Bei meiner Arbeit an diesem umfangreichen Buch war ich auf zahlreiche Unterstützer angewiesen: auf Freunde, Familienangehörige, Kritiker, Bibliothekare, Kuratoren, Reisebüros, Tellerwäscher und Haustiersitter. Vor allem möchte ich Carolyn McCray danken, die als Erste jede einzelne Seite durchkorrigiert hat, sowie Steve Prey, dessen Gedanken und Einsichten zur Kunst in das Manuskript eingeflossen sind. Des Weiteren ist es mir eine Ehre, meine Freundesschar dankend zu erwähnen, die sich alle zwei Wochen im Coco’s Restaurant trifft: Judy Prey, Chris Crowe, Michael Gallowglas, David Murray, Dennis Grayson, Dave Meek, Royale Adams, Jane O’Riva, Dan Needles, Zach Watkins und Caroline Williams. Im Hinblick auf Fremdsprachen gilt mein herzlicher Dank Diane Daigle, meiner Freundin aus dem weiten weißen Norden. Besonders danken möchte ich auch David Sylvian für seine unerschöpfliche Energie, seine Unterstützung und seinen Enthusiasmus, sowie Susan Tunis, die alle möglichen Fakten nachgeprüft hat. Für die Anregung zu dieser Geschichte schulde ich den Büchern von Sir Laurence Gardner und der bahnbrechenden Forschung von David Hudson Dank. Schließlich möchte ich noch vier Menschen erwähnen, die ich als Freunde und Ratgeber schätze: meine Lektorin Lyssa Keusch und ihre Kollegin May Chen, sowie meine Agenten Russ Galen und Danny Baror. Wie immer möchte ich betonen, dass jedwede Irrtümer und Fehler auf mein Konto gehen.
Die Überzeugungskraft jeder fiktiven Erzählung beruht auf den dargestellten Fakten. Obwohl die Wahrheit bisweilen unglaubwürdiger erscheint als die Fiktion, bedarf Letztere stets eines wahren Fundaments. Deshalb gibt es alle in diesem Buch erwähnten Kunstwerke, Reliquien, Katakomben und Schätze wirklich. Die dargestellte historische Fährte ist empirisch belegt. Der wissenschaftliche Kern des Buches beruht auf aktuellen Forschungsergebnissen und Entdeckungen.
Mit jedem seiner Abenteuerromane um die unerschrockenen Helden von der SIGMA Force stürmt James Rollins weltweit die Bestsellerlisten. Und auch in Deutschland hat sich der Autor bereits eine riesige Fangemeinde erobert. James Rollins ist Doktor der Veterinärmedizin und betreibt eine Praxis in Sacramento, Kalifornien.
28. August, 11:45
Takoma Park, Maryland
Gray radelte die Cedar Street entlang, vorbei an der Takoma Park Library. Der Fahrtwind und der warme Sonnenschein im Gesicht taten ihm gut. Es war, als hätte er die letzten drei Wochen unter der Erde in der Kommandozentrale von Sigma verbracht und an einer Sitzung nach der anderen teilgenommen.
Er kam gerade von einer letzten Einsatzbesprechung mit Painter Crowe. Dabei war es vor allem um Seichan gegangen. Die Agentin der Gilde war nach Verlassen des Papstpalastes um eine dunkle Ecke getreten und so spurlos verschwunden wie ein Gespenst. Gray aber hatte einen Anhänger in seiner Tasche gefunden.
Einen Drachenanhänger.
Schon wieder.
Aber während der erste Anhänger von Fort Detrick eindeutig als Drohung gemeint gewesen war, hatte Gray diesmal ein ganz anderes Gefühl bei der Sache. Der Anhänger war ein Versprechen. Bis zu ihrer nächsten Begegnung.
Kat und Monk hatten ebenfalls an der Besprechung teilgenommen. Monk hatte ständig an seiner neuen Hightechprothese herumgespielt, die ihm aber offenbar weniger Sorge bereitete als der bevorstehende Abend. Kat und Monk wollten zum ersten Mal miteinander ausgehen. Nach der Rückkehr nach Amerika hatte sich ihre Beziehung vertieft. Allerdings hatte Kat die Kugel ins Rollen gebracht und Monk gefragt, ob er mit ihr heute zu Abend essen wolle.
Monk hatte Gray anschließend beiseite genommen. Er war richtig aufgeregt. »Das muss die mechanische Hand sein. Die hat einen Vibrationsmodus, dem kann keine Frau widerstehen.«
Ungeachtet seiner Schnoddrigkeit strahlten seine Augen voller Zuneigung und Hoffnung. Doch es lag auch Angst darin. Gray wusste, dass Monk noch immer unter dem Trauma der Verstümmelung litt.
