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Impressum

Titel der amerikanischen Originalausgabe: «Gravity’s Rainbow»

Die Übersetzer danken Herrn P. J. Blumenthal für seine Hilfe bei der Übersetzung amerikanischer Slang-Ausdrücke der dreißiger und vierziger Jahre.

Die Verse von Emily Dickinson auf Seite 47 und das Gedicht auf Seite 1194 wurden von Dorothea Scheid übersetzt.

Der deutsche Titel wurde vom Autor autorisiert.

 

 

Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, August 2015

Für die deutsche Übersetzung Copyright © 1981, 1989 by Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg

Aus dem Amerikanischen übersetzt nach der 1973 bei Viking Press, New York, erschienenen Ausgabe «Gravity’s Rainbow»

Für den Originaltext Copyright © 1973 by Thomas Pynchon

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt, jede Verwertung bedarf der Genehmigung des Verlages

Umschlaggestaltung any.way, Walter Hellmann

Schrift DejaVu Copyright © 2003 by Bitstream, Inc. All Rights Reserved.

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Konvertierung epublius GmbH, Berlin

ISBN Printausgabe 978-3-499-13514-9 (13. Auflage 2011)

ISBN E-Book 978-3-644-54481-9

www.rowohlt.de

 

Anmerkung: Die Seitenzahlen im Text beziehen sich auf die Seitenzahlen der Printausgabe.

ISBN 978-3-644-54481-9

Für Richard Fariña

1 Jenseits der Null

Auslöschung kennt die Natur nicht; sie kennt nur die Verwandlung. Alles, was die Wissenschaft mich gelehrt hat und immer noch lehrt, stärkt meinen Glauben an die Kontinuität unserer spirituellen Existenz nach dem Tode.

WERNHER VON BRAUN

***

Ein Heulen kommt über den Himmel. Das ist früher schon geschehen, mit diesem aber läßt sich nichts vergleichen.

Es ist zu spät. Die Evakuierung geht zwar immer noch weiter, ist aber alles Theater. Keine Lichter in den Wagen. Überhaupt nirgends Lichter. Über seinem Kopf ragt eine Stahlkonstruktion empor, alt wie eine eiserne Königin, irgendwo weit oben schimmert Glas, welches das Tageslicht durchlassen würde. Aber es ist Nacht. Er fürchtet sich vor dem Augenblick, da das ganze Glas herunterstürzen wird, bald. Das wird ein Spektakel geben: der Fall eines Kristallpalastes, jedoch in völliger Verdunkelung, ohne jeglichen Lichtschimmer, nur ein gewaltiges, unsichtbares Krachen.

Drinnen im Abteil, das in verschiedene Ebenen gegliedert ist, sitzt er in samtiger Dunkelheit. Nichts zu rauchen. Er spürt, wie Metall an Metall sich reibt, sich mit Metall verbindet, manchmal ganz nah, dann wieder entfernter, er hört Dampf in zischenden Wolken entweichen, fühlt das Fahrgestell vibrieren, ein Schwanken, ein Unbehagen – und all die anderen, die man zu ihm hineingepfercht hat, Schwächlinge, Schafe zweiter Wahl, schon jenseits von Glück und Zeit: Säufer, alte Veteranen, die noch vor Geschützen zittern, die schon seit zwanzig Jahren verrosten, kleine Gauner in städtischen Kleidern, menschliches Strandgut, erschöpfte Frauen mit mehr Kindern, als man irgend haben kann, aufgestapelt mit dem übrigen Gerümpel, alles auf dem Weg zur Erlösung. Von den Gesichtern sind nur die allernächsten zu erkennen, und auch sie nur wie halb verspiegelte Bilder in einem Sucher, grünfleckige Gesichter von VIPs, die als flüchtige Erinnerungen hinter kugelsicheren Scheiben durch die Stadt rasen …

Jetzt setzen sie sich langsam in Bewegung. Die Kolonne verläßt den Hauptbahnhof, die Innenstadt und beginnt, sich in ältere und trostlosere Viertel der Stadt vorzuarbeiten. Ist das der Weg hinaus? Gesichter wenden sich den Fenstern zu, aber keiner wagt eine Frage, jedenfalls nicht laut. Vom Himmel fällt Regen. Nein, das ist kein Freikommen, sondern ein immer heftigeres Sichverstricken – es geht in Bogengänge hinein, geheime Einfahrten aus verwittertem Beton, die nur so aussahen, als wären sie die Schleifen einer Unterführung … Gerüste aus rußgeschwärztem Holz sind langsam über ihren Köpfen vorübergezogen, imprägniert vom Geruch uralter Kohle, vom Geruch nach Naphthalinwintern, nach Sonntagen, an denen hier kein Verkehr durchkam, nach dem korallenartigen, geheimnisvoll lebendigen Wachstum um blinde Kurven herum, entlang einsamer Nebenstrecken, ein säuerlicher Geruch nach verschwundenen Wagen, nach wucherndem Rost, der durch die immer leereren Tage wächst, leuchtend und tief, vor allem zur Stunde der Dämmerung, wenn blaue Schatten seinen Weg versiegeln, um die Ereignisse auf Absolut Null zu bringen … und es wird ärmlicher, je tiefer sie vordringen … geheime Ruinenstädte der Armen, Orte, deren Namen er niemals gehört hat … Mauern brechen ein, Dächer werden seltener, die Hoffnung auf Licht schwindet. Die Straße, statt in eine breite Verkehrsader einzumünden, ist immer enger geworden, immer winkliger, hat sich immer stärker gekrümmt, bis sie alle plötzlich, viel zu früh, unter dem letzten Viaduktbogen angelangt sind: Bremsen greifen, der Wagen bockt und schüttelt heftig. Das ist der endgültige Urteilsspruch: keine Berufung.

Die Karawane hat angehalten. Endstation. Alle Evakuierten müssen aussteigen. Sie bewegen sich langsam, doch ohne Widerstand. Die Ordnungskräfte tragen bleifarbene Kokarden und sprechen nicht. Es ist irgendein riesiges, sehr altes und düsteres Hotel, eine eiserne Fortsetzung all der Schienen und Weichen, die sie hierhergelenkt haben … Kugellampen hängen, dunkelgrün gestrichen, von verzierten, schmiedeeisernen Trägern, seit Jahrhunderten unangezündet … ohne zu murren oder zu husten, bewegt sich die Menge durch Korridore, die schnurgerade verlaufen, funktionell wie die Galerien in einem Warenhaus … samtschwarze Wände fassen den Strom: Es riecht nach altem Holz, nach entlegenen Zimmerfluchten, verwaist und nur geöffnet, um diesen Ansturm verlorener Seelen aufzunehmen, nach feuchtem Stuck, wo alle Ratten verendet und nur ihre Geister, lautlos wie Höhlenmalerei, starrsinnig und erleuchtet in die Mauern gebannt sind … gruppenweise werden die Evakuierten nach oben transportiert, in einem Lift, einem Holzgerüst, das nach allen Seiten offen ist und an alten, teerigen Seilen mit gußeisernen Flaschenzügen läuft, deren Radspeichen S-förmig gekrümmt sind. In jedem braunen Stockwerk steigen Fahrgäste ein und aus … Tausende solcher schweigenden Räume ohne Licht …

