Selbst investiert die Frau

Impressum

Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Hamburg, April 2021

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ISBN 978-3-644-00806-9

www.rowohlt.de

 

Alle angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Printausgabe.

ISBN 978-3-644-00806-9

Fußnoten

Als Family Office bezeichnet man eine Vermögensverwaltung, die sich ausschließlich um das Vermögen einer Familie kümmert. Ob Aktienhandel, Immobilienmanagement, aber auch Reiseplanung oder Sekretärinnenjobs – das Family Office kann alles übernehmen. In den meisten Fällen sind Familien, die ein Family Office beschäftigen, sehr, sehr reich. Das sind wir zwar nicht, aber um meinem Tun mehr Gewicht zu verleihen, spreche ich gerne von meinem Family Office. Es ist wohl das kleinste in Deutschland.

In der DM-Version kostete die Schlossallee noch 8000 Mark, heute kostet sie nur noch 400 Euro. Schade. Mit mehr Nullen war das Spiel lustiger.

Nicht, dass ich eines gehabt hätte. Ich nenne das Dienstmädchen hier nur in Anlehnung an die sogenannte Dienstmädchenhausse. Von dieser sprechen Wertpapierhändler, wenn schlecht informierte Kleinanleger mit ihren Käufen die Aktienkurse in die Höhe treiben.

Nach dem Tod meiner Mutter musste ich entsetzt feststellen, dass sie selbst das Kennwort nicht aufgeschrieben hatte. Erst als ich nacheinander alle Namen lebender oder bereits verstorbener Haustiere ausprobierte, konnte ich mir Zugang verschaffen.

Das klingt im Jahr 2021 wenig überraschend. Vor zehn Jahren war das aber so ähnlich, als würde heute plötzlich die halbe Stadt Elektroautos fahren.

Als sehr viel aufschlussreicher als das Wälzen der Unterlagen erwies sich das Gespräch mit den Mietern bei der Wohnungsbesichtigung. Dabei erfuhr ich so einiges, vom mangelnden Schallschutz («Die Nachbarn von oben sind ganz schön laut») bis zum Sanierungsstau («Das Rohr wollte der Vermieter schon vor fünf Jahren reparieren lassen»).

Tatsächlich hat die Corona-Krise zu steigenden Immobilienpreisen auf dem Land geführt, das war zu dem Zeitpunkt unseres Gespräches jedoch alles andere als absehbar.

Anmerkungen

5 Mein Leben ist eine große Versorgungslücke – oder: Was Sie über Versicherungen wissen sollten

Die Namen für solche Fonds unterscheiden sich von Anbieter zu Anbieter, sie sind aber ähnlich aufgebaut.

Mittlerweile ist der Staat noch spendabler: 175 Euro pro Jahr, für jedes Kind bis zu 300 Euro sowie mögliche Steuererstattungen von bis zu 2100 Euro. Bei mehreren Kindern kann eine Riester-Rente sinnvoll sein.

6 Beraten und verkauft – oder: Wie Sie Ihr Geld richtig anlegen

Jener unterhaltsame, in Ungarn geborene Börsenspekulant, der so schöne Börsenweisheiten von sich gab wie: «Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten, und schauen Sie die Papiere nicht mehr an.» Oder: «Die ganze Börse hängt nur davon ab, ob es mehr Aktien gibt als Idioten – oder umgekehrt.»

Mit leider fatalen Konsequenzen: Viele Erstanleger, die im Jahr 2000 eingestiegen sind und bis 2003 viel Geld verloren haben, sind Studien zufolge bis heute nicht an den Aktienmarkt zurückgekehrt und haben großartige Chancen in den Jahren danach verpasst.

Seit 1999 war der Euro bereits als sogenanntes Buchgeld im Gebrauch, auch wenn er erst 2002 als Bargeld eingeführt wurde.

8 Schweinebäuche zum Frühstück – oder: Was Sie über Rohstoffe und ETFs wissen sollten

Mittlerweile hat sich die Gesetzeslage geändert und in der EU und Deutschland dürfen keine ETFs mehr aufgelegt werden, denen nur ein Wert, in diesem Fall nur ein Rohstoff, zugrunde liegt.

10 Bau dich glücklich! – oder: Was Sie über die Baugruppe wissen sollten

Bevor Sie mit einer Baugruppe bauen, sollten Sie sich über diese Regel genau informieren. In Berlin beispielsweise gab es immer wieder Bestrebungen, diese Regelung zu kippen. Unter bestimmten Umständen bleibt es aber bei der niedrigeren Grunderwerbssteuer.

17 Gute Schulden, schlechte Schulden – oder: Wie Sie ein Vermögen mit Kredit aufbauen

Ein altes Maklersprichwort lautet: Ich habe schon Pferde kotzen sehen. Will heißen, es kann noch alles schiefgehen, solange der Vertrag nicht unterzeichnet ist. Daher haben Makler oft die unangenehme Eigenschaft, unnötigen Druck zu machen.

Nach zehn Jahren ist der Spekulationsgewinn für private Immobilienbesitzer steuerfrei, daher sollte man ein Haus mindestens so lange behalten. Bewohnt man die Immobilie selbst, kann man schon nach zwei Jahren steuerfrei verkaufen.

18 Der Verwalter, zwei Seiten einer Medaille – oder: Wie Sie Ihre Immobilien managen

Hausverwaltungen sprechen in diesem Zusammenhang von der technischen und der kaufmännischen Verwaltung.

20 Bildlein, Bildlein an der Wand – oder: Warum Sie mit Kunst kein Geld verdienen

Vom norwegischen Extremsportler, Juristen, Kunstsammler und Verleger Erling Kagge. Erschienen in seinem Verlag, dem Kagge Forlag.

