Ariana: Sag mal, meinst du, wir sollten ein Buch schreiben?
Laura: Cool! Jeder einzeln, oder?
Ariana: Nee, also ich dachte schon so, wie wir den Podcast machen. Also zusammen.
Laura: Du, wir müssen ja auch nicht immer alles zusammen machen …
Ariana: Wir können auch einzeln ein Buch schreiben.
Laura: Ja, das wär mir lieber.
Ariana: Worüber würdest du ein Buch schreiben?
Laura: Hmm … über … ich würde gerne ’ne Highschool-Geschichte schreiben.
Ariana: Ich glaube, so was lesen nur superjunge Leute.
Laura: Nee, ich lese so was ja auch selber und bin ja superalt. Worüber wäre dein Buch?
Ariana: Ich hab mal angefangen, als Kind ein Buch über Mädchen auf dem Reiterhof zu schreiben. Die haben ganz viel erlebt mit den Pferden und sind selten zur Schule gegangen, nur geritten und mit den Jungs den Stall ausmisten und einmal ist auch ein Pferd gestorben, weil es sich mit dem Huf in einem Zaun verheddert hat. Aber ich glaube, da würd ich jetzt nicht mehr dahinterstehen.
Laura: Nee, glaub ich auch nicht … oder eine Detektivgeschichte.
Ariana: Gute Idee!
Laura: Aber da muss man sich immer vorher schon überlegen, was dann passiert, damit’s spannend bleibt, weißt du? Das ist mir zu aufwendig.
Ariana: Bei ’ner Highschool-Geschichte müsste man das nicht, oder was?
Laura: Naja, die sind ja generell eher flach aufgebaut …
Pause.
Laura: Oder wir machen doch ein Buch zusammen, Ariana. Einfach wieder über uns. Ich glaube, das können wir tatsächlich am besten.
Ariana: So wie im Podcast, Geschichten, die wir selbst erlebt haben, ein spannendes Potpourri aus unserer persönlichen Welt, bloß in schriftlicher Form und mit sehr viel Alkohol im Schreibprozess?
Laura: Ja, genau!
Ariana: Dann bräuchten wir aber eine Lektorin, die unsere ganzen Rechtschreibfehler, die wir dann betrunken gemacht haben, wieder ausbessert.
Laura: Du, dafür brauch ich gar nicht trinken, um Rechtschreibfehler zu machen …
Ariana: Und wer kauft das Buch, wenn wir eins schreiben? Warum sollte man sich das durchlesen, wenn man unsere sympathischen Stimmen dazu nicht hören kann?
Laura: Wir machen da einfach ein richtig gutes Cover mit unserem Foto drauf …
Ariana: Das zieht, meinst du?
Laura: Ja, dann ist es erst mal egal, was da drinsteht.
Ariana: Stimmt. Wenn die Leute das dann gekauft haben, ist ja eh wurscht, was drin ist – dann haben sie es ja.
Laura: Genau.
Ariana: Außerdem haben so viele Leute so Bilderrahmen im Regal mit ’nem Foto von jemandem, dann können die unser Buch mit unserem Foto drauf da doch dekorativ danebenstellen.
Laura: Das reicht als Konzept völlig aus, finde ich. Am Ende, das muss uns halt klar sein, sind die Bewertungen wichtig, ne?
Ariana: Oh! Auf Amazon und so?
Laura: Ja …
Ariana: Es gibt natürlich noch ganz viele andere Plattformen. Wie zum Beispiel eBay …
Laura: … oder Weltbild.
Ariana: So!
Laura: Wobei, ist auch egal – ich les’ mir die einfach nicht durch, die Bewertungen. Das mach ich bei den Bewertungen zu unserem Podcast auf iTunes schon lange nicht mehr.
Ariana: Das ist ’ne gute Idee. Dann sollten wir aber wenigstens das Buch genauso anfangen wie den Podcast, um eine Stringenz herzustellen. Also mit einem persönlichen Fakt und einem Spiel.
Laura: Na dann … machen wir einen Fakt und dann jeder irgendwelche Geschichten?
