Michaela Grünig
Zwei fast perfekte Schwestern
Roman
Knaur e-books
Was wäre wenn … frau anstatt das sichere Studium durchzuziehen, doch lieber als Partygirl auf Ibiza angeheuert hätte? Mit dem heißen argentinischen Polospieler durchgebrannt wäre, anstatt den ehetauglicheren Steuerberater zu wählen? Oder »einfach mal so« ein One-way-Ticket nach LA gelöst hätte? Würde besagte Frau dann jetzt als George Clooneys Freundin zur Oscar Verleihung marschieren? Oder als neurotische Schnapsdrossel auf dem Highway to Hell? Solche Gedankenspiele beschäftigen mich in meinen Tagträumen. Und da ich leider – wie übrigens die meisten Menschen – nur ein Leben zur Verfügung habe, lasse ich meine Romanfiguren all diese verrückten Dinge für mich ausprobieren! Um die Sache zu vereinfachen, teilen die meisten von ihnen meine Charaktereigenschaften und zwar die guten wie die miesen! Die besten Ideen dafür kommen mir immer, wenn ich mit meinen drei Hunden durch den Wald ziehe.
© 2017 der eBook-Ausgabe Knaur eBook
© 2017 Knaur Verlag
Ein Imprint der Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
Redaktion: Eva Philippon
Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Coverabbildung: FinePic®, München / shutterstock
ISBN 978-3-426-43599-1
Für meine Schwester, die beste aller Schwestern, und für meine Anabel, die beste aller Töchter!
Der Werbespot wurde jeden Abend gesendet. Mehrfach. Für den Rest meiner Familie hatte er bald den Glanz des Neuen verloren. Aber ich saß allabendlich mit einer Tüte Chips vor meinem winzigen Fernseher und wartete darauf. Auf die langen, schlanken Beine, die immer als Erstes über die Mattscheibe flimmerten. Langsam fuhr die Kamera daran hoch. Zart gebräunt und glatt, von den zierlichen Fesseln bis zu den schmalen Schenkeln. Musik ertönte, und eine rauchige Frauenstimme fragte provokant: »Haben Sie heute schon die Göttin in sich erweckt?«
Ein Nassrasierer glitt über die gleichen, nun schaumbedeckten Beine, während die Frauenstimme den Produktnamen nannte und wortreich die Vorzüge des Geräts lobte. Schließlich wurde die »Göttin« in Großaufnahme gezeigt. Sie saß in einem schneeweißen Badeanzug am Schwimmbadrand und planschte mit den frisch rasierten Endlosbeinen im Wasser. Ihre blonden Haare schimmerten. Ein verführerisches Lächeln umspielte ihren Mund. Sie war hinreißend. Cool. Erstrebenswert sexy. Die Wasserfluten teilten sich, und ein auftauchender Adonis hauchte einen Kuss auf die perfekten Schenkel der Göttin, während seine Augen verheißungsvoll die ihren suchten …
Ich wusste nicht, warum ich mich damals so quälte. Jedes Mal, wenn ich den Spot gesehen hatte, fühlte ich mich in der einsamen Dunkelheit meines Studentenwohnheim-Zimmers noch ein wenig unscheinbarer. Reizloser. Während meine Schwester als blonde hochbezahlte »Göttin« im Fernsehen auftrat, trug ich mit neunzehn Jahren noch eine Zahnspange. Und eine ziemlich klobige Brille. Von der Bekanntschaft eines Adonis konnte ich nur träumen, denn selbst die eher durchschnittlich aussehenden Jungs an der Uni beachteten mich nicht. Ich war das Mauerblümchen auf jeder Studentenfete. Egal, wie virtuos ich meine Beine rasierte. Und selbst Lilys Aufmunterung, dass der Werbe-Beau sich nicht für sie, sondern nur für ebenso schöne Männer interessierte, konnte mich nicht trösten.
Inzwischen lag das Germanistikstudium einige Jahre hinter mir. Die Zahnspange war Geschichte, und meine Brille hatte ich gegen Kontaktlinsen getauscht, aber das Gefühl der Unzulänglichkeit war geblieben. Bis heute. Ob die Schwestern anderer begehrenswerter Frauen – mir fiel auf Anhieb Mila Kunis ein – auch heimlich im überlebensgroßen Schatten ihrer schönen Anverwandten litten? Ich hatte keine Ahnung. Ich jedenfalls fühlte mich mies. Denn ich war gefangen in diesem Gefühlsspagat zwischen Liebe, familiärem Stolz und … dem Tabuthema Neid. Blankem Neid! Und Wut. Wut über diese unglaubliche Ungerechtigkeit, dass die gleiche elterliche »Gen-Suppe« beim ersten Mal einen langbeinigen aparten Lottosechser produziert hatte und beim zweiten Mal nur fehlerbehaftete Mangelware!
Meine »große« Schwester Lily und mich trennten gerade mal dreieinhalb Jahre, aber sowohl optisch als auch charakterlich hätten wir kaum unterschiedlicher sein können: Lily war selbstbewusst, beliebt und unglaublich schlagfertig. Sie maß gertenschlanke fast einen Meter achtzig, verfügte über eine naturblonde Löwenmähne und ein äußerst attraktives Lächeln. Dagegen war ich so eine Art kleines, dunkelhaariges Aschenputtel. Nur dass ich auch in »prinzentauglichen« Klamotten immer ein wenig schlicht und blass ausschaute und in der Regel gern mal übersehen wurde. Neben Lily sowieso. Aber auch sonst. Der Bäcker meines Vertrauens, bei dem ich seit fünf Jahren täglich meine Brötchen kaufte, schaute mich jedenfalls immer noch völlig irritiert an, wenn ich ihn um »das Gleiche wie immer« bat.
Außerdem war ich fast pathologisch schüchtern. Gewisse Situationen überforderten mich einfach: Wenn der Fahrer eines Taxis Sebastian-Vettel-mäßig durch den Berufsverkehr fegte und ich mich – kalkweiß vor Angst – an den Vordersitz klammerte, würde ich es zum Beispiel bevorzugen, still und leise in meine eigene Handtasche zu reihern, als ihn mit fester Stimme aufzufordern, sein halsbrecherisches Tempo zu drosseln. Bei meinem Frisör war ich das klassische willfährige Opfer, dem man ungeschoren sämtlichen noch so überteuerten Mist aufschwatzen konnte. Jedes Mal schleppte ich tütenweise die ultimative »Haarpflege für dünnes, gesplisstes Haar« nach Hause, wo ich sie unbenutzt in den Abfalleimer schmiss, da ich auf das Zeug allergisch reagierte. Aber ich schaffte es einfach nicht, das Wort »Nein« über die Lippen zu bringen. Es grenzte da wirklich an ein Wunder, dass ich mir trotzdem ein sicheres berufliches Standbein aufgebaut ha… Oh verdammt! Jonas! Wie konnte ich hier nur so ein wirres Durcheinander denken, während Jonas, der mir still gegenübersaß, immer noch auf eine Antwort wartete!