21 Wer hat bei Ihnen die Spendierhosen an? – oder: Wie Sie richtig spenden

Die Känguru-Chroniken von Marc-Uwe Kling.

https://live.givedirectly.org/newsfeed/

1 Finanzielle Ziele

Beides ist zu schaffen, aber es ist ein bisschen Arbeit.

Bodo Schäfer: Der Weg zur finanziellen Freiheit – Ihre erste Million in 7 Jahren.

Die finanzielle Absicherung

Auch Haushaltsrechnung oder Cashflow-Analyse genannte, im Unterschied zur Vermögensaufstellung. Diese Unterlagen sind auch für die Kreditbeschaffung wichtig.

Je nach Sicherheitsbedürfnis, Erfahrung und Vermögen kann auch weniger ausreichen. Beispielsweise halte ich nur noch Reserven für sechs Monate vor, verkaufe aber Wertpapiere, sobald sich Unheil abzeichnet.

Die finanzielle Unabhängigkeit

Die großen Träume, wie etwa das Ferienhaus, die Kunstsammlung oder das Segelboot, haben hier noch keinen Platz. Sie sind der Stufe finanzieller Freiheit vorbehalten.

2 Sparen und Investieren

Zum Nettoeinkommen zählen auch das Kindergeld, aber auch Kapitalerträge und Mieteinnahmen, selbstverständlich nach Steuer.

Die Vermögensaufstellung

Genau genommen sollten Sie diese Übersicht im gleichen Zug wie die Haushaltsaufstellung anfertigen. Aber es wird Ihnen vermutlich mehr Spaß machen, sich erst einmal ein Ziel zu setzen, dann Ordnung zu schaffen und das Ziel dann gegebenenfalls noch einmal anzupassen.

4 Vermögen streuen und verwalten

Ein großes Missverständnis ist, dass man nur über Anlageklassen hinweg diversifizieren kann. Man kann auch innerhalb einer Klasse diversifizieren, etwa indem man Aktien aus verschiedenen Branchen und Ländern kauft. Oder in Wohn- und Gewerbeimmobilien an verschiedenen Standorten investiert. Die einzelnen Märkte können sich durchaus gegenläufig entwickeln.

5 Wichtiges rund um Depot und Aktienhandel

Dennoch ist die Aktionärsquote in Deutschland, also der Anteil der Aktienbesitzer an der Bevölkerung, mit 15 Prozent im internationalen Vergleich sehr gering.

6 Basiswissen Volkswirtschaft

Die Ökonomen Marc Friedrich, Matthias Weik, Max Otte und Dirk Müller beispielsweise prophezeien in ihren Büchern den nächsten Crash. Ihre Fonds haben in den vergangenen Jahren allerdings deutlich schlechter abgeschnitten als der Markt.

Wer einen Neuwagen kaufte und sein altes Auto verschrottete, bekam 2.500 Euro vom Staat geschenkt. Die Absatzzahlen stiegen daraufhin.

Vermeintliches Schreckgespenst: lockere Geldpolitik und Inflation

Wer es genau wissen will, das funktioniert so: Der Staat gibt Anleihen aus, um seine Schulden zu finanzieren. Diese Anleihen werden von Geschäftsbanken, Fonds und Versicherungen gekauft. Die EZB kauft den Banken wiederum diese Anleihen ab. Das spült Geld in deren Kassen. Die Banken können nun Geld zu günstigen Konditionen an Unternehmen und Investoren verleihen.

Gesellschaftspolitisch, das ist nicht zu leugnen, bringen die steigenden Asset-Preise Probleme mit sich, da die Vermögensschere zwischen Immobilien- und Aktienbesitzern und -nichtbesitzern größer wird.

Anleihen

Das ist in Europa und den USA derzeit völlig unrealistisch, nur um keine falschen Erwartungen zu wecken. Für das Rechenbeispiel sind 5 Prozent aber eindrücklicher.

Anders sieht es bei Pensionsfonds und Versicherungen aus. Diese müssen Anleihen kaufen, da sie ihr Kapital nur bedingt in risikoreiche Anlagen investieren dürfen. Das ist der Grund, warum Renten- und Lebensversicherungen in den vergangenen Jahren so schlecht abgeschnitten haben.

Manchmal lässt sich ein Unternehmen ein Sonderkündigungsrecht einräumen, dafür muss es dann aber beispielsweise 101 Euro statt 100 Euro zurückzahlen. Ein solches Sonderkündigungsrecht wird in den Emissionsbedingungen angekündigt.

Was sind Aktien und wie funktionieren sie?

Das war vielleicht das größte Missverständnis nach dem Corona-Crash: Die Kurse stiegen wieder, weil die Investoren die Zeit nach der Pandemie gehandelt haben, während viele Kleinanleger nur verschlossene Geschäfte und Fabriken sahen und sich wunderten, warum die Kurse in die Höhe gingen.

Wie eine Dividendenstrategie funktioniert

In den USA, aber auch in vielen anderen Ländern geschieht dies vierteljährlich.

Vorsicht ist auch hier geboten. Einige «Dividendenlieblinge» wie etwa Banco Santander haben sich nie wieder erholt. Auch Dividendenaktien müssen Sie im Blick haben und sollten diese nicht nur wegen ihrer hohen Rendite kaufen.

Wie finde ich die richtige Aktie für mich?

Unter uns: Letzteres ist mir oft gelungen. In manchen Marktphasen aber habe ich gedacht, dass ich mit weniger Zeitaufwand eine ähnliche Rendite hätte erzielen können. Nur macht es mir deutlich weniger Spaß, in Fonds zu investieren.