Manche warten allein, andere teilen ihre unsichtbaren Zimmer mit anderen. Unsichtbar, ja, was macht denn Mobiliar noch aus in diesem Stadium der Dinge? Unter den Füßen knirscht uralter Straßendreck, letzte Kristallisationen all dessen, was die Stadt zurückgewiesen hat, womit sie ihre Kinder bedroht und belogen hat. Jeder hat eine Stimme gehört, von der er glaubte, daß sie nur zu ihm alleine spräche: Du hast doch nicht im Ernst gedacht, daß du gerettet werden würdest. Komm, komm, wir alle wissen mittlerweile schließlich, wer wir sind. Kein Mensch würde sich jemals die Mühe machen, ausgerechnet dich zu retten, alter Knabe …

Es gibt keinen Ausweg. Leg dich hin und warte, lieg still da und sei ruhig. Das Heulen hält sich am Himmel. Wird es, wenn es kommt, in Dunkelheit kommen, oder wird es sein eigenes Licht mitbringen? Wird das Licht vorher oder nachher kommen?

Aber da ist schon Licht. Wie lange ist da schon Licht? Die ganze Zeit über ist Helligkeit hereingesickert, gemeinsam mit der kalten Luft des Morgens, die jetzt über seine Brustwarzen streicht. Das Licht hat begonnen, eine Rotte besoffener Figuren aus der Dunkelheit herauszuschälen, einige von ihnen tragen Uniform, andere nicht, sie umklammern leere oder beinahe leere Flaschen. Hier hängt einer in einem Sessel, dort liegen andere zusammengedrängt in einem erloschenen Kamin oder fläzen sich auf diversen Diwans, auf nicht gesaugten Teppichen und Chaiselongues über alle Ebenen eines riesigen Raumes. Sie schnarchen und schnaufen in den verschiedensten Rhythmen, die immer wieder mal zu einem Chor zusammenfinden, während das Londoner Licht, ein winterliches, elastisches Licht, zwischen den Fenstersprossen hereinwächst und sich inmitten der verblassenden Rauchschwaden ausbreitet, die noch von letzter Nacht vor den gewachsten Balken der Decke hängen. All diese Hingestreckten hier, diese Waffenbrüder, sehen so rosig aus wie ein Haufen holländischer Bauern, die gerade von ihrer garantierten Auferstehung in den nächsten paar Minuten träumen.

Er heißt Capt. Geoffrey («Pirat») Prentice. Er ist in eine dicke Decke mit einem orange-, rost- und scharlachfarbenen Schottenmuster gewickelt. Sein Schädel fühlt sich an wie aus Metall.

Schräg über ihm, vier Meter über seinem Kopf, wird Teddy Bloat jeden Augenblick von der Galerie herunterfallen, hat er sich doch zum Hinsacken ausgerechnet den Platz ausgesucht, wo irgend jemand vor ein paar Wochen den grandiosen Einfall gehabt hat, zwei der Ebenholzpfosten aus dem Geländer herauszutreten. Nun ist Bloat in seinem Suff natürlich prompt durch die Öffnung gerutscht, sein Kopf, seine Arme und der Rumpf hängen schon über der Tiefe, und alles, was ihn oben noch festhält, ist eine leere Champagner-Pikkolo in seiner Hosentasche, die sich irgendwo verhakt hat.

Inzwischen hat’s Pirat geschafft, sich in seinem engen Junggesellenbett hochzurappeln und die Lage zu sondieren. Was für ’n Scheiß. Was für ’n verdammter Scheiß. Schon kommt von oben das Geräusch zerreißenden Stoffs. Blitzartige Reflexe hat man ihm bei der Special Operations Executive beigebracht. Er hechtet aus seinem Bett und versetzt ihm rücklings einen Tritt, so daß es auf seinen Rollen in Richtung Bloat rast. Der stürzt ab und schlägt unter vielstimmigem Gedröhn der Bettfedern quer mittschiffs auf. Ein Bein des Bettgestells knickt ab. «Guten Morgen», entbietet Pirat. Bloat grinst ihn kurz an, kuschelt sich in Pirats Decke und schläft gleich wieder ein.

Bloat ist einer der Mitbewohner dieser Wohnung nicht weit vom Chelsea-Embankment, einer Maisonette aus dem vergangenen Jahrhundert, erbaut von Corydon Throsp, einem Freund der Rossettis, der härene Kutten zu tragen und Heilkräuter auf dem Dach zu ziehen pflegte (eine Tradition, die der junge Osbie Feel in jüngster Zeit wiederbelebt hat), von denen wenige winterhart genug waren, Nebel und Fröste zu überstehen, während die meisten, Fragmente merkwürdiger Alkaloide, sich in Dacherde zurückverwandelten, genau wie der Mist eines preisgekrönten Trios von Wessex-Saddleback-Säuen, die von Throsps Nachfolger Kost und Logis erhielten, oder die welken Blätter der zahlreichen Zierbäumchen, die spätere Mieter auf das Dach verpflanzten, oder auch manch eine ungenießbare Mahlzeit, die dieser oder jener sensible Epikuräer hingeschüttet oder ausgekotzt hatte: All das war von den Messern der Jahreszeiten zu einem fußdicken Brei vermengt worden, einem unglaublich schwarzen und reichen Humus, in dem schlechterdings alles gedeihen konnte, darunter nicht zuletzt Bananen. Pirat, von der kriegsbedingten Bananenknappheit zur Verzweiflung getrieben, hatte beschlossen, auf dem Dach ein Treibhaus zu bauen und sich von einem Freund, der die Rio-Ascension-Fort Lamy-Strecke flog, ein oder zwei Bananenschößlinge organisieren zu lassen, im Tausch gegen eine deutsche Kamera, falls Pirat bei einem seiner nächsten Fallschirmeinsätze über eine stolpern würde.

Inzwischen ist Pirat berühmt geworden für seine Bananenfrühstücke. Aus ganz England drängen sich Kasino-Kameraden dazu, darunter sogar manche, die gegen Bananen allergisch sind oder ihnen ausgesprochen feindlich gegenüberstehen, einfach um zuzuschauen – denn bakterielle Politik, die aus molekularen Ringen und Ketten ein Netz webt, von dem Gott allein wissen mag, wie es geknüpft ist, hat die Früchte dazu gebracht, oft Längen von bis zu einem halben Meter zu erreichen, ja, erstaunlich, aber wahr.

