Redwood Love – Es beginnt mit einem Kuss

Gabby Cosette strich mit der Hand über das babyblaue Trägerkleid, das sie sorgfältig für diesen Abend ausgesucht hatte, und versuchte, nicht zu eifrig zu wirken. Oder sich zu übergeben. Auch das wäre nicht gut.

Sie saß in einer der Nischen im hinteren Teil des einzigen italienischen Restaurants in Redwood und sah sich um. Dabei tröstete sie sich mit dem Gedanken, dass es noch zu früh war für den Ansturm zum Abendessen. Der Laden war eine gute Wahl. Oder etwa nicht? Nicht so zwanglos wie das Shooters – die Bar, die sie und ihre Freunde normalerweise besuchten –, aber auch nicht so formell wie eines der Fischrestaurants, von denen es in ihrer Kleinstadt an der Küste von Oregon gleich mehrere gab. Das hier war ein bisschen verbindlicher als ein Treffen auf einen Kaffee oder ein Bier, ohne gleich nach Verzweiflung zu riechen.

War eine Nische im hinteren Teil zu offensichtlich? Hatte sie es mit ihrem Make-up übertrieben? Vielleicht hätte sie ihr Haar aufstecken sollen, statt es offen zu tragen?

Nein, nein und nochmals nein. Sie hatte sich ganz bewusst für einen natürlichen Look entschieden. Die Menschen hier in Redwood kannten sie schon ihr ganzes Leben lang. Es war nicht allzu ungewöhnlich, dass Gabby ein Kleid und ein wenig Make-up trug. Sie machte sich unnötig Gedanken.

Es war nur … Na ja, sie hatte seit einem Jahr kein Date mehr gehabt. Seit einem Jahr!

Es war dämlich, sich wegen einer ersten Verabredung so verrückt zu machen, besonders da es um Tom ging. Sie waren zusammen in die Grundschule und in die Highschool gegangen. Seine Eltern lebten auch heute noch nur ein kleines Stück von ihren entfernt. Es war ein wenig seltsam, dass er nie ein romantisches Interesse an ihr gezeigt, sie aber diese Woche plötzlich um eine Verabredung gebeten hatte.

Andererseits … fast alle in der Stadt betrachteten sie als das nette Cosette-Mädchen, die gute Freundin. Daher die Date-Flaute. Es war schwer, einen Mann auf den Gedanken zu bringen, sie zu küssen – geschweige denn sie sich nackt vorzustellen –, wenn sie doch quasi das Wort ‹platonisch› auf die Stirn tätowiert trug.

Die Kellnerin schlenderte mit dem Notizblock in der Hand heran. «Wartest du auf jemanden, Kleine?»

«Ja.» Sie lächelte und griff nach ihrem Handy, das auf dem Tisch lag. Tom war schon fünf Minuten zu spät. «Er sollte gleich da sein.»

«Oooh. Ein Date?» Mavis stemmte eine Hand in ihre volle Hüfte und grinste, sodass die Falten um ihre Augen sich zu Schluchten vertieften. Gabby war sich nicht sicher, wie alt Mavis war – das wusste niemand –, aber irgendwie schien sie seit Gabbys Kindheit nicht weiter gealtert zu sein.

Gabby öffnete den Mund, um zu antworten, doch in diesem

«Hab dich an der Bar nicht entdeckt. Mit einem Tisch hatte ich gar nicht gerechnet.»

Es war noch ziemlich früh, und selbst am Freitag war das Bella Italia selten besonders voll. Wie schwer war es da wohl, sie zu finden? «Wir brauchen noch einen Moment», sagte sie zu Mavis und wartete, bis die Kellnerin gegangen war.

Tom trug sein blondes Haar für ihren Geschmack zu kurz, und seine Lippen waren zu dünn. Sie betrachtete seine unscheinbar braune Augen, während er seinen Blick unruhig über das Restaurant gleiten ließ, bevor er sich wieder auf Gabby konzentrierte. Er versuchte nicht, sich dafür zu entschuldigen, dass er zu spät dran war. Anscheinend kam er direkt von der Arbeit. Auf seinen Jeans und dem T-Shirt prangten Farbflecken. So was passierte, wenn man für die Maler- und Dachdecker-Firma des eigenen Vaters arbeitete.

«Danke, dass du dir Zeit für mich nimmst.» Er nahm seine Baseballmütze ab und kratzte sich am Kopf.

Wieso klang das so gar nicht nach einem Date? «Ähm … ist doch selbstverständlich. Wie läuft es bei der Arbeit?» Ihr Blick fiel auf seine Hände, die keinen Deut besser aussahen als seine Kleidung. Vielleicht hätte sie sich doch für das Shooters entscheiden sollen.