Das gilt natürlich auch für alle anderen Anlagen wie Fonds oder Anleihen. Es klingt banal, aber viele Anleger kaufen Dinge, die sie nicht verstehen.

Rubin Ritter, Finanzvorstand beim Online-Modehändler Zalando, war beispielsweise Gast im Zeit-Podcast «Alles gesagt?». Ein durchaus unterhaltsamer Einstieg in Welt des Onlinehandels.

Wie kaufe ich Aktien?

Allerdings ist es in der Praxis nicht so einfach zu wissen, wann sich der Boden gebildet hat. Ende März 2020 hat kaum ein Beobachter geglaubt, dass der Corona-Crash schon vorbei ist.

Wie funktionieren ETFs?

Wie beschrieben: Bei Nischenmärkten oder Indizes mit sehr vielen Einzeltiteln muss das nicht zutreffen, für Indizes wie den DAX sind ETFs aber eine gute Wahl.

Mit beiden Portfolios habe ich persönlich keine Erfahrung. Das liegt vor allem daran, dass sie zu Beginn meines Investorenlebens weniger bekannt waren und zu meiner jetzigen Situation nicht mehr passen. Die Ideen dahinter sind jedoch nachvollziehbar.

Wie finden Sie den richtigen ETF?

Das ist jetzt wirklich etwas für Genießer! Wenn Sie das verstehen wollen, was Finanzinstrumente sind und wie man damit einen Index nachbilden kann, können Sie sich beispielsweise das YouTube-Video «ETFs» auf finanzfluss.de ansehen.

Themen-ETFs und Rohstoff-ETFs

Das Gesetz gibt vor, dass ein Fonds aus mehr als einem Wertpapier bestehen muss.

Die Idee hinter der Immobilie

Die Kaufnebenkosten dürften künftig geringer ausfallen. Am 23.12.2020 ist das neue Maklergesetz in Kraft getreten, wonach die Kosten für die Maklerprovision gleichermaßen auf Käufer und Verkäufer verteilt werden müssen. Statt beispielsweise sechs Prozent Courtage müssen Sie als Käuferin künftig nur noch drei Prozent aufbringen. Dafür müssten Sie im Falle eines Verkaufs aber ebenfalls drei Prozent des erzielten Kaufpreises als Courtage an den Makler zahlen. Ob dies in der Praxis genau so sein wird oder die Verkäufer nicht versuchen werden, einen Teil der Kosten auf den Käufer oder Makler umzulegen, ist derzeit noch nicht absehbar.

Wie Sie eine Immobilie kaufen

Eine Art KGV, nur diesmal nicht für Aktien, sondern für Immobilien.

Das ist eine Dreisatzrechnung, wie man sie aus der Schule kennt:

Wenn 5 Prozent = 10000 Euro sind, ist 1 Prozent = 2000 Euro und 100 Prozent = 200000 Euro.

Finanzierung und Hebeleffekt

Um das Beispiel leichter nachvollziehbar zu machen, sind die Kaufnebenkosten nicht berücksichtigt. Diese müssen Sie entweder als zusätzliches Eigenkapital aufbringen oder aber mitfinanzieren. Entsprechend ändert sich Ihre Eigenkapitalrendite.

Allerdings steigt auch Ihr zu versteuerndes Einkommen. Insofern sollten Sie genau abwägen, wie viel Eigenkapital sinnvoll ist.

Man kann auch weniger tilgen, nur wird die Bank dann vermutlich höhere Zinsen verlangen.

Für Fortgeschrittene oder Mathematiker: Man kann auch den «Break-even-Zins» errechnen, also wie stark der Zins steigen muss, damit man mit einer längeren Laufzeit besser fahren würde. Der Unterschied ist erstaunlich hoch. Bei meinem letzten Projekt hätten die Zinsen beispielsweise um drei Prozentpunkte über zehn Jahre steigen müssen, damit sich der 15-jährige Kredit gelohnt hätte. Das ist nicht unmöglich, passiert aber auch nicht über Nacht.

Management und Verkauf

Der Unterschied zwischen Betriebskosten- und Wohngeldabrechnung ist folgender: Einige Kosten wie die Verwalterhonorare oder Rücklagen dürfen nicht auf den Mieter umgelegt werden. Praktischerweise steht in der Wohngeldabrechnung, welche dies sind und welche nicht.

Abgesehen vom Kapitaldienst, den man leistet.

Vorsicht: Wer mehr als drei Objekte innerhalb von fünf Jahren verkauft, wird als gewerblicher Immobilienbesitzer behandelt. Dann ist der Veräußerungsgewinn nicht mehr steuerfrei.

Die Baugruppe

In manchen Fällen wird auch eine Genossenschaft oder Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) gegründet.

Genossenschaften und GmbHs können ihre Rechtsform beibehalten.

Das Eigenheim

Dabei ist die Eigenheimquote mit 40 Prozent in Deutschland im internationalen Vergleich gering.

Beispielsweise Gerd Kommer in Kaufen oder Mieten?.

Das setzt natürlich voraus, dass Ihre Miete geringer ist als Ihre Kreditkosten. Dies ist je nach Zins- und Wohnlage nicht immer der Fall.

Hier allerdings ist Vorsicht geboten: Wer 2010 am rechten Ort investiert hat, dessen Immobilie hat sich im Wert verdoppelt.

Verhandeln

Möchten Sie tiefer in das Thema einsteigen, empfehle ich Ihnen abermals, Negotiation Genius von Deepak Malhotra und Max Bazerman zu lesen.

