Eine empfindsame Reise, Briefe an Eliza, Tagebuch des Brahmanen, Satiren, Kleine Schriften

Cover

Inhaltsverzeichnis

Fußnoten

  1. Kraft dieses Gesetzes werden alle Effecten von Fremden, die in Frankreich sterben (Schweizer und Schotten ausgenommen), konfisziert, wenngleich der Erbe zur Stelle sein sollte – indem der Ertrag dieser Eventualitäten verpachtet ist, gibt es keine Abhilfe.

  2. Eine Chaise, die in Frankreich so heißt, weil sie nur einer Person Platz bietet.

  3. * Vide S–––’s Reisen

  4. Postpferd

  5. Ein Blumenstrauß.

  6. Eine Mietkutsche.

  7. Teller, Serviette, Messer, Gabel und Löffel.

  8. Dies Wortspiel ist unpassend. Ein Philtron bedeutet recht eigentlich einen Liebestrank – und wird als ein Substantiv vom Verbum philtrieren gebraucht – es muß also ein Seihtuch, keinen Saugdocht bedeuten – Poren oder Haarröhrchen eines wollenes Tuch dienen bisweilen zum Austrocknen, indes ist dieser Vorgang dem Philtrieren ganz entgegengesetzt. Was der Autor meint ist, deutlich genug; da er dieses Fragment freilich gleichsam mit fliegender Feder schrieb, wie ich berichtet ward, so ist’s auch weiter nicht verwunderlich, daß er im Gebrauch mancher seiner Ausdrücke irrete.

Endnoten

  1. Droits d’aubaine: »Droit d’aubaine«, Heimfallsrecht.

  2. Mantelsack: länglicher Reisesack, zumal für den Mantel und andere Kleidung.

  3. König von Frankreich: LUDWIG XV. (1710–1774), Urenkel von LUDWIG XIV.

  4. Eliza: ELIZABETH DRAPER, die junge Frau eines Beamten der Britisch-Ostindischen Kompagnie. Sterne lernte sie 1767 in London kennen. Ihr ist sein »Journal to Eliza« (»Tagebuch für Eliza«) gewidmet.

  5. Livre: die kleinste französische Münzeinheit war der Denier; 3 Denier ergaben 1 Liard; 4 Liard ergaben 1 Sou; 20 Sou ergaben 1 Livre (1 Livre entsprach zu Sternes Zeit ungefähr 10 Pence), 24 Livre entsprachen 1 Louisd’or (etwa eine Guinee).

  6. physical precieuse: »physical précieus«. Das Wort bedeutet ursprünglich (erste Hälfte des 17. Jahrhunderts) eine feingebildete, affektierte Salondame der Pariser Aristokratie. Sterne spielt hier auf den französischen Materialisten LAMETTRIE (1709–1751) und dessen Werk »L’Homme machine« (1748, »Der Mensch als Maschine«) an.

  7. Franziskus: FRANZ VON ASSISI (1182–1226); Gründer des Franziskanerordens. Wichtigster Leitsatz war Armut, sowohl des einzelnen Ordensbruders als auch des Ordens als Gemeinschaft. Die Franziskaner lebten deshalb fast ausschließlich vom Betteln.

  8. sed non, quo ad hanc: »sed non quoad hanc«, »aber nicht in dieser Hinsicht«.

  9. Guido: GUIDO RENI (1575–1642), italienischer Maler des Frühbarock, Schöpfer von Heiligenbildern voll von hohem Pathos.

  10. Brahmanen: Angehöriger der obersten Kaste der Hindus, aus der die Priester, Dichter, Gelehrten und Politiker stammten.

  11. Hindostans: Hindustan, der nördliche Teil Indiens.

  12. Orden der barmherzigen Brüder: Der »Orden Unserer barmherzigen Jungfrau« wurde 1218 in Spanien gegründet, um Geld zu sammeln und damit von den Mauren gefangengenommene Christen freizukaufen.

  13. Monsieur Dessein: 1762, dem Jahr von Yoricks Reise, war DESSEIN der Besitzer des Lyon d’Argent in Calais, wo Sterne im Januar 1762 auf seiner ersten Parisreise wahrscheinlich Station machte. Englische Reisende, die sich bei Dessein einquartierten, wurden oft von einem Bettelmönch aus dem nahe gelegenen Franziskanerkloster um eine milde Gabe gebeten. Als man sich 1776 bei Dessein speziell nach Pater Lorenzo erkundigte, versicherte Dessein, einen Mönch, auf den diese Beschreibung passe, habe es zu seinen Lebzeiten in Calais nicht gegeben.

  14. peripatetischen Philosophen: Mitglied der philosophischen Schule des Aristoteles; hier im eigentlichen Wortsinn gebraucht: umherwandelnder Philosoph.

  15. in infinitum: bis ins Unendliche.

  16. Privilegium des Klerus: Wörtlich das Ausgenommensein der Angehörigen des Klerus von der weltlichen Gerichtsbarkeit. Yorick spielt hier auf die Praxis an, junge Aristokraten unter geistlicher Aufsicht die Grand Tour absolvieren zu lassen.

  17. Oxford, Aberdeen und Glasgow: Sternes Alma mater, Cambridge, fehlt ganz demonstrativ in dieser Aufzählung.

  18. besoin de Voyager: Reisebedürfnis.

  19. wie Sancho Pança zu Don Quixote sagte: nachzulesen bei CERVANTES in Teil II, Buch III, Kap. 5.

  20. Vis a Vis: »Vis-à-vis«, Kutsche, in der sich die Reisenden gegenübersitzen.

  1. Vesper: katholischer Abendgottesdienst.

  2. Mont Cenis: Alpenpaß an der savoyisch-italienischen Grenze, 2090 m über NN.

  3. Mon Dieu: Mein Gott.

  4. C’est bien vrai: Das ist wohl wahr.

  5. d’un homme d’esprit: eines Mannes von Geist.

  6. selbander: zu zweit.

  7. Remise: Wagenschuppen.

  8. en face: von vorn.

  9. Deine Hand ist wider Jedermann: Paraphrase von 1. Mose 16,12.

  10. diablieret: geflucht (eigentlich: »zum Teufel!« gewünscht).

  11. retournieren: zurückkehren.

  12. auf den Grund des TIBER getaucht: im Tiber wurden zahlreiche archäologische Funde gemacht.