Lily würde zweifellos wissen, was in so einer total vergeigten Situation, wie der meinigen, zu tun beziehungsweise zu sagen wäre! Mein Schwesterherz würde hundertprozentig die richtigen Worte finden, um sich geschickt und charmant aus dieser misslichen Lage zu manövrieren, ohne dass eine der beteiligten Parteien zu Schaden käme! Aber ich war nun mal nicht Lily. Und so saß ich hier mit hochrotem Kopf und zugeschnürter Kehle und starrte stumm auf meinen erst halb verzehrten Seehecht an grünem Spargel-Risotto, auf dem sich bereits eine unschöne Haut bildete.
Aber ich sollte wohl besser noch einmal beim Anfang anfangen, denn der heutige Tag war eigentlich echt ganz gut losgegangen: Jonas Kellermann, der Programmleiter »Belletristik« bei dem großen deutschen Verlag, für den ich seit ein paar Jahren als freie Lektorin und Übersetzerin arbeitete, hatte in aller Frühe angerufen, um mich zum Abendessen einzuladen. Und zwar in eines der besten Restaurants Münchens. Und natürlich hatte ich sofort gewusst, dass dies nur eines bedeuten konnte: Man würde mir endlich, endlich einen festen Vertrag anbieten! Das bedeutete Karriereleiter, Pensionsanspruch und Krankenversicherung in Reichweite. Auch ein eigenes Büro stünde mir dann bestimmt zur Verfügung, Kollegen zum Quatschen und die eigentlich erfreuliche Verpflichtung, nie mehr im Pyjama arbeiten zu dürfen.
Herr Kellermann und ich waren seit Jahren ein gut eingespieltes Team: Er hatte mir damals – als er noch selbst als Lektor arbeitete – das allererste Manuskript anvertraut. Nach dieser ersten, für beide Seiten zufriedenstellenden und ausschließlich telefonischen Zusammenarbeit hatten wir uns auf der Frankfurter Buchmesse getroffen, und seitdem wanderte ein nicht versiegender Strom an Manuskripten von seinem auf meinen Schreibtisch. Dann war Herr Kellermann vor zwei Jahren befördert worden, und ich hatte schon mit dem Schlimmsten gerechnet … Aber offenbar vertraute er auch weiterhin auf meine Arbeit, denn er betreute sogar einige der wichtigeren Projekte, die ich für den Verlag lektorierte, immer noch selbst. Dabei waren wir im Großen und Ganzen fast immer einer Meinung, und die wenigen Male, die er wirklich etwas zu monieren hatte, musste ich ihm nachträglich recht geben. Kurz gesagt, ich würde mich auf die Zusammenarbeit mit ihm freuen und dafür sogar einen Umzug nach München in Kauf nehmen und mein ruhiges Landleben aufgeben.
Ursprünglich hatte Herr Kellermann angeboten, mich um halb acht mit seinem Auto abzuholen – was ihn hin und zurück bestimmt zwei Stunden extra gekostet hätte –, aber ich fand es sowieso professioneller, sich direkt im Restaurant zu treffen. Außerdem hoffte ich – schüchtern, wie ich nun mal war –, auf diese Weise den Fallstricken und Tücken des zwischenmenschlichen Smalltalks weitestgehend entwischen zu können. Aber da hatte ich offensichtlich die Rechnung ohne meinen alten und eventuell bald neuen Boss gemacht!
Als ich ins Restaurant kam, war Herr Kellermann bereits da und saß wartend am vorbestellten Tisch. Während ich in einer dunklen Nische noch ein letztes Mal Luft holte und all meinen Mut zusammennahm, beobachtete ich ihn. Er war groß und sehr dünn. Fast knochig. Auf seiner Nase saß eine braune Hornbrille, die ihm eigentlich gar nicht schlecht stand. Von unseren früheren Treffen wusste ich, dass er freundliche, ebenfalls braune Augen hatte, mit denen er sein Gegenüber aufmerksam und intelligent musterte. Aber Kellermanns blonde Haare sahen wie immer irgendwie ungekämmt aus, und sein Cordhosen-Karohemd-Ensemble war schlichtweg indiskutabel. Lily würde ihn bestimmt als »hoffnungslosen Nerd« abstempeln. Und ich musste ihr recht geben, ein »Mark Darcy« war nicht gerade an Kellermann verlorengegangen!
»Frau Lenz!«, rief Kellermann, als er meiner ansichtig wurde, und erhob sich höflich, während der Ober mir den Stuhl zurechtrückte.
»Hallo, Herr Kellermann«, sagte ich mit fester Stimme und zwang mich, ihm in die Augen zu blicken. Das war laut Bewerbungsgespräche für Dummies angeblich eine unabdingbare Voraussetzung für den Einstellungserfolg.
»Ach, nennen Sie mich doch bitte Jonas.« Er hob sein Wasserglas und schlug es kurz, aber heftig gegen meines. Zu heftig. Denn glücklicherweise fiel es dabei um, und das Wasserrinnsal, der herbeieilende Kellner und die anstehenden Trocknungsarbeiten gaben mir ausreichend Zeit, mich auf die geänderte Namenssituation einzustellen.
»Stephanie«, murmelte ich dann verlegen.
»Ein schöner Name«, sagte Jonas und lächelte mich über seine tief auf der Nase sitzenden Brillengläser an. Glücklicherweise reichte uns der Ober genau in diesem Moment die Speisekarte, und ich versenkte, so schnell wie möglich, mein Gesicht in den Seiten derselbigen.
Als Vorspeise bestellte ich Melone mit Serrano-Schinken, aber nicht etwa, weil mich das Gericht kulinarisch wahnsinnig ansprach, sondern weil es so unkompliziert mit Messer und Gabel zu bewältigen war. Suppe tropfte, Salat war schwer in den Mund zu bugsieren, und schwarze Sesamkörner hinterließen scheußlich anzusehende »Andenken« in den Zähnen. Und ich war eben nicht nur extrem schüchtern, sondern litt auch noch an einem anderen Defekt: Mir war immer »alles« ganz schrecklich peinlich!
Deshalb hatte ich mir sicherheitshalber auch vorher ein paar Stichpunkte für unsere Unterhaltung zurechtgelegt, die wir aber merkwürdigerweise gar nicht benötigten. Das Gespräch nahm auch so rasant an Fahrt auf, denn wir redeten über sein und mein Lieblingsthema: Bücher. Und Bücher waren einfach meine Welt. Schon als ganz kleines Kind hatte es mich nur im Doppelpack mit meinem gerade aktuellen Lieblingswälzer gegeben. Während Lily Sport trieb, mit Freunden ausging, Abitur machte, für ein Jahr nach Amerika reiste und kurz nach ihrer Rückkehr »entdeckt« wurde, hatte ich gelesen. Nein, ich war in einer anderen Welt versunken, nämlich in der meines jeweiligen Buches, die für mich oft viel realer war als der eher graue Schulalltag. Ich hatte mutig Verbrechen mit den Fünf Freunden aufgeklärt, an der Seite von Robinson Crusoe den unfreiwilligen Aufenthalt auf einer exotischen Insel überlebt und war auf dem gleichen Piratendampfer wie Pippi Langstrumpf in See gestochen. Später hatte ich dann die wahre Liebe mit Elizabeth Bennet erlebt, Tara an Rhett Butler verloren und mit Cathy und Heathcliff gelitten … Ach, die Liste meiner papiernen Idole war endlos. Starke Frauenfiguren hatten dabei auch mich stärker werden lassen! Na ja, zumindest, solange das Buch vorhielt. Jedenfalls war es kein Wunder, dass ich das Lesen zu meinem Beruf gemacht hatte.
Jonas und ich waren beim schon erwähnten Hauptgang, als er unser Gespräch über die Neuerscheinungen in seinem Programmbereich unterbrach und mich intensiv anblickte.
»Stephanie, ich würde da noch gerne etwas anderes mit Ihnen besprechen«, fing er an, und ich setzte mich in Positur. Jetzt machte er mir das Jobangebot!
»Ja?«, fragte ich und frischte mental meine vorbereitete Dankesrede auf.
»Ich habe mich in Sie verliebt.«
»Diese Herausforderung nehme ich mit Freuden an«, lag mir bereits auf der Zunge, aber glücklicherweise konnte ich die einstudierte Formulierung gerade noch zurückhalten. Wie bitte? Was sollte das denn heißen?
Herr Kellermann nahm vorsichtig meine Hand in seine, doch ein Blick auf meinen offenstehenden Mund und den geschockten Ausdruck in meinem Gesicht schien ihn eines Besseren zu belehren: Er gab meine Hand ungefragt wieder frei.
»Stephanie, ich weiß, das kommt etwas plötzlich, aber ich versichere Ihnen … dir …, dass ich mich schon bei unserem allerersten Treffen vor drei Jahren zu dir hingezogen gefühlt habe. Wir haben die gleichen Interessen, die gleichen Werte. Ich bewundere deine Arbeit und …« Oje, ihm gingen die Worte aus! Musste ich mich nun zu diesem delikaten Thema äußern? Himmel! »… und ich finde dich einfach wunderschön.«
Irgendwie gab mir diese eklatante Lüge den Mut, kurz aufzuschauen und spöttisch meinen Mund zu verziehen. Ich war nicht schön. Und schon dreimal nicht »wunderschön«.
Eigentlich wusste ich nicht, warum mich Jonas’ Worte dermaßen aus der Bahn warfen. So unattraktiv fand ich ihn gar nicht, und mit meinen fast vierunddreißig Jahren war ich weiß Gott auch keine weltfremde, altjüngferliche Maid mehr! Selbstverständlich hatte ich in der Sparte »Beziehungen« auch so meine Erfahrungen gesammelt. Die hatten zwar allesamt traurig bis katastrophal auf meiner persönlichen nach oben hin offenen Herzschmerzskala geendet, aber Erfahrungen waren es allemal: Dirk, ein gutaussehender Architekt, hatte mich – von mir unbemerkt – monatelang parallel zu seiner »festen« Freundin mitlaufen lassen. Markus, Controller am Flughafen München, war die Anfahrt zu meiner ländlich gelegenen Wohnung »auf Dauer« zu umständlich geworden … Na ja und so einige andere Geschichten, über die ich jetzt wirklich nicht nachdenken wollte.
Jonas Kellermann musterte mich eindringlich, und ich wurde noch ein paar Schattierungen röter. Aber plötzlich wusste ich, warum ich mich auf gar keinen Fall auf eine engere Verbindung mit ihm einlassen durfte. Denn das Einzige, was mir während all dieser deprimierenden Liebesmiseren immer Halt und Linderung beschert hatte, war meine Arbeit. Gerade auch die Zusammenarbeit mit ihm. Und diesen rettenden Anker konnte ich nicht aufs Spiel setzen. Außerdem dürfte er mir als »seine Freundin« schlecht einen festen Vertrag anbieten. Das wäre ja dann irgendwie Vetternwirtschaft. Oder Unzucht mit Untergebenen. Oder was auch immer! Jedenfalls nichts Erstrebenswertes.
Ich öffnete also gerade meine Lippen, um ihm zu erklären, dass ich leider von einer Beziehung zu ihm absehen musste, als mir ein weiterer Gedankenblitz wie ein riesiges rotes Stoppschild durch den Kopf sauste. Und auf diesem Schild stand in Leuchtbuchstaben: »Männer haben auch ihren Stolz«. Oh ja. Man sagte zwar gemeinhin, dass Frauen auf Liebesabsagen wie Furien reagierten. Aber meine sehr begrenzten Erfahrungen mit diesem Sujet zeigten, dass Männer so etwas um einiges schwerer wegsteckten als wir östrogengesteuerten Wesen. Und wenn Kerle so eine weibliche Abfuhr abschließend verarbeiteten, bedeutete das meistens das Ende jeglicher diplomatischer Beziehungen. Verdammt! Anscheinend war ich meinen Job so oder so los!
Oder gab es vielleicht doch eine smarte Redewendung oder Erklärung, die es mir ermöglichen würde, meinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen? Frei nach dem Motto: »Es liegt definitiv an mir und keinesfalls an dir«! Hm. So eine abgedroschene Phrase glaubte er mir niemals. Dazu war Jonas zu intelligent. Und zu feinfühlig. »Ich will mich auf meine Arbeit konzentrieren«, funktionierte leider auch nicht. Er war ja quasi meine Arbeit! Ach, warum konnte ich nicht vom Tisch aufstehen und mich ausgiebig von Lily beraten lassen? Wie gesagt, sie wüsste hundertprozentig, wie man das Ding hier am besten schaukeln würde.
Jonas räusperte sich. Ich sah, wie sein Blick traurig wurde. Oh nein! Jetzt musste es schnell gehen. Höchste Eisenbahn, dass mir etwas Passendes einfiel!
»Stephanie, es tut mir wahnsinnig leid, wenn ich dich durch mein Geständnis in Verlegenheit bringe. Ich wollte dich nur wissen lassen, wie ich fühle. Und ich dachte, du würdest diese Gefühle vielleicht erwidern, aber …«
In diesem hochdramatischen Moment, in dem mir das Herz bis zum Hals schlug und mein Puls raste, kam mir zum aller-allerersten Mal in meinem Leben zur rechten Zeit eine wirklich brauchbare Antwort in den Sinn! Ha! Vielleicht ging mir doch weniger von Lilys Erbgut ab als vermutet!
Ich legte tröstend meine Hand auf seinen Arm und sagte mit vor Erregung heiserer Stimme: »Jonas, es liegt wirklich nicht an dir … Ich mag dich … ehrlich! Aber ich stehe nun mal ausschließlich auf Frauen!«
Lily Werdenfels wartete gerade an einer roten Ampel, als ein leises »Ping« eine eingegangene SMS ankündigte. Sie zog ihr iPhone aus der Handtasche und öffnete die Nachricht mit einem Stirnrunzeln. Warum verschickte Steffi ausgerechnet jetzt eine SMS? War sie nicht bei diesem wichtigen Abendessen? Dann musste Lily unwillkürlich grinsen, denn die Nachricht lautete: »Kein fester Job, dafür ab heute lesbisch. Hilfe! Wir reden morgen. Kuss, Steffi«
Die Ampel sprang auf Grün, und Lily gab ordentlich Gas. Eigentlich waren sie für heute verabredet gewesen. Doch Steffi hatte den monatlichen »Schwesternabend« kurzfristig abgesagt. Stattdessen war Lily mit Hitchcock, ihrem schwarz-weißen Cockerspaniel, an die Isarauen zu einem ausgedehnten Spaziergang gefahren; sie hatte keine Lust gehabt, schon wieder einen ganzen Abend allein zu Hause rumzusitzen. Denn Jörg arbeitete leider seit einigen Wochen an einem neuen Projekt und kam immer erst kurz vor Mitternacht heim.