Versicherungen

Wer mehr Zeit und Energie in dieses Thema investieren möchte, findet unter finanztip.de gut recherchierte und neutrale Informationen.

Sollten Sie einen Hund haben, brauchen Sie zusätzlich eine Tierhaftpflichtversicherung. Für manche Berufe ist eine Berufshaftpflicht vorgeschrieben, etwa für Architekten.

Da ich einige Zeit Redakteurin für Gesundheitspolitik war, weiß ich, denke ich, wovon ich spreche.

Versicherungen

Da Riester- und Rürup-Rente zur Absicherung im Alter dienen und weniger zum Vermögensaufbau, sind sie nicht Thema dieses Buches. Wer mehr dazu wissen will, kann auch hier bei finanztip.de gut recherchierte Informationen finden. Bei allen Verbraucherfragen ist dieses Portal eine zuverlässige Quelle.

Spenden

Mehr dazu in Effektiver Altruismus von Peter Singer. Singer ist ein australischer Philosoph, der an der Princeton University lehrt.

14 Der gute Rat zum Schluss

Eine Ausnahme sind Dividendenaktien, hier weiß man in den allermeisten Fällen zumindest, wie hoch die Dividendenrendite sein wird.

Wenn Sie 10000 Euro oder auch viel mehr anlegen wollen …

Zu dem DAX-Investment rate ich vor allem, damit Sie ein Gefühl für die deutsche Wirtschaft bekommen, auch um später vielleicht einzelne Aktien auszuwählen. In den vergangenen Jahren hat sich die US-Wirtschaft deutlich dynamischer entwickelt.

Die prozentuale Aufteilung bezieht sich auf das Geld, das Sie jenseits der Einzelaktien investieren wollen.

Aktien-Ideen

Bei diesen Aktien treiben oft Zukunftsfantasien den Preis. Althergebrachte Bewertungsmethoden wie das KGV helfen hier nicht weiter, die Unternehmen machen in den allermeisten Fällen keine Gewinne. Es ist eine Wette auf die Zukunft, die kann auch schiefgehen.

In diesem Buch erwähnte Anlagemöglichkeiten sind immer mit Risiken behaftet. Alle Hinweise und Informationen stellen keine Anlageberatung oder Empfehlung dar. Sie wurden nach bestem Wissen und Gewissen aus öffentlich zugänglichen Quellen entnommen. Alle zur Verfügung gestellten Informationen dienen allein der Bildung und Veranschaulichung. Eine Haftung für die Richtigkeit kann nicht übernommen werden. Sollten Leser*innen sich die angebotenen Inhalte zu eigen machen, so handeln sie eigenverantwortlich. Die Inhalte dieses Buchs stellen lediglich eine Basis für die finanzielle Bildung der Leser*innen dar. Bevor mit Anlageprodukten gehandelt wird, wird empfohlen, weitere Informationsmaterialien heranzuziehen.

Ich dachte, ich sei reich – oder: Wie Sie sich finanzielle Ziele setzen

«Sie sind ein reiches Fräulein!» Mit diesen eindrucksvollen Worten baute sich unser Steuerberater, ein Freund der Familie, vor mir auf und guckte mir tief in die Augen. Seine Haare waren ebenso grau wie sein in die Jahre gekommener Anzug. Ich war 13 Jahre alt, wir feierten meine Konfirmation. Der graue Herr kam aus einer längst vergangenen Zeit, das verriet nicht nur seine Wortwahl.

Reiches Fräulein. Die Worte unseres Steuerberaters schmeichelten mir. «Reich.» Das klang vielversprechend und schillernd. Zugleich lösten die Worte großes Unbehagen in mir aus. «Reich» klang auch nach sehr viel Verantwortung und einer großen Last.

Mein Vater war gestorben, als ich noch keine vier Jahre alt war. Er hinterließ mir, nicht meiner Mutter, ein gutgehendes Unternehmen: Mein Vater, geboren 1907, hatte nach dem Krieg aus der Schnapsbrennerei seiner Eltern einen Tabak- und Getränkegroßhandel gemacht, zu dessen ersten Kunden das Wolfsburger VW-Werk gehörte. Als der Käfer zum millionsten Mal vom Band lief, muss auch mein Vater seine erste Million gemacht haben. Mit dem Wirtschaftswunder ging es mit seinem Unternehmen steil bergauf.

Das Wirtschaftswunder war längst Geschichte, doch meine Eltern lebten es weiter. Ich wuchs in einer merkwürdigen Blase

Mein Leben unterschied sich sehr von dem meiner Kindergartenfreundinnen, die mit ihren Eltern oftmals in kleinen Wohnungen lebten. In gewisser Weise beneidete ich sie, die im verbeulten Käfer zum Ballettunterricht gebracht wurden und nachmittags nicht allein im Park, sondern mit ihren Geschwistern über die Stockbetten tobten. Schon früh dämmerte mir, dass der Tod meines Vaters und sein Erbe mit deutlich mehr Verantwortung einhergingen, als mir lieb war. In einem Alter, in dem meine Freundinnen Balletttänzerinnen werden wollten, erklärte ich zum Entzücken von Familie und Freunden der Familie, ich würde später Betriebswirtschaftslehre studieren.

Die nächsten 30 Jahre lebte ich in der Annahme, reich zu sein – oder zumindest sehr wohlhabend. Und ich lebte mit einem Gefühl, das sehr viele Erben haben: der Schuld, für meinen vermeintlichen Reichtum nichts getan zu haben. Ich wollte mit meinem Erbe daher lange nichts zu tun haben, reiste nach dem Studium ans andere Ende der Welt, verdiente meinen Lebensunterhalt als Journalistin. Auch nach dem Tod meiner Mutter kümmerte ich mich nur halbherzig um meinen Besitz.