Gabbys Magen verkrampfte sich, weil irgendetwas hier absolut nicht stimmte. Und diesmal hatte es nichts mit ihrer Nervosität zu tun. Verwirrt, wie sie war, rief sich Gabby das Gespräch noch einmal in Erinnerung, das sie Anfang der Woche mit Tom geführt hatte, als er seinen Hund in die Tierklinik

«Gut. Bei der Arbeit läuft alles prima.» Er setzte die Kappe wieder auf und warf einen Blick nach draußen. «Langsam wird es wärmer, also bessert sich die Auftragslage wieder.»

Vielleicht war er auch nervös. Dieser Gedanke entspannte sie ein wenig.

Mavis kehrte zurück und fragte, was sie trinken wollten.

Tom hob abwehrend eine Hand. «Für mich nichts, danke. Ich kann nicht lange bleiben. Ich spiele heute Abend noch mit den Jungs Poker. Und vorher muss ich noch duschen.»

Das gezwungene Lächeln, das Gabby sich ins Gesicht gekleistert hatte, welkte dahin wie die Petunien ihrer Mutter im Herbst. Was meinte er damit, dass er nicht lange bleiben konnte? Warum verabredete er sich mit ihr und vereinbarte eine Pokerrunde für denselben Abend? Und wieso duschte er für seine Freunde, aber nicht für sie?

Mavis blickte in einer Mischung aus Verwirrung und Ärger von einem zum anderen. In dem Schweigen, das folgte, trommelte sie mit dem Stift auf ihren Block. «Kann ich dir etwas bringen?» Sie richtete den Blick auf Gabby, und ihr Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass Gabby besser etwas bestellen sollte.

«Ich nehme einen Eistee. Danke.» Als die Kellnerin gegangen war, sah Gabby Tom an. Er hatte einen Arm über die Rückenlehne der Bank gelegt und die Beine ausgestreckt. Der Geruch von Eau de Farbverdünner wehte über den Tisch. «Also …?»

«Richtig. Stimmt.» Tom beugte sich vor. «Ich weiß zu schätzen, dass ich das persönlich erledigen kann.»

Plötzlich wurde ihr Körper zu einem Kriegsgebiet der gegensätzlichen Gefühle. Innerlich wurde ihr eiskalt, während ihre Haut sich erhitzte. Gabby hoffte inständig, dass sie nicht rot wurde. Ihre helle Haut verriet ihre Gefühle sofort, was sie mehr hasste als Algebra – und Mathe war wirklich grauenerregend.

Tom stieß ein angespanntes Lachen aus, das eher wie ein Wiehern klang und dafür sorgte, dass mehrere andere Gäste sich zu ihnen umdrehten. «Es ist nicht gerade die Art von Gespräch, das man am Telefon führen will oder so, verstehst du?»

Nein. Sie verstand nicht. «Vielleicht solltest du mir einfach sagen, worum es geht?»

Er spielte mit dem Parmesantöpfchen herum, ohne sie anzusehen. «Na ja, die ganze Stadt spricht von Rachels und Jeffs Trennung.»

Gabby runzelte die Stirn, weil sie die Teile dieses irren Puzzles einfach nicht zusammensetzen konnte. Ihre ältere Schwester war nur ein paar Wochen mit Jeff ausgegangen, was nach Rachel-Standard schon fast einer Ehe gleichkam. Rachel hielt sich gern alle Möglichkeiten offen. Und für die meisten Männer hielt sie auch die Schlafzimmertür weit offen.

Bei diesem Gedanken stiegen sofort Schuldgefühle in ihr auf, doch das änderte nichts an der Wahrheit. Sie und Rachel hätten nicht unterschiedlicher sein können. Rachel war stolz und sexy. Gabby war das nette Mädchen von nebenan. Die Männer begehrten Rachel. Das Einzige, was sie von Gabby wollten,

Nervös wickelte Gabby sich eine Strähne um den Zeigefinger. «Ich verstehe nicht, was Rachel und Jeff mit …» Sie wedelte hilflos mit der Hand, weil sie unfähig war, den Satz zu Ende zu führen. Sie hatte wirklich keine Ahnung, worum es hier ging.

«Na ja», sagte Tom so beiläufig, dass sie am liebsten mit den Zähnen geknirscht hätte, «jetzt, wo Rachel wieder zu haben ist, dachte ich, du könntest vielleicht ein gutes Wort für mich einlegen?» Er blinzelte und sah sie hoffnungsvoll an.

Sie konnte ihn ein paar Sekunden lang nur fassungslos anstarren.

Die Erkenntnis, worum es hier wirklich ging, bohrte sich langsam und schmerzhaft in ihren Kopf. Als er sie Anfang der Woche gebeten hatte, sich mit ihm zu verabreden, hatte er sich nicht wirklich mit ihr verabredet. Er hatte etwas gesagt wie: Kannst du dich am Freitag mit mir treffen?

Und dumm, wie sie war, hatte sie daraus geschlossen, dass er mit ihr ausgehen wollte.

Als ob. Es würde sich niemals ein Mann für sie interessieren, da ihre Schwester alle guten Gene abbekommen hatte und nicht in dem Ruf stand, nur ein guter Kumpel zu sein. Sie war nicht wie die gute alte Gabby.

