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Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN 978-3-75-578859-1
Ich danke allen Menschen,
die dazu beigetragen haben,
dass dieses Buch erscheinen konnte.
Ich widme dieses Buch allen Menschen,
die sich nicht vorschreiben lassen wollen,
was sie glauben sollen.
Vierzehn Jahre ist es jetzt her, seit die erste Auflage dieses Buches erschienen ist. In der Zwischenzeit habe ich sehr viele neue Entdeckungen gemacht. Meine Forschungen bewegten sich um denselben Themenkreis, allerdings mit dem Fokus auf die chronologische und geschichtliche Einbindung des Exodus in die ägyptische Geschichte. Diese Arbeit mit einem völlig neuen Ansatz und vielen neuen Erkenntnissen liegt inzwischen als Buch vor:
Der mehrfache Auszug der Juden aus Ägypten nach
biblischen, außerbiblischen und altägyptischen Quellen
Im Zuge meiner Studien zur Bibel analysierte ich selbstverständlich auch die Zehn Gebote, und stieß dabei auf etliche Ungereimtheiten. Bei näherer Betrachtung zeigte sich, dass die klassischen Zehn Gebote der Bibel nicht den Anforderungen entsprechen, die man an eine universelle Ethik stellt. Sie sind absolut sexistisch, fremdenfeindlich, unausgewogen, und nicht von der allumfassenden "göttlichen Liebe" geprägt, die immer von kirchlicher Seite betont wird.
Basierend auf dieser Erkenntnis, dass die biblischen Zehn Gebote mangelhaft seien, entstand dann die Idee, eine neue, umfassende und ausgewogene Version von Zehn Geboten zu entwerfen für alle Menschen aller Glaubensrichtungen, aber auch den konfessionsfreien und sogenannten Ungläubigen.
Ich habe meine Gebote weder als exklusive Aufforderung "Du sollst...", noch als Verbot "Du sollst nicht..." formuliert, denn das Zusammenleben der Menschen in der Gesellschaft ist wesentlich differenzierter, als dass man es in "gute und böse" Taten trennen, noch mit "Geboten und Verboten" regeln könnte. Meine Gebote sind Aufforderungen an jeden einzelnen, auf die Auswirkungen dessen zu achten, was er tut. Deshalb nenne ich sie auch lieber "Achtsamkeiten". Ich habe die neuen Gebote ganz bewusst sehr kurz und knapp formuliert, damit sie leicht zu merken sind, und so weit wie nur irgend möglich angewandt werden können.
Ein Entwurf für neue, allgemein gültige Gebote, die allen
Menschen unabhängig von ihrer Religion oder ihrem Glauben
als ethische Richtschnur ihres Handelns dienen können
Dieses Buch ist gleichzeitig auf Deutsch und auf Englisch erschienen. Sie können die Bücher direkt im Verlags-Shop oder in jeder Buchhandlung oder im Internet bestellen!
Derzeit arbeite ich bereits an meinem nächsten Buch, das in Kürze erscheinen wird, es wird folgenden Titel haben:
Die Entschlüsselung des essenischen Sonnenkalenders
von Qumran und der Chronologie der Evangelien
Die Lösung des größten Rätsels der Menschheit
Im Jahr 2011 nahm der freie Journalist Dr. Michael Friedrich Vogt ein knapp einstündiges Interview mit mir zu diesem Buch auf. Das Video dieses Interviews wurde schon über 75.000-mal angeklickt.
Da das Thema nicht dem Mainstream entspricht, war auch nicht davon auszugehen, dass es ein großes Echo hervorrufen würde. Erstaunlicherweise habe ich doch eine nicht unbeträchtliche Zahl an Rückmeldungen bekommen, die alle – bis auf eine von einem Fundamentalisten – positiv waren. So erzählte mir ein Theologe, dass er gar nicht gewusst habe, was alles in der Bibel steht, denn auf der Universität hätten sie immer nur einzelne Kapitel durchgemacht.
Jedenfalls werde ich jetzt die Arbeiten am 2. Band der „Unheiligen Schrift“ wieder aufnehmen und hoffe, dass ich sie bald abschließen werde können.
Seit nahezu 2000 Jahren wird die Bibel von Christen aller Konfessionen als Heilige Schrift (HS) verehrt. Für sie ist sie die »gute Nachricht der Barmherzigkeit Gottes« im Alten Testament (AT) bzw. die »frohe Botschaft« im Neuen Testament (NT). Gott Vater, der Gott des AT, wird im Gegensatz zur »Liebesbotschaft Jesu« zwar als strenger, manchmal auch strafender Gott gesehen, aber immer mit dem Unterton: Er hat Gesetze aufgestellt, an die man sich halten muss, und wenn man diese nicht befolgt, dann ist ja die Strafe eigentlich logisch und vor allem gerecht. Er ist also ein gerechter Gott.
Das, was wir im AT und NT finden, soll Gottes Wort oder zumindest von Gott inspiriert sein, deshalb ist alles, was in der HS steht, wahr und gut und soll daher als Vorbild für unser Handeln dienen. Durch viele Jahrhunderte galten sogar Erkenntnisse, die den Aussagen der Bibel widersprachen, als ketzerisch und daher a priori als falsch. Die Bibel war das Maß aller Dinge und durfte nicht angezweifelt werden, wollte man nicht die Härte der Inquisition bis zum Tode am Scheiterhaufen erleiden.