Er hoffte, Monk werde ihn morgen anrufen und ihm sagen, alles sei gut gelaufen.
Er stellte das Knie aus, stützte den Fuß aufs Pedal und schoss um die Ecke auf die Sixth Street. Seine Mutter hatte ihn zum Essen eingeladen.
Er hätte ablehnen können, doch es gab etwas, das er schon zu lange vor sich herschob. Er glitt an viktorianischen und Queen-Anne-Häusern vorbei durch den durchbrochenen Schatten der Ulmen und Ahornbäume.
Schließlich bog er in die Butternut Avenue ein, sprang vom Rad und schob es in die Einfahrt des Bungalows seiner Eltern. Er nahm den Helm ab und trug das Fahrrad auf die Veranda.
»Mom, ich bin da!«, rief er durch die Verandatür.
»Ich bin in der Küche!«, antwortete seine Mutter.
Es roch verbrannt. Unter der Decke hingen Rauchschwaden.
»Alles in Ordnung?«, fragte er, als er durch die kleine Diele schritt.
Seine Mutter trug Jeans und eine karierte Bluse und hatte sich eine Schürze umgebunden. Die Lehrtätigkeit hatte sie auf zwei Wochentage beschränkt, denn sie wollte mehr zu Hause sein.
»Es gibt überbackene Käsesandwiches«, sagte sie, wobei sie mit den Händen wedelte. »Ich hab gerade mit meinem Lehrassistenten telefoniert. Hab sie zu lange im Backofen gelassen.«
Gray warf einen Blick auf den Teller mit den Sandwiches. Die eine Seite war jeweils verbrannt. Er betastete eines. Der Käse war nicht einmal geschmolzen. Wie schaffte es seine Mutter nur, die Sandwiches anbrennen zu lassen und sie dennoch kalt zu servieren? Das erforderte schon eine spezielle Begabung.
»Sehen lecker aus«, meinte Gray.
»Ruf deinen Vater.« Sie wirbelte das Geschirrtuch durch die Luft, um den Qualm zu verteilen. »Er ist im Schuppen.«
»Baut er wieder ein Vogelhaus?«
Seine Mutter verdrehte die Augen.
Gray ging zur offenen Gartentür und beugte sich hinaus. »Pa! Das Essen ist fertig.«
»Komme gleich!«
Als Gray zurückkam, deckte seine Mutter gerade den Tisch.
»Wärst du so nett, Orangensaft einzuschenken?«, sagte sie. »Ich muss einen Ventilator holen.«
Gray nahm den Saft aus dem Kühlschrank und füllte die Gläser. Als seine Mutter das Zimmer verlassen hatte, setzte er den Saft ab und nahm ein Gläschen aus der Gesäßtasche.
Es war zur Hälfte mit einem grauweißen Pulver gefüllt. Der letzte Rest vom Amalgam.
Mit Monks Hilfe hatte er noch ein paar Recherchen zu Metallen im m-Zustand angestellt. Diese Substanzen stimulierten angeblich das endokrine System, steigerten die Hirndurchblutung und verbesserten die Wahrnehmung, die Denkfähigkeit und das Gedächtnis.
Gray kippte den Inhalt des Gläschens in eines der Gläser und rührte mit einem Kaffeelöffel um.
Sein Vater kam herein. Er hatte Sägemehl im Haar. Er streifte die Füße am Fußabtreter ab, nickte Gray zu und ließ sich auf einen der Stühle fallen.
»Deine Mutter hat gemeint, du würdest wieder nach Italien fliegen.«
»Nur für fünf Tage«, antwortete Gray, klemmte sich die Gläser zwischen die Hände und trug sie zum Tisch. »Eine Dienstreise.«
»Ah ja...« Sein Vater musterte ihn aufmerksam. »Und wie geht’s dem Mädchen?«
Die Frage verblüffte Gray so sehr, dass er Orangensaft verschüttete. Er hatte seinem Vater noch gar nicht von Rachel erzählt und wusste nicht, was er sagen sollte. Nach Beendigung des Einsatzes hatten sie sich in Avignon ein Zimmer genommen und sich vor einem kleinen Kamin aneinander gekuschelt, während das Unwetter allmählich nachließ. Sie hatten in der Nacht nicht miteinander geschlafen, sondern nur geredet. Stockend und unter Tränen hatte Rachel ihm die Geschichte ihrer Familie erzählt. Mit den Gefühlen, die sie gegenüber ihrer Großmutter hegte, war sie noch immer nicht im Reinen.
Schließlich waren sie Arm in Arm eingeschlafen.
