Der Neuübersetzung liegt die 1965 in der «Bibliothèque de la Pléiade» erschienene Fassung zugrunde
Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, Februar 2013
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ISBN Print 978-3-499-22765-3 (14. Auflage 2012)
ISBN E-Book 978-3-644-02661-2
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Bei dieser Gelegenheit sei auf den relativen Charakter dieses Essays hingewiesen. Der Selbstmord kann tatsächlich wesentlich ehrenwertere Beweggründe haben. Beispiel: die politischen Selbstmorde während der chinesischen Revolution, die ein Ausdruck von Protest waren. (Anm. des Autors)
Ich habe von einem Nachfolger Peregrinos’ gehört, von einem Nachkriegsschriftsteller, der sich nach Vollendung seines ersten Buches das Leben nahm, um die Aufmerksamkeit auf sein Werk zu lenken. Die Aufmerksamkeit wurde tatsächlich erregt, das Buch aber wurde verrissen.
Allerdings nicht im eigentlichen Sinne. Es handelt sich nicht um eine Definition, sondern um eine Aufzählung der Gefühle, die Absurdes enthalten können. Auch mit der vollständigen Aufzählung hat man jedoch das Absurde nicht erschöpft.
Insbesondere im Zusammenhang mit dem Begriff der Ausnahme und gegen Aristoteles.
Man könnte meinen, ich vernachlässige hier das wesentliche Problem, das Problem des Glaubens. Aber ich untersuche nicht die Philosophie Kierkegaards oder Schestows oder, weiter unten, Husserls (dazu bedarf es eines anderen Zusammenhanges und einer anderen Geisteshaltung), ich greife bei ihnen nur ein Thema heraus und stelle fest, ob seine Folgerungen den bereits aufgestellten Regeln entsprechen. Das ist nichts anderes als Eigensinn.
Ich habe nicht gesagt, «schließt Gott aus», was immer noch bestätigen hieße.
Um es noch einmal zu präzisieren: nicht um die Affirmation Gottes geht es hier, sondern um die Logik, die zu ihr führt.
Selbst die rigorosesten Epistemologien setzen eine Metaphysik voraus. Und zwar so sehr, dass die Metaphysik der meisten zeitgenössischen Denker darin besteht, nichts als eine Epistemologie zu haben.
A. – In diesem Zeitalter musste die Vernunft sich anpassen oder sterben. Sie passt sich an. Mit Plotin wird aus der logischen eine ästhetische Vernunft. Die Metapher ersetzt den Syllogismus. B. – Übrigens ist das nicht der einzige Beitrag Plotins zur Phänomenologie. Diese Haltung steckt schon in dem Gedanken, der dem alexandrinischen Denker so teuer war: es gebe nicht nur eine Idee vom Menschen, sondern auch eine Idee von Sokrates.
Es handelt sich um einen sachlichen Vergleich, nicht um eine Apologie der Demut. Der absurde Mensch ist das Gegenteil von einem versöhnten Menschen.
Quantität bedeutet manchmal Qualität. Wenn ich den letzten Ergebnissen der wissenschaftlichen Theorie glauben darf, besteht jede Materie aus Energiezentren. Deren mehr oder minder große Quantität bestimmt ihre mehr oder minder spezifische Eigenart. Eine Milliarde Ionen und ein Ion unterscheiden sich nicht nur durch die Quantität, sondern auch durch die Qualität. Die Analogie auf dem Gebiete menschlicher Erfahrung ist leicht zu finden.
Dieselbe Überlegung über einen andersgearteten Begriff: die Idee des Nichts fügt dem Wirklichen nichts hinzu, nimmt ihm aber auch nichts weg. In der psychologischen Erfahrung des Nichts erhält unser eigenes Nichts seinen wahren Sinn bei der Betrachtung dessen, was in zweitausend Jahren geschehen wird. Unter einem seiner Aspekte besteht das Nichts genau aus der Summe der künftigen Leben, die nicht die unsrigen sein werden.
Der Wille ist hier nur das Agens: er sucht das Bewusstsein aufrechtzuerhalten. Er liefert, was nicht zu unterschätzen ist, eine Lebensdisziplin.
