John Bargh

Vor dem Denken

Wie das Unbewusste uns steuert

Aus dem Amerikanischen von Gabriele Gockel,
Bernhard Jendricke und Peter Robert

Knaur e-books

Inhaltsübersicht

Über John Bargh

Prof. Dr. John Bargh, Jahrgang 1955, ist ein weltweit renommierter, preisgekrönter Professor für Psychologie an der Yale University, wo er das Automaticity in Cognition, Motivation, and Evaluation (ACME) Laboratory leitet. Sein Experiment, das 1996 die unbewusste Beeinflussung unseres Verhaltens durch Priming nachwies, ging als sogenannter Florida-Effekt sofort in die Liste der klassischen Experimente in der Psychologie ein. Barghs Fokus liegt auf der Erforschung von automatischen und unbewussten Prozessen, die das Sozialverhalten des Menschen beeinflussen und beinhaltet Fragen zum freien Willen. Er wurde u.a. mit dem Max-Planck-Forschungspreis ausgezeichnet.

Impressum

Die amerikanische Originalausgabe erschien 2017 unter dem Titel

»Before You Know It. The Unconscious Reasons We Do What We Do«

bei Touchstone, New York.

 

Zitatnachweis:

William Faulkner, Requiem für eine Nonne. Deutsche Übersetzung von Robert Schnorr, Copyright © 1956 Fretz & Wasmuth Verlag AG, Zürich; Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg.

Marc Aurel, Selbstbetrachtungen. Reclam, Stuttgart 2016, S. 37.

Maurice Maeterlinck, Joyzelle. Diederichs, Leipzig 1903, S. 5.

 

© 2018 der eBook-Ausgabe Droemer eBook

© 2017 by John Bargh

© 2018 der deutschsprachigen Ausgabe Droemer Verlag

Ein Imprint der Verlagsgruppe

Droemer Knaur GmbH & Co. KG, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit

Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

Übersetzung: Gabriele Gockel und Bernhard Jendricke, Kollektiv Druck-Reif,
in Zusammenarbeit mit Peter Robert

Redaktion: Sabine Wünsch, München

Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München

Coverabbildung: FinePic/shutterstock

ISBN 978-3-426-42985-3

Hinweise des Verlags

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.


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Endnoten

Nisbett & Wilson (1977), Zajonc (1980).

Gazzaniga (1985, S. 64).

Penfield (1961).

Cherry (1953), auch Moray (1959).

Whyte (1960).

James (1890).

Perry & Laurence (1984).

Siehe Nisbett & Wilson (1977), Wilson & Brekke (1994).

Koestler (1967).

Raichle & Mintun (2006).

Miller, Galanter & Pribram (1960).

Hill & Durante (2011).

Perry & Laurence (1984), Crabtree (1993).

Die Begegnung fand 1909 bei einer Schiffsreise über den Atlantik in die Vereinigten Staaten statt, wo sie an einem Kongress in Massachusetts teilnehmen wollten. (Dort begegneten sie auch zum ersten und einzigen Mal William James.) Dabei kam es zu einem Bruch, der bis zu ihrem Lebensende nicht mehr gekittet wurde (siehe Rosenzweig, 1994).

Freud (1915); siehe auch Jones (1953, 1957).

Bargh (2016).

Hierauf machte 1963 Ulric Neisser in einem vorausschauenden Artikel erstmals aufmerksam, in dem er die freudschen psychodynamischen Theorien im Sinne der Prinzipien der aufkommenden Kognitionswissenschaft neu zu formulieren versuchte.

Die moderne Psychoanalyse orientiert sich immer noch an Freuds Theorien und Schriften und berücksichtigt kaum die Befunde und Theorien der wissenschaftlichen Psychologie. Daher lebte Freuds Modell des Unbewussten als eines »eigenen Geistes« nicht nur in der psychoanalytischen Theorie und Praxis lange fort, sondern auch in Bereichen, die traditionell von der Psychoanalyse geprägt sind, wie beispielsweise in der Psychiatrie. Die medizinische Wissenschaft des Geistes (Psychiatrie) greift mittlerweile jedoch auf das zunehmende Wissen über die Gehirnstruktur und die Gehirnfunktionen sowie die dabei genutzten chemischen Pfade zurück, und für die Behandlung von Störungen werden Psychopharmaka (etwa Antidepressiva) oder lindernde Mittel entwickelt. Doch die freudsche Darstellung des Unbewussten als einer separaten und unzugänglichen Sphäre in uns ist in der populären Kultur immer noch präsent, beispielsweise in dem Pixar-Film Alles steht kopf von 2015, einem Animationsfilm über Emotionen und Bewusstsein, in dem »das Unbewusste« als ein dunkler, verschlossener Raum innerhalb des zentralen Kontrollzentrums im Kopf dargestellt wird.

Siehe Wilson (2002).

Meine Schilderung von Ötzis Geschichte beruht auf den Informationen des Südtiroler Archäologiemuseums: www.iceman.it.

Darwin (1877).

Langer (1978).

Bargh & Thein (1985).

Higgins, King, & Mavin (1982).

Donald (2001).

James (1890).

Siehe Bargh & Morsella (2010), auch Koestler (1967).

Ghiselin (1952), Hadfield (1954).

Siehe Dawkins (1976), Mayr (1976), Deacon (1997), Donald (1991), Jaynes (1976).

Bargh & Morsella (2008), Jaynes (1976, Kapitel 1); dies war auch eines der zentralen Argumente bei Arthur Koestlers vernichtender Kritik an der damals dominierenden behavioristischen Schule der Psychologie, die er in Das Gespenst in der Maschine (1967) formulierte.

Darwin (1872).

Wolf (1994).

Dawkins (1976).

Chagnon (1988), LeBlanc (2003).

LeBlanc (2003), Chagnon (1988).