  13. Paroxysmen: Anfälle, Krämpfe.

  14. bon ton: guter Ton.

  15. in den Tagen Ezras: ESRA, jüdischer Priester und Schriftgelehrter, soll 458 v. Chr. eine Schar jüdischer Rückwanderer aus der babylonischen Gefangenschaft nach Jerusalem geführt haben; das folgende Zitat findet sich bei 2. Esra 10,31.

  16. Scherflein: kleiner Betrag. Ein Echo aus der Bibel; Markus 12,42 – »Vnd es kam eine arme Widwe / vnd legte zwey Scherfflin ein / die machen einen Heller«.

  17. cordiale: herzliche, freundliche.

  18. einem englischen Philosophen: Anspielung auf die Erkenntnistheorie von JOHN LOCKE (1632–1704). Nach ihr beginnt die Erkenntnis mit der Empfindung, wird jedoch erst durch die Übermittelung an den Verstand und die dort erfolgende Verarbeitung vollendet.

  19. Avis: Mitteilung, Nachricht.

  20. goß weder Öl noch Wein in die Wunde: Sterne entlehnt seine Sprache hier dem Gleichnis vom guten Samariter; siehe Lukas 10,33f.

  1. caressieren: liebkosen.

  2. die äußeren Andachtsmittel meiner Religion: stehender Ausdruck für die Rituale und Vorschriften der Religionsausübung.

  3. Valet gesagt: Lebewohl gesagt.

  4. Vater Lorenzo: ›Lorenzo‹ ist die italienische Form von Sternes eigenem Vornamen ›Laurence‹.

  5. ein drittes Pferd: die französischen Regeln für die Reise per Postkutsche schrieben für eine Chaise mit 1 Passagier 2 Pferde vor, für eine Chaise mit 2 Passagieren bereits 3 Pferde.

  6. Präbendar: Inhaber einer kirchlichen Pfründe. Höher ist Sterne in der kirchlichen Hierarchie nie aufgestiegen.

  7. das Herz mit einer demantenen Rinde zu umwallen: siehe Zacharias 7,10–12: »Vnd stelleten jre Hertzen / wie ein Demand / das sie nicht höreten das Gesetz vnd wort.«

  8. tartuff’sche Tante: eine frömmlerische Tante; nach der Hauptgestalt in MOLIÈREs Komödie »Tartuffe« (1664).

  9. Axiom: Grundsatz, Tatsache, die keines Beweises bedarf.

  10. Delicatessen: hier im Sinn von Rücksichtnahme, Taktgefühl.

  11. Schock: Anzahl von 60.

  12. debonaire: »débonnaire«, lässig-elegant, sorglos.

  13. Vous n’etez pas de Londre?: »Vous n’êtes pas de Londres?«, »Sie sind nicht aus London?«

  14. Apparamment vous etez Flammande?: »Apparemment vous êtes Flamande?«, »Wahrscheinlich sind Sie Flämin?«

  15. Peutetre, de Lille?: »Peut-être de Lille?«, »Vielleicht aus Lille?«

  16. im letzten Kriege: Die Franzosen eroberten Brüssel von den kaisertreuen Verbündeten (d.h. den Unterstützern von Kaiserin Maria Theresia von Österreich) im Februar 1746 während des Österreichischen Erbfolgekriegs. England stand im Bund mit den Holländern und Österreichern gegen Frankreich.

  17. pour cela: was das betrifft.

  18. Noblesse: Adel, Edelleute.

  19. Et Madame a son Mari?: »Et Madame a son mari?«, »Und Madame sind verheiratet?«

  20. enthusiasmiert: begeistert.

  1. grand tour: Im 18. Jh. führte die Grand Tour vermögende junge Männer und deren Hauslehrer auf eine 1 bis 2 Jahre dauernde Reise zu den wichtigsten Städten und Sehenswürdigkeiten von Frankreich und Italien. Die eigentlich als Schlußstein in der Erziehung eines Gentleman gedachte Grand Tour diente freilich häufig zum Vorwand für einen ausschweifenden Lebenswandel.

  2. Sentiments: Gefühle.

  3. mit allen pours und contres: mit allem Für und Wider.

  4. Guineen: Guinee, engl. Goldmünze des 17. und 18. Jahrhunderts im Wert von 21 Schilling.

  5. Dan … Berseba: Eine Redewendung aus der Bibel: ›Von Dan gar bis nach Berseba‹ (z. B. Richter 20,1 und 2. Samuel 24,2); Dan markierte die nördliche und Berseba die südliche Grenze Kanaans.

  6. welkte ihr Laub: die Myrte und die Zypresse sind natürlich unbelaubt, weil sie keine Blätter haben. Im »Grimmschen Wörterbuch« findet sich aber gottlob folgender Eintrag: »wir unterscheiden laub von den nadeln der tannen-, fichten- und lärchenbäume, während die Engländer ihr leaf, plur. leaves auch vom nadelholz brauchen. doch ist auch bei uns der unterschied nicht durchaus festgehalten: Cicellens fichte bringt ein neues laub herfür. Opitz 2, 284.«

  7. Smelfungus: Sterne zielt hier auf den Arzt und Autor TOBIAS SMOLLETT (1721–1771), der sich abfällig über Band III und IV des »Tristram Shandy« geäußert hatte. Smolletts »Travels through France and Italy« waren 1766 erschienen. In seinem Reisebericht lästerte Smollett in der Tat auch über die Venus und das Pantheon. In Wahrheit sind sich Sterne und Smollett aber nicht in Italien begegnet.

  8. Spleen: Die Milz, engl. ›spleen‹, galt als Sitz der Gefühle; hier in der Bedeutung von ›Milzsucht, Melancholie, Grämlichkeit‹.

  9. Anthropophagen: Menschenfresser. Zitat aus SHAKESPEARES »Othello«, 1. Akt, 3. Szene.

  10. St. Bartholomäus: einer der 12 Apostel, dem nach der Überlieferung bei lebendigem Leibe die Haut abgezogen wurde, und zwar A.D. 44 zu Albanopolis in Armenien.

  11. Mundungus: Der Arzt SAMUEL SHARP (1700?–1778), der 1766 das Reisebuch »Letters from Italy« veröffentlicht hatte.

  12. qu’un my Lord … a la fille de chambre: »qu’un milord Anglais présentait un écu à la fille de chambre«, »daß ein englischer Herr dem Zimmermädchen einen Taler schenkte«.

