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Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Hamburg, September 2019

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Covergestaltung zero-media.net, München, nach einer Idee von Benjamin Scholz

Coverabbildung Benjamin Scholz

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Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

ISBN 978-3-644-40672-8

www.rowohlt.de

 

Alle angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Printausgabe.

ISBN 978-3-644-40672-8

#isso

 

Ben • jungsfragen.de

Ehrlich ma’! Pubertät ist für den einen Jungen wie ein lockerer Spaziergang, und andere Jungs drehen völlig durch. Ich kann dir also jetzt hier – direkt in den ersten vier Zeilen des Buches – schon die allerwichtigste Botschaft für deine eigene Pubertät mitgeben:

Pubertät ist bei jedem Menschen anders – entspann dich!

So.

Kannst das Buch jetzt weglegen. Reicht.

Danke fürs Lesen!

 

Okay … – also es reicht, wenn du diesen wichtigen Satz verinnerlichst! Soll heißen, dass die Entwicklung des Körpers bei jedem Menschen (Jungs und Mädchen!) in einem anderen Tempo und sogar in einer unterschiedlichen Reihenfolge abläuft: Haare wachsen an komischen Stellen. Deine Stimme spielt verrückt. Von gestern auf heute haste Pickel, so weit das Gesicht reicht. Dein Körper stinkt. Du schiebst mega Kohldampf. Deine Eltern nerven hart und deine allgemeine Stimmung ist auch eher ’ne Achterbahnfahrt. Manchmal passiert das alles gleichzeitig, mal nur das eine, mal nur das andere.

Ja moin, willkommen an Bord!

Da mussten wir alle durch. Aber wir haben’s alle geschafft … – und dich prügeln wir da jetzt auch durch.

 

Los geht’s!

Hier sind mal zwei handelsübliche Pimmel abgebildet. So wissen wir ab jetzt alle, was sich wie und wo an eurem Gemächt befindet; und vor allem, wie es heißt. Denn ganz oft schildern mir Jungs ihre Probleme per Mail, aber können gar nicht beschreiben, was sie überhaupt meinen. Sie schreiben zum Beispiel, dass sie ein Problem am Hoden haben, und meinen eigentlich die Vorhaut. Daher jetzt hier eine kurze Penis-Landkarte, die dir das ganze Buch über hilft:

Es ist ja kein großes Geheimnis: Die Pubertät ist die Zeit, in der Kinder zu Jugendlichen werden, und im zweiten Schritt dann von Jugendlichen zu Erwachsenen. Oma ist ja nicht als Oma auf die Welt gekommen, und selbst deine Eltern waren mal jung; auch wenn das gerade schwer zu glauben ist. Alle mussten diese Zeit durchmachen. Alle waren mal Babys, wurden Kinder, kamen in die Pubertät und waren dann irgendwann erwachsen. Ich selbst hatte vor wenigen Jahren auch noch keine grauen Haare. Fuck.

In den ersten Lebensjahren lernst du, wie alles grundsätzlich an und in deinem Körper funktioniert. Trinken, kauen, kacken. Krabbeln, stehen, laufen. Schreien, sprechen, verständlich sprechen. Schmeckt Sand? Kann ich fliegen? Bin ich unverwundbar? Was ist gut, was ist schlecht? Was macht Spaß, was ist doof?

Hat sich dein Körper an diese Grundlagen gewöhnt und beherrscht er sie nahezu perfekt, wird es ihm dann nach zirka elf Jahren zu langweilig, und er strebt das nächste Level an. Das ist der Startschuss für die Pubertät. Feuer frei.

