Das Kind der Stürme & Die Erben von Sevenwaters

Juliet Marillier

Das Kind der Stürme
&
Die Erben von Sevenwaters

Zwei Fantasy Romane in einem Band

Aus dem Englischen
von Regina Winter

Knaur e-books

Inhaltsübersicht

Über Juliet Marillier

Juliet Marillier wurde in Neuseeland geboren und wuchs in Dunedin auf. Bereits seit frühester Kindheit begeistert sie sich für keltische Musik und irische Geschichte. Sie lebt heute mit ihrer Familie in Perth, Australien. Zu ihren großen internationalen Erfolgen gehört der Sevenwaters-Romanzyklus (»Die Tochter der Wälder«, »Der Sohn der Schatten«, »Das Kind der Stürme« und »Die Erben von Sevenwaters«).

Impressum

Dieses eBundle besteht aus den Romanen »Das Kind der Stürme« und »Die Erben von Sevenwaters« von Juliet Marillier.

 

© 2017 der eBook-Ausgabe Knaur eBook

Ein Imprint der Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

»Das Kind der Stürme«

Die australische Originalausgabe erschien 2001 unter dem Titel »Child of the Prophecy« bei Pan Macmillan Australia Ltd.

© 2000 Juliet Marillier

© 2003 der deutschsprachigen Ausgabe Knaur Taschenbuch

Ein Imprint der Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG, München

Redaktion: Ralf Reiter

Karte: Bronya Marillier und Ken Knappett

»Die Erben von Sevenwaters«

Die englische Originalausgabe erschien 2008 unter dem Titel »Heir to Sevenwaters« bei Pan Macmillan Australia Ltd.

© 2008 Juliet Marillier

© 2011 der deutschsprachige Ausgabe Knaur Taschenbuch

Ein Imprint der Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG, München

Redaktion: Ralf Reiter

Karte: Bronya Marillier

Stammbaum: Gaye Godfrey-Nicholls, Inklings Calligraphy Studio

www.inklings.com.au

Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München

Coverabbildung: © finepic

ISBN 978-3-426-45109-0

Hinweise des Verlags

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.


Noch mehr eBook-Programmhighlights & Aktionen finden Sie auf
www.droemer-knaur.de/ebooks.


Sie wollen über spannende Neuerscheinungen aus Ihrem Lieblingsgenre auf dem Laufenden gehalten werden? Abonnieren Sie hier unseren Newsletter.


Sie wollen selbst Autor werden? Publizieren Sie Ihre eBooks auf unserer Akquise-Plattform www.neobooks.com und werden Sie von Droemer Knaur oder Rowohlt als Verlagsautor entdeckt. Auf eBook-Leser warten viele neue Autorentalente.


Wir freuen uns auf Sie!

Das Kind der Stürme

KARTEN

 

 

 

Für alte Freunde

Kapitel 1

Sie kamen jeden Sommer. Mit Hilfe von Himmel und Erde, von Sonne und Stein zählte ich die Tage. Ich stieg hinauf zum Kreis heiliger Steine, setzte mich dort vor den Felsen, den ich den Wächter nannte, spürte seine Wärme im Rücken und sah zu, wie die Kaninchen im Zwielicht herauskamen und an den wenigen Gräsern knabberten, die sie auf diesem unfruchtbaren Hügel finden konnten. Im Westen ging die Sonne unter, eine orangefarbene Feuerkugel, die hinter den Hügeln in die unergründlichen Tiefen des Meeres sank. Ihr schwächer werdendes Licht zeichnete die Umrisse der Dolmen nach und warf ihre seltsamen, langgezogenen Schatten über den steinigen Boden vor mir. Seit ich das fahrende Volk zum ersten Mal gesehen hatte, war ich jeden Sommer hier gewesen, und ich hatte gelernt, die Zeichen zu deuten. Jeden Tag warf die untergehende Sonne die dunklen, spitzen Schatten ein wenig weiter über den Hügel im Norden. Wenn der größte Schatten auf meine Zehen fiel, wenn ich in der Mitte des Kreises saß, war die Zeit gekommen. Am nächsten Tag würde ich zum Weg gehen und dort Wache halten, denn dann würden sie kommen.

Es lag ein Muster darin. Es gab überall Muster zu erkennen, wenn man wusste, wo man nach ihnen Ausschau halten sollte. Mein Vater hatte mir das beigebracht. Die eigentliche Kunst bestand darin, selbst außerhalb dieser Muster zu bleiben und sich nicht in ihnen zu verfangen. Es war ein Fehler, zu glauben, dass man dazugehörte. Die von unserer Art konnten nie dazugehören. Auch das lernte ich von ihm.

Für gewöhnlich wartete ich dort am Weg hinter einem Wacholderbusch, reglos wie ein Kind aus Stein. Bald schon konnte ich Hufschlag und das Knarren von Wagenrädern hören, und dann sah ich einen oder zwei Jungen auf ihren Ponys, die voranritten und nach möglichen Schwierigkeiten Ausschau hielten. Bis sie den Hügel und die Stelle erreicht hatten, wo ich mich versteckte, hatten sie ihre Wachsamkeit bereits aufgegeben und witzelten und lachten nur noch, denn nun waren sie schon nahe am Lagerplatz und freuten sich auf einen Sommer mit gutem Fischfang und relativer Ruhe, eine Zeit, in der sie ihre Habe reparieren und neue Waren herstellen konnten. Ihr Sommerlager hier an der Bucht war wahrscheinlich alles an Heimat und Sesshaftigkeit, was das fahrende Volk je erlebte.

Den Jungen auf den Ponys folgten ein oder zwei Wagen, auf denen die älteren Männer und die Frauen saßen, und die Kinder hockten oben auf der Ladung oder rannten neben dem Wagen her. Danny Walker fuhr einen dieser Wagen, seine Frau Peg den anderen. Der Rest folgte zu Fuß, ihre Schals und Halstücher und Schultertücher die einzigen Farbflecken in dem Braun und Grau der Landschaft, denn es war unfruchtbar hier oben, sogar im Frühsommer. Ich beobachtete sie aus meinem Versteck heraus und regte mich nicht. Und schließlich kamen noch mehr Jungen, die auf Ponys saßen oder sie führten. Das war der beste Augenblick des Sommers: Die erste Gelegenheit, Darragh wiederzusehen, der klein und stolz auf seinem kräftigen Grauen saß. Nach dem Winter oben im Norden war er für gewöhnlich blass, und er beobachtete seine Schutzbefohlenen forschend und stets aufmerksam, falls einer versuchen sollte auszureißen. Sie hatten ihren eigenen Kopf, diese Hügelponys, bis sie richtig eingeritten waren. Diese neue Herde würde im Lauf des Sommers ausgebildet und verkauft werden, wenn das fahrende Volk wieder nach Norden zog.

Nicht einmal mit einem Blinzeln verriet ich meine Anwesenheit. Aber Darragh wusste trotzdem immer, dass ich dort war. Er schaute zur Seite, zwinkerte mit seinen braunen Augen und grinste kurz, so dass niemand es sehen konnte, nur ich in meinem Versteck am Wegesrand. Dann waren sie auch schon vorbei und zogen weiter zu ihrem Sommerlager, und ich machte mich auf den Heimweg, huschte über den Hügel und die Landenge zur Honigwabe, wo wir wohnten, mein Vater und ich.

