Alberto Angela

Der faszinierende Alltag im Römischen Reich

Kaiser, Huren, Legionäre

Aus dem Italienischen von Elisabeth Liebl

Danksagung

Ich möchte all jenen Menschen danken, die mich auf meiner langen Reise durchs Römische Reich unterstützt haben. Allen voran Professor Romolo Augusto Staccioli für die aufmerksame Durchsicht der Texte, für seine profunden Kenntnisse der Römerzeit und seine ansteckende Leidenschaft für das Alltagsleben der antiken Welt.

Mein Dank gilt auch Professor Antonio De Simone, dessen gründliche Kenntnis der römischen Welt und vor allem Pompejis mir ermöglichte, in jene Epoche einzutauchen und mir die Geheimnisse des Lebens im alten Rom zu erschließen.

Professor Patrizia Calabria sei gedankt für die Einführung in die Welt der römischen Numismatik, die mich überhaupt erst in die Lage versetzte, den Weg eines römischen Sesterzes für den Leser nachzuzeichnen.

Ein herzliches Dankeschön gilt auch Professor Giandomenico Spinola, der mich auf Entdeckungsreise zu archäologischen Grabungen mitnahm. Und Professor Patrizia Basso stellte mir großzügig ihre Zeit und ihre Kenntnisse über das römische Verkehrswesen zur Verfügung, was mir oft an ganz entscheidenden Punkten weiterhalf.

Dieses Buches deckt viele verschiedene Themenbereiche ab. Daher möchte ich von Herzen all jenen Wissenschaftlern und Gelehrten danken, die dieses Projekt mit ihren Kommentaren, Beobachtungen und Informationen erst möglich machten.

Ich kann sie sicherlich nicht alle nennen und entschuldige mich im Voraus, wenn ich jemanden vergessen sollte, doch Alessandra Benini, Nicola Cassone, Britta Hallman, Gianpiero Orsingher, Alessandra Squaglia möchte ich stellvertretend für viele andere erwähnen.

Ohne die Arbeit all jener Wissenschaftler, die über Generationen hinweg voller Hingabe und Opferbereitschaft sich dem Thema »Antike« widmen, wäre dieses Buch nicht möglich gewesen. Sie erwecken durch ihre Forschungsarbeiten, Ausgrabungen und Bücher diese Zeit zum Leben, sodass wir eintauchen können in den Alltag des alten Rom.

Ich danke auch Gabriella Ungarelli und Alberto Gelsumini vom Verlagshaus Mondadori für ihre Begeisterung und ihre klugen Anmerkungen. Auch an dieses zweite Buch über das Leben im Römischen Reich glaubten sie von Anfang an. Emilio Quinto sei gedankt, der zahlreiche Recherchen erledigt und die einzelnen Kapitel entsprechend überarbeitet hat. Das Studio Gráphein hat den Text mit großer Professionalität stilistisch Korrektur gelesen.

Luca Tarlazzi, dem »Journalisten mit dem Zeichenstift«, verdanke ich die Illustrationen zu meinem ersten wie zu meinem zweiten Buch. Er hat sozusagen »Fotos« aus jener Zeit erstellt und in uns »antike Emotionen« erweckt.

Schließlich möchte ich – dulcis in fundo – meiner Frau Monica danken, die mit ihrem Rat und ihren klugen Bemerkungen dazu beitrug, dass das Buch entstehen konnte. Sie hatte eine unendliche Geduld mit mir, wenn ich mit dem Kopf gerade wieder in irgendeiner entlegenen Ecke des Römischen Reiches war statt zu Hause, wo mein Körper saß. Nun bin ich sozusagen heimgekehrt!

Schlusswort

Mittlerweile sind 1893 Jahre vergangen. Wir befinden uns im Jahr 2010. Das Grab von Rufus und Domitia zeigt nur, dass sie geheiratet haben und gemeinsam Kinder zeugten. Ihre DNS wurde von ihren Nachkommen über die Jahrhunderte weitergegeben und immer weiter verbreitet. Möglicherweise lebt das ein oder andere Gen sogar in einem der Leser dieses Buches fort.

Die Protagonisten unserer Reise sind mittlerweile längst zu Staub zerfallen. Ebenso ihre Pferde, ihre Schiffe, ihre Holzkutschen und -karren, mit denen wir das Imperium durchquerten. Das Rom, das wir auf diesen Seiten kennengelernt haben, ist längst unter der Stadt von heute begraben. Das Römische Reich, das erste geschichtliche Beispiel einer Globalisierung großen Ausmaßes, ist untergegangen.

Ein Teil dieser antiken Welt aber ersteht vor unseren Augen neu.

Eine junge Frau beugt sich über ein Loch in der Erde. Mit einem Pinsel legt sie – Staubkorn um Staubkorn – sorgfältig etwas frei. Sie ist Archäologin. Diese Tätigkeit ist für sie weniger Beruf als Berufung. Ohne diese Hingabe würde sie die ewigen Zeitverträge, die verspätet ausbezahlten Honorare, den Staub und die Schmerzen in Knien und Rücken nicht akzeptieren.

Zusammen mit ihren Kollegen gräbt sie eine Grabstätte aus, die aus dem 1. bis 2. Jahrhundert n. Chr. stammt.