Pirat steht in der Toilette und pißt, sein Kopf ist völlig leer. Dann fädelt er sich in einen wollenen Schlafrock, den er mit der Innenseite nach außen anzieht, so daß die Brusttasche mit den Zigaretten versteckt bleibt – nicht, daß dieser Kniff besonders funktionierte –, geht um die warmen Leiber der Freunde herum zu den Terrassentüren, schlüpft hinaus in die Kälte, stöhnt, als sie auf seine Zahnfüllungen trifft, klettert eine eiserne Wendelleiter zum Dachgarten hinauf und bleibt einen Moment stehen, um auf den Fluß hinauszublicken. Die Sonne ist noch unter dem Horizont. Der Tag sieht nach Regen aus, aber im Augenblick ist die Luft ungewöhnlich klar. Das große Kraftwerk und die Gasometer dahinter stehen wie gestochen da: Kristalle, gewachsen im Becherglas des Morgens, Schornsteine, Abzugsöffnungen, Türme und Röhren, knotige Wolken aus Dampf und Rauch …

«Hhahh», Pirat beobachtet mit stimmlosem Gebrüll, wie sein Atem über das Geländer pafft: «hhaahhh!» Dachfirste tanzen im Morgen. Seine Bananenbüschel wuchern, leuchtendes Gelb und feuchtes Grün. Unten träumen die Gefährten mit wässerndem Mund von einem Bananenfrühstück. Dieser blankgeschrubbte Tag sollte eigentlich nicht schlimmer werden als jeder andere …

Oder doch? Weit drüben, im Osten, unten am rosa Himmel, hat soeben irgend etwas leuchtend hell aufgeblitzt, ein neuer Stern, nicht weniger als das. Er beugt sich über das Geländer, um zu beobachten. Schon hat sich der strahlende Punkt zu einer kurzen vertikalen Linie ausgewachsen. Muß irgendwo da draußen über der Nordsee sein … so weit mindestens … unten Eisfelder und ein kalter Schmierer Sonne …

Was kann das sein? Derartiges geschieht nie. Aber Pirat weiß ja Bescheid. Er hat es doch in einem Film gesehen, gerade in den letzten vierzehn Tagen … ein Kondensstreifen ist das. Jetzt schon eine Fingerbreite höher. Aber nicht von einem Flugzeug. Flugzeuge werden nicht senkrecht gestartet. Das ist die neue, diese Top-Secret-Raketenbombe der Deutschen.

«Post für uns», hat er das geflüstert oder nur gedacht? Er zieht den zerschlissenen Gürtel seines Schlafrocks enger zusammen.

Die Reichweite dieser Dinger soll ja 300 Kilometer und mehr betragen. Man kann schließlich einen Kondensstreifen nicht 300 Kilometer weit sehen, oder?

Oh – o doch: jenseits der Erdkrümmung, drüben im Osten, die Sonne, die dort gerade über Holland aufgegangen ist, sie leuchtet auf den Strahl, den die Rakete ausstößt, Tropfen und Kristalle, läßt sie über das Meer herüberblitzen …

Die weiße Linie hat ihren Aufstieg abrupt beendet. Das muß das Ende des Verbrennungsvorgangs sein, wie nennen sie’s nur … «Brennschluß». Wir haben kein Wort dafür, oder es wird geheimgehalten. Der Anfang des Streifens, der ursprüngliche Stern, hat schon begonnen, in der Morgenröte zu verblassen. Aber die Rakete wird hier sein, noch ehe Pirat die Sonne aufgehen sieht.

Die Spur, verschmiert, an zwei oder drei Stellen leicht ausgezackt, hängt am Himmel. Die Rakete, nun reine Ballistik, ist höher gestiegen. Doch unsichtbar jetzt.

Sollte er nicht irgend etwas tun … den Wachhabenden in Stanmore anrufen, die müssen es im Kanal-Radar haben – nein: keine Zeit dafür. Nicht mal fünf Minuten vom Haag bis hierher (die Zeit, die man braucht, um rüber in die Imbißbude an der Ecke zu gehen … die Zeit, die das Sonnenlicht braucht, um den Liebesplaneten zu erreichen … also überhaupt keine Zeit). Auf die Straße rennen? Die anderen warnen?

Bananen pflücken! Er stapft durch den schwarzen Kompost in das Treibhaus hinein. Er spürt, wie ihm das große Scheißen kommt. Das Geschoß muß jetzt hundert Kilometer hoch stehen, den höchsten Punkt seiner Flugbahn erreicht haben … und jetzt, jetzt beginnt es zu fallen … jetzt …

Eisenverstrebungen werden vom Tageslicht durchstochen, milchige Fensterscheiben spiegeln wohltätig nach unten. Wie konnte ein Winter, selbst dieser hier, grau genug sein, um solches Eisen zu altern, das singen kann im Wind, oder diese Fenster zu trüben, die sich auf eine neue Jahreszeit öffnen, wie künstlich auch immer erhalten?

Pirat blickt auf die Armbanduhr. Nichts geschieht. Alle Poren seines Gesichts prickeln. Er verdrängt das Ganze aus seinem Hirn – ein Trick, den man beim Kommando beigebracht kriegt –, tritt in die feuchte Hitze seiner Bananerie und macht sich daran, die reifsten und schönsten Früchte in seinen geschürzten Morgenmantel zu pflücken. Er gibt sich ganz dem Bananenzählen hin, während er sich barfuß zwischen den herabbaumelnden Büscheln bewegt, im tropischen Halbdunkel …

Wieder raus in den Winter. Der Kondensstreifen ist völlig vom Himmel verschwunden. Pirats Schweiß liegt auf seiner Haut, beinahe so kalt wie Eis.

Er nimmt sich Zeit, eine Zigarette anzuzünden. Er wird das Ding nicht hereinkommen hören. Es bewegt sich schneller als der Schall. Die erste Nachricht, die man erhält, ist die Explosion. Danach – wenn’s einen dann noch gibt –, danach erst hört man das Geräusch ankommen.

Wie, wenn es nun genau, ganz genau hier – ahh, nein – für den Bruchteil einer Sekunde würde man spüren, wie die Spitze, über der die ganze, schreckliche Masse lastet, auf die Schädeldecke trifft …

Pirat duckt sich, zieht den Kopf ein und trägt seine Bananen die korkenzieherförmige Eisenleiter hinab.

***

Über einen mit blauen Ziegeln ausgelegten Patio durch eine Tür in die Küche. Routine: den amerikanischen Mixer einstöpseln, den er einem Yank vergangenen Sommer beim Pokern abgewonnen hat, war der Einsatz gewesen, das Ding, damals irgendwo im Norden, er kann sich überhaupt nicht mehr erinnern … Ein paar Bananen in Stücke schneiden. Dann Kaffee machen. Eine Dose Milch aus dem Eisschrank nehmen. Die ’nanas mit Milch pürieren. Lecker. Würde alle schnapszerfressenen Mägen von ganz England schön weich austapezieren … Etwas Margarine – riecht noch okay – in Pfanne schmelzen lassen. Noch mehr Bananen schälen, längs durchschneiden. Margarine zischt, rein mit den langen Scheiben. Den Herd anzünden, whummmph!, wird uns eines Tages noch alle in die Luft jagen, haha, ja. Noch mehr geschälte Bananen, diesmal im Ganzen, die kommen auf den Grill, sobald er heiß ist. Marshmallows suchen …

Herein torkelt Teddy Bloat mit Pirats Decke über dem Kopf, rutscht auf einer Bananenschale aus und fliegt auf den Arsch. «Werd mich noch mal umbringen», murmelt er.

«Die Deutschen erledigen das schon für dich. Rat mal, was ich vorhin auf dem Dach gesehen hab!»

«Diese V 2 in der Luft?»

«Genau. Ein A 4.»