Wichtig ist die Kohärenz. Wir gehen hier von einem Einverständnis mit der Welt aus. Aber das östliche Denken lehrt, dass man sich mit derselben logischen Anstrengung gegen die Welt entscheiden kann. Das hat ebenso seine Berechtigung und verleiht diesem Essay seine Perspektive und seine Grenzen. Wenn aber die Verneinung der Welt mit derselben Strenge geübt wird, gelangt man (in gewissen indischen Schulen, z. B. den védântas) oft zu ähnlichen Ergebnissen, beispielsweise hinsichtlich der Gleichgültigkeit der Werke. In einem sehr bedeutenden Buch, Le choix (Die Wahl), begründet Jean Grenier auf diese Weise eine wahre «Philosophie der Gleichgültigkeit».
Im wahrsten Sinne des Wortes und mit seinen Fehlern. Eine gesunde Haltung schließt auch Fehler in sich ein.
Ich denke hier an Molières Alceste. Alles ist so einfach, so offenkundig und so grob. Alceste gegen Philinte, Célimène gegen Elianthe, das ganze Thema ist gegeben in der absurden Konsequenz eines bis zu seinem Ende getriebenen Charakters, und der Vers selbst, der «schlechte Vers», ist wie die Monotonie des Charakters kaum skandiert.
Es ist seltsam festzustellen, dass die intellektuellste Malerei, die die Realität auf ihre wesentlichen Elemente zu reduzieren versucht, letztlich nur eine Augenfreude ist. Sie hat von der Welt nur die Farbe bewahrt.
Darüber wäre nachzudenken: das erklärt die schlechtesten Romane. Fast jedermann hält sich für fähig zu denken, und in gewissem Grade denkt er, besser oder schlechter, tatsächlich. Sehr wenige können dagegen sich selbst als Dichter oder Texteschmied vorstellen. Aber seit dem Moment, da das Denken wichtiger geworden ist als der Stil, hat sich die große Masse des Romans bemächtigt.
Das ist nicht so schlimm, wie man behauptet. Die Besten werden zu größeren Ansprüchen sich selbst gegenüber getrieben. Die dabei scheitern, haben nicht verdient zu überleben.
Zum Beispiel das Werk Malraux’. Aber man hätte sich gleichzeitig dem sozialen Problem nähern müssen, das vom absurden Denken nicht übergangen werden kann (obwohl es mehrere und sehr verschiedene Lösungen dafür vorschlagen könnte). Ich muss mich jedoch beschränken.
«Stawrogin: Sie glauben an das ewige Leben in der anderen Welt? Kirilow: Nein, aber an das ewige Leben in dieser.»
«Der Mensch hat Gott nur erfunden, um sich nicht umzubringen. Das ist das Ergebnis der Weltgeschichte bis zu diesem Augenblick.»
Boris von Schloezer.
Eine bemerkenswerte und treffende Feststellung von Gide: Fast alle Helden Dostojevskijs sind polygam.
Melvilles Moby Dick zum Beispiel.
Mit derselben Berechtigung kann man die Werke Kafkas als Gesellschaftskritik auffassen (beispielsweise den Prozeß). Übrigens gibt es da wahrscheinlich keine Wahl. Beide Interpretationen sind richtig. In der Terminologie des Absurden richtet sich, wie wir gesehen haben, die Auflehnung gegen die Menschen auch gegen Gott: große Revolutionen sind immer metaphysisch.
Im Schloß werden anscheinend die «Zerstreuungen» im Sinne Pascals durch die Gehilfen dargestellt, die K. von seiner Sorge «ablenken». Wenn Frieda schließlich die Geliebte eines solchen Gehilfen wird, dann zieht sie den Schein der Wahrheit, das alltägliche Leben der geteilten Angst vor.
Das gilt natürlich nur für die unvollendete Fassung des Schlosses, die Kafka hinterlassen hat. Es ist aber fraglich, ob der Verfasser in den letzten Kapiteln den einheitlichen Ton des Romans aufgegeben hätte.
Die Reinheit des Herzens
Die einzige hoffnungslose Figur im Schloss ist Amalia. Ihr widerspricht der Landvermesser auch am heftigsten.
Zu den beiden Gesichtspunkten in Kafkas Denken vergleiche: In der Strafkolonie: «Die Schuld» (wohlgemerkt: des Menschen) «ist immer zweifellos» und ein Fragment aus dem Schloß (Protokoll des Momus): «Des Landvermessers K. Schuld zu beweisen ist nicht leicht.»