LeBlanc (2003); siehe auch Pinker (2011).

Obamas letzte Rede zur Lage der Nation, 13. Januar 2016. Offizielle Übersetzung ins Deutsche von der US-Botschaft Berlin/Amerika Dienst.

Roosevelt (1933/1938).

Nail et al. (2009).

Skitka et al. (2002).

Block & Block (2006).

Zu Furcht und Schreckhaftigkeit: Oxley et al. (2008), auch Dodd et al. (2012). Zu größerer Sensibilität gegenüber Bedrohungen: Duckitt et al., 2002; Inbar, Pizarro, & Bloom, 2009. Zu höherer Wachsamkeit gegenüber potenziell bedrohlichen Stimuli: Carraro, Castelli & Macchiella, 2011; Hibbing et al., 2014.

Kanai et al. (2011).

Napier et al. (2017).

Johnson (7. November 2016).

http://abcnews.go.com/politics/wirestory/talksex-tapes-presidential- campaign-sordid-turn-42491738 und https://www.washingtonpost.com /news/post-politics/wp/2015/12/21/donald-trump-callshillary-clinton- disgusting-for-using-the-restroom-during-a-debate/.

Gilchrist (1998).

Kershaw (2000), S. 13 und 582 f.

Huang et al. (2011).

Schnall et al. (2008), siehe auch Chapman et al. (2009), Denke et al. (2016).

Siehe Frank & Shaw (2016).

Snyder et al. (2010).

Ekman et al. (1969); siehe auch Ekman (2003).

Kirschner & Tomasello (2004).

Over & Carpenter (2009).

Das Kooperationsmotiv kann ebenso bei Erwachsenen wie bei Kindern durch Priming ausgelöst werden, worauf es dann unbewusst wirkt: Neuberg (1988), Bargh et al. (2001), Storey & Workman (2013).

Busetta et al. (2013); siehe Maestripieri et al. (2016).

Maestripieri et al. (2016).

Karremans et al. (2009).

Miller & Maner (2010, 2011).

Weitere Demonstrationen der unbewussten Effekte von Gerüchen und Düften finden sich bei Holland et al. (2005) sowie Arzi et al. (2014).

Siehe zum Beispiel Derlega et al. (1993).

Hölle 34:53–57.

Hölle 34:10–15.

Hölle 33: 109.

Gardiner (1989), S. 43.

Derlega et al. (1993).

Holmes & Rempel (1989).

Dawkins (1976).

Simpson et al. (2007, 2011, 2014).

Simpson et al. (2007, 2011, 2014).

Emlen (1967).

Harlow (1958).

Harlow & Suomi (1970).

Bowlby (1969).

Asch (1946).

Williams & Bargh (2008).

IJzerman & Semin (2009).

Storey & Workman (2013), Williams & Bargh (2008, Studie 2).

Inagaki & Eisenberger (2013).

Kang et al. (2011).

Auch bei anderen Metaphern wie »ein harter Tag« oder »ein fester Glaube« werden im Gehirn Regionen aktiviert, die körperliche Wahrnehmungen (Härte, Festigkeit usw.) verarbeiten. Siehe Lacy et al. (2012), Denke et al. (2013), Schaefer et al. (2014, 2015, 2017) und Puvermueller & Fadiga (2010).

IJzerman et al. (2013).

Siehe auch Chen et al. (2015).

Kelly et al. (2005); auch Bar-Haim et al. (2006).

Kinzler et al. (2007).

Tajfel et al. (1971).

Perdue et al. (1990).

Fiske et al. (2007).

Dunham et al. (2008).

In den psychologischen Disziplinen wird zurzeit darüber diskutiert, ob der IAT als Instrument zur Messung stabiler individueller Unterschiede bei impliziten ethnischen Einstellungen geeignet ist – zum Beispiel: Kann oder sollte er von Arbeitgebern eingesetzt werden, die verhindern wollen, dass sie Mitarbeiter mit unbewusst negativen ethnischen (d.h. rassistischen) Einstellungen beschäftigen? Weniger Zweifel bestehen hingegen daran, dass der IAT zum Zeitpunkt der Messung positive oder negative implizite Einstellungen offenlegt, und die in diesem Buch geschilderten IAT-Untersuchungen betreffen letzteren und nicht ersteren Fall. Die gegensätzlichen Standpunkte sind bei Banaji & Greenwald (2013) sowie Singal (2017) nachzulesen.

Bei einer impliziten Messung wird die Einstellung einer Person indirekt ermittelt, ohne dass man sie direkt nach ihrer Meinung fragt. Wenn zum Beispiel der Proband größere Schwierigkeiten hat (was sich in längeren Reaktionszeiten äußert), die gemeinsame Taste für schwarz/gut zu betätigen, verglichen mit seiner Reaktionszeit bei der Taste weiß/gut, so sagt dies etwas über die ethnische Einstellung der Person aus. Eine explizite Messung ethnischer Einstellungen hingegen wird auf die traditionelle Weise mittels Fragebogen durchgeführt.

Pinker (1994).

http://www.dailymail.co.uk/news/article-3609562/Sons-American-GI- defected-North-Korea-1960s-countrys-latest-propaganda-stars-one- captain-imperial-army.html and http://www.cbsnews.com/news/joe-dresnok-an-american-in-north-korea/ ; aufgerufen am 10.07.2017.

Cohen (2015).

Uhlmann et al. (2009).

Uhlmann et al. (2009).

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Siehe Bargh & Chartrand (2000).

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Rogers & Milkman (2016).

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Meisner (2012).

Siehe Stone et al. (1999).

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Fredrickson et al. (1998).

Fredrickson et al. (1998).

Weisbuch et al. (2009).

Weitere Details zur Studie und den verwendeten Filmausschnitten sind zu finden unter www.sciencemag.org/cgi/content/full/326/5960/1711/DC1, aufgerufen am 10.07.2017.