«Ich hab sie vom Fenster aus gesehen. Vor zehn Minuten. Ein komischer Anblick, was? Findest du nicht? Hab aber seitdem nichts mehr gehört, du etwa? Muß wohl zu früh runtergekommen sein, ins Meer rein oder so.»

«Zehn Minuten?» Er versucht, die Zeit von seiner Uhr abzulesen.

«Mindestens.» Bloat sitzt auf dem Fußboden und ist damit beschäftigt, aus der Bananenschale eine Knopflochblume für seinen Pyjama zu fabrizieren.

Pirat geht zum Telefon, jetzt will er doch noch Stanmore anrufen. Er läßt die übliche, ermüdende Routine über sich ergehen, bis er durchgestellt wird, aber er weiß, daß er schon nicht mehr an die Rakete glaubt, die er gesehen hat. Gott hat sie für ihn von ihrem luftlosen Himmel gepflückt wie eine stählerne Banane. «Hier Prentice, habt ihr vielleicht so was wie ’n Signal reingekriegt, ja, gerade eben, aus Holland? Aha, aha … ja, wir haben’s gesehen.» Das kann einem die Freude an Sonnenaufgängen schon verderben. Er legt auf. «Sie haben sie über der Küste verloren. Vorzeitigen Brennschluß nennen sie es.»

«Kopf hoch», Teddy kriecht zurück zu seinem kaputten Räderbett. «Es kommen schon noch mehr.»

Guter, alter Bloat, immer ein aufmunterndes Wort zur rechten Zeit. Für ein paar Sekunden, während er auf die Verbindung mit Stanmore wartete, hatte Pirat gedacht: Gefahr vorbei, Bananenfrühstück gerettet. Aber es ist nur ein Aufschub, letztendlich. Natürlich werden noch mehr kommen, und jede von ihnen kann ebensogut auf seinem Kopf landen. Keiner, auf beiden Seiten der Front, kennt ihre genaue Zahl. Werden wir aufhören müssen, zum Himmel zu blicken?

Osbie Feel steht oben auf der Galerie, er hält eine der dicksten Piratenbananen so, daß sie aus dem Schlitz seiner gestreiften Pyjamahose heraussteht – mit der anderen Hand streicht er über die lange, gelbsüchtige Krümmung, streicht sie in Triolen zum Viervierteltakt, wobei er mit folgenden Zeilen der Morgendämmerung huldigt:

Zeit, den Arsch vom Boden zu heben,

(nimm ’ne Bana-ne)

Putz dir die Zähne und torkle in den Krieg.

Wink mit der Hand, dem schläfrigen Land,

Verjag deine Träume mit einem Kuß!

Betty Grable laß ruhn, denn du hast noch zu tun,

Und erst am Siegestag ist damit Schluß, ja,

Dann steigt ein Fest im Zivvie-Paradies,

(nimm ’ne Bana-ne)

Mit Schampus und Mädchen mit Lippen, so süß –

Doch vorher geht’s gegen die Deutschen noch schnell,

Drum bitte ein Lächeln, fröhlich und hell,

Und dann, wir haben’s schon mal angeregt:

Den dämlichen Arsch aus der Falle bewegt!

Es gibt eine zweite Strophe, aber bevor er zu ihr kommt, wird der tänzelnde Osbie angesprungen und, unter teilweiser Zuhilfenahme seiner eigenen dicken Banane, von Bartley Gobbitch, DeCoverley Pox und Maurice («das Saxophon») Reed nach allen Regeln der Kunst verdroschen. In der Küche verwandeln sich Marshmallows vom Schwarzmarkt auf Pirats Doppelkocher träge zu Sirup, der alsbald dicke Blasen zu werfen beginnt. Kaffee kocht. Auf einem hölzernen Wirtshausschild, das ein besoffener Bartley Gobbitch während eines Luftangriffs am hellichten Tag tollkühn erobert hat und auf dem immer noch die eingeschnitzten Worte SCHNEPFE UND PFEIL zu entziffern sind, häckselt Teddy Bloat Bananen mit einem riesigen Dreikantmesser zu blondem Matsch, den Pirat mit einer Hand unter der nervösen Klinge hervor- und in den Waffelteig hinüberschaufelt, der mit frischen, von Osbie Feel gegen die gleiche Anzahl Golfbälle, die in diesem Winter sogar noch rarer sind, eingetauschten Hühnereiern geschmeidig gemacht ist, wo er ihn mit einem Schneebesen und der anderen Hand ohne übertriebenen Energieaufwand verrührt, während der verdrossene Osbie sich persönlich um die Bananen in der Pfanne und auf dem Grill kümmert und dabei immer wieder einen tröstenden Schluck aus einer Viertelliter-Milchflasche zur Brust nimmt, die mit Vat 69 und Wasser gefüllt ist. In der Nähe des Ausgangs zum blauen Patio stehen DeCoverley Pox und Joaquin Stick vor einem maßstabgetreuen Betonmodell der Jungfrau, das irgendein Enthusiast in den zwanziger Jahren in mühsamer, ein volles Jahr währender Arbeit geformt und gegossen hatte, bevor er endlich merkte, daß es zu groß geraten war, um noch durch irgendeine Tür zu passen, und schlagen rote Gummi-Wärmflaschen voller Eiswürfel gegen den berühmten Schweizer Berg, um auf diese Weise Eis für Pirats Bananenfrappés zu pulverisieren. Mit ihren Bartstoppeln der vergangenen Nacht, ihren verfilzten Haaren, blutunterlaufenen Augen und Miasmen übelriechenden Atems gleichen DeCoverley und Joaquin verkommenen Göttern, die einen saumseligen Gletscher zur Eile drängen.

Überall in der Wohnung schälen sich jetzt Saufkumpane aus ihren Decken (einer schüttelt Fürze aus der seinen und träumt von einem Fallschirm), pissen in die Waschbecken, beäugen sich entsetzt in konkaven Rasierspiegeln, klatschen sich ohne klare Absicht Wasser auf Köpfe, deren Haar schon schütter wird, zwängen sich in ihre Sam-Browne-Geschirre, wienern mit Handmuskeln, die schon jetzt der Arbeit überdrüssig sind, ihre Schuhe gegen den Regen des späteren Tags, singen Bruchstücke von Schlagern, ohne die Melodien genau zu kennen, liegen und glauben, gewärmt zu werden, in den paar Flecken Sonnenlicht, die durch die Fenstersprossen dringen, beginnen vorsichtig zu fachsimpeln, um sich an was auch immer heranzutasten, das sie in weniger als einer Stunde beschäftigen wird, seifen sich Hälse und Gesichter ein, gähnen, bohren in den Nasen, suchen in Schränken und Bücherregalen nach etwas, worin sie den Kater ersäufen können, der sie nicht ohne Provokation und Vorgeschichte letzte Nacht gebissen hat.

