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Dieses E-Book ist der unveränderte digitale Reprint einer älteren Ausgabe.

 

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ISBN Printausgabe 978-3-463-40200-0

ISBN E-Book 978-3-688-10080-4

www.rowohlt.de

ISBN 978-3-688-10080-4

Anmerkungen

»Es ist nicht viel, was wir Ihnen bieten können«

Verhandlungen der einunddreissigsten Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner in Tübingen vom 25. September bis 28. September 1876, Leipzig 1877.

Ebd., S. 1.

Ebd., S. 1.

Friedrich Theodor Vischer in einem Brief an seinen Freund Rapp, zitiert nach: Fritz Schlawe, Friedrich Theodor Vischer, Stuttgart 1959, S. 93. (Hier z.B. S. 144ff.; 151ff.; 306f. Aufführungen weiterer Beschimpfungen des »Saukobens« Tübingen. »Über sein Tübingen brauchte Vischer … immer wieder Ausdrücke, die man am besten verschweigt.« S. 306.)

Friedrich Theodor Vischer, »Memoire an den württ. Kultusminister L. von Golther, die Verlegung der Universität Tübingen nach Stuttgart betreffend«, in: Süddeutsche Monatshefte, 1. Jg., 1904, Bd. 2, S. 739.

Friedrich Nietzsche, Briefwechsel. Kritische Gesamtausgabe, Hg. Giorgio Colli und Mazzino Montinari, III. Abt., Bd. 2, Berlin/New York 1981 S. 309.

Verhandlungen …, a.a.O., S. 1f.

Christian Walz, Über den gegenwärtigen Stand der Alterthumswissenschaft mit besonderer Beziehung auf Würtemberg. Eine Inaugural-Rede, gehalten am 14. Januar 1841, Tübingen 1841, S. 12.

Ebd., S. 24ff.

Verhandlungen, a.a.O., S. 2f.

»Die Ministerial-Verfügung in Betreff der Heranbildung von Candidaten des höheren Lehramts in den theolog. Bildungs-Anstalten der Landes-Universität. Mitgetheilt von einem Mitgliede des Königlichen Studienraths«, in: Correspondenz-Blatt für die Gelehrten- und Real-Schulen Württembergs, Nr. 1, 1854, S. 1–8; mit dezidierter Betonung der vielfachen Nützlichkeit einer theologisch-philologischen Doppel-Ausbildung und dem Zentralargument: »Der bereits vielfach verbreiteten Meinung, als ob der christliche Charakter unserer höheren Lehranstalten, der Realschulen sowohl als der Gelehrtenschulen, gefährdet sey, sollte nicht durch die Gründung eines nichttheologischen Lehrstandes noch weiter Vorschub geleistet werden.« vgl. S. 3.

Zur württembergischen societas leonina von Theologie und Philosophie vgl. vor allem: Friedrich Paulsen, Geschichte des gelehrten Unterrichts auf den deutschen Schulen und Universitäten vom Ausgang des Mittelalters bis zur Gegenwart. Mit besonderer Berücksichtigung des klassischen Unterrichts, 2 Bde., Hg. Rudolf Lehmann, 3. erw. Aufl., Berlin/New York 1919–1921, Bd. 2, S. 435ff. Außerdem: Helga Romberg, Staat und höhere Schule. Ein Beitrag zur deutschen Bildungsverfassung vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg unter besonderer Berücksichtigung Preußens, Frankfurt/Main 1979, S. 248ff.

Zum Versuch der Tübinger Philologen, ihrer Disziplin im Tübinger Stift mehr Gewicht zu verschaffen, vgl. die Fakultätsprotokolle der Philosophischen Fakultät 1755–1860, Jg. 1830: »Hernach wurden A(cademico) C(onsilio) die Äußerungen der theologischen Fakultät über die Bemerkungen des Canzlers, der einen größeren Umfang der philosophischen Lehrcursus für wünschenswert hielt, vorgelegt, nach deren genommener Einsicht ich (der Dekan) den … Beisatz vorschlug, daß die Philosophische Fakultät auch einen größeren Umfang der philosophischen Lehrcursus wünsche.« (UAT 131/69, S. 341)

Die Kenntnis der Universitätsdokumente verdanke ich meiner Frau.

Vgl. die Statistiken in UAT 117/837 (Tätigkeit des philologischen Seminars 1900–1915).