Gilens (1996).

Gilens (1996, S. 537).

Studien haben gezeigt, dass die Menschen in einem bestimmten Gebiet umso schneller und ungeduldiger finanzielle Entscheidungen treffen, je mehr Fast-Food-Restaurants es dort gibt (Zhong & DeVoe, 2010).

http://dangerousminds.net/comments/marianne_faithfull_is_naked_under_leather_in_girl_a_motorcycle

Cantor et al. (1975).

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Zhong & Leonardelli (2008, Studie 2).

Siehe auch Koltyn et al. (1992). Beever (2010) vermeldete einen ähnlichen Erfolg mit der Therapeutischen Hyperthermie bei Patienten mit Diabetes Typ 2.

Nutt (2016).

Troisi & Gabriel (2011).

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Cohn et al. (2014); siehe auch Cohn et al. (2015), wo ähnliche Ergebnisse beim Priming der kriminellen Identität von Gefangenen beschrieben werden.

Siehe auch Welsh & Ordonez (2014), die ebenfalls unbewusste Einflüsse auf das moralische Verhalten am Arbeitsplatz beschreiben.

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Fernsehwerbung kann sich auch positiv auf das Essverhalten auswirken; siehe Anschutz et al. (2008).

Naimi et al. (2016); Wallace (2016).

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Siehe Chandon & Wansink (2011).

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Bargh et al. (2001); siehe auch Bargh & Gollwitzer (1994).

Siehe Mazur et al. (2008).

Darley & Batson (1973).

Darley & Batson (1973, S. 107f.).

Im Allgemeinen fördern religiöse Prime-Reize und Gedanken das prosoziale Verhalten auf unbewusster wie auch auf bewusster Ebene (siehe die metaanalytische Übersicht von Shariff et al., 2016). Daher zeigen die Ergebnisse der »Barmherziger Samariter«-Studie, dass ein wichtiges temporäres Ziel sogar die Macht besitzt, andere mit ihm in Konflikt stehende Einflüsse auf das Verhalten außer Kraft zu setzen.

Siehe Bargh & Raymond (1995); darin finden sich viele Beispiele aus der heutigen Zeit. Die Nachrichten bringen fast täglich Meldungen über mächtige Leute, die sich selbst, ihrer Familie oder ihren Freunden durch ihre Politik oder mithilfe ihrer offiziellen Amtsbefugnisse Vorteile verschaffen wollen, oftmals ganz unverhohlen und in aller Öffentlichkeit. (Dazu fällt mir spontan ein, dass uns das Weiße Haus kürzlich aufgefordert hat, Kleidungsstücke aus der Kollektion der Präsidententochter zu kaufen. Es ist schon erstaunlich, wie offensichtlich und alltäglich ein solcher Machtmissbrauch ist. Traurig!)

Siehe Gruenfeld et al. (2008).

Siehe die offiziellen Regierungsberichte der U.S. Centers for Disease Control and Prevention (2012) und des Verteidigungsministeriums (2013).

Fitzgerald (1993).

Pryor (1987), Malamuth (1989a, 1989b).

Bargh et al. (1995).

https://www.buzzfeed.com/katiejmbaker/yale-ethics-professor und https: //sites.google.com/site/thomaspoggeopenletter/.

Neue Studien zeigen, dass die Auswirkungen von Macht auf sexuelle Belästigung und Aggression bei jenen besonders stark sein können, die für gewöhnlich wenig bis keine Macht über andere haben und für die Machtbesitz etwas Neues ist – siehe Williams et al. (2016).

Clark & Mills (1979).

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Siehe das Kompendium The Creative Process, herausgegeben von Brewster Ghiselin im Jahr 1952.

Anschütz (Hamburg 2011).

Myers (1892), siehe Crabtree (1993), S. 327–350.

Gunderson (2016).

Clapton (2007).

http://www.espn.com/blog/statsinfo/post/_/id/116844/a-closer-look-at-michael-jordans-63-point-game.

Gilbert & Wilson (2007), Raichle et al. (2001), Buckner & Carroll (2007).

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Klinger (1978).

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Siehe Kapitel 10, auch Gollwitzer (1999).

Fichten et al. (2001).

Morsella et al. (2010).

Masicampo & Baumeister (2011).

Allerdings war Perry Mason nicht gänzlich unfehlbar. Nach etlichen Jahren und vielen Folgen der Fernsehserie verlor er schließlich einen Fall. Das kam so unerwartet und war ein solcher Schock für das Publikum, dass mehrere Angehörige meiner Familie laut aufschrien, als die Jury das Urteil verkündete, und ich glaube, eine meiner Schwestern fiel sogar in Ohnmacht.

Siegel (2009).

Stroop (1935).

Fadardi & Cox (2009).

Boudette (2016).

http://www.stltoday.com/news/local/metro/why-are-traffic-fatalities-rising-in-missouri-illinois/article_4f3608bf-64a6-550d-9bc0-7924dc0d 6429.html.

Boudette (2016).

Wygotski (1934).

Ein Jahrhundert später beschäftigt diese Aussage die Populärkultur noch immer. In einer meiner Lieblingsfolgen der Simpsons bringt Lisa Homer dazu, nach draußen zu gehen, um sich einen Meteoritenschauer anzusehen. Beeindruckt von dem Schauspiel, sagt Homer leise: »Ich wünschte, Gott würde noch leben, um das zu sehen.«

Siehe Williams & Poehlman (2017).

Tangney et al. (2004).

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z.B. Skinner (1971).

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zitiert in Resnick (2016).

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Nelson & Norton (2005).

Wallace (2016).

Pronin (2009), Epley & Dunning (1999).

Boothby et al. (2017a).

Boothby et al. (2017b).