Nun breitet sich durch alle Räume der zarte Bananenduft des Frühstücks aus, verdrängt den kalten Rauch, den Schweiß- und Alkoholgeruch der vergangenen Nacht: blumig, alles durchdringend, überraschend, mehr als die Farbe winterlichen Sonnenlichts, überwältigend nicht durch Schärfe oder Intensität, sondern durch die Raffinesse seines Molekülgewebes, teilhaftig der Geheimnisse des alten Zauberers, durch die – selbst wenn dem Tod nur selten deutlicher geraten wird, sich zu verpissen – die lebendigen Ketten der Gene sich als labyrinthisch genug erweisen, ein menschliches Gesicht zehn oder zwanzig Lebensalter weit zu bewahren … es ist die gleiche Selbstbehauptungkraft-Struktur, die den Bananenduft dieses Kriegsmorgens befähigt, durch die Luft zu mäandrieren, sie zurückzuerobern und zu beherrschen. Gibt es irgendeinen vernünftigen Grund, jetzt nicht alle Fenster aufzureißen und das freundliche Aroma ganz Chelsea zudecken zu lassen? Als Zauberbann, zum Schutz vor fallenden Objekten …

Unter dem Gepolter von Stühlen, umgedrehten Munitionskisten, Bänken und Ottomanen versammelt sich Pirats Mob um die Küsten des riesigen Refektoriumstisches, einer tropischen Insel, gut ein, zwei Wendekreise von der Kälte des mittelalterlichen Traums von Corydon Throsp entfernt, deren in dunklen Wirbeln gemasertes Walnuß-Hochland jetzt Bananenomeletts bevölkern, Bananensandwiches, Bananenaufläufe, pürierte Bananen, die in die Form eines aufsteigenden, britischen Wappenlöwen gegossen, mit rohen Eiern zu Tunke für arme Ritter verquirlt oder aus einer Sahnetülle über die glibberigen, kremigen Weiten eines Bananenflammeris gespritzt sind, wo nun die einem französischen Augenzeugen des Angriffs der Leichten Brigade im Krimkrieg zugeschriebenen Worte C’est magnifique, mais ce n’est pas la guerre zu lesen stehen, die sich Pirat als Wahlspruch zu eigen gemacht hat … ferner hohe Karaffen mit bleichem Bananensirup, Bananenwaffeln zu durchtränken, ein mächtiger, glasierter Tontopf, in dem Bananenwürfel seit dem Sommer mit wildem Honig und Muskatellerrosinen zu Bananenmet vergoren sind, den man an diesem Wintermorgen in schäumenden Bechern herausschöpfen kann … dazu Bananencroissants und Bananenkreplach, Bananenporridge und Bananenjam und Bananenbrot sowie Bananen, flambiert mit altem Brandy, den Pirat voriges Jahr in einem Keller in den Pyrenäen abgestaubt hat, in dem er außerdem einen geheimen Radiosender vorfand …

Als das Telephongespräch kommt, schneidet es leicht durch den Raum, durch die Katzenjammer, durch das Gegrapsche, das Geschirrgeklapper, die Fachsimpeleien und bitteren Gekicher wie ein rüder, metallischer Doppelfurz, und Pirat weiß, das ist für ihn. Bloat, der am nächsten sitzt, hebt ab, einen Löffel voll bananes glacées elegant in Schwebe haltend. Pirat schöpft einen letzten Schluck Met, fühlt das Getränk durch die Ventile seiner Kehle gleiten, als ob es die Zeit selber wäre, die er da schluckt, die Zeit eines ruhigen Sommertages.

«Dein Brötchengeber.»

«Das ist nicht fair», stöhnt Pirat, «ich hab noch nicht mal meine Morgenliegestütze gemacht.»

Die Stimme, die er bisher nur einmal gehört hat – im vergangenen Jahr bei einer Einsatzbesprechung, Hände und Gesicht geschwärzt, anonym unter einem Dutzend anderer Zuhörer –, berichtet Pirat, daß eine Botschaft für ihn eingegangen sei, abzuholen in Greenwich. «Wir erhielten sie auf eine recht zauberhafte Weise», sagt die hochgeschraubte, träge Stimme, «keiner von meinen Freunden wäre so clever. Meine Briefe kommen alle mit dem Briefträger. Seien Sie doch so freundlich, sie abzuholen, Prentice.» Der Hörer knallt hart auf die Gabel, die Verbindung ist weg, und Pirat weiß nun, wo die Rakete dieses Morgens niedergegangen ist und warum es keine Explosion gab. Post für uns, weiß Gott. Er starrt zwischen den schrägen Streben des Sonnenlichts durch das Refektorium, wo die anderen in ihrer Bananenorgie schwelgen. Die gaumigen Geräusche ihrer Freßgier verhallen in der Strecke des Morgens, die sich zwischen ihn und die Kumpane schiebt. Hundert Kilometer, ohne Warnung. Einsamkeit kann, selbst in den Maschen dieses Krieges, sich so auf seine Gedärme schlagen, wenn sie nur will, kann ihn, wie eben jetzt, ganz in Besitz nehmen. Wieder ist Pirat draußen vor einem Fenster, sieht Fremden beim Frühstück zu.

Von seinem Burschen, einem Corporal Wayne, wird er in einem zerbeulten grünen Lagonda hinausgefahren, nach Osten, über die Vauxhall Bridge. Der Morgen scheint um so kälter zu werden, je höher die Sonne steigt. Am Himmel ballen sich nun doch die Wolken zusammen. Ein Haufen amerikanischer Pioniere strömt über die Straße, unterwegs, um irgendeine Bombenstelle in der Nähe abzusichern; sie singen:

Es ist …

Kälter als die Warze einer Hexentitte ist!

Kälter als ein Kübel voller Pinguinmist!

Kälter als das Haar auf dem Arsch von einem Elch!

Kälter als der Frost auf ’nem Champagnerkelch!

Nein, sie geben sich als Narodniki, aber ich weiß, daß sie zu Iasi gehören, zu Codreanu, sind seine Leute, Männer der Liga, sie … sie töten für ihn – sie haben geschworen! Sie wollen mich umbringen … transsylvanische Magyaren, kennen Zaubersprüche … nachts flüstern sie, wispern … Tja, hrrump, heh, heh, hier überkommt Pirat schon wieder sein Zustand, gerade als er es am wenigsten erwartet, wie üblich – warum nicht gleich erwähnen, wieviel von dem, was die Dossiers Pirat Prentice nennen, aus dem seltsamen Talent besteht – nun, in die Gedankenspiele anderer hineinzukriechen: die Last zu übernehmen, fremde Tagträume stellvertretend abzuwickeln, in diesem Fall jene eines rumänischen Exilmonarchisten, der sich schon bald als äußerst nützlich erweisen könnte. Es ist eine Begabung, die der Firma ganz außerordentlich zustatten kommt: Gerade in diesen Zeiten ist eine gewisse geistige Robustheit bei Führerpersönlichkeiten und sonstigen historischen Figuren unerläßlich. Keine bessere Methode, ihre Angstüberschüsse zur Ader zu lassen, als jemanden zu finden, der ihre zermürbenden kleinen Tagträume auf sich nimmt … im zahmen, grünen Licht ihrer tropischen Refugien weilt, wo sanfte Brisen durch die Cabañas streichen … ihre Longdrinks schlürft und eigens den Platz wechselt, um keinen ihrer öffentlichen Auftritte zu verpassen, auf daß ihre Unschuld nicht noch mehr Schaden leide, als schon angerichtet ist … stellvertretend ihre Erektionen bekommt, wenn sich Gedanken einschleichen, welche die Ärzte für untunlich halten … all das fürchtet, was zu fürchten sie sich nicht leisten können … ganz im Sinn der Maxime von P.M.S. Blackett: «Man kann keinen Krieg führen im Sturm der Gefühle.» Summ einfach diese blöde kleine Melodie, die sie dir beigebracht haben, und gib dir Mühe, nicht den Takt zu schmeißen:

Ja, ich-bin, der –

Kerl, der die Tag-Träume, anderer hat,

Der aushält, was sie selber sollten –

Mal sitzt, auf meinem Schoß eine Fee,

Mal kommt, Kruppingham-Jones zu spät zum Tee –

Und ich weiß noch nicht mal, was sie wollten …

[Jetzt über einer Menge Tubas und eng gesetzten Posaunen]

Es scheint keinen, zu stören, ob da Gefaaahr,

Denn Gefahr ist ein Galgen, an dem ich längst hänge –

Und geh-ich eines Ta-ges für immer hier weg,

Dann vergiß das Bier, das du mir schuldig bist, Jack,

Piß auf mein Grab und mach weiter mit der Show!

Und dazu hüpft er dann tatsächlich hin und her, schmeißt die Beine und wirbelt ein Spazierstöckchen, das Kopf, Nase, Zylinder, den ganzen W.C. Fields zum Knauf und mit Gewißheit Zauberkräfte hat, während die Band einen zweiten Chorus anstimmt. Begleitet wird das Ganze von einer Phantasmagorie, einer wahrhaftigen, die über die Köpfe des Publikums herein- und auf die Leinwand zurast, ein elegantes, viktorianisches Schnittbild an zierlichen Zügen, das dem Profil eines Schach-Springers ähnelt, phantasievoll, aber keineswegs vulgär geformt – dann wieder zurückrauscht, rein und raus, wobei der Maßstab der Bilder so rasch und unvorhersehbar wechselt, daß man leicht, wie es so heißt, etwas Zitronengrün in seiner Rose mitkriegt. Diese Szenen sind Glanzlichter in Pirats Karriere als Tagträumer-Double und reichen in eine Zeit zurück, da er überall, wo er auch ging und stand, das Zeichen von Jugendtorheit trug, das ihm in einem unmißverständlich mongoloiden Vorsprung genau aus der Mitte seines Kopfes wuchs. Er war sich seit geraumer Zeit sicher gewesen, daß bestimmte Episoden seiner Träume nicht von ihm selbst stammen konnten. Darauf war er nicht durch rigorose Inhaltsanalysen nach dem Erwachen gekommen, nein, er wußte es einfach. Doch dann kam der Tag, da er zum erstenmal dem wahren Eigentümer eines Traums begegnete, den er gehabt hatte: Es geschah bei einem Trinkbrunnen in einem Park, eine sehr lange, wie mit dem Lineal gezogene Bankreihe, eine Ahnung von Meeresnähe hinter einer Zeile gestutzter, niedriger Zypressen, grauer Kies auf den Wegen, zum Schlafen weich aussehend, wie die Krempe eines Filzhutes, und dort kommt nun so ein knopfloses, sabberndes Wrack daher, genau der Typ, dem man nie begegnen möchte, bleibt stehen und beobachtet zwei Pfadfinderinnen, die gerade den Wasserdruck des Brunnens regulieren. Sie beugten sich tief über den Strahl, die kecken Herzchen, nicht ahnend, daß sie dabei verhängnisvolle Streifen weißer Baumwollhöschen enthüllten, darunter Rundungen kleiner, babyspeckiger Hintern, die dem Genitalen Gehirn einen förmlichen Schlag versetzen, wie verdreht es auch immer sein mag. Der Tramp lachte und zeigte mit dem Finger hin, dann sagte er etwas ganz Außerordentliches: «Na? Pfadfinderinnen beginnen, Wasser zu pumpen … Dein Geräusch wird die knisternde Nacht sein … na?» Dabei starrte er Pirat direkt ins Gesicht, keine Ausflucht mehr … Pirat nämlich hatte genau diese Worte am Morgen des Vortags geträumt, kurz vor dem Aufwachen, sie waren Teil der üblichen Reihe von Preisen bei einem Wettkampf gewesen, der zu viele Teilnehmer hatte und gefährlich geworden war, weil kohlegepflasterte Straßen mitten durch die Sporthalle führten … er konnte sich nicht mehr so recht erinnern … Plötzlich außer sich vor Angst, erwiderte er: «Hauen Sie ab, oder ich rufe die Polizei.»

Damit war das Problem für den Augenblick gelöst. Doch früher oder später mußte der Zeitpunkt kommen, da irgendein anderer seine Begabung entdecken würde, jemand, der ihre Möglichkeiten erkannte – er spann sich ein langes Gedankenspiel, diesmal fraglos sein eigenes, in der Art eines Eugène-Sue-Melodramas aus, in dem er von einer Organisation burmesischer oder sizilianischer Dunkelmänner entführt und für unaussprechliche Zwecke mißbraucht wurde …

1935 hatte er sein erstes Erlebnis außerhalb eines Zustandes, den man noch als Schlaf bezeichnen konnte: Es war während seiner Kipling-Phase, scheußliche Fuzzy-Wuzzy-Neger, so weit das Auge reichte, Drakunkulose und Aleppobeulen bei der Truppe, kein Tropfen Bier seit einem Monat, der Radioempfang gestört von anderen Mächten, die wohl die Herren über diese gräßlichen Schwarzen sein wollten, Gott allein wußte, warum, und alle Folklore versackt, kein Cary Grant mehr, der rein- und rausalbert und Elefantenmedizin in die Punschgläser schmuggelt … nicht mal ein Araber Mit Einer Großen Fettigen Nase für dieses Spielchen, das jeder Tommy aus dem nostalgischen Song kennt … Kein Wunder, daß sich an einem fliegenbeschissenen Nachmittag um vier etwas ereignete, das für Pirat zu einem üppigen orientalischen Abenteuer werden sollte: Während er gerade offenen Auges, im Gestank verfaulender Melonenschalen, der siebenundsiebzigmillionsten Wiederholung der einzigen Grammophonplatte dieses Außenpostens (Sandy MacPherson und seine Orgel spielen «The Changing of the Guard») lauschte, flankt er auch schon lässig und gekonnt über den Zaun und schnürt hinunter in die Stadt, geradewegs ins verbotene Viertel. Platzt dort in eine Orgie hinein, die ein Messias abhält, den noch keiner als solchen erkannt hat, und weiß, als sich ihre Blicke begegnen, daß er sein Johannes der Täufer ist, sein Nathan von Gaza, daß er derjenige sein muß, der ihn von seiner Göttlichkeit überzeugt, ihn den anderen verkündigt, daß er ihn lieben muß, auf weltliche Weise wie auch im Namen dessen, was er ist … Wem anders konnte diese Phantasie gehören als H.A. Loaf! In jeder Einheit findet sich immer mindestens ein Loaf. Loaf ist es, der ständig vergißt, daß die vom muselmanischen Glauben nicht scharf drauf sind, auf der Straße photographiert zu werden … Loaf ist es, der sich ein Oberhemd von einem borgt, worauf ihm die Zigaretten ausgehen und er todsicher diese eine Illegale in deiner Brusttasche findet, die er prompt am hellen Mittag in der Kantine anzündet, wo er alsbald mit einem seligen Lächeln herumtorkelt und genau den wachhabenden Feldwebel von der Militärpolizei beim Vornamen ruft. Ganz klar, als Pirat den Fehler macht, seine Phantasie mit Loaf zu bereden, daß es nicht lange dauert, bis die höheren Stellen von der Sache Wind bekommen. Das Phänomen landet in den Dossiers, und die Firma, stets unermüdlich auf der Suche nach nützlichen Talenten, läßt Pirat schließlich durch Whitehall abstellen, um ihn während seiner Trancezustände beobachten zu können, die ihn mitten durch boibespannte blaue Flächen und furchtbare, papierene Planspiele führen, seine Augen in die eigenen Höhlen gekehrt, wo sie alte, glyptische Graffiti schauen …