Das Skelett, das sie freilegen, gehörte einem reifen Mann. Das sieht man an den stark abgenutzten Zähnen, an den Schädelnähten (Suturen), die sich schon vollständig geschlossen haben, an den abgenutzten Gelenken und den Wirbeln, die deutliche Verschleißerscheinungen erkennen lassen. Der Mann muss unter Rückenschmerzen gelitten haben.

Der Schädel, der noch in der Erde liegt, reißt den Mund weit auf, als würde er losschreien wollen. Dies ist ein deutliches Anzeichen dafür, dass der Körper sich in einem Hohlraum (Sarg) zersetzt hat. Die Kinnlade ist förmlich »heruntergefallen«. Mit der Zeit aber ist die Erde ins Sarginnere eingedrungen, das Holz ist verfault, und übrig geblieben sind nur ein paar rostige Nägel.

Die Archäologin arbeitet nun mit ihrem Pinsel am Schädel und entdeckt einen grünen Gegenstand. Sie kehrt jahrhundertealtes Sediment weg und findet – eine Münze. Sie fotografiert sie und vermisst ihre genaue Lage. Dann nimmt sie sie in die Hand. Was sie dabei empfindet, kann nur der nachvollziehen, der bei solch einer Ausgrabung schon einmal dabei war: Plötzlich hat man das Gefühl, über Jahrtausende hinweg Kontakt zu einer Welt herzustellen, die längst entschwunden ist. Als stieße man ein Fenster in die Vergangenheit auf.

Die Münze ist unser Sesterz. Er ist von einer grünen Oxidationsschicht bedeckt, aber ansonsten gut erhalten. Die junge Frau wendet ihn um und entdeckt das Konterfei von Kaiser Trajan. In diesem Moment wird sie Teil der Ereigniskette, die unseren Sesterz in der Vergangenheit von Hand zu Hand durch das ganze Römische Reich wandern ließ. In gewisser Weise schenkt sie ihm damit ein neues Leben. Nach all den Menschen, die wir über die Münze in der Vergangenheit kennenlernen durften, führt er uns nun in die Gegenwart zurück. Denn das Mädchen zeigt den Sesterz ihren Kollegen. Jeder nimmt ihn, betrachtet ihn eingehend, gibt ihn weiter. Dann kommt er ins Labor, wo er von Experten begutachtet wird, die das Prägedatum ermitteln. Schließlich wandert er ins Archiv. Aber nur für kurze Zeit. Da er so gut erhalten ist, beschließt man, ihn in einem großen Museum in Rom auszustellen. Und so kommt er hinter Glas und erblickt von Neuem das Licht der Welt und die Gesichter zahlloser Menschen.

Trotz seiner Schönheit wird er selten beachtet. Nur eingefleischte Liebhaber der Antike wissen seinen Erhaltungszustand wirklich zu schätzen. Der Großteil der Museumsbesucher geht achtlos an ihm vorüber.

Niemand kennt seine Geschichte, niemand kann sich auch nur ansatzweise vorstellen, welch weite Reise er hinter sich hat – eine Odyssee durchs römische Imperium. Diese Münze wurde – wie so viele andere in der Vitrine – von zahllosen Menschen berührt, deren Geschichte gleichsam in sie eingeflossen ist. Diese Münzen sind Zeitreisende.

Wir haben versucht, ihren Geschichten zu lauschen. Jede von ihnen weiß zu erzählen, wie das Leben im 2. Jahrhundert n. Chr. ablief. Jede kann uns mitnehmen auf eine Reise durch das »modernste« Imperium der Antike: das Römische Reich.

Literaturverzeichnis

Die Briefe des Plinius, übersetzt und erläutert von Johann Adam Schäfer, Band 2, Erlangen 1824

Carcopino, Jérôme: So lebten die Römer, Stuttgart 1959

Cassius Dio: Römische Geschichte, übersetzt von Otto Veh, Bd. V Zürich und München 1987

Cicero: »Epistulae ad Quintum fratrem«, in: Kern F., Pahl W, (Hrsg.), Marcus Tullius Ciceros Werke, Stuttgart 1835

Juvenal: Satiren, Lateinisch – Deutsch, herausgegeben, übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Joachim Adamietz, München, Zürich 1993

Levi, Carlo: Christus kam nur bis Eboli, München 2007

Martial: Epigramme, eingeleitet und im antiken Versmaß übertragen von Rudolf Helm, Zürich, Stuttgart 1957

Meijer, Fik: Chariot Racing in the Roman Empire, Baltimore 2010

Ovid: Ars amatoria, übersetzt und herausgegeben von Michael von Albrecht, Stuttgart 1992

Plinius der Ältere: Naturkunde, Lateinisch – Deutsch, hrsg. und übersetzt von Roderich König u. a., Buch IX, München 1979

Plinius der Ältere: Naturkunde, Lateinisch – Deutsch, hrsg. und übersetzt von Roderich König u. a., Buch XXXVII, Zürich 1994

Storoni Mazzolani, Lidia (Hrsg.): Iscrizioni funerarie romane, Mailand 2005

Tacitus: Annalen, herausgegeben von Erich Heller, Mannheim (6)2010

Tacitus: Germania, Düsseldorf, Zürich 2001

Vergil: Aeneis, unter Verwendung der Übertragung L. Neuffers übersetzt und herausgegeben von Wilhelm Plankl unter Mitwirkung von Kart Vretska, Stuttgart 1989