Als ich 2012 schließlich einen tieferen Blick in meine Finanzen tat, wurde mir sehr schnell klar, dass mein Leben auf einem großen Missverständnis beruhte: Ich war einmal ein reiches Mädchen. 1977. Als mein Vater gestorben war und ich geerbt hatte. Vielleicht auch noch 1987, im Jahr meiner Konfirmation.

Bei genauerer Betrachtung besaß ich kein Vermögen mehr, sondern stand vor einem ziemlichen Schlamassel. Und hätte ich noch fünf Jahre länger nichts getan, wäre von dem einstigen Vermögen vermutlich kaum noch etwas übrig gewesen. Bereits jetzt hatten die Dinge deutlich an Wert verloren: Das Mehrfamilienhaus in der Fußgängerzone hatte stark an Attraktivität verloren, seit sich dort die Neonazis tummelten. Ein Supermarkt in der City war in den fünfziger Jahren eine Goldgrube, in den 2000er Jahren wollten die Menschen in großen Einkaufszentren auf der grünen Wiese einkaufen. Das Ferienhaus in den Alpen, mittlerweile mit Blick auf qualmende Fabrikschornsteine, war ebenfalls recht wertlos. Probleme, wo ich hinsah. Die Reihenhäuser, die meine Eltern nach dem Verkauf unseres Unternehmens gebaut hatten, liefen noch ganz gut – sie gehörten allerdings noch zu einem großen Teil der Bank. Damit sie weiterhin gut liefen und ich irgendwann einmal die Kredite getilgt hätte, müsste ich die Dinge in die Hand nehmen. Am besten sofort.

Der Zeitpunkt war gut, um etwas in meinem Leben zu ändern und die Dinge anzupacken: Die Zeitung, bei der ich damals arbeitete, stand nach etlichen Sparrunden kurz vor der Pleite, und mein dritter Sohn war 18 Monate alt. Mir schien es immer weniger sinnvoll, die längste Zeit des Tages in der Redaktion zu

Mein Entschluss, einen anspruchsvollen und prestigeträchtigen Job an den Nagel zu hängen und es zu meiner Hauptaufgabe zu machen, mein Vermögen wieder aufzubauen, stieß auf einiges Unverständnis bei meinen Freunden und Kollegen. Von «Geld macht doch nicht glücklich» über «Nein, mit so etwas wollen wir uns nicht beschäftigen» bis hin zu «Du bist also eine Kapitalistin» blieb mir kein Kommentar erspart. Natürlich macht Geld nicht glücklich. Wer das erwartet, hat irgendetwas falsch verstanden. Geld allein macht ja auch nicht satt! Geld ist nur ein Mittel zum Zweck. Ein Mittel, um das Leben einfacher, sicherer und angenehmer zu machen. Erst wenn man kein Geld hat, wird Geld zum Problem. Und genau dieses Problem wollte ich nicht haben.

Was genau aber war mein Ziel? Mir ging es anfänglich um Sicherheit. Ich wollte die Sicherheit wiederherstellen, die ich aus meiner Kindheit gewohnt war. Nicht für mich, sondern für meine drei, später vier, Söhne und meinen Mann. Auch wenn ich glücklich verheiratet und wir alle gesund waren – in meiner eigenen Kindheit und Jugend hatte ich erlebt, dass dieser Zustand keineswegs selbstverständlich ist.

Schnell merkte ich jedoch, dass es mir neben Sicherheit vor allem um Unabhängigkeit ging. Ich wollte selbst entscheiden, unabhängig von meinem Gehaltsscheck oder dem meines Mannes. Dafür brauchte ich allerdings ein größeres Polster, als meine damaligen Mittel hergaben.

Bis ich jedoch so weit gekommen war, habe ich viele Fehlentscheidungen getroffen, einiges an Lehrgeld bezahlt, schlechte Berater gehabt und die ein oder andere unruhige Nacht gehabt. Am Ende waren es jedoch diese Fehler, die mich weiterbrachten. Wenn alles gut lief, fragte ich mich selten, woran das lag, sondern klopfte mir auf die Schulter. Wenn aber etwas schiefging, fing ich an nachzudenken, zu analysieren, was ich falsch

Durch den Tod meiner Eltern und den Anblick meines geschrumpften Erbes hatte ich eines gelernt: Man kann nicht darauf hoffen, dass die Dinge von allein gut werden. Man muss sie selbst in die Hand nehmen. Gerade als Frau.

Ohne diese Erfahrungen, vor allem aber Rückschläge wären mir viele gute Investitionen entgangen. Sowie die Möglichkeit, mit meiner Familie ein finanziell sicheres und unbeschwertes Leben zu führen. Seit dieses Ziel erreicht ist, finde ich immer mehr Freude daran, Dinge mitzugestalten sowie andere Menschen an meinem Erfolg teilhaben zu lassen. Etwa, indem ich nachhaltige Produkte kaufen kann, weil ich von ihrer Richtigkeit überzeugt bin. Oder ich meine Räume Menschen überlassen kann, deren Projekte ich unterstützen möchte. Wenn es weiterhin gut läuft, möchte ich eine Stiftung gründen. Mit welchem Zweck, darüber denke ich noch nach.

Natürlich macht Geld nicht glücklich. Aber es schenkt Sicherheit, Unabhängigkeit und Freiheit. Selbst wenn Sie nur wenig Startkapital besitzen, können Sie mit überschaubarem zeitlichen Einsatz mehr daraus machen. Vermutlich mehr, als viele Frauen mit ihrem Teilzeitjob verdienen. Fangen Sie an und nutzen Sie Ihre Chancen!