  13. Tant pis, pour Madlle Janatone: »Tant pis, pour Madlle. Jeannette«, »Um so schlimmer für Fräulein Jeannette«.

  14. Tant mieux, toujours, Monsieur: Um so besser, mein Herr.

  15. Pardonnez moi: Verzeihen Sie mir.

  16. Mr. H––: DAVID HUME (1711–1776), der berühmte Philosoph und Historiker, mit dem sich Sterne 1764 in Paris angefreundet hatte.

  17. H––, der Dichter: JOHN HOME (1722–1808), der Verfasser der 1756 aufgeführten Tragödie »Douglas«, die seinerzeit sehr beliebt war. Für beide Namen, Hume und Home, ist die gleiche Aussprache (»hjum«) möglich.

  18. rectifizieret: verbessert.

  19. a ses terres: »dans ses terres«, »auf seine Landgüter«, d.h. in seine Heimat.

  20. comme il plaisoit a Dieu: »comme il plaisait à Dieu«, »wie es Gott gefiel«.

  1. compagnon du voiage: »compagnon de voyage«, Reisegefährte.

  2. equivoque: Wortspiel, Zweideutigkeit.

  3. O qu’oui: O ja.

  4. vifen: munter.

  5. mochte er … erfahren: Sterne paraphrasiert hier die Schilderung der Leiden des Paulus in 2. Korinther 11,23–27.

  6. C’est un garçon de bonne fortune: »C’est un garçon à bonnes fortune«, »Der Bursche hat Glück« (bei den Frauen).

  7. Dirnen: Mädchen, Dienstmädchen.

  8. Demokrit: DEMOKRIT VON ABDERA (460/57–ca. 357 v. Chr.), griechischer Philosoph, Naturforscher, Mathematiker; auch bekannt als der ›lachende Philosoph‹.

  9. Pasquille: Spott-, Schmähschriften.

  10. die Andromeda des Euripides: Diese Tragödie des EURIPIDES (480 oder 485/84–406 v.Chr.) ist nur in Bruchstücken erhalten.

  11. Cupido: Amor.

  12. Gran: sehr kleine Gewichtseinheit für Arzneimittel.

  13. Helleborus: Nieswurz, Vertreter der Gattung Hahnenfußgewächse. Nieswurz wurde von den antiken Ärzten als Mittel gegen Geisteskrankheiten, besonders gegen den Liebeswahn empfohlen.

  14. Schalmeyenrohr: Rohrflöte.

  15. Places aux dames: Platz den Damen!

  16. Urbanität: weltmännische Art.

  17. politesse: Höflichkeit.

  18. Prenez en – prenez: »prenez-en – prenez«, »Nehmt davon – nehmt«.

  19. Vive le Roi!: Es lebe der König!

  20. pour l’amour de Dieu: um der Liebe Gottes willen.

  1. Mon cher … Monsieur: »Mon cher et très charitable Monsieur«, »Mein lieber und sehr barmherziger Herr!«

  2. pauvre honteux: Ein Mensch, der sich schämt zu betteln.

  3. Dieu vous benisse: »Dieu vous bénisse«, »Gott segne Euch«.

  4. Et le bon Dieu vous benisse encore: »Et le bon Dieu vous bénisse encore«, »Gott segne Euch abermals«.

  5. Carrière: schneller Lauf.

  6. Diable!: Teufel!

  7. c’est un cheval le plus opiniatré du monde: »c’est le cheval le plus opiniâtre du monde«, »das ist das störrischste Pferd von der Welt«.

  8. Peste: Pest! Hol’s der Teufel!

  9. mal a propos: »mal à propos«, »fehl am Platz, unangebracht«.

  10. als Positiv, Komparativ und Superlativ: der Grundstufe, der Steigerungsstufe und der Höchststufe (des Eigenschaftswortes).

  11. Le Diable: Der Teufel.

  12. Gradus Positivus: Grundstufe.

  13. Schnappsack: Rucksack, Ranzen, Tasche für Proviant.

  14. Apostrophe: feierliche Anrede an eine abwesende Person.

  15. äußersten Grenzen Frankens: der Teil Südwestdeutschlands, der heute Baden, Württemberg und Nordbayern umfaßt.

  16. St. Jago: Santiago de Compostela, Stadt im Nordwesten Spaniens; wurde im Mittelalter zu einem berühmten Wallfahrtsort.

  17. es habe … gezehrt: Anspielung auf 2. Samuel 12,3.

  18. carriolte: kutschierte.

  19. pavè: »pavé«, »Straßenpflaster«.

  20. kalmierenden: besänftigenden.

  1. au contraire: im Gegenteil.

  2. penchant: Hang, Neigung, Regung.

  3. zehn Stationen: eine Poststation betrug rund 6 Meilen.

  4. Auberge: Gasthof, Herberge.

  5. regaliert: freigehalten.

  6. ins Hôtel des Grafen: »hôtel«, hier in der Bedeutung von »vornehmes Privathaus« (in der Stadt), »Palast« (einer Standesperson); so noch öfter.

  7. prévenance: Zuvorkommenheit.

  8. fille de chambre: Kammerjungfer.

  9. maitre d’hotel: »maître d’hôtel«, »Verwalter«.

  10. au desespoir: »au désespoir«, »in Verzweiflung«.

  11. Fatiguen: Anstrengungen, Strapazen.

  12. en egards vis a vis d’une femme: »en égards vis-à-vis d’une femme«, »an Achtung gegenüber einer Frau«.

  13. Quelle etourderie!: »Quelle étourderie!«, »Welcher Leichtsinn!«.

  14. par hazard: zufällig.

  15. Arrangement: Lage (der Dinge), Umstand.

  16. faux pas: Fehltritt, Versehen.

  17. etiquette: »étiquette«, »gesellschaftlich vorgeschriebenes Verhalten«.

  18. Le Diable l’emporte!: Hol’s der Teufel!

  19. Billets-doux: Liebesbriefe.

  20. La voila: »La voilà«, »Da ist er!«

  1. retirierte: zurückweichen.