In der Pubertät verändert sich dein Körper von außen und von innen. Manche dieser Veränderungen können also auch andere Menschen an dir sehen, andere kannst nur du selbst spüren: Zum Beispiel verändern sich auch die Muskeln, die Organe, dein Gehirn und deine Psyche. Letzteres merkst du dann vielleicht durch Stimmungsschwankungen. Gerade biste noch gut drauf, in der nächsten Minute total mies gelaunt. Dann sagt irgendwer noch was Doofes zu dir, du könntest komplett ausrasten – und in der nächsten Sekunde lachste

Bevor wir ans Eingemachte gehen, erinnere ich nochmal an den Satz von der ersten Seite: Pubertät ist bei jedem Menschen anders! Körper und Psyche entwickeln sich unterschiedlich schnell und in unterschiedlicher Reihenfolge. Stell dir vor, die Pubertät wäre ein Wettlauf quer durch die Stadt: Manche gehen zu Fuß und nutzen nur die Parkwege, andere fahren mit dem Rad quer durch, und ein paar Menschen nehmen den Bus, der einen kleinen Umweg fährt. Alle nutzen also andere Wege und unterschiedliche Transportmittel, um zum Ziel zu kommen. Aber: Irgendwann kommen sie alle dort an.

So ist es auch mit der Pubertät. Das Ende ist bei allen gleich, nur die Strecke und die Zeit, die man braucht, um sie zurückzulegen, sind bei allen Menschen verschieden. Egal, ob Junge oder Mädchen.

 

Wichtig ist: Kein Mensch kann seine Pubertät einfach so beschleunigen, verzögern oder verändern. Es bleibt einem nichts anderes übrig, als abzuwarten, wie deine Gene und deine Hormone das alles geplant haben.

Bei den meisten Jungs fängt die Pubertät damit an, dass die Hoden größer werden. Dieses Hodenwachstum beginnt bei vielen von euch sogar schon mit zirka neun Jahren!

Falls du jetzt gerade in der Hose nachguckst, ob deine Eier größer geworden sind: Das wirst du wohl nicht sehen, weil dieses Wachstum super langsam und über mehrere Jahre hinweg verläuft. Deine Hoden wachsen nämlich vom neunten bis zum 14. Lebensjahr! Das sind also zirka fünf Jahre, in denen die Hoden gaaanz langsam größer werden. Das kannste also nicht von einem Tag auf den anderen sehen.

Mehr zum Thema Hoden findest du ab Seite 45.

Das Hodenwachstum wird meist dicht gefolgt von wachsenden Achsel-, Bein- und Schamhaaren. Achselhaare sind die Haare unter deinen Armen, und Schamhaare sind die Haare, die um deinen Penis und am Hodensack wachsen. Beinhaare sind dagegen überraschenderweise oft an den Beinen zu finden.

Bei den meisten Jungs erscheinen diese Haare irgendwann zwischen dem neunten und 15. Lebensjahr. Bedeutet also, dass du schon mit neun Jahren ein paar Haare an den Beinen und um den Penis entdecken kannst, dein Sitznachbar aber vielleicht erst mit vierzehn Jahren anfängt, Schamhaare zu bekommen. Alles ist möglich, bei jedem wächst es unterschiedlich schnell und unterschiedlich kräftig.

Einige von euch sind ja bestimmt total scharf auf einen Bart. Der Bartwuchs ist nur «leider» so ziemlich das Letzte, was auf der To-do-Liste deines Pubertätsprogramms steht. Bei vielen Jungs geht das so mit ungefähr fünfzehn Jahren los. Einige Jungs, vielleicht die, die eine eher dunkle Haut- und Haarfarbe haben, können auch schon früher einen sichtbaren Flaum über der Oberlippe haben. Bei hellen Haut- und Haartypen kann es hingegen sein, dass sie so gut wie gar keinen Bart entwickeln – oder aber erst sehr spät; zum Beispiel mit Mitte 20.

Gleiches gilt für die Brustbehaarung. Auch die kommt gern später. Wenn sie denn überhaupt richtig kommt: Manche haben eine dichten Pelz, andere nur ein paar vereinzelte Haare auf der Brust. Auch hier gilt wieder: bei dem einen so, bei dem anderen so.

Die meisten Jungs werden irgendwann zwischen dem zehnten und 15. Lebensjahr erheblich größer. In dieser Zeit entscheidet sich der Körper dazu, schneller zu wachsen als all die Jahre zuvor.

Manchmal schmerzt dir vielleicht der Körper – gern die Beine –, obwohl du dich überhaupt nicht gestoßen oder viel Sport gemacht hast. Das ist dann oft ein Zeichen, dass dein Körper gerade wächst: Jeder Knochen, jede Sehne, jeder Muskel wird in die Länge gezogen.