Am nächsten Morgen hatten sie sich wieder getrennt, denn die Pflicht rief.
Wie würde es weitergehen?
Um darauf eine Antwort zu finden, wollte er nach Rom fliegen.
Er telefonierte regelmäßig mit ihr, manchmal zweimal am Tag. Vigor erholte sich gut. Nach der Beerdigung Kardinal Speras war er zum Vorsteher der Archive befördert worden und sollte demnächst die Behebung der vom Drachenorden angerichteten Schäden beaufsichtigen. Vergangene Woche hatte er sich schriftlich bei Gray bedankt. Der Brief hatte allerdings auch eine Geheimbotschaft enthalten. Unter der Unterschrift befanden sich zwei spiegelbildliche Siegelabdrücke, das Zwillingssymbol der Thomaskirche.
Offenbar hatte die geheime Kirche ein neues Mitglied gefunden, das den Platz des ermordeten Kardinals einnehmen würde.
Anschließend hatte Gray veranlasst, dass der goldene Schlüssel Alexander des Großen, der echte Schlüssel, den er in Ägypten in einem Schließfach aufbewahrt hatte, an Vigor weitergeleitet wurde. Wer wäre besser geeignet gewesen als er, ihn zu verwahren? Den Nachschlüssel hatte er in einer der zahlreichen Werkstätten Alexandrias anfertigen lassen, die auf die Fälschung von Antiquitäten spezialisiert waren. Das hatte nicht mal eine Stunde gedauert; in der Zwischenzeit hatte Gray Seichan aus dem Wassergefängnis von Alexanders Grab befreit. Er hatte es nicht gewagt, den echten Schlüssel nach Frankreich mitzunehmen und ihn dem Drachenorden auszuhändigen.
Das Geständnis, das General Rende in der Untersuchungshaft abgelegt hatte, bewies, welche Gefahr vom Drachenorden gedroht hätte. Die Grausamkeiten und Morde reichten Jahrzehnte zurück. Jetzt aber würde man diese Sekte wirksam bekämpfen können. Ob es gelingen würde, sie vollständig auszuschalten, stand freilich in den Sternen.
Rachel aber lag Gray im Grunde viel mehr am Herzen. Sie war damit beschäftigt, ihr Leben neu zu ordnen. Nach Raouls Tod hatten sie und ihre Familie das Chateau Sauvage geerbt – ein wahrhaft blutiges Erbe. Zumindest war der daran haftende Fluch zusammen mit Rachels Großmutter gestorben. Kein anderes Familienmitglied war in ihr dunkles Geheimnis eingeweiht gewesen. Um die Angelegenheit abzuschließen, plante Rachel bereits den Verkauf der Burg. Der Erlös sollte den Familien der Toten von Köln und Mailand zugute kommen.
So heilten allmählich die Wunden, und das Leben ging weiter.
Es gab Hoffnung.
Vielleicht sogar mehr als bloße Hoffnung...
Seufzend kippelte Grays Vater auf dem Stuhl zurück. »Sohn, in letzter Zeit hast du höllisch gute Laune. Seit du vergangenen Monat von der Dienstreise zurückgekommen bist. So was bringt nur eine Frau fertig.«
Gray stellte die Gläser auf den Tisch.
»Wahrscheinlich verlier ich das Gedächtnis«, fuhr sein Vater fort. »Aber meine Augen sind immer noch gut. Also erzähl mir von ihr.«
Gray starrte seinen Vater an. Er hörte einen unausgesprochenen Nachsatz aus seinen Worten heraus.
Solange ich es mir noch merken kann.
Die zwanglose Art seines Vaters verbarg ein tieferes Gefühl. Bedauern war es nicht. Er verfolgte eine bestimmte Absicht. Offenbar versuchte er, die Verbindung zu seinem Sohn wiederherzustellen, die in der Vergangenheit abgebrochen war.
Sein Vater spürte offenbar, was ihm durch den Kopf ging, denn er hörte mit dem Kippeln auf und wechselte das Thema. »Und wo bleiben die Sandwiches?«
Worte hallten in Grays Kopf wider. Zu früh... zu spät. Eine letzte Botschaft an die Menschen der Gegenwart. Die Aufforderung, die Vergangenheit anzunehmen und sich nicht überstürzt der Zukunft zuzuwenden.
Sein Vater streckte die Hand nach dem Glas mit dem Pulver aus.
Gray fiel ihm in den Arm und bedeckte das Glas mit der flachen Hand. Er schob das Glas beiseite. »Wie wär’s mit einem Bier? Ich hab im Kühlschrank ein Budweiser gesehen.«
Sein Vater nickte. »Das liebe ich so an dir, mein Sohn.«
Gray trat zur Spüle, goss den Orangensaft hinein und schaute zu, wie er strudelnd im Abfluss verschwand.