Ariana: Ja. Und der andere kommentiert es, so läuft unser Podcast ja auch.
Laura: Na gut, dann machen wir das. Aber ich garantiere für nichts.
Ariana: Ich auch nicht. Aber vielleicht hat der Verlag ja eine gute Haftpflichtversicherung.
Wer uns schon länger verfolgt – wir lieben ja Stalker –, der weiß, dass unser Podcast immer mit einem Fakt über uns beginnt. Irgendein Charakterzug, eine Angewohnheit oder Anekdote, die uns beschreibt. Weil wir uns nie entscheiden konnten, wer anfängt, gibt es dazu jedes Mal ein Spiel. Und da ein berühmter französischer Philosoph aus dem 15. Jahrhundert ja mal gesagt hat »Never change a running system«, wollen wir es bei diesem Buch genauso halten.
Unsere erste Idee war, bei jedem Leser persönlich vorbeizukommen, um das Spiel zu spielen und dann den Fakt vorzutragen, aber das haben wir dann doch verworfen. Laura geht nicht gerne raus, Ariana weiß nie, ob man fremden Menschen zur Begrüßung die Hand gibt oder sie umarmt, zu viele Gefahrenquellen.
Deswegen spielt ihr das Spiel jetzt alleine und je nachdem, wer gewonnen hat, lest ihr zuerst Lauras Fakt oder eben Arianas. Wie aufregend!
Ihr nehmt einen Kronkorken von einer Bierflasche, alternativ geht auch der Deckel einer Mineralwasserflasche oder, im äußersten Notfall, die Verschlusskappe eines Reinigungsmittels. Unzulässig wäre jedoch der Deckel eines Mülleimers. Diesen werft ihr nun hoch in die Luft. Und mit hoch ist nicht Kopfhöhe gemeint, sondern mindestens so hoch, wie ihr mit ausgestreckten Armen kommen würdet. Nach oben hin gibt es keine Grenzen, es ist alles möglich. Eine Berührung mit der Zimmerdecke ist regelkonform. Landet der Deckel eurer Wahl nun mit der offenen Seite nach oben, lest ihr zuerst Lauras Fakt. Zeigt die offene Seite nach unten, lest ihr zuerst Arianas Geschichte.
Und los!
Einige meiner merkwürdigen Charakterzüge und Gewohnheiten finde ich psychologisch wirklich auffällig und bedenklich. Einige teile ich mit anderen Menschen. Und bei einigen habe ich sogar eine Ahnung, woher sie kommen könnten.
Bei meinem heutigen Fakt gehe ich davon aus, dass der Ursprung in der Steinzeit zu verorten ist, jedenfalls zu einer Zeit, als es ums bloße Überleben ging und es an der Tagesordnung war, dass man von einem Mammut überrascht wurde und so schnell laufen musste wie Usain Bolt 2009 in Berlin beim Aufstellen des Weltrekordes im Hundertmeterlauf.
Aber von vorne: Es gibt viele unterschiedliche Arten, mir Angst einzujagen. Mit Spinnen, zum Beispiel. Klar, so sind sie, die Frauen: Sie lieben Schuhe, sie lieben Glitzer, gehen gerne shoppen und haben Angst vor Spinnen. Guilty as charged!
Außerdem muss ich mich, obwohl ich über dreißig und nicht drei bin, bis heute noch beim Arzt hinlegen, wenn ich eine Impfung bekomme oder mir Blut abgenommen wird, um zu verhindern, dass ich ohnmächtig auf dem Boden aufschlage. Ich habe panische Angst vor Nadeln. Und wundere mich selbst, dass mir die Arzthelferinnen nie ein pastellfarbenes Bärchenpflaster auf die winzige Einstichstelle kleben oder mich nach dem Spritzen fragen, ob ich mir noch etwas aus der bunten Spielekiste aussuchen möchte, so kindisch, wie ich mich dabei anstelle.
Bis hierhin aber vielleicht alles noch nachvollziehbar. Aber jetzt kommt’s! Ich kriege panische Angst, wenn Leute hinter mir rennen.
