Inhalt
Cover
Titel
VORWORT
Helmut Dietl
Warum ich selten Filme sehe
und nur ungern welche mache
DREHBUCH
FILM IN BILDERN
STAB
NACHWORT
Benjamin v. Stuckrad-Barre
Ein Film über Veränderungen und
Veränderungen über einen Film
Buch
Autor
Impressum
Es gibt Leute, die gerne Filme sehen. Zu denen gehöre ich nicht. Es gibt sogar Leute, die gerne Filme machen. Wunderbare Macherinnen und Macher sind darunter. Viele dieser Auserwählten haben ein unbezwingbares, geradezu unsägliches Verlangen nach und Vergnügen an Dreharbeiten. Ich hingegen gäbe vieles dafür, an diesen Veranstaltungen nicht teilnehmen zu müssen. Schon in früheren Jahren habe ich aus nämlichem Grund nur etwa alle fünf Jahre gedreht, inzwischen ist es mir glücklicherweise gelungen, den zeitlichen Abstand zwischen dem letzten Film und dem jetzigen auf sieben Jahre auszudehnen. Ich bin jetzt X Jahre alt, bei Start des Films trennen mich nur noch vier Monate von meinem Y – sten Geburtstag. Beim nächsten Film, sollte es zu einem solchen kommen, wäre ich dann Z. Sollte ich die letzte Denkpause, die ca. zwei Jahre länger war als die früheren, allerdings erneut um zwei Jahre überschreiten, käme es möglicherweise zur Premiere eines Films drei Jahre vor einem Alter, das nur noch zwanzig Jahre von dem entfernt ist, das höchstens Meeresfrüchte verzehrende Ostasiaten auf einsamen Inseln oder auch kettenrauchende ehemalige deutsche Bundeskanzler erleben.
Spätestens jetzt werden Sie sich fragen, was das alles mit dem Film zu tun hat, dessen Skript Sie hier als Buch gedruckt erworben haben, einige, wenn nicht gar alle Fotos ansehen und einige, wenn nicht gar alle Szenen des Drehbuchslesen werden, vorausgesetzt Sie sind berufliche Konkurrenten oder Filmhochschüler. Ab Donnerstag, den 27. Januar 2005, dem Tag der Premiere meines letzten Films, hatte ich die Wahl zwischen zwei Arten von Depression, der einen, die von manchen Kritiken herrührte, in denen sich das jahrhundertealte Elend des deutschen Komödienmissverständnisses in wie zum Hochglanz gewichsten, teutonischen Schaftstiefeln spiegelte, und der anderen, die mir mindestens ebenso vertraut war und sich am besten lateinisch ausdrücken lässt: post coitum omne animal triste! Ich wählte eine Mischung aus beiden, wobei mir die letztere, die mich sowieso jedes Mal befiel, nachdem ich ein Filmprojekt fertiggestellt hatte, insofern etwas lieber war, als ich aus Erfahrung wusste, wie ich damit umzugehen hatte. Nützlich war mir in solchen Fällen, mich sofort einem ausgeklügelten, streng wissenschaftlichen Depressionstest zu unterziehen, den ich früher in Papierform ständig mit mir führte und jetzt als App auf meinem iPhone habe. In diesem darf man sich zum Beispiel folgende Fragen stellen: Habe ich Angst, immer dümmer zu werden – habe ich oft das Gefühl eines schlecht sitzenden Gebisses, und – habe ich sehr oft einen ernsten Gesichtsausdruck, häufig verbunden mit mangelnder Lust sowohl auf Sexualität wie auf andere schöne Dinge im Allgemeinen?
Nachdem bis etwa Mai zwofünf die oben erwähnten Symptome hartnäckig anhielten und eher das Gegenteil einer Besserung befürchten ließen, entschied ich mich für die Anwendung einer Radikalkur, die mir schon mehrmals geholfen hatte. Ich beschloss, eine Idee zu haben, eine Idee für einen neuen Film. Allein die Idee, wieder eine Idee haben zu wollen, versetzte mich in einen euphorischen Zustand von einem Ausmaß, das ich bisher in diesen Dimensionen nicht kannte. Hatten diese rauschartigen Gefühle früher eine Länge von dreißig Sekunden nie überschritten, so dauerten sie diesmal sogar länger als eine Minute. Danach war zwar alles wie vorher, aber ich wusste jetzt, wenn ich mich zum Haben einer Idee entschlösse, würde alles wieder gut werden, und ich in den angenehmen und friedlichen Zustand eines Zwitterwesens aus Choleriker und Melancholiker zurückkehren dürfen.