Diese Zeiten sind glücklicherweise vorbei, und die christlichen Kirchen, allen voran die katholische, muss es sich gefallen lassen, dass aufgeklärte Menschen – frei von Dogmen und glaubensmäßigen Zwängen – die Grundlagen, Inhalte und Aussagen der christlichen Religion erforschen, überprüfen und beurteilen.
„Glauben und Wissen sind nie ein Widerspruch“ sagte der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn am 11. Juli 2005 im Ö1-Mittagsjournal. Auf der anderen Seite sei es für ihn genauso inakzeptabel, wenn "eine wissenschaftliche Theorie zum Dogma erhoben wird, das nicht mehr hinterfragt werden darf"1. Ich bin nicht der Meinung, dass Glauben und Wissen nie ein Widerspruch sind. Dieses Buch zeigt einerseits genau solche Widersprüche auf, und andererseits ist es mein Beitrag dazu, dass möglichst viele Menschen wissen, was in der Bibel steht, anstelle dass sie nur glauben (zu wissen). Genauso ist es für mich inakzeptabel, dass die christlich-kirchliche Interpretation der Bibel zum Dogma erhoben wird, das nicht mehr hinterfragt werden darf.
Laut Popper kann ich den Wahrheitsgehalt einer Wirklichkeitsaussage nie und nimmer dadurch bestätigen, dass ich möglichst viele Beispiele suche und finde, die diese Aussage bestätigen (Induktion). Popper bringt dazu das Beispiel: „Alle Schwäne sind weiß“. Auch wenn ich den millionsten weißen Schwan gefunden habe, ist die Aussage dadurch nicht bewiesen. Was mir aber umgekehrt absolute Sicherheit gibt, ist die Falsifikation. Dabei versuche ich die Aussage zu widerlegen. Also, sobald ich einen Schwan gefunden habe, der nicht weiß, sondern z.B. schwarz ist, weiß ich mit absoluter Sicherheit, dass die Aussage „Alle Schwäne sind weiß“ falsch ist.
Mein Ansatz ist nun der, dass ich versuche, die christliche Behauptung, die Bibel bzw. das Alte Testament sei eine »Heilige Schrift«, der Gott des AT sei ein »lieber und guter Gott«, der »von Anfang an durch alle Zeiten« für »alle Menschen« zuständig ist, zu falsifizieren. Ich suche also nach Aussagen und Ereignissen, die zeigen, dass das Handeln Jahwes nicht »Heil«, sondern »Unheil« bringt, dass sein Walten den eigenen Richtlinien (z.B. den Zehn Geboten) für ethisches Handeln oder der natürlichen Moral des Menschen widerspricht, nach Stellen im AT, die von einem bösen Gott handeln oder von einem Gott, der nicht ein Gott aller Menschen ist, vor dem also nicht alle Menschen gleich sind, sondern der sehr wohl unterscheidet zwischen den Menschen, für die er zuständig ist, und denen, für die er sich selbst nicht als zuständig betrachtet. Des Weiteren forsche ich nach Stellen, wo Jahwe sich nicht um das Geschehen kümmert, oder einfach nur zusieht, wie Menschen (auch seines eigenen auserwählten Volkes) ins Verderben rennen, oder Perioden, in denen er nicht eingreift bzw. sich überhaupt nicht blicken lässt.
Ich wurde nicht nur in einem Fall fündig, der bereits ausreichen würde, um die Behauptung von »der Heiligen Schrift, die das barmherzige Wirken des lieben, guten Gottes aller Menschen zeige«, zu widerlegen, ganz im Gegenteil, es gibt eine derart große Zahl von Ereignissen, die die zehn Gebote missachten, ja geradezu mit Füßen treten, dass ich zum abschließenden Urteil gekommen bin, dass es sich beim AT weit mehr um eine »unheilige« denn um eine »heilige« Schrift handelt.
In der »Unheiligen Schrift« finden wir so ziemlich alle verabscheuungswürdigen Verbrechen, angefangen vom Brudermord (nicht nur den bekannten von Kain und Abel) über vielfachen Völkermord bis zu Lüge, Betrug, Ehebruch, Sexismus und Rassismus. Die meisten davon begangen oder angestiftet von Jahwe selbst, von Jahwes (angeblich) auserwähltem Volk oder den Säulenheiligen des AT. In Summe überwiegen sogar die Gegenbeispiele. Ein lieber guter Gott aller Menschen lässt sich im AT nicht blicken. Es gibt nur ganz wenige Ereignisse, wo Jahwe so etwas wie Güte erkennen lässt.
Wollte man heute ein Medienprodukt mit vergleichbaren Inhalten vertreiben, so würde die freiwillige Selbstkontrolle der Filmindustrie dieses nicht für Jugendliche unter 16 Jahren zulassen. Wegen jugendgefährdenden, sexistischen, rassistischen und gewaltverherrlichenden Inhalten würde es einstweilige Verfügungen geben, falls es nicht überhaupt als volksverhetzend erklärt und nicht für den Verkehr zugelassen würde.
Die Realität sieht aber ganz anders aus. Bereits die Kinder in der ersten Klasse Volksschule werden mit den Inhalten zwangsbeglückt. Darüber hinaus findet sich in fast allen Hotelzimmern ein Exemplar und sogar in den Zellen der Gefängnisse. Es ist erstaunlich, dass noch kein Staatsanwalt, besonders in Zeiten des weltweiten religiös-fundamentalistischen Terrors, aufgeschrieen hat, denn diese »Kriminalgeschichte von Jahwe & Co« vermittelt ja eine ganz eindeutige Botschaft: Menschen, die Verbrechen im Namen Gottes vollbringen, können sich der Gunst Gottes gewiss sein, sie werden von Gott beschützt und belohnt.