Mehr über finanzielle Ziele wie Sicherheit, Unabhängigkeit und Freiheit: Seite 173

Von Monopoly fürs Leben lernen – oder: Was Sie über die Wirtschaft wissen sollten

Lange Zeit beruhte mein gesamtes Finanzwissen auf meinen Kindheitserfahrungen beim Weltspartag und als ausdauernde Monopoly-Spielerin. Als ich mein Erbe schließlich in die Hand nahm, merkte ich schnell, dass meine familiäre Prägung mindestens ebenso viel Einfluss auf meine finanziellen Entscheidungen hatte wie mein wirtschaftswissenschaftliches Studium, vielleicht sogar noch mehr. Umso wichtiger ist es mir, meinen vier Söhnen bei jeder Gelegenheit die Grundlagen finanzieller Bildung und volkswirtschaftlichen Denkens beizubringen. Mit gemischtem Erfolg. Bedauerlicherweise haben heute wie vor 40 Jahren Banken die Hoheit über die finanzielle Wissensvermittlung, auch wenn Rahmenlehrpläne etwas ganz anderes versprechen. In der Schule lernen meine Kinder jedenfalls nicht, wie man mit Geld umgeht.

Im Herbst 2019 flatterte ein Brief von der Sparkasse ins Haus. «Du hast Post bekommen», sagte mein sichtlich neidischer Zweitgeborener zu seinem jüngeren Bruder Paul, der im wirklichen Leben übrigens anders heißt, wie seine Brüder auch. Trotz seiner neun Jahre konnte Paul nur ansatzweise lesen. Das reichte aber offenbar aus, um dem Brief die wichtigsten Informationen zu entnehmen. «Bis 1000 Euro bekomme ich drei Prozent Zinsen», jubelte er überglücklich. «Das sind 30 Euro im Jahr!», fuhr er fort. Mit dem Rechnen klappte es offenbar deutlich besser als

Ich blieb ratlos zurück. Sparen an sich ist nicht falsch. Allerdings saß ich jahrelang dem Irrglauben auf, vom Sparen reich zu werden. Vom Sparen allein wird jedoch keiner reich! Man muss investieren, will man ein Vermögen vermehren. Doch statt Investoren ziehen wir in Deutschland Nachwuchssparer heran.

Daran hat sich seit meinen Kindheitstagen nichts geändert. Monat für Monat hatte auch ich mein Taschengeld auf mein Jeans-Sparbuch bei der örtlichen Volksbank gebracht. Im Gegenzug erhielt ich orangefarbene Sammelpunkte. Die klebte ich stolz auf das dafür vorgesehene Feld meines Sparposters, das zu meinem Entzücken ein Hundebaby in einem Körbchen zeigte. Das Jeans-Sparbuch war sozusagen mein erstes Treuepunktesystem. Üblicherweise waren die Felder am Weltspartag voll, und ich konnte mir ein neues Poster aussuchen. Voller Stolz pinnte ich das Katzenbaby- neben das Hundewelpen-Poster. Über die Jahre glich mein Kinderzimmer immer mehr einem Zoogeschäft.

Nach meinem Geburtstag und Weihnachten war der Weltspartag am 30. Oktober für mich der drittwichtigste Tag im Jahr: ein Lichtblick im sonst so diesigen niedersächsischen

Es war eine Art Hebeleffekt, ein Effekt, den ich mir auch heute beim Immobilienkauf zunutze mache. Unter bestimmten Umständen kann ich so meine Rendite auf mein eingesetztes Kapital erhöhen. In meinem Fall hatte ich Geld geschenkt bekommen, mein Kapital. Und nun bekam ich für das Geld, mein eingesetztes Kapital, neben der Verzinsung noch obendrein ein Geschenk. Ich hatte meine Rendite sozusagen über das gewöhnliche Maß, also die üblichen Zinsen, hinaus gesteigert!

Zugegeben, bei den Geschenken handelte es sich um allerlei Schrott. Ich war dennoch stolz und überglücklich. Beladen mit bunten Luftballons, Comics und Spardosen in Form von roten Keramikschweinen der Sparkasse oder quietschgrünen Elefanten der Dresdner Bank kam ich von meinem Beutezug zurück. Den restlichen Nachmittag saß ich überglücklich auf meinem Bett, umgeben von Luftballons, und las beseelt meine Sparbücher durch. Ich war fasziniert. Mein Vermögen hatte sich seit dem vergangenen Weltspartag in bemerkenswerter Weise vermehrt. Nicht nur um meine Ersparnisse, auch um den Zins und Zinseszins. Denn auf die Zinsen aus dem Vorjahr gab es abermals Zinsen, und auf die Zinsen aus dem Vorvorjahr kassierte ich bereits zum dritten Mal ab. Und damals gab es sogar noch weit mehr als drei Prozent! Ohne irgendetwas zu tun, wurde ich immer reicher. So einfach ist das mit dem Geldverdienen, dachte ich mir. Dass mein Geschäftsmodell Jahrzehnte später

Deutlich nützlicher für mein späteres Investorenleben waren daher die nächtelangen Monopoly-Spiele mit meiner Cousine in den Sommerferien. Tagsüber kauften wir Grundstücke, Häuser und Hotels, kassierten Mieten und investierten diese in weitere Häuser und Hotels. Ich hatte die Grundprinzipien des Geldverdienens schnell verinnerlicht: Investieren und die Einnahmen wieder investieren. Spielerisch war ich in kürzester Zeit zu einem Vermögen gekommen. Nachdem wir abends ins Bett gegangen waren und das Licht hatten ausmachen müssen, holten wir das Spiel heimlich wieder unter unseren Betten hervor. Im Taschenlampenlicht spielten wir weiter, bis die Bank pleite war. Wir fingen an, Geldscheine zu kopieren. Unsere Gier war grenzenlos, und wir malten noch eine Null hintendran, aus 100 Mark wurden so 1000 Mark, aus 1000 Mark wurden 10000 Mark. Die Schlossallee kostete nicht mehr 8000[*], sondern 80000 Mark. Bald schon sollte sie acht Millionen kosten, unsere Schöpfungskraft kannte keine Grenzen, wenn es ums Geld ging.