Die Idee, eine Idee haben zu wollen, beschäftigte mich bis April 2006. Ich schrieb ein knappes Jahr lang an fiktiven Biographien von Figuren, teils an solchen, die schon in meinen früheren Filmen oder Serien vorgekommen waren, natürlich heute älter als damals und von verschiedenen Schicksalsschlägen heimgesucht, teils an neuen Charakteren, die mit den alten zu tun hatten oder es bekamen. Im Laufe dieser Arbeit wurde zur Gewissheit, was ich vorher schon ahnte, dass nämlich die Geschichten all dieser Personen, deren Zahl im Laufe der Zeit auf über fünfzig angewachsen war, auf keinen Fall in einem einzigen Film unterzubringen waren. Abgesehen davon hätte ich vom Handlungsablauf eines solchen Multi-Personal-Films nur eine sehr vage Vorstellung gehabt. Ich wusste zwar ungefähr, was ich sagen wollte, aber ich wusste nicht, wie. So ein Dilemma, vielmehr Polylemma, führt normalerweise entweder zu Episodenfilmen oder Mehrteilern fürs Fernsehen, immer häufiger auch zu Filmwerken, für die wir, ähnlich wie Torquato Tasso, einen Gott bräuchten, der uns sagt, warum wir als Publikum solcher Werke so leiden müssen. Wie immer wollte ich eine Komödie schreiben, wobei wollte nicht das richtige Wort ist, angebrachter wäre musste, und zwar deshalb, weil ich gar nichts anderes kann. Allerdings muss ich betonen, dass ich unter Komödie etwas grundlegend anderes verstehe als die meisten meiner Landsleute.
Deutsche Komödien sind populär – in Deutschland. Überall sonst auf der Welt ist die deutsche Komödie ungefähr so beliebt und erfolgreich wie schwedische Spaghetti. Deutsche Komödiendichter sind weltweit so bekannt wie die Galapagosfinken. Einer dieser allerberühmtesten Finken ist Gotthold Ephraim Lessing, der nach zahlreichen Trauerspielen seine Lust, sich an sogenannten Lustspielen auszutoben, nicht länger unterdrücken konnte. Verhängnisvollerweise war sogar er es, der den Begriff LUSTSPIEL prägte. Kein Wunder, dass in einem Land, in dem das Lustspiel erfunden wurde, die Komödie keine Chance mehr hatte. Bei Minna von Barnhelm muss man als Zuschauer den Humor selbst mitbringen, und Ähnliches gilt auch für den Zerbrochnen Krug von Heinrich von Kleist, der sogar verbissen darauf bestand, dieses eher tragische Werk als Lustspiel zu bezeichnen. Die Großfürsten der deutschen Klassik, Goethe und Schiller, ließen sich gar nicht erst herab zu solch minderem Tun, von den Romantikern war auf dem Gebiet auch nichts Wesentliches zu erwarten. Der Einzige, dessen Lyrik von Humor zeugte, war Heine, der letzte der Romantiker. Er schrieb aber keine Lustspiele.
Luis Bunuel war 77, als er seinen letzten Film drehte. Während die drei letzten Filme Bunuels im Alter von 72, 74 und 77, Komödien alle drei, seine wohl besten waren, hatte Billy Wilder den Höhepunkt seines Schaffens unübertrefflicher Komödien bereits mit 54 erreicht. Federico Fellinis letzter großer Film, CASANOVA, kam 1976 in die Kinos. Die Filme danach sind aber nicht mehr als das langsame Verklingen einer einzigartigen großen komischen Oper. Die überwiegende Mehrzahl seiner Filme hat er selbst als Komödien bezeichnet.