Ich habe in die Bibel nichts hinein- und auch nichts aus ihr herausinterpretiert, ich habe die Texte nur so gelesen und verstanden, wie sie geschrieben stehen. Generell habe ich die Einheitsübersetzung verwendet, andere Übersetzungen sind als solche gekennzeichnet. Obwohl ich davon ausgehen kann, dass in den meisten Haushalten ein oder sogar mehrere Exemplare dieser unheiligen Schrift vorhanden sind, habe ich doch fast alle genannten Stellen gleich als Zitat beigefügt, damit der Leser sich nicht erst die Mühe machen muss, diese nachzuschlagen. Der Originalwortlaut führt einem die Tragweite und auch die Brutalität, die in vielen dieser Aussagen liegen, erst so richtig vor Augen. Viele Verse sind praktisch nicht bekannt, und kaum einer würde ihren Inhalt glauben, wenn sie nur indirekt zitiert würden.
Ich habe mir überlegt, warum dieses Buch vor mir noch niemand geschrieben hat, und ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass dafür eine ganz bestimmte Voraussetzung notwendig ist, die nur sehr selten anzutreffen ist, und das ist eine absolute glaubensmäßige Unabhängigkeit.
Praktisch alle theologischen Schriften oder Bücher werden von studierten Theologen geschrieben, also von Menschen, die bewiesen haben, dass sie das, was in der Bibel steht, so verstehen, wie es die jeweilige Glaubensgemeinschaft verstanden haben will. Wer also in seinen Gedanken oder Ansichten zu weit vom engen Korsett der „wahren Lehre“ abweicht, bekommt keine Approbation oder Lehrbefugnis, oder sie wird ihm oder ihr sogar wieder entzogen, was der Vatikan ja nicht nur einmal vorexerziert hat. Von einem Theologen kann so ein Buch also gar nicht kommen. Und es ist nicht allzu lange her, da musste ja für jedes Buch noch die Druckerlaubnis (Imprimatur) vom Bischof eingeholt werden.
Allgemeine Bücher über religiöse Themen konnten und wurden natürlich auch von Nichttheologen verfasst, aber zumeist waren sie trotzdem gläubige Anhänger ihrer Lehre. Dabei ist eine Besonderheit zu betrachten, die bei anderen Themenbereichen nicht oder kaum auftritt. In unseren Breiten gibt es nur wenige Menschen, denen die grundsätzlichen Glaubenssätze der katholischen, protestantischen bzw. christlichen Kirche und Religion nicht schon in frühester Kindheit so tief in ihre Seele eingepflanzt worden sind, dass diese für sie als nicht zu hinterfragende Grundsätze für das weitere Leben gelten. Dieser Effekt tritt deshalb auf, weil zum Zeitpunkt der Indoktrination die Kritikfähigkeit des Kindes noch nicht ausgebildet ist und daher alles für bare Münze genommen wird, so wie es ihm dargeboten wird. Stehen dann noch Autoritätspersonen, wie die Eltern, die Lehrer und der Pfarrer dahinter, dann besteht für das Kind kein Anlass an der Richtigkeit dieser Grundsätze zu zweifeln. Tauchen dann im Jugendoder Erwachsenenalter doch Zweifel an der Richtigkeit der Aussagen auf, so kommt es zu einem fast unlösbaren Konflikt, denn diese in der Kindheit eingeprägten Glaubenssätze, die durch Jahre oder Jahrzehnte das Fundament für das menschliche Handeln waren, können nicht einfach durch ein äußeres Erlebnis oder durch ein Überdenken verändert oder über Bord geworfen werden. Es wird im Gegenteil eher noch versucht, das Erlebte irgendwie in Einklang mit den Grundsätzen zu bringen. Das bedeutet aber, dass auch die Laien in einer Religi onsgemeinschaft nicht wirklich objektiv über die grundlegenden Aussagen nachdenken und schreiben können.
Schreibt nun ein Mitglied einer anderen Religionsgemeinschaft oder Ideologie ein Buch über so ein Thema, dann ist es ebenso wenig objektiv wie ein Mitglied der betrachteten Religion, nur dass jenes eben einen anderen Filter eingebaut hat, also aufgrund anderer Glaubenssätze beurteilt. Außerdem würden solche Bücher schnell als „feindlicher Angriff“ oder „Unkenntnis“ abgetan nach dem Motto: Der Autor beurteilt dies nach den Glaubens- bzw. Grundsätzen seiner Religion bzw. Ideologie und versteht eigentlich gar nicht, was das Wesentliche dieses Glaubens und dieses heiligen Buches ist.
Es kann folglich niemand wirklich objektiv sein, der von Geburt an die Glaubenssätze seiner Religion eingetrichtert bekommen hat, aber auch niemand, der andere Glaubenssätze als Grundlage seiner Beurteilung heranzieht. Einzig und alleine jemand, der weder in der einen noch in der anderen Weise glaubensmäßig vorgeprägt ist, kann wirklich objektiv sein.
