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Impressum

Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Hamburg, April 2021

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Die britische Ausgabe erscheint im Herbst 2021 im Verlag Weidenfeld & Nicolson, London, die amerikanische Ausgabe im Verlag Scribner, New York.

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ISBN 978-3-644-00935-6

www.rowohlt.de

 

Alle angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Printausgabe.

ISBN 978-3-644-00935-6

Anmerkungen

Vorwort

Anmerkung des Übersetzers: Um den Lesefluss nicht zu stören, wird in diesem Buch bei der Bezeichnung von Personen und Personengruppen der Einfachheit halber stets die männliche Form verwendet. Selbstverständlich ist dabei die weibliche Form («Leserin», «Bürgerin» usw.) gleichrangig mit einbezogen.

Geographie ist, was wir daraus machen

Marie McAuliffe und Martin Ruhs, «World Migration Report 2018», Genf: International Organization for Migration, 2017.

Die Kluft zwischen den Löhnen in Städten und auf dem Land wächst weiter und beträgt mittlerweile etwa das Eineinhalbfache in städtischen Zentren, selbst wenn man die geringeren Lebenshaltungskosten in ländlichen Gegenden berücksichtigt. William Gbohoui et al., «A Map of Inequality in Countries», International Monetary Fund Blog, 6. November 2019.

Der deutsche Geograph Ernst Georg Ravenstein entwickelte in den 1880er Jahren als Erster ein Modell für das, was heute «etappenweise Migration» genannt wird. Er gab zudem die Prognose ab, dass die Welt im Jahr 2072 die höchste Bevölkerung erreichen wird.

Migranten halten den Laden in Schwung

Jonathan Woetzel et al., «People on the Move: Global Migration’s Impact and Opportunity», McKinsey Global Institute, Dezember 2016.

Das Überleben der Mobilen

Bill McKibben, «A Very Hot Year», The New York Review of Books, 12. März 2020.

Marten Scheffer, «Future of the Climate Niche», Pnas.org, 27. Oktober 2019, https://www.pnas.org/content/117/21/11350.full.pdf.

Von Robotern verdrängt

«The Top 10 Categories for Small Businesses to Make Millions in 2020», Business Insider, 16. Dezember 2019.

«The 10 Best US States for Entrepreneurs to Start Businesses in 2020», Business Insider, 3. Januar 2020.

Willkommen am «Bevölkerungsmaximum»

«This Is the Impact of the 2008 Crisis You Might Not Have Expected», World Economic Forum, 15. November 2018.

Reiche Länder, arm an Menschen

Jeanna Smialek und Zolan Kanno-Youngs, «Why a Top Trump Aide Said ‹We Are Desperate› for More Immigrants», The New York Times, 27. Februar 2020.

Neil Irwin und Emily Badger, «Trump Says the U.S. Is ‹Full›. Much of the Nation Has the Opposite Problem», The New York Times, 9. April 2019.

Insgesamt lebt die Hälfte der Weltbevölkerung in Ländern, die in der sogenannten «Fruchtbarkeitsfalle» einer Geburtenzahl unter dem bestandserhaltenden Niveau (zwei Kinder pro Mutter) stecken.

Kommt einer, kommen alle

Der Global Talent Competitiveness Index stuft Länder nach deren Fähigkeit ein, Fachkräfte anzulocken und zu halten. Zu den Ländern, die am besten abschneiden, zählen die Schweiz, Singapur, die USA, Großbritannien, Schweden, Australien und Kanada; alle anderen Länder in der Spitzengruppe sind europäisch.

Eduardo Porter, «The Danger From Low Skilled Immigrants: Not Having Them», New York Times, 8. August 2017, https://www.nytimes.com/2017/08/08/business/economy/immigrants-skills-economy-jobs.html.

Jugend vor

In den ersten drei Jahren nach dem 11. September 2001 gingen die Bewerbungen internationaler Studierender in den USA um 30 Prozent zurück, und ein Jahrzehnt später war die Zahl der eingeschriebenen ausländischen Studierenden um 2,4 Prozent gefallen. Burton Bollag, «Foreign Enrollments at American Universities Drop for the First Time in 32 Years», The Chronicle of Higher Education, 10. November 2004, https://www.chronicle.com/article/foreign-enrollments-at-american-universities-drop-for-thefirst-time-in-32-years.

Nationalismus führt ins Verderben

Mohsin Hamid, «In the 21st Century, We Are all Migrants», National Geographic, August 2019, S. 20.

Matthew Smith, «International Survey: Globalisation Is Still Seen as a Force for Good in the World», YouGov, 17. November 2016.

Yasmeen Serhan, «Are Italy’s ‹Sardines› the Antidote to Populism?», The Atlantic, 24. Januar 2020.

Wehrpflicht: Die Nagelprobe für den Nationalismus

Veteranen, darunter jene, die in den letzten zwanzig Jahren im Irak und in Afghanistan dienten, bilden eine eigene Gesellschaftsschicht aus Familien, die sich nicht weit von den Stützpunkten, in denen sie dienten, niederließen. Deren Familien sind abhängig von sozialen Diensten und Leistungen, die das Militär bietet.

Wehrpflicht: Die Nagelprobe für den Nationalismus

David Hasemyer, «U.S. Military Precariously Unprepared for Climate Threats, War College & Retired Brass Warn», InsideClimate News, 23. Dezember 2019.