Als ich eingangs sagte, dass ich mir nicht gerne Filme ansehe, vergaß ich zu erwähnen, dass ich über die Filme anderer schon deswegen kaum etwas sagen kann, weil ich die meisten gar nicht kenne. Die Filme, die ich tatsächlich gesehen habe, waren die drei der genannten Altmeister. So viel zu den Verstorbenen. Noch zu den Lebenden gehört allerdings einer, vor dessen Filmen ich seit den Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts immer wieder mit Erstaunen, Respekt und Vergnügen saß, mit Ausnahme desjenigen seiner Werke, das im Jahr 1978 herauskam. In diesem Film nämlich bewältigte der von mir verehrte Autor und Regisseur seine finstersten Albträume, in denener, Stewart Allen Königsberg, so lange von einem skandinavischen Tragödiengroßfürsten verfolgt wurde, bis er schließlich, aber glücklicherweise nur vorübergehend, vergaß, dass er längst schon und eigentlich Woody Allen hieß. Über diesen Film INTERIORS heißt es in deutschen Filmlexika, übrigens auch im deutschen Internet, er sei Woody Allens einziger ernster gewesen. Dieses Prädikat ernst sagt einiges aus: Der Mann hat also, unter mehr als fünfzig Filmen, nur einen einzigen ernsten geschrieben und gedreht. Dann müssen doch alle seine anderen Filme unernst gewesen sein, möglicherweise sogar lustig! Wenn das Publikum das früher gewusst hätte, dann hätte es in seinen Filmen anders gelacht: laut und dröhnend, schenkelklopfend wie beim Schuhplatteln, prustend und glucksend, Dosenbier trinkend und grölend, einfach so, wie sich das gehört im lustigen Lustspiel. Solche oder ähnliche Zuschauerreaktionen sind mir aber in seinen Filmen nie aufgefallen. Auch andere unverzichtbare lustige Merkmale, vor allem der neueren deutschen Lustspiele, wie das Treten in – oder das Schmeißen von – Scheiße, konnte man ihm bis heute nicht nachweisen. So ganz unernst können seine Filme also nicht gewesen sein.
Ich gebe zu, dass es zunächst anmaßend erscheint, die genannten Koryphäen im Zusammenhang mit meinem Film auch nur zu erwähnen. Wenn ich es tat, dann jedoch in größter Bescheidenheit, und nur um deutlich zu machen, zu welchen Göttern ich immer gebetet habe.
Es könnte sein, dass Sie allmählich wirklich das Gefühl haben, ich käme nicht zur Sache. Wenn Sie unter Sache verstehen, dass ich etwas zu dem Film sagen sollte, dessen Drehbuch Sie nachstehend lesen können, haben Sie völlig recht. Es gibt Dichter, die zu ihren Gedichten nichts sagen, Musiker nichts zu ihren Kompositionen und Maler nichts zu ihren Bildern. Das liegt entweder daran, dass sie nicht wollen oder dass ihnen zu ihren Werken nichts mehr einfällt. Wenn man sich, wie in meinem Fall, mit einer Sache mehrere Jahre, und zwar ausschließlich, beschäftigt, erste Ideen verworfen hat, mehreren darauf folgenden nicht gewachsen war, ein Drehbuch über ein Dutzend Mal umgeschrieben und den Film in verschiedenen Stadien der Fertigstellung immer und immer wieder mit jeweils wechselnden Gefühlszuständen von Hass und Abneigung bis hin zu Liebe und lodernder Leidenschaft gesehen hat, kann man nichts mehr darüber sagen, der Rest ist für den Autorenfilmer entweder Schweigen oder Schmonzes. Ich ziehe Ersteres vor.
Als München noch heimliche Hauptstadt der Bundesrepublik war, galt der Klatschreporter Baby Schimmerlos als Ikone seines Metiers, und Herbie Fried war sein Leibfotograf. Wenn zum Beispiel irgend’ne Hollywood-Diva ihren 30 Jahre jüngeren sixgepäckten Hometrainer heiraten wollte, hatte Baby immer als Erster die Story und Herbie das Foto – von dem Hometrainer. Dann fiel jedoch irgendwann in Berlin die Mauer und Herbie von ’ner Promi-Jacht in Monte Carlo. Der Fotograf landete im Rollstuhl, Baby ergab sich der Trunksucht, und Mona, Babys Dauergeliebte, machte Karriere als Volksmusikstar. Die beiden hatten sich sehr geliebt, und daher ungefähr 30 Jahre immer nur gestritten. Als Baby plötzlich nach Jahren bei Herbie anrief und ihm erzählte, da gäbe es einen Schweizer Milliardär, der in Berlin so ’n Kulturelite-Magazin wie den amerikanischen »New Yorker« finanzieren wollte, und er, Baby, würde Chefredakteur und dringend einen Fotografen brauchen, da hätte Herbie vor Freude fast seinen Invalidenausweis aufgefressen. Dann jedoch, kaum in Berlin angekommen, erfuhr er vom jungen Chauffeur des Milliardärs, Max Zettl, die traurige Nachricht, dass Chefredakteur Schimmerlos leider gerade tödlich verunglückt war. Chauffeur Zettl fügte jedoch tröstend hinzu, dass er als begeisterter Zeitungsleser bereits ’ne Idee hätte, wer als Einziger für Babys Nachfolge infrage käme. Dafür bräuchte er, Zettl, aber dringend die Hilfe eines erfahrenen, älteren … alten Society-Hasen. Könnte auch ein Fotograf im Rollstuhl sein. Und der Milliardär, der allerdings, müsste natürlich erst noch überzeugt werden von der Idee.
