer ein, sobald wir abwärts rollen. Wirf das geweihte Kruzifix mit den Runen auf den Bock und den Thron. Dann versuche ich, Jadoo zu packen. Los!“

Tamani lachte wieder vor Wahn und Angst und führte alles aus, was der Raja verlangte. Endlich wurde gehandelt, sie hatten Jadoo. Mit diesem Donnerschlag brachen sie in das wirre satanische Geschehen ein.