Ethnische Homogenität – eine Illusion

Das ist wiederum ein Hinweis darauf, dass Identitäten vielfältig sind und sich überschneiden. Folglich ist es eine Ironie der Geschichte, dass Nationalisten vielen einfachen Gläubigen vorwerfen, sie seien Extremisten, wenn doch gerade diese in Wirklichkeit überaus vertraut sind mit der Herausforderung, mehrere Identitäten zu haben. Eher noch sind Nationalisten die Extremisten, denn sie sind Gefangene der einfältigen Mentalität einer einzigen Identität.

Die erste globale Generation

Karl Mannheim, «Das Problem der Generationen», in: ders., Wissenssoziologie. Auswahl aus dem Werk, Neuwied 1970 [Original: 1928], S. 509–565.

Kim Parker et al., «Generation Z Looks a Lot Like Millennials on Key Social and Political Issues», Pew Research Center, 17. Januar 2019.

Christopher Kurz et al., «Are Millennials Different?», Finance and Economics Discussion Series. Washington: Board of Governors of the Federal Reserve System, November 2018; Derek Thompson, «The Economy Killed Millennials, Not Vice Versa», The Atlantic, 6. Dezember 2018.

«The Deloitte Millennial Survey 2017», Deloitte, 2017.

Malcolm Harris, «Keynes Was Wrong. Gen Z Will Have It Worse», MIT Technology Review, 16. Dezember 2019.

Kim Hong-Ji und Hayoung Choi Ju-min Park, «No Money, No Hope: S. Korea’s ‹Dirty Spoons› Turn Against Moon», The Wider Image, Reuters, 30. November 2019.

Jeanna Smialek, «How Millennials Can Make the Fed’s Job Harder», The New York Times, 17. Februar 2020.

Globalismus ohne Wenn und Aber

Nach dem 11. September 2001 rief der verstorbene Politologe Benjamin Barber eine Initiative ins Leben, den 12. September zum «Interdependence Day», also zum Tag der gegenseitigen Abhängigkeit, zu erklären – die Bewegung druckte sogar eigene Reisepässe mit dem Ziel, eine globale zivilgesellschaftliche Ordnung zu fördern.

Die Zahl der Schulen, die IB-Programme anbieten, schnellte zwischen 2012 und 2017 um 40 Prozent in die Höhe und stieg seither um mehr als 10 Prozent. Ein Drittel der IB-Schulen finden sich in den USA, knapp 30 Prozent in Europa und 20 Prozent in Asien, wo die Aufnahme von IB-Schülern doppelt so schnell wie weltweit wächst.

«Number of UK citizens emigrating to EU has risen by 30 % since Brexit vote», The Guardian, 4. August 2020, https://www.theguardian.com/politics/2020/aug/04/number-of-uk-citizens-emigrating-to-eu-has-risen-by-30-since-brexit-vote.

Der Kampf der Generationen

Allison Schrager, «The Looming $78 Trillion Pension Crisis», Quartz, 27. Februar 2019.

Len Kiefer et al., «Why is Adulting Getting Harder? Young Adults and Household Formation», Freddie Mac, 16. März 2018.

Die Umfrage einer führenden Beraterfirma ergab, dass für wohlhabende Einzelpersonen unter vierzig, die sich an Vermögensberatungsfirmen wenden, Immobilien, Steuern und Erbschaften die oberste Priorität haben. CapGemini, World Wealth Report 2020.

Jugendliche der Welt, vereinigt euch!

Laurie S. Goodman und Christopher Mayer, «Home Ownership and the American Dream», Journal of Economic Perspectives 32, Nr. 1 (2018), S. 31–58.

Hillary Hoffower, «The 25 Most Expensive Cities Around the World to Rent a Two-Bedroom Apartment», Business Insider Singapore, 14. Januar 2020.

«Younger Americans Much More Likely to Have Been Arrested Than Previous Generations; Increase Is Largest Among Whites and Women», RAND Corporation, 25. Februar 2019.

Ben Schott, «China is More Democratic Than America Say the People», Bloomberg Opinion, 26. Juni 2020, https://www.bloomberg.com/opinion/articles/2020-06-26/which-nations-are-democracies-some-citizens-might-disagree?sref=wAVxlDts.

Mikro-Schmelztiegel

Im Jahr 2019 würdigte die Appeal of Conscience Foundation mit Sitz in den USA Singapur als das religiös toleranteste Land auf der Welt.

Das Kommunale Manifest

Lydia Saad, «Socialism as Popular as Capitalism Among Young Adults in U.S.», Gallup, 25. November 2019.

Vasilis Kostakis und Michel Bauwens, «How to Create a Thriving Global Commons Economy», The Next System Project, 13. Juni 2019.

Vom homo oeconomicus zum homo faber

Brandon Busteed, «Americans Rank A Google Internship Over A Harvard Degree», Forbes, 6. Januar 2020.

Aufbruch

https://fred.stlouisfed.org/series/EVACANTUSQ176N.

Menschen, die in eine andere Gemeinde umziehen, tun das häufig aus beruflichen Gründen, während Umzüge innerhalb derselben Gemeinde meistens etwas mit den Wohnverhältnissen zu tun haben.

William H. Frey, «For the First Time on Record, Fewer Than 10 % of Americans Moved in a Year», Brookings Institution, 22. November 2019; James Manyika et al., «The Social Contract in the 21st Century: Outcomes So Far for Workers, Consumers, and Savers in Advanced Economies», McKinsey Global Institute, Februar 2020.

Raj Chetty et al., «Where is the Land of Opportunity? The Geography of Intergenerational Mobility in the United States», The Quarterly Journal of Economics 129, Nr. 4 (November 2014), S. 1553–1623.

Mobile Immobilien

Kyle Nossaman, «A Year in a Skoolie: What We Love (And What We Don’t)», Gear Junkie, 23. Januar 2019, https://gearjunkie.com/living-in-school-bus-rv-vanlife.

Rilwan Balogun, «RV sales jump 170 % during coronavirus pandemic, says association», WAFB, 25. Mai 2020, https://www.wafb.com/2020/05/25/rv-sales-jump-during-coronavirus-pandemic-says-association/.

Sarah Baird, «Mobile Homeland», Curbed, 13. September 2017.

Von den 32 Prozent der Millennials, die eine Immobilie besitzen, bereuen zwei Drittel ihre Kaufentscheidung wegen diverser zusätzlicher Kosten. Megan Leonhardt, «63 % of Millennials Who Bought Homes Have Regrets», CNBC, 1. März 2019.

«Pre-fabulous» Living

Helen Edwards und Dave Edwards, «It’s Becoming Economically Desirable to Live in a Trailer Park», Quartz, 16. Januar 2018.

Die große Klima-Umsortierung

Caleb Robinson et al., «Modeling migration patterns in the USA under sea level rise», PLoS ONE 15, Nr. 1 (Januar 2020).

Christopher Flavelle, «U.S. Flood Strategy Shifts to ‹Unavoidable› Relocation of Entire Neighborhoods», New York Times, 26. August 2020, https://www.nytimes.com/2020/08/26/climate/flooding-relocation-managed-retreat.html.

James S. Clark, C. Lane Scher und Margaret Swift, «The emergent interactions that govern biodiversity change», Proceedings of the National Academy of Sciences 117, Nr. 29 (2020), S. 17074–17083.

Nancy Gupton, «Boulder, Colorado: The Happiest City in the United States», National Geographic, 27. Oktober 2017.

Kendra Pierre-Louis, «Want to Escape Global Warming? These Cities Promise Cool Relief», The New York Times, 15. April 2019.

Mary Caperton Morton, «With Nowhere to Hide from Rising Seas, Boston Prepares for a Wetter Future», Science News, 6. August 2019.

Neue soziale Distanzen

Auren Hoffman, «What Would Happen If All Job Offers Had to be Quoted Post-Tax and in PPP-Adjusted Dollars? (Thought Experiment on Compensation)», Zusammenfassung von Auren Hoffman, 27. März 2019.

William H. Frey, «How Migration of Millennials and Seniors Has Shifted Since the Great Recession», The Brookings Institution, 31. Januar 2019.

Neue soziale Distanzen

Steven Luebke, «How to Help Employees Buy Homes – and Help Your Company’s Bottom Line», Milwaukee Business Journal, 28. März 2017.

«Why 18-Hour Cities Are Attracting Commercial Real Estate Interest», JLL, 5. Februar 2019.

Robert D. Atkinson et al., «The Case for Growth Centers: How to Spread Tech Innovation Across America», The Brookings Institution, 9. Dezember 2019.

Die neuen Amerikaner

Mohamed Younis, «Americans Want More, Not Less, Immigration for First Time», Gallup, 1. Juli 2020, https://news.gallup.com/poll/313106/americans-not-less-immigration-first-time.aspx?utm_source=twitterbutton&utm_medium=twitter&utm_campaign=sharing.

Alex Nowrasteh und Andrew C. Forrester, «Immigrants Recognize American Greatness: Immigrants and Their Descendants Are Patriotic and Trust America’s Governing Institutions», Cato Institute, 4. Februar 2019, https://www.cato.org/publications/immigration-research-policy-brief/immigrants-recognize-american-greatness-immigrants.

Anjali Enjeti, «Ghosts Of White People Past: Witnessing White Flight From An Asian Ethnoburb», Pacific Standard, 14. Juni 2017, https://psmag.com/news/ghosts-of-white-people-past-witnessing-white-flight-from-an-asian-ethnoburb.

Der europäische Weg

Paul Hockenos, «Europe’s Future Looks Bleak If It Can’t Make the Case for Itself», CNN, 4. März 2019; Bruce Stokes, «Who Are Europe’s Millennials?», Pew Research Center, 9. Februar 2015.

Richard Wike et al., «European Public Opinion Three Decades After the Fall of Communism», Pew Research Center, 14. Oktober 2019.

Seit 1980 sind bei den unteren 50 Prozent der Einkommensverteilung in den USA die Einkommen um magere 3 Prozent gestiegen, während die untere Hälfte der Europäer Einkommenszuwächse um 40 Prozent verzeichnen konnte. Laut einer 2019 von der Georgetown University veröffentlichten Studie ist Amerika ein Land, in dem es jemandem, der reich geboren wird, deutlich besser ergeht als jenen, die intelligent geboren werden. Siehe https://www.cnbc.com/2019/05/29/study-to-succeed-in-america-its-better-to-be-born-rich-than-smart.html.

In Europa leben schätzungsweise 800000 Amerikaner, davon 216000 in Großbritannien, 127000 in Deutschland und jeweils etwa 50000 in Frankreich, Italien und Spanien sowie weitere 50000 verstreut über Osteuropa. Siehe «International migrant stock 2019», United Nations, https://www.un.org/en/development/desa/population/migration/data/estimates2/estimates19.asp.

Der Aufstieg asiatischstämmiger Europäer

«Romania, Hungary recruit in Asia to fill labour shortage», Channel NewsAsia, 28. Oktober 2019, https://www.channelnewsasia.com/news/world/romania-hungary-recruit-in-asia-to-fill-labour-shortage-12040312.

Willkommen in Padanien

Dany Mitzman, «The Sikhs who Saved Parmesan», BBC News, 25. Juni 2015.