Für Danielle,

meine Superheldin

Einleitung –
»Let’s Do the Time Warp Again«

Der Unterschied zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ist für uns Wissenschaftler eine Illusion, wenn auch eine hartnäckige.

Albert Einstein

Auf dem College studierte ich im Hauptfach Psychologie und im Nebenfach Led Zeppelin. Könnte aber auch sein, dass es umgekehrt war.

Es war Mitte der 70er-Jahre, und ich besuchte die University of Illinois in Champaign-Urbana. Wenn ich nicht im Forschungslabor der psychologischen Fakultät arbeitete, verbrachte ich meine Zeit im studentischen UKW-Sender WPGU und betätigte mich dort abends als Discjockey. Platten aufzulegen ist keine rein technische Angelegenheit, zumindest war es das damals in der vordigitalen Vinylzeit nicht. Es ist eine Kunst, die sowohl Intuition als auch Expertise verlangt, und mir passierten während der Sendungen etliche Missgeschicke, bis ich in dem schalldichten, verglasten Senderaum entspannt arbeiten konnte. Ein neues Stück muss in Rhythmus und sogar Tonart zu dem des vorherigen ausklingenden Songs passen. Wie zwei Menschen, die in der Tür zu einem Restaurant aufeinandertreffen, wenn der eine hinaus- und der andere hineingeht, überlappen sich die beiden Stücke für einige Sekunden, was den angenehmen Eindruck der Kontinuität erzeugt. Eines der Dinge, die ich am meisten an Led Zeppelin mochte, waren die häufig seltsamen, lang gezogenen Schlusspassagen ihrer Songs, die mich anfeuerten, noch kreativer bei den Übergängen zu sein. Während »Ramble On« mit Robert Plants allmählich immer leiser werdendem »Mah baby, mah baby, mah baby« verklang, blendete ich die Geräusche von Donner und Regen ein, mit denen »Riders in the Storm« von den Doors beginnt.

Als ein Kind des amerikanischen Mittelwestens, das gerade erst anfing, sich Gedanken darüber zu machen, was es mit seinem Leben anstellen wollte, fühlte ich mich zur Psychologie hingezogen, weil sie Erklärungen verhieß: warum Menschen tun, was sie tun, sei es gut oder schlecht; welche Bestandteile unseres Geistes unsere Gedanken und Gefühle bestimmen; und, am spannendsten, wie wir diesen immer tiefer werdenden Brunnen des Wissens nutzen können, um uns selbst und unsere Welt umzuformen. Der Grund für meine Musikversessenheit hingegen war, dass sich die Musik Erklärungen widersetzte. Warum fand ich solchen Gefallen an bestimmten Bands? Warum bewirkten manche Stücke, dass sich mir die Haare auf den Armen aufstellten oder ich unwillkürlich hochsprang, während andere mich absolut gleichgültig ließen? Warum hatte Musik eine so starke Wirkung auf meine Emotionen? Sie sprach ein verborgenes Reservoir in mir an, das mir unbekannt war, das aber zweifelsfrei existierte und eine große Bedeutung hatte. Als ich im Jahr 1978 nach Ann Arbor in Michigan zog, um an meiner Promotion zu arbeiten, bat mich mein Berater Robert Zajonc zu sich ins Büro, hielt zwei Museumspostkarten mit modernen Gemälden hoch und fragte mich, welches mir besser gefalle. Es folgten vier oder fünf weitere Kartenpaare, und jedes Mal wusste ich sofort, welches Motiv ich bevorzugte, aber immer tappte ich im Dunkeln, was die Gründe dafür betraf.

Bob lächelte und nickte zu meinem Unbehagen. »Genau«, sagte er.

Die Psychologen erkannten damals allmählich, dass es verborgene, unterschwellige Mechanismen gibt, die unsere Gedanken und unser Handeln lenken oder gar erst hervorbringen, aber bei der Erklärung, worin sie bestehen und wie sie funktionieren, standen wir noch ganz am Anfang.[1] Mit anderen Worten, ein wichtiger Teil dessen, was uns zu denen macht, die wir sind, harrte noch der Analyse, obwohl dieser Teil zu den Schlüsselelementen unserer Erfahrung gehörte.

Etwa um dieselbe Zeit, Ende der 70er, tourte ein Mann namens Michael Gazzaniga mit einem acht Meter langen GMC-Wohnmobil durch New England.[2] Der Vater der modernen Neurowissenschaft war nicht zum Vergnügen unterwegs. Er wollte Split-Brain-Patienten aufsuchen – Epileptiker, bei denen das Corpus callosum, das Band aus Nervenfasern, das die rechte und die linke Hälfte des Gehirns miteinander verbindet, durchtrennt worden war, um die Anfälle zu verringern. Gazzaniga hoffte auf neue Erkenntnisse darüber, wie verschiedene Gehirnareale miteinander interagierten. Dazu fuhr er bei den Leuten vor und setzte den Patienten in seinem Wagen vor einen Bildschirm, auf dem Stimuli für die rechte und andere Informationen für die linke Gehirnhälfte auftauchten. In der Regel nahm der Patient nur wahr, was seiner linken Gehirnhälfte präsentiert wurde, etwa visuelle Aufforderungen wie »Geh«. Woraufhin er sofort den Wagen verließ. Fragte man ihn, wohin er gehen wolle, sagte er Dinge wie: »In mein Haus, um etwas Limonade zu holen.« Solche Erklärungen klangen vernünftig, waren aber völlig aus der Luft gegriffen. Gazzaniga war verblüfft, wie schnell und mühelos seine Patienten Verhaltensweisen interpretieren und plausible Erklärungen dafür geben konnten, obwohl sie sie nicht bewusst beabsichtigt oder selbst initiiert hatten.

