Der Koloß von Maroussi

Impressum

Die Originalausgabe erschien im Verlag New Directions, New York, unter dem Titel «The Colossus of Maroussi»

 

Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Hamburg, August 2020

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Covergestaltung Umschlag-Konzept: any.way, Hamburg Barbara Hanke/Heidi Sorg/Cordula Schmidt

Coverabbildung Gettyimages/Thoth_Adan

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ISBN 978-3-644-00624-9

www.rowohlt.de

 

Alle angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Printausgabe.

ISBN 978-3-644-00624-9

Fußnoten

Ankündigung: Das Publikum wird dringend gebeten, keine ungebührliche Erregung bei der Vorführung dieser Greuelszenen von sich zu geben.

Man hätte ebensogut noch hinzufügen können: Man bedenke, daß es sich nur im Chinesen, nicht um Franzosen handelt.

I

Lange vor dieser Unterhaltung hatte mir mein Freund Lawrence Durrell, der Korfu gewissermaßen zu seiner Heimat gemacht hatte, mehrere Briefe geschrieben, die erstaunlich waren und mir phantastisch vorkamen. Durrell ist ein Dichter, und seine Briefe waren dichterisch; sie richteten in mir eine gewisse Verwirrung an, da in ihnen Traum und Wirklichkeit – die historische und die mythologische – kunstvoll ineinander übergingen. Später erst stellte ich fest, daß diese Verwirrung Wirklichkeit ist und sich nicht nur auf dichterische Fähigkeiten zurückführen läßt. Doch zu jener Zeit glaubte ich, daß er übertrieb, daß er mich verlocken wollte, seine mehrfachen Einladungen zu einem längeren Besuch anzunehmen.

 

Einige Monate vor Kriegsausbruch beschloß ich, ausgiebig Ferien zu machen. Ich hatte mir schon immer gewünscht, das Dordogne-Tal

 

In Marseille nahm ich das Schiff zum Piräus. An Bord waren viele Levantiner, die ich zwischen den Amerikanern, Engländern und Franzosen sofort erkannte. Ich hatte den dringenden Wunsch, mit Arabern, Türken, Syriern und ihresgleichen zu sprechen, ich wollte wissen, wie sie die Welt sahen, und da die Reise vier, fünf Tage dauerte, hatte ich genügend Zeit, die Menschen kennenzulernen, die mich interessierten. Durch Zufall war meine erste Bekanntschaft ein griechischer Medizinstudent, der aus Paris kam. Wir sprachen französisch miteinander. Am ersten Abend unterhielten wir uns bis drei, vier Uhr morgens, hauptsächlich über Knut Hamsun, der, wie ich feststellte, von den Griechen leidenschaftlich verehrt wird. Zunächst

Am nächsten Tag kam ich mit den anderen ins Gespräch: einem Türken, einem Syrier, ein paar Studenten vom Libanon und einem Argentinier italienischer Abstammung. Der Türke war mir sofort unsympathisch; er hatte eine Vorliebe für Logik, die mich wütend machte, und dazu war es noch eine falsche Logik. Ich geriet mit ihm aneinander, denn er hatte die amerikanische Mentalität in ihrer schlimmsten Form angenommen. Alle diese Leute waren besessen von Fortschritt – mehr Maschinen, mehr Leistungen, mehr Kapital, mehr Komfort – das ist ihr einziges Gesprächsthema. Ich fragte sie, ob sie noch nie von den Millionen Arbeitslosen in Amerika gehört hätten. Sie überhörten die Frage. Ich fragte sie, ob ihnen nicht klar sei, wie leer, wie rastlos, wie elend die Amerikaner mit all ihrem mechanisierten Luxus und Komfort seien. Sie waren unempfänglich für meinen Sarkasmus, sie hatten nur den einen Wunsch: Erfolg, Geld, Macht, einen Platz an der Sonne. Keiner von ihnen wollte in sein Heimatland zurückkehren, doch aus irgendwelchen Gründen mußten sie es gegen ihren Willen tun. Sie sagten, für sie sei das Leben in ihrem Land nicht mehr erträglich. Was für ein Leben sie denn haben möchten, wollte ich wissen. Sie möchten all die Dinge besitzen, die es in Amerika oder Deutschland oder Frankreich gibt. Für sie bestand das Leben hauptsächlich aus Maschinen, entnahm ich ihren Reden. Leben ohne Geld? Unmöglich! Man braucht Kleider, ein schönes Heim, ein Radio, ein Auto, einen Tennisschläger und so weiter. Ich erwiderte, daß ich nichts von all diesen Dingen besäße und mich dennoch für glücklich hielte, daß ich Amerika den Rücken gekehrt hätte, gerade weil mir diese Dinge nichts bedeuteten. Sie sagten, ich sei der