Der Schweizer Financier Urs Doucier, ein eleganter Herr um die fünfzig, steigt aus seinem Helikopter. Eine schwarze Limousine fährt vor. Der junge Chauffeur Max Zettl (Douciers Berliner »Mädchen für alles«), in schwarzem Anzug, weißem Hemd, schwarzer Krawatte, mit Chauffeursmütze auf dem Kopf, begrüßt Doucier höflichst, öffnet die rechte hintere Wagentür für seinen Chef und verstaut das umfangreiche Luxusgepäck Douciers im Kofferraum.
Doucier (mit Schweizer Akzent): Bonjour Zettl, vous-allez bien?
Max: Bonjour, Herr Doucier, ’türle bien, bienstens.
Doucier sitzt im Fond, neben sich einen ganzen Jahrgang der amerikanischen Zeitschrift »The New Yorker«. Er blättert in der neuesten Ausgabe.
Doucier (nebenbei): … wie kann denn einem älteren Herrn so öpis passieren?
Max: … weil er mit Vollgas auf sei’m frisierten Bike unter die Linden abi is … also runter is.
Doucier: Bike? Ja, hat er nicht einen Porsche gehabt, der Schimmerlos?
Max: … bis zur Altersrente mit fünfundsechzge, aber dann war ihm der Porsche nimmer jugendlich genug, da hat’s dann eine Harley Einsfünfer-Twincam sei müssn, und mit der wollt er direkt durchs Brandenburger Tor durch, und an einer Säule von dem Tor … hat’s ihn dann derbröselt …
Max, der hauptsächlich nach hinten zu Doucier schaut, bremst abrupt, damit er nicht auf den vor ihm Fahrenden auffährt.
Max: Er war sofort tot. Seine letzten Worte waren angeblich ein Schrei …
Doucier: … ein Schrei?
Max: Ja, so was wie: juchee, oder holladrio, oder so.
Doucier: Ja, ja, ja … er war ja auch ein Bayer.
Max: Ja – des war er … der guade, oide Schimmerlos … Gott hab’ ihn selig!
Doucier: Ja, weinen Sie jetzt?
Max: Ja … so gut’s halt geht.
Mona Mödlinger, die ehemalige Geliebte des Klatschreporters Baby Schimmerlos, schiebt Herbie Fried, den langjährigen Fotografen und Freund von Baby, eilig im Rollstuhl den sandigen Friedhofsweg entlang. Offenbar wollen die beiden zur Beerdigung und haben sich etwas verspätet. Er trägt anlassgemäß einen schwarzen Anzug, sie ein schwarzes Kostüm und einen schwarzen Hut mit Schleier. Herbie hält auf den Knien einen großen Blumenstrauß.
Mona: … Sei’ Mutter tät sich im Grab umdrehn, wenn sie wüsste, dass ihr Sohn irgendwo in Berlin in der Erden liegt …
Herbie (unterbricht genervt): Mona, seine Mutter ist tot und dreht sich nicht mehr, und sie weiß nicht, wo ihr Sohn … sie weiß auch nicht, dass sie’s nicht weiß, Mona.
Mona: Er wollte immer in bayerischer Erde liegen.
Herbie: Mona, er ist auch tot. Und einem Toten in seinem Zustand ist es scheißegal, wo er beerdigt ist.
Vor dem Grab stehen über hundert Menschen in schwarzer Trauerkleidung. Dazwischen sieht man zwei Fotografen, die einzelne Trauergäste ablichten. Auch Max und Doucier sind am Rande der Menge zu erkennen.
Mona: Aber mir nicht. Ach, so viel Leut … hab gar ned gwusst, dass der Baby in Berlin so bekannt war … und so beliebt.
Am offenen Grab steht ein Priester mit zwei Ministranten. Der Priester liest seine Rede von einem Blatt ab und verspricht sich dabei gelegentlich.