Kann Britannien wieder groß sein?

Andrew Nash, «National Population Projections», Office for National Statistics, 21. Oktober 2019.

Die nächste russische Revolution

Bruce Bower, «The oldest genetic link between Asians and Native Americans was found in Siberia», ScienceNews, 20. Mai 2020, https://www.sciencenews.org/article/oldest-genetic-link-asians-native-americans-siberia.

Kontinentale Verwandtschaft

Mary Beth Sheridan, «The Little-Noticed Surge Across the U.S.-Mexico Border: It’s Americans, Heading South», The Washington Post, 19. Mai 2019.

Abrahm Lustgarten, «The Great Climate Migration», New York Times, https://www.nytimes.com/interactive/2020/07/23/magazine/climate-migration.html.

Städte für alle Jahreszeiten

Bleibt nur zu hoffen, dass sie umweltfreundlicher sind als Kreuzfahrtschiffe, die pro Passagier mehr CO2 ausstoßen als Autos und Flugzeuge und zudem auch noch unzählige Tonnen Müll in die Weltmeere verklappen.

Bereit zu fliehen, aber keine Zuflucht in Sicht

Siehe Sunil John et al., «Arab Youth Survey 2017», ASDA’A Burson-Marsteller, 2017; «Unemployment With Advanced Education (% of Total Labor Force With Advanced Education)», The World Bank, 2019.

«Young Adults Around the World Are Less Religious by Several Measures», in: The Age Gap in Religion Around the World, Pew Research Center, 13. Juni 2018.

Zerfallende Staaten, abwandernde Menschen

Paul Salopek, «A Twenty-Four-Thousand-Mile Walk Across Human History», The New Yorker, 17. Juni 2019.

Zerfallende Staaten, abwandernde Menschen

«‹Climate apartheid› between rich and poor looms», BBC News, 25. Juni 2019.

Afrikanische Migranten in der Falle

Kristofer Hamel und Constanza Di Nucci, «More Than 100 Million Young Adults Are Still Living in Extreme Poverty», The Brookings Institution, 17. Oktober 2019.

Nicole Flatow, «The Social Responsability of Wakanda’s Golden City», Bloomberg CityLab, 5. November 2018, https://www.citylab.com/life/2018/11/black-panther-wakanda-golden-city-hannah-beachler-interview/574420.

Zu heiß in Down Under

Steve Pyne, «The Australian Fires Are a Harbinger of Things to Come. Don’t Ignore Their Warning», The Guardian, 7. Januar 2020.

Die Jungen und Ruhelosen

Michael Clemens, «Does Development Reduce Migration?», in: International Handbook on Migration and Economic Development, Edward Elgar Publishing 2014.

Multinationale Hausmädchen

Stefan Trines, «Mobile Nurses: Trends in International Labor Migration in the Nursing Field», World Education News and Reviews, 6. März 2018.

Die Menschheit mischt sich

Kully Kaur-Ballagan, «Attitudes to Race and Inequality in Great Britain», 15. Juni 2020, https://www.ipsos.com/ipsos-mori/en-uk/attitudes-race-andinequality-great-britain.

Auf der Suche nach dem Asian Dream

Jun Suzuki, «Asia’s Millennials Finding Their Political Voice», Nikkei Asian Review, 27. März 2019.

Asiens Klimamigranten

Amarnath Tewary, «Bihar’s economy registers higher growth than Indian economy in last three years», The Hindu, 24. Februar 2020, https://www.thehindu.com/news/national/other-states/bihars-economy-registers-higher-growth-than-indian-economy-in-last-three-years-govt/article30906767.ece.

Willkommen im Land der Expats

Die Website Expatistan nimmt die Stadt Prag als Referenzwert und setzt die Lebenshaltungskosten einer beliebigen Stadt ins Verhältnis zu den dortigen Kosten. Das Leben in New York City, der Umgebung von San Francisco, in der Schweiz und in London kostet fast dreimal so viel wie in Prag, während man in Hanoi oder Buenos Aires für wenig mehr als die Hälfte des Prager Budgets ein angenehmes Leben führen kann.

Fester Wohnsitz auf Zeit

Viele Länder, darunter Großbritannien, haben ein vierstufiges Einwanderungsprogramm, das eine detaillierte Überprüfung umfasst, die World-Check (eine Firma im Besitz von Thomson Reuters) für sie erledigt. World-Check durchsucht öffentliche Datenbanken nach Einträgen im Strafregister, gefolgt von einer tieferen Recherche zu Wohnort und Arbeitspapieren, der Prüfung, ob eine Person von internationalen Behörden wie der Financial Action Task Force (FATF), einer Art internationaler Finanzaufsicht, sanktioniert wurde, sowie zu guter Letzt einer Bestätigung des Ministeriums. So gut wie alle diese Schritte könnten effektiver durchgeführt werden, wenn noch mehr Daten auf Blockchains oder in Datenbanken gespeichert würden.

https://www.imd.org/wcc/world-competitiveness-center-rankings/world-digital-competitiveness-rankings-2020/; Tom Orlik, Scott Johnson und Alex Tanzi, «The New Economy Drivers and Disrupters Report. Tracking the Forces Threatening the World’s Hottest Economies», bloomberg.com, 29. Oktober 2019.

«2020 Emerging Jobs Report Singapore», LinkedIn, 2020.

Altern, aber nicht nachlassen

Diese Angaben entsprechen unter Umständen nicht der realen Zahl amerikanischer Rentner im Ausland, denn einige könnten ihre Bezüge in den USA erhalten, aber im Ausland leben, oder überhaupt keine Rentenbezüge bekommen.