Vater hatte es nicht gern, wenn ich draußen war. Aber er schränkte mich auch nicht ein. Es war wirkungsvoller, sagte er, wenn ich meine eigenen Regeln aufstellte. Und auch unser Handwerk war ein strenger Lehrherr. Ich entdeckte schon bald, dass es keine Zeit für Freunde ließ, keine Zeit zum Spielen, zum Schwimmen oder Fischen oder Von-den-Felsen-Springen, wie es die anderen Kinder taten. Es gab viel zu lernen. Und wenn Vater zu viel zu tun hatte, um mich unterrichten zu können, verbrachte ich meine Zeit damit, zu üben. Die einzigen Regeln waren die unausgesprochenen. Und außerdem hätte ich ohnehin nicht weit laufen können, nicht mit meinem Fuß.

Ich verstand, dass für die von unserer Art nur das Handwerk zählte. Aber Darragh war uneingeladen in mein Leben gekommen, und nachdem er erst einmal da war, wurde er mein Sommergefährte und mein bester Freund – mein einziger Freund, um ehrlich zu sein. Ich hatte Angst vor den anderen Kindern und konnte mir kaum vorstellen, mich ihren lebhaften Spielen anzuschließen, und sie wiederum gingen mir aus dem Weg. Vielleicht war es Angst, vielleicht etwas anderes. Ich wusste, dass ich schlauer war als sie. Ich wusste, dass ich mit ihnen machen konnte, was ich wollte, falls ich das denn wollte. Und dennoch, wenn ich mein Spiegelbild im Wasser ansah und an die Jungen und Mädchen dachte, die ich gesehen hatte, wie sie schreiend über den Sand liefen oder angelnd auf den Felsen saßen oder mit ihren Vätern und Müttern Netze flickten, dann wünschte ich mir aus ganzem Herzen, eins dieser Kinder zu sein und nicht ich selbst. Ich wünschte, ich wäre eines der Mädchen vom fahrenden Volk, mit einem roten Halstuch und einem Schultertuch mit langen Fransen, so dass ich oben auf dem Wagen sitzen und im Herbst davonreiten konnte, in das weit entfernte Land im Norden.

Wir hatten einen Platz, eine geheime Stelle auf halbem Weg hügelabwärts hinter großen Felsen, von der aus man nach Südwesten schauen konnte. Unter uns ragte das steile, felsige Kap der Honigwabe ins Meer. Innerhalb der Honigwabe befand sich ein kompliziertes Netz aus Höhlen und Kammern und verborgenen Wegen, ein angemessenes Zuhause für einen Mann wie meinen Vater. Hinter uns erstreckte sich der Hügel, auf dessen Kuppe der Steinkreis stand, und von dort aus zog sich das Land wieder abwärts bis zum Weg. Dahinter lag Kerry, und noch weiter entfernt gab es Orte, deren Namen ich nicht kannte. Aber Darragh kannte sie, und Darragh erzählte mir von ihnen, während er Treibholz ordentlich für ein Feuer aufschichtete und Feuerstein und Zündspäne herausholte und ich einen kleinen Beutel mit getrockneten Kräutern für unseren Tee bereitlegte. Er erzählte mir von Seen und Wäldern, von steilen, zerklüfteten Schluchten und sanften, nebligen Tälern. Er beschrieb, dass die Nordmänner, deren Überfälle an der Küste so gefürchtet waren, sich dort niedergelassen und irische Frauen geheiratet hatten und mit ihnen Kinder bekamen, die weder das eine noch das andere waren. Und mit aufgeregt blitzenden Augen berichtete er von dem großen Pferdemarkt im Norden. Er versank vollkommen in seinen Worten und den Gesten seiner mageren Hände, und seine Stimme wurde vor Begeisterung immer lauter, so dass er ganz vergaß, dass er eigentlich das kleine Feuer hatte entzünden wollen. Also tat ich es selbst, zeigte auf das Holz und beschwor eine Flamme herauf. Das Treibholz fing sofort an zu brennen, und unser kleiner Topf mit Wasser wurde rasch wärmer. Darragh schwieg plötzlich.

»Erzähl weiter«, sagte ich. »Hat der alte Mann das Pony nun gekauft oder nicht?«

Aber Darragh hatte die dunklen Brauen missbilligend zusammengezogen. »Das solltest du lieber nicht tun«, sagte er.

»Was?«

»Das Feuer auf diese Weise anzünden. Mit Zauberei. Nicht, wenn du es nicht unbedingt musst. Was hast du gegen Feuerstein und Zündspäne? Ich hätte es schon erledigt.«

»Warum denn? Ich kann es schneller.« Ich warf eine Handvoll getrockneter Kräuter in den Topf. Der Duft stieg in die kühle Luft auf.

»Nein, du solltest es nicht tun. Nicht, wenn es nicht notwendig ist.« Er konnte es nicht weiter erklären, aber sein Wortschwall war abrupt abgebrochen, und wir kochten unseren Tee und tranken ihn schweigend, während die Meeresvögel über uns kreisten und schrien.

Die Sommer waren voll solcher Tage. Wenn Darragh nicht mit den Pferden arbeiten oder im Lager helfen musste, suchte er nach mir, und zusammen erforschten wir die felsigen Hügel, die Pfade an der Küste, die verborgenen Buchten und geheimen Höhlen. Er brachte mir bei, wie man mit einer ruhigen Hand und einer einzelnen Schnur angelt. Ich lehrte ihn, aus den Schatten, die sich auf der Hügelkuppe bewegten, zu erkennen, was für ein Tag es war. Wenn es regnete – und das geschah natürlich auch im Sommer –, saßen wir im Schutz einer kleinen Höhle drunten am Fuß der Landbrücke, die die Honigwabe mit der Küste verband, einem Ort, der sich beinahe unter der Erde befand, aber nicht ganz, denn das Tageslicht fiel von oben herein und färbte den sandigen Boden in einem zarten Graublau. An diesem Ort fühlte ich mich immer sicher. Hier begegneten sich Himmel, Erde und Meer und berührten einander, um sich wieder zu trennen, und das Geräusch der kleinen Wellen, die an diesen unterirdischen Strand schlugen, war wie ein Seufzen, gleichzeitig Gruß und Lebewohl. Darragh sagte mir nie, ob er meine geheime Höhle mochte oder nicht. Er kam einfach mit mir dorthin, setzte sich zu mir, und wenn es nicht mehr regnete, verschwand er ohne ein Wort.

Auf dem Hügel wuchs wildes Gras, starke, biegsame Pflanzen mit einem seidigen Schimmer auf den hellgrünen Stielen. Wir nannten es Rattenschwänze, aber es hatte sicherlich auch noch einen anderen Namen. Peg und ihre Töchter waren geschickte Korbflechterinnen und benutzten dieses Gras für ihre zierlicheren Werke: Körbe, die vielleicht eine feine Dame kaufte, um darin Blumen zu sammeln, denn zum Herumtragen von Gemüse oder einer schweren Ladung Feuerholz waren sie nicht geeignet. Auch Darragh konnte flechten; seine schlanken Finger waren geschickt und flink. Eines Sommers saßen wir hier oben bei den stehenden Steinen, spät am Nachmittag, mit dem Rücken an den Wächter gelehnt, und schauten über die Bucht zum Kap hinaus und darüber hinweg nach Westen zum Meer. Wolken sammelten sich, und die Luft war kühl geworden. An diesem Tag konnte ich die Schatten nicht lesen, aber ich wusste, dass der Sommer bald zu Ende gehen würde und ein weiterer Abschied bevorstand. Ich war traurig und wütend auf mich selbst, weil ich traurig war, und ich versuchte, nicht an einen weiteren Winter voll schwerer Arbeit und langer, kalter Tage zu denken. Ich starrte auf den steinigen Boden und dachte an das Jahr und daran, dass es wie eine Schlange war, die sich in den Schwanz biss; daran, dass es sich weiterdrehte wie ein gnadenloses Rad. Es würde auch wieder gute Zeiten geben, und nach ihnen abermals schlechte Zeiten.

Darragh hatte eine Faust voll Rattenschwänze und bog sie geschickt, wobei er leise vor sich hin pfiff. Darragh war niemals traurig. Dafür hatte er keine Zeit; für ihn war das Leben ein einziges Abenteuer, und es gab immer eine neue Tür, die man öffnen konnte. Außerdem konnte er gehen, wann immer er wollte. Er brauchte nicht zu lernen und seine Fähigkeiten nicht zu vervollkommnen wie ich.

Ich starrte die Kiesel am Boden an. Rund und rund, das war mein Leben, endlose Wiederholungen, ein Kreis, aus dem es kein Entkommen gab. Rund und rund. Starr und unveränderlich. Ich beobachtete die Kiesel, und nun bebten sie und rollten und bewegten sich gehorsam vor mir auf dem Boden.

»Fainne?« Darragh sah mich forschend an, dann warf er einen Blick auf die Steine auf dem Boden vor mir.

»Was ist?« Er hatte meine Konzentration gebrochen. Die Steine hörten auf, sich zu bewegen. Nun lagen sie in einem vollendeten Kreis da.

»Hier«, sagte er. »Streck die Hand aus.«

Ich tat, was er gesagt hatte, und er schob mir einen kleinen Ring aus geflochtenen Rattenschwänzen an den Finger; so geschickt hergestellt, dass man nicht sehen konnte, wo der Anfang oder das Ende war.

»Wofür ist das denn?«, fragte ich und drehte den seidigen, federnden Grasring um meinen Finger. Darragh spähte wieder auf die Bucht hinaus und sah zu, wie die kleinen Boote vom Fischen hereinkamen.

»Damit du mich nicht vergisst«, meinte er lässig.

»Was für ein Unsinn«, sagte ich. »Wieso sollte ich dich vergessen?«

»Das könnte schon passieren«, sagte Darragh und schaute mich wieder an. Er zeigte auf den ordentlichen Kreis kleiner Steine. »Es könnte sein, dass du mit anderen Dingen beschäftigt bist.«

Ich war gekränkt. »Ich würde dich nie vergessen. Ganz bestimmt nicht.«

Darragh seufzte und zuckte die Achseln. »Du bist noch klein. Du kannst nicht wissen, was geschieht. Winter ist eine lange Zeit, Fainne. Und – und man muss auf dich aufpassen.«

»Muss man nicht!«, gab ich sofort zurück und sprang auf. Was bildete er sich ein, so zu reden, als wäre er mein großer Bruder? »Ich kann gut auf mich selbst aufpassen, besten Dank. Und jetzt gehe ich nach Hause.«

»Ich komme mit.«

»Das brauchst du nicht.«

»Ich komme mit. Oder nein, ich habe noch eine bessere Idee: Wir laufen um die Wette. Nur bis zu den Wacholderbüschen da unten, komm schon.«

Ich blieb stehen und starrte ihn erbost an.

»Ich lasse dir einen Vorsprung«, versuchte Darragh mich zu verlocken. »Ich zähle bis zehn.«

Ich rührte mich nicht von der Stelle.

»Also gut, zwanzig. Mach schon.« Er lächelte, ein breites, unwiderstehliches Grinsen.

Ich lief los, wenn man mein ungeschicktes Hinken überhaupt als Laufen bezeichnen konnte. Wenn ich den Rock mit einer Hand raffte, kam ich einigermaßen schnell voran, obwohl ich wegen des steilen Hangs und der kiesigen Oberfläche aufpassen musste. Aber ich hatte gerade erst den halben Weg zu den Wacholderbüschen zurückgelegt, als ich seine leisen, raschen Schritte hinter mir hörte. Kein Rennen hätte ungleicher sein können, und das wussten wir beide. Darragh hätte die Entfernung in einem Viertel der Zeit zurücklegen können, die ich brauchte. Aber irgendwie erreichten wir die Büsche genau im selben Augenblick.

»Also gut, Zauberertochter«, sagte Darragh grinsend. »Und jetzt gehen wir langsamer und kommen wieder zu Atem. Morgen wird ein schönerer Tag.«

 

Wie alt war ich damals? Sechs vielleicht, und er ein oder zwei Jahre älter? An dem Tag, als das fahrende Volk das Lager abbrach und sich wieder auf den Weg machte, trug ich den kleinen Ring an meinem Finger; an diesem Tag, an dem ich zum Abschied winken und mit dem Warten anfangen musste. Für Darragh war alles in Ordnung. Er hatte Orte, an die er gehen, Dinge, die er tun konnte, und er war begierig, auf sein Pony zu kommen und sich endlich auf den Weg zu machen. Dennoch, er nahm sich die Zeit, Lebewohl zu sagen, oben auf dem Hügel über dem Lager, denn er wusste, dass ich nicht dorthin gehen würde, wo seine Verwandten ihre Wagen beluden und sich auf die Reise vorbereiteten. Ich war beinahe gelähmt vor Schüchternheit und nicht imstande, die Blicke der Jungen und Mädchen zu ertragen oder eine Antwort auf Pegs kluge, freundliche Fragen zu finden. Mein Vater war da drunten, eine hochgewachsene Gestalt in einem Umhang, und sprach mit Dan Walker, gab ihm Botschaften mit, die Dan abliefern, Aufträge, die er ausführen sollte. Alle anderen machten einen großen Bogen um die beiden.

»Also gut«, sagte Darragh.

»Also gut«, wiederholte ich in einem Versuch, ebenso lässig zu klingen, und versagte jämmerlich.

»Mach’s gut, Löckchen«, sagte er und streckte die Hand aus, um sanft an einer Locke meines langen Haars zu zupfen, das vom gleichen Rotbraun war wie das meines Vaters. »Wir sehen uns im nächsten Sommer. Pass gut auf dich auf, bis ich wieder da bin.« Das sagte er jedes Mal, wenn er ging – immer das Gleiche. Was mich anging, so brachte ich keine Worte mehr heraus.

 

Die Tage wurden kürzer, und die dunkle Jahreszeit begann. Nachdem Darragh weg war, hatte ich keinen Grund mehr, draußen zu sein, also widmete ich mich meiner Arbeit und versuchte, nicht darauf zu achten, wie kalt es in der Honigwabe war, beinahe kälter als der Herbstwind oben auf dem Hügel. Die Kälte drang schmerzend bis tief in unsere Knochen und verharrte dort wie eine Last. Ich beschwerte mich nie. Vater hatte mir gezeigt, wie man damit zurechtkam, und er erwartete von mir, dass ich das schaffte. Es ist nicht so, dass ein Zauberer die Wärme des Feuers oder das Beißen des Nordwinds nicht spürt. Ein Zauberer ist immerhin auch nur ein Mensch und kein Geschöpf der Anderwelt. Man muss seinem Körper beibringen, damit zurechtzukommen, damit einen das Unbehagen nicht verlangsamt oder ganz und gar unfähig macht, irgendetwas zu tun. Das wiederum hing überwiegend von einer bestimmten Art des Atmens ab. Mehr darf ich darüber nicht sagen. Vater war einmal Druide gewesen. Er sagte, er hätte alles hinter sich gelassen, als er die Bruderschaft verließ. Aber niemand lässt so einfach all diese Jahre von Ausbildung und Disziplin zurück. Ich wusste, dass vieles von dem, was ich lernte, ein Geheimnis war, das man nur mit anderen unserer Art teilen durfte. Man enthüllte es den Unwissenden oder jenen, deren Geist verschlossen war, nicht. Selbst jetzt gibt es noch Dinge, über die ich nicht sprechen kann und darf.

Es gab viele Kammern in der Honigwabe. Wir benutzten das ganze Jahr lang Lampen, und in dem großen Arbeitszimmer meines Vaters brannten viele Kerzen, denn hier bewahrte er seine Schriftrollen und Bücher auf, groteske und wunderbare Gegenstände in Krügen und kleine Beutel mit durchdringend riechenden Pulvern. Es gab einen mumifizierten Basilisken und einen Becher aus einem gedrehten, gebogenen Horn, dessen Fuß mit roten Steinen geschmückt war. Es gab einen Schädel, so winzig, dass es der eines Leprechauns hätte sein können. Es gab ein dickes Zauberbuch, dessen Ledereinband von den Jahren und der häufigen Benutzung dunkel geworden war. In diesem Zimmer verbrachte mein Vater Tage und Nächte allein, vervollkommnete seine Studien und lernte ohne Unterlass.

Ich konnte mehr als eine Sprache lesen und mehr als eine Schriftart schreiben. Ich konnte viele, viele Geschichten erzählen und beherrschte noch mehr Zaubersprüche. Aber ich erfuhr schon bald, dass die größte Magie nicht in einem Buch niedergeschrieben oder auf einer Schriftrolle festgehalten ist. Die machtvollsten Zauber entstehen nicht durch magische Gesten, das Mischen von Tränken und Tinkturen oder die Rezitation uralter Worte. Ich erfuhr, warum Vater, wenn er am schwersten arbeitete, äußerlich reglos inmitten eines leeren Zimmers stand, den Blick der rötlich braunen Augen ins Nichts gerichtet: Die tiefste Magie ist die des Geistes, und die findet man nicht auf Pergament oder Papyrus niedergeschrieben und nicht in Rinde oder Stein gekratzt. Nirgendwo. Vater verdankte dieses Wissen den Weisen, den Druiden des Waldes. Er hatte es durch Entschlossenheit und intensive Studien weiterentwickelt. Aber die Begabung zur Zauberei lag uns auch im Blut. Vater war der Sohn einer großen Zauberin, und von ihr hatte er bestimmte Dinge gelernt, die er sparsam einsetzte, da sie ebenso mächtig wie gefährlich waren. Man musste aufpassen, sagte er, sich nicht zu weit vorzuwagen und dann vielleicht finstere Dinge zu berühren, die lieber unberührt bleiben sollten.

Ich konnte mich nicht sehr gut an meine Großmutter erinnern. Mit dem Gedanken an sie kam nur das Abbild einer eleganten Frau in einem blauen Gewand, die mir in die Augen gesehen und mir damit Kopfschmerzen verursacht hatte. Vielleicht hatte sie Fragen gestellt, die ich trotzig beantwortet hatte, weil es mir nicht gefiel, dass sie in unser geordnetes Heim eindrang. Aber das war vor langer Zeit gewesen, als ich noch sehr klein gewesen war. Vater sprach selten von ihr, außer, wenn er erklärte, dass unser Blut von ihrer Seite her einen Makel hatte, da sie von einer Reihe von Zauberern abstammte, die nicht begriffen hatten, dass bestimmte Grenzen nicht überschritten werden durften. Und dennoch, sagte Vater, war sie mächtig, subtil und schlau, und sie war meine Großmutter; ein Teil von ihr lebte in uns beiden, und das durften wir nicht vergessen. Diesem Erbe war es zuzuschreiben, dass wir nie so leben würden wie gewöhnliche Menschen, mit Freunden und einer Familie und ehrlicher Arbeit. Es verlieh uns auch außergewöhnliche Begabung und lenkte unsere Schritte auf ein finsteres Schicksal zu.

 

Ich war acht Jahre alt. Es war Meán Geimhridh, und der Nordwind drosch auf die verkrüppelten Bäume ein, bis sie beinahe am Boden lagen. Er schleuderte die Wellen gegen die Steilwand und zwang eisige Gischt tief in die Höhlen der Honigwabe. Der Kiesstrand war von wirren Algen und zerbrochenen Muscheln übersät. Die Fischer zogen ihre Boote hoch auf den Strand hinauf, und die Menschen hungerten.

»Konzentriere dich, Fainne«, sagte mein Vater, wenn meine vor Kälte starren Finger ungeschickter wurden. »Benutze den Geist, nicht die Hände.«

Ich biss die Zähne zusammen, kniff die Augen zu und fing wieder von vorne an. Es war ein Kunstgriff, mehr nicht. Es hätte einfach sein sollen. Streck die Arme aus, sieh die schimmernde Glaskugel an, die dort auf dem Regal an der Wand liegt und in deren täuschender Oberfläche sich das Licht der Kerzen spiegelt. Überbrücke die Kluft mit deinem Geist; denke die Entfernung, denke den Sprung. Bleib ruhig. Lass die Kugel die Arbeit machen. Wünsch dir die Kugel in die Hände. Wünsche sie zu dir. Komm. Komm her. Komm zu mir, zerbrechlich und zart, rund und hübsch, komm in meine Hände. Es war kalt, meine Finger taten weh – es war so kalt! Ich konnte hören, wie die Wellen sich draußen brachen. Ich konnte hören, wie die Glaskugel am Boden zerbrach. Ich ließ die Arme sinken.

»Nun gut«, sagte Vater ruhig. »Hol einen Besen und fege die Scherben auf. Und dann sagst du mir, wieso es nicht funktioniert hat.« In seiner Stimme lag kein Tadel. Wie immer wollte er, dass ich mich selbst beurteilte. So würde ich schneller lernen.

»Ich – ich habe an etwas anderes gedacht«, sagte ich und bückte mich, um die größeren Scherben aufzuheben. »Ich habe zugelassen, dass die Verbindung abbrach. Es tut mir leid, Vater. Ich kann es wirklich. Beim nächsten Mal werde ich es schaffen.«

»Ich weiß«, sagte er und wandte sich wieder seiner eigenen Arbeit zu. »Übe dies zwei mal fünfzigmal mit etwas, das nicht zerbrechen kann. Und dann komm zurück und zeige es mir.«

»Ja, Vater.« Es war ohnehin zu kalt zum Schlafen, also konnte ich die Nacht wenigstens mit etwas Nützlichem verbringen.

 

Ich war zehn Jahre alt. Ich stand vollkommen reglos genau in der Mitte von Vaters Arbeitszimmer, den Blick ins Nichts gerichtet. Über meinem Kopf schwebte die zerbrechliche Glaskugel, an Ort und Stelle gehalten von unsichtbaren Kräften. Ich atmete. Langsam, sehr langsam. Bei jedem Ausatmen erfolgte auch eine kleine Veränderung. Nach oben, nach unten, nach links oder rechts. Dreh dich, sagte ich der Kugel, und sie drehte sich und glitzerte im Kerzenlicht. Steh still. Und jetzt kreise um meinen Kopf. Meine Augen folgten der gleichmäßigen Bewegung nicht. Ich musste die Kugel nicht sehen, um zu wissen, dass sie mir gehorchte. Halt. Und nun abwärts. Eine winzige Pause, dann der Fall; die Kugel fegte glitzernd vor mir nach unten, schoss auf ihre Zerstörung zu. Halt. Sie verharrte eine Handspanne oberhalb des Steinbodens und wartete. Ich blinzelte und beugte mich vor, um sie hochzuheben.

Vater nickte ernst. »Deine Kontrolle wird besser. Diese Tricks sind relativ einfach, aber um es wirklich gut zu machen, braucht es Disziplin. Ich bin mit deinen Fortschritten sehr zufrieden, Fainne.«

»Danke.« Solches Lob war selten. Für gewöhnlich nahm er einfach nur zur Kenntnis, dass ich etwas gemeistert hatte, und wandte sich dann der nächsten Aufgabe zu.

»Kein Grund zur Selbstzufriedenheit.«

»Nein, Vater.«

»Du solltest dich nun einem herausfordernderen Zweig unseres Handwerks zuwenden. Dafür musst du neue Reserven in dir selbst finden. Es kann sehr anstrengend sein. Ruhe dich ein paar Tage aus. Wir beginnen zu Imbolc. Was könnte ein angemessenerer Zeitpunkt sein?« Sein Ton war bitter.

»Ja, Vater.« Ich fragte ihn nicht, wie er das gemeint hatte. Ich wusste, dass er meine Mutter beim Brighidsfest kennengelernt hatte. Nicht, dass er je von ihr gesprochen hätte, jedenfalls nicht freiwillig. Diese Geschichte war gut in ihm verborgen, und er war ein meisterhafter Hüter seiner Geheimnisse. Das wenige, was ich wusste, hatte ich mir im Lauf der Jahre mühsam zusammensuchen müssen. Einmal hatte Peg, Darraghs Mutter, eine Bemerkung gemacht, als ich unter den Bäumen des Lagers auf Darragh wartete und sie mich nicht bemerkt hatte.

»Sie war sehr schön«, sagte Peg zu ihrer Freundin Molly. Die beiden saßen in der Morgensonne, und ihre Finger bewegten sich rasch und geschickt, als sie ihre kunstvollen Körbe flochten. »Groß und schlank, mit diesem hellen, kupferfarbenen Haar, das ihr über den Rücken fiel. Sie sah aus wie eine Fee. Aber sie war immer … sie war ein wenig seltsam, wenn du weißt, was ich meine. Er wachte über sie wie ein Wolf über seine Jungen, aber er konnte nicht verhindern, was geschehen ist. Man konnte es in ihren Augen sehen, gleich von Anfang an.«

»Mhm«, hatte Molly erwidert. »Das Mädchen schlägt also dem Vater nach. Seltsames kleines Ding.«

»Sie kann nichts dafür, was sie ist«, sagte Peg.

Und ich erinnere mich an einen anderen Sommertag, als es besonders warm gewesen war und Darragh schließlich ungeduldig wurde, weil ich mich stets weigerte, auch nur in die Nähe des Wassers zu gehen.

»Warum lässt du dir nicht von mir beibringen, wie man schwimmt?«, fragte er mich. »Ist es wegen ihr? Wegen dem, was mit ihr passiert ist?«

»Was denn?«, fragte ich. »Wovon redest du?«

»Du weißt schon. Deine Mutter. Weil sie – na ja, wegen dem, was sie getan hat. Das sagen sie jedenfalls. Dass du vor dem Wasser Angst hast, weil sie von der Honigwabe gesprungen ist und sich ertränkt hat.«

»Selbstverständlich nicht«, erwiderte ich und schluckte angestrengt. »Ich will einfach nicht, das ist alles.«

Wie hätte er wissen können, dass mir bis zu diesem Augenblick nie jemand gesagt hatte, wie sie gestorben war?

Ich versuchte, eine Erinnerung an Mutter zutage zu fördern, versuchte, mir die schöne Frau vorzustellen, die Peg beschrieben hatte, aber nichts geschah. Ich konnte mich nur an Vater erinnern und an die Honigwabe. Etwas war damals geschehen, vor langer Zeit, etwas, das meiner Mutter Schaden zugefügt und meinen Vater verletzt und die Wege für uns alle auf eine Weise vorgezeichnet hatte, der wir nicht entgehen konnten. Vater hatte mir die Geschichte nie erzählt. Dennoch, in allem, was er mich lehrte, lag auch eine verborgene Lektion.

 

»Es ist Zeit zu beginnen«, sagte Vater und betrachtete mich mit strengem Blick. »Das hier wird schwierige Arbeit sein, Fainne. Es könnte notwendig werden, in diesem Sommer deine Freiheit einzuschränken.«

»Ich – ja, Vater.«

»Gut.« Er nickte. »Stell dich hier neben mich. Sieh in den Spiegel. Beobachte mein Gesicht.«

Die Oberfläche war aus Bronze, poliert zu einem hellen Schein. Unsere Abbilder erschienen Seite an Seite; das gleiche Gesicht mit subtilen Unterschieden. Die dunkelroten Locken, die Augen dunkel wie reife Beeren, die helle Haut. Mein Vater sah recht gut aus, wenn auch seine Miene ein wenig abweisend war. Mein Gesicht war das eines Kindes, ungeformt, schlicht, ein kleines, rundes Gesicht. Ich betrachtete mein Spiegelbild mürrisch und schaute dann wieder das Abbild meines Vaters an. Und hielt den Atem an.

Das Gesicht meines Vaters veränderte sich. Die Nase bog sich ein wenig mehr, das dunkelrote Haar war nun von Weiß durchzogen, die Haut runzlig und fleckig wie ein alter Apfel, der zu lange in der Vorratskammer gelegen hatte. Verblüfft starrte ich ihn an. Er hob eine Hand, und es war die Hand eines alten Mannes, verkrümmt und mager und mit Fingernägeln, die wie die Klauen eines wilden Tiers aussahen. Ich konnte meinen Blick von diesem Bild nicht losreißen.

»Und jetzt sieh mich an«, sagte er leise, und die Stimme war seine eigene. Ich zwang mich, seitwärts zu schauen, obwohl sich mir bei dem Gedanken, dass der Mann, der nun neben mir stand, diese faltige Hülse meines schönen, aufrechten Vaters sein könnte, das Herz zusammenzog. Und da war er, sah genau so aus wie immer, den Blick auf mich gerichtet, das Haar immer noch lockig und dunkelrot. Ich wandte mich wieder dem Spiegel zu.

Abermals veränderte sich das Gesicht. Es flackerte einen Augenblick und wurde dann wieder ruhiger. Diesmal war der Unterschied subtiler. Das Haar war ein wenig heller, ein wenig glatter. Die Augen waren dunkelblau, nicht von diesem ungewöhnlichen dunklen Rotbraun wie meine und die meines Vaters. Die Schultern waren etwas breiter, Nase und Kinn ein wenig kantiger als zuvor. Es war immer noch mein Vater, und dennoch war es ein anderer Mann.

»Diesmal«, sagte er, »wirst du, wenn du dich vom Spiegel abwendest, sehen, was ich dich sehen lassen will. Hab keine Angst, Fainne. Ich bin immer noch ich selbst. Das hier ist ein Zauber, mit dem wir uns zu bestimmten Zwecken umhüllen können. Es ist ein machtvolles Werkzeug, wenn man es geschickt einsetzt. Es geht nicht so sehr darum, das eigene Aussehen zu ändern, sondern die Wahrnehmung der anderen. Die Technik muss mit größter Vorsicht angewandt werden.«

Als ich diesmal hinsah, war der Mann an meiner Seite der Mann im Spiegel; mein Vater und doch nicht mein Vater. Ich blinzelte, aber er blieb so. Mein Herz schlug heftig, und meine Hände waren kalt.

»Gut«, sagte Vater leise. »Atme langsam und gleichmäßig, wie ich es dir gezeigt habe. Schieb deine Angst beiseite. Diese Fähigkeit wirst du nicht an einem Tag oder in einer Jahreszeit oder einem Jahr erlernen. Du wirst sehr schwer daran arbeiten müssen.«

»Warum hast du mich dann nicht schon früher damit anfangen lassen?«, brachte ich hervor, immer noch zutiefst beunruhigt, ihn so verändert zu sehen. Es wäre beinahe leichter gewesen, wenn er sich in einen Hund verwandelt hätte, oder in ein Pferd oder sogar in einen kleinen Drachen, aber nicht das hier – diese nicht ganz richtige Version seiner selbst.

»Zuvor warst du zu jung. Jetzt hast du das richtige Alter. Und nun komm.« Und plötzlich war er wieder er selbst. Es geschah so schnell wie ein Fingerschnippen. »Ein Schritt nach dem anderen. Benutze den Spiegel. Wir fangen mit den Augen an. Konzentriere dich, Fainne. Atme aus dem Bauch. Sieh in den Spiegel. Schau den Punkt zwischen deinen Brauen an. Gut. Und nun zwinge deinen Körper, ganz ruhig zu sein … schiebe dein Bewusstsein darüber, dass die Zeit vergeht, beiseite … Ich werde dir ein paar Worte geben, die du zunächst benutzen kannst. Mit der Zeit wirst du lernen, auch ohne den Spiegel und ohne die Rezitation zu arbeiten.«

Bis der Abend kam, war ich erschöpft. Mein Kopf war so leer wie ein trockener Kürbis, mein Körper kalt und feucht vom Schweiß. Wir setzten uns einander gegenüber auf den Steinboden und ruhten uns aus.

»Woher soll ich wissen«, fragte ich ihn, »ob das, was ich sehe, Wirklichkeit ist oder ein Bild? Woher soll ich wissen, dass die Art, wie ich dich bisher gesehen habe, die wahre ist? Du könntest ein hässlicher, verhutzelter alter Mann sein, der sich durch Zauber verändert hat.«

Vater nickte ernst. »Das kannst du nicht wissen.«

»Aber –«

»Wenn es nötig wäre, könnte einer, der unser Handwerk gut beherrscht, eine derartige Täuschung über Jahre aufrechterhalten. Einem solchen Menschen wäre es möglich, alle hinters Licht zu führen. Oder zumindest beinahe alle. Wie ich schon sagte, es ist ein machtvolles Werkzeug.«

»Beinahe alle?«

Er schwieg einen Augenblick, dann nickte er. »Es wird dir nicht gelingen, einen anderen, der unser Handwerk ebenfalls praktiziert, mit dieser Magie zu blenden. Es gibt drei Arten von Menschen, die immer dein wahres Ich hinter dem Zauber erkennen werden: Zauberer, Seher und Unschuldige. Du siehst müde aus, Fainne. Vielleicht solltest du dich jetzt ausruhen und morgen von neuem beginnen.«

»Es geht mir gut, Vater«, sagte ich, denn ich wollte ihn auf keinen Fall enttäuschen. »Ich kann wirklich noch weitermachen. Ich bin stärker, als ich aussehe.«

Vater lächelte – ein seltener Anblick. Es bewirkte eine Veränderung, die tiefer ging als alles, was der Zauber erreichen konnte; es war, als stünde plötzlich ein vollkommen anderer Mann vor mir, der Mann, der er hätte sein können, wenn das Schicksal ihn freundlicher behandelt hätte. »Manchmal vergesse ich, wie jung du bist, Tochter«, sagte er sanft. »Ich bin ein strenger Handwerksmeister, nicht wahr?«

»Nein, Vater«, sagte ich. Meine Augen brannten seltsam, wie von Tränen. »Ich bin stark genug.«

»Oh ja«, erwiderte er, nun wieder ernst. »Das bezweifle ich keinen Augenblick. Dann komm, lass uns weitermachen.«

 

Ich war zwölf Jahre alt, und für kurze Zeit war ich größer als Darragh. In diesem Sommer ließ mein Vater mich nicht oft nach draußen. Wenn er mir ein wenig Zeit gab, damit ich mich ausruhen konnte, schlich ich mich weg von der Honigwabe und den Hügel hinauf, nicht mehr ganz sicher, ob ich das überhaupt durfte, aber ich bat nicht um Erlaubnis, um Vater keine Gelegenheit zu geben, sie zu verweigern. Darragh wartete schon auf mich und übte Dudelsack spielen, aber Dan hatte ihn gut unterrichtet, und es war mehr Freude als Pflicht für ihn, noch besser zu werden. Wir erforschten keine Höhlen mehr, suchten keine Muscheln mehr am Strand und entzündeten keine kleinen Feuer mehr. Die meiste Zeit saßen wir im Schatten der stehenden Steine in einer Senke nahe dem Rand der Klippe und unterhielten uns, und dann ging ich wieder nach Hause, und der angenehme Klang des Dudelsacks wand sich hinter mir durch die Luft. Ich sagte, wir unterhielten uns, aber meistens war es so, dass Darragh redete und ich zuhörte, zufrieden damit, still neben ihm zu sitzen. Und worüber hätte ich auch schon sprechen können? Die Dinge, mit denen ich mich beschäftigte, waren geheim. Und Darraghs Welt wurde mir immer fremder, so etwas wie ein aufregender Traum, der niemals Wahrheit werden würde.

»Warum bringt er dich nicht zurück nach Sevenwaters?«, fragte Darragh eines Tages ein wenig unvorsichtig. »Wir sind ein- oder zweimal dort gewesen. Eine Tante von meinem Vater wohnt immer noch dort. Du hast da viele Verwandte: Onkel, Tanten, Unmengen Cousinen. Sie werden dich mit offenen Armen willkommen heißen, daran zweifle ich nicht.«

»Warum sollte er das tun?« Ich starrte ihn wütend an, denn ich mochte es nicht, wenn jemand Vater kritisierte, wie indirekt das auch immer geschehen mochte.

»Weil …« Darragh schien nach Worten zu suchen. »Weil … nun, so ist es nun mal mit Familien. Man wächst zusammen auf, tut Dinge zusammen, man lernt voneinander und passt aufeinander auf, und … und …«

»Ich habe meinen Vater. Er hat mich. Wir brauchen niemanden sonst.«

»Das ist doch kein Leben«, murmelte Darragh. »Es ist kein Leben für ein Mädchen.«

»Ich bin kein Mädchen. Ich bin die Tochter eines Zauberers«, entgegnete ich und zog die Brauen hoch. »Ich brauche nicht nach Sevenwaters zu gehen. Mein Zuhause ist hier.«

»Jetzt machst du es schon wieder«, sagte Darragh einen Augenblick später.

»Was?«

»Was du immer tust, wenn du zornig bist. Deine Augen fangen an zu glühen, und dann zucken kleine Lichtblitze durch dein Haar wie winzige Flammen. Erzähl mir nicht, dass du das nicht weißt.«

»Na gut«, sagte ich und dachte, ich sollte lieber lernen, mich besser zu beherrschen.

»Na gut was?«

»Es ist ja wohl eindeutig genug, dass ich nicht einfach nur irgendein Mädchen bin. Also kannst du aufhören, meine Zukunft für mich zu planen. Das kann ich selbst tun.«

»Mhm.« Er fragte nicht nach Einzelheiten. Wir saßen eine Weile schweigend da und sahen zu, wie die Möwen über den Fischerbooten kreisten. Das Meer war schieferdunkel; es würde noch vor dem Abend einen Sturm geben. Nach einer Weile begann Darragh, mir von dem weißen Pony zu erzählen, das er aus den Hügeln mitgebracht hatte. Sein Vater wollte, dass er die Stute auf dem nächsten Pferdemarkt verkaufte, aber Darragh war nicht sicher, ob er sich von ihr losreißen konnte, denn es hatte sich ein seltenes Verständnis zwischen den beiden entwickelt. Lange bevor er mit dieser Geschichte fertig war, war ich vollkommen darin versunken und hatte ganz vergessen, dass ich böse auf ihn war.

 

Ich war vierzehn Jahre alt, und der Sommer war beinahe vorüber. Vater war zufrieden mit mir, das sah ich ihm an. Der Verwandlungszauber war schwierig, aber man konnte damit spektakuläre Ergebnisse erreichen. Mein Vater konnte sich in ein ganz anderes Wesen verwandeln: einen roten Fuchs mit glänzenden Augen oder ein seltsam geisterhaftes Geschöpf, das hauptsächlich einer etwas ausgeprägteren Rauchfahne ähnelte. Er verriet mir die Worte, die man dazu brauchte, aber er erlaubte mir nicht, es selbst zu versuchen. Es war gefährlich, wenn man es unvorsichtig anging. Die Gefahr bestand darin, dass einem die notwendige Beherrschung fehlte, um den Bann wieder rückgängig zu machen. Es bestand immer die Möglichkeit, dass man nicht wieder in die eigene Gestalt zurückkehren konnte. Außerdem, so erklärte Vater, erschöpfte eine solche Veränderung die Kraft eines Zauberers gewaltig. Je mehr sich das Abbild von der eigenen Gestalt unterschied, desto mehr Kraft musste man für Verwandlung und Rückverwandlung aufwenden. Wenn man zum Beispiel versuchte, ein wildes Seeungeheuer zu werden oder ein Adler mit rasiermesserscharfen Krallen, und dann wieder in die eigene Gestalt zurückkehrte, konnte man einige Zeit lang überhaupt keine Magie mehr wirken. Dieser Schwächezustand konnte sogar einen ganzen Tag und eine ganze Nacht dauern. In solchen Situationen war ein Zauberer am verwundbarsten.

Also verbot Vater mir, die Hauptvariationen des Banns zu versuchen, die der Verwandlung in nichtmenschliche Gestalten dienten. Aber für subtileren Gestaltwandel war ich wirklich begabt. Am Anfang war es sehr anstrengend, und ich war danach immer vollkommen ausgelaugt. Aber ich lernte, und mit der Zeit gelang es mir, die Gestalt mit nicht weniger Anstrengung zu wechseln, als ein Augenzwinkern kosten würde. Ich lernte auch besser zu verbergen, wie erschöpft ich hinterher war.

»Du musst begreifen«, erklärte Vater ernst, »dass du einfach nur die Augen der anderen täuschst. Wenn deine Verkleidung sehr subtil ist, nur eine kleine Veränderung deiner selbst, werden die Leute nicht einmal wirklich merken, dass sich etwas verändert hat. Sie werden sich bestenfalls fragen, wieso ihnen nicht schon lange aufgefallen ist, wie ungemein liebreizend du bist oder wie vertrauenswürdig du wirkst. Sie werden nicht erkennen, dass sie manipuliert wurden. Und wenn du dich dann zurückverwandelst, werden sie nicht einmal wissen, dass sie dich jemals anders gesehen haben. Eine vollkommene Veränderung ist etwas ganz anderes. So etwas muss sehr vorsichtig angegangen werden. Es kann zu Schwierigkeiten führen. Es ist immer am besten, wenn man so dicht wie möglich an der eigenen Gestalt bleibt. So kannst du dich leicht wieder zurückverwandeln und deine Kraft rasch wiedererlangen. Entschuldige mich einen Augenblick.« Er wandte sich von mir ab und unterdrückte ein Husten.

»Geht es dir nicht gut?«, fragte ich. Es war ungewöhnlich für ihn, auch nur einen Schnupfen zu haben, selbst mitten im Winter.

»Es geht mir gut, Fainne«, sagte er. »Kein Grund, dich unnötig aufzuregen. Und nun erinnere dich daran, was ich über diesen Zauber gesagt habe. Wenn du die aufwendigeren Formen benutzt, gehst du ein großes Risiko ein.«

»Aber ich bin sicher, dass ich es schaffen würde«, wandte ich ein. »Ich könnte mich in einen Vogel oder eine Schlange verwandeln. Ganz bestimmt. Darf ich es nicht wenigstens einmal versuchen?«

Vater warf mir einen Blick zu. »Sei froh«, sagte er, »dass dazu keine Notwendigkeit besteht. Glaube mir einfach, dass es gefährlich ist. Dieser Zauber ist etwas, das nur im schlimmsten Notfall angewandt werden sollte.«

Inzwischen war es nicht mehr möglich, ein paar Stunden für mich zu haben. Ich bekam den ganzen Sommer lang kaum die Sonne zu sehen, denn Vater und ich hatten dafür gesorgt, dass unsere Vorräte an Brot und Fisch und Gemüse von einem der Mädchen aus dem Fischerdorf zur Honigwabe gebracht wurden. In einer der tieferen Schluchten gab es eine Quelle, und es war Vater selbst, der mit dem Eimer loszog, um Wasser zu holen. Ich blieb drinnen und arbeitete. Ich erzog mich dazu, dass es mir nichts ausmachte. Zuerst hatte es sehr weh getan, zu wissen, dass Darragh irgendwo da oben war und auf mich warten würde. Später, als er aufgegeben hatte zu warten, schmerzte das noch mehr. Ich floh für kurze Zeit auf ein hochgelegenes Sims oberhalb des Wassers, einen geheimen Ort, der nur von innerhalb der Honigwabe aus zu erreichen war. Von diesem Aussichtspunkt aus war der gesamte Bogen der Bucht zu sehen, mit seinen Klippen und den gewaltigen Brechern auf unserer Seite bis zum westlichen Ende, wo ein Felsvorsprung die Fischerhütten und das bunte, unordentliche Lager des fahrenden Volks schützte. Man konnte sehen, wie die Jungen und Mädchen am Strand herumliefen, und ihr Lachen wurde auf dem Atem des Westwinds bis zu mir getragen, vermischt mit den Stimmen der Seevögel. Darragh war auch da unten, mitten unter ihnen. Er war im vergangenen Winter gewachsen. Sein dunkles Haar wurde ihm vom Wind aus dem Gesicht geweht, und sein Grinsen war so schief wie eh und je. Fast immer befand er sich in Gesellschaft eines Mädchens, manchmal waren es auch zwei oder drei. Eine fiel mir besonders auf, ein kleines, zierliches Mädchen mit sonnengebräunter Haut und einem langen Zopf. Wohin Darragh auch ging, sie war nicht weit entfernt, mit blitzenden Zähnen und der Hand auf der Hüfte. Ohne irgendeinen Grund hasste ich sie.

Die Jungen sprangen oft von den Felsen unterhalb der Honigwabe ins Meer, ohne zu wissen, dass ich auf dem Sims stand und sie beobachtete. Sie waren in einem Alter, in dem Jungen sich für unbesiegbar halten und jeder von ihnen ein Held ist, der alle Ungeheuer töten kann, die seinen Weg kreuzen. Das Sims, das sie sich ausgesucht hatten, war schmal und rutschig, das Meer darunter dunkel, kalt und gefährlich. Der Sprung musste genau berechnet werden, damit der Junge sich nicht der Wucht einer Welle aussetzte, die ihn gegen die zerklüfteten Felsen am Fuß der Honigwabe schmettern würde. Wieder und wieder kletterten sie zum Sims, drei oder vier von ihnen, warteten auf den richtigen Augenblick, mit bloßen Füßen auf dem Stein, die Körper nussbraun in der Sonne, während die Mädchen und die kleineren Kinder am Strand standen und schweigend und erwartungsvoll zusahen. Dann sprang einer, immer plötzlich und überraschend, ganz gleich, wie oft sie es wiederholten, in das gefährliche Wasser darunter.

Ich beobachtete sie in diesem Sommer zwei- oder dreimal. Als ich das letzte Mal zusah, entdeckte ich, wie Darragh von dem Sims stieg und höher hinaufkletterte, sich so geschickt wie eine Krabbe die Steinwand hinaufbewegte, bis zu einer Stelle, wo er nur noch einen winzigen Halt hatte, hoch über dem Sims, auf dem die anderen standen. Entsetzt hielt ich den Atem an. Er hatte doch nicht vor … sicher hatte er nicht vor …? Ich biss mir auf die Unterlippe und schmeckte salziges Blut; ich ballte die Fäuste so fest, dass mir die Nägel in die Handflächen schnitten. Dieser Narr! Wieso versuchte er so etwas? Wie konnte er nur?

Er verharrte einen Augenblick, und seine Zuschauer erstarrten ebenfalls, denn sie waren zweifellos von dem gleichen faszinierten Entsetzen erfüllt wie ich. Tief, tief drunten krachten die Brecher an die Felsen, und weit droben schrien die Möwen wie zur Warnung. Darragh hob die Arme nicht, wie es die anderen vor ihrem Sprung taten. Er beugte sich einfach vor und schoss mit dem Kopf voran nach unten, die Hände an den Seiten, tiefer und tiefer, bis er ins Wasser eintauchte wie ein Tölpel beim Fischfang; und ich sah, wie eine große Welle über die Stelle spülte, an der er verschwunden war, dann kam noch eine und noch eine, während mein Herz vor Angst laut schlug, und endlich tauchte viel näher am Strand ein glatter, dunkler Kopf aus dem Wasser auf und schwamm aufs Ufer zu, und die Jungen auf dem Sims und die Mädchen auf dem Sand jubelten, und als Darragh triefend und lachend aus dem Wasser kam, war auch sie dort, um ihn zu begrüßen und ihm ihr Schultertuch anzubieten, damit er sich damit abtrocknen konnte.

Ich konnte mich an diesem Tag nicht sonderlich gut konzentrieren, und Vater warf mir einen scharfen Blick zu, sagte aber nichts. Es war mein eigener Entschluss, danach nicht mehr hinauszugehen und weiter zuzusehen. Was Vater mich gelehrt hatte, war richtig. Ein Zauberer oder die Tochter eines Zauberers konnte nicht tun, was notwendig war, konnte die erforderliche Arbeit nicht leisten, wenn sie zuließen, dass andere Dinge ihnen in den Weg gerieten.

Es war kurz vor Lugnasad und dem Ende dieses Sommers, als Vater mir endlich seine eigene Geschichte erzählte. Wir saßen nach der Arbeit eines langen Tages am Feuer und tranken unser Bier. Zu solchen Zeiten schwiegen wir meist, beide in eigene Gedanken versunken. Ich beobachtete Vater, der in die Flammen starrte, und dachte gerade darüber nach, dass er abgenommen hatte, dass sich sein Schädel deutlich unter der Haut abzeichnete. Er war sogar noch bleicher als sonst. Es strengte ihn offenbar sehr an, mich zu unterrichten. Kein Wunder, dass er so müde aussah! Ich würde noch intensiver an mir arbeiten müssen.

»Du weißt, dass wir von einer Linie von Zauberern abstammen, Fainne«, sagte er plötzlich, als folgte er einfach seinen Gedanken.

»Ja, Vater.«

»Und du verstehst, was das bedeutet?«