Priester: … bis er dann, mitten in der weltweiten Finanzkrise, ein Angebot von dem weltweit erfolgreichen Schweizer Finanzmagnaten Urs Doucier erhielt, um …
Doucier schaut Max an, Max hat den Blick stur auf den Priester gerichtet.
Priester: … nach dem Vorbild der New Yorker Zeitschrift »The New Yorker«, hier in Berlin der Stadt New York, äh … Berlin, endlich das zu geben, was New York immer noch fehlt, um endlich eine Weltstadt wie Berlin zu werden, den … äh … Berlinernewyorker … äh Newyorkerberliner … jedenfalls war sein letzter Wunsch, dass er einen jungen Nachfolger kricht, der muss nicht unbedingt von der Bransche sein, kann ooch mal zum Beispiel Prominentenschofför jewesn sein … oder so wat Ähnliches …
Die Trauergemeinde klatscht. Mona und Herbie blicken sich nur an.
Doucier: Haben Sie den Text geschrieben, Zettl?
Max: Nur grammatikalisch und sprachlich.
Priester: … und nun ruhe endlich in Frieden … in nomine patris et filius et spiritus sanctis … Amen!
Priester: Halt ma! Gib mir ma dit andre Ding. Jut.
Einer von den beiden Ministranten hält dem Priester einen Weihwasserkessel hin. Der Priester taucht den Wedel in das Wasser und bespritzt damit Grube und Sarg.
Herbie sitzt in seinem Rollstuhl am Grab. Er hat feuchte Augen. Er schaut sich um – Mona wird erneut von Autogrammjägern bedrängt.
Autogrammjägerin: Frau Mödlinger, dürft ick denn bitte ’n Autogramm bekommen? … Wir sind ja so jerührt, mein Mann und icke … dit is nämich jenauso, wie Sie dit immer in Ihrem Lied im Fernseher da singen:
Mona: Ja, schon gut.
Autogrammjägerin: »Es wird ’n Wein sein, und wir wer’n nimmer sein.«
Mona: Ja, danke. Is scho recht. Wiedersehen.
Autogrammjägerin: Hätt ja heut jut jepasst, wa …
Mona kommt zurück zu Herbie ans Grab.
Mona (genervt): Ich glaub, jetzt hau i endgültig den Deckel auf die »Mona vom Musikantenhäusl«.
Herbie: Das haste vor 20 Jahren auch schon gesagt.
Mona: Schuld war er (sie deutet aufs Grab). »Sei froh, dass d’ die Sendung hast (sie beginnt zu weinen), verdienst an Haufen Geld, bist a Volksmusikstar.« Andauernd hat er sich in mein Leben eingmischt. In alles …
Priester: Also die Rechnung schick ick dann an die Doucier Holding in de Schweiz, ja? Also, inklusive zwee Ministranten waren dit hundertzehn Leute in festlicher Kleidung, dit macht mal hundert … elftausend, dann hatte jeder ’ne weiße Lilie jehabt, dit macht tausendeinhundert, und ick hatte ’ne Sprechrolle in ausländischer Sprache … also domini spiritus … und so …
Doucier (irritiert): Saget Sie, Zettl, was wird hier eigentlich …
Max: Äh, Moment …
Priester: Wir hatten allet ausjemacht …
Max: Ja, gleich … wollen Sie in Berlin vor allen Leuten und in allen Zeitungen dastehen wie jemand, der seinem, äh … gwesenen Chefredakteur in spe nicht amal ’ne anständige Beerdigung spendiert hat? (deutet auf die Fotografen) Äh – die wern aa von uns respektive von Ihnen bezahlt … lächeln Sie, naa, halt – des is a Beerdigung, machen S’ a traurig’s Gesicht.
Totale: Max und Doucier sind bei Herbie und Mona angelangt und kondolieren.
Max zwinkert heimlich und komplizenhaft Herbie zu.
Herbie erwidert das Zwinkern.
Doucier: Mein herzliches Beileid, gnädige Frau.
Mona: Äh, danke.
Doucier: Herzliches Beileid … zum plötzlichen Ableben Ihres … äh …
Max: Herzliches Beileid.
Mona: … Lebensgefährten.
Max: Herzliches Beileid.
Doucier (off): … Lebensgefährten. Herzliches Beileid.
Doucier sitzt auf seinem großen Bett. Max kniet vor ihm und bindet ihm die Schnürsenkel seiner Schuhe zu.
Max: