Stimmt's Baby?
100 Mythen übers Kinderkriegen
Widmung
Vorwort
So wird’s gemacht
1 Neun Monate nach dem großen Stromausfall in New York wurden besonders viele Babys geboren
2 Während der Stillzeit können Frauen nicht schwanger werden
3 Schwangerschaft ist «ansteckend»
4 Enge Unterhosen reduzieren die männliche Fruchtbarkeit
5 Dicke Männer produzieren weniger Spermien
6 Weiße Eltern können ein schwarzes Baby bekommen
7 Das Geschlecht des Babys hängt von der Ernährung der Mutter ab
8 Ein Kopfstand nach dem Sex erhöht die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden
9 Gestresste Frauen bekommen eher Mädchen
Neun lange Monate
10 Während der Schwangerschaft ist Alkohol tabu
11 Werdende Mütter müssen für zwei essen
12 Schwangere sind vergesslich
13 Schwangere sollten sich von Katzen fernhalten
14 Mit Cremes kann man Schwangerschaftsstreifen vorbeugen
15 Frauen sollten während der Schwangerschaft auf der linken Seite schlafen
16 Frauen in Umständen sehen schlechter
17 Schwangere dürfen nichts über den Kopf heben
18 Schwangere dürfen nicht heiß baden
19 Hat die werdende Mutter Sodbrennen, dann hat das Baby starken Haarwuchs
20 Frauen legen mit jeder Schwangerschaft eine Schuhgröße zu
21 Jedes Kind kostet die Mutter einen Zahn
22 Anhand der Bauchform kann man das Geschlecht des Babys vorhersagen
Pension Mama
23 Babys träumen im Mutterleib
24 Babys pinkeln im Mutterleib
25 Baby-Jungen können schon im Mutterleib Erektionen bekommen
26 Anhand der Herzfrequenz des Ungeborenen kann man das Geschlecht bestimmen
27 Sex in der Schwangerschaft ist schlecht für das Ungeborene
Nichts wie raus!
28 Cäsar kam per Kaiserschnitt zur Welt
29 Bei einer Geburt braucht man heißes Wasser
30 Wenn die Fruchtblase platzt, muss die Frau sich sofort hinlegen
31 Bei Wehen muss man hecheln
32 Die Krankenhäuser verkaufen die Plazenta von Neugeborenen an Pharmafirmen
Gestatten: Baby
33 Alle Babys haben bei der Geburt blaue Augen
34 Das Baby sieht zunächst dem Vater ähnlich
35 Babys kommen schon mit voll ausgewachsenen Augen auf die Welt
36 Manche Babys werden mit Zähnen geboren
37 Es gibt Babys, die mit Kiemen geboren werden
38 Rosa für Mädchen und hellblau für Jungen – früher war es umgekehrt
39 Muttermale hat man von Geburt an, und sie bleiben lebenslänglich
Babys in Zahlen
40 Bei Vollmond werden besonders viele Babys geboren
41 Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Zahl der Störche und der Zahl der Geburten
42 Im September werden mehr Babys geboren als in jedem anderen Monat
43 Morgens kommen mehr Babys zur Welt als abends
44 Nur fünf Prozent aller Babys werden am vorausberechneten Termin entbunden
45 Das erste Kind kommt meistens zu spät
46 Nach Kriegen werden besonders viele Jungen geboren
47 Winter-Babys werden älter als Sommer-Babys
Doppelt gemoppelt
48 Zwillinge bekommen eher Zwillinge
49 Zwillinge können im Abstand von mehreren Wochen oder Monaten geboren werden
50 Zwillinge können zwei verschiedene Väter haben
51 Die meisten Zwillingsgeburten gehen heute auf künstliche Befruchtung zurück
Mamis Milchbar
52 Stillende Mütter dürfen keinen Alkohol trinken
53 Frauen mit großen Brüsten können besser stillen als Frauen mit kleinen Brüsten
54 Stillende Frauen bekommen Hängebrüste
55 Wenn die stillende Mutter blähende Speisen isst, bekommt das Baby Blähungen
56 Gestillte Kinder sind intelligenter als Flaschenkinder
57 Man kann ein Baby, das gestillt wird, nicht überfüttern
58 Bier fördert die Milchbildung
59 Stillende Mütter sollten viel Milch trinken
60 Die Mutter produziert unterschiedliche Milch für Jungen und Mädchen
61 Vom Sporttreiben wird die Muttermilch sauer
Erste Hilfe
62 Wenn Eltern Allergien haben, bekommt das Kind sie auch
63 Die Beschneidung von Jungen ist aus hygienischen Gründen sinnvoll