Bei Tisch saß mir ein französischer Archäologe, der nach Griechenland zurückging, gegenüber. Er hätte mir viel über Griechenland sagen können, doch ich gab ihm keine Gelegenheit dazu, da er mir auf den ersten Blick mißfiel. Von allen Mitreisenden gefiel mir der Italiener aus Argentinien am besten. Ich hatte noch nie einen so unwissenden – und gleichzeitig charmanten – Menschen kennengelernt wie ihn. In Neapel gingen wir zusammen an Land, um gut zu essen und Pompeji zu besichtigen, von dessen Existenz er noch nie gehört hatte. Trotz der unerträglichen Hitze genoß ich diesen Ausflug sehr; wäre ich mit einem Archäologen zusammen gewesen, hätte ich mich zu Tod gelangweilt. Im Piräus ging ich wieder mit ihm an Land, um die Akropolis anzuschauen. Es war noch heißer als in Pompeji, was höchst unangenehm war. Schon um neun Uhr morgens waren es fünfzig Grad in der Sonne. Kaum hatten wir die Hafensperre hinter uns, als wir einem gerissenen griechischen Fremdenführer in die Hände fielen, der etwas Englisch und Französisch konnte und versprach, uns gegen ein geringes Entgelt alles Interessante zu zeigen. Wir versuchten ausfindig zu machen, wieviel er für seine Dienste beanspruchte, es gelang uns nicht, und es war zu heiß, um über Preise zu diskutieren. Wir nahmen ein Taxi und verlangten, auf dem kürzesten Weg zur Akropolis gefahren zu werden. Auf dem Schiff hatte ich meine Franken in Drachmen umgewechselt und hatte ein dickes Bündel Banknoten in der Tasche, so daß ich glaubte, auch die ungeheuerlichste Rechnung bezahlen zu können. Ich wußte, daß man uns beschwindeln würde, und ich freute mich darauf. Das einzige, was sich mir fest eingeprägt hatte, war, daß man den Griechen nicht

Die Fahrt von Piräus nach Athen ist eine gute Einführung für Griechenland. Sie hat nichts Einladendes an sich, man fragt sich, wieso man den Wunsch gehegt hatte, dieses Land zu besuchen. Die Gegend ist nicht nur kahl und trostlos, sie hat auch etwas Erschrekkendes an sich; man kommt sich ausgeplündert, nackt, fast ausgelöscht vor. Der Chauffeur war wie ein Tier, das durch ein Wunder gelernt hat, eine wahnwitzige Maschine zu bedienen. Unser Führer gab ihm ständig Anweisungen, nach rechts oder links abzubiegen, als hätten sie diese Fahrt noch nie gemacht. Ich empfand große Sympathie für den Chauffeur, der, wie ich wußte, ebenfalls beschwindelt werden würde, und der mir den Eindruck machte, als könne er nicht bis hundert zählen; auch hatte ich das Gefühl, er würde in einen Abgrund fahren, wenn man es befähle. Als wir zur Akropolis kamen – es war irrsinnig, sofort dorthin zu gehen –, waren mehrere hundert Menschen vor uns, die das Tor stürmten. Die Hitze war inzwischen so grauenhaft geworden, daß ich nur den einen Wunsch hatte, mich in den Schatten zu setzen. Ich fand einen verhältnismäßig kühlen Platz und wartete dort, während der Argentinier etwas für sein Geld erhielt. Unser Führer war mit dem Chauffeur am Tor zurückgeblieben, nachdem er uns einem der amtlichen Führer übergeben hatte; er wollte uns, sobald wir die Akropolis «gemacht» hätten, den Jupiter-Tempel und das Theseion und andere Stätten zeigen. Natürlich schauten wir uns diese Sehenswürdigkeiten nicht an, sondern ließen uns sofort in die Stadt an einen kühlen Ort zurückfahren, um uns Eis zu bestellen. Gegen halb elf setzten wir uns auf die Terrasse eines Cafés. Jedermann schien von der Hitze erledigt zu sein, selbst die Griechen. Wir verzehrten unser Eis, tranken Eiswasser, aßen wieder Eis und tranken wieder Eiswasser. Danach bestellte ich heißen Tee, weil mir plötzlich einfiel, daß mir jemand gesagt hatte, heißer Tee lösche am besten den Durst.