  2. MADAME … JAQUES ROQUE: »Madame, JE suis penétré de la douleur la plus vive, et réduit en même temps de désespoir par ce retour imprévu du Corporal, qui rend notre entrevue de ce soir la chose du monde la plus impossible. Mais vive la joie! et toute la mienne sera de penser à vous. L’amour n’est rien sans sentiment. Et le sentiment est encore moins sans amour. On dit qu’on ne doit jamais se désepérer. On dit aussi que Monsieur le Corporal monte la garde mercredi: alors ce sera mon tour. Chacun à son tour. En attendant – Vive l’amour! et vive la bagatelle! Je suis, Madame, Avec tous les sentiments les plus respectueux et les plus tendres tout à vous, Jaques Roque.«,

    »Madame, ich bin vom lebhaftesten Schmerz durchdrungen und zugleich in Verzweiflung versetzt durch diese unvorhergesehene Rückkehr des Korporals, die unsere Zusammenkunft heute abend völlig unmöglich macht. Aber es lebe die Freude! Und die meine wird sein, an Sie zu denken. Die Liebe ist nichts ohne Gefühl. Und das Gefühl ist noch weniger ohne Liebe. Es heißt, daß man niemals verzweifeln darf. Es heißt auch, daß der Herr Korporal am Mittwoch Wache hat: Dann werde ich an der Reihe sein. Jeder zu seiner Zeit. – In Erwartung … Es lebe die Liebe! Und es lebe die Liebelei! Ich bin, Madame, mit den achtungsvollsten und zärtlichsten Gefühlen Ihr ganz ergebener Jaques Roque.«

  3. chassieren: rasch fahren, jagen.

  4. Me voici! mes enfans: »me voici, mes enfants«, »hier bin ich, meine Kinder«.

  5. Ach, armer Yorick!: siehe die schwarze Seite im »Tristram Shandy«, I, Kap. XII. Hamlet spricht diese Worte zu Yoricks Schädel (SHAKESPEARE, »Hamlet«, 5. Akt, 1. Szene).

  6. Tourniquet: Drehkreuz an Durchgängen.

  7. Flambeau: Fackel.

  8. grisset: »grisette«, »Ladenmädchen«.

  9. Recommendation: Empfehlung.

  10. Perruquiers: Perückenmacher.

  11. minutiae: Kleinigkeiten.

  12. Hotel de Modene: »Hôtel de Modène«.

  13. Opera comique: »Opéra comique«, »Komische Oper«.

  14. Tres volentieres: »Très volontiers«, »sehr gern«.

  15. mais prenez guarde: »mais prenez garde«, »aber geben Sie acht«.

  16. Attendez!: Passen Sie auf!

  17. Eugenius: Das Vorbild für Eugenius war Sternes Freund JOHN HALL-STEVENSON (1718–1785). Der Name leitet sich vom griechischen Wort für ›wohlgeboren‹ her.

  18. al pari: zu gleichem Wert.

  19. das salische Gesetz: Dieses Gesetz aus merowingischer Zeit schließt Frauen von der Thronfolge aus.

  20. Monsieur le Mari: »Monsieur le mari«, »der Herr Ehemann«.

  1. Fürwahr … sitzest: siehe 1. Mose 2,18.

  2. A propos: da fällt mir ein, übrigens.

  3. M’en croyez capable?: »M’en croyez-vous capable?«, »Glauben Sie, ich sei dessen fähig?«

  4. Capitän Tobias Shandy: Der »Uncle Toby« in Sternes Roman »The Life and Opinions of Tristram Shandy«, in dem auch YORICK auftritt.

  5. Chagrin-Futteral: Futteral aus genarbtem Leder aus der Rückenhaut der Pferde oder Esel.

  6. ärger … Deutschen: Zur Zeit von YORICKs Reise war der Siebenjährige Krieg, in dem Franzosen und Preußen auf verschiedenen Seiten standen, noch im Gange.

  7. Abbreviaturen: Abkürzungen.

  8. Konzert von Martini: GIOVANNI BATTISTA MARTINI (1706–1784), italienischer Kapellmeister und Komponist.

  9. die Marchesina di F***: Marchesa FAGNANI (1747–1804). Sollte Sterne zur Zeit der Niederschrift dieser Episode bereits gewußt haben, daß »A Sentimental Journey« ohne die seinen Subskribenten versprochenen Bände 3 und 4 erscheinen würde, welche vermutlich YORICKs Aufenthalt in Italien geschildert hätten, könnte dieser Einschub und Vorgriff als eine Art Appetithappen und Werbung für seine Reisen in Italien gedacht gewesen sein, ganz so wie im »Tristram Shandy« TRISTRAMs Begegnung mit MARIA als Reklame für »A Sentimental Journey«.

  10. ridikül: lächerlich.

  11. Chichesbeo: »Cicisbeo«. Im Italien des 16.–18. Jahrhunderts der Begleiter und Gesellschafter, bisweilen auch Liebhaber einer verheirateten Dame.

  12. die heilige Cäcilie: Schutzpatronin der Musik.

  13. Da ich … hinausnahm: Vielleicht ein Versehen Sternes. Der Anblick von Kleinwüchsigen im Publikum löst YORICKs Gedanken über sie auf der Straße aus, dies wiederum löst die Anekdote mit dem Zwerg im Theater aus. Sterne scheint vergessen zu haben, das YORICK inzwischen das Theater verlassen hat.

  14. Mr. Shandy, der Ältere: Der Vater von TRISTRAM und der Bruder von TOBY.

  15. Carousal: »Carrousel«, Platz in Paris zwischen dem Louvre und den Tuilerien.

  16. Palais Royal: 1629 für Kardinal RICHELIEU (1585–1642) erbaut, lange Zeit Residenz der Prinzen von Orléans.

  17. Haussez les mains, Monsieur l’Abbe: »Haussez les mains, Monsieur l’Abbé«, »Hände hoch, Herr Abbé«.

  18. Quelle grossierte!: »Quelle grossièreté!«, »Welche Gemeinheit!«

  19. Le Pour … nation: Für und Wider finden sich in jeder Nation.

  20. sçavoir vivre: »savoir-vivre«, »(feinere) Lebensart«.

  1. Rien que pisser: »Ich muß nur pinkeln«. ›Pisser‹ besitzt im Französischen nicht den grob-derben Beiklang wie das englische ›to piss‹. Doch Sterne will offensichtlich diesen Anklang wecken.