Verhandlungen, a.a.O., S. 2.

Ebd., S. 109.

Ebd., S. 2.

Ebd., S. 2.

Lebenserinnerungen von Robert Mohl 1799–1875, Bd. 1, Stuttgart/Leipzig 1902, S. 174.

Ebd., S. 191.

Ebd., S. 184.

Ebd., S. 184.

»Es ist nicht viel, was wir Ihnen bieten können«

Der Fall ist dunkel. In den Akten des Kanzleramts (UAT 119/192), den o. Professor der klassischen Literatur Tafel betreffend, ist von frühzeitiger Pensionierung die Rede, um einem »Skandal« zuvorzukommen, der am besten durch Tafels Fortgang inhibiert werden könne. »Sollte eine öffentliche Denunziation vorkommen, so wäre im Zweifelsfall zur Abolition zu greifen.« (15. November 1846)

»Bemerkungen zu den neuen Statuten des philologischen Seminars in Tübingen«, in: Correspondenz-Blatt für die Gelehrten- und Real-Schulen Württembergs, Nr. 4, 1856, S. 51–56, vor allem S. 54f.: »Aus allen diesen Gründen wird es gerechtfertigt erscheinen, daß in den Statuten des hiesigen Seminars das Lateinischreden nirgends gefordert wird, sondern an seine Stelle lateinische (und griechische) Stilübungen gesetzt sind. Durch diese wird der Vortheil erreicht, welchen das Lateinischreden bieten kann: Bewußtwerden des Sprachschatzes, Einleben in die Eigenthümlichkeiten der Sprache; die Gefahren des Lateinischredens aber werden dadurch vermieden, der Sinn für die feineren Sprachschattierungen bei gewissenhafter Behandlung dieser Uebungen geweckt und geschärft, am Ringen mit den Schwierigkeiten erstarkt die Kraft und Gewandtheit, und über die Verschiedenheiten der fremden und der Muttersprache wird eine weit klarere Erkenntnis herbeigeführt als auf dem anderen Wege jemals möglich wäre.«

Anders Ulrich von Wilamowitz, ein halbes Jahrhundert später: »Das Lateinsprechen und Schreiben hielten wir für das Seminar nach Möglichkeit fest; manche Dinge vertragen es nicht, aber es hat schon den einen großen Vorteil, daß das leere Gerede im Stile der deutschen Schulaufsätze unterbleibt.« Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff, Erinnerungen 1848–1914., Leipzig o.J. [1928], S. 284.

Äußerung der Vorsteher des Philologischen Seminars über die Frage, ob das Philologische Seminar der Philosophischen Fakultät unterzuordnen sei, vom 20. März 1854: »Aus unseren bisherigen Erfahrungen ist uns kein Fall bekannt, welcher eine nähere Beziehung zu der philosophischen Facultät wünschenswerth gemacht hätte.« (UAT 44/107 b)

Die Ausrichtung auf Unterrichtsanforderungen, das Insistieren auf pädagogische Unterweisung und die Betonung des von den Tübinger Philologen oft beklagten »practischen« Elements wird vor allem durch den zweiten Absatz der Bekanntmachung verdeutlicht: »… werden die Zöglinge beider Seminare von den Vorstehern derselben überhaupt in ihren Studien berathen, und wie zum tieferen Eindringen in ihre Wissenschaft, also auch zu gründlichem und umfassendem Nachdenken über den Gang, welchen der betreffende Schul-Unterricht hierin zu nehmen hat, und über den Geist dieses Unterrichts, desgleichen über die zweckmäßige Behandlung und Führung der Jugend, eingeleitet.« In: Regierungs-Blatt für das Königreich Württemberg, Jg. 1838, 1 und 2, S. 332.

Abgedruckt bei: Johann Friedrich Wilhelm Koch, Die preussischen Universitäten. Eine Sammlung von Verordnungen, welche die Verfassung und Verwaltung dieser Anstalten betreffen, Berlin/Posen/Bromberg 1840, Bd. II/2, S. 560 (No. 477. Reglement für das philologische Seminarium. Vom 28. Mai 1812).