Ein weltweiter Markt für Staatsangehörigkeiten

Kate Springer, «Passports for purchase: How the elite get through a pandemic», CNN, 7. August 2020, https://edition.cnn.com/travel/article/buying-multiple-passports-pandemic/index.html.

Monaco ist kein Europa-Mitglied, hat aber ein Zollabkommen mit der EU. Die meisten seiner 38000 Einwohner sind ultrareiche Steuerbürger anderer europäischer Länder.

Amerikaner sagen «Goodbye»

Lazaro Zamora und Theresa Cardinal Brown, «EB-5 Program: Successes, Challenges, and Opportunities for States and Localities», Bipartisan Policy Center, September 2015.

Netzwerke aus «grünen Zonen»

Laut dem Healthcare Access and Quality Index (HAQ) sind die besten drei Gesundheitssysteme in Island, Norwegen und den Niederlanden zu finden. Eine gesetzliche Krankenversicherung gibt es in 18 Ländern: Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Island, Israel, Kanada, Neuseeland, den Niederlanden, Norwegen, Portugal, Schweden, der Schweiz, der Slowakei, Slowenien und Ungarn. Darüber hinaus haben auch Belgien, Japan, Österreich und Spanien eine nahezu allgemeine Gesundheitsversorgung.

Siehe Jason Hickel, «Is it possible to achieve a good life for all within planetary boundaries?», Third World Quarterly, 2018; «The sustainable development index: Measuring the ecological efficiency of human development in the anthropocene», Ecological Economics 167 (2020).

Kreislaufwirtschaft: Sicherheit durch Autarkie

Der Environmental Performance Index (EPI) von 2018 stuft die erfassten Länder anhand von 24 Indikatoren nach der Vitalität ihrer Ökosysteme ein. Die bestplatzierten Länder sind allesamt europäisch: die Schweiz, Frankreich, Dänemark und Finnland.

Stadtkommunen

Asher und Lyric Fergusson, «The Best Countries to Raise a Family in 2020», asherfergusson.com, 24. Juli 2020, https://www.asherfergusson.com/raising-a-family-index.

Melanie Curtin, «Thousands of Millennials are Opting Out of Renting Their Own Apartments and Going for This Instead», Inc., 28. September 2017.

Die Zukunft von Smart Living

Im jüngsten gemeinsamen Bericht des Schweizer International Institute for Management Development (IMD) und der Singapore University of Technology and Design (SUTD) werden Städte danach eingestuft, in welchem Maße sie Technologie einsetzen, um das Leben – die «User Experience» – der Bürger zu verbessern. Für 2019 waren die zehn besten «Smart Citys» (in dieser Reihenfolge): Singapur, Zürich, Oslo, Genf, Kopenhagen, Auckland, Taipei, Helsinki, Bilbao und Düsseldorf. Smart City Index, IMD, 2019.

Von Souveränität zu globalem Gemeinsinn

Vor allem seismisch inaktive Länder, die auf geologischen Granitformationen liegen, sind unentbehrliche Endlager für Atommüll. Derzeit wird der Großteil des Atommülls in seismisch passiven Granitgebirgen in Ländern wie Finnland, Schweden, Frankreich, Spanien und der Tschechischen Republik eingelagert oder am Standort bereits vorhandener Reaktoren in den USA (wegen lokaler Widerstände gegen Endlager an Standorten wie am Yucca Mountain, in Nevada, in der Gegend des Death Valley und in der Umgebung von Las Vegas). Doch wenn die Bevölkerungen dieser Länder durch globale Wanderungsbewegungen wachsen, ist es besser, Atommüll in Regionen wie der Sierra del Medio in der südamerikanischen Region Patagonien einzulagern (oder dorthin zu verbringen), die dünn besiedelt sind und durch den Klimawandel austrocknen.

Massenmigration und Moral

Es ist übrigens kein Zufall, dass Kant einer der ersten Philosophen war, die Geographie als eigenständige Disziplin der Wissenschaft betrachteten. Er gliederte sie in Unterkategorien wie physische, ökonomische und moralische Geographie und schrieb von einer «philosophischen Topographie», um zu erklären, wie Räume und Orte das Erleben und Wissen des Menschen formen. Jeff Malpas und Karsten Thiel, «Kant’s Geography of Reason», in: Reading Kant’s Geography (2011); Robert B. Louden, «The Last Frontier: The Importance of Kant’s Geography», in: Environment and Planning D: Society and Space 32, Nr. 3 (Januar 2014), S. 450–465.

Die Neubesiedlung der Welt

Innes M. Keighren, «Geosophy, imagination, and terrae incognitae: exploring the intellectual history of John Kirtland Wright», Journal of Historical Geography 31, Nr. 3 (Juli 2005), S. 546–562.

Wissenschaftler, Mentor, Kosmopolit

Der April 2020 wird für alle Zeiten als der Monat in Erinnerung bleiben, in dem die Welt stillstand. Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit hat beinahe die gesamte Weltbevölkerung ein und dieselbe Maßnahme durchgeführt: den großen Lockdown. So gut wie alle Büros und Geschäfte waren geschlossen, Straßen und Parks wie leergefegt. Autos, Züge und Flugzeuge saßen nutzlos fest. Ziegen, Rehe, Füchse, Wildschweine, Enten, Kängurus und sogar Pinguine streunten munter durch sonst geschäftige Städte, von Edinburgh und Paris bis nach Kapstadt und Canberra. Die Zeitschrift The Economist fasste das alles mit einem einzigen Wort zusammen: «Geschlossen».