Hier handelt es sich selbstverständlich um eine Interpretation des Kafka’schen Werkes. Es sollte jedoch hinzugefügt werden, dass man es natürlich auch ohne jede Interpretation, unter einem rein ästhetischen Gesichtspunkt, betrachten kann. Beispielsweise beschränkt B. Groethuysen sich in seiner bemerkenswerten Vorrede zum Prozeß – mit mehr Weisheit als ich – auf die schmerzlichen Einbildungen eines, wie er so treffend sagt, «Wachschläfers». Es ist das Schicksal und vielleicht auch die Größe dieses Werks, dass es alles bietet und nichts bestätigt.
Paul Valéry hatte 1930 Pindars Verse auf Griechisch als Epigraph zum Cimetière marin gewählt. Camus notierte sie im Februar 1940 in seinen Tagebüchern. Siehe Tagebücher 1935 – 1951. Reinbek bei Hamburg 1997, S. 157.
Dieser Kapitelanfang reagiert offensichtlich auf die surrealistische Umfrage von 1925, «Ist der Selbstmord eine Lösung?», auf die Pascal Pia persönlich geantwortet hat.
Vgl. Friedrich Nietzsche, Unzeitgemäße Betrachtungen, III, 3: «Ich mache mir aus einem Philosophen gerade so viel als er imstande ist ein Beispiel zu geben.» In: Sämtliche Werke, Kritische Studienausgabe, Bd. 1, dtv, de Gruyter, München, New York 1980, S. 350.
Ein französischer Hauptmann, der 1525 in der Schlacht bei Pavia fiel und zu dessen Ehren seine Soldaten ein berühmtes Lied dichteten; darin heißt es: «Ein Viertelstund vor seinem Tod/Da war er noch am Leben.»
Das sind die Worte von Grand in Die Pest, um Cottards Selbstmordversuch zu erklären.
Vgl. Tagebücher, Februar 1936, a.a.O., S. 23.
Vgl. Camus über den Selbstmord insbesondere Tagebücher, 10. 10. 1937, a.a.O., S. 71.
So wörtlich bei Jean Grenier in L’Existence malheureuse, S. 41.
Nietzsche spielte oft mit den Worten des Evangeliums: «Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein; alles andere stammt vom Bösen.» Matthäus 5, 37, zit. nach der Einheitsübersetzung, Augsburg 1991, S. 992, und Paulus, Zweiter Brief an die Korinther 1,18: «Gott ist treu, er bürgt dafür, dass unser Wort euch gegenüber nicht Ja und Nein zugleich ist.» a.a.O., S. 1164. Vgl. Nietzsche z. B., Der Antichrist, «1. Formel unsres Glücks: ein Ja, ein Nein, eine gerade Linie, ein Ziel …». In: Friedrich Nietzsche, Sämtliche Werke, Kritische Studienausgabe, München/New York 1980, Bd. 6, S. 169.
Figur aus Dostojevskijs Dämonen, s. unten S. 136ff.
Der Kyniker Peregrinos Proteus verbrannte sich 165 n. Chr. während der Olympischen Spiele auf einem Scheiterhaufen. Montherlant kommentierte diese Tat in Aux fontaines du désir (Grasset, Paris 1927) und in La mort de Peregrinus (Hazan, Paris 1927). Bei dem «Nachfolger Peregrinos» handelt es sich vermutlich um André Gaillard, der am 16. 12. 1929 Selbstmord beging und den im Druck befindlichen Band La Terre n’est à personne, eine Sammlung surrealistischer Prosa und Dichtung, hinterließ, die 1929 bei den Cahiers du sud erschien. Zum Verhältnis Surrealismus und Selbstmord vgl. Camus, Der Mensch in der Revolte, Reinbek bei Hamburg 1997, S. 108ff.
Jules Lequier (geb. 1814), französischer Philosoph, Freund von Renouvier, schwamm 1862 bei Plérin ins offene Meer und kehrte nicht zurück; man vermutet, dass er freiwillig den Tod suchte. Jean Grenier widmete ihm 1936 seine Doktorarbeit und veröffentlichte 1952 sein Gesamtwerk (Œuvres complètes, La Baconnière).
Diesen Gedanken aus Jaspers’ Philosophie (3 Bde., 1932) zitiert Camus nach Jeanne Hersch, L’Illusion philosophique, Paris 1936, S. 157, dt. Die Illusion – der Weg der Philosophie, Bern 1956, S. 102.