«Das hier war nie ein Date», murmelte sie leise, eher um die Situation zu verarbeiten, als um sich ihre Vermutung bestätigen zu lassen.

«Was?»

Sie schloss die Augen und schüttelte den Kopf, um Tom zu signalisieren, dass es keine Rolle spielte. Was es für ihn ja auch nicht tat, da sie nicht diejenige war, um die es ihm ging. Es

Gott, sie war eine Idiotin.

Enttäuschung machte sich in ihr breit, als all ihre Hoffnungen endgültig in sich zusammenfielen. Eigentlich sollte sie das nicht überraschen. Es war wirklich nicht das erste Mal, dass jemand versuchte, sie als Vermittlerin einzuschalten. Wenn es nicht um ihre Schwester ging, dann um ihre Freundinnen. Aber sie hatte sich auf den heutigen Abend gefreut, hatte gehofft, es wäre ein kurzer Regenschauer in einer langen Dürreperiode.

Ein Kloß bildete sich in ihrer Kehle, und ihre Augen wurden feucht. Sie ließ ihren Blick durch den Raum schweifen, um ihre erbärmlichen Gefühle endlich wieder unter Kontrolle zu bringen. Seit ihrer Ankunft hatten sich die meisten Tische gefüllt. Himmel, wenn sie jetzt anfing zu weinen …

«Also, was sagst du?» Tom stellte das Parmesantöpfchen zur Seite. «Könntest du einem Kumpel ein wenig unter die Arme greifen?»

Kumpel. Das Wort traf sie wie ein Schlag. Doch statt zusammenzuzucken, räusperte sie sich und lächelte. Wer war sie schon, sich wahrer Liebe in den Weg zu stellen? «Natürlich. Ich werde morgen mit ihr reden.»

Sein nervöses Grinsen verwandelte sich in ein echtes Lächeln, sodass seine leicht schief stehenden Vorderzähne sichtbar wurden. «Du bist die Beste, Gabby.»

Jep. Das war sie. Sie widerstand nur mit Mühe der Versuchung, sich selbst sarkastisch auf die Schulter zu klopfen.

Hätte sie überhaupt ernsthaft eine Beziehung mit ihm gewollt? Wahrscheinlich nicht. Tom war nicht übermäßig

Was nicht passieren würde. Nicht heute Abend.

Tom stand auf und tippte sich an die Baseballkappe, als wäre es ein Cowboyhut. «Vielen Dank noch mal. Ich muss jetzt los.»

Natürlich. Und sie blieb wieder allein zurück. Vielleicht sollte sie anfangen zu schreiben. Bei Hemingway hatte es funktioniert.

Sie nickte. Dann sah sie Tom hinterher, als er das Restaurant verließ, bevor sie zur Bar schaute, weil sie darüber nachdachte, sich eine kleine Tequila-Therapie zu gönnen.

Flynn lehnte an der Bar und sah sie an. Seine Haltung war entspannt, wie es typisch für ihn war. Er trug noch seine dunkelblaue Praxiskleidung. Das war mal ein attraktiver Mann. So groß, dass sie ihm gerade bis ans Kinn reichte. Athletischer Körperbau, sehnige Muskulatur, breite Schultern, schmale Hüften.

Alle drei O’Grady-Brüder waren auf ihre ganz eigene Art sexy. Aber Gabby war mit ihnen aufgewachsen, und es hatte nie zwischen ihnen gefunkt. Cade, der jüngste Bruder, war seit kurzem mit ihrer Praxismanagerin verlobt, und Drake, der älteste Bruder, war Witwer. Gabby konnte sich einfach nicht vorstellen, dass er sich wieder verabredete, zumindest nicht in nächster Zeit. Auch Flynn ging aktuell mit niemandem aus.

Nicht, dass es eine Rolle gespielt hätte. Sie arbeitete für Flynn und seine Brüder in der Tierklinik, also war das sowieso absolut ausgeschlossen.

Flynn war taub. Nach all den gemeinsamen Jahren verstand sie mühelos, was er meinte, selbst wenn sie keine Gebärdensprache benutzten wie normalerweise. Zwischen ihnen hatte es immer eine starke Verbindung gegeben, sodass sie sich auch ohne Worte verstanden. Zum Teil hing das damit zusammen, dass sie gute Freunde waren, der Rest war dem Umstand zu verdanken, dass sie seit vielen Jahren eng zusammenarbeiteten.

Sie zuckte nur mit den Achseln, ohne ihre enttäuschte Miene zu verbergen. Es war manchmal zum Kotzen, sie zu sein.

Flynns Brauen senkten sich, und er stieß sich von der Bar ab, um zu ihr zu kommen. Doch im selben Moment tippte ihm der Barmann auf die Schulter und gab ihm eine Tüte. Flynn bezahlte sein Essen und nahm es mit zu ihrer Nische, wo er die Tüte auf den Tisch stellte, bevor er sich setzte.