  2. CASTALIA: stürzte sich in einen Brunnen am Parnaß, dem Sitz Apollos und der Musen, um ihre Keuschheit zu bewahren, als sie von Apoll verfolgt wurde.

  3. Die Fille de Chambre: Die Kammerjungfer.

  4. Polonius’ Rat: in SHAKESPEAREs »Hamlet«, 1. Akt, 3. Szene.

  5. Comment?: Wie?

  6. dem Count de B****: »Comte de B****«, der Comte DE BISSY, mit dem Sterne 1762 in Paris bekannt wurde.

  7. C’est un Esprit fort: Er ist ein großer Schöngeist.

  8. Les … l’Esprit: »Les Égarements du Cœur & de l’Esprit« (1736, »Die Verirrungen von Herz und Geist«), Roman von CRÉBILLON dem Jüngeren (1707–1777), dem Verfasser etlicher schlüpfriger Liebesromane, den Sterne ebenfalls 1762 in Paris kennenlernte.

  9. Le Dieu m’en guard: Gott behüte mich davor.

  10. Kronenstücke: englische Silbermünzen im Wert von 5 Schilling.

  11. En verite … apart: »En vérité, Monsieur, je mettrai cet argent à part«, »Wahrhaftig, mein Herr, ich werde dieses Geld beiseite legen«.

  12. Rue de Guineygaude: Rue de Guénégaude.

  13. im Kriege lagen: der Siebenjährige Krieg (1756–1763), in dem England mit Preußen gegen Frankreich und Österreich verbündet war.

  14. suite: Gefolge.

  15. trait: Charakterzug.

  16. Mon seignior: »Monseigneur«, eine ehrenvolle Anrede, scheint dem Kontext unangemessen. Vielleicht hat der Besitzer des Hotels »Seigneur!« »Herr Jesus!« ausgerufen.

  17. apparament: wahrscheinlich, augenscheinlich.

  18. certes: sicher(lich).

  19. Bastille … Chatelet: Während die Bastille in erster Linie als Staatsgefängnis diente, war das Châtelet ein gewöhnliches Gefängnis.

  20. au moins: wenigstens.

  1. Cela n’empeche pas: »Cela n’empêche pas«, »Das ändert nichts an der Sache«.

  2. Pardi … extraordinaires: »Pardi! … ces messieurs Anglais sont des gens très extraordinaires«, »Bei Gott, diese Herren Engländer sind recht ungewöhnliche Leute.«

  3. cavalierement: »cavalièrement«, »leichthin, obenhin«.

  4. sombre: dunkel, düster.

  5. ich hörte … fahren: siehe Psalm 105,18.

  6. remise: Mietkutsche.

  7. Monsieur … Choiseul: »zu Monsieur Le Duc de Choiseul«, »zum Herrn Herzog von Choiseul«. CÉSAR-GABRIEL DE CHOISEUL (1712–1785) war 1761–1766 französischer Außenminister.

  8. C’est une autre affaire: Das ist eine andere Sache.

  9. accesse: Zutritt. Sternes Wort ist weder französisch ›accès‹ noch englisch ›access‹, sondern seine eigene französisch anmutende Erfindung.

  10. Le Patissier: Der Pastetenhändler.

  11. Chevalier de St. Louis: Sankt-Ludwigs-Ritter; der Orden wurde 1693 von LUDWIG XIV. für militärische Verdienste gestiftet.

  12. patès: »pâtés«, »Pasteten«.

  13. propreté: Reinlichkeit.

  14. Patrimonium: väterliches Erbgut.

  15. Monsieur Le Count: »Monsieur le Comte«, »Herr Graf«.

  16. et ayez … cet honneur la: »et ayez la bonté, mon cher ami … de me faire cet honneur là«, »Und haben Sie die Güte, mein lieber Freund, mir diese Ehre zu erweisen.«

  17. C’est bien dit: »C’est bien dit«, »Das ist sehr hübsch gesagt«.

  18. Hèh bien, Monsieur l’Angois: »Eh bien, Monsieur l’Anglais«, »Nun gut, Herr Engländer«.

  19. ni encore: und auch nicht.

  20. das Luxembourg: Palais in Paris, um 1620 für Königin MARIA VON MEDICI erbaut.

  1. Me, Voici: »Da bin ich!« Das Komma erscheint auf den ersten Blick als Versehen. Aber ob der Irrtum von Sterne oder vom Setzer begangen wurde, läßt sich nicht entscheiden. Vielleicht steht das Satzzeichen aber auch mit voller Absicht da. Dann wäre »Me« ein englisches Wort und das Ganze ein weiteres Beispiel dafür, wie Sterne – bewußt oder unbewußt – Englisch und Französisch vermischt.

  2. Et, Monsieur … etes Yorick: »Et, Monsieur est-il Yorick? … Je le suis … Vous? Moi – moi qui ai l’honneur de vous parlez, Monsieur le Comte – Mon Dieu! … –– Vous êtes Yorick.«, »Und mein Herr Ihr seid Yorick? – Ich bin es. – Ihr? – Ich, ich, der ich die Ehre habe, mit Euch zu sprechen, Herr Graf. – Mein Gott, Ihr seid Yorick!«

  3. Äneas … Dido: VERGIL (70–19 v. Chr.) erzählt in der »Äneis«, im 6. Buch von der Begegnung der beiden im Hades und wie Dido sich schweigend von Äneas abwendet.

  4. Un homme … dangereuz: »Un homme qui rit … ne sera jamais dangereux«, »Ein Mensch, der lacht, wird niemals gefährlich sein.«

  5. Pardonnez-moi, Mons. Le Compte: Verzeihen Sie mir, Herr Graf.

  6. Et vous plaisantez?: Und Sie machen Scherze?

  7. unter der liederlichen Regierung Karls II.: KARL II., König von Großbritannien, regierte 1660–1685. Seine Herrschaft zeichnete sich durch Willkür und Niedergang der Moral aus, sie wird darum allgemein die »liederliche« genannt.

  8. Voilà un persiflage: »Voilà un persiflage«, »Das ist feiner Spott.«

  9. Bevoriskius: Johan van Beverwyck oder Beverwijck oder Beverwych, gen. BEVEROVICIUS (1594–1647); ein holländischer Arzt und Magistrat.