Knappe Zusammenfassung der Statuten der philologischen Seminare bei Friedrich Paulsen, Geschichte des gelehrten Unterrichts …, s. Anm. 11, Bd. 2, S. 271–273: »Ursprünglich entstanden, um eine gründlichere Vorbildung für den Lehrerberuf zu sichern, sind sie (die philologischen Seminare) im 19. Jahrhundert zu reinen Pflanzschulen der gelehrten Forschung geworden.« Nicht aber (oder nur sehr bedingt) in Württemberg, wo das Seminar, Seit an Seit mit dem Realschullehrer-Institut, eine Art von Pädagogium blieb, nach dem Willen von Hof und Studienrat jedenfalls.

Johann Friedrich Wilhelm Koch, Die preussischen Universitäten, a.a.O., S. 679 (No. 538. Reglement für das philologische Seminarium. Vom 5. April 1812).

Ebd., S. 718f. (No. 550. Reglement für die philologische Gesellschaft bei der Universität zu Greifswald. Vom 8. Februar 1822).

Vgl. das revidierte Reglement, das philologische Seminar der Universität zu Halle betreffend, vom 7. November 1857, abgedruckt in: Hg. L. Wiese, Verordnungen und Gesetze für die höheren Schulen in Preussen. II. Abt., Berlin 1868, S. 39. (In diesem Buch, übersichtlicher als bei Koch, (Die preussischen Universitäten) eine Zusammenstellung der Seminarordnungen: Königsberg S. 27ff., Berlin S. 32, Greifswald S. 34f., Breslau S. 36f., Halle S. 39ff., Akademie zu Münster S. 45f., Bonn S. 47.)

Johann Stephan Pütter, Versuch einer academischen Gelehrten-Geschichte von der Georg-Augustus-Universität zu Göttingen, 2. Teil, Göttingen 1788, S. 273.

Detaillierte Untersuchungen zu Gesner und Heyne, den Wegbereitern des Neuhumanismus, und zum Göttinger Seminarium Philologicum, dem »Mutter-Kloster« aller nachfolgenden vergleichbaren Institutionen: Johannes Tütken, »Die Anfänge der Pädagogik im 18. Jahrhundert«, in: Pädagogik an der Georg-August-Universität Göttingen. Eine Vorlesungsreihe, Hg. Dietrich Hoffmann, Göttinger Universitätsschriften, Serie A: Schriften, Bd. 7, Göttingen 1987, S. 13–49, vor allem S. 33–49.

Vgl. zum Nord-Süd-Gefälle im Universitätswesen um 1800 (Preußen, Sachsen und Hannover als Führungsinstanzen): Friedrich Paulsen, Geschichte des gelehrten Unterrichts, vgl. Anm. 11, passim.

Ein, zumal in den Briefen an David Friedrich Strauss, häufig variierter Vischerscher Topos: Tübingen – ein Nest weit hinter dem Ural. Vgl. den Brief vom 10. Dezember 1865: »Man will mich nicht in der Hauptstadt, aber in dem Nest 7 Stunden weit weg, nicht in Petersburg, aber in Tobolsk dulden.« Zitiert nach: Fritz Schlawe, Friedrich Theodor Vischer, vgl. Anm. 4, S. 299.

Vgl. Paulsen, »F.A. Wolf und die neuhumanistische Philologie und Gymnasialpädagogik«, in: Friedrich Paulsen, Geschichte des gelehrten Unterrichts, vgl. Anm. 11, Bd. 2, S. 210–229.

Friedrich August Wolf, Ein Leben in Briefen, Hg. Siegfried Reiter, Bd. 1, Stuttgart 1935, S. 55.

In Tübingen nahm sich die Wolfsche Studium-Generale-Vision ein wenig bescheidener und »practischer« aus. Im provisorischen Statut für das Reallehrer-Seminar wird in § 16 erklärt: »Die Zöglinge des philologischen Seminars können, sofern die festgelegte Zahl der aktiven Zöglinge des Reallehrer-Seminars nicht voll ist, auch an einzelnen Übungen des letzteren, besonders in denjenigen Fächern, welche in der Regel auch zum Unterrichtskreise der Lehrer an den gelehrten Schulen gehören (wie Geschichte, Geographie, Arithmetik), als thätige Mitglieder theilnehmen.« (UAT 44/107 b, Schulsachen)

Friedrich August Wolf, Ein Leben in Briefen, a.a.O., Bd. 1, S. 55.

Friedrich Theodor Vischer, »Dr. Strauß und die Württemberger«, in: ders., Kritische Gänge, Bd. 1, 2. verm. Aufl., München o.J., S. 2.

Zitiert nach: O. Crusius, Erwin Rohde. Ein biographischer Versuch, Tübingen/Leipzig 1902, S. 103. Es ist beschämend, daß die Briefe Rohdes, aus denen Crusius zitieren durfte, bis heute, von verschwindenden Ausnahmen abgesehen, nicht ediert worden sind.

Verhandlungen …, a.a.O., S. 7.

Brief Goethes an Friedrich Zelter vom 28. August 1816, in: Johann Wolfgang Goethe. Gedenkausgabe der Werke, Briefe und Gespräche. 28. August 1949, Hg. Ernst Beutler, Bd. 21: Briefe der Jahre 1814–1832, Hg. Christian Beutler, Zürich 1951, S. 175: Wolf »hat sich, auf die seltsamste Weise, dem Widerspruch ergeben, daß er alles was man sagen kann, ja alles was da steht hartnäckig verneint und einen, ob man gleich darauf gefaßt ist, doch endlich zur Verzweiflung bringt. Eine solche Unart wächst von Jahr zu Jahr und macht seinen Umgang, der so belehrend und förderlich sein könnte, unnütz und unerträglich, ja man wird zuletzt von gleicher Tollheit angesteckt, daß man ein Vergnügen findet das Umgekehrte zu sagen von dem was man denkt.«

Zur Philologie-Konzeption Wolfs grundsätzlich: Manfred Fuhrmann,

Friedrich August Wolf. Zur 200. Wiederkehr seines Geburtstages am 15. Februar 1959, in: Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte, 33, 1959, S. 187–236.

Vgl. zum Methoden-Disput der klassischen Philologie in der Zeit zwischen Winckelmann und Wilamowitz: Axel Horstmann, »Die Forschung in der Klassischen Philologie des 19. Jahrhunderts«, in: Konzeption und Begriff der Forschung in den Wissenschaften des 19. Jahrhunderts. Referate und Diskussionen des 10. wissenschaftstheoretischen Kolloquiums 1975, Hg. Alwin Diemer, Meisenheim am Glan 1978, S. 27–57. Sowie: Philologie und Hermeneutik im 19. Jahrhundert. Zur Geschichte und Methodologie der Geisteswissenschaften, Hg. Hellmut Flashar, Karlfried Gründer und Axel Horstmann, Göttingen 1979.

»Es ist nicht viel, was wir Ihnen bieten können«

Theodor Mommsen, »Ansprache am Leibnizschen Gedächtnistage. 4. Juli 1895«, in: ders., Reden und Aufsätze, Berlin 1905, S. 196. Zum Epigonenbewußtsein am Ende des Jahrhunderts und dessen klassische Manifestationen (Kirchhoff, Wilamowitz etc.) vgl.: Manfred Landfester, »Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff und die hermeneutische Tradition des 19. Jahrhunderts«, in: Philologie und Hermeneutik im 19. Jahrhundert, vgl. Anm. 40, S. 156–180.

Man hat es ihm nicht leicht gemacht: Sein Beharren auf einer Mitwirkung bei der Examinierung von Absolventen des philologischen Lehrerseminars und seine Gewohnheit, unmittelbar mit dem Ministerium zu verhandeln – »aus Unkenntnis der hiesigen Verhältnisse« –, waren nicht dazu angetan, Rohde beliebt zu machen. Einzelnes zu Berufungsverfahren und Reaktionen: UAT 119/157 (Akten betr. die ordentliche Professur für altklassische Philologie 1878–1898).

Friedrich Nietzsche: Briefwechsel, a.a.O., III. Abt., 4. Bd., 1982, S. 148.

»Mein Leben geht im Übrigen so still wie möglich hin: noch habe ich nicht das Gefühl der Angehörigkeit an dieses wunderliche Schwabenvolk, aber sie fangen schon an, von ihrem anfangs recht antipathischen Wesen zu verlieren«: Brief Erwin Rohdes an Nietzsche vom 22. Dezember 1878, sechs Wochen nach der Tübinger Antrittsvorlesung geschrieben, in:

Friedrich Nietzsche, Briefwechsel, a.a.O., II. Abt., Bd. 6/2, 1980, S. 1006f.

O.Crusius, Erwin Rohde, a.a.O., S. 120.

Friedrich Nietzsche: Briefwechsel, a.a.O., III. Abt., Bd. 2, 1981, S. 162.

Chronik der Königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin für das Rechnungsjahr 1887/88, Jg. 1, Berlin 1888, S. 18–22.

Friedrich Theodor Vischer, »Dr. Strauß und die Württemberger«, a.a.O., S. 15.

Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff, Erinnerungen …, S. 178.

Verhandlungen über Fragen des höheren Unterrichts. Berlin 6. bis 8. Juni 1900, Halle 1901, S. 35.

Verhandlungen über Fragen des höheren Unterrichts. Berlin, 4. bis 17. Dezember 1890, Berlin 1891, S. 72. Eine ausführliche, glänzend formulierte und ideologiekritisch präzise Analyse der Schulkonferenzen und ihrer gesellschaftlichen Implikationen: Heinz J. Heydorn, »Zur Bildungsgeschichte des deutschen Imperialismus. Die Schulkonferenzen von 1890 und 1900«, in: ders., Ungleichheit für alle. Zur Neufassung des Bildungsbegriffs. Bildungstheoretische Schriften Bd. 3, Frankfurt 1980, S. 185–230.

Verhandlungen über Fragen des höheren Unterrichts, 1890, a.a.O., S. 3.

Ebd., S. 74.

Ebd., S. 537.

Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff, Erinnerungen, vgl. Anm. 22,

S. 251. Hier das charakteristische Bekenntnis: »Es wird zutreffen, daß Harnack und ich damals das Griechische gerettet haben, vor der Konferenz natürlich, durch Verhandlungen mit dem Ministerium, denn solche Redeschlacht einer zahlreichen Versammlung pflegt nur ornamentalen Wert zu haben.«

Vgl. Heinz J. Heydom, »Zur Bildungsgeschichte des deutschen Imperialismus«, vgl. Anm. 51, passim.

UAT 119/374 (Akten des philologischen Seminars 1898–1913): Der Antrag wurde abgelehnt.

Verhandlungen über Fragen des höheren Unterrichts, 1890, a.a.O., S. 365.

UAT 47/40 (Protokolle des Großen Senats 1927–1935), S. 170.

Vgl. »… treu und fest hinter dem Führer«. Die Anfänge des Nationalsozialismus an der Universität Tübingen 1926–1934. Begleitheft zu einer Ausstellung des Universitätsarchivs Tübingen, Tübingen 1983. Und: Uwe Dietrich Adam, Hochschule und Nationalsozialismus. Die Universität Tübingen im Dritten Reich, Tübingen 1977. – Eine detaillierte Darstellung der Tübinger Klassischen Philologie in der Zeit des Nationalsozialismus fehlt. Ihr Vorbild könnte sein: Cornelia Wegeler, »Das Institut für Altertumskunde der Universität Göttingen 1921–1962: Ein Beitrag zur Geschichte der Klassischen Philologie seit Wilamowitz«, in: Die Universität Göttingen unter dem Nationalsozialismus. Das verdrängte Kapitel ihrer 250jährigen Geschichte, Hg. Heinrich Becker, Hans-Joachim Dahms und Cornelia Wegeler, München u.a. 1987, S. 246–269.

»Es ist nicht viel, was wir Ihnen bieten können«

Vgl. Walther Ludwig, »Amtsenthebung und Emigration Klassischer Philologen« in: Berichte zur Wissenschaftsgeschichte. Organ der Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte. Bd. 7, 1984, S. 161–178.

Helmut Berve, Thukydides, Frankfurt/Main 1938, S. 49.

Ziele und Wege des altsprachlichen Unterrichts im Dritten Reich. Vorträge und Berichte der Tagung der altsprachlichen Arbeitsgemeinschaft im NS-Lehrerbund Gau Württemberg-Hohenzollern auf der Reichenau (Bodensee), Stuttgart 1937, S. 17.

Robert Gradmann, »Etwas vom Schwäbeln«, in: Aus Unterricht und Forschung. Wissenschaftliche Zeitschrift auf nationalsozialistischer Grundlage, H. 1–3, 1944, S. 61.

Vgl. dazu: Johannes Irmscher, »Die Antike im Bildungssystem der Weimarer Republik und der Zeit des Faschismus«, in: Wissenschaftliche Zeitschrift der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Gesellschafts- und Sprachwissenschaftliche Reihe, Jg. 18, 1969, H. 4, S. 17–25.

UAT 47/40 (Protokolle des Großen Senats 1927–1935), S. 156.

Vgl. dazu: Leonore O’Boyle, »Klassische Bildung und soziale Struktur in Deutschland zwischen 1800 und 1848«, in: Historische Zeitschrift, 207, 1968, S. 584–608.

Der Senatsberichter, ein Theologe, hielt Kleinknecht für wissenschaftlich fundierter als Snell – ein Urteil, das glauben machen könnte, der Streit zwischen starrer Gottesgelehrsamkeit und weltläufig-freisinniger Theologie sei in Tübingen selbst nach dem Zweiten Weltkrieg nicht beendet worden.

Vorschlagsliste für die Wiederbesetzung der o. Professur für Klassische Philologie vom 3. Mai 1947: »Snells neuestes Buch ›Die Entdeckung des Geistes. Studien zu Entstehung des europäischen Denkens bei den Griechen‹ (1946) vereinigt … Aufsätze, deren Thematik und ungleicher Wert den verlockenden Gesamttitel nur zum Teil decken … (Snells) Schriften üben durch ästhetischen Reiz wie durch ihre Problemstellung vielfach auch auf Angehörige anderer Disziplinen ihre Anziehung aus, wobei über der Freude am schönen Bau dann wohl auch unbemerkt bleibt, daß er mitunter auf schwachen Füßen steht.« Fürwahr eine Laudatio à la Teuffel und ein Musterbeispiel für jene Abkanzelung der hommes de lettres von seiten der Zunft, wie sie seit Lessings Tagen in Deutschland noch immer den Fachgrenzen sprengenden Gebildeten gilt, den Polyglotten, Witzigen und Erzgescheiten.

Walter F. Otto, Gastprofessor in Tübingen nach dem Zweiten Weltkrieg, wurde bereits 1909 (!) als Extraordinarius an seine schwäbische Heimatuniversität berufen, lehnte, in München bleibend, die Vokation jedoch ab.

Nach einem – offenbar wortgetreuen – Referat in der Schwäbischen Kronik, Nr. 274 vom 17. November 1878, II. Blatt, S. 1.

Vorwort

»Man stelle sich einen Arbeiter, etwa einen Dachdecker vor, der sich zum Krüppel gefallen hat und nun an der Straßenecke bettelnd sein Leben fristet. Man komme nun als Wundertäter und verspreche ihm, das krumme Bein gerade und gehfähig herzustellen. Ich meine, man darf sich nicht auf den Ausdruck besonderer Glückseligkeit in seiner Miene gefaßt machen. Gewiß fühlte er sich äußerst unglücklich, als er die Verletzung erlitt, merkte, er werde nie wieder arbeiten können und müsse verhungern oder von Almosen leben. Aber seither ist, was ihn zunächst erwerbslos machte, seine Einnahmequelle geworden; er lebt von seiner Krüppelhaftigkeit. Nimmt man ihm die, so macht man ihn vielleicht ganz hilflos; er hat sein Handwerk unterdessen vergessen, seine Arbeitsgewohnheiten verloren, hat sich an den Müßiggang, vielleicht auch ans Trinken gewöhnt.«

Ein unbekannter, auf einem Paradox aufgebauter, ebenso präzise wie poetisch strukturierter Text: anschaulich und durchdacht zugleich. Ein Kafka-Notat, aus den »Hochzeitsvorbereitungen« zum Beispiel? Oder ein Zeugnis aus der Werkstatt des frühen Musil: luzide durchkalkuliert, mit kleinen austriazensischen Saloppheiten? Keineswegs. Der Text stammt nicht von einem Schriftsteller, sondern von einem Arzt. Verfasser: Sigmund Freud. Quelle: »Bruchstück einer Hysterie-Analyse«.

Ich denke, die Geschichte vom verunglückten Dachdecker, die ein Glanzstück jeder Anthologie sein könnte, macht deutlich, wie entschieden dort Einspruch erhoben werden müßte, wo Literatur sich immer noch mit Belletristik verwechselt sieht. Als ob nicht wissenschaftliche Texte genauso »fiktional« sein könnten wie lyrische Etüden, als ob Bismarck, Mommsen und Freud nicht eher in eine Geschichte der deutschen Literatur gehörten als Scheffel oder Spielhagen.