Die ersten paar Male kam es noch nicht zum Klappen. Die Phantasien waren okay, gehörten aber keiner wichtigen Persönlichkeit. Doch die Firma ist geduldig, an langfristige Planung gewöhnt. Endlich, an einem angemessen sherlock-holmeshaften Londoner Abend, roch Pirat den unverwechselbaren Gasgeruch einer erloschenen Straßenlaterne, und aus dem Nebel vor ihm materialisierte sich ein gigantisches, organartiges Gebilde. Vorsichtig setzte Pirat einen schwarzbeschuhten Fuß vor den anderen und näherte sich dem Ding. Dieses begann, ihm entgegenzukriechen, langsam wie eine Schnecke, wobei es eine schleimige Lichtspur hinter sich auf dem Kopfsteinpflaster zurückließ, die unmöglich vom Nebel stammen konnte. Pirat, der schneller war, erreichte den Treffpunkt in der Mitte als erster. Entsetzt prallte er zurück – doch solche Augenblicke des Erkennens lassen sich nicht mehr ungeschehen machen. Das Gebilde war ein gigantischer Polyp, ein Rachengewächs! Mindestens so groß wie die St.-Pauls-Kathedrale! Und es wuchs von Stunde zu Stunde. London, vielleicht sogar ganz England, war in tödlicher Gefahr!

Das lymphoide Monstrum hatte einst die distinguierte Pharynx von Lord Blatherard Osmo blockiert, der zu jener Zeit Beauftragter für Novi Pazar im Foreign Office war – eine stille Buße für ein vergangenes Jahrhundert britischer Orientpolitik, denn von diesem obskuren Sandschak hatte einst das Schicksal von ganz Europa abgehangen:

Wer weiß-schon, wo dieses Kaff-über-haupt-ist,

Und so-was startet dann so-einen-Mist!

Die Montenegriner, und auch die Serben,

Sie warten nur-drauf, daß sie was erben, o Honey –

Pack mein Ränzel und bürst meinen Rock,

Und entzünd mir ’ne fette Zigarr –

Willste meine Adreß,

Schreib nur: Orient-Expreß,

Zum San-dschak von No-vi Pa-zar!

Auftritt Revuegirls, lauter saftige, junge Weiber, die mit Husarenkalpaks und aufreizenden Reitstiefeln ausstaffiert sind und nun ein wenig herumtanzen, während in einer anderen Abteilung Lord Blatherard Osmo von seinem eigenen, wuchernden Rachenpolypen immer weiter assimiliert wird – eine grausige Verwandlung von Zellplasma, der die gesamte edwardianische Medizin einigermaßen ratlos gegenübersteht … bald ist das Straßenbild von Mayfair mit Zylinderhüten übersät, im East End hängt billiges Parfum körperlos zwischen den Pubschildern, und das Adenoid setzt seinen Beutezug fort. Es verschluckt seine Opfer nicht aufs Geratewohl, nein, das tückische Adenoid folgt einem Generalstabsplan: es sucht sich nur bestimmte Persönlichkeiten aus, die ihm nützlich sein können – eine neue Gnadenwahl grassiert in England, scheidet Erwählte von Übergangenen, stürzt das Home Office in hysterische und peinvolle Perioden der Unentschlossenheit … keiner weiß, was geschehen soll … man macht einen halbherzigen Versuch, London zu evakuieren, schwarze Phaetons rattern in dichten Ameisenzügen über die Gitterbrücken, Beobachtungsballons werden am Himmel stationiert, «Ich hab’s in Hampstead Heath, es sitzt einfach da und atmet … immer ein, und aus …» «Irgendein Geräusch dort unten?» «Ja, es ist grauenhaft … wie eine monströse Nase, die Rotz hochzieht … Augenblick mal, jetzt … beginnt es zu … nein, nein … o Gott, ich kann es nicht beschreiben, es ist zu gräß-» der Draht reißt, Ende der Übertragung, ein Ballon steigt in den federblauen Morgen. Aus den Cavendish-Laboratorien eilen Techniker herbei, überziehen die Heide mit riesigen Magneten, mit Lichtbogenelektroden, schwarzen, eisernen Armaturentafeln voller Skalen und Kurbeln, die Armee marschiert in voller Gefechtsausrüstung auf, bringt Mörsergranaten mit dem neuesten tödlichen Kampfgas zum Einsatz – das Adenoid wird versengt, elektrogeschockt, vergiftet, es verändert hier und da seine Farbe und seine Form, gelbliche Fettgeschwülste zeigen sich hoch über den Baumkronen … vor den Magnesiumblitzen der Pressephotographen stülpt sich ein scheußlicher grüner Auswuchs auf den Truppenkordon zu und schlurrph! begräbt einen kompletten Beobachtungsposten unter einer Sintflut von ekelerregendem orangefarbenem Schleim, der die unglücklichen Männer bei lebendigem Leibe verdaut – aber sie schreien nicht, nein, tatsächlich, sie lachen, es macht ihnen Spaß …

Pirat/Osmos Aufgabe ist es, Verbindung mit dem Rachenpolypen aufzunehmen. Die Lage hat sich inzwischen stabilisiert: der Polyp hält ganz St. James besetzt, die historischen Gebäude sind nicht mehr, die Regierungsbüros hat man verlegt, dabei jedoch so weit verstreut, daß die Kommunikation zwischen ihnen äußerst unsicher ist – Briefträger werden auf ihren Dienstrunden von beige fluoreszierenden, zähfinnigen Adenoidententakeln weggegrapscht, Telegraphendrähte sind Lust und Laune des Polypen schutzlos ausgeliefert. Jeden Morgen muß Lord Blatherard Osmo seinen Bowler aufsetzen und sein Aktenköfferchen hinaus zum Adenoiden tragen, zur täglichen Démarche. Das verschlingt so viel von seiner Zeit, daß er schon begonnen hat, Novi Pazar zu vernachlässigen, worüber sich F.O. besorgt zeigt. In den dreißiger Jahren war das Gleichgewicht der Kräfte noch ein Dogma, die Diplomaten lagen alle mit Balkanose darnieder, Spione mit fremdländischen, hybriden Doppelnamen hielten sich auf sämtlichen Bahnhöfen des osmanischen Rumpfreiches versteckt, chiffrierte Botschaften wurden in einem Dutzend slawischer Sprachen auf bloße Oberlippen tätowiert, über die sich die Überbringer Schnurrbärte wachsen ließen, welche nur die autorisierten Offiziere der Entschlüsselungsabteilungen abrasieren durften, ehe die plastischen Chirurgen der Firma wieder frische Haut über die Nachricht pflanzten … die Lippen dieser Agenten waren Palimpseste aus geheimem Fleisch, zernarbt und unnatürlich weiß, woran sie sich gegenseitig erkennen konnten.