  10. Mais passe, pour cela: Aber lassen wir das.

  11. Vraiment: Wahrhaftig.

  12. Les François sont polis: »Les Français sont polis«, »Die Franzosen sind höflich.«

  13. excesse: »excès«; siehe Anmerkung zu »accesse«, S. 367.

  14. politesse de cœur: »politesse du cœur«, »Höflichkeit des Herzens«.

  15. unter König William: WILLIAM III. (1650–1702), Prinz von Oranien, seit 1688 König von Großbritannien und Irland. Er engagierte sich von 1691 bis 1697 unermüdlich im Krieg der Großen Allianz gegen LUDWIG XIV.

  16. Mais vous plaisantez: Aber Ihr beliebt zu scherzen.

  17. soupieren: speisen.

  18. merchande de modes: »marchande de modes«, »Putzmacher«.

  19. Voyez vous, Monsieur: Sehen Sie, mein Herr.

  20. et tout cela: und alles das.

  1. mir wollte nichts anstehen: Mir wollte nichts gefallen.

  2. C’est … Monsieur: »C’est déroger à la noblesse, Monsieur«, »Das heißt sich erniedrigen, Monsieur.«

  3. Et encore: und dann.

  4. der König von Babylon: BELSAZAR, für den Daniel die Schrift an der Wand deutet (›Mene, mene, Tekel, U-pharsin‹), Daniel 5.

  5. wie Weisen von Chaldäa: die babylonischen Astrologen.

  6. LE DIMANCHE: Der Sonntag.

  7. pour s’adoniser: damit er sich in einen Adonis verwandeln könne.

  8. Rue de friperie: Straße der Trödler und Altkleiderhändler.

  9. Solitaire: weiches schwarzseidenes Halstuch.

  10. bien brodées: schön bestickt.

  11. pour faire … maitresse: um seiner Geliebten den Hof zu machen.

  12. vis à vis Madame de R***: gegenüber Madame de R***.

  13. eine petite demoiselle: eine kleine Jungfer.

  14. traiteur: Speisewirt.

  15. aus Rabelais’ Zeit: FRANÇOIS RABELAIS, der große Satiriker, Humanist, Geistliche und Arzt (wohl um 1483–1553); Verfasser des Romans »Gargantua und Pantagruel«. Einer der Hausgötter Sternes und von großem Einfluß auf den »Tristram Shandy«. Daß er in der »Sentimental Journey« nicht weiter auftaucht, ist ein Beleg für den so unterschiedlichen Ton dieser beiden Werke.

  16. Gruter: oder GRUYTERE, JANUS (1560–1627), niederländischer klassischer Philologe; ging aus religiösen Gründen nach England.

  17. Melech Al-Watir: (1591–??) arabischer Privatgelehrter und Dechiffreur.

  18. Jakob Spon: französischer Reisender und Archäologe (1647–1685); Autor von »Recherche des antiquités et curiosités de la ville de Lyon« (1683).

  19. ge-sacre-dieu’t: geflucht.

  20. garde d’eau: »gare l’eau«, »Vorsicht, Wasser!«. Der Warnruf in Frankreich und in Edinburgh, bevor man Abwasser usw. aus dem Fenster schüttet.

  1. Rue de Dauphine … zum fauxbourgs de St. Germain: »Rue Dauphin … Faubourg de St. Germain«; St. Germain ist ein Stadtteil am südlichen Seineufer.

  2. Winden … pontifische: »Brücken«-Wind, mit Anspielung auf den Pont neuf.

  3. Bandelier: breites Wehrgehänge.

  4. Dintenstecher: engl. ›inkhorn‹. Die Schreiber hatten ein kleines Horn mit Tinte vorn am Gürtel hängen: es war entweder aus Horn gedrechselt oder ein wirkliches kleines Horn.

  5. in jenem Buche: s. »Tristram Shandy«, VI, Kap. VIII – »Der ANKLAGENDE GEIST, der mit diesem Fluch zur Himmelskanzlei aufflog, errötete, als er ihn fürtrug; – und der PROTOKOLLIERENDE ENGEL ließ, da er ihn einschrieb, eine Träne auf das Wort fallen und löschte es somit für immer aus«.

  6. Juste ciel!: Gerechter Himmel.

  7. gage d’amour: Liebespfand.

  8. vestalische Schwestern: Die vestalischen Jungfrauen hüteten die Flamme im Tempel von VESTA, der römischen Göttin des Herdfeuers.

  9. dem … Supplikanten: dem … Bittsteller.

  10. das couver: Gedeck.

  11. Marquis de B****: dem Duc de BIRON (1700–1788), den Sterne 1762 kennenlernte.

  12. Cour d’amour: der Hof Amors.

  13. Mons. P****, der Generalsteuerpächter: Dem Generalsteuerpächter LA POPELINIÈRE (1692–1762) begegnete Sterne ebenfalls 1762.

  14. als einen esprit avisiert: als eine Person mit Witz und Geist.

  15. devôte: »dévote«, »Frömmlerin«.

  16. Madame de V***: Madame DE VENCE, gleichfalls eine Pariser Bekanntschaft Sternes aus dem Jahr 1762.

  17. Mons. D***: der Schriftsteller DENIS DIDEROT (1713–1784).

  18. den Abbé M***: der Abbé MORELLET (1727–1819).

  19. ihre komplette Enzyklopädie: das epochemachende Lexikon der französischen Aufklärung, 1751–1772 von DIDEROT und D’ALEMBERT unter Mitarbeit zahlreicher Gelehrter und Schriftsteller (darunter VOLTAIRE, ROUSSEAU und MONTESQUIEU) herausgegeben.

  20. Coterie: geschlossene Gesellschaft, Klüngel.

  1. plus badinant: lockerer, loser.

  2. Pardi … autres: Bei Gott, dieser Herr Yorick hat ebensoviel Geist wie wir.

  3. Il raisonne bien: Er besitzt Verstand.

  4. C’est un bon enfant: Er ist ein gute Kerl.

  5. das Bourbonnois: »Bourbonnais«, die Gegend und früher gleichnamige Provinz im Südosten Frankreichs, das heutige Departement Allier.

  6. Maria: MARIAs Geschichte wird auch in Band IX des »Tristram Shandy« erzählt.

  7. Moulines: Moulins.

  8. Ritter von der traurigen Gestalt: Don Quixote.

  9. ein eingesticktes S: S wie Shandy Sterne.