Ach, hör doch auf zu heulen, dachte Lily unwirsch. Sie hasste es zu jammern. Schließlich fehlte es ihr an nichts. Sie lebte in einem schönen, großen Haus im besten Viertel Münchens. Ihr Mann war ein erfolgreicher und gut beschäftigter Regisseur, und sie waren mit vielen talentierten, berühmten Menschen befreundet. Genau. Vielleicht sollte sie noch einmal die Planung für Samstag durchgehen. Ein Fest für fast hundert Leute organisierte sich schließlich nicht von selbst, auch wenn das Büfett von Feinkost Käfer geliefert werden würde und die Live-Band bereits geordert war! Als Erstes würde der Champagner gereicht werden. Und diese kleinen vegetarischen »Amuse-Bouches«. Was hatte sie da ausgewählt? Mini-Kürbistarte oder Pesto-Ravioli »on the stick«? Sie konnte sich nicht mehr erinnern. Aber ein Fotograf würde am Eingang von allen eintreffenden Gästen ein Erinnerungsfoto mit Jörg schießen. Das daraus resultierende Album, versehen mit Auszügen des Gästebuchs, sollte ihr Geschenk an Jörg sein. Zu seinem fünfzigsten Geburtstag.
Mein Gott, fünfzig Jahre! Ein halbes Jahrhundert. Wie unglaublich alt das klang. Dabei sah man Jörg sein fortgeschrittenes Alter kaum an. Obwohl … eigentlich stimmte das so nicht. Er hatte schon ein paar Falten mehr, und auch seine Haare färbten sich langsam, aber sicher grau. Doch das tat seiner Attraktivität keinen Abbruch. Er wirkte noch immer sportlich und durchtrainiert. Ob ihm sein Alter etwas ausmachte? Lily hätte es nicht sagen können, denn Jörg äußerte sich nie zu solchen Themen.
Was man von ihren Freundinnen leider nicht behaupten konnte. Da ging es bereits seit einigen Jahren – sie war mit ihren siebenunddreißig die Jüngste in diesem Kreis – viel zu oft um die Vor- und Nachteile von blutigen und weniger blutigen Eingriffen der plastischen Chirurgie. Dieses hohle Beauty-Gelaber nervte zunehmend, und sie sehnte sich manchmal nach einer »richtigen« Aufgabe. Nach einem Beruf. Dann tat es ihr leid, dass sie damals, als sie Jörg kennenlernte, ihre Karriere als erfolgreiches Fotomodell so sang- und klanglos aufgegeben hatte. Vielleicht hätte sie sich ansonsten weiterentwickelt und stünde nun selbst hinter der Kamera. Eventuell wäre sie dann sogar auch beim Film gelandet und hätte mit Jörg zusammenarbeiten können.
Hm. Ab und zu fragte sie sich, ob ihre Schwester nicht doch das bessere Leben gewählt hatte. Ohne Mann, aber unabhängig und mit einem interessanten Job, der sie ausfüllte und ernährte. Auf der anderen Seite war es wahrscheinlich normal, wenn man nach dreizehn Jahren Ehe eine kleine Sinnkrise bekam und einige Dinge in Frage stellte. Irgendwie wusste sie gar nicht mehr, »wer« sie eigentlich war: nur noch Jörgs attraktive Ehefrau? Sein hübsches, aber unbedeutendes Anhängsel?
Dabei hatte sie durchaus Sinnvolles zu tun. Schließlich engagierte sie sich im großen Stile für wohltätige Zwecke, saß ehrenamtlich im Vorstand mehrerer Stiftungen und unterstützte Jörgs Karriere durch ihre rege Teilnahme am Münchner Promileben. Das war im Grunde genommen besser, als für schnödes Geld zu arbeiten. Oder?
Lily bog schwungvoll in die stille Sackgasse ein, an deren Ende ihr weitläufiges, von einem gepflegten Garten umgebenes Haus lag. Warum war sie ausgerechnet heute so mies drauf! Änderte sich das Wetter? Färbte der berühmt-berüchtigte Föhn ihre Gedanken so schwarz? Oder hatte sie heute zu viel Zeit allein verbracht? Hm. Ob ihr Leben mit eigenen Kindern erfüllter wäre? Sie wagte, es zu bezweifeln. Jörg, der bereits zwei erwachsene Söhne aus erster Ehe hatte, weigerte sich sowieso standhaft, zusätzlichen Nachwuchs ins Leben zu rufen. Er hasste Kindergeplärre und …
Unwillkürlich nahm Lily den Fuß vom Gas und rollte in ihre durch dicke immergrüne Büsche geschützte, nicht von außen einsehbare Einfahrt. Hoppla! Vor Überraschung trat sie viel zu fest auf die Bremse und wurde hart gegen den Sicherheitsgurt gepresst. Hitchcock jaulte empört auf, als er von der Rückbank fiel, aber … vor ihrem Haus parkte bereits Jörgs Cabrio. Er war schon zu Hause, und sie wäre ihm versehentlich fast in den Kofferraum gerauscht!
Erleichtert, dass nichts Schlimmes passiert war, ergriff Lily ihre Handtasche, ließ den Hund rausspringen und ging eilig zur Haustür, die Jörg natürlich wie immer nicht abgesperrt hatte. Im Haus dröhnte Musik. Marvin Gaye, einer von Jörgs Lieblingssängern, röhrte mit voller Lautstärke. Jörg musste extrem gut gelaunt sein. Ob die Filmförderung endlich seinen Antrag bewilligt hatte? Oder stand der erste Entwurf des neuen Drehbuchs endlich?
Sie öffnete die Tür zur Küche. Manchmal schenkte sich Jörg noch ein eiskaltes Glas Grauburgunder ein, bevor er unter die Dusche sprang. Aber heute war die große, gemütlich eingerichtete Küche, in deren Mitte ein meterlanger massiver Pinienholztisch stand, leer. Lily stellte ihre Tasche auf dem Sideboard ab und bemerkte in diesem Augenblick die zweite Damenhandtasche, die dort stand. Es war eine recht auffällige von Louis Vuitton und damit ganz sicher nicht ihre; sie verabscheute dieses überteuerte, gleichmachende Markenzeugs.
Jörg hatte also Besuch! Und während sie diesen Satz zu Ende dachte, ergaben die verschiedenen Puzzleteile plötzlich einen Sinn: sein frühes Nachhausekommen, obwohl sie eigentlich bei ihrer Schwester sein sollte, die fremde Tasche … Das alles ließ eigentlich nur eine Schlussfolgerung zu, und die war einfach unfassbar: Sie wurde betrogen. Jörg schlief mit einer anderen Frau!