Ich habe eine zwei Jahre jüngere Schwester, mit der ich mich im Grunde meine ganze Kindheit über gestritten habe. Und mit Kindheit meine ich, bis ich fünfundzwanzig war. Wir haben uns gekratzt, gebissen, getreten und sogar mit Stühlen beworfen. Bis meine Mutter – okay, es ist zufällig auch ihre, also unsere Mutter –, bis unsere Mutter wirklich hohe Strafen auf Kratzen, Beißen, Treten und Stühlewerfen ausgestellt hat. Dabei hat sie mit harten Mitteln gekämpft – Fernsehverbot, Süßigkeitenverbot und Reiterhofverbot. Ich bin mir sicher, sie hat sich damals mit dem Justizministerium abgesprochen.
Jedenfalls hat sie dadurch einigermaßen erfolgreich unsere körperlichen Auseinandersetzungen auf ein Minimum begrenzt, und meine Schwester brauchte eine Alternative, um mir zu schaden. Irgendwas, womit sie mich schikanieren konnte, ohne mich dabei zu berühren. Und sie fand sie. Rennen.
Ich weiß nicht, wie sie es geschafft hat, diese Schwachstelle meiner zerbrechlichen Seele aufzustöbern, aber da sie so eine Art Trüffelschwein war, auf der Suche nach Möglichkeiten, mich zu ärgern, war es nur eine Frage der Zeit, bis sie fündig wurde.
Wann auch immer sich ihr die Gelegenheit bot, sie nahm sie dankend an. Ich stelle mir das ein bisschen so vor, wie wenn Gott von oben ruft: »Hey, Sarina, hast du Bock, deine Schwester mal kurz zu Tode zu erschrecken?«, meine Schwester gleichgültig mit den Schultern zuckt und sagt: »Warum nicht« und Gott dann antwortet: »Cool, sie kommt gleich aus ihrem Zimmer. Viel Spaß!«
Dann brauchte meine Schwester nur noch zu warten, bis ich mich auf der Hälfte des Flurs Richtung Küche befand, um dann loszusprinten wie ein Rennpferd, vor dem man die Schranke zum Wettkampf geöffnet hatte. Dieses Hinter-mir-Rennen löst in mir etwas aus, das ich mit Worten nicht beschreiben kann. Ich bekomme sofort Herzrasen – okay, ich habe mitbekommen, die jungen Leute heutzutage sagen dazu instant, ich bekomme also instant Herzrasen, mich schaudert es am ganzen Körper und ich will einfach nur weg. Das ist schwierig, in einer kleinen Dreizimmerwohnung. Deswegen stand ich dann da, in Schutzhaltung vornübergebeugt, habe die Augen zugekniffen und mir die Ohren zugehalten – was das bewirken sollte, weiß ich bis heute nicht, es ist ja nicht so, dass meine Schwester mir in den Gehörgang rennen wollte. Und dann habe ich geschrien wie am Spieß. Bis meine Mutter kam. Also, unsere.
»Ariana!«, hat sie dann ganz vorwurfsvoll und streng gesagt.
Hallo, ich hätte gerade sterben können! Etwas mehr Einfühlungsvermögen bitte!
»Sarina hört nicht auf«, wimmerte ich und ließ mit zitternder Unterlippe die Arme langsam sinken.
»Sarina!«, sagte meine Mutter und drehte den Kopf von mir zu meiner Schwester.
»Was denn?«, sagte meine Schwester und hob unschuldig die Hände. »Ich hab doch gar nichts gemacht!«
»Du bist mir hinterhergerannt!«
»Häääääää?«, sagte sie dann lang gezogen und verschaffte sich damit einen Augenblick Zeit, ihre Verteidigungsstrategie zu überdenken. »Ich bin nur in die Küche gegangen und hab dich nicht mal berührt, okay?!«
Meine Mutter rollte dann mit den Augen und bat uns, dass wir uns nicht gegenseitig die Köpfe einschlugen.