Er sah sie aus seinen haselnussbraunen Augen an, die von unanständig langen Wimpern umrahmt wurden, dann glitt sein Blick über ihr Gesicht. «Was ist passiert?», fragte er in Gebärdensprache. «Ich dachte, du hättest eine Verabredung?»

Wie immer antwortete sie gleichzeitig mit Worten und mit den Händen. «Das dachte ich auch. Aber es hat sich herausgestellt, dass er nur meine Hilfe wollte, um an meine Schwester heranzukommen.» Als Flynns Miene sich verfinsterte, zuckte sie mit den Achseln. Die Sache war auch so schon peinlich genug. «Meine Schuld. Ich habe zu viel in unser Gespräch hineininterpretiert.»

Flynn starrte sie einen Augenblick ungläubig an, dann schüttelte er den Kopf. Sein attraktives, kantiges Gesicht

Mavis kam wieder zum Tisch. Sie richtete den Blick auf Flynn. «Isst du doch hier?»

Aus Gewohnheit sah er zu Gabby. Flynn konnte Lippen lesen, aber manchmal sprachen die Leute zu schnell oder sahen ihn nicht direkt an, sodass er nicht erkennen konnte, was sie sagten. Gabby wiederholte Mavis’ Frage in Gebärdensprache.

Er grinste, sein ganz normales, gut gelauntes Selbst hatte wieder die Oberhand gewonnen, dann nickte er.

Nun, es mochte keine Verabredung sein, aber Flynn war ihr trotzdem lieber als Tom. Gabby sah die Kellnerin an. «Ich nehme ein Bier vom Fass. Und könntest du mir das größte Stück Tiramisu bringen, das du finden kannst?»

«Geht klar, Kleine.»

Gabby sah ihr kurz hinterher, bevor sie ein tiefes Seufzen ausstieß. Als sie Flynn ansah, verriet seine Miene, dass er geduldig darauf wartete, dass sie ihn wieder beachtete.

Er beugte sich vor, als wollte er seine Aussage betonen. «Er ist ein Arschloch.»

Sie lachte. «Sind sie das nicht alle?»

«Nicht alle.» Er holte einen Styropor-Behälter mit Lasagne aus seiner Tüte, klappte ihn auf und nahm ihre Gabel von der Serviette. Dann drückte er ihr das Besteck in die Hand und gebärdete: «Iss.»

Er griff nach seiner eigenen Gabel und nahm einen Bissen. Als sie selbst nur im Essen herumstocherte, musterte er sie fragend. «Hey. Geht es dir gut?»

Er nickte, ohne sie aus den Augen zu lassen. «Kinoabend. Bei mir. Du kannst den Film aussuchen.»

Wieso zur Hölle war er nicht vergeben? Ernsthaft?

Die traurige Wahrheit lautete, dass Frauen Flynn wegen seiner Behinderung oft übersahen, genauso wie Männer Gabby übersahen, weil sie immer als die gute Freundin wahrgenommen wurde. Menschen waren dämlich. «Vielleicht sollten wir so einen Pakt schließen. Du weißt schon … dass wir uns gegenseitig heiraten, wenn keiner von uns beiden mit dreißig unter der Haube ist.»

Er zog eine Augenbraue hoch, wie er es immer tat, wenn er sagen wollte ‹Jetzt bist du vollkommen durchgeknallt›. «Ich bin schon dreißig, und du hast in ein paar Wochen deinen runden Geburtstag. Dieser Zug ist abgefahren.»

Okay. «Schön. Zerstör meine Phantasien nur mit deiner Logik.»

Seine Schultern zuckten in einem stummen Lachen.

Sie lächelte. «Na dann, zurück zu unserem heißen Date. Was, wenn ich eine Schnulze aussuche?»

Er zuckte mit den Achseln. «Dann lege ich meine Eier solange in den Kühlschrank. Aber sag’s nicht weiter.»

Sie schlug die Hände vors Gesicht und lachte, bis ihr Bauch weh tat. Als sie sich wieder fing, hatte sich ihre Laune deutlich gebessert. Gott sei gedankt für gute Freunde. «Allein schon deswegen werde ich mein Tiramisu mit dir teilen.»

Sie stützte ihr Kinn in die Hand, bevor sie den Kopf wieder hob, um die Hände zum Sprechen frei zu haben: «Wir hätten so süße Babys bekommen.»

«Wem sagst du das. Und jetzt iss, oder ich zwinge dich, noch mal Stirb langsam mit mir zu schauen.»

Sie schaufelte sich mehr von der wunderbaren Kohlenhydrat-Käse-Mischung auf die Gabel. An grauenhaften Tagen zählten Kalorien nicht. «Welchen Teil?»

Er musterte sie mitleidig. «Alle.»

Tod durch Bruce Willis. Es gab Schlimmeres.