Ihre Hände zitterten leicht, als sie die Weinflasche aus dem Kühlschrank nahm und sich ein extragroßes Glas eingoss. Damit setzte sie sich an den Küchentisch. Hitchcock, der unglaublich feinfühlig sein konnte, presste tröstend seine Nase gegen ihr Bein. Abwesend streichelte sie seinen schmalen Kopf. Was machte man in so einer Situation? Sie nippte an ihrem Wein. Sollte sie nach oben ins Schlafzimmer gehen und die beiden in flagranti … hm … Mit welcher Dame hatte sie es eigentlich zu tun?
Lily griff sich die hässliche Tasche und fischte nach einem Portemonnaie. Nach kurzem Wühlen hielt sie es in der Hand. Es war natürlich auch von Louis Vuitton. Klassisch fantasielos. Ohne mit der Wimper zu zucken, zog sie die Kreditkarte ihrer Rivalin hervor. Der Name von Jörgs Flamme lautete also Leonie von Schwalbach. Lily lachte höhnisch auf, obwohl sie verletzt war: Leonie war die aktuelle Freundin von einem von Jörgs Mitarbeitern und bestimmt noch keine achtundzwanzig. Jörg vermisste offensichtlich »Frischfleisch« im Bett. Mein Gott, was für ein Klischee! Alter Hengst sucht junge Stute zum Vögeln! Da konnte einem ja schlecht werden.
Lily nahm noch einen Schluck Wein. In ihrem Magen rumorte es, und irgendwie fühlte sie sich ganz leicht im Kopf. Jörg – ihr Jörg – hatte eine Affäre! Ob es eindeutige Anzeichen dafür gegeben hatte? Nein, eigentlich war doch alles wie immer gewesen. Jörg hatte viel gearbeitet und … Plötzlich schlug sie mit der flachen Hand auf den Küchentisch. Nein! Jörg und seine Geliebte waren es definitiv nicht wert, dass sie sich jetzt dazu hinreißen ließ, ihnen eine Szene zu machen. Sie würde stattdessen hocherhobenen Hauptes aus dem Haus marschieren und morgen einen Anwalt anrufen. Genau. Sie würde cool bleiben! Niveauvoll! Sich keine Blöße geben. Sie nahm Hitchcocks Hundenapf und eine Dose Futter aus dem Regal. Den Rest würde ihr bestimmt Steffi leihen.
Der Hund folgte ihr auf dem Fuß, als sie – leicht beschwipst durch den Alkohol auf leeren Magen – aus dem Haus ging. Lily saß bereits in ihrem BMW und setzte gerade zurück, als ihr Blick auf den goldenen Aufkleber fiel, der neben dem Eingang am Tor pappte. »Securitas« stand da in dicken schwarzen Buchstaben. Das war der Name des Sicherheitsdienstes, der sich um ihr Haus kümmerte und auch für die Alarmanlage zuständig war.
Unwillkürlich hielt Lily an. Dann lächelte sie maliziös. Jörg und seine Angebetete würden doch nicht ganz ungeschoren davonkommen. Schließlich war ein kleiner Denkzettel äußerst lehrreich für die beiden. Sie zog ihr iPhone aus der Tasche und suchte in den Kontaktdaten. Richtig. Ein Knopfdruck und schon …
»Securitas – wir sorgen für Ihre Sicherheit. Was kann ich für Sie tun?«, fragte die freundliche Dame am anderen Ende der Leitung.
Das war typisch. Am gleichen Tag, an dem mein Leben durch einen nicht provozierten amourösen Super-GAU völlig aus dem Ruder zu laufen drohte, meine weitere berufliche Karriere in den Sternen stand und ich unfreiwillig, quasi durch einen Akt höherer Gewalt, lesbisch werden musste, passierte Lily so etwas! Sie übertrumpfte mich selbst in der Drama-Abteilung. Sogar in Krisensituationen ging es bei ihr ein kleines bisschen grandioser zu als bei mir! Und während ich – um ein Uhr nachts – ihrer Betrugsgeschichte lauschte, dem untreuen Jörg die Krätze an den Hals wünschte und mir Sorgen um die ungewisse Zukunft meiner großen Schwester machte, saß sie auf meinem wackeligen Küchenstuhl und … lachte sich schief!
»Steffi, da hättest du einfach dabei sein müssen. Es war wie im Kino! Slapstickmäßig! Die beiden Sicherheitsgorillas ganz in Schwarz und Jörg nur mit einem Handtuch …« Sie wurde schon wieder von einem unkontrollierten Lachanfall geschüttelt. »Und diese zeternde dralle Aristo-Trulla im Schlepptau!«
Lily beschrieb die ganze Situation so köstlich, dass ich mich – gegen meinen Willen – unterprivilegiert fühlte, weil ich dieses spaßige Schauspiel verpasst hatte. Ein mir wohlbekanntes Gefühl, denn das ging mir eigentlich immer so, wenn Lily aus ihrem XXL-Leben auf der Überholspur erzählte. Und warum sollte das ausgerechnet heute anders sein! Fremdgehen hin oder her! Lilys Leben war einfach immer glamouröser als meins.
»Aber wieso hat Jörg den Sicherheitsleuten nicht einfach gesagt, wer er ist?«, erkundigte ich mich ratlos.
»Das hat er ja. Andauernd. Aber er sollte sich ausweisen. Und du weißt doch, dass Jörg seinen Personalausweis, seitdem er einmal bei einer Verkehrskontrolle ›ohne‹ erwischt wurde, immer zusammen mit den Autopapieren im Handschuhfach seines Cabrios einschließt! Da musste er dann wohl oder übel seinen nackten Hintern aus dem warmen Lotterbett ins Freie befördern!«, kicherte Lily.
»Aha«, sagte ich. »Und der Sicherheitsdienst ist einfach so angerückt?«
»Klar. Ich hab denen am Telefon vorgejammert, dass mein Mann heute verreist sei und ich beim Nachhausekommen verdächtige Geräusche aus dem Schlafzimmer wahrgenommen hätte! Das hat gereicht! Die standen in weniger als fünfzehn Minuten auf der Matte und sind dann mit gezückter Waffe ins Haus gestürmt!«
Ich nickte. Mit gezückter Waffe … Aber ich verkniff mir einen kritischen Kommentar. Es war ja glücklicherweise niemand zu Schaden gekommen. »Und hat Jörg gesehen, dass du von der Gartenlaube aus alles beobachtet hast?«, fragte ich stattdessen.
Lily schüttelte den Kopf. »Nein, dazu hat ihm seine kreischende Leonie keine Zeit gelassen. Die hat all seine Aufmerksamkeit beansprucht, so stinkesauer, wie die war! Die hätte sich am liebsten auf die Sicherheitsleute gestürzt und ihnen die Augen ausgekratzt!«
Genüsslich nahm Lily noch einen Schluck Prosecco. Ich hatte den Pikkolo in freudiger Erwartung kalt gestellt, um auf meine Festanstellung anzustoßen. Doch nun wurde das Gesöff zweckentfremdet und als Racheumtrunk genutzt.
»Und wie soll es jetzt weitergehen?«, fragte ich, als sich Lily wieder einigermaßen beruhigt hatte und sich nur noch die Lachtränen aus den Augen wischte.