64 Schlafen auf dem Bauch erhöht das Risiko des plötzlichen Kindstods
65 Babys sollten nicht im Bett der Eltern schlafen
66 Bernsteinketten lindern die Schmerzen beim Zahnen
67 Babys kriegen vom Zahnen Fieber
68 Schäden an den Milchzähnen haben keine Folgen für die späteren Zähne
69 Schnuller führen zu schiefen Zähnen
70 Man soll Babyschnuller nicht ablecken, weil das Karies über trägt
71 Man soll Babys von allen Keimen fernhalten
72 Babys leiden oft unter «Wachstumsschmerzen»
73 Dreimonatskoliken dauern drei Monate
74 Zucker macht Babys hyperaktiv
75 Fieber über 40 Grad kann das Gehirn des Babys schädigen
Aus Babys werden Menschen
76 Aus großen Babys werden große Erwachsene
77 Mozart hören macht Babys schlauer
78 Babyspeck wächst sich aus
79 Milchzähne werden von den permanenten Zähnen herausgeschoben
80 Man sollte die Haare nicht vor dem ersten Geburtstag schneiden
81 Man kann schon im Alter von drei Monaten mit dem «Töpfchentraining» beginnen
82 Babys, die früh laufen lernen, bekommen O-Beine
83 Man kann Babys nicht verwöhnen
84 Schlafen auf dem Rücken führt zu flachem Hinterkopf
85 Einmal ein wählerischer Esser, immer ein wählerischer Esser
Das Wunder Kind
86 Babys können gleichzeitig trinken und atmen
87 Der Greifreflex von Säuglingen ist so stark, dass man sie an einer Wäscheleine aufhängen kann, ohne dass sie herunterfallen
88 Babys können von Natur aus schwimmen
89 Babys haben mehr Knochen als Erwachsene
90 Babys blinzeln seltener als Kinder und Erwachsene
91 Schlafende Babys sind schwerer als wache
Babysprache – schwere Sprache
92 Babys schreien in ihrer Muttersprache
93 Eltern können am Schreien erkennen, was dem Kind fehlt
94 Sehr kleine Babys können schon eine Zeichensprache lernen
95 Man sollte mit Babys in normalem Deutsch reden
96 In den meisten Sprachen fängt das Wort für «Mutter» mit M an
Die Seiten für den Mann
97 Männer haben Brustwarzen, weil sie in grauer Vorzeit auch Babys gestillt haben
98 Auch Männer haben Schwangerschaftssymptome
99 Männer haben nach der Geburt ihres Kindes weniger Testosteron
100 Die katholische Kirche bezahlt die Alimente für uneheliche Kinder von Pfarrern
Für Emely, Harriet, Lukas und Oliver
* Im ganzen Buch verwenden wir Kürzel für die drei Autoren Andrea Cross [AC], Christoph Drösser [CD] und TIL METTE [TM]!
Im Juni 2011 haben Andrea Cross und Christoph Drösser ein Baby bekommen*. In seinen ersten Monaten hatte Oliver ein nicht gerade elternfreundliches Schlafmuster, und so saß CD eines Morgens gegen fünf Uhr mit dem Baby auf dem Sofa. Das Baby hellwach, der Vater verschlafen. Aber in solchen Momenten zwischen Wachen und Schlafen kommen oft die besten Ideen, und so überlegte CD: Sollte man nicht ein Buch machen und all die Mythen untersuchen, mit denen werdende oder gerade gewordene Eltern von allen Seiten überschüttet werden?
Dazu muss man wissen, dass CD sich seit 15 Jahren professionell mit Mythen und Legenden beschäftigt. Er schreibt die Kolumne «Stimmt’s?» in der Wochenzeitung «Die Zeit», von der auch schon viele Sammelbände bei rororo erschienen sind. Die Buchidee war also eine Art natürliche Fortsetzung dieser langjährigen Arbeit. Und gerade zum Thema Fortpflanzung und Geburt werden eine Menge Halb- und Unwahrheiten verbreitet. Als AC und CD ihren Geburtsvorbereitungskurs absolvierten (ohne Hecheln, siehe Seite 72), erzählte ihnen die Hebamme, dass Babys gleich nach der Geburt erst einmal dem Vater ähnlich sähen, damit der das Kind überhaupt annimmt (wir untersuchen die Frage auf Seite 80). Wir haben nichts gegen Hebammen, es ist eine gute Sache, dass die Geburt in Deutschland weitgehend in ihren Händen liegt – aber sie erzählen auch eine Menge Dinge, die nicht unbedingt der letzte Stand der Wissenschaft sind.