Flynn konnte sich nur mit Mühe davon abhalten, die Augen zu verdrehen. Er saß in seinem Wohnzimmer auf der Couch, Gabbys nackte Füße lagen auf seinem Schoß, während die lächerlichste romantische Komödie aller Zeiten auf ihr Ende zusteuerte. Er zählte die letzten fünf Minuten des Irrsinns herunter. Der einzige Lichtblick war Meg Ryans vorgetäuschter Orgasmus gewesen. Unglaublich witzig.

Er musste Gabby, die neben ihm lag, nicht einmal ansehen, um zu wissen, dass in ihren Augen Tränen glänzten. Frauen und ihre Liebesgeschichten. Zumindest hatte er es geschafft, sie von ihrem Nicht-Date heute Abend abzulenken. Er hätte Tom gerne die Faust ins Gesicht gerammt, weil er schuld daran war, dass Gabby so geknickt wirkte.

Sie tippte ihm mit dem Fuß auf die Brust, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. «Bin ich unattraktiv?»

Er hatte ihre Fußsohlen massiert, doch jetzt hielt er inne. Wie auch immer er diese Frage beantworten würde, er hätte ein Problem. Zu lügen und ihr zu erklären, dass sie nichts Besonderes sei, würde sie nur tiefer in ihre Depression stürzen. Aber Ehrlichkeit barg die Gefahr, etwas preiszugeben, was er lange versteckt hatte … sogar vor sich selbst.

Die Wahrheit lautete, dass er immer ein wenig für Gabby geschwärmt hatte. Es war nichts Ernstes, nichts Monumentales. Er litt nicht. Die Gefühle waren nur … da. Am Rande seines Bewusstseins. Er war sich Gabbys Existenz immer bewusst.

Sie zog ihre Füße von seinem Schoß. Ihre Miene verriet ihm, dass sie aus seinem Schweigen ganz eigene Schlüsse zog. Verdammt.

Er entschied sich für eine humorvolle Antwort. «Du bist scheußlich. Ich kann dich kaum ansehen, ohne zu würgen.»

Sie verzog ihren hübschen, pinkfarbenen Mund und kniff schlecht gelaunt die babyblauen Augen zusammen. «Ich meine das ernst.»

«Ich auch. Könnte sein, dass ich gleich auf die Toilette muss, um mich zu übergeben.»

Sie seufzte. Er konnte es natürlich nicht hören, aber er fühlte ihren Atem wie eine warme Liebkosung auf seiner Wange. Was zur Hölle stimmte nicht mit Tom? Gabby war zehnmal besser als ihre Schwester. Dieser Idiot hatte heute Abend der puren Perfektion gegenübergesessen, nur um gleich wieder zu verschwinden.

Flynn zog an dem Pferdeschwanz, den Gabby sich gemacht

«Du bist bezaubernd.» Mit dieser Antwort war er auf der sicheren Seite. Aber so war sie wirklich – bezaubernd.

«Das ist das Problem.» Sie wedelte mit den Armen, als wollte sie einen Zyklon erzeugen. «Die bezaubernde kleine Gabby.»

Flynn verstand nicht, was daran schlecht sein sollte, also hielt er lieber den Mund.

«Kein Mensch will jemanden flachlegen, der bezaubernd ist. Ich werde niemals Sex haben, oder?»

Auf diese Frage wäre er nicht einmal eingegangen, wenn sein Leben davon abgehangen hätte. Er hob die Hände, um ihr eine beruhigende Antwort zu geben – dass sie eines Tages schon noch den Richtigen finden würde oder irgendwas in der Art –, aber sie war noch nicht fertig.

«Ich meine … ich will, dass ein Mann mich so ansieht, wie Cade Avery ansieht.» Ihr Gesicht nahm einen entspannten, leicht verklärten Ausdruck an, als würde sie sich gerade vorstellen, wie Flynns Bruder und seine Verlobte durchs La-La-Land tanzten. «Als wäre sie sein Ein und Alles.» Ihr Blick glitt zurück zu ihm. Trauer lag darin, und es versetzte ihm einen Stich. «Ich war noch nie das Irgendwas von irgendwem.»

Erster Gedanke? Liebeskomödien waren schlecht für ihr seelisches Gleichgewicht.

Er musste seine Hände dazu zwingen, ihr nicht zu antworten, dass sie sein Ein und Alles war. Diese Reaktion war direkt, fast instinktiv – aber dennoch wahr. Sie war seine beste

«Ich entschuldige mich für meine Hälfte der Spezies.»

Sie lächelte, doch ihre Augen blieben traurig. «Du bist eigentlich auch kein schlechter Fang. Also entschuldige ich mich ebenso für meine Hälfte der Spezies.»

Genau. Das war Gabby. Sie verstand ihn, selbst wenn er sich gar nicht beschwerte. An den meisten Tagen hatte er fast das Gefühl, sie könnte seine Gedanken lesen. Jetzt zuckte er mit den Schultern, als wäre ihm das vollkommen egal.

«Wieso springen die Frauen dich nicht reihenweise an?»