»Wie meinst du das?«
»Na, ihr müsst euch doch jetzt irgendwie aussprechen. Schließlich seid ihr verheiratet! Vielleicht war diese Geschichte ja auch nur ein einmaliges Abenteuer?«, brachte ich vorsichtig an und überlegte, wie Lily es nur schaffte, in Jeans und einem einfachen beigen T-Shirt so elegant und cool auszusehen, direkt wie aus einem dieser Vogue-Artikel über »smarte Weekend-Looks reloaded«. Obwohl … bei ihren Modelmaßen würden wahrscheinlich auch zwei strategisch drapierte Aldi-Plastiktüten schick aussehen.
»Du glaubst doch nicht etwa, dass ich diesem verlogenen Betrüger noch eine einzige Chance gebe?«, erwiderte Lily und wirkte dabei völlig tiefenentspannt und emotional ausgeglichen. Beneidenswert eben.
»Liebst du Jörg nicht mehr? Willst du gar nicht um ihn kämpfen?« Ich war fassungslos. Jörg und Lily hatten so harmonisch gewirkt. So vertraut. Wie eine absolute Einheit. Jedes Mal, wenn ich eine schön fotografierte Hochglanz-Weihnachtskarte von ihnen bekommen hatte, waren mir vor Selbstmitleid fast die Tränen gekommen. Voller Sehnsucht hatte ich mir das gleiche Glück gewünscht. Attraktives Hochglanz-Glück. Und es wollte mir nicht in den Kopf, dass Lily all das praktisch über Nacht aufgeben wollte.
Lily blieb mir eine Antwort schuldig. »Zeit, ins Bett zu gehen!«, sagte sie stattdessen. »Danke, Steffi, dass ich dir für ein paar Tage auf die Pelle rücken darf. Du bist ein Schatz!« Damit verzog sie sich samt Hund, der ihr genauso zu Füßen lag wie die gesamte Männerwelt, ins Badezimmer.
Als ich ihr eine halbe Stunde später noch eine heiße Tasse Gute-Nacht-Tee ans provisorische Gästebett in meinem winzigen Wohnzimmer bringen wollte, schlief Lily tief und fest. Hitchcock, der zusammengekringelt auf dem Boden lag, bewachte mit einem vorwurfsvollen Blick ihre Nachtruhe.
Vielleicht stand sie einfach unter Schock, überlegte ich, als ich unter meine rosa Patchwork-Decke kletterte und meine Nachttischlampe ausknipste. Das war doch einfach keine angemessene Reaktion auf das erwiesene Fremdgehen ihres Ehemanns! Während ich schlaflos in die Dunkelheit starrte, versuchte ich, mir vorzustellen, wie ich auf den Verlust des perfekten Ehemanns reagiert hätte … Obwohl dieser Gedanke wirklich rein hypothetisch war, denn ich war noch nie länger als einen Abend mit einem Mann ausgegangen, der dem kritischen Urteil meiner Schwester und meiner Eltern standgehalten hätte und der wie Jörg mit offenen Armen in unserer Familie aufgenommen worden wäre. Nein, meine festen Freunde waren allesamt zu »ungebildet« und/oder zu »mittellos«, um das gleiche familiäre Wohlwollen zu erregen. Trotzdem hatten sie mir ausnahmslos das Herz gebrochen. Und daher konnte ich sehr wohl ermessen, was ich an Lilys Stelle getan hätte.
Ich hätte mich in mein Schneckenhaus verkrochen und mich gefragt, was ich diesmal bloß wieder falsch gemacht hatte. Mir die Augen ausgeheult! Ich hätte aus Frust zwei Einliterpackungen »Ben & Jerry’s Cookie Dough«-Eis ausgelöffelt und direkt danach eine Nulldiät begonnen. In einem unbedachten Moment wäre ich bestimmt der schwachsinnigen Idee verfallen, mitten in der Nacht zu seiner Wohnung zu fahren, um zu schauen, ob bei ihm noch Licht brannte. Und dann, um alles auf die Spitze zu treiben, hätte ich mir vorgestellt, wie er – mit oder ohne Beleuchtung – gerade diese andere, garantiert viel attraktivere Frau küsste, die selbstverständlich zehnmal besser im Bett war als ich. Schließlich hätte ich mein persönliches Liebeskummer-Allheilmittel angewendet und mir dreimal hintereinander die sowieso schon ellenlange Verfilmung von Nicholas Sparks Wie ein einziger Tag reingezogen, bis ich – wie immer unsterblich in Ryan Gosling verliebt – mir klargemacht hätte, dass ich Ryan ebenso wenig wie meinen Ex hätte halten können, weil ich einfach eine granatenmäßige Niete war!
An diesem Punkt wäre aus reiner Gewohnheit Lily eingeschritten und hätte mich mit ihren gutgemeinten Ratschlägen aufgepäppelt. Die fingen alle mit »Du musst …« oder »Du darfst nicht …« an, und manchmal fragte ich mich, ob sich das Wort »Ratschlag« nicht doch vom Verb »schlagen« ableitete. Als da wären, in absteigender Ordnung der Häufigkeit, mit der sie mir diese Leitlinien um die Ohren schlug: »Du musst von Tag zu Tag leben und versuchen, aus jedem einzelnen das Beste zu machen!«, »Du darfst nicht immer nur das Schlechte sehen!«, »Du musst selbstbewusster werden!« und »Man sollte sich neuen Herausforderungen stellen und nicht den Kopf im Sand vergraben«.
Ehrlich gesagt, hatte ich mich insgeheim immer damit getröstet, dass es ziemlich einfach für die in jeder Hinsicht vollkommene Lily war, solche wohlklingenden Gemeinplätze aufzusagen, denn sie hatte ja alles, was frau sich nur wünschen konnte. Aber nun schien sich ihr Leben auf einen Schlag doch grundsätzlich verändert zu haben, und es sah fast so aus, als ob sie tatsächlich auf ein Dasein ohne Jörg zusteuerte … verdammt! Ob uns eventuell sogar eine Scheidung ins Haus stand?
Mir brach der kalte Schweiß aus, und plötzlich konnte ich nicht länger ruhig im Bett liegen bleiben. Rastlos tigerte ich durch meine Wohnung. Lily hatte doch bei ihrer Hochzeit so einen blöden Ehevertrag unterschrieben … Verzichtete sie darin nicht auf alle Ansprüche im Falle einer Trennung? Meine Schwester, der es bisher an nichts gefehlt hatte … ohne Mann und ohne Geld?! Ohne ihre bestimmt sehr liebgewonnenen Gewohnheiten, wie der regelmäßige Besuch beim Star-Friseur, der persönliche Pilates-Trainer, der sogar zu ihr nach Hause kam, die kleinen Spontan-Trips nach Ibiza oder an die Côte d’Azur, die sie sich noch zusätzlich zum wochenlangen Jahresurlaub mit Jörg gönnte. Und … womit sollte sie jetzt überhaupt Geld verdienen? Mit Modeln? Gab es überhaupt noch Jobs für Models über dreißig? Vor meinem – zugegebenermaßen sehr fantasievollen – geistigen Auge sah ich Lily bereits in der Gosse: Hitchcock neben sich, streckte sie mit strähnigen Haaren und zerrissenen Klamotten Passanten einen Plastikbecher entgegen und flüsterte verzweifelt: »Haste mal ’nen Euro?«
Ich schüttelte energisch den Kopf, um mich von diesem dystopischen Kopfkino zu befreien, aber die Sorge um Lilys Wohlergehen blieb. Bevor ich michs versah, saß ich an meinem Computer und googelte Partnerschaftsagenturen. Genau. Falls Jörg tatsächlich ausfiel, musste Ersatz her. Lily brauchte einen neuen Mann!