Die bahnbrechende Erkenntnis, die Gazzaniga bei diesen Experimenten gewann, lautete, dass die Impulse, die viele unserer täglichen Handlungen von Augenblick zu Augenblick auslösen, auf Gehirnprozessen beruhen, die wir nicht wahrnehmen, auch wenn wir sie rasch begreifen. Wir alle kennen die subjektive Erfahrung des freien Willens, aber sie ist kein tragfähiger Beweis dafür, dass wir uns willentlich in einer bestimmten Weise verhalten. Man kann uns alle zu unwillentlichen Bewegungen anregen, wie Dr. Wilder Penfield in den 50er-Jahren bei Patienten an der McGill University in Montreal behauptete, deren Gehirn operiert worden war: Bei Stimulierung eines Areals im motorischen Kortex werde sich der Arm des Probanden bewegen. Dann warnte er den Patienten, dass dies eintreten werde, und der Patient würde sogar versuchen, diese Bewegung mit dem anderen Arm zu verhindern, aber es gelang ihm nicht.[3] Zweifellos war der bewusste Wille für die Armbewegung nicht notwendig, ja er konnte sie nicht einmal verhindern. Gazzaniga erklärte, das Bewusstsein verleihe unseren unbewusst hervorgerufenen Handlungen nachträglich einen Sinn und schaffe so ein positives, plausibles Narrativ zu dem, was wir tun und warum. Offensichtlich besteht aber keine Garantie, dass diese nachträglichen Erklärungen zutreffend sind. Gazzanigas Erkenntnis rückte den delphischen Spruch »Erkenne dich selbst« in ein neues Licht und warf Fragen zum Begriff des freien Willens auf.

Wie viel von dem, was wir an einem beliebigen Tag sagen, fühlen und tun, unterliegt unserer bewussten Kontrolle? Noch wichtiger: wie viel nicht? Die entscheidende Frage aber ist: Wenn wir verstünden, wie unser Unbewusstes funktioniert – wenn wir wüssten, warum wir tun, was wir tun –, könnten wir dann am Ende tief greifende Selbsterkenntnis gewinnen? Könnten Einblicke in unsere verborgenen Triebkräfte andere Denkweisen, Gefühle und Handlungen freisetzen? Was würde das für unser Leben bedeuten?

Vor dem Denken geht diesen Fragen nach, widmet sich aber auch zahlreichen anderen Themen, die genauso komplex wie dringlich sind. Zunächst aber müssen wir uns anschauen, warum die menschliche Erfahrung in dieser Weise funktioniert. Wenn wir das entsprechende theoretische Gerüst haben, um das Zusammenspiel zwischen bewussten und unbewussten Vorgängen in unserem Kopf zu verstehen, eröffnen sich uns neue Möglichkeiten. Wir können lernen, Wunden zu heilen, mit Gewohnheiten zu brechen, Vorurteile zu überwinden, Beziehungen wiederherzustellen und schlummernde Talente zu wecken. Dann sind transformative Potenziale, um zwei weitere Songs von Led Zeppelin zu zitieren, nicht mehr »Over the Hills and Far Away« und erscheinen »In the Light«.

Wir wissen, was wir nicht wissen

Mein Schwager ist Raketentechniker. Wir wuchsen zusammen in der Kleinstadt Champaign auf, und später studierten er, meine Schwester und ich dort an der University of Illinois. Als ich zum Promovieren an die University of Michigan in Ann Arbor ging, trat Pete der Marine bei und wurde Experte für radargesteuerte Raketensysteme. Er ist ein Genie.

Nachdem ich in den 80ern ein paar Jahre an der New York University gelehrt hatte, fuhr ich mit meiner Familie zu unserer Hütte in Leelanau County in Michigan, im Volksmund der »Kleine Finger« des Bundesstaats genannt. Im Winter ist dieser Teil des Landes mit den weiten schneebedeckten Feldern und dem grauen Himmel ein kalter, unwirtlicher Ort, doch im Sommer glitzern überall Seen mit karibisch-blauem Wasser, in den Sanddünen der Ufer tollen glückliche Kinder herum, und vor dem Hintergrund der Sonnenuntergänge über intensiv grünen Bäumen wird überall gegrillt und Fisch zubereitet. Mein Vater hatte die kleine, nicht beheizbare Hütte gekauft, als wir noch Kinder waren, und wir verbrachten viele Jahre den ganzen Sommer dort.

Eines Tages war die Oberfläche des Sees bis auf die gelegentlichen Kabbelwellen, die durch kaum merkliche Brisen entstehen, glatt und ruhig. Es war die ideale Atempause vom lärmenden New York, wo ich die übrigen 50 Wochen des Jahres verbrachte. Mein Schwager und ich waren beide Frühaufsteher, und so saßen wir schon am Morgen im lichtdurchfluteten Wohnzimmer, tranken Kaffee und ließen die Morgensonne auf uns wirken.

»Erzähl mir ein bisschen von den neuesten und wichtigsten Ergebnissen in eurem Labor«, meinte Pete.

Ich erzählte ihm von unserer These, dass bewusste Wahrnehmung und Absicht nicht immer der Grund für unsere Reaktion auf die Welt um uns seien.