Das passiert alles nicht von einem Tag auf den anderen, aber nach einem Jahr ist man plötzlich fünfzehn Zentimeter länger … – nein, nicht der Dödel! Der ganze Körper!

Peniswachstum

Es wäre natürlich albern, wenn der ganze Körper wächst und du schon riesige Eier hast, aber dein Penis noch so klein ist, dass er in der frischen Schambehaarung nur mit der Lupe zu finden ist. Deswegen hat die Natur dafür gesorgt, dass nahezu zeitgleich zum Körperwachstum auch der Dödel wächst. Heißt, bei den meisten Jungs wird der Penis zwischen dem zehnten und 17. Lebensjahr länger.

Auch hier sei nochmal ganz, ganz deutlich gesagt: Das passiert bei jedem Jungen in einem anderen Tempo und in einem anderen Alter!

Manchen Jungs wächst die Nudel über viele Jahre hinweg

Der Penis entwickelt sich anschließend aber immer noch hier und da ein bisschen weiter, und daher kann man sagen, dass die volle Penisentwicklung ungefähr zwischen 17 und 19 abgeschlossen ist. Falls du also Angst hast, weil du «noch immer» ein eher übersichtliches Gemächt hast, kannst du dich nun beruhigen. Da kommen noch einige Jahre, in denen dein Penis zeigen kann, was in ihm steckt.

Mehr zum Thema Penis, optimale Länge etc. findest du ab Seite 35.

Egal, ob der erste Samenerguss überraschend während des Schlafens passiert (nennt sich «feuchter Traum», erkläre ich gleich) oder beim Wichsen: Den ersten Samenerguss erlebt jeder Junge irgendwann.

So, wie jedes Mädchen irgendwann ihre Regelblutung bekommt, bekommt jeder Junge irgendwann einen Samenerguss. Und alle so: «Yeah!» Ab diesem Zeitpunkt solltest du beim Wichsen also immer was zum Abwischen parat haben.

Den ersten Samenerguss haben die meisten Jungs zwischen dem zehnten und dem 15. Lebensjahr. Es kann also sein, dass ein 10-Jähriger schon Sperma entwickelt und ein 14-Jähriger noch immer auf seinen ersten Samenerguss wartet. Auch hier sei wieder gesagt: Niemand kann das beschleunigen oder steuern. Das macht der Körper von ganz allein!

Bei manchen passiert es wie gesagt mitten im Schlaf: In der Nacht haben wir Männer ja sowieso gerne mal ’nen harten Harten (höhö), und wenn dann noch der richtige Traum dazukommt, kann es passieren, dass man während des Schlafs einen Orgasmus mit Samenerguss hat. Dagegen kann man nichts machen, ist aber auch nicht schlimm. Ist vielleicht am nächsten Morgen etwas eklig, aber nun ja, ist halt so.

 

GANZ WICHTIG: Egal wie jung oder klein du bist, sobald eine Flüssigkeit aus deinem Penis kommt, die nicht Urin ist, bist du zeugungsfähig! Bedeutet: Egal, wie diese Flüssigkeit aussieht (durchsichtig/weiß/flüssig/schleimig), wenn diese Flüssigkeit in die Scheide einer Frau gelangt, kann daraus ein Kind entstehen! Ja, so funktioniert das mit’m Sex. Ja, auch bei dir! Als Schutz vor Schwangerschaften gibt es zum Beispiel Kondome. Schau mal auf Seite 144.

Zwischen dem 12. und 16. Lebensjahr haben die meisten Jungs den Stimmbruch. In dieser Zeit wird dein Kehlkopf größer und deine Stimmlippen werden länger und dicker. Dadurch wird deine Stimme tiefer und markanter. Ist wie bei einer Gitarre: Sind die Saiten länger bzw. dicker, klingt der Ton tiefer.

Manche Jungs stecken den Stimmbruch ohne weiteres weg, wie auf einer glatten, geraden Rutsche: von hoch nach tief, in einem Durchgang, ohne Kurven. Innerhalb weniger Wochen wird die Stimme ganz geschmeidig tiefer.