Es war klar, dass das Buch genauso ein Gemeinschaftswerk von AC und CD werden sollte wie das Baby. Und weil wir weder eine wissenschaftliche Abhandlung schreiben wollten noch einen bierernsten Elternratgeber, lag die Idee nahe, den stern-Cartoonisten Til Mette um seine Mitarbeit zu bitten, einen Freund des Hauses und passionierten Vater zweier Töchter.
Die Antworten zu den 100 Mythen übers Kinderkriegen sind dann doch recht sachlich geraten, denn uns ging es bei allem Unterhaltungswert darum, die Fragen korrekt und fundiert zu behandeln. Deshalb haben wir hier und da ein paar persönliche Kommentare eingestreut. Um die zu verstehen, muss man noch einige Dinge wissen: dass AC aus den USA stammt, daher die interkulturellen Vergleiche in einigen Randspalten. Dass TM und seine Frau zwei reizende Mädchen adoptiert haben. Und dass CD die ganze Geschichte schon einmal vor langer Zeit mit seinem inzwischen 21-jährigen Sohn und dessen Mutter durchgemacht hat.
Wenn wir werdenden Eltern einen Tipp geben können, dann diesen: Lassen Sie sich von all den Ratschlägen, angeblichen Regeln und Halbwahrheiten nicht in den Wahnsinn treiben. In den ersten 200 000 Jahren der Menschheitsgeschichte haben Mütter und Väter ihre Kinder auf die Welt gebracht und aufgezogen, ohne ein Ratgeberbuch gelesen zu haben – dieses eingeschlossen.
Andrea Cross
Christoph Drösser
TIL METTE
Unsere Zivilisation bietet uns nicht mehr viele Abenteuer. Alles ist doppelt gesichert, die Systeme sind redundant, Risiken werden minimiert. Wenn dann trotz aller Sicherheitsvorkehrungen ein lebenswichtiges System zusammenbricht, dann herrscht eine Ausnahmesituation: Etwa, wenn die Flugzeuge wegen Vulkanasche am Boden bleiben, wenn ein vereister ICE auf offener Strecke stehen bleibt oder wenn in einer modernen Metropole der Strom ausfällt.
Und was machen Menschen in solchen Situationen? Sie werden zum Tier, jawohl! Sie lassen die zivilisatorische Hülle abfallen, werden aggressiv gegenüber ihren Zeitgenossen – oder auch wild auf Sex. So wild, dass man es neun Monate später an den Geburtenziffern ablesen kann.
Jedenfalls dachten das wohl die Reporter der New York Times, die im Sommer 1966 ausschwärmten, um die Folgen des großen Blackouts vom 9. November 1965 zu begutachten. Sie wurden fündig und berichteten davon am 10. August in ihrer Zeitung: 28 Geburten statt durchschnittlich 11 im Mount Sinai Hospital, 29 statt 20 im Bellevue Hospital und so weiter.
TM: WENN DUNKELHEIT MEHR SEX BEDEUTET, DANN HÄTTE DIE ERFINDUNG DES ELEKTRISCHEN LICHTS JA ZUM AUSSTERBEN DER MENSCHHEIT FÜHREN MÜSSEN.
Nun weiß jeder Statistiker, dass es solche Ausreißer immer gibt – in einer Stadt mit vielen Krankenhäusern kann man fast täglich eins finden, das just an diesem Tag erstaunlich viele Geburten verzeichnet. Der Zufall verteilt die Zahlen nur auf lange Sicht gleichmäßig. Aber genauso zuverlässig wie die statistischen Ausreißer findet man auch immer einen Wissenschaftler, der darin einen Trend sieht. Ein Soziologe kommentierte den Reportern in den Block: «Unsere Daten zeigen, dass die meisten Menschen zu Hause blieben. Sie hatten keinen Zugang zu ihrem Hauptvergnügen, dem Fernsehen. Unter diesen Umständen ist es nicht unvernünftig anzunehmen, dass eine Menge Sex stattfand.»