Zu früh... zu spät.
Es wurde allmählich Zeit, dass er lernte, in der Gegenwart zu leben. Er wusste nicht, wie viel Zeit ihm noch mit seinem Vater blieb, doch er war entschlossen, sie nach Kräften zu nutzen und das Beste daraus zu machen.
Er ging zum Kühlschrank, nahm zwei Bierflaschen heraus, öffnete sie, zog einen Küchenstuhl heran und stellte die eine Flasche vor seinen Vater hin.
»Sie heißt Rachel.«
Ich möchte mich dafür bedanken, dass Sie mir auf dieser Reise gefolgt sind. Wie schon in früheren Büchern möchte ich die Gelegenheit nutzen, die Fiktion von den nüchternen Tatsachen zu trennen. Außerdem würde es mich freuen, wenn ich meine Leser zu weiterführender Lektüre anregen könnte. Aus diesem Grund habe ich einige der Bücher aufgeführt, die mich zu dieser Geschichte inspiriert haben.
Beginnen wir mit dem Prolog. Die Gebeine der Heiligen Drei Könige werden in einem goldenen Schrein im Kölner Dom verwahrt und wurden tatsächlich im zwölften Jahrhundert von Mailand nach Köln gebracht.
Das im ersten Kapitel erwähnte Super Black wurde vom National Physical Laboratory in Großbritannien entwickelt. Das Große Schlamassel steht in Fort Detrick (tut mir Leid, dass ich’s habe einstürzen lassen), und auch den flüssigen Körperschutz gibt es erstaunlicherweise wirklich. Er wurde von den U.S. Army Research Laboratories entwickelt.
Über die anderen technischen Details der Geschichte möchte ich mich nicht weiter auslassen. Mit den genannten Beispielen wollte ich lediglich demonstrieren, dass so manches, was an der Geschichte fantastisch wirkt, auf nachprüfbaren Tatsachen beruht. Wer sich dafür interessiert, möge bitte auf meiner Website nachschauen (jamesrollins.com).
Der Kaiserliche Drachenorden ist eine europäische Organisation, deren Wurzeln bis ins Mittelalter zurückreichen. Es handelt sich um eine traditionsbewusste, wohltätige Vereinigung von Aristokraten mit unterschiedlichem Einfluss. Die in diesem Buch geschilderte blutrünstige Sekte gibt es nur in meiner Fantasie und soll die tatsächlichen Ordensmitglieder nicht verunglimpfen.
Was den eigentlichen Kern der Geschichte betrifft, so würde es dicke Wälzer erfordern, um der Wahrheit über Metalle im m-Zustand und die Spuren, die sie in der Geschichte hinterlassen haben, auf den Grund zu gehen. Zum Glück gibt es ein solches Buch bereits. Es verfolgt diese Spur von den Ägyptern bis in die Gegenwart und berührt auch Themen wie das Meißner-Feld, Supraleitfähigkeit und Magnetismus. Ich möchte jedem, der sich auch nur ein wenig für das Thema interessiert, empfehlen, die Lost Secrets of the Sacred Ark von Sir Laurence Gardner zur Hand zu nehmen.
Wo wir gerade von der Bibel sprechen: Sollten Sie mehr über den frühchristlichen Streit zwischen Anhängern der Apostel Johannes und Thomas erfahren wollen, möchte ich auf die großartigen Bücher des National-Book-Award-Preisträgers Elaine Pagels verweisen: Beyond Belief: The Secret Gospel of Thomas (deutsch: Das Geheimnis des fünften Evangeliums, München 2004) und The Gnostic Gospels.
Wer mehr über die Magi und deren mutmaßliche, noch heute existierende Bruderschaft erfahren möchte, dem empfehle ich: Magi: The Quest for a Secret Tradition von Adrian Gilbert.
Des Weiteren empfehle ich Robert J. Hutchinsons When in Rome, a Journal of Life in Vatican City. Dieses Buch bietet auf unterhaltsame Weise Einblicke in den Vatikan und dessen Geschichte.
Ich hoffe, meine Romane unterhalten die Leser nicht nur, sondern werfen auch Fragen auf. In diesem Sinne möchte ich diesen kleinen Exkurs über Fiktion und Wahrheit mit einem Bekenntnis zum grundlegenden Ziel der gnostischen Tradition abschließen, nämlich dem Streben nach Wahrheit – immer und überall. Das scheint mir ein passender Schluss für dieses Buch zu sein. Um Matthäus 7.7 zu zitieren: »Suchet, so werdet ihr finden.«