Der weltweite Lockdown forderte von Milliarden Menschen auf der ganzen Welt einen schmerzlichen Tribut. Mehr als eine Million fielen dem Coronavirus zum Opfer, manche Überlebende[1] werden womöglich für den Rest ihres Lebens an Spätfolgen leiden. Die Arbeitsplätze von über drei Milliarden Menschen waren lahmgelegt; Hunderte Millionen von Menschen verloren praktisch von heute auf morgen ihre Arbeit. Das Einfrieren der Lieferketten schuf Engpässe bei chirurgischen Masken, Lebensmittel verrotteten auf den Bauernhöfen, und die internationale Schifffahrt stand still. Millionen Menschen sind womöglich an Hunger und Unterernährung gestorben. Weltweit saßen 90 Prozent der Schüler zu Hause, viele hatten weder eine geeignete Internetverbindung noch Bücher oder gar Lehrer.

Der Lockdown hat auch die Weltwirtschaft in die Knie gezwungen. Unzählige Unternehmen, von Fluglinien über Autohändler bis hin zu Ladengeschäften und Restaurants, mussten Insolvenz

Die vielleicht größte Ironie des Lockdowns liegt in der Tatsache, wie selbstverständlich die beinahe reibungslose weltweite Mobilität für uns geworden ist. Das Jahr 2019 war ein Rekordjahr für den Tourismus, mit weltweit über 1,5 Milliarden internationalen Flugreisenden – die bislang höchste Zahl. Mehr als 275 Millionen Menschen wurden als internationale Migranten bezeichnet, von indischen Bauarbeitern und philippinischen Kindermädchen in Dubai bis hin zu amerikanischen leitenden Angestellten und Englischlehrern in ganz Asien – ebenfalls ein Rekord. Und dann hörte alles auf.

Der Lockdown sorgte für eine plötzliche Neuordnung der Weltbevölkerung. Aus jedem Winkel der Welt kehrten Touristen, Studenten und im Ausland lebende Bürger in das Land ihrer Geburt oder Nationalität zurück. Europäische Länder schickten Flugzeuge nach Afrika und Lateinamerika, um ihre Staatsbürger ins Land zurückzuholen. Asiatische Studierende besorgten sich One-Way-Tickets, um aus den USA, Großbritannien oder Australien nach Hause zurückzukehren. Über 200000 indische Arbeiter wurden aus Golf-Ländern wie Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten ausgeflogen. Diese beispiellose Rückführung von Menschen setzte künstlich Aufenthaltsort und Staatsbürgerschaft neu ins Verhältnis. Wohl

Wie geht es weiter? Werden die Menschen zu Hause bleiben, dorthin zurückkehren, wo sie vor Beginn der Pandemie waren, oder sich ein neues Ziel suchen? Wir können schon deshalb nicht davon ausgehen, dass der Weltzustand vor Covid-19 wiederhergestellt wird, weil ein so großer Teil unseres privaten und beruflichen Lebens ebenso wie Gesellschaft, Wirtschaft und Regierung auf Mobilität angewiesen sind: unsere Bewegung innerhalb der Städte und von einer zur anderen, national wie international. Ein gewaltiger Anteil der Weltwirtschaft und der globalen Lieferketten funktioniert nur dann, wenn Menschen mobil sein dürfen. Wenn man auf dem Fahrrad aufhört zu treten, kippt es irgendwann um. Unsere Zivilisation ist dieses Fahrrad. Und wir werden eifrig treten.

Revolutionäre Momente wirken sich über Jahrzehnte hinweg aus. Die Geschichte ist voller seismischer, weltweiter Störungen: Pandemien und Seuchen, Kriege und Völkermorde, Hungersnöte und Vulkanausbrüche. Und immer wieder nach großen Katastrophen zwingt uns unser Überlebensinstinkt, den Ort zu wechseln.

Die Menschheit tritt derzeit das umfassendste Experiment an, das sie jemals an sich selbst durchgeführt hat: Nachdem sich die Pandemie zurückgezogen hat, werden Grenzen wieder geöffnet, und Menschen sind wieder unterwegs. Welche Orte werden sie verlassen, und wo werden sie versuchen, sich neu anzusiedeln? Wo sollte die Menschheit überhaupt leben? Wie kommen wir alle am besten mit dem unendlich komplexen Wechselspiel von politischen Unruhen und Wirtschaftskrisen, technologischen Innovationen und Klimawandel, demographischen Ungleichheiten und pandemischer Paranoia zurecht? Die Antwort auf diese Fragen lässt sich in einem Wort zusammenfassen: Mobilität.

Die Weltkarte der Menschheit ist nicht für alle Zeiten festgelegt; sie ist es heute nicht, und sie war es nie gewesen. In diesem Buch

Wo werden Sie im Jahr 2050 leben?

Anfang der 2010er Jahre stellten mein Freund und Kollege Greg Lindsay und ich uns die Frage: «Wo werden wir im Jahr 2050 leben?» Die Antwort könnte einfach lauten: in hochtechnisierten städtischen Umgebungen. Aber in welchen? Manche von ihnen werden Opfer einer räuberischen Regierung und der Überwachung von Unternehmen sein, während andere es den Bewohnern gestatten werden, eine gewisse Privatsphäre zu bewahren. Manche werden in Regionen liegen, die vom Klimawandel relativ unberührt bleiben, während andere inzwischen möglicherweise bereits untergegangen sind. Manche Gebiete werden einen blühenden Dienstleistungssektor und eine lebendige Kultur haben, wohingegen andere zu «Fabrikstädten» degradiert werden, wie es etliche in ganz Michigan gibt, deren Geschäftsmodell nicht an die moderne Zeit angepasst wurde. Als wir die Welt nach Regionen durchforsteten, die gut gegen den Klimawandel gewappnet sind und sich einer fortschrittlichen Regierung rühmen können, schlossen wir korrupte, autoritäre Staaten ebenso aus wie Regionen, die unter einem Anstieg des Meeresspiegels zu leiden haben werden. Wir konzentrierten uns auf Orte mit reichlicher Trinkwasserversorgung, die Talente für künftige Industriebetriebe anlocken könnten. Wir einigten uns auf … Michigan.