Einspruch also – ein Einspruch unter vielen, die in den folgenden Reden dem Leser zur Beurteilung vorgetragen werden. Einspruch nicht zuletzt gegen die »Einschüchterung durch Klassizität« im Sinne Brechts: darum, wieder und wieder, der Versuch, Texte gleichsam gegen den Strich zu lesen, um derart Meister der Literatur in frischer neuer Beleuchtung erscheinen zu lassen. Erasmus – ein Pazifist, der nicht nur in lateinischem Ambiente gesehen werden will, in Bibliotheken und Druckereien, sondern ein Literat, der, gut lutherisch, auch dem Volk aufs Maul zu schauen verstand – ein witziger, alltäglicher Praxis vertrauter Mann und ein Polemiker dazu, der’s in seinen Satiren, Dialogen und Kolloquien mit der Poetenzunft jederzeit aufnehmen kann.

Und dann Lessing: der »gelehrte Landstörzer« – auch er nicht nur in der Klause, dem Theater (und am Spieltisch, natürlich) zu Hause, sondern auf den Straßen und Jahrmärkten seiner Zeit – im Bund mit einem höchst gemischten Publikum, verkrachten Existenzen, gelehrten Sonderlingen und jener species humani generis, die er, da sie so geistreich sei und überzeugend zu parlieren verstünde, den Hofbeamten, Professoren und geistlichen Hirten voranstellte: den Frauen.

Einspruch also um des Neufigurierens, der Hervorhebung bisher allzu beiläufig abgehandelter Stil- und Charaktereigenschaften willen: Büchner – ein Schriftsteller, der eher fürs Mitleid plädiert, für Erbarmen und Humanität, als für behende Gewalt; Tucholsky: als Gesprächspartner Fontanes zu sehen (in einem jener imaginären Dialoge, die ein bevorzugtes Stilelement dieses Buches sind); Mozart – im Pantheon der Poeten auftretend - ein genialer Stilist, unterwiesen in der Kunst geistreicher Brief-Verlautbarungen durch einen bis heute verkannten homme de lettres, Vater Leopold.

Schließlich Friedrich Dürrenmatt, dem ich, zusammen mit Kurt Marti, im Berner Münster das Totengeleit gegeben habe – kein »Vollblut-Dramatiker«, wie man ihn nennt, sondern ein Denk-Spieler, der in seinem Prosa-Spätwerk die Grenze zwischen Dichtung und Philosophie aufzuheben verstand, indem er beschrieb, wie Menschen denken, die zugleich als Kopernikaner und Ptolemäer zu leben versuchen.

Einspruch aber nicht nur, um die fixierte Beurteilung von Literaten in Frage zu stellen und so Fremdheit und Anderssein vermeintlicher Bekannter zu illustrieren, Einspruch auch gegen die Vernachlässigung von Phänomenen, die wortwörtlich lebensbestimmend sind: der Freude, zum Beispiel; und vor allem Einspruch gegen das Vorurteil, das besagt, die Beschreibung von Institutionen müsse notgedrungen fad, akademisch und trocken sein. Als ob das Portrait eines Theaters, eines Krankenhauses, eines Seminars nicht ebenso vielfältig, widersprüchlich, apart, abstoßend, lustig und tieftraurig ist, wie das Gesicht eines Menschen: Wie sah, um 1800, ein idealer Frauenarzt aus? Wie verlief der Lehrbetrieb einer Schule? Wie wurden Kranke versorgt, Seelenheilkundige unterwiesen, Menschen in ihrer Eigenart verstanden, auf den Stationen der Hospitäler? Ist die große Debatte über das Pavillon-System der Krankenhäuser wirklich langweiliger als die Erörterung von literarischen Strömungen oder als die Physiognomie eines Künstlers? Einspruch, in vielfacher Weise und auf vielen Gebieten, der – sonst wäre er langweilig und gäbe sich autoritär – selbstverständlich nach abermaliger Entgegnung verlangt und die Diskussion nicht beenden, sondern, aufs Offene der behandelten Phänomene verweisend, beginnen möchte – im Sinne Goethes, der Eckermann im März 1827 bedeutete: »Das Gleiche läßt uns in Ruhe; aber der Widerspruch ist es, der uns produktiv macht.«

 

Tübingen, im Juli 1992

Walter Jens

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