Da ich von Geburt an ohne religiöses Bekenntnis bin, habe ich den Vorteil, dass ich weder im Sinne der katholischen, protestantischen oder einer anderen christlichen Richtung geprägt und gebildet (oder verbildet) bin, sondern dass ich mein Gemüt und meinen Verstand unabhängig davon frei ausbilden konnte. Ich bin auch in keiner anderen Glaubensgemeinschaft aufgewachsen, daher stehe ich allen Religionen sowohl neutral als auch tolerant gegenüber. Dadurch kann ich aber auch ihre als „heilig“ bezeichneten Bücher, ihre Riten, ihre Geschichte, aber auch ihr aktuelles Wirken als neutraler Beobachter unbeeinflusst betrachten und kommentieren. Nach über 35 Jahren Beschäftigung mit der Bibel habe ich mich nun entschlossen, dieses und weitere Bücher zu schreiben.
Ich bin mir bewusst, dass dieses Buch heftige Reaktionen auslösen wird, verwehre mich aber schon jetzt gegen mögliche Vorwürfe, ich sei vom Teufel besessen oder wolle das Christentum zerstören. Ich bin gerne jederzeit zu einer sachlichen, aber nicht zu einer dogmatischen Diskussion bereit. Über Glauben kann man und will ich nicht streiten. M.E. steht es jedem Mensch frei, zu glauben, was er will. Ich finde es allerdings nicht gut, wenn Kindern Glaubenssätze eingeprägt werden, deren Inhalte objektiv widerlegt werden können oder die dem tatsächlichen Verhalten der Führungskräfte dieser Religionsgemeinschaft widersprechen. Wenn die christlichen Kirchen ehrlich davon überzeugt wären, dass ihre Religion und ihr Glaube der allerbeste sei und den Menschen wirklich frei mache, dann sollen sie doch den Kindern die Möglichkeit geben, sich erst als erwachsene Menschen frei für diese Religion zu entscheiden, genauso wie zur Zeit Jesu, als nur Erwachsene auf freien Entschluss hin getauft wurden und nicht als Babys, die nicht einmal die Worte verstehen, die der Pfarrer sagt.
Ich will auch niemanden dazu bewegen, aus irgendeiner Religionsgemeinschaft auszutreten. Ich möchte mit diesem Buch aber all jenen, die sich kritisch mit den Glaubensinhalten ihrer Religion oder Konfession auseinandersetzen, eine Hilfestellung geben, wo sie all das finden, was in der Bibel steht, von dem nur wenig oder gar nicht gesprochen wird. Die Entscheidung, ob diese weiterhin das glauben, was ihre Gemeinschaft vorgibt oder nicht, ist jeweils eine persönliche. Allerdings sollte niemand mehr nach der Lektüre dieses Buches sagen können: „Ich habe nicht gewusst, was da wirklich alles in der Bibel steht!“
Ich habe auch den Versuch gemacht, das Verhalten und die Äußerungen Jahwes nach menschlichen Kriterien zu beurteilen. Es sind dabei ganz interessante Aspekte zutage getreten. Jetzt werden natürlich einige Besserwisser aufschreien und sagen, man könne Gott nicht mit menschlichen Maßstäben messen. Denen kann ich nur antworten: „Doch, es geht, und ich habe es getan. Das Ergebnis steht in diesem Buch, dieses ist der Beweis, dass es geht“. Außerdem habe ich Analogien mit der heutigen Politik aufgezeigt, die vieles, was damals passiert ist, leichter verständlich machen. Religion in dem Sinne, wie wir sie heute kennen, als eine private Angelegenheit des Glaubens, als eine Frage der Konfession, hat es damals nicht gegeben. Nicht umsonst nennen die Juden die fünf Bücher Mose „Tora“, was soviel wie Gesetz bedeutet, und tatsächlich finden wir in ihr eine Unzahl von Geboten, Vorschriften, Regeln und Verboten sowie die dazugehörigen Sühnemaßnahmen und Strafen bis zur Todesstrafe.
Dieses Buch ist auch der Versuch, Jahwe von dem hohen Sockel, auf den er Schritt für Schritt im Laufe der letzten Jahrtausende hinauf gehoben worden ist, wieder herunter zu holen auf die ebene Erde. Vieles an der überhöhten Position, das absolut nicht seiner Persönlichkeit entspricht, hat er seinen Dienern bzw. Priestern und Stellvertretern auf Erden zu verdanken, die sich selbst damit erhöht haben, indem sie ihn immer vor sich her nach oben pushten. Ein durchaus auch in heutigen Unternehmen und politischen Parteien zu beobachtendes Phänomen. Viele Menschen definieren sich selbst über ihre Position; ohne diese fielen sie in die Bedeutungslosigkeit. Daher ist es auch absolut verständlich, dass die verschiedenen Religionsgemeinschaften, die sich auf das AT berufen, kein Interesse daran haben, dass all die Ungereimtheiten desselben aufgezeigt werden, denn damit würden sie Macht und Einfluss verlieren.
Im Gegensatz zu vielen Theologen, Kirchenlehrern, Priestern, Bischöfen und Päpsten aller Zeiten habe ich weder etwas in die Bibel hineininterpretiert noch habe ich Dinge herausgelesen, die nicht drinnen stehen, noch habe ich die klaren Schilderungen und Aussagen solange verbogen, bis sie in irgendein theologisches Konzept passten. Ich habe das Wort der Bibel gelesen und verstanden, so wie es geschrieben steht. Allerdings »verstanden« heißt noch lange nicht »einverstanden«!
Diese Vorgangsweise wird sogar, was die Christen betrifft, mehrfach im NT bestätigt. So fordert der 2. Petrusbrief geradezu auf, nichts eigenmächtig auszulegen.