Im größeren Rahmen wurde für uns deutlich, dass ein «neuer Norden» entsteht, eine Ansammlung von Regionen wie das Gebiet um die Großen Seen oder auch Skandinavien, die massiv in erneuerbare Energien, Lebensmittelproduktion und wirtschaftliche Diversifizierung investieren. Nicht allzu lange nachdem der Hurrikan Sandy

Dieses scheinbar simple Gedankenexperiment birgt einige wertvolle Lektionen. Zunächst einmal ist es, wie schon die Baseball-Legende Yogi Berra wusste, schwierig, Vorhersagen zu treffen – vor allem über die Zukunft. Eine weitere Erkenntnis lautet, dass Orte, die gestern verlassen wurden, schon morgen wiederbelebt werden können. Die Städte des sogenannten Rust Belt, also des «Rostgürtels» (nach den vor sich hin rostenden Fahrzeugen und Maschinen), um die Großen Seen stehen mittlerweile emblematisch für eine verheerende Zerstörung: Michigan verliert gegenwärtig jedes Jahr doppelt so viele Einwohner, wie es hinzugewinnt (womit es auch Sitze im Repräsentantenhaus verliert). Dabei könnte Detroit durchaus der große Immobilienmarkt von morgen sein, nichts weniger als eine Klimaoase. Es gibt bereits Anzeichen für ein Comeback der Stadt mit ihren kleinen Bahnen, Kunstmuseen, Luxushotels, der schicken Mode und den üppigen arabischen und asiatischen Speisen. Im Herzen von Detroit gibt es jetzt einen städtischen Sandstrand, wo sich junge Berufstätige zum Essen und Trinken treffen. Industriebetriebe statten Michigans Fabriken neu aus, um Elektroautos in Serie zu produzieren. Als Nächstes kommen womöglich Werke für den 3D-Druck des modularen Wohnungsbaus. Innerhalb von ein paar Jahrzehnten werden sich die US-amerikanisch-kanadischen Beziehungen womöglich so weiterentwickeln, dass Detroit zum Mittelpunkt in einem nahtlosen, blühenden Korridor von Chicago bis Toronto wird.

Das entgegengesetzte Extrem könnte Hongkong sein, eine florierende Weltstadt, die von Beijing arg in die Zange genommen wird. Auch nach der Rückgabe Hongkongs an China im Jahr 1997 blieb die Stadt Asiens führende kapitalistische Drehscheibe – samt allen Vorzügen des Zugangs zum riesigen Markt Festlandchinas, wenn auch mit einigen Einschränkungen der demokratischen Freiheiten.

Die Prognose, welche Orte in den kommenden Jahrzehnten aufblühen oder aber scheitern werden, erfordert einen umfassenden Blick auf die politischen, ökonomischen, technologischen, sozialen und ökologischen Faktoren, die Vorhersage, wie sich diese Faktoren miteinander verbinden werden, und die Entwicklung von Szenarien, die aufzeigen, wie jede der Regionen sich an dieses unendlich komplexe Beziehungsgeflecht anpassen wird. Etliche Wendungen stehen uns noch bevor: heute Lockdown, morgen Massenmigration; heute populistische Demokratie, morgen datengestütztes Regieren; heute nationale Identität, morgen globale Solidarität – und an manchen Orten gerade umgekehrt oder im steten Wechsel zwischen den Gegensätzen. Unter Umständen wird man nicht wissen, ob man den richtigen Schritt – oder die richtigen Schritte – getan hat, bis das Jahr 2050 schließlich da ist.

1. Kapitel Mobilität ist Schicksal

«Eine Spezies von Migranten, die letztlich damit zufrieden ist, eine Spezies von Migranten zu sein. In meinen Augen ist das ein Ziel, das zu verfolgen sich lohnt.»

Mohsin Hamid

Geographie ist, was wir daraus machen

Fragen Sie mal jemanden, der oder die zwischen 1990 und 2005 an der Georgetown’s School of Foreign Service in Washington, D.C., das Examen abgelegt hat, an welchen Kurs er oder sie sich ihr Leben lang erinnern wird. Die Augen werden aufleuchten, der Mund verzieht sich zu einem Grinsen, und nur ein Wort wird fallen: «Karten». Ein Kurs, für den es nur einen Credit-Punkt gab und keine Noten (außer bestanden/nicht bestanden), wurde schnell so legendär, dass Studierende alles andere beiseiteließen, um ihn zu belegen. Schon bald schlossen sich Hunderte weiterer Studierender an, die einfach nur zuhören wollten, sodass jedes Jahr ein größerer Lesesaal benötigt wurde. Und der ganze Aufwand, nur um die Vorlesungen des mürrischen Dr. Charles Pirtle live zu erleben – ein Feuerwerk wissenswerter Fakten über jedes einzelne Land, jede Hauptstadt, jedes Gewässer, jede Gebirgskette und jeden Grenzkonflikt auf Erden. Im Jahr 2005 führte die Zeitschrift Newsweek den Kurs «Map of the Modern World», also «Karte der heutigen Welt», auf ihrer Liste der «College-Kurse für Masochisten». Wir konnten nicht genug davon kriegen.