Ihre Frage war rhetorisch und nicht notwendigerweise an ihn gerichtet. Und sie kannte die Antwort. Flynn mochte genauso gut aussehen wie seine beiden Brüder, aber keine Frau wollte eine dauerhafte Beziehung mit jemandem, der nicht zuhören konnte. «Die Leute neigen dazu, den zu beachten, der schreit, und denjenigen zu ignorieren, der flüstert.»

Ihre Schultern hoben und senkten sich in einem tiefen Atemzug. Das Verständnis in ihren Augen machte ihm klar, dass sie besser zu einem sicheren Thema wechseln sollten. Er warf einen Blick auf den Fernseher und bemerkte, dass der Film zu Ende war. Es war fast Mitternacht, aber sie mussten morgen beide nicht arbeiten. Er fragte sich, ob er einen weiteren Frauenfilm einlegen sollte oder ob Gabby sich inzwischen besser fühlte und aufbrechen wollte.

Fletch, sein Golden Retriever, erhob sich vom Boden vor

Ihre runden Wangen hoben sich in einem breiten Grinsen, und sie kraulte den Hund hinter den Ohren. Ihr Mund bewegte sich, als sie mit ihm sprach, aber Flynn konnte die Worte nicht erkennen. Dünne Strähnen hatten sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst und fielen ihr über den Hals.

Gabby war auf den ersten Blick nicht sexy oder verführerisch, aber sie leuchtete förmlich von innen, strahlte eine Wärme aus, die die meisten Leute für selbstverständlich hielten und daher einfach übersahen. Ihr Inneres war so verdammt schön, dass es eigentlich keine Rolle spielte, wie sie aussah. Aber unattraktiv? Gabby? Nicht im Geringsten.

Er mochte taub sein, aber die anderen Männer in dieser Stadt waren blind.

«Dein Hund hat zugestimmt, mich zu heiraten.»

Wie gewöhnlich brachte sie ihn zum Lachen. «Du hast ihn mit Speck bestochen. Gib es zu.»

«Er hat seine Entscheidung ausschließlich aufgrund meiner Vorzüge getroffen.»

Dagegen ließ sich nichts sagen. Sie besaß jede Menge Vorzüge. «Diese Diskussion hatten wir schon einmal. Wenn du meinen Hund heiratest, gehöre ich mit zum Gesamtpaket.» Was für ein lächerliches Gespräch, aber er spürte, dass ihr heute Abend ein wenig Unsinn guttat.

Ihr Blick glitt über seinen Körper, als zöge sie … ihn … in Erwägung. Einen Augenblick später wandte sie den Blick ab, und er hatte keine Ahnung, wie ihr Urteil ausgefallen war. «Wer begleitet dich auf Cades Hochzeit?»

Sein Bruder und Avery wollten sich Ende nächsten Monats

Er hatte bisher nicht groß über die Feier nachgedacht. Wenn Gabby und er nicht gerade ein Date hatten, gingen sie normalerweise zusammen auf solche Feierlichkeiten. Wenn Flynn jetzt so darüber nachdachte, wurde ihm klar, dass er öfter ihre Begleitung gewesen war als irgendjemand sonst. «Möchtest du mich begleiten, wenn dich bis dahin nicht irgendein Neandertaler an den Haaren in seine Höhle geschleppt hat?»

«Wir sind ja auch in der Hochzeitsgesellschaft einander zugeteilt. Warum nicht?»

Was ihn an eine weitere kleine Sorge erinnerte. Okay, eine große Sorge.

«Was ist los?» Gabby hörte auf, Fletch zu streicheln, sehr zum Missfallen des Hundes. Stattdessen richtete sie ihre blauen Augen auf Flynn, und wie jedes Mal machte sein Herz einen Sprung. Eine Mischung aus Kornblume und Saphir – bei diesem Anblick konnte er einfach nicht anders, als alles auszuplaudern.

Er seufzte. «Von der Hochzeitsgesellschaft wird erwartet, dass sie den ersten Tanz tanzt, stimmt’s?»

Sie runzelte die Stirn. «Sicher.» Sie musterte ihn. «Wir

Obwohl die ganze Sache eigentlich dämlich war, erwiderte er ihren Blick, bis sie verstand. Es dauerte nicht lang.

Langsam nickte sie. «Aber nie einen langsamen Tanz, bei dem uns alle anstarren.»

Jep. Es war eine Sache, die Menge zu beobachten und die Bewegungen der anderen nachzuahmen, aber etwas vollkommen anderes, komplizierte Tanzschritte zu einer Melodie auszuführen, die er nicht hören konnte.

Gabby hatte ihr Handy herausgezogen und tippte eilig eine Nachricht. Dann wartete sie auf die Antwort.

«Mit wem unterhältst du dich?»

«Brent. Er wird wissen, welches Lied Avery für unseren Tanz ausgesucht hat.»