  10. Maria … sollen: siehe 2. Samuel 12,3.

  11. bis Lyon: YORICK reist in südöstlicher Richtung; Lyon ist etwa 90 Meilen von Moulins entfernt.

  12. auch nur ein Haar: siehe Matthäus 10,29–31 – »Kaufft man nicht zween Sperlinge vmb einen pfennig? Noch felt der selbigen keiner auff die erden / on ewrn Vater. Nu aber sind auch ewre hare auff dem Heubt alle gezelet. Darumb fürchtet euch nicht / Jr seid besser denn viel Sperlinge«.

  13. Berg Taurira: Mont Tarare, etwa 30 Meilen nordöstlich von Lyon.

  14. potagerie: »potager«, »Gemüsegarten«.

  15. Das Gratias: das Dankgebet.

  16. vielle: Drehleier.

  17. Voiturin: Fuhrmann, mit dem man über die Alpen und durch Italien reisen kann.

  18. St. Michael und Madane: St. Michel und Modane, zwei Städtchen an dem Fluß Arc unweit der savoyisch-italienischen Grenze, südwestlich von Turin.

  19. voiture: Wagen, Kutsche

  20. robe de chambre: Schlafrock.

  1. LAURENCE STERNE begegnete ELIZA – ELIZABETH DRAPER – zum ersten Mal im Januar 1767 im Haus von Commodore WILLIAM JAMES (um 1721–1783). James hatte in der Ostindienkompagnie Karriere und ein Vermögen gemacht und gehörte mit seiner Frau ANNE (gest. 1798) in den letzten Lebensjahren Sternes zu dessen engsten Freunden. In ihrem Haus in der Gerrard Street in Soho trafen sich Angehörige der Ostindienkompagnie, wenn sie sich während ihrer Heimaturlaube in London aufhielten. Elizabeth Draper (1744–1778) war in Anjengo (heute Anchuthengu) an der südwestindischen Malabarküste geboren worden, auch ihr Vater und ihr Großvater mütterlicherseits arbeiteten für die Ostindienkompagnie. Im Alter von vier Jahren wurde sie Waise und lebte mit ihren beiden Schwestern bei ihrem Großvater in Bombay, bis sie nach England in ein Pensionat geschickt wurde. 1757 kehrte sie nach Indien zurück und heiratete im Juli 1758 in Bombay DANIEL DRAPER (1726–1805), einen aufstrebenden Beamten der ostindischen Kompagnie. Sie war fast noch ein Kind, er war knapp zwanzig Jahre älter und soll außergewöhnlich häßlich, ungemein ehrgeizig und rücksichtslos gewesen sein. 1759 wurde ein Sohn geboren, 1761 eine Tochter. 1765 reisten die Drapers nach England, um die Kinder dort, wie es üblich war, in Schulpensionaten unterzubringen. Im Jahr darauf fuhr Daniel Draper nach Indien zurück, seine Frau blieb beim Ehepaar James in Soho. 1767 beorderte Draper seine Frau nach Indien zurück, und sie segelte Ende März des Jahres aus London ab. Sie folgte ihrem Mann auf verschiedene Posten in Indien, verließ ihn 1773 aber endgültig. Drei Jahre später kehrte sie nach Europa zurück, lebte in Paris, wo sie den Spätaufklärer Abbé RAYNAL mit ihrem Esprit bezauberte, und schließlich in England. Am 3. August 1778 starb sie in Bristol.

    Die »Letters from Yorick to Eliza« erschienen zum ersten Mal 1773 bei WILLIAM JOHNSTON in London. Johnston gab im Vorwort an, er habe die Briefe von einem Gentleman, der die Originale mit Elizas Erlaubnis in Bombay kopiert hätte.

  2. die Predigten … aus dem Kopfe: Sterne läßt YORICK in »Tristram Shandy« die Mängel einer Predigt erklären – »sie kam mir aus dem Kopf statt aus dem Herzen … Predigen, um den Grad unserer Bildung oder die Spitzfindigkeit unseres Verstandes darzutun – um so vor den Augen der gewöhnlichen Leute mit der lumpigen Summe dürftiger Gelehrsamkeit zu paradieren, die mit einigen glitzernden Worten beflittert ist, welche wenig Licht und noch weniger Wärme spenden – das ist ein schändlicher Mißbrauch der armseligen halben Stunde, die uns allwöchentlich anvertraut ist« (IV, Kap. XXVI). Es scheint, als habe Sterne im Werben um eine junge Frau gerne Predigten verschenkt, auch der Sängerin CATHERINE FOURMANTEL hatte er zu Anfang ihrer Bekanntschaft 1759 eine geschickt.

  3. »daß ein Freund gleiches Recht genießt wie ein Arzt«: sprichwörtlich seit CHAUCER diese Wendung in den »Canterbury Tales« (»Tale of Melibee«) einführte.

  4. Brahmanen: Angehöriger der höchsten hinduistischen Kaste, aus der die Priester, Dichter, Gelehrten und Politiker stammten – Sterne war Geistlicher, ELIZABETH DRAPER kam aus Indien, und so nannten sie sich ›Brahmane‹ und ›Brahmanin‹.

  5. Lord Bathursts Haus: ALLEN BATHURST (1684–1775), Baron Bathurst, liebte espritreiche Gespräche, weltliche Freuden, die Frauen und den Alkohol; da er 1760 »Sermons« subskribierte (und dann auch die »Empfindsame Reise«), ist anzunehmen, daß er um diese Zeit Sternes Bekanntschaft machte. Als Sterne diesen Brief schrieb, stand Bathurst noch nicht ganz in seinem »fünfundachtzigsten Jahre«.

  6. Nabobinnen: die weibliche Form von »Nabob«, einer britischen Verzerrung des Urdu-Wortes ›nawah‹, ›Gouverneur‹; das Wort bezeichnete einen Briten, der sich in Indien ein Vermögen erworben hatte; den ersten Auftritt in der Kunst hatte es 1760, der Dramatiker, Theaterdirektor und Schauspieler SAMUEL FOOTE (1720–1777), der für seinen scharfen Witz so geliebt wie gefürchtet war, verwendete es in seinem Stück »The Minor«; Sterne schrieb als erster die weibliche Form.