Wenn ich heute darauf zurückblicke, klingt das für mich, als wären wir zwei kleine Geisteskranke gewesen. Und wundere mich, dass unsere Mutter uns nicht zur Adoption freigegeben hat. Wobei, wer hätte uns haben wollen? Zwei dauerstreitende Mädchen, die sich schikanierten, indem sie sich hinterherrannten? Wow.
Einige Dinge ändern sich mit der Zeit: meine Schwester und ich bewerfen uns heute nicht mehr mit Stühlen, drehen uns nicht mehr die Haut am Unterarm in entgegengesetzte Richtungen und schreien dabei: »Brennnessel!«, und ich kann mich auch nicht erinnern, wann ich sie das letzte Mal gebissen habe. Okay, außer letztes Jahr zu Weihnachten. Aber das Geschenk war auch echt scheiße!
Nur eine Sache ist geblieben: Wenn hinter mir jemand rennt, setzt bei mir alles aus und mich überkommt Todesangst. Es reicht schon, wenn im Supermarkt kleine Kinder mit dem Einkaufswagen spielen und plötzlich mit dem Scheißteil losrennen und mit einem ohrenbetäubenden Rattern in meine Richtung über die Fliesen donnern. Neulich erst wieder genau so passiert. Dann schreie ich zwar nicht, aber ich würde gerne, und alles was mich davon abhält, ist die Tatsache, dass das Supermarktpersonal danach wahrscheinlich ein paar nette Männer kommen lassen würde, die mich kuschelig und warm in eine sehr enge Weste mit lustig hinter dem Rücken verschränkten Armen zwängen würden.
Alles, was mir in solchen Situationen also bleibt, ist, kurz stehen zu bleiben, die Augen zuzukneifen, ruhig zu atmen und mir selbst zu sagen, dass es gleich wieder vorbei ist.
Aber ein bisschen Gerechtigkeit gibt es im Leben dann doch. Meine Schwester ist nämlich mittlerweile Erzieherin. Und als ich ihr davon erzählt habe, dass diese Panik vor hinter mir rennenden Menschen mich bis heute verfolgt, und zwar wortwörtlich, hat sie mir gebeichtet: Ihr geht es mittlerweile auch so. Wenn die Kinder in ihrer Kita Fangen spielen und meiner Schwester hinterherrennen, überkommt auch sie als Erzieherin Todesangst. Der einzige Unterscheid: Ich schreie dabei nicht. Meine Schwester schon.
Als Ariana und ich vor einigen Jahren unsere ersten Podcastfolgen rausgebracht haben, bekamen wir einige Nachrichten von Hörern, die Probleme hatten, unsere Stimmen auseinanderzuhalten. Dafür hatten wir natürlich vollstes Verständnis. Frauenstimmen sind nun mal alle hoch und klingen irgendwie gleich. Ist ja klar, dass man da dann nicht mehr durchsieht. Ariana hatte also die tolle Idee, dass wir am Anfang einer jeden Podcastfolge einen persönlichen Fakt über uns erzählen könnten, um die Menschen an unsere Stimmen zu gewöhnen. Ob das geklappt hat, weiß ich nicht. Aber da wir uns supergerne selbst reden hören, haben wir den persönlichen Fakt bis heute beibehalten. Und weil dieses Buch irgendwie ein Podcast zum Lesen ist, gibt es auch hier den berühmten persönlichen Fakt:
Ich habe in den vergangenen Jahren schon sehr viel über mich preisgegeben. Zum Beispiel, dass ich keine Fesseln habe. Also, dass mir der Übergang von Fuß zu Wade fehlt. Oder dass ich mich, wenn ich allein zu Hause bin, selbst interviewe und so tue, als wäre ich ein berühmter Popstar, der eine Pressekonferenz zu seinem neuen Album gibt. Sehr viele Fakten drehen sich bei mir allerdings um das Thema Essen. Ich hasse gekochtes Gemüse und kann den letzten Rest Suppe nie aufessen, weil der immer schon kalt ist und ich das eklig finde.