Brent war Cades Tierarzthelfer in der Klinik und hatte Avery bei den Hochzeitsvorbereitungen geholfen. Aber wieso war es wichtig, welches Lied gespielt wurde?

Gabbys Daumen flogen über das Display, um YouTube aufzurufen. Sie rutschte näher an Flynn heran, sodass ihr frischer Duft nach Honig ihn umhüllte. «Wir tanzen zu Ed Sheerans ‹Thinking Out Loud›. Im Video läuft der Liedtext mit.»

Weil er die Stimmung des Liedes einschätzen konnte, wenn er den Text kannte. Flynn starrte Gabby an und fragte sich zum x-ten Mal in seinem Leben, was er ohne sie tun würde. Um nichts Dummes anzustellen – wie sie aus Dankbarkeit zu küssen –, konzentrierte er sich auf das Handy.

Als er den Text las, merkte er, dass die Worte perfekt seine Gefühle für Gabby beschrieben. Natürlich aus rein freundschaftlicher Sicht. Auf keinen Fall durfte er diese unsichtbare

Sobald das Video zu Ende war, legte sie ihr Handy zur Seite und stand auf. Die Jogginghose, die er ihr geliehen hatte, hing tief auf ihren perfekt geformten Hüften und drohte, jeden Moment nach unten zu rutschen. Sein altes T-Shirt versteckte all ihre eleganten Kurven. Sie hielt ihm erwartungsvoll die Hand hin.

«Was?»

«Wir üben jetzt.» Sie nahm sein Handgelenk und zog ihn auf die Beine – oder vielmehr ließ er sich von ihr auf die Beine ziehen. Er war gute dreißig Zentimeter größer und wog vierzig Kilo mehr als sie. Sie sah sich im Zimmer um und schürzte die Lippen, als dächte sie darüber nach, wo sie am besten ‹üben› konnten.

Nachdem Flynn und seine Brüder ihren Abschluss als Tierärzte in der Tasche gehabt hatten, hatte jeder von ihnen ein Haus auf dem verwilderten Familiengrundstück am Rand der Stadt gebaut. Im Vergleich zu den Häusern seiner Brüder war Flynns Zuhause relativ bescheiden. Ein einstöckiges Gebäude mit drei Schlafzimmern und einer Küche, die nur halb so groß war wie die von Cade. Drake hatte es richtig krachen lassen, weil er und seine Frau Heather geplant hatten, jede Menge Kinder zu bekommen. Bis Heather vor ein paar Jahren an Krebs gestorben war. Obwohl ihre Geschmäcker sich unterschieden und die Grundrisse ganz anders waren, wiesen alle drei Häuser typisch männliche Einrichtungselemente auf. Riesige, aus Naturstein gemauerte Kamine, unbehandelte

Gabby nahm ihr Handy und führte ihn um die Couch herum in den offenen Bereich zwischen Wohnzimmer und Küche. Vermutlich, damit sie nicht über den Teppich stolperten. Die Holzdielen fühlten sich kühl unter seinen Füßen an, obwohl die Temperaturen draußen langsam stiegen, weil der Frühling nahte.

Sie spielte an ihrem Handy herum, dann ergriff sie seine Hand. «Fühlst du die Vibrationen?»

Kaum. Die Bässe aus einem Lautsprecher waren einfacher zu spüren. Er schüttelte den Kopf.

Sie veränderte etwas an den Einstellungen und sah ihn an. «Und jetzt?»

Besser, ja. Die tiefen Töne pulsierten in stetigem Rhythmus an seiner Hand. Er nickte.

Sie steckte das Handy in die Tasche seines Hemdes, sodass er die Bässe an seiner Brust fühlte. Dann schob sie seinen rechten Arm um ihre Taille und hob seine linke Hand nach oben. Die Position brachte sie näher zueinander, als er erwartet hatte. Ihr sanfter Honigduft umhüllte ihn, und ihre Wärme übertrug sich einladend auf seinen Körper.

Flynn erstarrte, und sein Nacken begann zu kribbeln. Er hätte nicht vermutet, dass irgendetwas, das er in Gabbys Beisein tat, je peinlich sein würde. Aber es war seltsam, ihr so nahe zu sein. Und es war …

Verdammt. Er konzentrierte sich lieber auf seine Atmung.

«Ich habe es so eingestellt, dass der Song immer wieder läuft, also haben wir Zeit.» Gabby lächelte beruhigend, und sofort machte sein Herz wieder einen Sprung. Als er keine

Es fiel ihm schwer, ihre Lippen zu lesen, während das Blut so heiß durch seine Adern strömte, dass sein Blick verschwamm. Er wusste, dass ihm gleich der kalte Schweiß ausbrechen würde.

Himmel, es war doch nur Gabby.

Vorsichtig setzte sie zum ersten Schritt an, einer leichten Bewegung nach links. Er verstand und folgte. Doch statt anschließend einen Schritt nach hinten zu machen, bewegte er sich gleichzeitig mit ihr nach vorne, sodass sie zusammenstießen. Wobei er ihr auf den Fuß trat. Heftig.