Novi Pazar jedenfalls war nach wie vor ein croix mystique auf der Handfläche Europas, und am Ende beschloß das Foreign Office, die Firma um Hilfe zu ersuchen. Dort hatte man dafür genau den rechten Mann.

Jeden Tag, und das zweieinhalb Jahre lang, ging Pirat zum St.-James-Adenoiden hinaus. Es trieb ihn fast zum Wahnsinn. Zwar gelang es ihm, ein Pidgin zu entwickeln, in dem er sich mit dem Polypen verständigen konnte, doch war seine Nase unzureichend ausgestattet, die einschlägigen Geräusche zu erzeugen, und so wurde es eine viehische Schinderei. Während sich die beiden gegenseitig anrotzten, standen Psychiater in hochgeknöpften, schwarzen Anzügen, Bewunderer von Doktor Freud, für die das Adenoid offenbar keinerlei Verwendung hatte, auf Trittleitern, die gegen die ekelerregende graue Flanke der Kreatur gelehnt waren, und schaufelten die neue Wunderdroge Kokain hinein. Eimerweise schleppten sie das weiße Pulver die Leitern hoch, um es auf das pulsierende Drüsengeschöpf zu schmieren, hinein in die toxischen Keime, die schauerlich in den Tiefen seiner Kavernen gurgelten, und erzielten doch keinerlei sichtbaren Effekt (aber wer weiß schon, wie das Adenoid sich dabei fühlte, nicht wahr?).

Jedenfalls war Lord Blatherard Osmo endlich wieder imstande, seine Zeit uneingeschränkt Novi Pazar zu widmen. Anfang 1939 fand man ihn im Haus einer Gewissen Viscountess, wo er auf mysteriöse Weise in einer Badewanne voller Tapiokapudding erstickt war. Manche haben hierin die Hand der Firma erkennen wollen. Monate vergingen, der Zweite Weltkrieg begann, Jahre zogen ins Land, von Novi Pazar hörte man nichts mehr. Pirat Prentice hatte das europäische Balkan-Harmageddon verhindert, von dem die alten Männer in ihren Betten geträumt hatten, berauscht von seiner Größe – wenn auch natürlich nicht den Zweiten Weltkrieg. Zu diesem Zeitpunkt freilich gestattete die Firma Pirat den Frieden nur noch in sparsamster, homöopathischer Dosierung, gerade genug, seine Widerstandskräfte wachzuhalten, doch nicht genug, ihn zu vergiften.

***

Lunchzeit für Teddy Bloat, aber zum Lunch gibt’s heute, äck, nur ein aufgeweichtes Bananensandwich in Wachspapier, das er in seiner eleganten Umhängetasche aus Känguruhleder zwischen sein übriges Rüstzeug gequetscht hat: eine winzige Spionagekamera, ein Fläschchen Schnurrbartwichse, eine Dose Lakritze, Meloid-Pastillen mit Menthol- und Kapsikumgeschmack für eine sanfte Stimme, eine geschliffene Sonnenbrille mit vergoldetem Gestell, Stil General MacArthur, sowie zwei silberne Haarbürsten in der Form des flammenden SHAEF-Schwertes, die Mutter bei Garrard’s für ihn hat anfertigen lassen und die er höchst gediegen findet.

Sein Ziel, zu dieser tropfnassen, winterlichen Mittagsstunde, ist ein Stadthaus aus grauem Stein, weder groß noch historisch genug, um in irgendeinem Reiseführer erwähnt zu werden. Es liegt etwas zurückgesetzt, so daß man es vom Grosvenor Square aus gerade nicht mehr sehen kann, ein wenig abseits der offiziellen Kriegsrouten und -korridore der Hauptstadt. Wenn die Schreibmaschinen gerade mal Pause haben (also um 8 Uhr 20 und zu ähnlichen, mythischen Stunden), wenn die amerikanischen Bomber am Himmel keine Einsätze fliegen und wenn der Verkehr auf der Oxford Street nicht allzu dicht ist, kann man draußen die Wintervögel tschilpen hören, wie sie sich emsig an den Vogelhäuschen zu schaffen machen, die die Mädchen für sie aufgestellt haben.

Die Pflastersteine sind schlüpfrig vom Nebel. Dies ist die düstere, unerbittliche, tabakgierige, kopfschmerzende, sodbrennende Tagesmitte: eine Million Bürokraten schmiedet sorgfältig Todespläne, und einige von ihnen wissen’s sogar, viele sind bereits beim zweiten oder dritten Bier oder Whisky-Soda und spüren eine gewisse Trostlosigkeit hochkommen. Bloat freilich, der gerade zwischen Sandsackbarrieren das Haus betritt (provisorische Pyramiden, Abkömmlingen neugieriger Götter zu huldigen, wie wahr), merkt davon nichts. Er ist zu sehr damit beschäftigt, sich plausible Ausreden für den Fall auszudenken, daß er erwischt werden sollte, womit er aber, keine Angst, im Ernst nicht rechnet …

Am Empfang, gutmütig, kaugummikauend, bebrillt, ein Mädchen vom weiblichen Hilfskorps, sie winkt ihm gleich, daß er raufgehen kann. Adjutanten, die nach feuchter Wolle riechen, hasten zu irgendwelchen Besprechungen, aufs Klo oder zu ein, zwei Stunden ernsthaften Saufens. Sie nicken ihm zu, ohne ihn zu sehen, das Gesicht kennt man doch, Freund von wie-heißt-er-gleich, kennen sich aus Oxford, dieser Lieutenant, der am Ende vom Flur arbeitet, bei ACHTUNG …

Die Slumbaumeister des Krieges haben das alte Gebäude neu aufgeteilt. ACHTUNG ist Allied Clearing House, Technical Units, Northern Germany und residiert in einer nach schalem Rauch stinkenden Papierhöhle, die im Augenblick fast menschenleer ist. Schwarze Schreibmaschinen ragen wie Grabsteine, dreckiges Linoleum bedeckt den Boden, Fenster gibt es nicht. Elektrisches Licht brennt gelb, billig, gnadenlos. Bloat blickt in das Büro, das seinem alten Freund vom Jesus College, Lt. Oliver («Tantivy») Mucker-Maffick zugeteilt ist. Keiner da. Tantivy und der Yank sind beide zum Mittagessen. Gut. Also raus mit der alten Kamera, die Schreibtischlampe eingeschaltet und den Reflektor so gedreht …

ACHTUNGSpecial HandbookStadtplanNews of the World