Womit ich essenstechnisch allerdings wirklich sehr große Probleme habe, ist Schwarzbrot. Ich kann wirklich nicht verstehen, wie man sich freiwillig dazu entscheiden kann, so etwas zu essen. Ich weiß, dass Schwarzbrot gesund ist, mit seinen ganzen Ballaststoffen oder wie das alles heißt. Aber das ändert ja nichts daran, dass es eine Abart in meinem Mund auslöst. Schwarzbrot ist bitter und wird irgendwann sauer, wenn man zu lange darauf rumkaut, und das macht mich wütend.
Als Kind musste meine Mutter mir das Schwarzbrot in kleine Häppchen schneiden und mit einer Banane belegen, damit diese den Schwarzbrotgeschmack verdeckt und ich es essen konnte, ohne mich zu übergeben.
Nur um das noch mal kurz klarzustellen: Wenn ich hier von Schwarzbrot spreche, dann meine ich kein normales Vollkornbrot. Ich meine dieses ganz dunkle Pumpernickel. Die Sorte Brot, die immer auch ein bisschen nass ist und in der festen Zahnspange hängen bleibt, sodass man in der Schule nach der Mittagspause früher nicht mehr lachen konnte.
Das ist er, der persönliche Fakt über mich: Ich hasse nasses dunkles Schwarzbrot. Macht mit dieser Info, was ihr wollt und freut euch, wenn ihr Schwarzbrot und gekochtes Gemüse mögt. Ihr werdet im Gegensatz zu mir jede Diät und Ernährungsumstellung überleben. Happy Birthday und viel Spaß mit diesem Buch.
.Laura.
Socken sind Scheißgeschenke, da erzähle ich nichts Neues. Ich hatte trotzdem mal eine Kollegin, die mir ganz stolz ihre Weihnachtssocken gezeigt hat und meinte, dass ihr dieses Geschenk von ihrem Freund voll viel bedeutet. Ich habe aus Höflichkeit gesagt, dass das ja voll die süße Idee sei, aber in Wahrheit überhaupt nicht verstanden, was sie meint. Ich hab aber auch nicht nachgefragt, weil ich es hasse, wenn Leute Dinge andeuten und nicht gleich sagen, was sie mir eigentlich sagen wollen. Die Menschen sollen aufhören, mir irgendwelche Brocken hinzuwerfen, nur damit ich dann interessiert nachhake und diese Person ihre Story loswerden kann.
Ich habe dann aber trotzdem aus Versehen mitbekommen, worum es bei diesen Socken meiner Kollegin geht, als sie ihre Geschichte bei einem anderen Mitarbeiter abladen konnte. Es handelte sich nämlich nicht um gewöhnliche Socken, sondern um personalisierte Socken, auf denen der Kopf ihrer Katze aufgedruckt wurde. Der echte Kopf der Perserkatze meiner Kollegin. Ihre blöde Katze ist jetzt nicht nur ihr Handy- und Desktophintergrund, sondern auch das Motiv auf ihren Socken. Ich habe eine Frage dazu: Warum? Warum verehren Menschen Katzen so sehr? Warum posten sie langweilige Fotos von Katzen in Kartons oder Schubladen? Warum soll ich mir bei Instagram Videos von Katzen angucken, die auf einem Bücherregal sitzen und verächtlich in die Kamera blinzeln? Ich muss es leider ganz offen so sagen: Katzen sind arrogant und gemein und diese These kann ich durch meine eigenen Katzenerfahrungen bestätigen. Ich hatte nämlich selbst mal welche. Zuerst Lutzi 1 und später Lutzi 2. Zu beiden habe ich versucht, eine Beziehung aufzubauen. Ich habe versucht, sie zu lieben, aber wenn ich ehrlich bin, hatte ich nur Angst vor ihnen. Drei Jahre lang habe ich mich nicht getraut, die Treppe in unserem Haus runterzugehen. Denn unter der letzten Stufe saß die Katze und hat auf mich gewartet, bis sie mir hinterhältig ihre Krallen in die Hacken hauen konnte.Meine auch! Bis heute habe ich eine Narbe an der Ferse.