«Ist ja wie in der Weimarer Republik», sagte unser Großvater und zauberte einen Eine-Million-Mark-Schein aus einer Schatulle, die auf wundersame Weise den Krieg überstanden hatte. «Wenn die Notenbank Geld druckt, steigen die Preise. Das nennt man Inflation», erklärte er mit Grabesstimme. Inflation war offenbar schlecht. Wir stampften unser Geld wieder ein, die Preise fielen. Es war der erste Crash, den ich erlebte. Ich habe Jahrzehnte gebraucht, um den Schwindel hinter der

Unsere Kinder haben ein deutlich unbefangeneres Verhältnis zur Inflation als in Deutschland üblich. Vor allem Paul. Vor einigen Monaten hatte ich mir im Sinne der finanziellen Bildung meiner Kinder überlegt, sie sollten nicht nur sparen, sondern auch Geld verdienen lernen. Mit allerhand Nebenjobs im Haushalt bessern sie seitdem ihr Taschengeld auf. Paul etwa räumt gewissenhaft den Geschirrspüler ein und aus. Allerdings geht meine Rechnung nicht ganz auf. Statt zumindest einen Teil zu sparen und anzulegen, erfüllt sich Paul einen Wunsch nach dem nächsten. Täglich kommt er mit einer Gummibärchentüte nach Hause.

«Wie wäre es», versuchte ich einzugreifen, «wenn du mal ein bisschen mehr sparst?» – «Lohnt sich nicht», sagte Paul gelassen. «Meine fünf Euro sind heute sehr viel mehr wert als in 20 Jahren», erklärte er. «Wegen der Inflation, hat Papi gesagt.» Ich guckte mich entsetzt nach meinem Mann um. Wie sollte ich das wieder einfangen? Ein bisschen Sparen ist ja durchaus gut, schließlich braucht man Startkapital zum Investieren. «Außerdem verdiene ich später auch mehr», meinte Paul selbstbewusst. Sprachlos blickte ich ihm hinterher. Ich hatte seinen Argumenten wenig entgegenzusetzen, selbst wenn die Inflation derzeit sehr gering ist.

Neben meinen dilettantischen Erziehungsversuchen eignen sich auch meine Söhne ihr Basiswissen Geldanlage beim Monopoly-Spielen an. Paul hat die Grundprinzipien des Investierens offenbar mit der Muttermilch aufgesogen. Er konnte gerade einmal die Augen auf den Monopoly-Würfeln zusammenzählen, da saß er vor einem Haufen Papiergeld. Paul investierte gern all sein Geld in die Badstraße, die gleich hinter «Los» kommt. Schnell bebaute er sein Grundstück mit einem Hotel mit den

Abendelang kann unsere Familie darüber diskutieren, welche Strategie die bessere ist: auf Schrottimmobilien setzen, die viel Cash bringen, oder in hohe Substanzwerte investieren, die wenig Cash bringen, aber an Wert gewinnen. Paul und ich setzen im Spiel auf Schrottstraßen. Im wirklichen Leben habe ich dagegen schnell festgestellt, dass meine Nerven für Schrottimmobilien, etwa die schlecht besuchte und in die Jahre gekommene Eckkneipe in Berlin-Marzahn, zu schwach sind. Da unser Eigenkapital für die wenig ertragreiche Luxusimmobilie am Kurfürstendamm aber nicht ausreicht, müssen wir uns irgendwo in der Mitte tummeln.

Wenn ich nicht aufpasse, werden meine Kinder später ihre Finanzen mit einem ähnlich kruden Wissensmix aus Monopoly-Spiel und Weltspartag in die Hand nehmen wie ich früher. Das will ich um jeden Preis verhindern. Kaum sind die Jungs ein bisschen älter, lasse ich deshalb keine Gelegenheit aus, ihnen die Grundprinzipien des Investierens und volkswirtschaftlichen Denkens näherzubringen. Immerhin haben wir mit Aktien und Börsen ein gemeinsames Gesprächsthema, das ist für eine Mutter mit heranwachsenden Jungs ja keine Selbstverständlichkeit.

«Wenn ihr eine Aktie kauft, gehört euch ein Teil des Unternehmens», erklärte ich bei nächster Gelegenheit am Abendtisch. «Wirklich? Dann gehört mir was von Apple?», fragte Hans mit

«Sie haben auch Internet», sagte ich. «Wie dem auch sei: Wenn ein Unternehmen Gewinne macht oder stark wächst, wollen viele Investoren diese Aktie kaufen und folglich steigt der Aktienkurs», erklärte ich. «Der Aktienkurs entsteht nämlich aus Angebot und Nachfrage an der Börse: Wenn viele Menschen Apple-Aktien kaufen wollen, steigt der Kurs. Und umgekehrt fällt der Kurs, wenn zu viele Investoren ihre Aktien verkaufen wollen. So wie im März, als der Lockdown kam und alle Investoren ihre Aktien verscherbelten», beendete ich meine kleine Vorlesung.

