Frank Ocean

Cover

Inhaltsverzeichnis

Rainald Goetz, Irre

»Work hard in silence,
let your success be your noise.«

Frank Ocean

Im Dezember 2016 saß ich in einer kleinen Kapelle in einer niederrheinischen Kleinstadt und beschloss, dass meine Beerdigung ganz anders werden sollte. Ich wollte keine Predigt, keine tränenerstickten Reden von Angehörigen, die all die weniger guten Erinnerungen aus falscher Pietät nur in einem Halbsatz andeuteten. Ich wollte auf keinen Fall Kerzen, beschloss ich, während der Pfarrer vorne an der Urne stand und sie mit Weihwasser bespritzte. Weihwasser, dachte ich, klar, das kommt auch auf die Anti-Liste, was für eine absolute Scheißidee ist es denn, alles im Altarraum mit Wasser nass zu machen, als hätte das irgendein Gott jemals wollen können. Und

 

Auf meiner Beerdigung, beschloss ich in diesem Moment, sollte einfach nur das neue Album von

 

Ich habe an diesem Tag in dieser Kapelle und auch in den Monaten davor viel übers Sterben nachgedacht. Ich hatte selten Angst davor, ich habe es mir eher gewünscht. Ich wollte sterben. Ich würde mir das noch oft wünschen, alles würde noch viel schlimmer werden, aber das wusste ich in diesem Moment in dieser Kapelle ja noch nicht. Eigentlich denkt man immer, dass man gerade schon den Tiefpunkt erreicht hat, nur so ist es erträglich, wenn es weiter bergab geht. Man hält sich insgeheim für klüger als die ständige emotionale Abwärtsbewegung, in der man sich befindet. Mit einer Mischung aus Zähigkeit und schierer Dummheit habe ich mich eine Jahreszeit lang durch meine depressive Phase geschleppt. Dass ich auf dem Weg in das immer tiefer werdende