Und wenn man einmal eine tolle Geschichte hat, muss man sie auch weiterdrehen. Die Times interviewte in den folgenden Tagen frischgebackene Eltern, die sich zu ihrem Treiben in der fraglichen Nacht bekannten und darauf hinwiesen, dass man ja auch in Pompeji eng umschlungene Paare ausgegraben hätte.
Erst vier Jahre später setzte sich dann endlich jemand wissenschaftlich mit den Daten auseinander. Und prompt blieb von dem blackout boom nicht viel übrig: Richard Udry von der University of North Carolina analysierte in der Fachzeitschrift Demography die kompletten Geburtsstatistiken von New York. Zunächst einmal betrachtete er nicht den einen Tag neun Monate nach dem Stromausfall, sondern die sechs Wochen, in denen statistisch gesehen 90 Prozent der an diesem Tag gezeugten Babys zur Welt kamen. Die fragliche Periode im Jahr 1966 verglich er mit der entsprechenden Zeit in den fünf vorangegangenen Jahren – eine ungewöhnliche Häufung war nicht festzustellen.
AC: War da nicht ein großer Internet-Blackout neun Monate, bevor unser Kind geboren wurde?
CD: Ach, das warst du?
Udrys Artikel schließt mit den Worten: «Glauben wir nicht, dass eine einfache statistische Analyse wie diese mit dem Mythos der blackout babies aufräumen wird. Neun Monate nach dem großen Schneefall von 1967 in Chicago berichteten die Krankenhäuser, dass sie sich auf eine Lawine von ‹Schneebabys› vorbereiten würden. Viele finden offenbar Gefallen an der Vorstellung, dass die meisten Menschen, die durch ein unvorhergesehenes Ereignis von ihren gewöhnlichen Aktivitäten abgehalten werden, sich der Kopulation zuwenden.»
FAZIT: Zumindest an den Geburtenziffern konnte man nicht ablesen, womit sich die vom Stromausfall getroffenen New Yorker die Zeit vertrieben.
Die Natur hat für stillende Mütter eine Schonfrist vorgesehen – ganz allgemein gilt tatsächlich: Solange die Frau voll stillt, hat sie zumindest einige Monate lang keinen Eisprung und kann folglich nicht schwanger werden.
Der Grund dafür sind die Hormone: Stillende Mütter produzieren Prolaktin, das die Milchbildung anregt. Außerdem hemmt es die Produktion der Hormone LH und FSH, und die sind für die Reifung der Eizellen und den Eisprung zuständig. Eigentlich eine schöne Sache – endlich mal eine Zeit, in der man nicht an die Verhütung denken muss! Vorausgesetzt, man hat überhaupt schon wieder Lust auf Sex.
AC: Und die zwei Prozent, bei denen die Sache schiefgeht, nennt man dann «Irische Zwillinge».
Diese Verhütung, die ja eigentlich eine Nicht-Verhütung ist, hat sogar einen Namen: LAM (Lactational Amenorrhoea Method). Damit sie einigermaßen sicher ist, gelten aber wichtige Einschränkungen: Generell sollte man sie nur im ersten halben Lebensjahr des Babys anwenden. Das Kind sollte exklusiv gestillt werden, also nichts zugefüttert bekommen, die Stillpausen sollten tagsüber nicht mehr als vier und nachts nicht mehr als sechs Stunden betragen. Und natürlich darf die Periode der Frau noch nicht wieder eingesetzt haben, denn das ist ein sicheres Zeichen für Fruchtbarkeit.
Hält man sich an diese Regeln, dann hat die LAM-Methode eine Zuverlässigkeit von 98 Prozent – schlechter als die Pille, aber besser als Kondome oder Diaphragmen.
FAZIT: Voll stillende Mütter sind ein halbes Jahr lang mit hoher Wahrscheinlichkeit unfruchtbar.
Das Wort «ansteckend» ist hier im übertragenen Sinne gemeint: Werden Frauen, die in Gesellschaft von Schwangeren sind, eher schwanger?
Viele Chefs klagen über den Effekt: Zuerst wird eine Frau im Kollegium schwanger und nimmt Elternzeit. Das unterstützt man als moderne Führungskraft natürlich. Aber dann kommt ein Baby zum anderen, schließlich melden sich auch noch die männlichen Kollegen ab. Geht da ein Virus um?