»Es gibt zum Beispiel«, sagte ich, »den sogenannten Cocktailparty-Effekt.[4] Sagen wir mal, du bist auf einer Party und hörst plötzlich, wie eine Frau auf der anderen Seite des Raums deinen Namen nennt. Vorher hast du sie nicht gehört, und vielleicht hast du nicht einmal gewusst, dass sie da ist. Aus dem allgemeinen Lärm hast du die ganze Zeit nur das herausgefiltert, was dein Gesprächspartner sagt, aber dein Name hat diesen Filter passiert. Warum dein Name und nicht auch etwas anderes? Darum ging es in unserem ersten Experiment. Es hat gezeigt, dass wir unseren Namen und andere wichtige Dinge, die unser Selbstverständnis betreffen, automatisch in unserem Gehirn verarbeiten, ohne dass wir es wissen.«

Mein Schwager sah mich ungläubig an. Ich dachte, ich hätte mich nicht klar genug ausgedrückt, und fuhr fort. So erklärte ich, dass unsere Ansichten über andere – zum Beispiel unsere ersten Eindrücke – durch unsere Erlebnisse unmittelbar vor der Begegnung mit ihnen unbewusst beeinflusst, ja sogar manipuliert werden können. Ich hätte das selbst bei den Experimenten in unserem Labor gesehen, und es habe mich ziemlich überrascht. »Im Grunde«, sagte ich, »zeigt sich immer wieder, dass uns ein Großteil der Funktionsweise unseres Gehirns verborgen ist und unser Erleben und Verhalten in einer Weise prägt, derer wir uns nicht im Geringsten bewusst sind. Das Aufregende dabei ist, dass wir durch unsere Experimente diese unbewussten Mechanismen erkennen und diese unsichtbaren Muster in unserem Gehirn mehr und mehr deutlich werden.«

An diesem Punkt unterbrach mich Pete und schüttelte den Kopf. »Das kann nicht sein, John«, platzte er heraus. »Ich kann mich nicht erinnern, auch nur ein einziges Mal unbewusst beeinflusst worden zu sein!«

Genau, dachte ich. Genau darum geht es, verstehst du? Du kannst dich nicht daran erinnern, weil es dir überhaupt nicht bewusst gewesen ist.

Mein in der Raketenindustrie arbeitender Schwager konnte sich einfach nicht von der felsenfesten Überzeugung – auf Grundlage lebenslanger persönlicher Erfahrung – befreien, dass alles, was er tat, das Produkt seiner bewussten Entscheidung sei. Das ist völlig verständlich. Unsere Erfahrung ist per Definition auf Dinge beschränkt, die uns bewusst sind. Hinzu kommt, dass einem die Möglichkeit, nicht in dem Maß die Kontrolle über unser Denken und Handeln zu besitzen, wie es uns unser Bewusstsein vorspiegelt, abwegig und vielleicht sogar ein wenig beängstigend erscheint. Es ist schwer zu akzeptieren, dass außer dem Bewusstsein noch andere Kräfte das Selbst steuern.

Um wirklich zu verstehen, wie tagtäglich in jedem Augenblick unbewusste Einflüsse in uns wirken, müssen wir anerkennen, dass eine Kluft besteht zwischen dem, was wir in jedem beliebigen Augenblick wahrnehmen, und dem, was sonst noch im selben Moment im Kopf stattfindet. Dort spielt sich sehr viel mehr ab, als uns bewusst ist. Es ist wie bei den Schaubildern der elektromagnetischen Wellen in der Physik – wir können nur einen kleinen Ausschnitt der verschiedenen Wellenlängen sehen, das sogenannte sichtbare Spektrum. Das bedeutet nicht, dass die anderen Wellenlängen nicht auch da sind – sondern nur, dass sie für uns unsichtbar sind: Infrarot, Ultraviolett, Funkwellen, Röntgenstrahlen und viele andere. Wir können diese Wellenlängen zwar nicht mit bloßem Auge sehen, verfügen aber über Geräte und Techniken, sie sichtbar zu machen und ihre Wirkung festzustellen. Dasselbe gilt für unsere unsichtbaren mentalen Prozesse: Wir sind uns ihrer nicht direkt bewusst, aber die Wissenschaft ist heute in der Lage, sie aufzuspüren, und wir alle können lernen, sie zu erkennen, und auf diese Weise die Welt mit neuen Augen sehen – oder durch eine neue Brille, deren Notwendigkeit uns bislang gar nicht bewusst war. (»Schau an, was mir alles entgangen ist!«) Und außerdem: Man muss kein Genie sein, um sie zu gebrauchen.

Die drei Zeitzonen

Bis vor nicht allzu langer Zeit war es nicht möglich, systematisch und gründlich zu testen, wie das Unbewusste unser Denken und Handeln beeinflusst. Es gab nur wissenschaftliche Theorien, Fallstudien mit klinischen Patienten und uneinheitliche Befunde, die natürlich die Auseinandersetzungen weiter nährten. Der Gedanke, dass der menschliche Geist auch unbewusste Anteile hat und mentale Prozesse stattfinden, die wir nicht wahrnehmen, existiert nicht erst seit Freud.[5] Darwin beispielsweise erwähnt dies wiederholt in seinem Hauptwerk Die Entstehung der Arten im Zusammenhang mit den Bauern und Züchtern seiner Zeit, die die Prinzipien der natürlichen Auslese unbewusst anwandten, um Getreide mit größeren Ähren, fettere Kühe und Schafe mit mehr Wolle zu erzeugen. Sie seien sich, meinte Darwin, nicht bewusst, warum ihr Vorgehen zum Erfolg führte und welche Mechanismen diesem Erfolg zugrunde lagen – vor allem aber wussten sie nicht um die weitreichenderen Implikationen dieser Mechanismen in Bezug auf die christliche Lehre von der übernatürlichen Erschaffung der Welt mit all ihren Tieren und Pflanzen. Etwas später im selben Jahrhundert veröffentlichte Eduard von Hartmann sein Buch Philosophie des Unbewussten, das im Grunde lediglich aus wilden Spekulationen über den menschlichen Geist und seine inneren Funktionsweisen bestand, ohne jegliches Datenmaterial und noch dazu mit einem Mangel an Logik und gesundem Menschenverstand. Dieses Buch wurde sehr populär und befand sich 1884 bereits in der neunten Auflage. William James, einer der Väter der modernen Psychologie, lehnte von Hartmanns Schilderung der unbewussten Regionen des Geistes als völlig unwissenschaftlich ab, veranlasste ihn sogar, das Unbewusste als »schwankenden Boden für menschliche Grillen« zu bezeichnen.[6] Doch nachdem er 20 Jahre später zum ersten Mal Freud begegnet war und einen Vortrag von ihm über die Bedeutung von Träumen gehört hatte, war James von der medizinischen Herangehensweise an das Unbewusste positiv beeindruckt und lobte Freud, seine Arbeit sei die Zukunft der Psychologie.[7] James schätzte Freuds Bemühen, an die Stelle rein gedanklicher Spekulationen genaue klinische Beobachtungen und Interventionen zu setzen, um das Leid und die Symptome seiner Patienten zu lindern.