Andere Jungs durchleben das pure Chaos. Wenn wir uns also wieder das Bild mit der Rutsche vorstellen, ist die Stimmentwicklung bei diesen Jungs keine einfach gerade Rutsche, sondern eher eine mit vielen Kurven und kleinen Sprungschanzen zwischendrin – … oder sie nehmen gar nicht erst die Rutsche, sondern fallen mit viel Gepolter rücklings das komplette Klettergerüst runter. Ein ewiges Auf und Ab. Mal ist die Stimme hoch, mal tief. Im ersten Satz klingt man noch männlich, im zweiten Satz wieder wie ein kleiner Junge, und der dritte Satz ist gar nicht mehr zu verstehen, weil der Hals sich einfach weigert, zu funktionieren. Ein Gejodel hier, ein Gekrächze dort. Blanker Horror.

In diesem Fall muss man tatsächlich wieder lernen, mit dem «neuen Hals» umzugehen, so, wie man auch üben muss, wenn man eine neues Instrument spielen will. Aber keine Sorge, das gehört dazu, und es hat jeeeder geschafft.

Egal, wie sich deine Stimme entwickelt und anhört, lass dich nicht ärgern oder entmutigen! Immer weiter sprechen und mit einem guten Spruch kontern! Denn wer nicht spricht, kann nicht lernen, die neue Stimme zu beherrschen … – und so wird das «Problem» nicht besser!

Scheiße ja. Gehört leider dazu. Auch dafür gibt es keinen Start- oder Endtermin: Du kannst von Anfang an Pickel haben oder erst am Ende der Pubertät. Völlig unterschiedlich. In der Pubertät sind all deine Körperdrüsen in Hochbetrieb; auch die Talgdrüsen der Haut (siehe Seite 144). Somit wird dein Gesicht fettiger, deine Poren verstopfen und es bilden sich Pickel. Machste nichts. Es gibt ein paar Dinge, die du trotzdem tun kannst. Schau mal auf Seite 78.

Psychohorror

Die äußerlichen Veränderungen sind allerdings nur die eine Seite der Medaille. Innerlich passiert auch einiges – vor allem im Kopf. Deine Emotionen, sprich deine Gefühle, spielen total verrückt. Kaum sagen deine Eltern ein falsches Wort, bringt dich das total auf die Palme. Plötzlich biste total beleidigt und kannst selbst gar nicht so richtig erklären, warum es so ist. Deine Eltern noch viel weniger. Die werden dann erst recht sauer, und am Ende schreien sich alle total dämlich an. Du denkst, dass dich keiner versteht, erst recht nicht die Erwachsenen. Die haben so was von keine Ahnung! Kleine Anmerkung an dieser Stelle: Auch die waren mal in der Pubertät. Kann man sich nicht vorstellen, is’ aber so. Vielleicht kannste deine Eltern ja mal dran erinnern, wenn ihr wieder mal Stress habt miteinander …

Kann auch sein, dass du morgens aufwachst, nur heulen könntest und total down bist, obwohl niiichts vorgefallen ist. Paar Stunden später springste wie das blühende Leben durch

Auch dieser ganze Psychokram ist für die Pubertät total normal. Dein Gehirn baut sich um, die Hormone stellen sich neu ein, man muss mit den neuen Körperfeatures erst mal klarkommen. Der Trick ist aber, seine eigenen Emotionen zu steuern. In der Pubertät zu sein, ist also keine ewige Ausrede für asoziales Verhalten. Du musst versuchen, mit dir selbst klarzukommen und deine Gefühle in sozialverträgliche Bahnen zu lenken. Ist nicht leicht, kriegste aber hin.

Bei dir passiert gar nichts?

Hehe, nee, nee. Aber falls du Angst hast, weil deine Pubertät viel zu spät kommt, oder du Schiss hast, dass sie ganz ausgefallen sein könnte, dann erinnere ich nochmals daran, dass jede Pubertät ihr ganz eigenes Tempo und ihre ganz eigene Reihenfolge hat!