Schwedische Forscher haben das «Ansteckungsrisiko» genau beziffert: Wird eine Mitarbeiterin schwanger, so steigt die Empfängniswahrscheinlichkeit bei den Kolleginnen in den nächsten zwei Jahren um etwa zehn Prozent. Interessante Nebenerkenntnis: Die Frauen lassen sich dabei eher von Kolleginnen beeinflussen, deren Bildungsstand höher als ihr eigener ist, und überhaupt nicht von Männern, deren Frau ein Kind erwartet. Ob umgekehrt Männer sich in ihrer Fortpflanzungfreudigkeit von Kolleginnen und Kollegen beeinflussen lassen, sollen zukünftige Untersuchungen zeigen.
Stärker noch beeinflussen miteinander verwandte Frauen sich gegenseitig: Kriegt die Schwester ein Kind, dann steigt die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft innerhalb eines Jahres auf das doppelte des normalen Werts an, fanden norwegische und österreichische Forscher durch die Analyse von 110 000 norwegischen Schwesterpaaren heraus. Das gilt aber nur fürs erste Kind – Frauen, die schon Mütter sind, lassen sich nicht so leicht von der Schwester beeinflussen.
CD: Den Effekt gibt es vielleicht doch bei Männern, sogar mit Verstärkung: Ein knappes Jahr, nachdem ich Vater geworden bin, bekam ein Kollege mit seiner Frau Drillinge.
Dass die Ansteckungsgefahr auch schon im Teenager-Alter besteht, ist ebenfalls an norwegischen Daten demonstriert worden. Man sollte ja vielleicht meinen, dass es junge Mädchen eher von einer Schwangerschaft abschrecken würde, wenn sie die Probleme sähen, die ihre Schwester mit dem Baby hat. Aber die Wahrscheinlichkeit einer Teenager-Schwangerschaft stieg insbesondere in Schichten mit niedrigem Einkommen von einem auf zwei Fünftel, Mädchen bekommen demnach eher im jugendlichen Alter ein Baby, wenn die ältere Schwester das gleiche Schicksal hatte.
FAZIT: Frauen lassen sich bei der Entscheidung für oder gegen eine Schwangerschaft durchaus von ihrem Umfeld beeinflussen.
Wenn man sie sich genauer anschaut, sind die männlichen Fortpflanzungsorgane ja schon ein bisschen skurril – es sind die einzigen Organe, die man außen am Körper trägt, nur in einem Säckchen baumelnd.
Der Grund, warum die männlichen Hoden nicht gut geschützt in der Bauchhöhle sitzen: Die Spermienproduktion verlangt nach einer Temperatur, die etwa zwei Grad unter unserer normalen Körpertemperatur liegt. Deshalb hat es die Natur so eingerichtet, dass immer genug kühlende Luft um sie herum ist – aber das hat sie natürlich in einer Zeit getan, als die Menschen keine Unterwäsche und keine Hosen trugen. Und so laufen die Männer immer Gefahr, dass ihre Hoden ein bisschen zu warm werden.
TM: ALS MEINE FRAU UND ICH IN DEN 90ER JAHREN SCHWANGER WERDEN WOLLTEN UND ES NICHT SOFORT KLAPPTE, SAHEN WIR EINE FOLGE VON «SEINFELD», IN DER KRAMER BEHAUPTET, UNFRUCHTBARKEIT LIEGE NUR AN ZU ENG SITZENDEN UNTERHOSEN. ICH FAND DAS ABSOLUT EINLEUCHTEND UND TRAGE SEITDEM NUR NOCH BOXERSHORTS. IN DENEN HABE ICH SPÄTER AUCH ZWEI WUNDERBARE KINDER ADOPTIERT.
Werden die Kronjuwelen in einer eng anliegenden Hose tatsächlich wärmer? Die Erkenntnisse darüber sind widersprüchlich. Eine Studie im Jahr 1998, die bei 97 Männern die skrotale Temperatur maß, konnte keinen signifikanten Unterschied zwischen den Trägern von Boxershorts und von engen Unterhosen feststellen – weder bei der Temperatur noch bei der Spermienzahl. Aber wenn ein Paar Schwierigkeiten hat, schwanger zu werden, dann ist vielleicht die einfachste und preiswerteste Maßnahme, einmal eine andere Sorte Unterwäsche auszuprobieren. Denn die zeitweilige Erwärmung der Hoden führt nicht zu dauerhafter Unfruchtbarkeit, nach ein paar Tagen oder Wochen in kühlerem Milieu laufen sie wieder zu alter Form auf.