«Können wir denn auch eine Aktie kaufen?», fragte Paul. Mein Herz hüpfte. Man kann nicht früh genug mit dem Vermögensaufbau anfangen! «Ich will auch eine Aktie!», rief Franz. «Ich auch!», «Ich auch!», meldeten sich die anderen beiden zu Wort. War ja wie beim Bonbonverteilen. «Am liebsten eine Tesla-Aktie», sagte Hans. Das gaben seine Ersparnisse leider nicht her. Wir überlegten hin und her. Ich versuchte, ihnen Volkswagen

Essen, alle Menschen müssen essen, überlegten wir gemeinsam. Ich hätte jetzt vielleicht an Nestlé, Unilever oder Danone gedacht, aber für unsere Jungs ist Essen etwas, das an die Haustür geliefert wird, und nichts, was man im Supermarkt kauft. «Was ist mit Hellofresh? Haben die Aktien?», fragten die Jungs mit Blick auf die Kochbox auf unserem Küchentisch. «Oder McDonald’s?», warf ich ein. Die Aktie ist weniger schwankungsanfällig als Hellofresh und unter konservativen Anlegern sehr beliebt. «McDonald’s? Igitt!», riefen sie. Bis auf Franz sind alle Vegetarier. Vielleicht sollten sie in Beyond Meat investieren, jene kalifornische Firma, die veganen Fleischersatz herstellt. Allerdings möchte ich ihnen nicht raten, ihr Taschengeld in eine so risikoreiche Aktie zu investieren. Es geht schließlich um einen großen Teil ihrer Ersparnisse.

«Wie wäre es mit Disney?», überlegte ich weiter. Seit kurzem haben wir ein Disney-Plus-Abo, seitdem fällt die Wahl des Freitagabendfilms sehr viel leichter. Während unser Gespräch weiterkreiste, fiel es mir wie Schuppen von den Augen: An der Börse wird die Zukunft gehandelt! Und wer versteht mehr von der Zukunft als unsere Kinder? Wenn kleine Jungs und auch Teenager nicht mehr von einem Mercedes oder Porsche träumen, sondern von einem Tesla und sie auch keine Hamburger, sondern vegetarische Burger essen wollen, dann sieht so vermutlich die Zukunft aus. Vielleicht sollten meine Jungs künftig meine Aktien auswählen …

Am Ende des Abends kauften die Jungs je eine Hellofresh-Aktie und auf mein Anraten hin eine Aktie des chinesischen Essenslieferanten Meituan. Die Aktien von Disney, Tesla und Amazon waren mit Blick auf ihre Ersparnisse zu teuer. «Zu

Zu ihrer großen Enttäuschung dürfen die Kinder kein eigenes Depot besitzen. Daher richtete ich für jeden ein Online-Musterdepot ein, je mit einer Hellofresh- und einer Meituan-Aktie. Die eigentlichen Aktien liegen in meinem Depot. Anfangs wollten die Jungs einmal täglich wissen, wie es um ihr Vermögen steht. Es lief gut für sie. Nach einigen Wochen nahm das Interesse jedoch spürbar ab, sie fragten nur noch gelegentlich nach. Auch das könnten viele Anleger von den Jungs lernen. Statt täglich ins Depot zu gucken und bei jedem noch so kleinen Kursrutsch nervös zu werden, reicht es, alle paar Wochen nachzusehen.

Vielleicht schauen die Jungs erst in zehn Jahren wieder in ihr Depot. Bis dahin werden sich Hellofresh und Meituan vervielfacht haben. Hätten mir meine Eltern beim Börsengang 1997 Amazon-Aktien im Wert von 1000 Dollar geschenkt, wäre ich 20 Jahre später Millionärin gewesen. Selbst wenn Hellofresh und Meituan den Amazon-Aufstieg nicht wiederholen, meine Jungs haben trotzdem sicherlich mehr gelernt als auf dem Weltspartag.

Mehr darüber, wie Sie sparen und richtig investieren: Seite 183

Ein paar volkswirtschaftliche Grundprinzipien: Seite 196

Wenig Rendite, wenig Sorgen, viel Rendite, viele Sorgen – oder: Was Sie über Staatsanleihen wissen sollten

1987. Meine Mutter und ich lebten im Zonenrandgebiet, in Wolfsburg. Volkswagen war ein durch und durch deutscher Autohersteller, kein globaler Konzern, der junge, gut ausgebildete Menschen aus aller Welt anzog. Der Kratzer auf dem Jahreswagen war der größte Aufreger im Leben vieler Wolfsburger. Entsprechend dröge war mein Leben als Teenager in der regnerischen westdeutschen Provinz. Mein einziger Lichtblick war meine näher rückende Konfirmation. Ich versprach mir so einiges davon. Weniger in spiritueller als in finanzieller Hinsicht.

Üblicherweise brachten am Tag vor der Konfirmation Freunde, Bekannte und Nachbarn Geschenke für die Konfirmanden vorbei. Meist handelte es sich dabei um Geldgeschenke. Die freundlichen Überbringer bekamen im Gegenzug Butterkuchen, den Kindern wurden Süßigkeiten zugesteckt. Jahrelang zog ich von Tür zu Tür, in diesem Jahr war ich endlich auf der anderen Seite. Ich machte mir große Hoffnungen. In meiner Schulklasse kursierten Gerüchte über schier unvorstellbare Summen, die bei älteren Geschwistern zusammengekommen waren. Ich war sehr aufgeregt. Freudig und eifrig verteilte ich Butterkuchen und Süßigkeiten und beobachtete mit großer Zufriedenheit, wie sich die Briefumschläge auf dem Tischchen neben mir stapelten.