Als ich das nächste Mal auf die Uhr sah, war es fast vier Uhr früh. Ich hatte Lily unter meinem Namen, aber mit ihren Charaktereigenschaften ein »persönliches Profil« bei insgesamt fünf verschiedenen Agenturen eingerichtet. Was leider nicht ganz billig gewesen war, aber das sollte es mir wert sein. Denn obwohl ich noch kein Foto von ihr gepostet hatte, spuckte der Computer bereits die ersten »Matches« aus. Diese passten auf einer Skala von 0 bis maximal 100 Prozent durchschnittlich unglaubliche 85 Prozent zu Lily!
Neugierig klickte ich den ersten der vorgeschlagenen Männer an. Es handelte sich um einen Malermeister »im besten Alter«, mit »viel Herzenswärme«, aber etwas wenig Haaren. Hm. Der Zweite sah ziemlich schick aus, hatte aber vier minderjährige Kinder und betonte, dass er sich mit seiner Ex-Frau noch immer »absolut bestens« verstehen würde. Dieses kleine, unscheinbare »absolut bestens« müsste man wahrscheinlich für den Fall der Fälle genauer definieren. Nicht dass diese Formulierung auch den gelegentlichen Beischlaf mit der Ex inkludierte! Dafür war der dritte Mann in einem Alter von fünfundvierzig Jahren noch immer »unverheiratet« und »supersportlich«. Er verfügte sogar über ein – auf dem Bewerbungsbild demonstriertes – »Sixpack«. Tja, Qual der Wahl. Vielleicht müsste sich Lily da doch selber einmal durchklicken und eine Vorauswahl … Mann, war ich müde. Allmählich musste ich echt in die Federn. Nur noch schnell meine E-Mails gecheckt und dann husch, husch … oh nein!!!
In meiner »Inbox« befand sich eine Nachricht von Jonas, die offenbar erst vor fünf Minuten abgeschickt worden war! Es schien so, als ob da noch jemand eine schlaflose Nacht verbrachte! Ich zögerte. Sollte ich mir das jetzt – um diese Uhrzeit – wirklich noch antun? Aber dann siegte die Neugier. Ein Doppelklick … und schon las ich mit vor innerer Anspannung zusammengekniffenen Augen seine Worte:
Liebe Stephanie,
ich hoffe, ich darf dich immer noch so nennen, auch wenn der heutige Abend ein einziges Fiasko war und das ganz allein meine Schuld ist! Bitte vergib mir. Ich werde nie wieder ein Wort über meine Gefühle verlieren und von nun an nur noch rein geschäftliche Themen mit dir besprechen! Aber genau deshalb muss ich dich heute leider noch mal belästigen, auch wenn mir das jetzt sehr schwerfällt. Ich würde dir gerne ein Angebot unterbreiten – wahrscheinlich kannst du dir schon denken, worum es dabei geht –, aber dazu müsste ich dich in mein Büro bitten. Würde dir morgen früh um 11.00 Uhr passen?
Mit freundlichen Grüßen, Jonas.
Na bravo. An Schlaf war jetzt natürlich nicht mehr zu denken.
Lily! Liebes!« Katja, die Dame des Hauses, hauchte ihr mit spitzen Lippen hektisch einen Kuss auf beide Wangen und schwebte dann – auf 15-Zentimeter-Absätzen – mit einem gehetzten Gesichtsausdruck an ihr vorbei. »Bin gleich wieder da! Ich muss nur noch …« Den Rest des Satzes verschluckte die sich hinter ihr schließende Küchentür.
Aber Lily, Hitchcock im Schlepptau, fand auch von ganz allein den Weg ins Wohnzimmer, wo am heutigen Morgen das Komitee des »Flying Eagle Golf Cups – united we are strong« tagte. Die anwesenden Society-Ladys diskutierten schon fleißig, und Lily, die sich durch den weiten Weg von Steffis Wohnung nach Starnberg leicht verspätet hatte, setzte sich mit einem entschuldigenden Lächeln auf den letzten freien Platz.
»Also, ich bin dafür, dass jeder Teilnehmer eine Medaille fürs Mitmachen bekommt«, erklärte Ann-Kathrin, eine brünette Mittvierzigerin mit verdächtig glattem Madonnengesicht kämpferisch. Allen Anwesenden war hinreichend bekannt, dass Ann-Kathrins Mann Egon ein guter, aber ziemlich cholerischer Golfspieler war, der sich so gar nicht »sportsman-like« verhielt, wenn er einen Platz auf dem Siegertreppchen verpasste. Wahrscheinlich wollte sie ihn durch diese Jedermanns-Medaille schon vorab besänftigen.
»Das kommt überhaupt nicht in Frage!«, beschied Petra, die für die finanzielle Planung des Events verantwortlich zeichnete. »So ein Gelump ist viel zu teuer.« Sie kniff ihre dezent mit Kollagen aufgespritzten Lippen zusammen und schüttelte den perfekt geföhnten silberblonden Bob missbilligend. Niemand traute sich, ihr zu widersprechen.
Lily räusperte sich. »Eventuell könnte man ja die ersten zehn Plätze auszeichnen statt nur die ersten drei.« Auf diese Weise würde Ann-Kathrins Mann hoffentlich noch eine friedensstiftende Medaille abstauben. Lily mochte die in ihren Augen ziemlich unter der Fuchtel stehende Ann-Kathrin gern, manchmal hatte sie sogar regelrecht Mitleid mit ihr. Außerdem nervte Petra mit ihren dominanten Rambo-Manieren. Bloß weil ihr Mann Arndt der Präsident des Starnberger Golfklubs war, brauchte sie sich nicht so aufzuspielen!
»Bravo!« Irina, die hochelegante Russin, die erst vor kurzem im Organisations-Komitee aufgenommen worden war, klatschte Beifall. »Gute Idee! Ansonsten kann Yuri die zusätzlichen Medaillen bezahlen«, ergänzte sie in ihrem perfekten, aber ziemlich hart ausgesprochenen Deutsch. Ihr Mann war legendär vermögend. Keiner wusste so genau, womit er sein Geld verdiente, aber sie schwammen geradezu im Reichtum. Goldene Wasserhähne und Klobürstengriffe inklusive, wie Lily bei einem Besuch von Irinas Starnberger »Palast« amüsiert festgestellt hatte.
Petra nickte indigniert und kritzelte etwas in ihren aufgeschlagenen Notizkalender. Mehr Zustimmung würde es von ihr nicht geben. Aber immerhin.