(2 Petr 1,19) Dadurch ist das Wort der Propheten für uns noch sicherer geworden, und ihr tut gut daran, es zu beachten; denn es ist ein Licht, das an einem finsteren Ort scheint, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in eurem Herzen. (20) Bedenkt dabei vor allem dies: Keine Weissagung der Schrift darf eigenmächtig ausgelegt werden; (21) denn niemals wurde eine Weissagung ausgesprochen, weil ein Mensch es wollte, sondern vom Heiligen Geist getrieben haben Menschen im Auftrag Gottes geredet.2
Ebenso kann Paulus im 1. Brief an die Korinther wohl nur die Päpste, Bischöfe und Theologen gemeint haben.
(1 Kor 1,19) Es heißt nämlich in der Schrift: Ich lasse die Weisheit der Weisen vergehen und die Klugheit der Klugen verschwinden. [vergl. Jesaja 29,14] (20) Wo ist ein Weiser? Wo ein Schriftgelehrter? Wo ein Wortführer in dieser Welt? Hat Gott nicht die Weisheit der Welt als Torheit entlarvt?
Sogar Jesus, der in den christlichen Kirchen absolute Autorität genießt, hat dies schon angekündigt. Und in diesem jesuanischen Sinne fühle ich mich als Unmündiger, und ich fühle mich absolut wohl dabei.
(Mt 11,25) In jener Zeit sprach Jesus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. (26) Ja, Vater, so hat es dir gefallen.
Ich ging vorurteilslos an die Bibel heran, und wollte mir ein eigenes, möglichst objektives Bild von ihrem Inhalt machen. Ich ging sogar davon aus, dass das, was in der Bibel steht, das Wort Gottes und da her wahr ist. Weiters ging ich davon aus, dass Menschen vom Heiligen Geist getrieben waren, bzw. Gott zu verschiedenen Zeiten, ihm vertrauenswürdig erscheinenden Menschen alle Bücher der Bibel diktiert hat, genau so, wie es die christlichen Religionen behaupten. Darüber hinaus ging ich davon aus, dass der eine und einzige Gott der Christenheit – Gott Vater – allmächtig, allgegenwärtig, gerecht, gut und ohne Lug und Falschheit ist und dass dieser, der höchste Gott überhaupt, ein Gott für alle Menschen auf der ganzen Welt ist und dass sein Name Jahwe ist, wie es im AT geschrieben steht.
Leider konnten weder Jahwe, noch die Bibel diesen hehren Anspruch auch nur annähernd entsprechen. Hundertfach widerlegen sich Jahwe als allerhöchster Gott und die Bibel als heilige Schrift selbst.
1 http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=3858&Alias=wzo&cob=191296 12.07.2005
2 Alle Hervorhebungen in den Zitaten sind von mir.
Betrachten wir die biblische Urzeit, dann fällt einem sofort auf, dass Jahwe nach der Vertreibung des Menschen aus dem Paradies für ungefähr eineinhalbtausend Jahre untertaucht und erst im Zusammenhang mit der Sintflut wieder auf die Bühne des Weltgeschehens zurückkehrt. Weitere Ungereimtheiten sind die zwei gänzlich unterschiedlichen Schöpfungen aus der Konkurrenzsituation zwischen den „Elohim“ und „Jahwe“. In den deutschen Bibeln werden beide Wörter mit „Gott“ bzw. „Gott der Herr“ übersetzt, deshalb verschwimmen viele interessante Details. Daher habe ich bei den zitierten Bibelstellen dort, wo ich es für sinnvoll und notwendig gehalten habe, die ursprüngliche Bezeichnung in eckigen Klammern eingefügt. Außerdem habe ich bei den Bibelzitaten diejenigen Wörter, Satzteile oder Sätze fett gedruckt und unterstrichen, die mir für das Verständnis besonders wichtig erschienen, damit der Leser schnell die wichtigsten Aussagen findet, auf die ich im Text hinweise. Ich habe aber auch ganz bewusst nicht nur jene oft kurzen Sätze bzw. Satzteile zitiert, damit der Leser diese Aussagen im Kontext lesen kann und sie nicht durch eine unzulässige Kürzung verfälscht oder sogar ins Gegenteil verkehrt werden.
Wenn man heute Christen nach der Erschaffung des Menschen in der Bibel fragt, dann bekommt man in etwa folgende Antwort: „Gott hat Adam am sechsten Schöpfungstag erschaffen, er hat ihn aus dem Staub der Erde geformt, und ihm den Odem des Lebens in die Nase eingehaucht.“
Dieser Satz besteht aus mehreren Aussagen, die, jede für sich genommen, richtig sind, die aber in dieser Kombination ganz eindeutig nicht im AT stehen. Daher ist diese Aussage unhaltbar und somit falsch. In der Bibel werden nämlich zwei völlig voneinander unabhängige Schilderungen der Erschaffung des Menschen wiedergegeben, die in keiner Weise miteinander verbunden und vermischt werden können und sollen.