Doch dann, nur wenige Jahre nach dieser einzigen Begegnung dieser beiden Titanen der Psychologie, wandte sich das naturwissenschaftliche Establishment jener Zeit mit Heftigkeit gegen die Untersuchung geistiger Prozesse und schlug damit hohe Wellen. Was Teilnehmer psychologischer Studien über ihre inneren Vorgänge berichteten, die sogenannte Introspektion, sei keine zuverlässige Beweisquelle, da ein und dieselbe Person in ein und derselben Situation zu verschiedenen Zeiten Unterschiedliches berichte. (Eines der Themen dieses Buchs ist die Tatsache, dass es uns an einem präzisen introspektiven Zugang zu uns selbst mangelt und ebenso an Kenntnissen über die Funktionsweise unseres Geistes[8] – während die Wissenschaftler jener Zeit davon ausgingen, dass ihre Probanden diese korrekt schildern konnten.) Im Jahr 1913 konstatierte daher John B. Watson, die wissenschaftliche Psychologie solle Denken und bewusste Erfahrung überhaupt nicht mehr zum Gegenstand von Untersuchungen machen. Die Folgen waren verheerend. So schrieb Arthur Koestler 1967 in einem Buch mit dem Titel Das Gespenst in der Maschine, einer vernichtenden Kritik am Behaviorismus, Watson und die Behavioristen seien einem kolossalen logischen Fehlschluss unterlegen, der dazu geführt habe, dass das Studium des Geistes für die folgenden 50 Jahre – ob bewusst oder unbewusst – aus der wissenschaftlichen Psychologie ausgeschlossen worden sei. In dieser Zeit seien in den anderen Naturwissenschaften, so Koestler, in krassem Gegensatz dazu enorme Fortschritte erzielt worden.[9] Die vorherrschende »behavioristische« Schule in der Psychologie, wie sie von Watson begründet wurde, behauptete vehement, der Mensch sei ausschließlich das Produkt seiner Umwelt. Was wir sähen, hörten und berührten – und nur wenig mehr –, bestimme unser Handeln. Wir gingen wie Ratten durchs Leben, die lernten, auf einen Hebel zu drücken, um an Futter heranzukommen. Bewusstsein sei eine Illusion, ein Epiphänomen, das uns real erscheine, aber keine wirksame Rolle in unserem Leben spiele. Diese radikale Sicht war natürlich falsch. In den 60er-Jahren kam dann ein neues Paradigma in Mode – die kognitive Psychologie. Deren Vertreter wollten diese Behauptungen widerlegen und zeigen, dass unser Bewusstsein doch zähle. Indem sie uns den freien Willen zurückgaben und heftig gegen den mächtigen, fest etablierten Behaviorismus ankämpften, fielen die kognitiven Psychologen jedoch ins andere Extrem. Unser Verhalten, so erklärten sie, stehe beinahe ständig unter intentionaler und bewusster Kontrolle und werde nur selten durch Reize aus der Umgebung ausgelöst. Aber diese Position ist ebenfalls falsch. Die Wahrheit liegt irgendwo zwischen diesen beiden Polen und lässt sich nur erklären, wenn wir die elementarste Bedingung allen Lebens berücksichtigen – die Zeit.

Die übergreifende Prämisse dieses Buchs lautet, dass der Geist – wie laut Einstein das ganze Universum – gleichzeitig in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft existiert. Unsere bewusste Erfahrung ist die Summe dieser drei Aspekte, da sie im Gehirn miteinander interagieren. Doch was die koexistierenden Zeitzonen konstituiert, ist weniger geradlinig, als es den Anschein hat. Vielmehr lässt sich eine Schicht ohne Weiteres identifizieren, die anderen hingegen nicht.

Wir können in jedem Augenblick auf das riesige Archiv unserer gespeicherten Erinnerungen zugreifen, die zum Teil außerordentlich lebhaft sind. Gelegentlich fallen uns Erinnerungen zu, ausgelöst durch eine Assoziation, die uns anspringt und sich vor unserem geistigen Auge entfaltet wie eine Filmszene. Und wenn wir uns die Zeit nehmen, nachzudenken – oder einen neugierigen Partner haben oder eine Therapie machen –, können wir sehen, dass die Vergangenheit unsere gegenwärtigen Gedanken und Handlungen prägt. Unterdessen nehmen wir weiterhin die fortdauernde Gegenwart wahr. In jeder wachen Sekunde erfahren wir das Leben, indem es auf unsere Sinne trifft – Bilder, Gerüche, Geschmack, Klänge, Texturen. Das menschliche Gehirn hat sich so entwickelt, dass wir sinnvoll auf das, was jetzt gerade in unserem Umfeld geschieht, reagieren können. Wir wenden daher eine beträchtliche Menge neuraler Ressourcen auf, um in einer sich ständig verändernden Welt, die wir nicht kontrollieren können, kluge Verhaltensentscheidungen zu treffen. Äonen der Evolution haben die graue Masse zwischen unseren beiden Ohren zu einem erstaunlich komplexen Befehlszentrum geformt. Man denke nur daran, dass das Gehirn eines Menschen im Durchschnitt zwei Prozent seines gesamten Körpergewichts ausmacht, aber etwa 20 Prozent der im Wachzustand verbrauchten Energie verschlingt.[10] (Womöglich möchten Sie jetzt, nachdem Sie darüber nachgedacht haben, gleich etwas essen.)