»Na, wer möchte ein Gläschen?« Eine bereits geöffnete Magnum-Champagnerflasche in der Hand, stakste Katja – dicht gefolgt von ihrer adretten kolumbianischen Haushälterin, die ein volles Tablett mit Gläsern heranschleppte – auf dünnen Streichholzbeinchen in das weitläufige Wohnzimmer, dessen bodentiefe Fensterfront einen wunderbaren Panoramablick auf den See ermöglichte. Udo, Katjas Mann, war ein erfolgreicher Architekt, der sich hier sein »Aushängeschild« mit viel Glas und Stahl erbaut hatte. Und das zahlte sich aus: Jede Menge Damen aus Katjas Bekanntenkreis hatten, nach einem kurzen Besuch, ihren Angetrauten davon überzeugt, dass man unbedingt Udo für den Um- oder Ausbau des schmucken Eigenheims anheuern musste. Schließlich war Udo in und ein von ihm verschönertes Haus ein absolutes Must-have.
»Champagner um elf Uhr morgens!!« Die meisten der anwesenden Ladys zierten sich für einen winzigen Moment, aber schließlich stand vor jeder ein Kelch mit prickelndem Inhalt. Die Stimmung hellte sich augenblicklich auf, und der nächste Diskussionspunkt, »Gesetztes Abendessen versus Büfett«, konnte in Angriff genommen werden.
Lilys Gedanken drifteten unwillkürlich ab, als sie an ihrem Champagner nippte. Sie hatte sich gestern Abend schlafend gestellt, als Steffi ihr noch eine Tasse Tee bringen wollte. Denn da war ihr die ganze Sache mit Jörg noch einmal so richtig bewusst geworden, und sie stand solche traurigen Augenblicke lieber stillschweigend und vor allem alleine durch. Ihre kleine Schwester wollte sie schon dreimal nicht damit belasten. Doch wie sollte sie sich jetzt nur Jörg gegenüber verhalten? Steffi hatte ja recht: Sie musste sich irgendwie mit ihm aussprechen und ihm die Trennung vorschlagen. Denn dass sie sich von ihm trennen würde, stand für sie fest. Es war ihr unmöglich, ihm noch einmal zu vertrauen. Nicht nach diesen Bildern von ihm und dieser Tussi, die sich tief in ihrer Netzhaut eingebrannt hatten. Wenn sie es nur nicht von Angesicht zu Angesicht machen müsste. Aber sie konnte ihm ja schlecht telefonisch die Scheidung vorschlagen. Oder? Sie hatte die ganze Nacht gegrübelt.
Um sechs Uhr dreißig war sie dann aufgestanden, hatte sich auf Zehenspitzen ein paar Klamotten von Steffi geliehen, die noch tief und fest schlief, und eine ausgiebige Joggingrunde mit dem fröhlich kläffenden Hitchcock gedreht. Danach ging es ihr besser, und ihr Kopf war wieder klar. Warum sollte ausgerechnet sie den ersten Schritt machen? Das sollte Jörg lieber selbst tun. Schließlich war er aus dieser Ehe ausgebrochen und nicht sie! Außerdem wäre es interessant, herauszufinden, wann es ihm auffiel, dass sie ausgezogen war. Sie würde auf jeden Fall fürs Erste bei Steffi wohnen bleiben und dann …
»Lily! Träumst du?« Katja stupste sie an. »Ich habe dich jetzt dreimal gefragt, was du zu Jörgs Geburtstagsfete anziehst? Ich will nicht aus Versehen wieder im selben Fummel wie du dort aufkreuzen!«
»Ich gehe nicht auf Jörgs Party.« Der Satz war Lily einfach so rausgerutscht. Sie hatte eigentlich gar nichts von ihren Problemen erzählen wollen. Verdammt!
Katja starrte sie entgeistert an. »Wie meinst du das?«
»Ach, es geht sich halt nicht aus«, versuchte Lily abzuwiegeln.
»Es geht sich nicht aus … dass du zum fünfzigsten Geburtstagsfest deines eigenen Mannes gehst?«, quietschte Katja empört. »Lily-Maus! Was ist passiert?« Und natürlich hatte sie umgehend die ungeteilte Aufmerksamkeit der anderen zwölf Damen.
»Ich möchte nicht drüber reden. Das ist noch alles ziemlich frisch«, sagte Lily mit einem kleinen, gezwungenen Lächeln.
»Aber uns, deinen besten Freundinnen, kannst du es doch erzählen!«, gurrte Petra.
»Findet die Party denn ohne dich überhaupt noch statt?«, wollte die bisher eher stille Eva wissen.
Lily zuckte mit den Schultern.
»Jetzt sag halt, was los ist«, forderte Ann-Kathrin streng. Und dieser Schlange hatte sie eben noch zur Seite gestanden! Aber irgendwie würde die ganze Sache ja so oder so rauskommen, also konnte sie auch jetzt …
»Jörg hat mich betrogen«, flüsterte Lily leise.
Die Reaktionen auf diese Eröffnung hätten nicht aufgeregter sein können. Alle Ladys schrien wild durcheinander. Eine Welle von Fragen und Solidarisierungsbekundungen brach über Lily herein.
»Mein Gott, mit wem?«
»Dieser Drecksack!«
»Wenn du dich mal ausheulen musst, kannst du jederzeit bei mir vorbeikommen!«
»Männer sind alles Schweine!«
»Deinem Jörg hätte ich das nun wirklich nicht zugetraut …«
»Wenn das jemandem mit einer Top-Figur wie dir passiert, also was soll ich dann erst …«
Lily versuchte erst gar nicht, ihren Freundinnen zu antworten. Sie kämpfte mit den Tränen. Am liebsten wäre sie aufgesprungen und weggerannt, aber das ging natürlich nicht. Sie war eine erwachsene Frau.
»Jetzt lasst sie doch erst einmal zur Ruhe kommen!«, befahl Petra schließlich. »Ihr tut ja gerade so, als ob ihr keine Midlife-Crisis-gebeutelten Männer zu Hause hättet!«
Fast augenblicklich kehrte Stille ein.
Lily war Petra unendlich dankbar. Aber was meinte sie mit »Midlife-Crisis-gebeutelten Männern«?
»Egon hat erst gestern wieder mit dieser Schlampe gemailt«, sagte Ann-Kathrin plötzlich mit zittriger Stimme. »Sie wollen zusammen in den Urlaub fahren!«
»Du Arme«, sagte Eva mitfühlend. »Aber das ist noch gar nichts. Hermann hat letzte Woche eine Wohnung für seine Sprechstundenhilfe gemietet! So ein verdammtes Liebesnest – direkt neben der Praxis. Mit meinem Geld!«
Überrascht blickte Lily auf. Das war ihr alles neu. Hatten sich die anderen etwa ohne sie über diese Themen ausgelassen? »Eure Männer betrügen euch?«, fragte sie fassungslos.
Petra musterte sie schweigend für einen kleinen Augenblick – so als überlegte sie noch, ob man Lily die bittere Wahrheit wirklich zumuten konnte – und legte ihr dann vertraulich die Hand auf den Arm. »Willkommen im Klub, meine Liebe!«
Die anderen Damen lächelten. Ziemlich gequält – wie Lily fand.
»Weißt du, die Midlife-Crisis ist für Männer das, was für uns die Menopause ist!«, piepste Katja. »Nur schlimmer!«