Einige Jungs sind sogenannte Spätzünder. Bei diesen Jungs passiert körperlich viele, viele Jahre «nichts». Während die anderen Jungs in der Klasse schon über Schamhaare oder ihre (natürlich unfassbar riesigen) Pimmel sprechen, sitzen die Spätzünder daneben und fragen sich, was mit ihrem eigenen dämlichen Körper eigentlich los ist. Aber plötzlich, wenn schon sämtliche Hoffnung verloren scheint, ziehen diese «Spätzünder» dann das ganze Programm in Hochgeschwindigkeit durch. Komplette Pubertät in Rekordzeit. Plötzlich

Mit anderen Worten also: Geduld und durchhalten! Jeder Mensch kommt in die Pubertät, und aus jedem Kind ist ein Erwachsener geworden!

Die Pubertät kommt echt nicht?!

Ein gänzliches «Ausbleiben» der Pubertät ist zwar möglich, passiert aber nur in ganz, ganz wenigen Fällen! Obwohl, nee. Wenig ist da noch übertrieben! Es passiert in super, super, super, super seltenen Ausnahmen. Bei Menschen «ohne Pubertät» ist durch schwere Krankheiten oder andere körperliche Besonderheiten der Hormonhaushalt gestört. Aber selbst das bekommt man wunderbar in den Griff, allerdings muss man dafür zum Arzt gehen. Lieber früher als «zu spät». Ein Profi (also ein*e Facharzt*ärztin) sollte sich deine Entwicklung mal angucken, wenn deine Pubertät zwar angefangen hat, aber laaaange Zeit stillsteht. Als Beispiel: Du hast zwar schon einige Haare unter den Armen, aber noch keinerlei Haare um den Penis. Oder du hast seit einigen Jahren schon Schamhaare, hast aber sonst noch einen sehr kindlichen Körperbau. Wenn also über viele Jahre (!) hinweg nichts passiert oder nur extrem wenig, dann lass das ruhig mal von einem Profi abklären. Diese Profis heißen «Endokrinologen». Dein bisheriger Kinder-/Jugendarzt kann da aber auch ein Lied von singen.

Definitiv zum Arzt sollte man jedoch, wenn selbst am 16. Geburtstag noch keinerlei oder super wenige Pubertätsmerkmale festzustellen sind. Bedeutet: Du bist schon 16, siehst aber noch immer aus wie ein Sechstklässler.

  • Starkes Übergewicht: Zu viele Kilos können die Pubertät (deutlich) verlangsamen, denn Fettzellen schütten Östrogen aus. Östrogen ist ein weibliches Hormon. Dieses Hormon ist in einem Frauenkörper extrem gut, in einem Jungenkörper führt zu viel davon hingegen dazu, dass die Pubertät gehemmt wird. Östrogen sorgt bei Mädchen dafür, dass sie sich zu Frauen entwickeln. Sprich, die Gebärmutter und die Scheide entwickeln sich, und natürlich wachsen auch die Hupen, meep meep. Aber halt! Das heißt nicht, dass Jungs, die viel Östrogen haben, eine Scheide bekommen, nein, die behalten schon ihren Penis, aaaaaber es kann eben dazu führen, dass der Penis eher klein bleibt, sich eventuell Brüste bilden oder eben die Pubertät sehr verlangsamt wird.

  • Organerkrankungen: In ganz seltenen Fällen sind Erkrankungen deiner inneren Organe eine Ursache, dies wird aber meist schon im Kindesalter festgestellt und direkt behandelt. Daher ist das also seeehr unwahrscheinlich.

  • Zu viel Stress: Wenn Jungs unter sehr großem Stress stehen, kann auch das die Pubertät verzögern. Zum Beispiel durch die Trennung der Eltern, starkes Mobbing in der Schule oder sehr große Ängste. Eine oder zwei Wochen viele Hausaufgaben zu haben und zusätzlich den Müll rausbringen zu müssen, ist kein großer Stress.

  • Zu viel Sport: Ja, auch das kann sein. Wir reden hier aber nicht von ein- oder zweimal die Woche Fußballspielen, Schwimmunterricht oder Joggen. Mit zu viel Sport ist Leistungssport gemeint, also jeden Tag mehrere Stunden professionell zu trainieren. Da kommt zusätzlich dann auch der Punkt zu viel Stress dazu.