Das Thema der «Mauer» als Hindernis für die Bestrebungen des Menschen spielt eine zentrale Rolle in Dostojevskijs Aufzeichnungen aus einem Kellerloch (1864), die des Öfteren von Leon Schestow, insbesondere in Les Révélations de la mort, Paris 1923, kommentiert wurden.
So ähnlich sah Camus’ Leben aus, als er am Mythos des Sisyphos arbeitete. Vgl. Tagebücher, Dezember 1937, S. 81/82.
Im Manuskript ebenso wie in der Erstausgabe von 1942 erwähnt Camus in diesem Zusammenhang Heidegger. Vgl. dazu Martin Heidegger, Sein und Zeit, Erster Teil, Zweiter Abschnitt, Erstes Kapitel, Niemeyer Verlag, Halle/Saale, 1927, S. 235ff. Camus zitiert Heidegger nach Gurvitch, Les Tendances actuelles de la philosophie allemande, Paris 1930, S. 210.
Vgl. Tagebücher, 4. 10. 1937, a.a.O., S. 70 – 71.
Ein ähnliches Bild findet sich in den Tagebüchern, Frühjahr 1939, a.a.O., S. 124. In seiner Besprechung von Camus’ Der Fremde sieht Sartre (Februar 1943) in diesem Beispiel «eine gewisse Voreingenommenheit des Autors». Vgl. «Der Fremde von Camus», in: Jean-Paul Sartre, Gesammelte Werke. Schriften zur Literatur. Der Mensch und die Dinge, Aufsätze zur Literatur 1938 – 1946, Reinbek bei Hamburg 1986, S. 85.
Camus hatte den Roman Jean-Paul Sartres, La nausée [dt.: Der Ekel, in neuer Übers. von Uli Aumüller, Reinbek bei Hamburg 1987], der 1938 bei Gallimard erschienen war, am 20. 10. 1938 im Alger républicain besprochen. Siehe Albert Camus, Essais. Introduction par Roger Quilliot, édition établie et annotée par Roger Quilliot et Louis Faucon, Gallimard, Paris 1965, S. 1417 – 1419.
Ein häufig von Camus aufgegriffener Gedanke (z. B. in dem Essay Der Wind in Djemila), der sich bereits bei Kierkegaard im Postskriptum zu den Philosophischen Brocken und bei Heidegger in Sein und Zeit, Erster Teil, Zweiter Abschnitt, Erstes Kapitel, findet.
Tagebücher, Dezember 1938, a.a.O., S. 111.
Aristoteles, Metaphysik, Buch IV, Kapitel 8, 4, in der Übers. von Hermann Bonitz. Neubearbeitet, mit Einleitung und Kommentar hrsg. von Horst Seidl. Zweite, verbesserte Auflage, Hamburg 1982, S. 177. Camus zitiert Aristoteles nach Léon Schestov, Le Pouvoir des clefs, Paris 1928, S. 317.
Vgl. Tagebücher, Herbst 1938, Camus’ Bemerkungen über die Meteorologie, a.a.O., S. 95 und 99.
Friedrich Nietzsche, Also sprach Zarathustra, Vor Sonnen-Aufgang, in: Sämtliche Werke, Kritische Studienausgabe, dtv/de Gruyter, München, New York 1980, S. 209.
Zu Schelers Das Ressentiment im Aufbau der Moralen (1912) vgl. Camus, Der Mensch in der Revolte, a.a.O., S. 25 – 26.
Camus folgt in seiner Darstellung Heideggers der Zusammenfassung von Sein und Zeit (1927), die Georges Gurvitch in Les Tendances actuelles de la Philosophie allemande, Paris 1930, gibt. Vgl. dort S. 210. Gurvitch verweist auch auf Heideggers Kant und das Problem der Metaphysik (1929) und zitiert die Seite 219: «Ursprünglicher als der Mensch ist die Endlichkeit an ihm.» Gurvitch, a.a.O., S. 212.
Camus zitiert Gurvitch, a.a.O., S. 215, dieser Heidegger, Sein und Zeit, Halle 1927, S. 187. Dort heißt es: «Die ‹Welt› vermag nichts mehr zu bieten, ebenso wenig das Mitdasein Anderer.»