Sowohl der Schöpfer, die Geschöpfe, als auch die Art, wie der Schöpfungsakt vor sich geht, unterscheiden sich ganz gewaltig. Weitere gravierende Differenzen gibt es bezüglich des Zeitpunktes der Erschaffung des Menschen innerhalb der gesamten Schöpfung. Wurden die Tiere vor dem Menschen oder danach geschaffen, und letztlich, der wohl bedeutendste Unterschied, wurden Mann und Frau in einem Schöpfungsakt gleichzeitig erschaffen, oder wurde die Frau als Hilfe für den Mann (Hilfe wofür?) geschaffen, nachdem die Tiere zu seiner Hilfe nicht tauglich waren? Es kann nicht ein und dasselbe Ereignis auf zwei gänzlich unterschiedliche Arten geschehen sein. Noch weniger können die einander widersprechenden Schilderungen gleichzeitig wahr sein.
Doch schauen wir uns beide Schöpfungsgeschichten im Detail und im Originalwortlaut an, dann bekommen wir einen besseren Einblick in das, was damals geschehen ist, zumindest aus der Sicht des AT bzw. aus der Sicht derjenigen Glaubensgemeinschaften, die sich darauf stützen und die behaupten, dass dies wirklich Gottes (welchen Gottes?) Wort und daher wahr sei.
In Gen 1,1-25 erfahren wir, dass die Götter [elohim], nachdem sie in fünfeinhalb Tagen bis auf die Menschen schon alles erschaffen hatten, Menschen (wohlgemerkt mehrere Menschen und nicht nur einen Menschen) machen wollten, als ihr Abbild, ihnen gleich.
Hier finden wir den ersten offensichtlichen Beweis dafür, dass Jahwe und die Elohim nicht identisch sind, denn die Elohim gehen die ganze Sache viel klüger an, indem sie die Menschen von allem Anfang an bereits als Mann und Frau erschaffen. Wenn Jahwe und die Elohim identisch wären, dann würde Jahwe nicht ein Kapitel später versuchen erneut einen Menschen zu erschaffen. Außerdem erweist sich Jahwes Adam als „Fehlproduktion“, denn bereits nach kurzer Zeit muss Jahwe erkennen, dass Adam nicht so funktioniert, wie er es gern gehabt hätte. Doch bevor wir uns dem unseligen Schaffen Jahwes widmen, möchte ich noch kurz die Erschaffung der Menschen durch die Elohim im Originalwortlaut anführen:
(Gen 1,26) Dann sprach Gott [elohim]: Lasst uns Menschen [adam] machen als unser Abbild, uns ähnlich. Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über die ganze Erde und über alle Kriechtiere auf dem Land. (27) Gott [elohim] schuf also den Menschen [adam] als sein Abbild; als Abbild Gottes [elohim] schuf er ihn. Als Mann [zakar] und Frau [neqebah] schuf er sie. (28) Gott [elohim] segnete sie, und Gott [elohim] sprach zu ihnen: Seid fruchtbar, und vermehrt euch, bevölkert die Erde, unterwerft sie euch, und herrscht über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf dem Land regen. (29) Dann sprach Gott [elohim]: Hiermit übergebe ich euch alle Pflanzen auf der ganzen Erde, die Samen tragen, und alle Bäume mit samenhaltigen Früchten. Euch sollen sie zur Nahrung dienen. (30) Allen Tieren des Feldes, allen Vögeln des Himmels und allem, was sich auf der Erde regt, was Lebensatem in sich hat, gebe ich alle grünen Pflanzen zur Nahrung. So geschah es. (31) Gott [elohim] sah alles an, was er gemacht hatte: Es war sehr gut. Es wurde Abend, und es wurde Morgen: der sechste Tag.
Eigentlich müssten all diese Sätze im Plural geschrieben werden, um der echten Aussage zum Durchbruch zu verhelfen, denn Elohim ist die Mehrzahlform von Eloah oder Eloha:
(Gen 1,27) Die Götter schufen also den Menschen als ihr Abbild; als Abbild der Götter schufen sie ihn. Als Mann und Frau schufen sie sie.
Es mag vielleicht nach Spitzfindigkeit oder Sophisterei aussehen, aber wenn man die Aussage dieser ersten Erschaffung des Menschen wörtlich nimmt, dann ist nicht nur der Mensch nackt und unbekleidet, sondern selbstverständich auch Gott bzw. die Elohim.
Das allererste Gebot, dass die Elohim den von ihnen geschaffenen Menschen – Männern und Frauen – gaben, war: „Seid fruchtbar und vermehret euch, bevölkert die Erde, unterwerft sie euch, und herrscht über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf dem Lande regen.“ Als Nahrung dienen ohne Ausnahme alle Bäume, die samenhaltige Früchte tragen. Ein Verbot, die Früchte des Baumes des Lebens und/oder des Baumes der Erkenntnis von Gut und Böse zu essen, gibt es nicht. Ich möchte an dieser Stelle gleich auf einen bedeutsamen Aspekt hinweisen und zwar auf den Kalender, bzw. genauer gesagt, auf die Art der Tageszählung. Am Ende eines jeden Tages heißt es bei der Schöpfung der Elohim: „Es wurde Abend, und es wurde Morgen: der x-te Tag“. Alle ursprünglichen Kalendersysteme, die den Tag mit dem Morgen, also dem Sonnenaufgang beginnen lassen, können letztlich auf die Anbetung eines Sonnengottes oder der Sonne als lebensspendendes Zentralgestirn zurückgeführt werden. Diese Art von Kalender ist typisch für Ackerbaukulturen, denn für diese ist die Sonne weit wichtiger als der Mond.