Also noch mal in aller Deutlichkeit: Hab bitte einfach Geduld! Wenn du Zweifel hast, dann frag doch einfach mal Papa, wann seine Pubertät damals begonnen hat. Ja, voll cringe, klar, aber bevor du dich vor Unsicherheit verrückt machst, ist das wohl die einfachste und schnellste Lösung, oder? Wenn Papa dann sagt, dass er auch spät dran war, kannst du beruhigt sein. Und falls nicht, dann hast du direkt ein Argument, mal einen Arztbesuch vorzuschlagen.

Pubertät war bei mir relativ früh am Start. Jedenfalls im Vergleich zu meinen Mitschüler*innen. Liegt aber auch daran, dass ich ein Jahr später eingeschult wurde als alle anderen. Wegen meines kleinen Gehirns, haha. Nee, ich hatte aus gesundheitlichen Gründen ein Jahr aussetzen müssen – lange Geschichte. Jedenfalls war ich also eh schon ein Jahr älter als alle anderen und zusätzlich körperlich sowieso ziemlich gut dabei. Daher brauchte ich mir um meine körperliche Entwicklung eigentlich keine Gedanken zu machen. Auf dem ersten Gruppenfoto des Gymnasiums sehe ich schon aus, als wäre ich drei Mal sitzengeblieben. Körperliche Entwicklung war also nie ein Thema bei mir. Worauf ich aber so gar nicht stolz bin, ist mein Verhalten, mein Benehmen in dieser Zeit ab und zu. Einerseits in Bezug auf meine Eltern, andererseits, wie ich mich in der Oberstufe dann gegeben habe. Ich fühlte mich unsterblich, ungeheuer wichtig und allwissend, weil ich Hauptrollen im Jugendmusical hatte und schon in den 90ern «Filme» produzierte. Streckenweise war ich echt ein Kotzbrocken. Auch äußerlich, haha. Fotos aus der Zeit wurden alle vernichtet.

Was ich damit unterm Strich sagen will: Lernt, mit anderen Menschen klarzukommen und euch selbst zurückzunehmen. Miteinander ist wichtiger als gegeneinander. Manche Leute lernen das leider nicht wirklich oder viel zu spät. Und: Entschuldigung, Mama und Papa, für die vielen blöden Sprüche, furchtbaren Zeitabschnitte und dumme Aktionen.

Ich habs ja eine Seite vorher schon gestanden: Ich habe durchaus die eine oder andere dumme Aktion gemacht in der Pubertät. So ein bisschen gehört das fast dazu in dieser Zeit, in der alles so durcheinander ist. Man baut Scheiße. Weil man cool sein will, weil man sich und/oder den Freunden etwas beweisen will – alles keine guten Gründe, übrigens – und manchmal weiß man selbst nicht, wie man in dieses Schlamassel reingeraten ist. Man weiß nur eins: Man will da weg. Und das möglichst schnell. Ohne sein Gesicht zu verlieren oder allzu große Aufmerksamkeit zu erregen. Dann greift der X-Plan.

Der X-Plan ist dein absoluter Notfallplan! Er gilt dann, wenn du dich in eine Situation gebracht hast, aus der du fliehen willst, es aber nicht einfach so kannst.

Stellen wir uns vor, du bist mit deinen Freunden unterwegs. Irgendwer kommt auf die erste blöde Idee, darauf folgt eine weitere blöde Idee, man übertreibt, und hat direkt noch ’ne blödere Idee. Irgendwann erwischt man sich selbst, wie man plötzlich in der Nachbarstadt in einer Bar steht, bei fremden Leuten um einen Berg Drogen sitzt, man eine dämliche Mutprobe machen soll oder auf einer Party ist, die völlig aus dem Ruder läuft und von der man nur noch flüchten will.

Mit anderen Worten: Du bist in einer Situation, von der du weißt, dass alles falsch läuft, und willst einfach nur weg, kannst es aber nicht, weil du dann als der totale Verlierer

Die erste erwachsene Person aus deiner Familie, die das X sieht, ruft dich sofort