Vgl. Gurvitch, a.a.O., S. 217; Heidegger, a.a.O., S. 275.
Vgl. Gurvitch, a.a.O., S. 217; Heidegger, a.a.O., S. 274.
Vgl. Matthäus 26, 40 – 41: «Und er ging zu den Jüngern zurück und fand sie schlafend. Da sagte er zu Petrus: Konntet ihr nicht einmal eine Stunde mit mir wachen? Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.» In: Die Bibel – Altes und Neues Testament – Einheitsübersetzung. Augsburg 1991, S. 1018.
Jaspers, Philosophie III, S. 160ff. Camus zitiert nach Jeanne Hersch, L’Illusion philosophique, Paris 1936, S. 190, dt.: Die Illusion – Der Weg der Philosophie, Bern 1956, S. 122.
Vgl. Schestov, Le Pouvoir des clefs, Paris 1928. Auch in anderen Werken greift Schestow häufig diese Themen auf.
Einen ähnlichen Gedanken formulierte Kierkegaard in seinem Tagebuch am 19. Februar 1849. Die von Camus zitierten Worte stammen aus dem Vorwort des Herausgebers und Übersetzers der französischen Ausgabe der Krankheit zum Tode, dem Traité du désespoir, Paris 1932, S. 34.
Der Ausdruck stammt von Nietzsche. Vgl. Morgenröthe, Aphorismus 327, a.a.O., Bd. 4, S. 232.
Dieses Bild, dem Zweiten Brief an die Korinther entliehen (12, 7: «Damit ich mich wegen der einzigartigen Offenbarungen nicht überhebe, wurde mir ein Stachel ins Fleisch gestoßen …» – a.a.O., S. 1171), ist in Kierkegaards Werk häufig anzutreffen.
Camus zitiert hier Husserl nach Léon Schestov, Le Pouvoir des clefs.
Camus zitiert nach Jeanne Hersch, L’Illusion philosophique …, S. 179, dt. S. 115.
a.a.O., S. 175, dt. S. 113.
In Le Pouvoir des clefs schreibt Schestow: «Erst wenn der Mensch das Unmögliche will, wendet er sich zu Gott. Um das Mögliche zu erhalten, richtet er sich an seinesgleichen.»
Schestow schreibt: «Wenn Gott die Menschen betrügt, bedeutet das nicht, dass Gott schuldig ist. Die Menschen sind schuldig, und zwar nicht, weil sie sich haben betrügen lassen – wie könnte der Mensch die List Gottes, seines Schöpfers, durchschauen! –, sondern weil sie ihren Schöpfer begrenzt haben, indem sie den Äußerungen Seines Willens Gesetze auferlegten.» a.a.O., S. 121.
Kierkegaard zitiert diesen Gedanken mehrfach in seinem Tagebuch. Nietzsche greift ihn in seiner Vorrede zu Jenseits von Gut und Böse auf. Vgl. a.a.O., Bd. 15, S. 13.
Brief vom 8. Februar 1777. Nietzsche zitiert in Jenseits von Gut und Böse – z. B. a.a.O., S. 233 – sowie in den Nachgelassenen Fragmenten mehrfach diese Korrespondenz.
Vgl. Sören Kierkegaard, Tagebuch, Mai 1850.
Vgl. Kierkegaard, Tagebuch, September 1849.
Vgl. Kierkegaard, Tagebuch, Juni 1847, in: Sören Kierkegaard, Gesammelte Werke. Die Tagebücher, übers. von Hayo Gerdes. Zweiter Band, Düsseldorf/Köln 1963, S. 146. Die vier Zitate stammen in dieser Reihenfolge aus dem Vorwort von J. Gateau zu Kierkegaards Traité du désespoir, Paris 1932, S. 43, ohne Quellenangaben.
Traité du désespoir, a.a.O., S. 55.
Vgl. Vorwort zu Traité du désespoir, a.a.O., S. 31.
Kierkegaard, Sören, Furcht und Zittern, Lobrede auf Abraham, Samlede Vaerker, 1. Aufl. 1901, Bd. III, S. 68.
Vgl. Der goldene Esel in den Metamorphosen des Apuleius.
Camus’ Analyse ist weder beeinflusst durch Sartres Die Imagination (1936) noch durch Eine fundamentale Idee der Phänomenologie Husserls: die Intentionalität (Januar 1939), beide dt. in: Jean-Paul Sartre, Gesammelte Werke. Philosophische Schriften I, Reinbek bei Hamburg 1994. Sie folgt in einigen Zügen der Darstellung Gurvitchs in Tendances actuelles …, a.a.O., S. 24ff.
Vgl. Henri Bergson, Matière et Mémoire, Kapitel I, Paris 1919.
Edmund Husserl, Logische Untersuchungen, zit. nach Schestov, Le Pouvoir des clefs, a.a.O., S. 329.
Husserl nach Schestov, a.a.O., S. 346.
Husserl nach Schestov, a.a.O., S. 392. Gemeint ist offenbar die Nichtunterscheidung der intentionalen Gegenstände der Vorstellung vom wirklichen oder äußeren Gegenstand, wie Husserl im zweiten Kapitel Bewusstsein als intentionales Erlebnis seiner V. Logischen Untersuchung beschreibt. Es wird allerdings nicht genau nach Husserl zitiert.
Vgl. Gurvitch, a.a.O., S. 25 und 28.
Plotin, der von Schestow oft zitiert wird, insbesondere in Le Pouvoir des clefs, war Gegenstand der 1936 von Camus vorgelegten Diplomarbeit Métaphysique chrétienne et Néoplatonisme, besonders des III. Kapitels, La Raison mystique.
Vgl. Camus, Tagebücher, 21. August 1938: «Nur wer die ‹Gegenwart› gekannt hat, weiß wirklich, was Hölle ist» (Jakob Wassermann), a.a.O., S. 94.
Vgl. Camus’ Caligula, IV. Akt, 14. Szene sowie Tagebücher, Januar 1937, a.a.O., S. 35.
Vgl. Camus, Tagebücher, Dezember 1938, a.a.O., S. 111.
Seneca, De Providentia II, 7. Für den römischen Philosophen ist es Gott, der sich an diesem Schauspiel erfreut.
Vgl. Camus, Tagebücher, 4. Oktober 1937, a.a.O., S. 70.
Vgl. Nietzsche, Menschliches, Allzumenschliches, Aphorismus 439, a.a.O., Bd. 2, S. 286/287, sowie Camus, Tagebücher, Oktober 1941, a.a.O., S. 193.
Vgl. Schestov, Le pouvoir des clefs, S. 127: «Ein berühmter griechischer Dichter sagte einst: ‹Jung sterben jene, die die Götter lieben.› In Alceste lässt Euripides Thanatos zu Apollon sagen: ‹Wenn jene, die sterben, jung sind, ist die Ehre für mich umso größer.›»
Das Buch Greniers erschien 1941 in Paris. Camus bezieht sich vor allem auf den zweiten Teil L’Absolu et le Monde (Das Absolute und die Welt).
Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse, Aphorismus 188, a.a.O., Bd. 5, S. 108/109.
In Les Idées et les Ages, Bd. 1, Paris 1927, S. 15, heißt es: «Beten hieße fühlen, dass der Schlaf herbeikommt, und die Nacht auf allen Gedanken.»
Schestov, Les Révélations de la mort, S. 183.
Goethe notiert in Maximen und Reflexionen, Spruch 252: «Die Zeit ist selbst ein Element.» Leipzig 1953, S. 41.
Manon Roland de la Platière (1754–1793) unterhielt in Paris einen einflussreichen politischen Salon und endete auf dem Schafott mit dem Ausspruch: «O Freiheit – was für Verbrechen werden in deinem Namen begangen!»
In Le Choix zitiert Jean Grenier das Wort Max Stirners aus Der Einzige und sein Eigentum (1845): «Nichts ist wahr; alles ist erlaubt», das Nietzsche aufgriff, insbesondere in Also sprach Zarathustra und in Zur Genealogie der Moral. Nach Gide (Dostojevskij – Paris 1925) kehrt Camus mehrfach in den Tagebüchern darauf zurück.
Zum Absurden als Gegenspieler des Sich-etwas-vormachen-Lassens siehe Rachel Bespaloff, Cheminements et Carrefours, Paris 1938, S. 33, über die Helden Malraux’.
Camus schöpft mehrere Züge des folgenden Abschnitts aus den Werken La Légende de Don Juan von Gendarme de Bévotte (Paris 1906 und 1911) sowie Don Juan, la légende et l’histoire von Lorenzi de Bradi (Paris 1930).
So im Don Juan von Puschkin (aufgeführt vom Théâtre du Travail – mit dem Camus arbeitete – am 24. März 1937 im Kulturhaus von Algier).
El burlador de Sevilla (1630) von Tirso de Molina, Urbild der Don-Juan-Dichtungen.
Miguel Mañara, Mysterienspiel in sechs Bildern des 1939 gestorbenen französischen Dichters Oscar Vencelas de Lubicz-Milocz über den Don-Juan-Stoff, veröffentlicht 1912 in Paris.
Vgl. Stendhal (Henri Beyle), Über die Liebe, 59. Kapitel: Werther und Don Juan, Berlin 1985, S. 207ff.
Vgl. Tagebücher, August 1939, a.a.O., S. 218.
Wie beim Don Juan von Joseph Delteil (Paris 1930).
Camus folgt hier dem Text von Gendarme de Bévotte, I, S. 161. Vgl. auch Tagebücher, April 1940, a.a.O., S. 167.
Wie bei Puschkin. Vgl. Tagebücher, a.a.O.
Wie bei Milosz.
Camus zitiert eine französische Übersetzung, die dem Original («… the play’s the thing/Wherein I’ll catch the conscience of the king) näher kommt und für «I’ll catch the conscience» «j’attraperai la conscience» – «werde ich das Gewissen einfangen» – sagt.
Vgl. Nietzsche, Die fröhliche Wissenschaft, Vom Problem des Schauspielers, Aph. 361, a.a.O., Bd. 3, S. 608. Vor allem schlägt sich in diesem Abschnitt natürlich Camus’ eigene Bühnenerfahrung nieder.
Vgl. Tagebücher, Februar 1939, a.a.O., S. 116.
Held aus Calderón, La vida un sueño (Das Leben ein Traum).
Vgl. Tagebücher, 21. Oktober 1937, a.a.O., S. 74.
Dieser Gegensatz taucht oft bei Nietzsche auf, z. B. in Menschliches, Allzumenschliches, Aph. 51: Wie der Schein zum Sein wird, a.a.O., Bd. 2, S. 71. Vgl. auch Camus, Tagebücher, 20. Oktober 1937: «Aber vor allem nicht scheinen wollen, um zu sein», a.a.O., S. 74.
Vgl. Antonin Artaud, Le Théâtre et son double (Paris 1938), dem Camus einige Anregungen für Die Pest entnahm.
Vgl. Tagebücher, Mai 1940, a.a.O., S. 169.
3. Aufzug, 2. Szene.
Vgl. Nietzsche, Vermischte Meinungen und Sprüche, 408, in: Sämtliche Werke, Bd. 2, München 1980, S. 534.
Französische Schauspielerin (1692–1730) an der Comédie Française, Heldin in Stücken von Corneille und Racine, Freundin Voltaires, Titelfigur eines Dramas von Scribe.
Voltaire empörte sich über die schändliche Weise, in der mit den sterblichen Überresten der Schauspielerin umgegangen wurde. Vgl. insbesondere sein Gedicht La Mort de Melle Lecouvreur sowie Candide, XXII.
Ein solches Heim ist Gegenstand des Films La Fin du jour (1938) von Julien Duvivier, ein Melodram, in dem unter anderen Michel Simon eine Hauptrolle spielte.
Der folgende Abschnitt geht aus von einer Reflexion über Malraux’ Werke Die Eroberer, Der Königsweg und So lebt der Mensch, die der Arbeit von Rachel Bespaloff Cheminements et Carrefours, a.a.O., folgt.
Vgl. Tagebücher, Herbst 1938, «Das dürre Herz des Schöpfers», a.a.O., S. 101.
Vgl. Tagebücher, September 1939, a.a.O., S. 130 – 136. Camus’ Haltung bei Kriegsausbruch – «Nichts ist unentschuldbarer als der Krieg und der Aufruf zum Völkerhass. Aber ist der Krieg einmal ausgebrochen, ist es zwecklos und feige, sich unter dem Vorwand, man sei nicht für ihn verantwortlich, abseits zu stellen.» (S. 136) – und sein Engagement im Widerstandskampf geben diesen Worten ihren genaueren Sinn.
Lukas 22, 36 – 38: «… wer aber kein Geld hat, soll seinen Mantel verkaufen und sich dafür ein Schwert kaufen …», a.a.O., S. 1073. Im Juli 1939 erschien auf Französisch Kafkas Erzählung Das Schwert.
«Die wahren Reichtümer» – Titel einer Arbeit von Giono (1936), der der Buchhandlung Charlot in Alger als Name diente. Hier hatte die Zeitschrift Rivages, für die Camus arbeitete, ihren Sitz.
Vgl. Tagebücher, April 1939, a.a.O., S. 123.
Vgl. Tagebücher, Oktober 1940, a.a.O., S. 170. Siehe auch Jacob Burckhardt, Die Renaissance in Italien.
Vgl. Montherlant, Henri de, Mors et Vita, Paris 1932, S. 200.
Vgl. Tagebücher, April 1939, wo ab «Auch wir …» sich dieser letzte Teil fast wörtlich findet. a.a.O., S. 123.
Vgl. Tagebücher, November 1939, a.a.O., S. 140.
Vgl. Kierkegaard, Der Begriff Angst, «Ich bin ein König ohne Reich», S. 43 der franz. Ausgabe Le Concept d’angoisse, Paris 1935.
Vgl. Tagebücher, September 1939, a.a.O., S. 133: «Ja sagen zur Prüfung und zu allem, was sie mit sich bringt. Aber schwören, in der unedelsten aller Aufgaben nur die edelsten Taten zu vollbringen. Und den wirklichen Adel (den des Herzens) machen Verachtung, Mut und umfassende Gleichgültigkeit aus.»
Vgl. Tagebücher, September 1939, a.a.O., S. 136.
Von Camus recht frei wiedergegeben. Vgl. Nietzsche, Götzen-Dämmerung – Streifzüge eines Unzeitgemäßen, 24, a.a.O., Bd. 6, S. 127 – 128.
Das Bild der Insel, das Nietzsche teuer ist (Die fröhliche Wissenschaft, Aph. 372; Also sprach Zarathustra, «Auf den glückseligen Inseln», Bd. 4, Zweiter Teil, S. 109 – 1120 steht im Mittelpunkt des Werkes von Camus. Vgl. sein Vorwort von 1959 zur Neuauflage des Buches von Jean Grenier, Les Iles, in: Camus, Essais, Paris 1965, S. 1157 – 1161).
Vgl. Tagebücher, September 1939, a.a.O., S. 133: «Das beschreibende mit dem erklärenden Werk in Einklang bringen. Der Beschreibung ihren wahren Sinn geben …»
Vgl. Tagebücher, Oktober 1941, a.a.O., S. 188.
In der Sondernummer von Confluences, die dem Roman gewidmet ist (Juli – August 1943), räumt Camus dem Verstand, dem Willen und der Kunst im literarischen Schaffen einen größeren Platz ein. Doch betrachtet er dabei vor allem die klassischen Autoren. (Vgl. Théâtre, Récits, Nouvelles, Paris 1962, S. 1887.)
Anspielung auf Arthur Rimbaud, der sein dichterisches Schaffen unvermittelt abbrach und sich nach Abessinien zurückzog. Ausführlicheres hierzu vgl. Albert Camus, Der Mensch in der Revolte, Kap. «Surrealismus und Revolution».
Der letzte Absatz ist fast wörtlich den Tagebüchern entnommen, vgl. Herbst 1938, a.a.O., S. 100.
Vgl. auch Tagebücher, März 1940, a.a.O., S. 163.
Vgl. Tagebücher, November 1936, a.a.O., S. 34. Der hier ähnlich formulierte Gedanke ist vermutlich Kierkegaard entliehen – vgl. Le Concept d’angoisse (Der Begriff Angst), Paris 1935, S. 141: «Es ist bemerkenswert, dass die griechische Kunst in der Skulptur kulminiert, wo der Blick fehlt.» Camus fand vielleicht auch bei Alain, Idées, Paris 1939, einen entsprechenden Gedanken aus Hegels Ästhetik: «Daher fehlt denn auch der Skulpturgestalt, da sie den in die Körperlichkeit eingesenkten Geist vor die Anschauung bringt, der sich in der ganzen Gestalt sichtbar zeigen muss, der erscheinende Punkt der Subjektivität, […] der Blick des Auges»; Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Ästhetik, Berlin 1955, S. 653.
Vgl. Tagebücher