Unsere erwünschte Zukunft hingegen können wir durchaus steuern. Wir folgen unseren Ambitionen, Wünschen und Maßstäben – sei es eine wichtige Beförderung, ein Traumurlaub, ein Haus für unsere Familie. Wenn wir mit diesen Gedanken spielen, sind sie uns ebenso wenig verborgen wie die Vergangenheit oder die Gegenwart. Wie auch? Wir haben sie schließlich selbst aufgebracht.

Es ist also unbestreitbar, dass uns unsere bewusste Wahrnehmung ein wichtiges, sinnstiftendes Mahl bereitet. Doch in unseren Köpfen geschieht viel, viel mehr als das, was in den drei Zeitzonen unmittelbar sichtbar ist. Wir haben nämlich auch eine verborgene Vergangenheit, eine verborgene Gegenwart und eine verborgene Zukunft, und sie alle beeinflussen uns, ohne dass wir es wissen.

Der menschliche Organismus hat sich unter dem Diktat entwickelt, am Leben zu bleiben und sich fortzupflanzen. Alles andere – Religion, Zivilisation, der progressive Rock der 70er-Jahre – kam später. Das mühsam erworbene Wissen über das Überleben unserer Spezies stellt unsere verborgene Vergangenheit dar und versorgt uns mit unbewussten »Protokollen«, die bis in die Gegenwart bestehen bleiben, obwohl wir natürlich keine persönliche Erinnerung an die unendliche Geschichte unserer Vorfahren haben, in denen diese Protokolle hinterlegt wurden. Wenn beispielsweise ein Bus auf Sie zufährt, können Sie zur Seite springen, und Ihr Nervensystem hilft Ihnen, dies zu tun, ohne dass Sie ihm den Befehl erteilen müssen, Adrenalin auszuschütten. Und wenn sich jemand, zu dem Sie sich hingezogen fühlen, vorbeugt, um Sie zu küssen, wissen Sie, was Sie tun müssen, um den Kuss zu empfangen. Vor einem halben Jahrhundert wies George Miller, Professor in Princeton, darauf hin, dass wir morgens nicht aus dem Bett kämen (was ohnehin oft schon schwer genug ist), wenn wir alles bewusst tun müssten.[11] Wenn Sie entscheiden müssten, welche Muskeln Sie zu diesem Zweck zu bewegen hätten, wären Sie überfordert. In der chaotischen Hektik des Alltags können wir uns nicht den Luxus leisten, in jedem einzelnen Augenblick sorgfältig abzuwägen, wie wir am besten reagieren, aber unsere unbewusst wirkende evolutionäre Vergangenheit liefert uns ein unkompliziertes System, mit dem wir Zeit und Energie sparen. Wie wir bald sehen werden, steuert es aber auch in anderer wichtiger, jedoch weniger deutlicher Hinsicht unser Verhalten – zum Beispiel bei der Partnersuche oder in der Einwanderungspolitik.

Die Gegenwart, wie sie im Kopf existiert, enthält mehr als das, was wir bewusst wahrnehmen, wenn wir zur Arbeit fahren, Zeit mit der Familie verbringen oder auf unser Smartphone starren (und manchmal alle drei Dinge zusammen machen, wovon ich nur abraten kann). Meine Studien im Lauf der Jahre sowie auch die meiner Kollegen haben gezeigt, dass es eine verborgene Gegenwart gibt, die nahezu alles beeinflusst, was wir tun: welche (und wie viele) Produkte wir im Lebensmittelmarkt kaufen, unseren Gesichtsausdruck und unsere Gestik, wenn wir neue Leute kennenlernen, unser Abschneiden bei Tests und Bewerbungsgesprächen. Auch wenn es nicht so erscheint, unterliegt das, was wir in solchen Situationen denken und tun, nicht vollständig unserer bewussten Kontrolle. Je nach den verborgenen Kräften, die in jedem Augenblick auf die Gegenwart in unserem Kopf einwirken, kaufen wir unterschiedliche Produkte (in unterschiedlichen Mengen), interagieren unterschiedlich mit anderen und bringen unterschiedliche Leistungen. Wir verfügen natürlich auch über zuverlässige Ahnungen, Instinkte und Bauchgefühle, die Malcolm Gladwell in seinem Buch Blink! Die Macht des Moments beschrieben hat. Aufgrund der Formbarkeit der mentalen Prozesse in der Gegenwart sind »Geistesblitze« jedoch beträchtlich fehlbarer, als viele meinen. Wenn wir uns anschauen, wie sie wirklich zustande kommen, können wir wahrscheinlich richtige von wahrscheinlich unrichtigen Ahnungen besser unterscheiden.

Kommen wir zur verborgenen Zukunft. Wir haben Hoffnungen, Träume und Ziele, an denen wir uns orientieren und unser Leben ausrichten, aber auch Befürchtungen, Ängste und Sorgen um die Zukunft, die wir manchmal nicht aus unseren Gedanken verbannen können. Die Vorstellungen, die sich über unsere neuralen Pfade breitmachen, üben eine bemerkenswerte Macht über uns aus. Was wir brauchen und uns wünschen bestimmt in hohem Maße, was wir mögen und was wir verabscheuen. So zeigte beispielsweise ein bemerkenswertes Experiment, dass bei Frauen, die man dazu angeregt hatte, sich einen Partner zu suchen, um eine Familie zu gründen, die Abneigung gegen Sonnenstudios und Diätpillen (angeblich Methoden, um die eigene Attraktivität zu steigern) abnahm.[12]wen