Er schloss fest die Augen. Das war dämlich. Niemand würde auf der Hochzeit auf sie achten, wenn Avery und Cade gleichzeitig auch tanzten und der ganze Saal über und über geschmückt war. Es spielte keine Rolle, ob er tanzen konnte oder nicht.

Er spürte die Erschütterung von Gabbys Lachen an seiner Brust. Sie drückte seine Finger, und pflichtbewusst öffnete er die Augen. «Entspann dich.»

Es war ja nicht so, als versuchte er das nicht. Tut mir leid, formte er mit den Lippen.

Sie schüttelte den Kopf, als wollte sie sagen Du armer, armer Mann, dann legte sie ihre freie Hand in seinen Nacken. Die Hitze ihrer Finger übertrug sich auf seine Wirbelsäule und schoss nach unten in einen Körperteil, der besser aus dem Spiel bleiben sollte. Bevor Flynn wirklich verarbeiten konnte, dass er Gefahr lief, nicht mehr mit dem Hirn zu denken, stellte

Plötzlich bekam er kaum noch Luft.

Es war viel zu lange her, seit der das letzte Mal Sex gehabt hatte.

Sie legte den Kopf in den Nacken, um zu ihm aufzusehen, dann grinste sie breit, ohne sich darüber im Klaren zu sein, welche gefährliche Richtung seine Gedanken eingeschlagen hatten. «Jetzt kannst du mir nicht mehr auf die Füße treten. Wo du auch hingehst, ich folge dir.»

Er starrte auf die winzige, runde Narbe über ihrer Augenbraue, die er bisher noch nie bemerkt hatte. Wahrscheinlich ein Überbleibsel der Windpocken, die sie in der zweiten Klasse gehabt hatte. Jetzt kannten sie sich schon all diese Jahre, und er hatte diesen kleinen Punkt gerade zum ersten Mal wahrgenommen. Die Stelle war kaum zu erkennen, war nur noch ein wenig weißer als die helle Haut drum herum.

Sie waren sich so nah, dass sie dieselbe Luft atmeten. Ihr warmer Atem glitt über sein Kinn. Er hätte seinen rechten Hoden darauf verwettet, dass ihre Haut so gut schmeckte, wie sie roch. Sommer und Honig und Süße …

Verdammt. Doppelt verdammt.

Er war erregt. Aber dieses Gefühl hatte nichts mit der Frau zu tun, sondern nur mit biologischen Tatsachen. Die Berührung war einfach so eng, so intim. Er reagierte auf die Berührungen einer Frau. Sonst nichts.

Durch reine Willenskraft – und indem er sich seine Großtante in einem Bikini vorstellte – zügelte Flynn seine Reaktion,

Sie glitten in drehenden Bewegungen durch den Raum. Gabby stand sicher auf seinen Füßen und drückte sich an ihn. Er hatte einen Arm um ihren Rücken geschlungen, damit sie nicht das Gleichgewicht verlor. Er wirbelte auf der freien Fläche herum, bis ihnen beiden schwindelig war und er sich nicht länger wie ein Schuft fühlte, weil unkeusche Gedanken in ihm aufgekommen waren.

Als er anhielt und nach Luft schnappte, warf sie den Kopf in den Nacken und lachte. Ihr Pferdeschwanz löste sich, sodass ihre Haare sich um ihren Kopf verteilten. Flynn schob ihr ein paar Strähnen aus dem Gesicht und widerstand nur mit Mühe dem Drang, seinen Daumen über ihre Lippen gleiten zu lassen. Jetzt, da ihre Wangen gerötet waren und ihre Augen leuchteten, war ‹bezaubernd› nicht mehr das erste Wort, das ihm in den Sinn kam. Ihm fielen vollkommen andere Adjektive ein, um sie zu beschreiben, doch er verdrängte diese Gedanken schnell. Er konnte nur hoffen, dass seine Miene so ausdruckslos war, wie er es sich wünschte.

Gabbys Lächeln verrutschte leicht, und etwas in ihrem Blick veränderte sich. Sie grub die Finger in seinen Nacken und erstarrte, um sich dann langsam, fast widerwillig, von ihm zu lösen. Sie rückte umständlich das zu große T-Shirt zurecht, das sie sich geliehen hatte, und vermied es, ihn anzusehen.

Mit einer schnellen Bewegung, als könnte sie sich bei der Berührung seines Körpers verbrennen, zog sie ihr Handy aus seiner Brusttasche. «Morgen mit den anderen im Shooters?»

Sie hatten das heute im Laufe des Tages besprochen, also musste sie ihn eigentlich nicht daran erinnern. Er nickte,

«Ich gehe dann mal …» Sie wedelte mit der Hand Richtung Tür. «Danke, dass du mich aufgemuntert hast.»

Fast hätte er ‹Danke für die Tanzstunde› geantwortet, doch im letzten Moment überlegte er es sich anders.