Es versteht sich von selbst, dass es wenig Sinn hat, weite Boxershorts unter einer knallengen Jeans zu tragen – der Mann sollte dann auch weitere Hosen tragen. Und ein amerikanischer Reproduktionsmediziner rät im Internet, zu Hause überhaupt keine Hosen zu tragen – das kühle nicht nur die Hoden, sondern erhitze auch die Partnerin.
FAZIT: Der Einfluss der Unterwäsche auf die Hodentemperatur ist minimal.
Wenn es mit der Fortpflanzung nicht klappt, dann wird die Ursache meist bei der Frau gesucht. Allenfalls bei älteren Männern zieht man in Betracht, dass die Qualität ihrer Spermien nicht mehr exzellent ist. Aber in den letzten Jahren haben mehrere Studien nachgewiesen, dass auch junge Männer schlechte Spermien produzieren können – nämlich dann, wenn sie übergewichtig sind.
Eine der Studien stammt von der Universität Leipzig. Die Forscher werteten die Daten von über 2000 Männern aus, die in der dortigen Fertilitätsklinik ihren Samen analysieren ließen. Im Schnitt waren sie 30 Jahre alt und hatten keine besonderen Fruchtbarkeitsprobleme. Die fettleibigen unter ihnen hatten eine deutlich geringere Spermienzahl pro Milliliter Samen als die normalgewichtigen. Andere Studien haben gezeigt, dass bei dicken Männern die Zahl der beweglichen und zielgerichteten Spermien kleiner ist.
Über die Ursachen dieser Spermienschwäche wird in der Fachwelt noch diskutiert. Es könnte hormonell bedingt sein – im Fettgewebe können männliche Hormone in weibliches Östrogen umgewandelt werden. Vielleicht ist es aber auch ganz banal: Der Speck eines Dicken hält die Fortpflanzungsorgane schön warm, und Wärme senkt die Spermienzahl (siehe Seite 22).
Wie dem auch sei: Wenn schon die Eitelkeit für viele Männer kein Grund ist, auf ihr Gewicht zu achten, dann ist es vielleicht der Wunsch, gute Chancen bei der Fortpflanzung zu haben.
FAZIT: Je dicker der Mann, umso schlechter ist die Spermienqualität.
Sandra Laing wurde 1955 als Kind weißer Eltern geboren. Doch sie war schwarz – und das heißt, nicht nur ihre Haut hatte eine dunkle Tönung, auch ihre gesamte Physiognomie war afrikanisch und nicht europäisch. Das Tragische in diesem Fall: Sandra wurde in Südafrika geboren, als dort noch strenge Rassentrennung herrschte. Ihr Vater war ein politischer Aktivist, der das Apartheid-Regime unterstützte.
Natürlich gibt es in einem solchen Fall immer einen Anfangsverdacht: nämlich dass der Vater gar nicht der Vater ist. Aber ein Gentest konnte diesen Verdacht zerstreuen. Auch Sandras Großeltern waren weiß, und niemand wusste etwas von schwarzen Vorfahren.
Aber irgendwo muss es einen gegeben haben. Die Hautfarbe ist genetisch bestimmt, aber es sind mindestens zwölf Gene daran beteiligt, und man kann die Sache nicht einfach mit den Mendel’schen Regeln berechnen. Normalerweise hat ein Kind eine Hautfarbe, die im Helligkeitsspektrum zwischen den Eltern liegt – demnach kann ein Baby nicht dunkler sein als Mutter oder Vater. Aber in seltenen Fällen können Gene auch über mehrere Generationen «schlummern» und dann zur Ausprägung kommen. Die andere Möglichkeit ist eine spontane Mutation. Und wenn schwarze Eltern ein weißes Baby bekommen, dann kann die Erklärung für die helle Hautfarbe auch Albinismus sein.
FAZIT: Es ist sehr selten, aber es kommt tatsächlich vor, dass weiße Eltern ein schwarzes Kind bekommen – und umgekehrt.