  7. Addison, Steele, Pope, Swift, Prior: JOSEPH ADDISON (1672–1719), Essayist, Dichter und Dramatiker, schrieb gemeinsam mit RICHARD STEELE (1672–1729) die tonangebenden Artikel für »The Tatler« und »The Spectator«; der Dichter und Satiriker ALEXANDER POPE (1688–1744) hatte schon zu Lebzeiten einen Ruf wie Donnerhall; der von Sterne bewunderte JONATHAN SWIFT (1667–1745) zelebrierte die Abschweifung und verfaßte mit »A Tale of the Tub« (1704) eine der Inspirationsquellen des »Tristram Shandy«; MATTHEW PRIOR (1664–1721) war seinerzeit ein sehr beliebter Dichter und diente außerdem während der Kriege gegen Frankreich als Diplomat.

  8. Prinzessin von Wallis: Prinzessin von Wales, AUGUSTA (1719–1772, geborene von Sachsen-Gotha-Altenburg), die Witwe von FREDERICK LOUIS (1707–1751), Prinz von Wales, Mutter König GEORGEs III.; ihr Witwensitz war in Kew.

  9. das Porträt Deines Bramahnen: Wahrscheinlich hatte Sterne ihr ein Mezzotinto des Kupferstechers EDWARD FISHER (1722 – vor 1782) nach dem berühmten Gemälde von JOSHUA REYNOLDs (1723–1792) geschenkt. Auch Eliza hatte eine Miniatur von sich malen lassen und sie Sterne zum Geschenk gemacht.

  10. Miss Light: Vermutlich hieß die junge Dame HESTER ELEONORA LIGHT und fuhr nach Indien, um dort einen gewissen GEORGE STRATTON, seines Zeichens Beamter der Ostindienkompagnie, zu heiraten. Sie reiste mit Eliza auf der ›Lord Chatham‹, die am 3. April 1767 endgültig gen Indien lossegelte.

  11. die unbekümmerte, fröhliche Sprache eines Herzens: Das war der Stil, den Sterne bevorzugte, auch seine Tochter LYDIA bat er (am 15. Mai 1764): »Vergiß nicht, mir so zu schreiben als einem Freund – kurz, alles was Dir in Dein kleines Köpfchen kommt.«

  12. Die ***’s: gemeint ist die Familie Newnham; NATHANIEL NEWNHAM (um 1699–1778) war Parlamentsabgeordneter, zwei seiner Söhne, GEORGE LEWIS NEWNHAM (um 1733–1800) und NATHANIEL NEWNHAM (um 1741–1809), folgten ihm in die Politik; warum Sterne sie für »nichtswürdig« hielt, bleibt ein Rätsel, zumal Eliza scheinbar anderer Meinung war. Die Newnhams waren sich Sternes Mißgunst eventuell nicht bewußt, fünf Familienmitglieder subskribierten die »Empfindsame Reise«.

  13. das beste weibliche Wesen: Hier spielt Sterne möglicherweise ironisch auf eine der im 18. Jahrhundert meistzitierten Sottisen über den weiblichen Charakter an – POPEs »Nothing so true as what you once let fall, / Most Women have no Character at all« (»Moral Essays. Epistle II: To a Lady«, 1735), »Sie haben Recht, Madame, wenn Sie meinen, / Charakter haben Frauen meistens keinen« (Übers.: Dr. Albrecht Deetz, 1876). Ein Widerhall ertönt im »Tristram Shandy«, I, Kap. XXI – »die ganze Shandy-Familie bestand durchweg aus Originalcharaktern; –– die Männer mein’ ich, – die Frauen besaßen gar keinen Charakter …«.

  14. Ich werde Dich wahrscheinlich nie mehr wiedersehen: Das ist kein hohles Pathos, Sterne wußte, daß er sterbenskrank war, und Elizas Rückkehr nach Indien stand bereits fest.

  15. Zumps: Der aus Fürth stammende JOHANNES (Johann Christoph) ZUMPE (1726–1790) war während der Wirren des Siebenjährigen Krieges nach London emigriert und hatte dort beim Schweizer Cembalobauer BURKHARDT TSCHUDI gearbeitet, bevor er 1761 eine eigene Werkstatt eröffnete. Zunächst baute er Cistern (eine bestimmte Art wurde ›English guitar‹ genannt), wurde dann aber für seine Tafelklaviere, kleine Pianos in rechteckiger Form, bekannt. JOHANN CHRISTIAN BACH spielte das erste Klaviersolokonzert auf englischem Boden 1768 auf einem Zumpe-Klavier.

  16. Mr. Abraham Walker in Deal: Eliza war inzwischen an Bord der ›Lord Chatham‹, und das Schiff hatte am 30. März Deal erreicht, eine Hafenstadt etwa 13 Kilometer nordöstlich von Dover am Eingang des Ärmelkanals, wo es auf günstigen Wind wartete, der am 3. April schließlich aufkam. Über Abraham Walker ist sonst nichts bekannt, man kann aus dem Brief nur schließen, daß er zusätzlich zu seinen Lotsendiensten auch Transporte von Waren und Post anbot.

  17. Das Tagebuch: Sterne führte ein Tagebuch, dessen Eintragungen für Eliza gedacht waren, und auch sie führte eines für ihn; im nächsten Brief erzählt er, er habe ein neues begonnen (siehe das »Tagebuch des Brahmanen«).

  18. den ***s: Es steht zu vermuten, daß auch hiermit die NEWNHAMs (siehe S. 373) gemeint sind.

  19. Marriot: Vermutlich RANDOLPH MARRIOT (1736–1790), der als Offizier in der Armee der Ostindienkompagnie ein Gast bei den Jameses hätte sein können; sein Bruder THOMAS (vor 1737 geboren) war Major der Marineinfanterie und subskribierte die »Sermons« (1769), diente aber nicht in Indien und reiste auch nie dorthin.

  20. das meinige: Da der gefragte Miniaturmaler RICHARD COSWAY Eliza porträtierte (siehe auch Anmerkungen zum »Tagebuch des Brahmanen«, S. 382 »Cusway«), könnte er auch Sterne gemalt haben – doch bis heute ist ein solches Bild nicht aufzufinden. Aus den folgenden Sätzen läßt sich schließen, daß Sterne und das Ehepaar James zwei Porträts von Eliza, eine Miniatur und ein lebensgroßes, in Auftrag gegeben hatten. Auch die Newnhams ließen ein Bild von Eliza malen.