Ariana Das hat sie einfach so gemacht. Mit purer Absicht. Und die andere Katze hat sich hinter den Geranien im Garten versteckt und so lange gelauert, bis jemand vorbeikam, dem sie mit ausgefahrenen Krallen ans Bein springen konnte. Warum? Was hatten diese Katzen für Scheißprobleme? Ich habe ihnen Futter gegeben, sie gekrault und sie in die Wohnung gelassen, wenn es draußen geregnet hat. Zum Dank dafür wurde ich grundlos angefallen. Nicht nur von meinen Katzen. Auch von der Katze meines Ex-Freundes und von der Katze meiner Tante. Alle Katzen, die ich kenne, haben mich gemobbt. In meinen Beziehungen zu Katzen habe ich immer nur gegeben, aber nie was zurückbekommen. Katzen sind wie die bösen Mädchen in Highschool-Filmen. Schön, elegant, grazil, aber falsch und gemein. In der einen Sekunde schmiegen sie sich an dein Bein und in der nächsten Sekunde kratzen sie dir die Unterarme auf. Ich habe gemeine Mädchen aus meinem Leben verbannt und genau das tue ich auch mit Katzen. Ich gebe mich nur noch mit den Guten ab und darum bin ich für den Rest meines Lebens Team Hund. Denn Hunde sind sympathisch. Die geben Liebe zurück. Egal ob ich fünfzehn Minuten weg bin oder fünfzehn Monate – wenn ich zurück nach Hause zu meinem Hund Lotti komme, dann weint sie vor Freude. Wenn ich lache, dann wedelt sie mit dem Schwanz und wenn ich heule, will sie mich trösten und meine Tränen weglecken. Lotti bellt Menschen an, die zu laut mit mir sprechen, und wenn ich doof zu ihr bin, kommt sie nach fünf Minuten trotzdem zu mir und sucht meine Nähe. Hunde sind so, wie ich mir perfekte Menschen vorstelle. Loyal und nicht nachtragend. Wieso sollte ich mein Leben mit einer Katze verbringen, die ignorant an mir vorbeiläuft und mir dabei ihr Arschloch zeigt, wenn ich einen Hund haben kann, der auf mich hört, wenn ich ihn rufe? Katzen machen mich wütend und Menschen, die mit ihnen ihr Leben teilen, noch viel mehr. Katzenbesitzer erinnern mich an Freundinnen, die sich immer nur Arschlochmänner aussuchen. Typen, die immer für Herzschmerz sorgen, weil sie kommen und gehen, wann sie wollen. Katzen sind für mich wie egoistische und beziehungsunfähige Männer (oder auch Frauen), die sich nicht festlegen können und für Polygamie sind. Anders kann ich mir nicht erklären, warum sowohl mein Vater als auch meine Freundin eine so innige Beziehung zu ihrer Nachbarskatze haben. Meine Freundin kauft Futter und Streu für eine Katze, die ihr nicht gehört, die aber vor ihrer Terrasse steht und auf ihr Sofa will, wann immer diese Katze eben Bock drauf hat. Die geht ihren Besitzern fremd und springt mit meiner Freundin um, wie sie gerade lustig ist. Das finde ich nicht normal. Ich habe nichts gegen Lebewesen, die ihren eigenen Kopf haben und ihren Weg gehen, aber das Verhalten, was so manche Katze an den Tag legt, ist rücksichtslos.
Könnten Katzen sprechen, sie würden nicht sagen: »Hey, wie geht’s dir? Wie war Weihnachten bei dir?« Sie würden sagen: »Oh, wow, mein Weihnachtsfest war so perfekt, weil mein Kater-Boyfriend einfach der Beste ist.« Und weiter würden sie nichts sagen, damit man selbst nachfragen muss: »Oh, warum ist er denn der Beste?« Und dann würde die Katze arrogant gucken und natürlich nicht sofort auf die Frage antworten, um sich interessant zu machen, obwohl sie diejenige war, die mit dem Thema angefangen hat. Sie würde an einem vorbeigehen und den Schwanz hochstellen, damit alle