In diesem Buch geht es um die Geographie, die uns am stärksten betrifft: die Humangeographie. Die Humangeographie untersucht, wie wir Menschen über die 150 Millionen Quadratkilometer Land auf sechs Kontinenten verteilt sind. Stellen Sie es sich wie Klimatologie vor: eine profunde Wissenschaft über das Verhältnis, in dem wir zueinander und zu dem Planeten stehen. Humangeographie fasst brandheiße Themen wie Demographie (die Alters- und Geschlechterverteilung von Bevölkerungen) und Migration (die Mobilität der Menschen) zusammen, reicht aber noch tiefer bis in unsere ethnographische Zusammensetzung und sogar unsere genetische Anpassung an eine sich verändernde Umgebung. Klimaflüchtlinge und Wirtschaftsmigranten, gemischte Ehen und sogar die Evolution – dies alles fließt in unsere sich rasch entwickelnde Humangeographie ein.

Warum ist Humangeographie gerade heute so wichtig? Weil

Tatsächlich waren die Rückkoppelungseffekte zwischen diesen Schichten nie zuvor so heftig und komplex. Die menschliche ökonomische Aktivität hat die Entwaldung und den industriellen Ausstoß von Emissionen beschleunigt, die für die globale Erwärmung, den Anstieg des Meeresspiegels und massive Dürren verantwortlich sind. Vier der wichtigsten amerikanischen Städte sind in höchster Gefahr: New York City und Miami könnten ertrinken, Los Angeles hingegen geht früher oder später das Wasser aus, und San Francisco wird von Waldbränden erstickt. Die gleichen Kettenreaktionen, unter denen in den USA Millionen Menschen zu leiden haben, treffen auch Milliarden in Asien. Man führe sich einmal vor Augen: Asiens spektakulärer wirtschaftlicher Aufstieg in den letzten Jahrzehnten wurde von Bevölkerungswachstum, Urbanisierung und Industrialisierung in einem halsbrecherischen Tempo vorangetrieben. Und alle drei ließen den Ausstoß von Emissionen in die Höhe schnellen. Das hat zu einem Anstieg des Meeresspiegels beigetragen, der die geschäftigen Bevölkerungen der Mega-Küstenstädte am Pazifik und am Indischen Ozean gefährdet. Somit beschleunigt der Aufstieg Asiens zugleich das Versinken Asiens – was immer mehr Asiaten dazu veranlassen wird, über Grenzen zu flüchten, was wiederum Konflikte um Ressourcen auslöst. Wir treiben das System an, dann treibt das System uns an.

Ist es da ein Wunder, dass derzeit Rekordzahlen an Menschen in Bewegung sind?

Kindern des 20. Jahrhunderts werden diese Redensarten womöglich vertraut sein: «Geographie ist Schicksal» und «Demographie ist Schicksal». Die erste deutet an, dass unser Los von unserem Wohnort und den Ressourcen, die er besitzt, bestimmt wird; die zweite, dass unser Los vor allen Dingen von der Größe und der Altersstruktur der Bevölkerung abhängt. Zusammengenommen geben sie uns zu verstehen, dass wir dort, wo wir sind, festsitzen; mit ein wenig Glück ist es ein vernünftig bevölkertes und ressourcenreiches Land. Sollten wir weiterhin an einen derartigen Determinismus und eine solche geographische Apartheid glauben? Natürlich nicht.

Die meiste Zeit über haben wir passiv beobachtet, wie sich die Humangeographie entwickelt, und die Karte der Welt sowie die Verteilung der Menschheit für selbstverständlich gehalten. Das wird nicht länger ausreichen. Vielmehr müssen wir aktiv unsere Regionen neu ausrichten. Wir müssen Menschen und Technologien über die ganze Welt verschieben, um für das Wohl der Menschheit

In meinem Buch Connectography aus dem Jahr 2016 habe ich ein drittes Axiom vorgeschlagen, um den Lauf der globalen Zivilisation zu erklären: «Vernetzung ist Schicksal.» Unsere gigantischen Infrastrukturnetze – ein mechanisches Exoskelett aus Schienen, Stromleitungen, Internetkabeln und vielem mehr – ermöglichen die rasche Bewegung von Menschen, Waren, Dienstleistungen, Kapital, Technologie und Ideen über den ganzen Globus. Es ist an der Zeit, sie wieder zu nutzen. Vernetzung und Mobilität sind komplementär – zwei Seiten einer Medaille. Ein vierter Grundsatz kristallisiert sich heraus: Mobilität ist Schicksal.

In den kommenden Jahrzehnten werden womöglich ganze Regionen der Welt, die heute überbevölkert sind, von Menschen verlassen, während manche entvölkerte Gebiete massiv an Bevölkerung zulegen und zu neuen Zentren der Zivilisation werden könnten. Wer das Glück hat, an einem Ort zu leben, den er oder sie nicht verlassen muss, hat gute Chancen, irgendwann Migranten über den Weg zu laufen. In Anlehnung an Lenin könnte man sagen: «Es mag sein, dass du dich nicht für Migration interessierst, aber die Migration interessiert sich für dich.»

Die Welt von morgen ist nicht nur voller mobiler Menschen, sondern wird geradezu durch die Mobilität von allem definiert. Jeder wird ein Mobiltelefon besitzen, was bedeutet, dass Kommunikation, Internet, medizinischer Rat, Finanzen und vieles mehr