Das Taxi wartete mit laufendem Motor am Trottoirrand. Unser Führer schien der einzige Mensch zu sein, der nicht unter der Hitze litt. Er dachte wohl, wir würden uns ein bißchen abkühlen und dann von neuem in der Sonnenglut Ruinen und Monumente besichtigen. Wir hingegen sagten ihm, daß wir seine Dienste nicht mehr benötigten. Er h be es nicht eilig, erwiderte er, er habe nichts Besonderes zu tun und sei glücklich, uns Gesellschaft zu leisten, woraufhin wir ihm

Eine Stunde später verabschiedete ich mich von meinem Gefährten, nahm in einem kleinen Hotel ein Zimmer zum Doppelten des üblichen Preises, zog mich aus, legte mich nackt aufs Bett und schlief in einer Schweißlache bis neun Uhr abends. Dann ging ich in ein Restaurant, versuchte zu essen, verzichtete aber nach ein paar Bissen darauf. Noch nie in meinem Leben war mir so heiß gewesen; in der Nähe einer elektrischen Lampe zu sitzen war eine Qual. Nachdem ich

 

Am nächsten Tag beschloß ich, das Schiff nach Korfu zu nehmen, wo mich mein Freund Durrell erwartete. Wir fuhren gegen fünf

 

Da der Kanal von Korinth durch einen Erdrutsch gesperrt war, umfuhren wir den Peloponnes. Am zweiten Abend liefen wir in Patras, gegenüber von Missolonghi, ein. Ich bin seither mehrere Male in diesem Hafen angekommen, immer zur gleichen Zeit, und jedesmal war ich von neuem begeistert. Man fährt unmittelbar ins Land

 

Es war fast Mittag, als das Schiff in Korfu anlegte. Durrell erwartete mich mit Spiro Americanus, seinem Faktotum, am Quai. Die Fahrt nach Kalami, dem kleinen Dorf am Nordende der Insel, wo Durrell wohnte, dauerte ungefähr eine Stunde. Ehe wir zu Mittag aßen, gingen wir noch vor dem Haus schwimmen. Ich war seit fast zwanzig Jahren nicht mehr im Wasser gewesen. Durrell und seine Frau Nancy waren wie Delphine, sie lebten gewissermaßen im Wasser. Nach dem Essen machten wir ein Schläfchen, und dann ruderten wir zu einer etwa anderthalb Kilometer entfernten kleinen Bucht, wo sich eine kleine weiße Kapelle befand. Wiederum eine Taufe in dem kühlen Wasser. Am Abend wurde ich Kyrios Karamenaios, dem Ortsgendarmen, und Nicola, dem Dorfschullehrer, vorgestellt. Wir wurden sofort innige Freunde. Mit Nicola sprach ich in einem gebrochenen Französisch, mit Karamenaios in einer Art Gegacker, das

Einmal in der Woche fuhren wir mit dem Ruderboot zur Stadt. Ich habe die Stadt Korfu nie gemocht; die Luft ist trügerisch und treibt einen zum Wahnsinn, wenn es Abend wird. Ständig setzt man sich hin und trinkt etwas, was man nicht trinken will, oder spaziert ziellos hin und her und kommt sich wie ein Gefangener vor. Meist benutzte ich diese Besuche, mich rasieren und mir die Haare schneiden zu lassen; ich tat es, um die Zeit totzuschlagen und weil es so lächerlich billig war. Wie man mir sagte, bediente mich der Friseur des Königs, und das Ganze kostete mich etwa dreieinhalb Cent, Trinkgeld inbegriffen. Korfu ist ein typischer Exilort. Der deutsche Kaiser hatte dort, bevor er die Krone verlor, seine Sommerresidenz gehabt, und eines Tages besuchte ich, aus Neugier, den Palast. Paläste finde ich immer traurig und düster, aber dieses Irrenhaus des Kaisers ist wohl das schlimmste an Kitsch, was ich je gesehen habe. Es würde ein ausgezeichnetes Museum für surrealistische Kunst abgeben. Allerdings liegt am Ende der Insel, gegenüber dem leerstehenden Palast, ein Fleckchen Erde namens Kanoni, von dem aus man einen Blick auf die verzauberte Toteninsel hat. Hier sitzt Spiro allabendlich und träumt von seinem Leben auf Rhode Island, als der Alkoholschmuggel in voller Blüte stand. Eigentlich sollte dieser Platz meinem Freund Hans Reichel, dem Aquarellisten, gehören. Ich weiß, daß hier alles mit Homer verbunden ist, aber für mich hat es mehr mit Stuttgart gemein als mit dem antiken Griechenland. Wenn der Mond scheint und kein Laut außer dem Atem der Erde ertönt, herrscht die Atmosphäre, die Reichel hervorbringt, wenn er wie versteinert träumt und sich zu Vögeln und Schnecken und Wasserspeiern hingezogen fühlt, zu verschleierten Monden und schwitzenden Steinen oder zu der klagenden Musik, die ständig in seinem Herzen tönt, sogar wenn er sich wie ein tollwütiges Känguruh aufbäumt, das alles um sich herum mit seinem Schwanz zerschmettert. Es würde mich sehr glücklich machen, wenn er das je lesen sollte und somit erführe, daß ich an ihn dachte, während ich die Toteninsel sah, wenn er erführe, daß ich nie sein Feind war, wie er glaubte. Vielleicht wurde Reichel, der nur Liebe für die Franzosen empfand, gerade an einem der Abende, da ich mit Spiro in Kanoni saß und auf diesen zauberhaften Fleck hinabblickte, aus seiner Höhle im Impasse Rouet herausgezerrt und in ein jämmerliches Konzentrationslager gesteckt.

 

Eines Tages tauchte Theodor auf – Dr. Theodor Stephanides. Er wußte alles über Pflanzen, Blumen, Bäume, Gesteine, Mineralien, niedere Tierarten, Mikroben, Krankheiten, Sterne, Planeten,

Eines frühen Morgens brachen wir unsere Zelte ab und kehrten nach Kalami zurück. Es war ein eigenartig drückender Tag, und wir hatten einen zweistündigen steilen Anstieg vor uns bis zu dem Bergdorf, wo Spiro uns mit dem Wagen erwartete. Zunächst mußten wir einen Sandstreifen im Galopp überqueren, denn der Sand verbrannte einem durch die Sandalen hindurch die Füße. Dann folgte ein langer Marsch durch ein ausgetrocknetes Flußbett; das Geröll war selbst für die kräftigsten Fußgelenke eine wahre Plage. Schließlich gelangten wir zu dem Pfad, der den Berghang hinaufführte; er war allerdings eher eine Rinne als ein Pfad und fiel sogar den Bergpferden, die unser Gepäck trugen, schwer. Während des Kletterns begrüßte uns von oben eine unheimliche Melodie. Wie der dichte Nebel, der aus dem Meer aufstieg, umhüllte sie uns mit sehnsüchtigen Klängen

Dann der Paß, den ich stets als einen Ort sinnloser Metzelei in Erinnerung behalten werde. Hier mußten während der endlosen blutigen Vergangenheit der Menschheit wieder und wieder die entsetzlichsten, grausamsten Massaker verübt worden sein. Er ist eine von der Natur zum Unheil der Menschen erdachte Falle. Griechenland ist voll solcher Todesfallen. Sie sind wie ein mächtiges kosmisches Zeichen, das der berauschenden, leuchtenden Welt Klang verleiht, einer Welt, in der die heroischen und mythologischen Gestalten der glänzenden Vergangenheit ständig das Bewußtsein zu beherrschen drohen. Der antike Grieche war ein Mörder: er lebte in einer Welt von brutaler Klarheit, die den Geist quälte und verwirrte. Er befand sich mit der gesamten Menschheit im Krieg, auch mit sich selbst. Aus dieser wilden Anarchie entstanden die klaren, heilsamen, metaphysischen Spekulationen, die sogar heute noch die Welt bezaubern. Während wir über den Paß wanderten – wobei wir mäanderförmige Haken

In Kalami verflogen die Tage wie ein Lied. Ab und zu schrieb ich einen Brief oder versuchte ein Aquarell zu malen. Es fehlte nicht an Büchern im Haus, doch ich hatte keine Lust, auch nur ein einziges zu öffnen. Durrell versuchte, mich dazu zu bringen, Shakespeares Sonette zu lesen; nachdem er mich eine Woche lang damit gelöchert hatte, las ich eines, wohl das geheimnisvollste, das Shakespeare je geschrieben hat. (Ich glaube, es war «Der Phönix und die Schildkröte».) Bald danach erhielt ich mit der Post ein Exemplar «Die Geheimlehre», auf das ich mich stürzte. Auch las ich von neuem Nijinskys Tagebuch. Ich weiß, daß ich das Buch wieder und wieder lesen werde. Es gibt nur wenige Bücher, die ich immer wieder lesen kann – eines die «Mysterien» und das andere «Der ewige Gatte» ... ich sollte wohl noch «Alice im Wunderland» hinzufügen. Wie dem auch sei, es war viel besser, die Abende plaudernd und singend zu verbringen oder auf den Felsen an der Küste zu stehen und mit einem Fernrohr die Sterne zu betrachten.

Als die Gräfin wieder auf der Bildfläche erschien, überredete sie uns, sie für ein paar Tage auf ihrem Gut in einem andern Teil der Insel zu besuchen. Wir verbrachten dort drei wundervolle Tage, und dann wurde, mitten in der Nacht, die griechische Armee mobilisiert. Der Krieg war zwar noch nicht erklärt worden, aber die hastige Rückkehr des Königs nach Athen wurde von jedermann als ein böses Zeichen angesehen. Wer die Möglichkeit hatte, schien entschlossen zu sein, dem Beispiel des Königs zu folgen. In der Stadt Korfu brach eine richtige Panik aus. Durrell wollte in die griechische Armee eintreten, um an der albanischen Front Dienst zu leisten. Spiro wollte,

Als ich erwachte und an Deck ging, lief das Schiff durch eine schmale Meerenge; zu beiden Seiten erhoben sich kahle niedere Hügel, sanfte, mit violetten Büschen bedeckte Erderhebungen in so vertrauten

 

In Patras beschlossen wir, an Land zu gehen und den Zug nach Athen zu nehmen. Das Hotel Cecil, in dem wir abstiegen, ist das beste Hotel, das ich kenne, und ich kenne viele. Das Zimmer kostete etwa dreiundzwanzig Cent pro Tag, ein ähnliches hätte man in Amerika nicht unter fünf Dollar bekommen. Ich hoffe, daß jeder, der durch Griechenland reist, im Hotel Cecil absteigen und sich selbst davon überzeugen wird; es ist unvergeßlich. Gegen zwölf Uhr frühstückten wir auf der Terrasse des Solariums, mit Blick auf das Meer. Durrell und seine Frau stritten schrecklich miteinander. Ich war ganz ratlos und konnte beide nur aus tiefstem Herzen bedauern. Eigentlich war es ein persönlicher Streit, der Krieg war nur ein Vorwand. Der Gedanke an Krieg macht die Menschen hektisch, sie werden völlig verrückt, selbst wenn sie so gescheit und einsichtig sind wie Durrell und Nancy. Der Krieg hat noch andere schlimme Auswirkungen, er flößt jungen Menschen Schuldbewußtsein ein und bereitet ihnen