Im Gegensatz dazu lassen Kulturen, die in irgendeiner Form den Mond, einen Mondgott oder eine Mondgöttin verehren, den Tag mit dem Abend beginnen. Diese Art von Kalender ist typisch für Hirten und Nomadenvölker, denn der Tau, der in der Nacht fällt, bringt in der Summe oft mehr Feuchtigkeit als der seltene Regen. Außerdem war bei den altorientalischen Nomadenvölkern der Wechsel von der Winter- zur Sommerweide ein entscheidendes Ereignis, das idealerweise in einer Vollmondnacht durchgeführt wurde, denn da hatte man die ganze Nacht über genügend Licht und trotzdem nicht die Hitze des Tages.
Diese grundsätzliche Kalenderfrage wird neben anderen dann speziell im Spätjudentum der Pharisäer und Essener und ganz besonders bei der Entstehung des Christentums eine Rolle spielen. Tatsache jedoch ist, dass das Judentum zumindest seit etwa 2000 Jahren einen Mondkalender verwendet. Genauere Details zu dieser Problematik werde ich in einem späteren Band ausführen.
Auch hier haben wir, wie bei etlichen anderen Stellen des AT das Problem, dass Jahwe, als er die folgenden Verse diktiert, entweder nicht weiß, dass es eine ähnliche Story schon einmal gegeben hat, oder dass er wenige Verse später schon wieder vergessen, was er kurz zuvor diktiert hat. Jeder Mensch mit einem gesunden Hausverstand weiß, dass ein und dasselbe Ereignis nicht auf zwei völlig verschiedene Weisen geschehen sein kann. Es ist bekannt, dass zwei oder mehrere Beobachter eines Ereignisses dies unterschiedlich wahrnehmen und die einzelnen Aktionen unterschiedlich bewerten, aber dies trifft hier nicht zu, denn zwischen der Erschaffung der Menschen als Mann und Frau durch die Elohim und der Erschaffung Adams durch Jahwe gibt es viel zu wenige Gemeinsamkeiten, und die Unterschiede sind einfach zu groß.
Bei der ersten Schöpfung durch die Elohim ist der Mensch die Krone der Schöpfung und wird nach den Pflanzen und Tieren als letzter erschaffen. Im Gegensatz dazu behauptet aber Jahwe, dass er den Menschen vor den Pflanzen und Tieren gemacht hätte, und zwar ganz einfach, in dem er – bildlich gesprochen – einen Klumpen Lehm nahm und einen menschlichen Körper daraus formte.
Diese Erschaffung Adams – des Erdlings – durch Jahwe wird dann in Genesis 2,4b-8 geschildert. Diesem leblosen Terracottakörper blies Jahwe den Lebensatem in die Nase, und – Hokuspokus – der Lehmbrocken verwandelte sich in Fleisch und Blut und erwachte zum Leben.
(Gen 2,4b) Zur Zeit, als Gott, der Herr [jahwe-elohim], Erde und Himmel machte, (5) gab es auf der Erde noch keine Feldsträucher und wuchsen noch keine Feldpflanzen; denn Gott, der Herr [jahwe-elohim], hatte es auf die Erde noch nicht regnen lassen, und es gab noch keinen Menschen [adam], der den Ackerboden bestellte; (6) aber Feuchtigkeit stieg aus der Erde auf und tränkte die ganze Fläche des Ackerbodens. (7) Da formte Gott, der Herr [jahwe-elohim], den Menschen [adam] aus Erde vom Ackerboden und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch [adam] zu einem lebendigen Wesen. (8) Dann legte Gott, der Herr [jahwe-elohim], in Eden, im Osten, einen Garten an und setzte dorthin den Menschen [adam], den er geformt hatte. (9) Gott, der Herr [jahwe-elohim], ließ aus dem Ackerboden allerlei Bäume wachsen, verlockend anzusehen und mit köstlichen Früchten, in der Mitte des Gartens aber den Baum des Lebens und den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse… (15) Gott, der Herr [jahwe-elohim], nahm also den Menschen [adam] und setzte ihn in den Garten von Eden, damit er ihn bebaue und hüte. (16) Dann gebot Gott, der Herr [jahwe-elohim], dem Menschen [adam]: Von allen Bäumen des Gartens darfst du essen, (17) doch vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse darfst du nicht essen; denn sobald du davon isst, wirst du sterben.
Jahwes Adam war also bereits ein von Jahwe angestellter Bauer und Wächter. Entgegen der allgemeinen Annahme, dass in der Mitte dieses Gartens Eden nur ein besonderer Baum stand, gab es dort deren zwei, wobei nur der Genuss der Früchte des Baumes der Erkenntnis verboten, der Genuss der Früchte des Baumes des Lebens jedoch gestattet war. Die implizite Erlaubnis der Elohim die Früchte aller Bäume (Gen 1,29), also auch des Baumes der Erkenntnis zu essen und das explizite Verbot durch Jahwe stellen einen unüberbrückbaren Gegensatz dar.
Jahwe behauptet also, dass er seinen Adam gemacht hat, noch bevor er die Pflanzen und Tiere erschaffen hat, und sein allererstes Gebot an den einen Menschen lautet nicht: „Sei fruchtbar und mehre dich!“ Wie hätte sich Jahwes Adam auch vermehren sollen? Etwa durch Teilung wie eine Amöbe oder durch Knospung wie die Hohltiere oder durch Selbstbefruchtung wie manche Pflanzen? Oder überhaupt nicht? Denn möglicherweise hatte Jahwe seinen Adam als Unikat geplant. Ob er dann überhaupt so etwas wie ein Geschlecht besitzt, bleibt natürlich fraglich. Das Einzige, was Jahwe seinem Adam gebietet, ist: „Von allen Bäumen des Gartens darfst du essen, doch vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse darfst du nicht essen, denn sobald du davon isst, wirst du sterben.“
Jahwe hat seinen Adam sozusagen als unsterblichen ewigen Jüngling erschaffen und als Vegetarier, denn laut Jahwes Aussagen darf Adam nur von den Bäumen des Gartens essen. Außerdem sind die Tiere, wie wir in späteren Versen erfahren, ja noch gar nicht erschaffen. Wie die Blüten ohne Bienen befruchtet wurden, um samenhaltige Früchte hervorzubringen bleibt ebenfalls unerklärt. Weiters wichtig ist die Tatsache, dass Jahwe ausschließlich nur Adam den Genuss der Früchte des Baumes der Erkenntnis verbietet, denn die Eva ist ja noch gar nicht erschaffen. Jedenfalls steht nichts davon in der Bibel, dass er auch ihr das Verbot erteilt hatte.
Doch bereits kurz danach bemerkt Jahwe, dass er seinen Adam nicht optimal konzipiert hat, denn er sieht, dass sein Adam alleine ist und dass dies nicht gut sei. Damit ist er aber kein vollkommenes Geschöpf. Wir wissen allerdings nicht, warum Jahwe dies nicht schon anlässlich der Erschaffung Adams weiß, sondern erst später zu dieser Erkenntnis kommt. Entweder ist Adam mit seiner Arbeit nicht ausgelastet, und langweilt sich, oder er ist nicht in der Lage, die viele Arbeit zu erledigen.
(Gen 2,18) Dann sprach Gott, der Herr [jahwe-elohim]: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein bleibt. Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht.
Oder arbeitet Jahwe nach dem Prinzip von Versuch und Irrtum? Wie wir später sehen werden, reut es ihn sogar, überhaupt den Menschen gemacht zu haben.
(Gen 6,7) Der Herr sagte: Ich will den Menschen, den ich erschaffen habe, vom Erdboden vertilgen, mit ihm auch das Vieh, die Kriechtiere und die Vögel des Himmels, denn es reut mich, sie gemacht zu haben.
Wir können auch aus den späteren Versen nicht endgültig herauslesen, ob das Problem wegen Unter- oder Überforderung von Adam entsteht. Was allerdings ganz klar und unzweideutig feststeht: Jahwe macht seinen ersten Fehler und gesteht ihn auch ein, was in der Folge zu einer ganzen Reihe von weiteren Pannen führt. Damit hat sich Jahwe aber auch das erste Mal unsterblich blamiert, und sich selbst seiner angeblichen Allmacht entblößt.
War die Ursache eine unbewältigbar große Menge an Arbeit für Adam, so wäre es doch sinnvoll gewesen, weitere Kopien vom „Arbeitstier der Version Adam 2.0“ zu machen: geschlechtslos, folgsam, ewig lebend und ohne Erkenntnis von Gut und Böse. Dann hätte Jahwe seinen Landwirtschaftsbetrieb namens „Garten Eden“ mit einem Heer von Arbeitssklaven bewirtschaften können, ähnlich wie seinerzeit China unter Mao mit den Arbeitern in den blauen Arbeitsanzügen, oder noch treffender, wie die Arbeitsbienen in einem Bienenstock oder die Ameisen in einem Ameisenstaat: mit perfekter Organisation und perfekter Unterordnung, also in einer perfekten Diktatur. Aber nein! Jahwe versucht sich als Keramikkünstler und erschafft eine ganze Schar unterschiedlicher Tiere. Es sieht so aus, als hätte er richtig Lust zum kreativen Schaffen bekommen, und als freute er sich über die vielen unterschiedlichen Formen, Farben und Größen. Aber offensichtlich vergisst er darob seine ursprüngliche Absicht.
(Gen 2,19) Gott, der Herr [jahwe-elohim], formte aus dem Ackerboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels und führte sie dem Menschen zu, um zu sehen, wie er sie benennen würde. Und wie der Mensch jedes lebendige Wesen benannte, so sollte es heißen.
(Gen 2,20) Der Mensch gab Namen allem Vieh, den Vögeln des Himmels und allen Tieren des Feldes. Aber eine Hilfe, die dem Menschen entsprach, fand er nicht.
Doch die Korrektur erweist sich als noch größerer Fehlschlag, denn die von Jahwe seinem Adam zugedachte Hilfe konnten die Tiere nicht bieten. Ich frage mich ganz nüchtern, wie kann ein allwissender und allmächtiger Gott, als der sich Jahwe selbst sieht, zwei so gravierende Fehler hintereinander machen? Jedes kleine Kind weiß, dass Menschen und Tiere nicht füreinander geschaffen sind, sondern dass es Mann und Frau der gleichen Art sein müssen, ganz egal ob bei Tier oder Mensch.
Genau genommen handelt es sich dabei nicht nur um einen Fehlschlag, sondern um deren viele, denn jedes einzelne der vielen Tiere des Feldes und ebenso alle Vögel des Himmels, die Jahwe schuf, waren keine Hilfe, keines von ihnen, obwohl er jedes Tier und jeden Vogel einzeln Adam zuführte. Frage am Rande: Und wann hat Jahwe die Würmer, Käfer und Fliegen, sowie die Fische, Krebse und alle anderen Tiere des Landes und des Meeres erschaffen?